[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Untertage-Vergasung von Kohle.
[0002] Es sind verschiedene Verfahren bekannt, Kohle durch Verbrennung - oxydierend - oder
Umsetzung mit Wasserstoff - hydrierend - untertage zu vergasen. Das Produktgas wird
an die Tagesoberfläche gefördert und einer wirtschaftlichen Nutzung zugeführt.
[0003] Von allgemeiner Bedeutung sind nur die sogenannten schachtlosen Verfahren, die ohne
untertägige Grubenbaue angewandt werden können.
[0004] Ein Grundprinzip der schachtlosen Untertage-Kohlevergasung besteht aus mindestens
zwei bis in das zu vergasende Flöz niedergebrachten Bohrlöchern, zwischen denen im
Flöz eine hochpermeable Verbindung hergestellt wird, die als Fließweg für die an der
Reaktion beteiligten Vergasungsmittel und Reaktionsprodukte dient und die zur Reaktion
erforderliche Oberfläche schafft. Nach Einleiten der Reaktion durch Entzünden der
Kohle wird über eine der beiden Bohrungen das Vergasungsmittel eingebracht, die Reaktionsprodukte
werden über die zweite Borhung abgesaugt.
[0005] Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die einzelnen Bohrlöcher mit Doppelrohren
auszurüsten. Die Kohle wird entzündet, Vergasungsmittel durch das Innenrohr eingeblasen
und das entstehende Gas durch den Ringraum des Doppelrohres abgezogen.
[0006] Große Schwierigkeiten bei der Untertage-Vergasung von Kohle bereitet die Herstellung
der hochpermeablen Verbindungen zwischen den einzelnen Bohrungen.
[0007] Bekannt ist, das Gebirge durch den Einsatz von Sprengmitteln aufzulockern und anschließend
die Kohle in dem so geschaffenen permeablen Bereich zu vergasen. Dieses Verfahren
weist jedoch schwerwiegende Mängel auf.
[0008] Die erzeugten Druckspannungen reichen in der Regel nicht aus, das Gebirge zu zerstören.
Die erreichten Auflockerungszonen sind somit äußerst klein. Es entsteht ein hoher
Feinstkornanteil, der die geschaffenen Fließwege schnell wieder verstopft. Die Sprengladungen
müssen relativ dicht nebeneinander plaziert werden, so daß das Verfahren nicht wirtschaftlich
angewendet werden kann.
[0009] Ziel der vorliegenden Erfindung ist es, die Sprengwirkung zu erhöhen und das Verfahren
so weiter zu entwickeln, daß es wirtschaftlich angewendet werden kann, insbesondere
auch bei der Vergasung von Steinkohlen in großen Teufen.
[0010] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß vor der ersten Sprengung in
einem vorgegebenen Abstand von Sprengladungen durch geeignete Maßnahmen initiale Freiflächen
geschaffen werden.
[0011] Die bei der Sprengung im Gebirge erzeugten Druckwellen werden an den zuvor geschaffenen
Freiflächen reflektiert und in Zugwellen umgewandelt. Im allgemeinen beträgt die Zugfestigkeit
des Gebirges nur einen Bruchteil der Druckfestigkeit, so daß die nur erzeugten Zugspannungen
ausreichen, das Gebirge zu zerstören und eine größere Zerklüftungszone zu schaffen.
Die durch Umsetzung des Sprengmittels entstehenden sogenannten Schießschwaden bauen
zusätzlich einen Gasdruck auf, der das zerklüftete Gebirge aus dem Verband in die
von den Freiflächen begrenzten Hohlräume herausschiebt.
[0012] Durch die Schaffung der initialen Freiflächen wird die Auflockerungswirkung von Sprengungen
demnach ganz wesentlich erhöht und es werden breitere Fließwege erreicht, die nicht
verstopft werden können. Infolge der flächenhaften Auflockerung der Kohle wird bei
der Vergasung ein hoher Anteil an Filtration erreicht. Es bleiben kaum unvergaste
Kohlenpfeiler stehen.
[0013] Die Stärke der Sprengladung und der Abstand der Freifläche zum Ort der Sprengung
können optimal aufeinander abgestimmt und der Kohleart sowie der Festigkeit der Kohle
angepaßt werden. Ist bei gegebener Sprengladung der Abstand der Freifläche zum Ort
der Sprengung zu groß, so findet keine ausreichende Auflockerung der Kohle statt.
[0014] Es genügt dabei, initiale Freiflächen in dem Bereich herzustellen, von dem die Vergasung
der Kohle ausgehen soll. Erst nachdem die Kohle in diesem Bereich vergast ist, werden
die Sprengladungen in den nächsten, benachbarten Bohrungen gezündet. Die Wandungen
des Bereiches, dessen Kohle bereits vergast ist, bilden nun ihrerseits Freiflächen,
an denen die Druckwellen reflektiert werden. Die Freiflächen wandern entsprechend
der Vergasungsfront mit.
[0015] Je nach Beschaffenheit der zu vergasenden Kohlen und der Eigenart der Lagerstätte
können zur Schaffung der initialen Freiflächen unterschiedliche Methoden angewandt
werden. Ein bevorzugtes Verfahren ist das Brennen von sogenannten Feuerkanälen zwischen
zwei Bohrungen oder mehreren Bohrungen einer Bohrlochreihe. Die Herstellung von abgelenkten
Bohrungen empfiehlt sich bei Flözen mittlerer Mächtigkeit in geringer Teufe. Ein weiteres
geeignetes Verfahren ist das Schneiden von Verbindungskanälen mittels Laserstrahlen.
Wegen ihres hohen Feuchtigkeitsgehaltes werden Braunkohlen verteilhaft getrocknet.
Dabei entstehen Schrumpfrisse und Spalten, die als initiale Freiflächen dienen können.
Die zur Vortrocknung benötigte Erwärmung kann durch Entzündung der Kohle oder durch
Anlegen einer elektrischen Spannung erreicht werden. Sind be- reits natürliche Risse
im Gebirge vorhanden, so können in diese Risse hochgespannte Medien eingeleitet und
so initiale Freiflächen geschaffen bzw. vergrößert werden.
[0016] Vorteilhaft werden die geschaffenen initialen Freiflächen durch Teilvergasung der
Kohle im Bereich der Freifläche, bei- spielsweise im zuvor gebrannten Feuerkanal,
erweitert, um eine optimale Sprengwirkung zu erreichen.
[0017] Im folgenden wird das erfindungsgemäße Verfahren anhand der in den Figuren schematisch
dargestellten Ausführungsbeispiele weiter erläutert. Es zeigen:
Figur 1: Die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens bei Herstellung eines Verbindungskanals
zwischen zwei benachbarten Bohrungen.
Figur 2: Die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens bei Herstellung von Verbindungskanälen
zwischen den Bohrungen einer Bohrlochreihe.
Figur 3: Die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens bei Vortrocknen der Kohle
im Bereich einer Bohrung.
[0018] Im Beispiel der Figur 1 wird zwischen zwei benachbarten Bohrungen 1 ein Verbindungskanal
2, beispielsweise durch Brennen, hergestellt und eine anschließende Teilvergasung
durchgeführt. Danach werden in vorgegebenem Abstand Sprengladungen 4 gezündet. Die
in das Gebirge eingeleiteten Druckwellen werden an den als Freiflächen 3 wirkenden
Wandungen des Verbindungskanales 2 reflektiert und lockern, nunmehr als Zugwellen
wirkend, das Gebirge in Bereichen 6 auf, in denen anschließend die Kohle vergast wird.
Die Freiflächen 3 wandern entsprechend der Vergasungsfront mit. Hat die Vergasungsfront
einen vorgegebenen Abstand zu weiteren Sprengladungen 5 erreicht, werden diese gezündet
und dadurch weitere Bereiche 7 des Gebirges aufgelockert. Auf diese Weise kann das
Flöz sukzessive vergast werden. Die Vergasungszone breitet sich dabei flächenhaft
aus.
[0019] Eine weitere Verfahrensvariante ist im Beispiel der Figur 2 erläutert. Zwischen den
Bohrungen 1 einer Bohrlochreihe 10 wird ein Verbindungskanal 2 hergestellt, dessen
Wandung Freiflächen 3 bilden. Nach der Teilvergasung zur Vergrößerung der Freiflächen
3 werden in vorgegebenem Abstand von der Bohrlochreihe 10 Sprengladungen 4 gezündet
und das Gebirge in einem streifenartigen Bereich 6 aufgelockert. Nach Einleitung der
Kohlevergasung wandert die Freifläche 3 entsprechend der Vergasungsfront in nahezu
orthogonaler Richtung vom ursprünglichen Verbindungskanal weg. Hat die Freifläche
3 den vorgegebenen Abstand zu weiteren Sprengladungen 5 erreicht, werden diese gezündet
und ein anschließender Bereich 7 des Gebirges aufgelokkert.
[0020] Im Beispiel der Figur 3 wird lediglich in einem begrenzten Bereich um ein Bohrloch
1, beispielsweise durch Trocknen der Kohle, ein Hohlraum 20 mit Freiflächen 3 geschaffen
und diese ggf. durch Teilvergasung vergrößert. Danach werden in einem vorgegeoenen
Abstand Sprengladungen 4 gezündet und so Bereiche 6 des Gebirges aufgelockert. Die
Vergasung des Kohleflözes kann dann entsprechend dem Verfahren nach Figur 1 durchgeführt
werden.
1. Verfahren zur Untertagevergasung von Kohle, wobei das Gebirge vor der Vergasung
durch Sprengungen aufgelockert wird, dadurch gekennzeichnet, daß vor der ersten Sprengung
in einem vorgegebenen Abstand von Sprengladungen (4) initiale Freiflächen (3) geschaffen
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die initialen Freiflächen
(3) durch Herstellung von Verbin- dungkanälen (2) zwischen zwei oder mehreren Bohrungen (1) geschaffen werden.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeich- net, daß die Verbindungskanäle (2) durch Brennen hergestellt werden.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeich- net, daß die Verbindungskanäle (2) mittels Laserstrahlen geschnitten werden.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindungskanäle
(2) durch abgelenkte Bohrungen hergestellt werden.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die initialen Freiflächen
(3) durch Vortrocknen der Kohle geschaffen werden.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Kohle durch Entzünden
erwärmt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Kohle durch Anlegen
einer elektrischen Spannung erwärmt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß initiale Freiflächen (3)
durch Einleiten hochgespannter Medien in natürliche vorhandene Risse des Gebirges
geschaffen werden.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß initiale
Freiflächen (3) durch Teivergasung vergrößert werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß entsprechend
dem Fortschreiten der Vergasungsfront sukzessive in vorgegebenem Abstand von der jeweiligen
Lage der Freiflächen (3) weitere Sprengladungen (5) gezündet werden.