[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Stranggiessen von mehreren Strängen, wobei
aus mindestens einem Zwischengefäss Stahl in Kokillen gegossen wird, die sich bildenden
Stränge mit gleicher Geschwindigkeit aus den Kokillen ausgezogen, gekühlt und die
Badspiegel in den Kokillen auf gewünschten Höhen gehalten werden, sowie eine Vorrichtung
zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Bei Mehrstranganlagen wird üblicherweise jedem Strang ein eigenes Treibaggregat zugeordnet,
so dass diese mit einer individuellen Strangausziehgeschwindigkeit gefahren werden
können. Um die Abstände zwischen den Strängen klein zu halten, sind Treibaggregate
mit hohlen Treibrollen bekannt geworden (DE-OS 2 702 894), durch welche Antriebswellen
für benachbarte Stränge geführt werden. Solche Treibaggregate erlauben eine jedem
Strang angepasste Ausziehgeschwindigkeit, sind aber von der Konstruktion her kompliziert
und sehr kostspielig.
[0003] Es ist weiter bekannt (DE-AS 1 254 828), Plattenkokillen bei Brammenanlagen mittels
gekühlten Zwischenwänden zu unterteilen. Durch diese Massnahme wird es möglich, auf
einer Einstrang-Brammenanlage zwei schmale Brammen oder drei Vorblöcke gleichzeitig
zu giessen. Es ist dabei notwendig, dass das Zwischengefäss mit entsprechend angeordneten
Bodenausgussdüsen versehen ist, die ihrerseits mit Verschlussorganen ausgerüstet sind.
Die in einer solchen Anlage erzeugten Stränge werden - bedingt durch die Konstruktion
der Strangführung und des Treibers - mit der gleichen Geschwindigkeit aus der Kokille
ausgezogen und in der Regel auch gemeinsam getrennt. Die Badspiegel der einzelnen
Stränge werden von Hand oder mit Badspiegelregeleinrichtungen über stopfen- oder schiebergesteuerte
Ausgussdüsen auf ihrer Sollhöhe gehalten. Das gleichzeitige Giessen mehrerer Stränge
aus einer Plattenkokille wird in der Fachsprache Zwillings- oder Drillingsguss genannt.
[0004] Der in der Praxis eingeführte Zwillingsguss wird jedoch nur zur Herstellung von schmalen
Brammen oder Vorblöcken eingesetzt. Kleine Formate wie Knüppelstränge sind bis heute
im Zwillingsguss nicht hergestellt worden. Einerseits ergeben sich in bezug auf Betriebssicherheit
Schwierigkeiten, den Badspiegel bei höheren Giessgeschwindigkeiten auf Sollhöhe zu
halten und anderseits sind kostspielige Verschluss- und Regelorgane für jeden Strang
notwendig.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum gleichzeitigen Giessen
von mehreren Strängen mit kleinem Strangabstand zu schaffen, bei welchem die gegossenen
Stränge von einem gemeinsamen Treibaggregat mit gleicher Geschwindigkeit ausgezogen
werden und das einfacher und betriebssicherer arbeitet. Im weiteren soll das Verfahren
für kleine Strangformate anwendbar und durch einfache Mittel automatisierbar sein.
Ebenfalls soll der betriebliche Kostenaufwand für die Regeleinrichtungen und deren
Unterhalt sowie der Personalaufwand für den Giessbetrieb mini- - mal sein.
[0006] Diese Aufgabe wird nach dem erfindungsgemässen Verfahren dadurch gelöst, dass die
Ausziehgeschwindigkeit in Abhängigkeit der pro Zeiteinheit in eine erste Kokille einfliessende
Referenzzuflussmenge gesteuert und die Zuflussmenge in mindestens eine weitere Kokille
in Abhängigkeit von dieser Ausziehgeschwindigkeit reguliert wird.
[0007] Diese Verfahrenslehre ergibt ein neues Steuerkonzept für das Giessen von mehreren
Strängen mit kleinem Strangabstand gemäss dem Oberbegriff, wobei das Halten der Badspiegelhöhe
eines ersten Stranges über die Strangausziehgeschwindigkeit und mindestens eines weiteren
Stranges über eine Regeleinrichtung an der Ausgussdüse erreicht wird. Eine Zuflussregelung
in die Kokille des ersten Stranges ist dabei nicht notwendig. Dies ergibt einen verminderten
betrieblichen Aufwand für Ausrüstung und Unterhalt von Regelorganen und des Personalaufwandes
für den Giessbetrieb. Zusätzlich kann auch das Halten der Badspiegelhöhe bei kleinen
Strangformaten mit hohen Giessgeschwindigkeiten im Zwillingsguss erreicht werden.
[0008] Die erfindungsgemässe Vorrichtung zeichnet sich dadurch aus, dass die Badspiegelmesseinrichtung
der ersten Kokille mit einer Regeleinrichtung für die Geschwindigkeit des gemeinsamen
Ausziehaggregates elektrisch verbunden ist und dass die Badspiegelmesseinrichtung
der weiteren Kokillen mit Regeleinrichtungen für die Zuflussmenge elektrisch verbunden
ist.
[0009] Die Ausgussdüse für die erste Kokille könnte beispielsweise noch mit einer Verschluss-
oder einer Drosseleinrichung versehen sein. Nach einem Merkmal der Erfindung ist es
j
e- doch besonders vorteilhaft, wenn die in die erste Kokille einfliessende Referenzzuflussmenge
im wesentlichen durch Form und Abmessung einer verschlusslosen Ausgussdüsenöffnung
festgelegt wird. Bei Anwendung dieses Verfahrensschrittes kann als Ausgussdüse für
die Referenzzuflussmenge eine offene Ausgussdüse ohne Regeleinrichtung verwendet werden.
Eine gewisse Regelung der Stahlzufuhrmenge kann, wenn erforderlich, durch Wahl der
Badspiegelhöhe im
Zwischengefäss erreicht werden. Eine solche Anordnung erlaubt eine wesentliche Reduktion
von Verschluss- und Regelorganen. Bei Störungen besteht die Möglichkeit, den Stahlstrahl
mit einer Ueberlaufrinne abzuleiten und in Notfällen kann die Ausgussdüse mittels
einem Kupferstopfen durch Einfrieren geschlossen werden.
[0010] Anstelle von beispielsweise Stopfen- oder Schieberverschlüssen für die Regelung des
Giessstrahles für die weiteren Kokillen, kann, nach einem weiteren Merkmal der Erfindung,
mit Vorteil der sich in der Ausgussdüse des Zwischengefässes bildende Giessstrahl
durch einschnürende elektromagnetische Felder beaufschlagt werden. Eine solche Regeleinrichtung
für die Zuflussmenge besteht aus den Giessstrahl einschnürenden elektromagnetischen
Spulen.
[0011] Alternativ kann aber auch der sich in der Ausgussdüse des Zwischengefässes bildende
Giessstrahl für die weiteren Kokillen durch einströmende Gase geregelt werden. Die
entsprechende Zuflussmengenregelung besteht dabei aus einer in die Ausgussdüse einmündenden
Gaszuführeinrichtung und einer dazugehörigen Regelung.
[0012] Die beiden genannten Regelverfahren arbeiten ohne mechanische Kraftgeräte, wie hydraulische
Zylinder, und ohne feuerfeste Teile, wie Stopfen oder Schieberplatten. Dadurch wird
der Unterhalt verbilligt und die Giesszeit pro Sequenzguss wegen fehlendem Verschleiss
an solchen feuerfesten Teilen verlängert. Im weiteren kann für die Steuerung des magnetischen
Kraftfeldes oder für die Gasmenge eine gegenüber den bekannten Stopfen- oder Schiebersteuerungen
einfachere Steuerung gewählt werden.
[0013] Werden sehr kleine Strangabschnitte gewählt, so können mit Vorteil die erste und
die weitere Kokille in einem gemeinsamen Rahmen angeordnet und dieser Rahmen mit einer
Oszillationseinrichtung verbunden werden. Die Kokillen werden dabei im Gleichlauf
oszilliert.
[0014] Erfahrungsgemäss setzen sich in Ausgussdüsen Tonerdeablagerungen ab und verkleinern
dadurch den offenen Düsenquerschnitt nach längerer Giessdauer. Bei nicht regelbaren
Ausgussdüsen für die Referenzzuflussmenge ist es vorteilhaft, wenn der Durchflussquerschnitt
dieser Ausgussdüse für die erste Kokille etwa 10 % kleiner ist als die Durchflussquerschnitte
der Ausgussdüsen für die weiteren Kokillen. Störungen, die durch ungleichmässiges
Zusetzen der Düsen für die erste oder die weiteren Kokillen entstehen könnten, werden
durch diese Massnahme vermindert.
[0015] Die Erfindung soll anhand der nachfolgend beschriebenen Beispiele erläutert werden.
Dabei zeigen:
Fig. 1 eine schematisch dargestellte Seitenansicht einer Stranggiessanlage,
Fig. 2 einen Schnitt durch eine Ausgussdüse mit elek- troillagnetischer Regeleinheit und
Fig. 3 einen Schnitt durch eine Ausgussdüse mit Gaszu- führeinrichtung als Regeleinheit.
[0016] In Fig. 1 ist ein Zwischengefäss 1 mit zwei Ausgussdüsen 2, 2' oberhalb von zwei
in einem Kokillenrahmen 4 befestigten Kokillen 3, 3' angeordnet. Jede Kokille ist
mit je einer
Badspiegelmesseinrichtung 6, 6' versehen, die in diesem Beispiel als optische Messeinrichtungen
dargestellt sind.
[0017] Es kann selbstverständlich auch jede andere Badspiegelmesseinrichtung anstelle der
optischen verwendet werden. Den Kokillen nachgeordnet ist eine Sekundärkühlzone 8
und anschliessend daran ein gemeinsamens Ausziehaggregat 10 für die beiden Stränge
9, 9'.
[0018] Die Badspiegelmesseinrichtung 6 der ersten Kokille 3 ist mit einer Steuerung 11 für
die Ausziehgeschwindigkeit des Ausziehaggregates 10 elektrisch verbunden. Bei zu grossem
Metallzufluss aus der Ausgussdüse 2 wird durch die Steuerung 11 automatisch die Ausziehgeschwindigkeit
für die beiden Stränge 9, 9' erhöht und umgekehrt. Die Badspiegelmesseinrichtung 6'
der zweiten Kokille 3' oder weiterer im Kokillenrahmen 4 angeordneten Kokillen ist
mit einer Regeleinrichtung für die Zuflussmenge aus der Ausgussdüse 2' elektrisch
verbunden.
[0019] Diese Regeleinrichtung besteht aus einer Steuerung 13 und einer Spule 15, die den
sich bildenden Giessstrahl für die Kokille 3' mittels einem einschnürenden elektromagnetischen
Feld beaufschlägt. Durch diesen Einschnüreffekt wird die durchfliessende Metallmenge
geregelt.
[0020] Das erfindungsgemässe Verfahren setzt voraus, dass die beiden Stränge 9, 9' mit der
gleichen Geschwindigkeit, d.h. von einem einzigen Ausziehaggregat 10, aus der Kokille
ausgezogen werden. Die Ausziehgeschwindigkeit wird dabei in Abhängigkeit der pro Zeiteinheit
in die erste Kokille 3 einfliessenden Referenzzuflussmenge gesteuert und die Zuflussmenge
in der weiteren Kokille 3' wird in Abhängigkeit von der Ausziehgeschwindigkeit über
die Badspiegelmesseinrichtung 6', der Steuerung 13 und der elektromagnetischen Spule
15 reguliert. Die in die erste Kokille 3 einfliessende Referenzzuflussmenge ist im
wesentlichen nur durch Form und Abmessung der verschlusslosen Ausgussdüse 2 festgelegt.
Anstelle der einen weiteren Kokille 3' können zusätzliche Kokillen vorhanden sein.
[0021] Der Durchflussquerschnitt der Ausgussdüse 2 für die Referenzzuflussmenge in die erste
Kokille 3 wird mit vorteil etwa 10 % kleiner als der Durchflussquerschnitt der Ausgussdüse
2' für die weitere Kokille 3' gewählt.
[0022] Die erste Kokille 3 und die weitere Kokille 3' sind über den Kokillenrahmen 4 mit
einer Oszillationseinrichtung 17 verbunden. Beide Kokillen 3, 3' oszillieren somit
im Gleichlauf.
[0023] Um das Angiessen auf einer solchen Stranggiessanlage zu erleichtern, ist es von Vorteil,
wenn die Badspiegelmesseinrichtungen in den Kokillen einen sehr grossen Höhenbereich
messen können und Einrichtungen vorgesehen sind, die die Steiggeschwindigkeit der
Badspiegel in den beiden Kokillen 3, 3' beim Angiessen messen und vergleichen können.
Mittels einem solchen Vergleichssignal ist es möglich, unterschiedliche Zuflussmengen
frühzeitig festzustellen und die elektromagnetische Spule 15 vor Erreichen der Sollbadspiegelhöhe
anzusteuern, um dadurch ein ströungsfreies Anfahren auch bei kleinen Formaten zu ermöglichen.
[0024] In Fig. 2 ist einer Ausgussdüse 2 eines Zwischengefässes eine Drosseleinrichtung
in Form einer elektromagnetischen Spule 21 zugeordnet. Die Spule 21 erzeugt ein Kraftfeld
mit einer Wirkrichtung 22 gegen den Giessstrahl. In Abhängigkeit der Stromstärke in
der Spule 21 verändert sich das Kraftfeld und dadurch die Ausflussmenge aus der Düse
2. Die Drosselung mit der Spule 21 ist von der maximalen Durchflussmenge her gesehen
nur in einem bestimmten Bereich wirksam. Zum Verschliessen der Düse kann in einem
Notfall ein Kupferstopfen verwendet werden.
[0025] In Fig. 3 ist eine Ausgussdüse 31 mit einer Drosseleinrichtung in Form einer Gaszuführung
32 und einer Steuerung 33 für die Gasmenge ausgestattet. Die Steuerung 33 ist ihrerseits
mit der entsprechenden Badspiegelmesseinrichtung verbunden. Durch das eingepresste
inerte Gas soll die Zuflussströmung im Einlauftrichter gestört werden, um eine Drosselung
der Zuflussmenge zu erreichen.
[0026] Anstelle der beschriebenen Drosselvorrichtungen können auch andere Drosselvorrichtungen
verwendet werden.
[0027] Die Oszillationsbewegung der Kokille kann beispielsweise durch Aufbringen einer Vibrationsbewegung
oder von Ultraschallwellen ersetzt werden.
1. Verfahren zum Stranggiessen von mehreren Strängen, wobei aus mindestens einem Zwischengefäss
(1) Stahl in Kokillen (3,3') gegossen wird, die sich bildenden Stränge (9,9') mit
gleicher Geschwindigkeit aus den Kokillen (3,3') ausgezogen, gekühlt und die Badspiegel
in den Kokillen (3,3') auf gewünschten Höhen gehalten werden, dadurch gekennzeichnet,
dass die Ausziehgeschwindigkeit in Abhängigkeit der pro Zeiteinheit in eine erste
Kokille (3) einfliessenden Referenzzuflussmenge gesteuert und die Zuflussmenge in
mindestens eine weitere Kokille (3') in Abhängigkeit von dieser Ausziehgeschwindigkeit
reguliert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die in die erste Kokille
(3) einfliessende Referenzzuflussmenge im wesentlichen durch Form und Abmessung einer
verschlusslosen Ausgussdüsenöffnung festgelegt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der sich in der
Ausgussdüse (2') des Zwischengefässes (1) bildende Giessstrahl für die weitere - Kokille
(3') durch einschnürende elektromagnetische Felder beaufschlagt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der sich in der
Ausgussdüse (2') des Zwischengefässes (1) bildende Giessstrahl für die weitere Kokille
(3') durch einströmende Gase geregelt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die erste
(3) und die weitere Kokille (3') im Gleichschritt oszilliert werden.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei
mindestens ein Zwischengefäss (1) mit mindestens zwei Ausgussdüsen (2,2') oberhalb
von mindestens zwei mit Badspiegelmesseinrichtungen (6,6') versehenen Kokillen (3,3')
angeordnet und den Kokillen (3,3') eine Sekundärkühleinrichtung (8) sowie ein Ausziehaggregat
(10) nachgeordnet sind, dadurch gekennzeichnet, dass die Badspiegelmesseinrichtung
(6) der ersten Kokille (3) mit einer Steuerung (11) für die Geschwindigkeit des gemeinsamen
Ausziehaggregates (10) elektrisch verbunden ist und dass die Badspiegelmesseinrichtung
(6') der weiteren Kokille (3') mit Regeleinrichtungen für die Zuflussmenge elektrisch
verbunden ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Regeleinrichtungen
für die Zuflussmenge aus den Giessstrahl umfassende elektromagnetischen Spulen (15,21)
bestehen.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Regeleinrichtungen
für die Zuflussmenge aus einer in die Ausgussdüse einmündenden Gaszuführeinrichtung
(32) und aus einer Steuerung (33) für die Gasmenge bestehen.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der
Durchflussquerschnitt der Ausgussdüse (2) für die Referenzzuflussmenge in die erste
Kokille (3) etwa 10% kleiner ist als die Durchflussquerschnitte der Ausgussdüsen (2',
31) für die weitere Kokille (3').
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die
erste (3) und die weitere Ko-kille (3') in einem gemeinsamen Kokillenrahmen (4) angeordnet sind und dieser Rahmen
(4) mit einer Oszillationseinrichtung (17) verbunden ist.