[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung mattierter äußerer Schichten
von photographischen Aufzeichnungsmaterialien, die der Neigung solcher Materialien
zu Kleben entgegenwirken.
[0002] Die Oberflächenschicht üblicher photographischer Silberhalogenid-Aufzeichnungsmatenalien
enthält ein hydrophiles Kolloid, z.B. Gelatine, als Bindemittel. Die Klebrigkeit derartiger
Aufzeichnungsmaterialien nimmt deshalb bei hoher Luftfeuchtigkeit vor allem bei höheren
Temperaturen zu, so daß solche Aufzeichnungsmaterialien, beispielsweise nach Verpackung
im Stapel, leicht miteinander verkleben. Diese Klebneigung zwischen verschiedenen
Teilen des Aufzeichnungsmaterials bzw. zwischen dem Aufzeichnungsmaterial und anderen
Materialien, die mit ihm in Kontakt kommen, bringt in der Kamera, bei der Herstellung,
Verarbeitung, Projektion oder Lagerung des Aufzeichnungsmaterials zahlreiche Schwierigkeiten
mit sich.
[0003] Um diese Schwierigkeiten zu beheben ist es bekannt, die Oberflächenschicht des Aufzeichnungsmaterials
durch Einarbeiten feinpulvriger anorganischer Verbindungen, wie Siliciumdioxid, Magnesiumoxid,
Titandioxid oder Calciumcarbonat, oder organischer Verbindungen, wie Polymethylmethacrylat
oder Celluloseacetat-propionat, zu mattieren und so ihre Klebrigkeit zu vermindern.
Diese "Mattierung" hat jedoch verschiedene Nachteile. So läßt sich z.B. die Oberflächenschicht
nicht homogen herstellen, da die genannten feinpulvrigen Bestandteile in der Beschichtungslösung
leicht aggregieren. Außerdem werden Aufzeichnungsmaterialien mit einer die feinpulvrigen
Materialien enthaltenden Oberflächenschicht leichter beschädigt und lassen sich schwieriger
in einer Kamera oder einem Projektor transportieren, da ihre Oberfläche wenig gleitfähig
ist. Durch die Anwesenheit der feinpulvrigen Materialien in der Oberflächenschicht
wird ferner die Transparenz des Aufzeichnungsmaterials nach der Verarbeitung verringert
und die Körnigkeit des Bildes erhöht.
[0004] Aus der DE-OS 2 758 767 ist ein photographisches lichtempfindliches Material bekannt,
das eine äußere lichtempfindliche Gelatineschicht aufweist, die kolloidale Kieselsäureteilchen
einer Größe von 7 bis 120 m
/u und einen polymeren Latex enthält, dessen Teilchen 30 bis 80 m µ groß sind. Diese
Gelatineschicht verleiht dem photographischen Material eine erhöhte Bruch- und Dimensionsstabilität.
[0005] Nachteilig an einem so ausgerüsteten photographischen Material ist aber, daß die
Zusätze die Transparenz der Schichten verringern und sich insbesondere bei höheren
Feuchtigkeiten ( > 85 % r.F.) und Temperaturen um 35 bis 40°C sensitometrisch nachteilige
Kontaktflecken beim Aufrollen der Materialien nicht vermeiden lassen.
[0006] Zur Herstellung mattierend wirkender feinkörniger Materialien sind verschiedene Verfahren
bekannt. So können durch Emulsionspolymerisation Polymerisatteilchen mit einem Teilchendurchmesser
von etwa 5 bis etwa 0,01 Mikron hergestellt werden, wenn man die Menge des Emulgators
(des oberflächenaktiven Mittels), die Polymerisationstemperatur und die Rührbedingungen
in geeigneter Weise kontrolliert. Die Verfahrensweise wird z.B. von H. Reinhard, Dispersionen
synthetischer Hochpolymerer, Teil II, Seite 3 ff., Springer Verlag oder von F. Hölscher
im entsprechenden Teil I, Seite 31 ff., beschrieben. Auf diese Weise gelingt es jedoch
nicht ohne weiteres, Teilchen einheitlicher Größe von mehr als 2 Mikron herzustellen.
Durch mechanische Pulverisierung, auf die eine Klassierung nach Teilchengrößen folgt,
erhält man Polymerisatteilchen mit einer breiten Teilchengrößenverteilung, deren Form
nicht kugelförmig, sondern völlig unregelmäßig ist.
[0007] Kugelförmige Polymerisatteilchen können hergestellt werden durch Auflösen eines Polymerisats
in einem mit Wasser nicht mischbaren organischen Lösungsmittel und Versprühen der
Lösung aus einer feinen Düse in ein wäßriges Medium unter hohem Druck. Die dabei
erzielte Teilchengröße ist jedoch bei weitem nicht gleichmäßig und es ist eine Vorrichtung
mit einem großen Volumen erforderlich. Es gibt bisher ganz allgemein kein brauchbares,
wirtschaftliches Verfahren zur Herstellung von Polymerisatteilchen mit einer Teilchengröße
innerhalb des Bereiches von 1 bis 10 Mikron.
[0008] Feinteilige Polymerisatteilchen lassen sich auch durch Dispergieren herstellen. Dazu
löst man ein oder mehrere Polymerisate in einem Lösungsmittel, das in Wasser unlöslich
oder im wesentlichen damit nicht mischbar ist und einen niedrigeren Siedepunkt als
Wasser hat oder mit Wasser eine azeotrope Mischung mit einem niedrigeren Siedepunkt
als Wasser bildet. Die Polymerisatlösung wird `r in einem wäßrigen Medium als ölphase
in Form von Tröpfchen dispergiert, wobei man die Viskosität und die Oberflächenspannung
in geeigneter Weise einstellt und das Lösungsmittel aus den Tröpfchen der ölphase
entfernt unter Bildung von feinen Polymerisatteilchen. Diese Teilchen können durch
anschließende Zentrifugenabscheidung und durch Trocknen in Form eines Pulvers abgetrennt
werden (DE-OS 2 522 692).
[0009] Nachteilig an diesem Verfahren ist jedoch, daß die Teilchen beim Rührvorgang erzeugt
werden müssen also nicht präformiert vorliegen. Die Teilchengröße ist abhängig von
der Konzentration der Polymerisatlösung, dem Verhältnis zwischen der Polymerisatlösung
und dem wäßrigen Medium, der Art und Menge des hydrophilen Kolloids, der Temperatur,
Rührgeschwindigkeit und dem pH-Wert des wäßrigen Mediums. Außerdem muß das niedrigsiedende
Lösungsmittel vorsichtig abdestilliert werden um die Teilchen nicht zu zerstören.
[0010] Es ist auch möglich, kleine Teilchen auf Basis eines Suspensionspolymerisates zu
erhalten. Im allgemeinen gelangt man in Wasser zu Suspensionspolymerisaten mit einem
Teilchendurchmesser von 10-1000
/u. Es gelingt allerdings nicht, Teilchen mit dem angestrebten Durchmesser von 1 bis
10
/u in möglichst homogener Verteilung zu erhalten.
[0011] Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung von Oberflächenschichten
zu entwickeln, die die Klebrigkeit eines photographischen Materials vermindern und
deren Mattierung, insbesondere hinsichtlich des Eindrucks der Körnigkeit des photographischen
Materials, die Nachteile der bekannten Mattierungsschichten nicht anhaften.
[0012] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung mattierter äußerer Schichten
photographischer Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterialien, die in einem Bindemittel
dispergierte Polymerteilchen als Mattierungsmittel enthalten, wobei das Verfahren
dadurch gekennzeichnet ist, daß in der wäßrigen Lösung eines hydrophilen Kolloids
kugelförmige Teilchen eines im wesentlichen alternierend und äquimolekular aufgebauten
Suspensions-Copolymerisates aus Maleinsäureanhydrid und einem 1-Olefin mit 2-8 C-Atomen
mit einer Teilchengröße von 1 bis 10
/u, vorzugsweise 1,5 bis 5
/u, in einer Menge von 1 bis 15 Gew.-%, vorzugsweise 5 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das
Gewicht der Dispersion, dispergiert werden, die Dispersion auf eine oder beide Oberflächen
des photographischen Aufzeichnungsmaterials so aufgetragen wird, daß die aufgetragene
Schicht 10 bis 500 mg/m
2 der Teilchen enthält und die Schicht getrocknet wird.
[0013] Erfindungsgemäß geeignete Suspensionscopolymerisate sind zum Beispiel Copolymerisate
ais Maleinsäureanhydrid und 1-Olefinen oder Vinylaromaten, die in Gegenwart von makromolekularen
Dispergatoren in Form von feinen Pulvern mit einheitlicher Teilchengröße erhältlich
sind. Einzelheiten hierzu, insbesondere bezüglich des Herstellungsverfahrens können
der DE-OS 2 501 123 entnommen werden. Außerdem sei auf G.Sackmann und G. Kolb, Angewandte
Makromolekulare Chemie 1978, Seiten 141 bis 156 verwiesen.
[0015] Bei den gemäß der Erfindung verwendeten Copolymerisaten handelt es sich um im wesentlichen
alternierend und äquimolekular aufgebaute Suspensionscopolymerisate aus Maleinsäureanhydrid.und
1-Olefinen mit 2 bis 8 C-Atomen oder Vinylaromaten, die in Gegenwart eines Radikalbildners
bei Temperaturen von 30 bis 200°C und Drücken von 1 bis 200 bar in einem organischen
Dispersionsmedium aus 1-Olefin oder aus 1-Olefin und einem gegenüber den Monomeren
inerten Lösungsmittel, welches das 1-Qlefin und den Vinylaromaten, nicht aber das
Maleinsäureanhydrid löst, in Gegenwart von 0,5 bis 50 Gew.-%, bezogen auf eingesetztes
Maleinsäureanhydrid, eines im Dispergiermedium löslichen Dispergators copolymerisiert
werden. Als Dispergatoren werden Umsetzungsprodukte von alternierend aufgebauten Copolymeren
aus Maleinsäureanhydrid und 1-Olefinen mit 2 bis 8 C-Atomen, aus Maleinsäureanhydrid
und Vinylestern, aus Maleinsäureanhydrid und Vinylethern, aus Maleinsäureanhydrid
und Vinylaromaten mit mindestens einem primären, aliphatischen, gesättigten oder monoolefinisch
ungesättigten, linearen oder verzweigten einwertigen Alkohol mit 6 bis 22 C-Atomen
oder mit mindestens einem primären oder sekundären, aliphatischen, gesättigten, linearen
oder verzweigten Monoamin mit 6 bis 22 C-Atomen oder deren Mischungen eingesetzt.
[0016] Als 1-Olefine, die zur Herstellung der alternierend aufgebauten Copolymerisate mit
Maleinsäureanhydrid verwendet werden können, kommen folgende in Frage: Ethylen, Propylen,
Butylen, Isobutylen, Hexen-1, Diisobutylen (2,4,4-Trimethylpenten-1). Als Vinylaromaten
seien genannt: Styrol und α-Methylstyrol.
[0017] Es können aber auch Mischungen der 1-Olefine untereinander sowie Mischungen aus 1-Olefinen
und Vinylaromaten verwendet werden.
[0018] Mit Hilfe dieses Copolymerisationsverfahrens erhält man gut filtrierbare Copolymerisatpulver,
die im wesentlichen aus diskreten Kugeln mit Teilchendurchmessern zwischen 1 und 10
.um bestehen, und die eine sehr enge Teilchengrößenverteilung besitzen. Die Größe der
entstehenden Teilchen und ihre Größenverteilung kann dabei sowohl durch die Art als
auch durch die Menge des eingesetzten Dispergators gesteuert werden, wobei sich besonders
die Menge als Steuerungsmittel eignet. So nimmt der mittlere Teilchendurchmesser der
Copolymerisatteilchen mit steigender Dispergatormenge ab, wobei gleichzeitig die Einheitlichkeit
zunimmt. So beträgt z.B. der mittlere Teilchendurchmesser eines Suspensionscopolymerisats
aus Maleinsäureanhydrid und Diisobutylen, das mit 3 Gew.-% - bezogen auf die Summe
der im Molverhältnis 1:1 copolymerisierenden Monomeren - Dispergator hergestellt wurde,
ca. 10
/um während beim Einsatz von 10 Gew.-% Dispergator Teilchengrößen von ca. 3 µm und
beim Einsatz von 20 Gew.-% Teilchendurchmesser von ca. 2
/um erhalten werden. Parallel zur ansteigenden Dispergatormenge nimmt die Einheitlichkeit
der Teilchengrößenverteilung zu: mit 3 Gew.-% Dispergator ergeben sich relativ uneinheitliche
Teilchengrößen, mit 10 Gew. % weitgehend einheitliche Teilchengrößen mit geringen
Unterschieden und mit 20 Gew.-% vollkommen einheitliche Teilchengrößen. Die Einheitlichkeit
der Teilchengrößen kann außerdem noch durch zusätzliche technische Maßnahmen bei der
Copolymerisatherstellung, wie z.B. die Form des verwendeten Rührers oder die Rührgeschwindigkeit,
beeinflußt werden
[0019] Es ist natürlich auch möglich, durch dieses Verfahren Teilchengrößen bzw. Teilchengrößenverteilungen
einzustellen, die außerhalb der für den Einsatz für photographische Aufzeichnungsmaterialien
gewünschten Größenordnung von 1 bis 10
/um liegen. Die erhaltenen Teilchen sind rückstandsfrei und können ohne weitere Mahl-und
Siebvorgänge eingesetzt werden.
[0020] Die Copolymerisate sind alternierend und äquimolekular aufgebaut und besitzen Polymerisationsgrade
zwischen 20 und 1000, bevorzugt jedoch zwischen 50 und 300, entsprechend Molgewichten
von etwa 4000 bis 2
00 0
00, vorzugsweise von 10 000 bis 60 000, bestimmt durch Membranosmometrie. Die bevorzugten
Copolymerisate besitzen Intrinsic Viskositäten von 0,05 bis 0,70 dl/g, gemessen in
Dimethylformamid (DMF) bei 25°
C.
[0021] Die experimentelle Herstellung der erfindungsgemäßen Copolymerisate sei am Beispiel
des Copolymerisates 3 beschrieben:
In einem 2-1-Dreihalskolben, der mit Rührer, Thermometer,'Rückflußkühler, Tropftrichter sowie einer Vorrichtung zur Einleitung von Stickstoff
ausgerüstet ist, wird folgendes Reaktionsgemisch vorgelegt:

[0022] Unter Überleiten eines schwachen Stickstoffstromes und Rühren (220 U/min) wird die
Mischung auf 75°C erhitzt. Danach werden 25 Vol.-% folgender Initiatorlösung (I) zugegeben:

[0023] Nun wird die Temperatur innerhalb von einer Stunde auf 90
0C angehoben und der Rest von (I) innerhalb einer weiteren Stunde zugetropft.
[0024] Nach beendeter Initiatorzugabe wird noch sechs Stunden bei 90°C gerührt. Danach wird
auf Raumtemperatur abgekühlt, die entstandene feinteilige Copolymersuspension auf
dem Filter abgesaugt, mit frischem Diisobutylen nachgewaschen und im Vakuumtrockenschrank
bei 70°C bis zur Gewichtskonstanz getrocknet.
[0025] Ausbeute: 654 g (≙ 99,5 % der Theorie).
[0026] Die Copolymerisate 1,2 und 4 wurden auf analoge Weise, jedoch mit unterschiedlichen
Dispergatormengen, hergestellt:
Copolymerisat 1: 155,33 g Dispergator
Copolymerisat 2: 310,65 g Dispergator
Copolymerisat 4: 150,88 g Dispergator
[0027] Zur Bestimmung der Teilchengröße werden die Copolymerisatpulver in einem Wasser:Glycerin-Gemisch
(1:1) aufgeschlämmt und mit einem Lichtmikroskop mit Phasenkontrasteinrichtung bei
1000-facher Vergrößerung ausgezählt und vermessen.
[0028] Die Pulver werden in einem 2. Arbeitsgang in wäßrigen Lösungen von hydrophilen Kolloiden
mit beliebigen Netzmitteln verteilt. Als hydrophile Kolloide können dabei z.B. folgende
Verbindungen dienen: Proteine, wie Gelatine,.Gelatinederivate, z.B. acetylierte Gelatine,
Phthaloyl-Gelatine oder Succinyl-Gelatine, Albumin, Kasein, Gummi-arabicum, Agar-Agar,
Alginsäure, Cellulosederivate z.B. Alkylester von Carboxymethylcellulose, vorzugsweise
die Methyl-oder Äthylester, Hydroxyäthylcellulose, Carboxymethylcellulose und dgl.
synthetische Polymerisate z.B. Polyvinylalkohol, Polyvinylpyrrolidon, Polyacrylamid,
Salze von Polyacrylsäure, Salze von Polymethacrylsäure, Salze von Polymaleinsäure,
Salze von Polystyrolsulfonsäure, vorzugsweise die Natrium- oder Kaliumsalze sowie
Mischpolymerisate die mindestens eines der Monomeren der oben angegebenen Polymerisate
enthalten. Unter diesen hydrophilen Kolloiden haben amphotere polymere Elektrolyte,
wie Gelatine, Gelatinederivate, Kasein und andere Eiweißverbindungen, eine besonders
ausgeprägte Wirkung. Sie können auch einzeln oder in Form einer Kombination verwendet
werden. Zu bevorzugten Kolloiden gehören Gelatine, Gelatinederivate, Kasein und andere
Eiweißverbindungen. Das Kolloid wird zweckmäßig in einer Menge von etwa 1 bis etwa
15 Gew.-%, vorzugsweise in einer Menge von 5 bis 10 Gew.-%, jeweils bezogen auf das
Gewicht der Dispersion, verwendet.
[0029] Es werden in der Regel 0,1 bis 1 Gew.-% oberflächenaktive Mittel, bezogen auf das
Gewicht des Wassers, als Dispergierhilfsmittel verwendet. Zu Beispielen für geeignete
oberflächenaktive Mittel gehören Saponin und andere Verbindungen natürlichen Ursprungs,
nichtionische oberflächenaktive Mittel, wie Alkylenoxid, Glycerinverbindungen wie
Monoglyceride, Glycidolverbindungen und dgl., anionische oberflächenaktive Mittel
mit einer oder mehreren Säuregruppen, wie z.B. einer oder mehreren Carbonsäure-, Sulfonsäure-,
Phosphorsäure-, Sulfonsäureester- oder Phosphorsäureester-Gruppen und dgl. Besonders
geeignete oberflächenaktive Mittel werden in den US-Patentschriften 2 271 623, 2 240
472, 2 288 226, 2 676 122, 2 676 924, 2 676 975, 2 691 566, 2 721 860, 2 730 498,
2 742 379, 2 739 891, 3 068 101, 3 158 484, 3 201 253, 3 210 191, 3 294 540, 3 415
649, 3 441 413, 3 442 654, 3 475 174 und 3 545 974, in der deutschen Offenlegunsschrift
1 942 665 und in den britischen Patentschriften 1 077 317 und 1 198 450 sowie in "Kaimen
Kassei Zai no Gosei to Sono Ohyo" (Synthesis and Application of Surface Active Agent)
von Ryohei Oda et al (publiziert von Maki Publishing Co, 1964), "Surface Active Agents"
von J.W. Perry and A.M. Schwartz (publiziert von Interscience Publications Inc., 1958),
"Encyclopedia of Surface Active Agents", Band 2, von J.P, Sisley (publiziert von Chemical
Publishing Co., 1964) "Kaimen Kassei Zai Binran (Surfactants Encyclopedia)", 6. Auflage
(publiziert von Sangyo Tosho Co., 20. Dez. 1966) und dgl., beschrieben. Auch fluorhaltige
Netzmittel wie sie beispielsweise in der DE-OS 1 961 638 beschrieben-werden, sind
einsetzbar.
[0030] Diese oberflächenaktive Mittel können ebenfalls allein oder in Form von Kombinationen
verwendet werden und besonders geeignete Verbindungen sind solche mit einer S0
3M-Gruppe, wie z.B. Sulfonatester von gewöhnlichen Alkoholen der allgemeinen Formel
R-O-S0
3M oder R-(OCH
2CH
2)
n CS0
3M (worin R eine Alkylgruppe mit 8 bis 30 Kohlenstoffatomen, M eine Alkalimetall- oder
Ammoniumion und n eine positive ganze Zahl von bis zu 20 bedeuten) und Alkylbenzolsulfonsäureverbindungen
mit der allgemeinen Formel

[0031] Worin R' Wasserstoff oder eine Alkylgruppe mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen, R" eine
Alkylgruppe mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen, M ein Alkalimetall- oder Ammoniumion,
m eine positive ganze Zahl von 0 bis 20 und n die Zahl 3 oder 4 bedeuten.
[0032] Die erhaltenen Dispersionen von Copolymerisaten mit der Teilchengröße 1-10µ, vorzugsweise
1,5-5µ, fallen jeweils zu 70-80 % in gleicher Größe bzw. als Teilchen mit gleichem
Korndurchmesser an. Nur 20-30 % der Teilchen haben einen größeren oder kleineren Teilchendurchmesser.
[0033] Die Dispersionen können entweder direkt den photographischen Gießlösungen für die
oberste Schutzschicht zugesetzt werden oder die Teilchen können in Form von Pasten
als fester Rückstand durch Zentrifugieren isoliert werden. Man erhält auf diese Weise
sogenannte "Instant-Mattierungsmittel", d.h. Mattierungsmittel die in jede beliebige
photographische Gießlösung ohne Dispergierhilfsmittel-eingerührt werden können. Die
Verbindungen sind photographisch inert und verändern die Körnigkeit des Aufzeichnungsmaterials
nicht, wenn man sie in der geeigneten Menge von ca. 500-100 mg/m
2 Oberfläche einsetzt.
[0034] Die durch das Verfahren der Erfindung erreichte vorteilhafte Mattierungswirkung kann
dadurch weiter verbessert werden, daß man der Mattierungsdispersion, bevor man sie
auf die Oberfläche des photographischen Materials aufträgt, kolloide Kieselsäure in
Form eines Hydrosols zusetzt. Gute Ergebnisse erhält man mit handelsüblichen Hydrosolen
einer Teilchengröße von 1 bis 150 nm, die der Mattierungsdispersion in Mengen von
0,5 bis 2 Gewichtsteilen, bezogen auf 1 Gewichtsteil des hydrophilen Kolloids zugesetzt
werden. Die mit dem Hydrosol eingebrachten Kieselsäureteilchen unterscheiden sich
von den Copolymerteilchen der Erfindung um Größenordnungen und sind somit an deren
spezifischer Wirkung nicht beteiligt. Der Anteil der Kieselsäureteilchen an der Gesamtwirkung
besteht lediglich darin, daß diese die ohnehin nur geringe Neigung der.nach dem Verfahren
der Erfindung hergestellten Oberflächenschichten zur Ausbildung von Glanzstellen oder
Farbflecken weiter unterdrücken.
[0035] Die zur Herstellung der Oberflächenschichten erfindungsgemäß verwendeten Gießzusammensetzungen
können gewünschtenfalls weitere Zusätze enthalten, die auf den erfindungsgemäßen Mattierungseffekt
keinen Einfluß nehmen. Als Beispiele seien genannt: sehr feinkörnige (Ø <0,1 µ) Latices
von harten Polymerisaten wie Polystyrol, Polymethylmethacrylat. Weiter sehr feinkörnige
(Teilchendurchmesser <0,1/u) Latices von weichen Homo- und Copolymerisaten wie Polyethylacrylat,
Polyacrylsäurebutylester-Ethylacrylat oder Latices von Polyether oder Polyesterpolyurethanen,
wie sie in der Zeitschrift Research dischlosure, Dez. 1978, Industrial Opportunities
Ltd. Hampshire, UK, Seite 27 (XII A) beschrieben wurden. Auch leitfähigkeitserhöhende
Verbindungen wie in "Research Disclosure", Dez. 1978, Seite 27 (XIII A) beschrieben.
Schließlich Härtungsmittel wie sie in "Research Disclosure", Dez. 1978, Seite 26 unter
(X.) angegeben werden und Begießhilfsmit
tel wie beschrieben in "Research Disclosure", Dez. 1978, Seite 26 unter (XI).
[0036] Die erfindungsgemäß verwendeten Verbindungen lassen sich mit Vorteil in den Schutz-
oder Oberflächenschichten von photographischen Schwarz-Weiß-Materialien, von Colormaterialien
und in den sogenannten Non-Curling Schichten von Roll und Kleinbildfilmen oder Planfilmen
einsetzen.
[0037] Die folgenden Beispiele dienen der Erläuterung der Erfindung.
Beispiel
[0038] In einem 3 1-Becherglas wurden 1900 ml Wasser vorgelegt. Dazu wurden unter Rühren
100 g Gelatine (alkalisch ge- äschert) gegeben. Man quillt die Gelatine dann 30',
worauf sie unter Rühren bei 40
0C aufgeschmolzen wurde. Dazu gab man eine Aufschlämmung von 20 g Mattierungsmaterial
in einer Lösung von 0,2 g des Netzmittels

in 120 ml Ethanol und behandelte die Mischung in einem Hochdruck-Homogenisator. Die
Dispersion wurde unter geringem Druck durch ein Gazefilter abgesaugt. Die Dispersion
kann nun entweder direkt der Schutzschichtgießlösung zugesetzt werden oder durch Zentrifugieren
in eine Paste mit 50-60 % Wassergehalt überführt werden. Die Dispersion enthielt ca.
5 Gew.-% Gelatine und 1 Gew.-% Copolymerisat.
[0039] Die Dispersionen wurden Proben einer Gießlösung für eine Schutzschicht für einen
Colornegativfilm zugesetzt. Die Gießlösungen hatten folgende Zusammensetzung:
Gießlösung:
400 g wäßrige Gelatinelösung 15 %ig
2800 g Wasser (entsalzt)
80 g Netzmittel der Formel

4 %ig in Wasser
4 g polymeres Mattierungsmittel wie unten angegeben 2000 g einer 10 Gew.-%igen wäßrigen
Lösung des Härtungsmittels der Formel

Naßauftrag: 50 g/m2; pH 6,5-7,0
[0040] Obiger Rezeptur entsprechend wurden folgende Gießlösungen hergestellt:

[0041] Außerdem wurden als Vergleichsproben Gießlösungen mit folgenden nicht erfindungsgemäßen
bekannten Mattierungsmitteln hergestellt:

[0042] Die Gießlösungen wurden mit einer Gießmaschine auf einen ungehärteten Colornegativfilm
als oberste Schutzschicht aufgetragen (Naßauftrag 50 g Lösung pro m
2) und die Schicht bei 25
0C und 60 % rel. Luftfeuchtigkeit getrocknet. Die Schutzschichten bildeten eine Trockenschicht
von 0,6-0,7 g/m
2.
[0043] Der verwendete Colornegativfilm hatte einen konventionellen Aufbau. Auf eine Cellulosetriacetunterlage
wurden nacheinander eine rotsensibilisierte Silberhalogenidschicht mit emulgierter
Blaugrün-Farbkomponente, eine Zwischenschicht, eine grünsensibilisierte Silberhalogenidschicht
mit einer Purpurkomponente, eine Gelbfilterschicht und eine blausensibilisierte gelbkomponentenhaltige
Silberhalogenidschicht aufgetragen.
[0044] Die Zwischenschichten bestanden aus Gelatine und einem Gießhilfsmittel, die Gelbfilterschicht
enthielt außerdem gelbes kolloidales Silber. Die Schichtdicken der halogensilberhaltigen
Schichten lagen zwischen 5- und 6
/u, die der Zwischenschicht bei 1-2µ. Der Film wurde ohne Härtungsmittel gegossen und
durch die Überschichtung mit der obersten Schutzschichtlösung gehärtet.
[0045] Die Farbkomponenten und Gießhilfsmittel sind in der folgenden Tabelle enthalten

[0046] Die Proben A bis M wurden nach der Trocknung in folgender Weise geprüft:
Prüfung 1: Glanzstellen
[0047] Die Proben wurden in 5 cm
2 große Stücke geschnitten und 2 Tage bei 30°C und 90 % Luftfeuchtigkeit konditioniert.
Die Proben wurden dann jeweils Schichtseite gegen Rückseite einen Tag lang unter Druck
gelagert. Dann wurden die Proben auseinandergerissen und die Größe der verklebten
Oberfläche abgeschätzt (Blanke Stellen in der Oberfläche).
Prüfung 2: Patronenauszug
[0048] Ein Film von 35 mm Breite und 125 cm Länqe wurde in eine Filmpatrone eingespult und
7 Tage bei 90 % r.F und 35
0C gelagert. Anschließend wurden die Auszugskraft (p) beim Herausziehen des Filmes
aus der Patrone bestimmt und registriert. In der nachstehenden Tabelle wird jeweils
der Maximalwert angegeben. Für die Praxis soll die Auszugskraft nicht höher als 300
p sein.
Prüfung 3: Gelbfleckentest
[0049] Der nach Prüfung 2 gelagerte Film wurde photographisch entwickelt und auf sichtbare
Fehler geprüft, die durch Lagerung, Druck und Feuchte entstanden sind. Die Zahl und
Größe der unterschiedlich großen farbigen Flecken wurde in % bezogen auf die geprüfte
Fläche bewertet. Ein Film mit einer geeigneten Schutzschicht soll weniger als 5 %
Gelbflecken zeigen.
Prüfung 4: Körnigkeit
[0050] Die Körnigkeit eines photographischen Bildes wurde durch das entwickelte Farbkorn
sowie durch Dispersionen und Mattierungsmittel vor allem in den obersten Schichten
verursacht. Sie wurde durch Bestimmung des

-D-Wertes mit einer 29
/u Lochblende bestimmt wie dies von J.H. Altmann in Appl. Optics, Volum 3, (1964) Seiten
35-38 beschrieben wird. Die Körnigkeit von 1,8 ist ein in der Photographie angestrebter
Wert.

[0051] Die in der vorhergehenden Tabelle zusammengestellten Ergebnisse zeigen die insgesamt
vorteilhaften Eigenschaften der Mattierungsteilchen der Erfindung. Zwar erreichen
einige der Vergleichsproben in einzelnen Prüfungen Ergebnisse, die denen der erfindungsgemäßen
Mattierungsproben vergleichbar sind, jedoch liefern allein die erfindungsgemäßen Proben
gleichbleibend günstige Ergebnisse durch alle Tests hindurch, einschließlich, und
dies ist bemerkenswert, des Körnigkeitstestes.
[0052] Der Anteil der größeren Teilchen in Dispersionen mit einem hohen Größenverteilungsspektrum
macht sich besonders bei Prüfung 4 bemerkbar. Alle Vergleichsdispersionen zeigen in
dieser Untersuchung eine höhere Körnigkeit. Diese wirkt sich in der photographischen
Praxis höchst störend aus.
Beispiel 2
[0053] In 3 1 Bechergläsern wurden jeweils 1900 ccm Wasser vorgelegt und darin 100 g
a) sauer geäscherte Gelatine (Isoelektrischer Punkt: 9)
b) Acetylgelatine (durch Umsetzung mit 10 Gew.-% Acetanhydrid erhalten)
c) Polyvinylpyrrolidon (Molgewicht 50 000)
d) Cellulosesulfat
e) Polyacrylamid (Molgewicht 40 000) aufgelöst. Jede der Proben wird mit einer Aufschlämmung
von 20 g Copolymerisat 1 in einer Lösung von 0,2 g des Netzmittels

in 120 ml Ethanol versetzt. Dann wurden die Mischungen wie in Beispiel 1 beschrieben
behandelt. Anschließena wurden die Proben durch ein Gazefilter gegossen und zentrifugiert.
Man erhielt eine Paste, die bezogen auf 3ie Copolymerisat-Teilchen 50-60 Gew.-% enthielt.
[0054] Wie in Beispiel 1 beschrieben, wurden die Pasten einzelnen Schutzschichtgießlösungen
zugesetzt und die Gießlösungen auf die Schichtseite eines Colornegativfilms aufgetragen.
[0055] Die Schutzschichtgießlösungen hatten folgende Zusammensetzung:
400 g wäßrige Gelatinelösung 15 Gew.-%
2600 g Wasser (entsalzt)
70 g 4 gew.-%ige Lösung des Netzmittels C7F15COO⊖ (NH4)⊕
4 g polymeres Mattierungsmittel Copolymerisat 3
1000 g einer 10 gew.-%igen wäßrigen Lösung eines Umsetzungsproduktes von Taurin mit
der Verbindung C(CH2-SO2-OH=CH2)4 (1:1 Molar) als Vernetzungsmittel.
[0056] Man erhielt in allen Fällen Schutzschichten, in der die Teilchen aggregatfrei vorlagen.
Die Ergebnisse wurden durch mikroskopischen Vergleich der Proben ermittelt.
[0057] Die Prüfung der Proben auf Wirksamkeit als Abstandshalter (den glatten Kontakt zwischen
Schutzschicht und Rückseite eines in Stapel oder der Rolle darauf liegenden Materials
verhindernd) nach den in Beispiel 1 angegebenen 4 Methoden durchgeführt. Als Vergleichsprobe
F diente ein Schichtaufbau, der eine Schutzschicht ohne Copolymerisat enthielt. Die
trockenen Schutzschichten waren 0,6-0,7
/u dick. (ca. 0,6-0,7 g/m
2 Auftrag)

[0058] Probe f) enthält kein Copolymerisat 3. Die Auszugskraft (Prüfung 2) ist deshalb sehr
hoch (starke Verklebung). In der Praxis darf der Wert von 300 p nicht überschritten
werden. Die Probe ist somit unbrauchbar.
[0059] Die Ergebnisse zeigen, daß die Copolymerisat-Teilchen der Erfindung in hervorragender
Weise und unabhängig von den als Dispergiermedium verwendeten Filmbildnern als Abstandshalter
wirksam werden. Die Teilchen verhindern den Kontakt einer Emulsionsseite mit einer
Rückseite eines aufgewickelten photographischen Filmmaterials, da nämlich das erfindungsgemäße
Mattierungsmaterial zum Teil über die Oberfläche der Schutzschicht hinausragt.
[0060] Ein Vergleich der Teilchenmengen, die pro Flächeneinheit des photographischen Materials
vor und nach der Colorverarbeitung in der Schutzschicht vorhanden sind, zeigt, daß
die Teilchen im alkalischen Entwickler nicht aufgelöst wurden, d.h. die Wirkung des
Abstandshalters bleibt auch nach der Verarbeitung des Materials erhalten.
Beispiel 3
[0061] Die Wirkung der erfindungsgemäßen Copolymerisate als Abstandshalter läßt sich durch
Zusatz von kolloidaler Kieselsäure in Form von Si0
2-Hydrosolen zu der Schutzschichtzusammensetzung steigern.
[0062] Es wurden folgende Schutzschichtzusammensetzungen hergestellt:

[0063] Der pH der Lösungen betrug 6,5-7; der Naßauftrag 5
0 g/
m2.
[0064] Das Härtungsmittel entspricht der Formel

[0065] Die Schutzschichtlösungen wurden auf einen ungehärteten Colornegativfilm gegossen
und getrocknet.
[0066] Anschließend erfolgte die Prüfung wie in Beispiel 1 angegeben.

[0067] Glanzstellen und Farbflecken lassen sich durch Kombination der erfindungsgemäßen
Copolymerisate mit Kieselsol wie Probe B zeigt nahezu völlig vermeiden.