[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum gleichmäßigen Färben von Mischungen
aus Cellulosefasern und synthetischen Polyamidfasern nach einem Ausziehfärbeverfahren.
[0002] In der Praxis sind eine Reihe von Verfahren zum Färben vorstehend genannter Fasermischungen
bekannt und eingeführt. Bei niedrigen Echtheitsansprüchen werden solche Verfahren
einbadig mit Säurefarbstoffen und Direktfarbstoffen im schwach sauer gestellten oder
neutralen Färbebad durchgeführt. Bei höheren Echtheitsanforderungen muß zweibadig
oder zumindest zweistufig gefärbt werden. Dabei färbt man eine der beiden Faserarten
im ersten Bad (1. Stufe) vor und deckt die andere im zweiten Färbebad (2. Stufe) nach.
Bei zweistufigen Verfahren ist es nur in den seltensten Fällen möglich, die Farbstoffe
aus verschiedenen Farbstoffklassen von Färbebeginn an im gleichen Bad einzusetzen.
Meist ist man bei den bekannten Verfahren streng an die Reihenfolge des Farbstoffeinsatzes
gebunden um brauchbare Färbungen zu erhalten.
[0003] Solche Verfahren sind beispielsweise beschrieben in I.C.I. Technische Information
D 1406 "Färben von Textilien aus Polyamid/Cellulose-Mischungen" in Technology of Textile
Industry U.S.S.R. 1971 No. 1, Seite 88 ff., sowie in Textilpraxis 71, Heft 10, Seiten632
- 635, und Heft 11, Seiten 686 - 689.
[0004] Es sind jedoch bis jetzt keine Verfahren bekannt, bei denen Farbstoffe, die zu ihrer
Applikation reduziert werden müssen, zugleich mit anderen Farbstoffklassen zum Färben
von Cellulosefaser/Polyamidfaser-Mischungen verwendet werden.
[0005] In neuerer Zeit gewinnen solche Artikel aus Cellulosefaser/ synthetische Polyamidfaser-Mischungen
Bedeutung für Freizeitbekleidung, an die höhere Echtheitsanforderungen gestellt werden.
[0006] Diese höheren Echtheitsanforderungen und die äußerst ökonomische Anwendung machen
Schwefelfarbstoffe für die genannten Fasermischungen sehr interessant. Ihrer Anwendung
steht jedoch entgegen, daß sie mit Hilfe von Reduktionsmitteln gefärbt werden müssen,
was, nach bisheriger Ansicht, umständliche und dann nicht mehr ökonomische Zweibad-Färbemethoden
erfordert.
[0007] Der Erfindung lag somit die Aufgabe zugrunde, ein einfaches, möglichst einbadiges
Verfahren zum Färben von Mischungen aus Cellulosefasern und synthetischen Polyamidfasern
unter Verwendung von Schwefelfarbstoffen zu entwickeln.
[0008] Es wurde nun gefunden, daß man Mischungen aus Cellulosefasern und synthetischen Polyamidfasern
nach einem Ausziehfärbeverfahren gleichmäßig färben kann, indem man die genannten
Fasermischungen mit Schwefelfarbstoffen und ausgewählten Metallkomplexfarbstoffen
und/oder Säurefarbstoffen einbadig in einem wässrig-alkalischen, Reduktionsmittel
enthaltenden Färbebad bei Temperaturen von 60 - 110°C färbt.
[0009] Als Reduktionsmittel werden die üblicherweise beim Färben von Schwefelfarbstoffen
verwendeten eingesetzt, wie Natriumsulfid oder Natriumhydrogensulfid/Soda, je allein
oder in Mischung.
[0010] Ein ergänzender Zusatz eines Natriumpolysulfids der Formel Na
2s
2-5 zu den vorstehend genannten Reduktionsmitteln erweist sich zur Stabilisierung der
Reduktionsbedingungen als günstig.
[0011] Ferner können als Reduktionsmittel Glukose/Natronlauge, sowie bei Eignung der Schwefelfarbstoffe
für das Färben mit Hydrosulfit auch Hydrosulfit (Natriumdithionit)/Lauge eingesetzt
werden.
[0012] Ein solches Verfahren ist bisher für unmöglich erachtet worden wegen der bekannten
Reduktionsempfindlichkeit der in der Regel Azofarbstoffe darstellenden Metallkomplex-und
Säurefarbstoffe und zum anderen wegen der bekannten Entmetallisierung, d.h. Zerstörung
der Metallkomplexfarbstoffe in alkalischen oder sulfidhaltigen Färbebädern oder Behandlungsbädern.
[0013] Es ist daher als überraschend zu erachten, daß ausgewählte Vertreter der genannten
Farbstoffkategorien die scharfen Bedingungen einer Schwefelfärbung bei Temperaturen
über 60°C überstehen und daß sich die synthetischen Polyamidfasern auch im alkalischen
Färbebad mit den gewohnten Echtheitseigenschaften und praktisch ohne Farbtiefenverluste
anfärben lassen.
[0014] :Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt es somit, die genannten Fasermischungen mit
dem geforderten hohen Echtheitsniveau unter Wahrung aller färberischen Vorteile, wie
einbadiges, ökonomisches Färben mit geringem Zeitaufwand und verminderter Anfall von
Abwässern, zu färben.
[0015] Als Schwefelfarbstoffe kommen alle Schwefelfarbstoffe, also auch Leukoschwefelfarbstoffe
und die im COLOUR INDEX als "Solubilised Sulphur Dyes" geführten, wasserlöslich gemachten
Schwefelfarbstoffe in Frage.
[0016] Die Metallkomplexfarbstoffe und Säurefarbstoffe werden zur Feststellung ihrer Eignung
folgenden Prüfungskriterien unterworfen:
Man färbt den zu prüfenden Farbstoff zweimal im Flottenverhältnis 1:10 (bezogen auf
das Gesamtgewicht) im gleichen Bad auf je 2 Strängchen von gleichem Gewicht aus
a) 100 % synthetischen Polyamidfasern bzw. b) 100 % Baumwolle nach folgenden Rezepten:

[0017] In beiden Fällen wird bei 30°C eingegangen, zunächst 10 Minuten bei dieser Temperatur
behandelt, dann innerhalb von 20 Minuten auf 95 °C gebracht und schließlich 60 Minuten
bei 95°C gefärbt. Nach Spülung und Trocknung wird Färbung B mit Färbung A verglichen.
[0018] Geeignet sind nun solche Farbstoffe, deren Färbung B auf der synthetischen Polyamidfaser
im Farbton gegenüber Färbung A nicht abweicht und bezüglich der Farbtiefe nicht mehr
als 10 % heller als Färbung A erscheint. Dabei sollte auch das Baumwollsträngchen
möglichst gering angefärbt sein.
[0019] Ausgewählte Metallkomplexfarbstoffe können mit ausgewählten Säurefarbstoffen auch
in Mischung eingesetzt werden.
[0020] Gefärbt werden können nach dem erfindungsgemäßen Verfahren Mischungen aus Cellulosefasern
und synthetischen Polyamidfasern in praktisch allen Mischungsverhältnissen in Garnform
oder in Form fertig gewebter bzw. gewirkter Stückware in den jeweils dafür geeigneten
Färbemaschinen bzw. Apparaten.
[0021] Zur Durchführung des neuen Verfahrens wird das wässrige Färbebad, das ein Flottenverhältnis
von 1:2 bis 1:50 aufweisen kann, zunächst bei etwa 30°C mit den notwendigen Reduktionsmitteln
und alkalischen Mitteln für die Reduktion der Schwefelfarbstoffe, und eventuell notwendigen
Hilfsmitteln (wie beispielsweise Netzmittel , Egalisierhilfsmittel) beschickt. Anschließend
gibt man das zu färbende Fasermaterial zu und behandelt 5 - 10 Minuten bei der genannten
Temperatur. Dann setzt man die bereits als Flüssigmarken vorliegenden oder gelösten
Farbstoffe zu. Üblicherweise löst man die Schwefelfarbstoffe und die Metallkomplex-
bzw. Säurefarbstoffe für sich und bringt sie erst im Färbebad zusammen. Nach erfolgtem
Zusatz der Farbstoffe treibt man innerhalb von 20 Minuten auf die Färbetemperatur
von 60°C bis 110°C, wobei der Bereich von 90°C bis 100°C bevorzugt ist, und färbt
30 - 60 Minuten bei dieser Temperatur. Etwa 5 - 10 Minuten nach Erreichen der Färbetemperatur
werden 10 - 30 g/1 Kochsalz zugesetzt.
[0022] Nach Ablauf der Färbezeit wird die Färbeflotte abgelassen und das Textilgut gespült
und nach einer der bekannten Methoden zur Oxidation der Schwefelfarbstoffe oxidiert,
abermals gespült und fertig gestellt.
[0023] Werden die im COLOUR INDEX als "Solubilised Sulphur Dyes" bezeichneten Farbstoffe
als Schwefelfarbstoffe verwendet, ist auch ein zweistufiges, jedoch einbadiges und
daher immer noch vereinfachtes Verfahren durchführbar, bei dem in der ersten Stufe
unter Zusatz von Säure gefärbt wird. Dann wird neutralisiert, die notwendigen Reduktionsmittel
und alkalischen Mittel zugesetzt und im reduzierten, alkalischen Bad zu Ende gefärbt.
Beispiel 1
[0024] In einer Haspelkufe sollen 80 kg eines Stretchcords aus 80 % Baumwolle und 4 % Polyurethan-Elastomerfäden,
die mit 16 % Polyamidfäden umsponnen sind, im Flottenverhältnis 1:20 gefärbt werden.
Zu diesem Zweck beschickt man das Färbebad von 30°C mit 4 g/1 Soda kalz., 8 cm
3/1 einer 31 %igen Natriumhydrogensulfid -Lösung, 3 cm
3/1 einer Lösung mit 20 % Na-polysulfid, 14 % Na
2S und 3 % Na
2S
2O
3 und behandelt 10 Minuten bei dieser Temperatur. Diesem Färbebad setzt man zu (%-Angaben
bezogen auf das Warengewicht): 2,4 % des Farbstoffs der C.I. Nr. 53 271 (C.I. Solubilised
Sulphur Brown 15), 3 % des Farbstoffs der C.
I. Nr. 53 056 (C.I. Solubilised Sulphur Brown 10) und 1 % des Farbstoffes der C.I.
Nr. 53 186 (C.I. Solubilized Sulphur Black 1), jeweils gelöst in heißem Wasser. Ferner
werden zugesetzt, ebenfalls gelöst in heißem Wasser, 0,45 % des handeslüblichen 1:2-Chromkomplexes
des Farbstoffes der Formel

0,16 % des 1:2 Chromkomplexes des Azofarbstoffs der Formel

in handelsüblicher Form und
0,16 % des 1:2-Chromkomplexes des Azofarbstoffs der Formel

in handelsüblicher Form.
[0025] Nach einer Behandlung von 10 Minuten erhitzt man das Färbebad in 30 Minuten auf 95°C
und färbt zunächst 10 Minuten bei dieser Temperatur. Nach einem Zusatz von 20 g/1
Kochsalz färbt man weitere 30 Minuten bei 95°C. Danach wird die Färbeflotte abgelassen
und die Färbung klar gespült. Nun oxidiert man 20 Minuten bei 70°C mit 1,2 % Natriumbichromat
und 3 % Essigsäure (60 Gew.-%ig), spült wieder klar und trocknet schließlich.
[0026] Man erhält einen kräftigen, modischen Braunton mit sehr guter Ton-in-Ton-Färbung
des Baumwollpols und der Polyamidumspinnung der Elastomerfaser. Die Stretcheigenschaften
des Cords sind nicht beeinträchtigt.
Beispiel 2
[0027] In einer Jet-Färbemaschine sollen 72 kg eines Mischgewebes aus 80 % Baumwolle und
20 % Polyamid 6 gefärbt werden, wobei das Flottenverhältnis 1:15 betragen soll. Zu
diesem Zweck belädt man die Jet-Färbemaschine mit dem Farbgut und Wasser von 30°C
und setzt 4 g/l Soda kalz., 3,5 cm
3/l einer 31 %igen Natriumhydrogensulfidlösung und 5 cm
3/l einer Polysulfidlösung gemäß Beispiel 1 zu.
[0028] Nach etwa 5 Minuten gibt man die nachstehend angegebenen Farbstoffe in handelsüblicher
Form in der angegebenen Menge in heißem Wasser gelöst zu (die %-Angaben beziehen sich
auf das trockene Farbgut): 5 % des Farbstoffs der C.I. Nr. 53 005 (C.I. Leuco Sulphur
Green 9), 1,6 % des Farbstoffs der C.I. Nr. 53 327 (C.I. Leuco Sulphur Brown 51) und
ferner, separat von den genannten Schwefelfarbstoffen gelöst, 0,1
% des 1:2-Chromkomplexes des Azofarbstoffs der Formel

0,3 % des 1:2-Chromkomplexes des Azofarbstoffs der Formel

und 0,04 % des 1:2-Chromkomplexes des Azofarbstoffs der Formel

[0029] Nach einer Behandlung von 5 Minuten bei 30°C erhitzt man innerhalb von 20 Minuten
auf 95°C und färbt 5 Minuten bei dieser Temperatur. Nun setzt man 20 g/1 Kochsalz
zu und färbt weitere 30 Minuten bei 95°C. Anschließend läßt man die Flotte ab und
spült das Textilgut klar.
[0030] Anschließend oxidiert man bei 40°C während 10 Minuten mittels 1,2 % Wasserstoffperoxid
(33 %ig) und 1 g/1 Soda kalz. Schließlich wird das gefärbte Material wieder klar gespült
und getrocknet.
[0031] Man erhält auf der Baumwolle und Polyamidfaser eine kräftige, gleichmäßige Olivfärbung
mit sehr guter Ton-in-Ton-Färbung der verschiedenartigen Faseranteile.
Beispiel 3
[0032] In einem Jigger sollen 120 kg Polyamid/Baumwolle (16:80) Stretchcord dunkelbraun
gefärbt werden, wobei das Flottenverhältnis 1:5 betragen soll.
[0033] Man belädt den Jigger mit dem Fasermaterial und setzt das Färbebad mit Wasser von
30°C an und beschickt dieses mit -1 g/l eines Sequestriermittels auf Basis Äthylendiamintetraessigsaurem
Natrium, 4 g/l Soda kalz., 10 cm
3/1 einer 31 %igen Natriumhydrogensulfidlösung, 3 cm
3/1 einer Lösung mit 22 % Natriumpolysulfid, 10 % Na
2S und 3 % Na
2S
20
3 und läßt 1 Passage blind, d.h. ohne Farbstoffzusatz vorlaufen. Die vorgesehenen Farbstoffe,
die vor dem Zusatz in heißem Wasser gelöst werden, sind (%-Angaben beziehen sich auf
trockene Ware):
al 5 % des Farbstoffs der C.I. Nr. 53 328 (C.I. Solubilised Sulphur Brown 51), 2 %
des Farbstoffs der C.I. Nr. 53 271 (C.I. Solubilised Sulphur Brown 15) und 0,55 %
des Farbstoffs der C.I. Nr. 53 186 (C.I. Solubilised Sulphur Black 1);
b) 0,4 % des 1:2-Chromkomplexes des Azofarbstoffs der Formel

0,2 % des 1:2-Chromkomplexes des Azofarbstoffs der Formel

und 0,21 % des 1:2-Chromkomplexes des Azofarbstoffs der Formel

[0034] Dann setzt man die genannten Farbstoffmischungen (a) und (b), gelöst in heißem Wasser,
gleichmäßig verteilt auf zu beide Enden des Textilguts. Nach zwei Passagen zur Verteilung
erwärmt man auf 95°C und färbt 1 Passage bei 95°C. Nun setzt man auf zwei Enden 20
g/1 Glaubersalz kalz. zu und färbt weitere 30 Minuten bei 95°C. Dann wird klar gespült
und bei 70°C mit 1,2 % Bichromat und 3 % Essigsäure (60 Gew.-%ig) oxidiert. Nach abermaligem
Klarspülen ist der Färbeprozeß beendet.
[0035] Nach dem Trocknen erhält man eine egale, auf Polyamidfasern und Baumwolle im Farbton
gut übereinstimmende Dunkelbraunfärbung des Cords.