[0001] Die Erfindung betrifft flammhemmende Acrylfäden und -fasern, die neben hohem Schrumpf
insbesondere eine geringe Sprödigkeit aufweisen sowie Verfahren zu ihrer Herstellung.
Die fadenbildende Substanz dieser Fäden und Fasern besteht dabei aus einer Mischung
verschiedener Acrylnitrilcopolymerer, die in den zur Verspinnung eingesetzten aprotischen
Lösungsmitteln keine homogene Lösung bilden, sich aber auch nicht entmischen.
[0002] Es ist bekannt, Acrylfasern mit hohen Schrumpfwerten herzustellen. In der DE-OS 25
32 120 wird beispielsweise ein solches Verfahren beschrieben. Derartige Hochschrumpffäden
können danach durch eine Sattdampffixierung der noch nicht verstreckten Spinnfäden
und eine anschließenden Verstreckung um den Faktor 1:3,5 bis 1 : 5,0 erhalten werden.
So hergestellte Hochschrumpffasern weisen jedoch eine große Sprödigkeit auf, die zu
erheblichen Schwierigkeiten bei der Weiterverarbeitung der Fasern und damit zu einer
verminderten Gebrauchstüchtigkeit führt. Diese Acrylfasern weisen darüberhinaus keine
flammhemmenden Eigenschaften auf.
[0003] Es ist weiterhin bekannt, daß Fäden aus Copolymeren des Acrylnitrils mit steigendem
Gehalt an Vinylchlorid- oder Vinylidenchlorid-Bausteinen stark zunehmende Schrum
pf-werte aufweisen. Da derartige Comonomerbestandteile den Fäden und Fasern flammhemmende
Eigenschaften verleihen können, hat es nicht an Versuchen gefehlt, die Gebrauchstüchtigkeit
der Fasern aus derartigen Copolymerisaten zu verbessern.
[0004] Beispielsweise sind Fasern bekannt, die z.B. aus einem Polymer mit 60 % Acrylnitril
und 40 % Vinylchlorid bestehen, einen Schrumpf von mehr als 30 % aufweisen und auch
eine gute Knotenfestigkeit besitzen. Der große Nachteil dieser Fasern aus derartigen
Copolymeren besteht jedoch darin, daß sie eine zu geringe Temperaturbeständigkeit
aufweisen, sowie eine sehr starke-Abhängigkeit der Schrumpfwerte von der Behandlungstemperatur.
Werden derartige Fäden beispielsweise durch Behandlung in kochendem Wasser ausgeschrumpft,
so führt eine spätere Temperatui behandlung bereits bei geringfügig höheren Temperaturen
zu einer weiteren starken Schrumpfung.Bei Temperaturen um 150°C ist die Schrumpfung
im allgemeinen so groß, daß eine Faserstruktur nicht mehr erkannt werden kann. Es
ist beispielsweise unmöglich, derartige Fäden oder Fasern für die Herstellung von.Teppichen
zu benutzen, da sie die Temperaturen, die für die Ausführung der Rückenbeschichtung
notwendig sind, nicht überstehen.
[0005] Eine Verbesserung der textiltechnologischen Gebrauchstüchtigkeit derartiger Fäden
aus Acrylnitril-Vinylchlorid/ Vinylidenchlorid-Copolymeren ist möglich durch den Einsatz
von Mischungen verschiedener Acrylnitrilcopolymerisate bei denen die eine Komponente
weitgehend aus Polyacrylnitril und die andere Komponente überwiegend aus Polyvinylchlorid
oder Polyvinylidenchlorid besteht. Durch den Einsatz derartiger Mischungen ist es
möglich, die Nachteile von Fäden aus Acrylnitril-Vinylhalogenid-Copolymeren, wie z.B.
Klebetemperaturen unter 150°C, geringe Thermostabilität, Empfindlichkeit gegenüber
gebräuchlichen Lösungsmitteln usw. zu verringern. Bei diesem Einsatz von Mischungen
verschiedener Copolymerisate zur Herstellung von Acrylfasern wird gleichzeitig beobachtet,
daß die Schrumpfneigung derartiger Fasern deutlich reduziert ist.
[0006] Bei der Herstellung von Spinnlösungen aus verschiedenr artigen Acrylnitrilcopolymerisaten
tritt jedoch eine weitere Schwierigkeit auf, die als Unverträglichkeit der Copolymeren
bezeichnet wird. Werden nämlich beispielsweise die verschiedenen Copolymeren einzeln
in Dimethylformamid gelöst, so tritt bei Durchmischung der beiden Copolymerspinnlösungen
häufig eine Trübung oder sogar Entmischung auf. Es bestand lange die Ansicht, daß
eine derartige Unverträglichkeit der Copolymerisate in der Spinnlösung auch nachteilige
Folgen für die Qualität daraus erzeugter Fäden und Fasern haben müßte. Der Literatur
kann eine ganze Reihe von Vorschlägen entnommen werden, wie diese Unverträglichkeit
beispielsweise durch Zusatz lösungsvermittelnder Copolymerisate (DE-AS 12 79 889),
durch Einsatz von Pfropfpolymerisaten (US-PS 27 63 631) oder durch Auswahl bestimmter
Mischungsbereiche ausgewählter Copolymerzusammensetzungen sowie durch besondere Gestaltung
der Polymerisationsbedingungen (DE-AS 15 69 153) wieder aufgehoben werden kann.
[0007] Die so erhaltenen Fäden und Fasern können bei geeigneter Auswahl der Copolymeren
und der Mischungsverhältnisse sich in ihren Eigenschaften denen von Polyacrylnitrilfäden
nähern. Derartige .Fäden können beispielsweise wieder eine höhere Erweichungstemperatur
und geringere Lösungsmittelempfindlichkeit aufweisen aber auch ihre Schrumpfwerte
sind gering.
[0008] In den letzten Jahren wurde erkannt, daß es auch möglich ist, miteinander unverträgliche
Acrylnitrilcopolymerisate aus Lösungen zu verspinnen. Soverden beispielsweise in der
DE-OS 23 40 463 nicht-entflammbare Fasern aus zwei Acrylnitril-Vinylidenchlorid-Copolymerisaten
beschrieben, die jedoch nur einen geringen Schrumpf aufweisen. Das gleiche gilt auch
für Fäden, die gemäß der DE-OS 16 69 566 aus einer fadenbildenden Polymermischung
bestehen, wobei vorzugsweise mehr als.90 % dieser Mischung aus Polyacrylnitril und
weniger als 10 % aus Polyvinylchlorid oder einem entsprechenden Copolymer bestehen.
Auch hier werden Fäden und Fasern erhalten, die nur geringe Schrumpfwerte zeigen.
[0009] Es bestand also nach wie vor die Aufgabe, flammhemmende Fäden und Fasern aus Acrylnitrilcopolymeren
herzustellen, die sich durch einen hohen Schrumpf bei geringer Sprödigkeit auszeichnen
und die außerdem oberhalb der schrumpfauslösenden Temperatur über einen größeren Temperaturbereich
von z.B. 140 - 190°C hinweg, keinen wesentlichen zusätzlichen Schrumpf mehr aufweisen
und zur Herstellung schwerentflammbarer Artikel geeignet sind.
[0010] Uberraschend wurde gefunden, daß man Fäden und Fasern mit einem derart breiten Eigenschaftsspektrum
herstellen kann, wenn man wenigstens zwei Acrylnitrilcopolymere unterschiedlicher
Zusammensetzung, von denen mindestens eines Halogen enthält, miteinander aus einer
Lösung verspinnt, wobei die Polymeren in den angewandten Lösungsmitteln nicht miteinander
verträglich sind. Die fadenbildende Substanz dieser Fäden und Fasern besteht aus einer
Mischung aus 20 - 70 Gew.-% eines Acrylnitrilcopolymers A, das zu wenigstens 80 Gew.-%
aus Acrylnitrileinheiten und zu 0,3 - 20Gew.-% aus anderen mit Acrylnitril copolymerisierbaren
Einheiten aufgebaut ist und 80 - 30 Gew.-% eines Acrylnitrilcopolymers B, das zu 50
- 75 Gew.-% aus Acrylnitrileinheiten, zu 25 - 45 Gew.-% aus Vinylchlorid- und/oder
Vinylidenchlorid-Einheiten und zu 0 - 5 Gew.-% aus.anderen mit Acrylnitril copolymerisierbaren
Einheiten aufgebaut ist: Die erfindungsgemäßen Fäden und Fasern zeichnen sich durch
einen hohen Kochschrumpf von 20 % und mehr und eine Knotenfestigkeit von mehr als
10 cN /tex aus. Die fadenbildende Substanz ist in N,N-Dimethylformamid als 24 Gew.-%ige
Lösung nicht homogen löslich.
[0011] Bevorzugt werden Fäden und Fasern bei denen die Mischung der Copolymeren A und B
im Gewichtsverhältnis 40 : 60 bis 60 : 40 steht.
[0012] Vorzugsweise weisen die erfindungsgemäßen Fäden und Fasern einen Kochschrumpf von
mehr als 30 % und eine Knotenfestigkeit von mehr als 12 oder sogar mehr als 15 cN/tex
auf. Eine besonders günstige Eigenschaft der erfindungsgemäßen Fäden und Fasern besteht
darin, daß der Schrumpfwert nur eine geringe Abhängigkeit von der Schrumpftemperatur
zeigt. Wird bei den erfindungsgemäßen Fäden oder Fasern beispielsweise der Schrumpf
durch eine Temperaturbehandlung mit Sattdampf bei 110°C ausgelöst, die Fäden jedoch
in einer nachfolgenden Weiterverarbeitungsstufe Temperaturen von z.B. 120 oder 140°C
ausgesetzt, so ist der zusätzliche Schrumpf, der durch die höhere Temperatur über
der Auslösungstemperatur verursacht wird, sehr gering. Im Gegensatz dazu zeigen Fasern
aus einem homogenen Copolymer mit vergleichbarem Halogengehalt stark zunehmende Schrumpfwerte
bei einer solchen Temperatursteigerung, die bis zur völligen Auflösung der Faserstruktur
führen können.
[0013] Die AcrylnitrilcopolymerenA und B sollen dabei aus Acrylnitrileinheiten und im Fall
des Copolymers B zusätzlich aus Vinylchlorid- und/oder Vinylidenchlorideinheiten aufgebaut
sein und weiterhin andere mit Acrylnitril copolymerisierbare Einheiten aufweisen.
Als geeignete Comonomere des Acrylnitrils seien hier beispielsweise aufgeführt: Acryl-,
α-Chloracryl- und Methacrylsäure bzw. deren Ester oder Amide wie z.B. Methylmethacrylat,
Acrylsäuremethylester, Acrylamid, Methacrylnitril, Vinylketone wie z.B. Methylvinylketon
und Vinylcarboxylate wie z.B. Vinylacetat, andere die Vinylgruppe enthaltende Verbindungen
wie z.B. Vinylsulfon- säure, Allyl- und Methallylsulfonsäure, Äthylen-α,β-Dicarbonsäuren
und ihre Anhydride oder Derivate, Styrole, vinylsubstituierte tertiäre heterocyclische
Amine wie Vinylpyridine und Vinylimidazole sowie Vinylhalogenverbindungen wie Vinylchlorid,
Vinylidenchlorid, Vinylbromid usw.
[0014] Bei den anderen mit Acrylnitril copolymerisierbaren Monomeren zur Herstellung des
Copolymers B sind definitionsgemäß Vinylchlorid und Vinylidenchlorid in diesem Zusammenhang
auszuschließen. ,
[0015] Unter nicht homogen löslich wird die Unverträglichkeit der in Mischung eingesetzten
Copolymeren verstanden. Diese Unverträglichkeit der Polymeren ist bereits mit bloßem
Auge an der Trübung der entsprechenden Lösungen zu erkennen. Eine quantitative Aussage
zur Abstufung der Unverträglichkeit verschiedener Copolymerer istnur mit Hilfe spektralphotometrischer
Methoden möglich. Eine geeignete Bestimmungsmethode besteht aus der Herstellung einer
24 %igen Lösung der Copolymermischung oder der daraus hergestellten Fasern in N,N-Dimethylformamid.
Diese Lösung wird in einer 1 cm Glasküvette mit Hilfe des Spektralphotometers DB-GT
der Firma Beckman gegen Luft vermessen, wobei die Absorption (Meßbereich 0 bis 2 A)
bei 850 nm ermittelt wird. Entsprechende Meßwerte, die nach dieser Meßmethode erhalten
wurden, werden in den Beispielen genannt. Unter den gewählten Meßbedingungen ist eine
Unverträglichkeit bzw. eine nicht mehr homogene Lösung in jedem Fall vorhanden, sofern
ein Absorptionswert > 0,20 gefunden wird.
[0016] Das zur Herstellung der erfindungsgemäßen Fäden und Fasern erforderliche Spinnverfahren
unterscheidet sich wesentlich von den bisher bekannten Verfahren zur Herstellung von
Hochschrumpffasern aus Polyacrylnitril bzw. entsprechenden Copolymeren. Es wurde nämlich
gefunden, daß die erfindungsgemäßen Hochschrumpffäden bei ihrer Herstellung keiner
Dampffixierung vor oder nach der Trocknung, wie sie beispielsweise in der DE-OS 25
32 120 beschrieben wird, bedürfen. Das Herstellverfahren ist dadurch wesentlich vereinfacht.
[0017] Dieses für Hochschrumpffäden und Fasern neuartige Verfahren besteht im wesentlichen
aus den folgenden Arbeitsschritten. Zwei in Lösung unverträgliche Copolymere des Acrylnitrils
A und B werden in dem gewünschten Verhältnis gemischt. Diese Mischung wird in einem
aprotischen Lösungsmittel,bevorzugt in Dimethylformamid oder Dimethylacetamid in einem
Rührkessel zu einer Spinnlösung üblicher Konzentration gelöst. Übliche Konzentrationen
derartiger Spinnlösungen liegen im allgemeinen über 20 Gew.-%, in den nachfolgenden
Beispielen wurde jeweils 24 Gew.-%ige Lösungen eingesetzt. Die Herstellung der Spinnlösung
aus der Mischung der Copolymeren kann auch in der Weise erfolgen, daß man die einzelnen
Copolymeren zunächst getrennt löst
r dann diese Lösung mit Hilfe eines dynamischen oder statischen Mischers zu der gewünschten
Kombination vermischt.
[0018] Eine auf diese Weise hergestellte Lösung wird nach der üblichen Entgasung und Sicherheitsfiltration
mit Hilfe einer Spinnpumpe durch Spinndüsen gepreßt. Es ist dabei zweckmäßig, die
Spinnlösung vor dem Verspinnen auf erhöhte Temperaturen aufzuwärmen. Die Fadenbildung
nach der Düse erfolgt dann je nach benutztem Spinnverfahren entweder durch Diffusion
eines Anteils der Lösungsmittelmoleküle in den umgebenden Gasraum beim Trockenspinnverfahren
bzw. in das wäßrige Fällbad, das üblicherweise neben Wasser auch einen höheren Prozentsatz
an dem benutzten Lösungsmittel enthält.
[0019] Die frischgesponnenen Fäden, die üblicherweise noch einen größeren Prozentsatz an
dem Polymerlösungsmittel enthalten, werden nach der Verfestigung im Spinnbad oder
im Heizschacht beim Trockenspinnverfahren, einer Naßverstreckung unterworfen. Das
Verstreckbad, das vorzugsweise neben Wasser auch größere Mengen Lösungsmittel enthält,
sollte eine Temperatur von 40 - 90°C aufweisen. Die Fäden werden darin im Verhältnis
1 : 1 bis 1 : 2,5, vorzugsweise 1 :1,2 bis 1 : 1,7 verstreckt. An diese Verstreckung
schließt sich die übliche Wäsche und Ausrüstung der Fäden mit ! oberflächenaktiven
Mitteln, die sogenannte Avivage, an. Es ist dabei von Vorteil, den Fäden während dieser
Wasch- und Avivagebehandlung die Möglichkeit zu einer geringen Schrumpfung zu gestatten.
Ein Schrumpf bis zu 15 % hat sich als vorteilhaft erwiesen. Im Anschluß daran werden
die Fäden ohne Zulassung eines weiteren Schrumpfes bei Temperaturen vorzugsweise unter
150°C getrocknet und anschließend unter Einwirkung eines Heizaggregates einer Nachverstreckung
von 1 : 1,2 bis 1 : 4, vorzugsweise 1 : 1,5 bis 1 : 2,3 verstreckt. Die Gesamtverstreckung
, d.h. die Wirkung der Naßverstreckung und der Nachverstreckung zusammen,sollte im
Bereich von 1 : 1,5 bis 1:4, .vorzugsweise 1 : 2 bis 1 : 3 liegen.
[0020] Die Nachverstreckung erfolgt ohne die Einwirkung von Dampf auf die getrockneten Fäden.
Besonders vorteilhaft hat sich der Einsatz von sogenannten Kontaktheizstrecken bewährt.
Die Heizertemperatur sollte zwischen 120 und 180°C vorzugsweise 130 bis 150°C liegen.
[0021] Die so behandelten Fäden und Fasern können dann üblichen weiteren Behandlungsschritten
unterworfen werden, wie z.B. einer mechanischen Kräuselung, Zerschneiden zu Stapelfasern
usw.
[0022] Die erhaltenen Fäden bzw. Fasern sind aufgrund ihres Halogengehaltes flammhemmend.
Sie zeichnen sich durch einen hohen Schrumpf, eine sehr geringe Sprödigkeit und eine
sehr gute Temperaturbeständigkeit aus. Erfindungsgemäße Fasern ergeben in Mischung
mit normalschrumpfenden Fasern Garne, die einen besonders hohen Bausch aufweisen können.
Die flammhemmende Wirkung der erfindungsgemäßen Hochschrumpffasern bleiben bei Fasermischungen
insbesondere dann erhalten, wenn auch die nichtschrumpfenden Fasern dieser Mischung
entsprechend flammhemmend sind.
[0023] Zur Verdeutlichung der Erfindung sollen die nachfolgendbeschriebenen Beispiele dienen.
Sofern nicht anders angegeben, beziehen sich Mengen und Prozentangaben auf Gewichtseinheiten.
Beispiel bis 14
[0024] In den nachfolgend beschriebenen Beispielen wurden die folgenden Copolymere eingesetzt.

[0025] Diese Copolymerisate wurden einzeln und in Mischungen in N,N-Dimethylformamid bzw.
N,N-Dimethylacetamid zu 24 %igen Lösungen gelöst. Jede auf diese Weise hergestellte
Lösung wurde auf 60°C aufgeheizt und mit Hilfe einer Spinnpumpe durch eine Spinndüse
mit 300 Loch und einem Lochdurchmesser von 80 µm in ein Fällbad gesponnen, das zu
49 % aus Wasser und 51 % aus Dimethylformamid bestand. Die Temperatur des Koagulierbades
betrug 69°C. Das erhaltene Spinnkabel wurde mit 13 m/min von der Düse abgezogen und
in einem Verstreckbad im Verhältnis 1:1,45 verstreckt. Die Zusammensetzung des Streckbades
betrug 64 % Dimethylformamid und 36 % Wasser, die Temperatur lag bei 80°C. Das so
verstreckte Kabel wurde anschließend in weiteren Bädern nach bekannten Verfahren gewaschen
und aviviert, bei diesen Verfahren wurde insgesamt ein Schrumpf von 10 % zugelassen.
Das Kabel wurde anschließend auf einem Walzentrockner ohne weitere Zulassung eines
Schrumpfes bei 135°C getrocknet.
[0026] Die anschließende Nachverstreckung erfolgte im Verhältnis 1: 1,8. Das Kabel wurde
dabei in Kontakt mit einem Heizer gebracht, der eine Oberflächentemperatur von 135°C
aufwies. Hieran anschließend wurden die Einzelfilamente des Kabels in bekannter Weise
stauchgekräuselt und anschließend zu Stapelfasern zerschnitten.
[0027] Die bei den einzelnen Beispeien vorgenommenen Veränderungen sowie die Meßwerte an
der Spinnlösung und den erzeugten Fäden sind nachfolgend in der Tabelle 2 zusammengefaßt
worden.
[0028] Wie aus der Tabelle 2 ersichtlich, ist es bei den gewählten Spinnbedingungen möglich,
auch aus reinen Copolymeren Fäden zuerzeugen,die hohe Kochschrumpfwerte zeigen. Die
Knotenfestigkeit derartiger Fäden liegt jedoch sehr niedrig. Derartige Fäden sind
daher nur schlecht verarbeitbar. Bei Einsatz von Mischungen aus Copolymeren, die in
Lösung nicht verträglich sind (Absorption der Spinnlösung 7 0,2) werden dagegen stets
Knotenfestigkeiten gefunden, die größer als 10 cN/tex und häufig sogar größer als
12 cN/ tex liegen. Bei Einsatz eines Mischungsverhältnisses von 40 : 60 bis 60:40
können sogar Knotenfestigkeiten von 15 und mehr cN/tex erzielt werden.

Beispiel 15
[0029] Fasern des Beispiels 6 wurden zu einem Garn versponnen und zu einem Webteppich mit
850g/m2 Poleinsatzgewicht verarbeitet. Ein derartiger Teppich wurde gemäß DIN 54332
auf Entflammbarkeit geprüft. Die erhaltenen Meßwerte sind in der nachfolgenden Tabelle
3 zusammengefaßt worden.

[0030] Ein Teppich aus diesem Material entspricht den Forderungen der DIN Norm, er ist schwer
entflammbar.
Beispiele 16 - 30
[0031] In Anlehnung an die Beispiele 1 bis 14 wurde eine 24%ige Spinnlösung in Dimethylformamid
der Copolymeren a und b im Verhältnis 1 : 1 hergestellt und durch eine Spinndüse mit
300 Loch, Lochdurchmesser 80 µm in ein Fällbad mit 51 % Dimethylformamid und 49 %
Wasser eingespritzt. Die Temperatur des Fällbades betrug 70°C.Die Fäden wurden mit
einer Geschwindigkeit von 13,5 m/min aus dem Fällbad abgezogen und in einem Streckbad
mit 64 % Dimethylformamid und 36 % Wasser verstreckt. Anschließend in Wasser unter
teilweiser Zulassung von Schrumpf gewaschen, aviviert, auf Galetten getrocknet und
auf einem Kontaktheizer verstreckt. Es wurde die Naßverstreckung, die Temperatur des
Verstreck- und der Waschbäder,der Naßschrumpf, die Nachverstreckung, die Temperatur
des Kontaktheizers bei der Nachverstreckung sowie die Gesamtverstreckung variiert.
Die genauen Werte sind-in der Tabelle 4 zusammengefaßt worden. Diese Tabelle enthält
auch die
[0032] Kochschrumpfwerte der so erhaltenen Fäden sowie in einigen ausgewählten Fällen auch
die Knotenfestigkeit dieser Fäden. Die Ergebnisse der Beispiele 16 bis 30 zeigen,
daß es bei dem erfindungsgemäßen Verfahren sowohl für den Wert der Naßverstreckung
als auch für den der Nachverstreckung einen optimalen Bereich gibt und, daß insbesondere
die Temperatur des Heizers bei der Nachverstreckung einen erheblichen Einfluß auf
die Größe des Kochschrumpfs und möglicherweise auch auf die Knotenfestigkeit hat.
1. Fäden und Fasern aus Mischungen von zwei Acrylnitrilcopolymeren, dadurch gekennzeichnet,
daß ihre fadenbildende Substanz aus einer Mischung aus 20 bis 70 Gew.-% eines Acrylnitrilcopolymers
A, das zu wenigstens 80 Gew.-% aus Acrylnitrileinheiten und zu 0,3 bis 20 Gew.-% aus
anderen mit Acrylnitril copolymerisierbaren Einheiten aufgebaut ist,und 80 bis 30
Gew.-% eines Acrylnitrilcopolymers B, das zu 50 bis 75 Gew.-% aus Acrylnitrileinheiten,
zu 25 bis 45 Gew.-% aus Vinylchlorid- und/oder Vinylidenchlorid-Einheiten und zu 0
bis 5 Gew.-% aus anderen mit Acrylnitril copolymerisierbaren Einheiten aufgebaut ist,
besteht,
die Fäden einen Kochschrumpf von 20 % und mehr und eine Knotenfestigkeit von mehr
als 10 cN/tex aufweisen, und die fadenbildende Substanz in N,N-Dimethylformamid als
24 Gew.-%ige Lösung nicht homogen löslich ist.
2. Fäden und Fasern nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die fadenbildende
Substanz aus einer Mischung der Copolymeren A und B im Gewichtsverhältnis 40 : 60
bis 60 : 40 besteht.
3. Fäden und Fasern nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß sie einen
Kochschrumpf von mehr als 30 % und eine Knotenfestigkeit von mehr als 12 cN/tcx aufweisen.
4. Verfahren zur Herstellung von Fäden und Fasern nach einem der vorhergehenden Ansprüche
durch Naß- oder Trockenspinnen und anschließendes Naßverstrecken, Auswaschen, Avivieren,
Trocknen und Nachverstrecken, dadurch gekennzeichnet, daß eine Mischung der entsprechenden
Acrylnitriiccpolymeren in einem aprotischen Lösungsmittel zu einer trüben Spinnlösung
gelöst wird, die nach dem Verspinnen erhaltenen noch Lösungsmittel enthaltenden Fäden
in einem Wasser und Lösungsmittel enthaltenden Bad bei Temperaturen von 40 bis 90°C
um den Faktor 1:1 bis 1:2,5 verstreckt werden, in der anschließenden Wäsche und Avivage
ein Schrumpf bis zu 15 % zugelassen wird, die Fäden dann ohne Zulassung eines weiteren Schrumpfes
bei Temperaturen vorzugsweise unter 150°C getrocknet und anschließend unter Einwirkung
eines Heizers von 120 bis 180°C einer Nachverstreckung von 1:1,2 bis 1 : 4 unterworfen
werden, wobei die Gesamtverstreckung der Fäden 1 : 1,5 bis 1 : 4 betragen soll.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Naßverstreckung 1 :
1,2 bis 1 : 1,7, die Nachverstreckung auf einem Kontaktheizer mit 130 bis 150°C Oberflächentemperatur
1 : 1,5 bis 1 : 2,3 und die Gesamtverstreckung 1 : 2 bis 1 : 3 beträgt.