[0001] Die Erfindung liegt auf dem Gebiet der elektrischen Kabel und Leitungen und behandelt
die werkstofftechnische Weiterentwicklung von kunststoffisolierten Niederspannungskabeln.
[0002] Im Niederspannungsbereich (bis 6 kV) wurden die altbewährten Massekabel sehr frühzeitig
durch kunststoffisolierte Kabel abgelöst. Während in Deutschland zunächst Kabel mit
einer extrudierten Aderisolierung aus Polyvinylchlorid Eingang fanden, wurden in anderen
Ländern Kabel mit einer Isolierung aus vernetztem Polyäthylen oder aus Äthylen-Propylen-Kautschuk
eingesetzt ("Elektrizitätswirtschaft", 1976, Heft 8, Seite 173 ff.). In neuerer Zeit
werden auch in Deutschland Niederspannungskabel mit einer Isolierung aus vernetztem
Polyäthylen eingesetzt (BBC-Nachrichten, 1975, Heft 7, Seite 431 ff.). Bei der Herstellung
derartiger Kabel wird die Aderisolierung nach ihrer Extrusion in aller Regel chemisch
vernetzt, wobei Druck und Wärme angewendet werden. Es ist aber auch bekannt, die Aderisolierung
von Niederspannungskabeln mittels energiereicher Strahlen zu vernetzen ("Drahtwelt",
1976, Heft 9, Seite 353; "Elektrizitätswirtschaft", 1973, Heft 18, Seite 640 ff.).
[0003] Bei der Montage von kunststoffisolierten Niederspannungskabeln werden überwiegend
Gießharzgarnituren verwendet. Im Hinblick auf die unpolare Molekülstruktur sowohl
von thermoplastischem als auch von vernetztem Polyäthylen müssen bei Kabeln mit einer
Aderisolierung aus Polyäthylen spezielle Gießharze eingesetzt werden, um eine gute
Haftung des Gießharzkörpers auf der Aderisolierung zu gewährleisten ("Elektrizitätswirtschaft",
1976, Heft 8, Seite 176; "BBC-Nachrichten", 1975, Heft 7, Seite 432). Es hat sich
gezeigt, daß das Haftungsproblem bei Aderisolierungen aus strahlenvernetztem Polyäthylen
in verstärktem Maße auftritt.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, für mehradrige Niederspannungskabel mit
einer extrudierten Aderisolierung auf der Basis eines strahlenvernetzten Polymers
eine Isoliermischung zu schaffen, die gute Haftungseigenschaften gegenüber Gießharzen
aufweist, wie sie zur Herstellung von Gießharzgarnituren an 1-kV-Kabeln üblich sind.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe ist gemäß der Erfindung vorgesehen, daß als Isoliermischung
ein Polymer verwendet wird, das
a) aus einem Copolymer aus Äthylen und einem polare Gruppen aufweisenden Comonomer
mit einem Comonomeranteil von 2 bis 25 % oder
b) aus einer Mischung aus Polyäthylen und einem Copolymer aus Äthylen und einem polare
Gruppen aufweisenden Comonomer mit einem auf die Mischung bezogenen Comonomeranteil
von 2 bis 25 % oder
c) aus einer Mischung aus 75 bis 95 Gew.-% thermoplastischem Polyäthylen mit 2 bis
25 Gew.-% ataktischem Polypropylen oder Polyisobutylen oder Polybuten oder-. unvernetztem
bzw. unvulkanisiertem Äthylen-Propylen- bzw. Äthylen-Propylen-Dien- oder Natur- oder
Styrolbutadien- oder Butyl- oder Polybutadien-Kautschuk
besteht und das mit einem Füllstoff wie Kreide, Kaolin oder Talkum in einer Menge
von 10 bis 100, vorzugsweise 30 bis 60 Gewichtsteilen auf 100 Gewichtsteile des Polymers
angereichert ist.
[0006] Bei einer derart ausgebildeten Isoliermischung wird durch die vom Äthylen oder Polyäthylen
abweichenden Komponenten (Comonomer, Harz, Füllstoff) der apolare Charakter der Oberfläche
einer strahlenvernetzten Poly- äthylenisolierung aufgehoben, so daß eine ausgezeichnete
Haftung zu den für Kabelgarnituren üblichen Gießharzen vorliegt, insbesondere auch
zu solchen Gießharzen, wie sie für Niederspannungskabel mit einer Aderisolierung aus
Polyvinylchlorid eingesetzt werden.
[0007] Bei dem im Rahmen der Erfindung verwendeten Comonomer handelt es sich vorzugsweise
um ein Vinylacetat. Es kommen aber auch andere Comonomere wie beispielsweise Äthylacrylat,
Vinylpropionat, Vinylbutyrat, Acrylsäure, Acrylsäureester, Methacrylsäure und Methacrylsäureester
in Betracht. Ebenso können auch Co- bzw. Terpolymerisate aus Äthylen mit zwei oder
mehreren polaren Comonomeren eingesetzt werden.
[0008] Die gemäß der Erfindung vorgesehene Isoliermischung kann weitere Additive enthalten,
wie sie für Isoliermischungen üblich sind, insbesondere Farbpigmente und Stabilisatoren
wie Antioxidantien und Metalldesaktivatoren.
[0009] Ein Ausführungsbeispiel des neuen Niederspannungskabels ist in der Figur dargestellt.
[0010] Die Figur zeigt ein vieradriges Niederspannungskabel, bei dem jede der Adern 1 bis
4 aus einem massiven Sektorleiter 5 und einer extrudierten Kunststoffisolierung 6
besteht. Die vier miteinnder verseilten Adern sind von dem Innenmantel 7 und dem Außenmantel
8 aus Polyvinylchlorid umgeben.
[0011] Bei den Aderisolierungen 6 handelt es sich um eine strahlenvernetzte Isolierung,
für die sich folgende Mischungen als geeignet erwiesen haben:
Mischung 1:
100,0 Teile Äthylenvinylacetat-Copolymer mit einem Vinylacetatgehalt von 8,7 %
40,0 Teile Kreide
0,5 Teile Polym. 2,2,4-trimethyl-1,2-dihydrochinolin (Anox HB)
Mischung 2:
90,0 Teile Äthylen-Homopolymer (Polyäthylen)
10,0 Teile Äthylen-Propylen-Kautschuk, unvernetzt
40,0 Teile Kreide
0,5 Teile Polym. 2,2,4-trimethyl-1,2-dihydrochinolin (Anox HB)
Mischung 3:
85,0 Teile Polyäthylen
15,0 Teile Äthylenvinylacetat-Copolymer mit einem Vinylacetatgehalt von 60 %
35,0 Teile Kreide
0,6 Teile Polym. 2,2,4-trimethyl-1,2-dihydrochinolin (Anox HB)
[0012] Zur Überprüfung der Haftfestigkeit von Gießharzen auf der neuen Aderisolierung wurden
zunächst Kabeladern mit extrudierter, strahlenvernetzter Isolierung hergestellt. Dann
wurden vom Sektorrücken der Adern Längsstreifen entfernt und zur Beurteilung der Gießharzhafteigenschaften
einer Schälfestigkeitsprüfung nach Aushärtung eines Gießharzangusses unterzogen. Hierbei
ergab sich, daß die Haftfestigkeit in allen Fällen mehr als 25 N/15 mm betrug. Durch
Konditionieren der Aderisolierung, d. h. durch Lagerung bei Raumtemperatur während
24 Std. und anschließende Lagerung bei 80 °C während 24 Std. konnte die Haftfestigkeit
auf über 40 N/15 mm gesteigert werden.
1. Mehradriges Niederspannungskabel mit einer extrudierten Aderisolierung auf der
Basis eines strahlenvernetzten Polymers, dadurch gekennzeichnet, daß als Polymer
a) ein Copolymer aus Äthylen und einem polare Gruppen aufweisenden Comonomer mit einem
Comonomeranteil von 2 bis 25 % oder
b) eine Mischung aus Polyäthylen und einem Copolymer aus Äthylen und einem polare
Gruppen aufweisenden Comonomer mit einem auf die Mischung bezogenen Comonomeranteil
von 2 bis 25 % oder
c) eine Mischung aus 75 bis 95 Gew.-% Polyäthylen mit 2 bis 25 Gew.-% ataktischem
Polypropylen oder Polybuten oder Polyisobutylen oder unvernetztem bzw. unvulkanisiertem
Äthylen-Propylen- oder Äthylen-Propylen-Terpolymer- oder Natur- oder Styrolbutadien-oder
Polybutadien- oder Butyl-Kautschuk
verwendet ist, das mit einem Füllstoff wie Kreide, Kaolin oder Talkum in einer Menge
von 10 bis 100, vorzugsweise 30 bis 60 Gewichtsteilen auf 100 Gewichtsteile des Polymers
angereichert ist.
2. Mehradriges Niederspannungskabel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
Polymer übliche Additive wie Farbpigmente und Stabilisatoren enthält.