[0001] Die Erfindung betrifft eine Zweitaktbrennkraftmaschine mit wenigstens einem Doppelkolben,
dessen Zylinder zylinderkopfseitig durch einen Brennraum miteinander verbunden sind
und kurbelkammerseitig von einer Aufladeeinrichtung mit Luft oder Brennstoff-Luft-Gemisch
aufgeladen werden, wobei der voreilende Kolben des Doppelkolbens sowohl den überströmvorgang
in zumindest einem vom kurbelkammerseitigen Zylinderabschnitt des voreilenden Kolbens
zum brennraumseitigen Zylinderabschnitt des nacheilenden Kolbens führenden überströmkanal
als auch den Auslaßvorgang derart steuert, daß der Auslaßvorgang vor dem öffnen des
überströmkanals beginnt. Die Zweitaktbrennkraftmaschine kann sowohl nach dem Ottoprinzip
wie.nach dem Dieselprinzip, als auch in Vielstoffbetriebsweise arbeiten.
[0002] Eine Zweitaktbrennkraftmaschine der vorstehenden Art ist aus der DE-PS 25 23 712
bekannt. Bei dieser Brennkraftmaschine wird der überströmvorgang ausschließlich durch
den voreilenden Kolben gesteuert und zwar so, daß der dem Auslaßvorgang und der dem
Überströmvorgang entsprechende Drehwinkel dieselbe Winkelhalbierende haben und diese
gegenüber dem Kurbelkammertotpunkt entgegen der Drehrichtung verschoben ist. Der voreilende
Kolben schließt den überströmkanal vor Beendigung des Auslaßvorgangs. Der Kompressionshub
des Doppelkolbens beginnt damit erst nach Abschluß des überströmvorgangs, so daß kein
vom Brennraum zur Kurbelkammer gerichtetes Druckgefälle entstehen kann, welches bei
geöffnetem überströmkanal einen Teil der frischen Ladung des Brennraums wieder in
die Kurbelkammer zurückführen würde.
[0003] Der überströmvorgang bestimmt die Füllung des Brennraums und damit die Leistung und
den Wirkungsgrad der Brennkraftmaschine. Bei der bekannten Brennkraftmaschine hat
es sich herausgestellt, daß bei aufgeladener Kurbelkammer der Brennraum nicht optimal
gefüllt werden kann, weil die Steuerzeit für das überströmen zu kurz ist, da an dessen
Ende immer noch ein Druckgefälle von der Kurbelkammer in den Brennraum vorhanden ist.
[0004] Aus der deutschen Offenlegungsschrift 23 47 809 ist weiterhin eine Brennkraftmaschine
mit Doppelkolben bekannt, deren Zylinder zylinderkopfseitig durch einen Brennraum
miteinander verbunden sind. Der Auslaßvorgang wird vom voreilenden Kolben gesteuert,
der auch den Einlaßvorgang des Brennstoff-Luft-Gemisches in den zugeordneten, vom
Kurbelkammerraum des nacheilenden Kolbens abgedichteten Kurbelkammerraum steuert.
Der nacheilende Kolben steuert den Einlaßvorgang von Spülluft in den ihm zugeordneten
Kurbelkammerraum. Der nacheilende Kolben steuert ferner die Überströmvorgänge in zwei
Überströmkanälen,von denen der eine vom Kurbelkammerraum des voreilenden Kolbens zum
brennkammerseitigen Zylinderabschnitt des nacheilenden Kolbens und der andere vom
Kurbelkammerraum des nacheilenden Kolbens ebenfalls zum brennkammerseitigen Zylinderabschnitt
dieses Kolbens führt. Durch geeignete Formwahl der beiden Überströmkanäle soll bei
der bekannten Brennkraftmaschine erreicht werden, daß die Brennkammer zunächst ausschließlich
mit Spülluft aus dem Kurbelkammerraum des nacheilenden Kolbens gespült wird, während
die Zufuhr des Brennstoff-Luft-Gemisches aus dem Kurbelkammerraum des voreilenden
Kolbens soweit verzögert wird, daß sie den vom voreilenden Kolben gesteuerten Auslaß
erst nach Abschluß des Auslaßvorgangs erreicht.
[0005] Bei der aus der DE-OS 23 47 809 bekannten Brennkraftmaschine werden beide überströmvörgänge
ausschließlich durch den nacheilenden Kolben gesteuert. Bei-einer derartigen Steuerung
beginnt jedoch der Einlaßvorgang zu spät und endet zu spät und zwar zu einem Zeitpunkt,
zu welchem in der Kurbelkammer längst Überdruck vorhanden ist. Dies führt dazu, daß
ein wesentlicher Teil der gerade angesaugten Ladung zum Spüllufteinlaß zurückgedrückt
wird. Hierbei wird nicht nur Luft zurückgedrückt, sondern auch Brennstoff-Luft-Gemisch,
da die Aufteilung der Kurbelkammer in zwei getrennte Kurbelkammerräume für Luft bzw.
Brennstoff-Luft-Gemisch in der Praxis nicht oder nur mit außerordentlich großem Aufwand
möglich ist.
[0006] Bei der bekannten Brennkraftmaschine beginnen beide Überströmvorgänge erst kurz vor
dem unteren Totpunkt und damit für eine optimale Aufladung zu spät. Darüber hinaus
enden die beiden überströmvorgänge weit nach Auslaßschluß zu einem Zeitpunkt, zu dem
durch den ansteigenden Kompressionsdruck im Zylinder bereits ein umgekehrtes Druckgefälle
aus dem Zylinderraum zur'Kurbelkammer vorhanden ist. Damit wird ein wesentlicher Teil
der gerade eingebrachten Ladung zur Kurbelkammer zurückgedrückt.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Zweitaktbrennkraftmaschine mit Doppelkolben anzugeben,
bei welcher auch bei Aufladung mittels einer Aufladeeinrichtung einerseits sichergestellt
ist, daß keine Brenngase aus dem Brennraum in die Kurbelkammer zurückströmen können
und andererseits trotzdem eine optimale Füllung des Brennraums erreicht wird.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß derselbe überströmkanal auch
vom kurbelkammerseitigen Zylinderabschnitt des nacheilenden Kolbens zum brennkammerseitigen
Zylinderabschnitt dieses Kolbens führt und außer von dem voreilenden Kolben auch von
dem nacheilenden Kolben gesteuert wird, und daß der nacheilende Kolben den Überströmkanal
frühestens mit dem voreilenden Kolben öffnet und später als der voreilende Kolben
schließt.
[0009] Der voreilende Kolben steuert nach wie vor den Auslaßvorgang und den Beginn des überströmvorgangs.
Der nacheilende Kolben-öffnet nachfolgend seinerseits den Überströmkanal, wodurch
der wirksame Kanalquerschnitt erhöht wird. Das Ende des überströmvorgangs wird ausschließlich
durch den nacheilenden Kolben gesteuert.
[0010] Beide Kolben steuern denselben überströmkanal, wodurch dessen Volumen klein gehalten
werden kann und sein schädlicher Einfluß auf die Höhe der Kurbelkammerverdichtung
gering bleibt. Durch die kombinierte Steuerung des überströmkanals durch beide Kolben
kann der überströmvorgang über einen Kurbelwinkel von etwa 2 x 90° um den unteren
Totpunkt ausgedehnt werden. Dieser Winkel wird lediglich durch das Druckgefälle zwischen
der Kurbelkammer und dem brennraumseitigen Zylinderabschnitt des nacheilenden Kolbens
bestimmt, je nach dem Aufladegrad der Kurbelkammer.
[0011] Die Aufladeeinrichtung erzeugt vorzugsweise ein Kurbelkammerverdichtungsverhältnis
von wenigstens 1,5. Bei der Aufladeeinrichtung kann es sich um eine Kurbelkammerpumpe
hoher Leistung handeln, die zweckmäßigerweise auch den kurbelkammerseitigen Einlaßvorgang
steuert. Dies kann beispielsweise durch Umfangsflächen eines das Pleuel des Doppelkolbens
tragenden Kurbelwangen-Drehschiebers oder Drehschieber-Paares erfolgen, dessen Umfangsfläche
berührungsfrei oder leicht touchierend und damit wirkungsgradgünstig umläuft. Geeignet
sind aber auch Einrichtungen zur gasdynamischen Schwingaufladung, beispielsweise Resonanzrohre,
Resonanzvolumina oder dergleichen, die auf einen bestimmten Drehzahlbereich der Brennkraftmaschine
abgestimmt sind.
[0012] Der nacheilende Kolben schließt den überströmkanal bevorzugt gleichzeitig mit Beendigung
des vom voreilenden Kolben gesteuerten Auslaßvorgangs. In Verbindung mit einem hohen
Kurbelkammerverdichtungsverhältnis ist jedoch auch eine Nachladung des Brennraums
möglich, wenn der nacheilende Kolben den Überströmkanal erst nach Beendigung des Auslaßvorgangs
schließt, was durch die vorliegende Erfindung erst ermöglicht wird. Die Absteuerung
des Überströmkanals durch den nacheilenden Kolben muß so bemessen sein, daß der kurbelkammerseitige
Ladedruck noch ausreichend höher als der Druck der beginnenden Verdichtung in den
Zylindern ist. Der Ladedruck sollte noch bis zu 0,5 atü höher als der beginnende Verdichtungsdruck
im Zylinder sein.
[0013] Der nacheilende Kolben und der voreilende Kolben öffnen den überströmkanal bevorzugt
zu unterschiedlichen Zeiten. Auf diese Weise kann eine gewisse Voraufladung oder auch
Vorentladung des überströmkanals, abgestimmt auf das gewünschte Drehzahlniveau der
Maschine, erreicht werden.
[0014] Als günstig hat es sich erwiesen, wenn der Aufladevorgang der kurbelkammerseitigen
Zylinderabschnitte schon beginnt, bevor der nacheilende Kolben den Überströmkanal
schließt. Die frischen Gase werden kurz vor dem Schliessen des Überströmkanals mit
hohem Anfangsdruck zugeführt. Dies bewirkt eine sofortige kurbelkammerseitige Druckerhöhung,
so daß der überströmvorgang weiter verlängert werden kann. Darüberhinaus wird ein
Zurücksaugen der gerade zuvor in den Brennraum eingebrachten Frischladung in die Kurbelkammer
vermieden.
[0015] In einer bevorzugten Ausführungsform ist je ein überströmkanal zu beiden Seiten einer
die Zylinder des Doppelkolbens trennenden Zylinderblockwand angeordnet. Diese Überströmkanäle
werden durch Fenster im Hemd der beiden Kolben unterhalb der Kolbenringzonen gesteuert.
Die Frischgase kühlen damit diese Trennwand. Gegebenenfalls können zusätzliche Kühlwasserkanäle
in der Trennwand vorgesehen sein.
[0016] Wesentliche Vorteile bietet eine Ausführungsform, bei der zumindest ein Teil der
den Kolben gegenüberliegenden Wand des Brennraums durch einen im Zylinderkopf verschiebbar
geführten und mittels eines Kraftgeräts auf die Kolben zustellbaren Gegenkolben gebildet
ist. In dieser Ausführungsform kann das Verdichtungsverhältnis der Brennkraftmaschine
auf konstruktiv einfache Weise während des Betriebs abhängig von der Drosselstellung
der Brennkraftmaschine verändert werden. Im Teillastbetrieb kann die Verdichtung erhöht
werden, so daß im gesamten Lastbereich ein geringerer Kraftstoffverbrauch erreicht
wird, ohne daß das vom Dieselmotor bekannte, typische Nagelverhalten auftritt. Als
ausreichend und praktikabel hat sich eine Veränderung des Verdichtungsverhältnisses
etwa in den Grenzen 1:2 erwiesen. Beispielsweise kann eine Verdichtung von £=8 bei
Vollast im Teillastbetrieb bis auf E=16 erhöht werden. Bei dem Kraftgerät kann es
sich um einen Hydraulikzylinder handeln, der von einer hydraulischen Steuerung abhängig
von der Drosselstellung betätigt wird. Der Gegenkolben kann aber auch über einen Nocken,
ein Federpaket oder dergleichen verstellt werden. Soweit eine Zündkerze erforderlich
ist, kann sie in zentraler Lage in dem Gegenkolben verbleiben, so daß sie zusammen
mit dem Gegenkolben bewegt wird; sie kann aber auch an die durch den Zylinderkopf
festgelegte Peripherie des Brennraums verlegt sein.
[0017] Um das zündfähige Gemisch des Brennraums möglichst gleichzeitig zu zünden, ist vorzugsweise
eine in den Brennraum eingreifende Zündelektrode vorgesehen, deren Gegenelektrode
an einer zum Brennraum weisenden Fläche einer zwischen den beiden Kolben sich erstreckenden
Zylinderblockwand vorgesehen ist. Die Zündelektrode kann hierbei am Zylinderkopf in
der Mitte des Brennraums angeordnet sein, so daß ein quer durch den Brennraum zur
Gegenfläche an der Zylinderblockwand reichender Zündfunke entsteht. Diese Zylinderblockwand
bildet also die Masseelektrode. Die zur Erzeugung derartiger langer Zündfunken erforderliche
Hochspannung kann problemlos mit Hilfe einer Hochspannungskondensatorzündung erreicht
werden. Die Zündelektrode und die Gegenelektrode können aber auch nebeneinander auf
der zum Brennraum weisenden Fläche dieser Zylinderblockwand angeordnet sein. Diese
Anordnungsweise hat den Vorteil, daß sie relativ wenig Platz im Brennraum beansprucht,
der dann zur Unterbringung anderer Elemente, wie z.B. Einspritzdüsen oder dergleichen,zur
Verfügung steht.
[0018] Ein weiterer Gesichtspunkt der Erfindung betrifft die Schmierung von Pleuel und Grundlagern
des Doppelkolbens. Vorzugsweise sind das Pleuellager als auch die Grundlager gesondert
zur Kurbelkammer schmiermitteldicht gekapselt, wobei in die gekapselten Lagerinnenräume
Schmiermittelleitungen einer zentralen Ölversorgung münden. Auf diese Weise können
die etwa noch vorhandenen Fluchtölmengen aus den Lagern in die Kurbelkammer in der
für den Betrieb der Brennkraftmaschine erforderlichen Gesamtölmenge berücksichtigt
werden, d.h. von der Frischölmenge, die für die Kolbenschmierung in den Ansaugstrom
eingebracht wird, abgezogen werden. Das öl der zentralen Ölversorgung kann von einem
Öltank her mittels ölpumpe oder Gefälle (Tropfschmierung),eventuell unterstützt durch
einen leichten Überdruck im Öltank,zugeführt werden.
[0019] Im folgenden sollen Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand von Zeichnungen näher
erläutert werden. Es zeigt
Figur 1 einen die Zylinderachsen enthaltenden, schematischen Schnitt durch eine Zweitaktbrennkraftmaschine;
Figur 2 einen Schnitt entlang der Linie II - II in Fig. 1;
Figur 3 einen Schnitt normal zu den Zylinderachsen durch eine Variante eines Brennraums
einer Zweitaktbrennkraftmaschine;
Figur 4 einen achsparallelen Schnitt durch eine weitere Variante eines Brennraums
einer Zweitaktbrennkraftmaschine und
Figur 5 einen die Drehachsen enthaltenden Schnitt durch eine Kurbelwelle mit Pleuel
einer Zweitaktbrennkraftmaschine.
[0020] Die Figuren 1 und 2 zeigen eine Zweitaktbrennkraftmaschine 1
0, deren Zylinderblock 12 zwei Zylinder 14 und 16 aufweist. Die Zylinder 14 und 16
sind durch einen Zylinderkopf 2o verschlossen, welcher einen die Zylinder 14, 16 verbindenden
Brennraum 1.8 enthält. In den Zylindern 14, 16 ist je ein Kolben 22 bzw. 24 verschiebbar
geführt. Die Kolben 22, 24 sind über ein gemeinsames Pleuel 26 mittels eines Kurbelzapfens
27 exzentrisch an einer auf einem Wellenzapfen 28 gelagerten Hubscheibe 3o angelenkt.
Die Hubscheibe 3o rotiert in einer von einer Wanne 32 geschlossenen Kurbelkammer 34.
[0021] Die Zylinder 14 und 16 werden durch Kolbenböden 36 bzw. 38 der Kolben 22, 24 jeweils
in einen brennraumseitigen Zylinderabschnitt und einen kurbelkammerseitigen Zylinderabschnitt
unterteilt. Die kurbelkammerseitigen Zylinderabschnitte bilden zusammen mit der Kurbelkammer
34 und den hin- und hergleitenden Kolben 22, 24 eine Kurbelkammerpumpe, welche zum
Ansaugen der Verbrennungsluft oder des Luft-Brennstoff-Gemisches durch einen in die
Kurbelkammer 34 hineinreichenden Ansaugstutzen 4o dient.
[0022] Damit das angesaugte Gemisch aus der Kurbelkammer 34 in die brennraumseitigen Zylinderabschnitte
und den Brennraum 18 gelangen kann, ist beiderseits einer die Zylinder 14, 16 voneinander
trennenden Zwischenwand 42 des Zylinderblocks 12 je ein Überströmkanal 44 gebildet.
Diese Überströmkanäle 44 haben je einen Eintrittsschlitz 46 bzw. 48 in den kurbelkammerseitigen
Zylinderabschnitten der Zylinder 14, 16 und einen Austrittsschlitz 5o im brennraumseitigen
Zylinderabschnitt des Zylinders 16. Die Eintrittsschlitze 46, 48 werden durch Fenster
52 bzw. 54 im kurbelkammerseitigen Kolbenhemd der Kolben 22 bzw. 24 geöffnet und geschlossen.
Die Austrittsschlitze 5o der überströmkanäle 42 werden von der Oberkante 56 des nacheilenden
Kolbens 24 gesteuert. Die Oberkante 58 des Kolbens 22 steuert einen Auslaßschlitz
6o im brennraumseitigen Zylinderabschnitt des Zylinders 14. Der Einlaßvorgang wird
von der Hubscheibe 3o gesteuert, deren Umfang 62 berührungsfrei oder leicht touchierend
die Mündung des Ansaugstutzens 4o öffnet bzw. schließt.
[0023] Die Brennkraftmaschine arbeitet wie folgt. Wenn sich die Hubscheibe 3o in Richtung
des Pfeils A dreht, eilt der Kolben 22 stets dem Kolben 24 voraus. In Fig. 1 ist der
Einlaßvorgang bereits beendet; die Hubscheibe 3o verschließt den Einlaßstutzen 40.
Das in die Kurbelkammer 34 eingeführte Gemisch wird durch die nach unten gehenden
Kolben 22, 24 verdichtet. Die Eintrittsschlitze 46, 48 der überströmkanäle sind geschlossen.
Bevor die Fenster 52 des voreilenden Kolbens 22 die Eintrittsschlitze 46 der überströmkanäle
44 erreichen, öffnet die Oberkante 58 des voreilenden Kolbens 22 den Auslaßschlitz
60, so daß die verbrannten Gase aus den brennraumseitigen Zylinderabschnitten und
dem Brennraum 18 ausströmen können. Dann öffnet der voreilende Kolben 22 die Eintrittsschlitze
46 der Überströmkanäle 44. Kurz zuvor, gleichzeitig oder etwas später, hat die Oberkante
56 des nacheilenden Kolbens 24 die Austrittsschlitze 50 der überströmkanäle 44 geöffnet.
Durch die spätere öffnung wird ein großer Vorauslaß mit einer trotzdem langen überströmsteuerzeit
möglich. Die verdichteten Gase der Kurbelkammer 34 strömen über die Überströmkanäle
44 in die brennraumseitigen Zylinderabschnitte der Zylinder 14, 16 und in den Brennraum
18. Sie kühlen hierbei sowohl die Zwischenwand 42 als auch die beiden von der Frischluft-
bzw. von der Frischgasladung durchströmten Kolben. Die Zwischenwand kann gegebenenfalls
mit zusätzlichen Kühlwasserkanälen 64 versehen sein. Die Fenster 54 des nacheilenden
Kolbens 24 erreichen die Eintrittsschlitze 48 der beiden überströmkanäle 44 erst nachdem
der voreilende Kolben 22 die Eintrittsschlitze 46 bereits geöffnet hat. Der Kolben
22 schließt die Eintrittsschlitze 46 zu einem Zeitpunkt, zu dem der Auslaßschlitz
60 noch geöffnet ist. Die vom Kolben 24 gesteuerten Eintrittsschlitze 48 bleiben über
diesen Zeitpunkt hinaus geöffnet. Die Eintrittsschlitze 48 werden geschlossen, wenn
der Kolben 22 den Auslaßschlitz 60 schließt. Sie können aber bei ausreichend hohem
kurbelkammerseitigen Ladedruck auch über das Ende des Auslaßvorgangs hinaus geöffnet
bleiben, so daß die brennraumseitigen Zylinderabschnitte 14, 16 und der Brennraum
18 auch bei bereits beginnendem Verdichtungshub noch über die überströmkanäle 44 nachgeladen
werden können.
[0024] Der Überströmvorgang kann über einen Kurbelwinkel von etwa 2x 90° um den unteren
Totpunkt ausgedehnt werden. Er ist im wesentlichen nur durch die Höhe des Druckgefälles
von der Kurbelkammer 34 über die Überströmkanäle 44 in den brennraumseitigen Zylinderabschnitt
des Zylinders 16 begrenzt. Der Druckunterschied zwischen dem Ladedruck und dem Druck
der beginnenden Verdichtung in dem brennraumseitigen Zylinderabschnitt des Zylinders
16 sollte etwa zwischen 0,5 und 1,5 atü betragen.
[0025] Die den Kolbenböden 36, 38 gegenüberliegende Wand 66 des Brennraums 18 ist durch
einen Gegenkolben 68 gebildet, der in einem Hydraulikzylinder 7o abgedichtet verschiebbar
geführt ist. Der Hydraulikzylinder 7o ist über eine Druckmittelzuleitung 72 an eine
Steuerung angeschlossen, die den Gegenkolben 68 abhängig von der Drosselstellung der
Brennkraftmaschine verschiebt. Durch Verschieben des Gegenkolbens 68 kann das Verdichtungsverhältnis
der beiden Zylinder 14, 16 abhängig von der Drosselstellung verändert werden. Die
Steuerung erhöht das Verdichtungsverhältnis in den Teillastbereich hinein; beispielsweise
im Verhältnis 1:2. Auf diese Weise kann im gesamten Lastbereich der Brennstoffverbrauch
optimiert und deutlich verringert werden.
[0026] Bei der Brennkraftmaschine der Figuren 1 und 2 münden in die Überströmkanäle 44 Brennstoffeinspritzdüsen
74, die entgegen der Strömungsrichtung in den Überströmkanälen 44 kontinuierlich Brennstoff
einspritzen. Diese, sowohl für Otto- wie auch für Dieselmotoren geeignete Einspritzweise
erlaubt sowohl eine qualitative Regelung des Betriebs, bei welcher lediglich die Brennstoffzufuhr
bei gleichbleibend vollständiger Luftfüllung des Brennraums geregelt wird, als auch
eine quantitative Regelung, bei welcher die Füllung insgesamt verändert wird.
[0027] Der Brennraum 18 ist im wesentlichen zylinderförmig ausgebildet und weist im Querschnitt
zwei einander diametral gegenüberliegende Bereiche auf, die sich vom zylinderfernen
Brennraumende zu den Zylindern 14, 16 hin erweitern. Die dadurch entstehenden Ausbuchtungen
76 sind jeweils durch eine sphärische Dreiecksfläche begrenzt. Durch diese Ausbildung
des Brennraums 18 strömt das Gemisch aus den Zylindern 14, 16 tangential in den Brennraum
18 ein und wird durch den dabei erzeugten, sehr hohen Drall sehr wirksam verwirbelt,
zu einem Zeitpunkt also, wo die Erzeugung des Dralls keine Leistung mehr kostet.
[0028] Die im Brennraum 18 entstehenden Ausbuchtungen 76 müssen nicht durch eine sphärische
Dreieckfläche begrenzt sein, sie können auch durch gerade Rampen gebildet werden,
die über die Mitten der Zylinderachsen 14 und 16 hinausreichen können und in Fig.
1, als auch in Fig. 4 bei 77 bzw. 79 gestrichelt angedeutet sind.
[0029] Fig. 3 zeigt schematisch in einem Schnitt durch einen Zylinderkopf eine weitere Möglichkeit
der Brennstoff- - einspritzung, bei welcher der im Brennraum entstehende, sehr hohe
Drall ausgenutzt wird. Der Drall ist in Fig. 3 durch Pfeile 78 angedeutet. Der Brennstoff
wird mittels einer Düse 8o entgegen der Drallrichtung entweder direkt auf die Wand
82 des zwischen den Zylindern 84, 86 gelegenen Brennraums oder in einem Bereich unmittelbar
vor der Wand 82 eingespritzt. Auf der zum Brennraum weisenden Oberseite einer Zwischenwand
88 zwischen den beiden Zylindern 84, 86 ist isoliert eine in den Brennraum ragende
Zündelektrode 9o angebracht, deren Gegenelektrode 92 ebenfalls in die Zwischenwand
88 integriert ist. Diese Zündelektroden 9o und 92 können z.B. in einer anderen Ausführung
auch in die Zylinderkopfdichtung integriert sein. Auf diese Weise bleibt der darüber
befindliche Brennraum frei, so daß Platz zur Unterbringung anderer Elemente, beispielsweise
der Ein- , spritzdüse 8
0, bleibt.
[0030] Fig. 4 zeigt einen Brennraum 94, in dessen Mitte eine Zündelektrode 96 angeordnet
ist. Die Gegenelektrode der Zündelektrode 96 wird durch eine Zwischenwand 98 zwischen
den beiden Zylindern 100 und 102 gebildet. Eine Hochspannungskondensatorzündung erzeugt
die für den relativ großen Elektrodenabstand erforderliche Hochspannung.
[0031] Die Zweitaktbrennkraftmaschine wird bevorzugt über eine zentrale Ölversorgung aus
einem nicht näher dargestellten Tank über eine ebenfalls nicht dargestellte Ölpumpe
bzw. ein Gefälle mit Öl für die Kolbenschmierung versorgt. Das öl wird beispielsweise
in den Ansaugstrom eingebracht, wobei das Mischungsverhältnis Öl zu Brennstoff-Luft-Gemisch
bzw. Luft abhängig vom Lastzustand zwischen 1:8o und 1:200 liegen kann. Fig. 5 zeigt
Einzelheiten eines Kurbelwellenlagers mit zwei in axialem Abstand voneinander angeordneten,
zentrisch auf Wellenzapfen 106, 108 aufgepreßten Hubscheiben 11o, 112, zwischen welchen
sich achsparallel ein exzentrisch angeordneter Kurbelzapfen 114 erstreckt. Die Wellenzapfen
106, 108 sind an Wälzlagern 116, 118 im Motorblock 12o gelagert. Zwischen den Hubscheiben
11
0, 112 ist an dem Kurbelzapfen 114 ein Pleuel 121 mittels Wälzlagerrollen 122 gelagert.
Das Pleuel 121 hat einen über die Lagerrollen 122 axial vorstehenden Pleuellageraußenring
124, dessen axiale Stirnflächen über gleichachsige Dichtringe 126, 128 und Rundschnurringe
141, 142 gegen die Hubscheiben 11
0, 112 abgedichtet sind. Gegebenenfalls können entweder die Dichtringe 126, 128 oder
die Rundschnurringe 141, 142 entfallen. Die Rundschnurringe sind in genormten Ringnuten
gelagert. In den abgedichteten Innenraum des Pleuellagerrings 124 mündet ein Schmiermittelkanal
13o, der über eine Zuleitungsbohrung 132 mit dem System der zentralen ölversorgung
in Verbindung steht. Die einander axial abgekehrten Seiten der Hubscheiben 11
0, 112 tragen die umlaufende Hälfte je einer Labyrinthdichtung 134 bzw. 136, deren
feststehende Hälften 143, 144 am Zylinderblock 12o vorgesehen sind. Ein Teil der Labyrinthdichtungen
134, 136 wird zusätzlich durch Dichtringe 138, 14o und Kolbenringe 145, 146 abgedichtet.
Die Labyrinthdichtungen 134 bzw. 136 sind in sich geschlossene Bauteile, wobei der
innere Ring mit der Kolbenringabdichtung 145, 146 mit dem Wellenzapfen 106 bzw. 108
(Grundlagerzapfen) umläuft, während die äußeren Ringe 143, 144 ebenso wie die Lageraußenringe
im selben Außendurchmesser mit in das Gehäuse eingespannt sind. Weitere, nicht dargestellte
Dichtungen sind auf den von den Labyrinthdichtungen 134, 136 axial abgekehrten Seiten
der Wälzlager 116, 118 vorgesehen, so daß auch die Wälzlager 116, 118 voll abgekapselt
sind. Die Zuleitungsbohrung 132 ist so geführt, daß sie eine Öffnung zum Innenraum
dieser Wälzlager 116, 118 hat. Vorteil der in Fig. 5 dargestellten Ausführungsform
des Kurbelwellenlagers ist, daß Fluchtölmengen, die an den Dichtringen 126, 128 bzw.
den Labyrinthdichtungen 134, 136 mit den integrierten Dichtringen 138, 14o, 145, 146
vorbei in die Kurbelkammer eintreten, bei der zur Kolbenschmierung benötigten Gesamtölmenge
berücksichtigt werden können. Die in den Ansaugstrom zur Kolbenschmierung einzubringende
Frischölmenge kann um die Flucht- ölmenge dieser Lager verringert werden, so daß sich
insgesamt der Ölverbrauch der Zweitaktbrennkraftmaschine verringert und für die Gesamtlaufzeit
der Maschine fest eingestellt werden kann. Er ist - anders als bei ölsumpfgeschmierten
Motoren - unabhängig vom Verschleißzustand der Maschine.
1. Zweitaktbrennkraftmaschine mit wenigstens einem Doppelkolben, dessen Zylinder zylinderkopfseitig
durch einen Brennraum miteinander verbunden sind und kurbelkammerseitig von einer
Aufladeeinrichtung mit Luft oder Brennstoff-Luft-Gemisch aufgeladen werden, wobei
der voreilende Kolben des Doppelkolbens sowohl den überströmvorgang in zumindest einem
vom kurbelkammerseitigen Zylinderabschnitt des voreilenden Kolbens zum brennraumseitigen
Zylinderabschnitt des nacheilenden Kolbens führenden überströmkanal als auch den Auslaßvorgang
derart steuert, daß der Auslaßvorgang vor dem öffnen des überströmkanals beginnt,
dadurch gekennzeichnet, daß derselbe überströmkanal (44) auch vom kurbelkammerseitigen
Zylinderabschnitt des nacheilenden Kolbens (24) zum brennkammerseitigen Zylinderabschnitt
dieses Kolbens (24) führt und außer von dem voreilenden Kolben (22) auch von dem nacheilenden
Kolben (24) gesteuert wird und daß der nacheilende Kolben (24) den überströmkanal
(44) frühestens mit dem voreilenden Kolben (22) öffnet und später als der voreilende
Kolben (22) schließt.
2. Zweitaktbrennkraftmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufladeeinrichtung
(22, 24, 30) ein Kurbelkammerverdichtungsverhältnis von wenigstens 1,5 hat.
3. Zweitaktbrennkraftmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der nacheilende
Kolben (24) den überströmkanal (44) gleichzeitig mit Beendigung oder nach Beendigung
des vom voreilenden Kolben (22) gesteuerten Auslaßvorgangs schließt.
4. Zweitaktbrennkraftmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Aufladevorgang
der kurbelkammerseitigen Zylinderabschnitte beginnt, bevor der nacheilende Kolben
(24) den überströmkanal schließt.
5. Zweitaktbrennkraftmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der kurbelkammerseitige
Einlaßvorgang durch Umfangsflächen (62) eines das Pleuel (26) des Doppelkolbens tragenden
Kurbelwangen-Drehschiebers (30) gesteuert ist.
6. Zweitaktbrennkraftmaschine nach. Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß je ein
überströmkanal (44) zu beiden Seiten einer die Zylinder (14, 16) des Doppelkolbens
trennenden Zylinderblockwand (42) angeordnet ist.
7. Zweitaktbrennkraftmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest
ein Teil der den Kolben (22, 24) gegenüberliegenden Wand (66) des Brennraums (18)
durch einen im Zylinderkopf (20) verschiebbar geführten und mittels eines Kraftgeräts
(70, 72) auf die Kolben (22, 24) zustellbaren Gegenkolben (68) gebildet ist.
8. Zweitaktbrennkraftmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in den
Brennraum (18) eine Zündelektrode (90, 96) eingreift, deren Gegenelektrode (92, 98)
an einer zum Brennraum (94) weisenden Fläche einer zwischen den beiden Kolben (84,
86, 100, 102) sich erstreckenden Zylinderblockwand (88, 98) vorgesehen ist.
9. Zweitaktbrennkraftmaschine nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Zündelektrode
(96) am Zylinderkopf in der Mitte des Brennraums (94) angeordnet ist.
10. Zweitaktbrennkraftmaschine nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Zündelektrode
(90) und die Gegenelektrode (92) nebeneinander auf der zum Brennraum weisenden Fläche
der Zylinderblockwand (88) angeordnet sind.
11. Zweitaktbrennkraftmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Pleuellager
(122) als auch die Grundlager (116, 118) gesondert zur Kurbelkammer schmiermitteldicht
gekapselt sind und daß in die gekapselten Lagerinnenräume Schmiermittelleitungen (130,
132) einer zentralen ölversorgung der Zweitaktbrennkraftmaschine münden.
12. Zweitaktbrennkraftmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Brennstoff
kontinuierlich entgegen der Strömungsrichtung in den überströmkanal (44) eingespritzt
wird.