[0001] Die Erfindung geht aus von einer Elektrode nach der Gattung des Anspruchs 1.
[0002] Elektroden sowie Verfahren zu deren Herstellung sind vor allem von der für Brennstoffzellen
entwickelten Technologie her bekannt (z.B. Carl Berger, Handbook of Fuel Cell Technology
S. 401-406, Prentice Hall 1968; H.A. Liebhafsky and E.J. Cairns, Fuel Cells and Fuel
Batteries, S. 289-294, John Wiley & Sons, 1968). Die Forderung nach genau definierten
Reaktionszonen bedingt einen vielschichtigen Aufbau und spezielle Behandlungsverfahren
derartiger Brennstoffzellen-Elektroden.
[0003] Für die Wasserzersetzung sind die oben beschriebenen Elektroden in ihrem Aufbau zu
kompliziert und ihre Fertigungsmethoden zu aufwendig und kostspielig. Dies gilt insbesondere
im Hinblick auf Herstellungsmethoden für industrielle Grossanlagen zur wirtschaftlichen
Erzeugung von Wasserstoff.
[0004] Elektroden für Wasserzersetzungszellen sind bereits vorgeschlagen worden (z.B. US-PS
4 039 409). Zur Beschleunigung der elektrochemischen Reaktionen werden sie meist mit
Katalysatoren dotiert.
[0005] Die beschriebenen Elektroden lassen sowohl bezüglich ihrer mechanischen und chemischen
Eigenschaften zu wünschen übrig. Das gleiche gilt bezüglich der verwendeten Katalysatoren.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Elektrode für die Wasserelektrolyse
anzugeben, welche bei guter mechanischer und chemischer Stabilität, hoher elektrischer
Leitfähigkeit und guter Durchlässigkeit für Wasser und Gas eine hohe Lebensdauer sowie
die Eigenschaft besitzt, die Wasserzersetzungsreaktion katalytisch in optimaler Weise
zu beschleunigen.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
[0008] Es hat sich gezeigt, dass es vorteilhaft ist, als Elektrodenmaterial einen porösen;
durchlässigen Sinterkörper auf Titanbasis, vorzugsweise Titanlegierung Ti6A14V zu
benutzen. Als Katalysator ist eine Imprägnierung aus einer Mischung von Rutheniumoxyd
und Iridiumoxyd vorgesehen.
[0009] Die Erfindung wird anhand des nachfolgenden, durch Figuren erläuterten Ausführungsbeispiels
beschrieben.
[0010] Dabei zeigt:
Fig. 1 den Querschnitt durch die Grundform der Elektrode,
Fig. 2 den Querschnitt durch eine Ausführungsform mit' glattem metallischen Ring,
Fig. 3 den Grundriss der Form gemäss Fig. 2,
Fig. 4 den Querschnitt durch eine Ausführungsform mit durch Kunststoff infiltrierter
Randzone,
Fig. 5 den Grundriss der Form gemäss Fig. 4.
[0011] In Fig. 1 ist der Querschnitt durch die Elektrode dargestellt, was den grundsätzlichen
Aufbau erkennen lässt. 1 stellt einen Sinterkörper dar, welcher aus Titan oder einer
Titanlegierung pulvermetallurgisch hergestellt ist. Der poröse Sinterkörper 1 trägt
auf seiner dem Elektrolyt zugewandten Seite eine aus einer Mischung von Rutheniumoxyd
und Iridiumoxyd bestehende Oberflächenbeschichtung 2.
[0012] Fig. 2 zeigt den Querschnitt durch eine Ausführungsform mit glattem metallischen
Ring. 1 und 2 entsprechen der Fig. 1. Der Umfang des Sinterkörpers 1 ist durch einen
glatten Ring 3 aus dichtem Material abgeschlossen. Dieser Ring 3, welcher vorteilhafterweise
aus dem gleichen Werkstoff wie der Sinterkörper 1 gefertigt ist, dient der Dichtung
und dem Abschluss der Elektrode im Rahmen des gesamten Zellenaufbaus.
[0013] Fig. 3 stellt den Grundriss der Ausführungsform gemäss Fig. 2 dar. Die Bezugszeichen
entsprechen denjenigen von Fig. 2. Der Aufbau des glatten Randes, der durch den dichten
Ring 3 gegenüber dem porösen, körnigen Sinterkörper 1 gebildet wird, -ist deutlich
zu erkennen. Die Form des Umfanges ist hier kreisrund dargestellt. Es versteht sich
von selbst, dass auch jede andere beliebige Form gewählt werden kann: z.B. Dreieck,
Quadrat, Rechteck, Sechseck oder Achteck. In der Praxis werden für grossflächige Elektroden
industrieller Wasserzersetzungsapparate quadratische Formen bevorzugt, welche einen
einfachen Zellenaufbau nach Art einer Filterpresse erlauben.
[0014] In Fig. 4 ist der Querschnitt durch eine Ausführungsform mit durch Kunststoff infiltrierter
Randzone dargestellt. Der mit dem Katalysator als Oberflächenbeschichtung 2 versehene
Sinterkörper 1 aus Titan geht bis zum äusseren Umfang der Elektrode durch. Seine Randzone
ist jedoch auf einer gewissen radialen Breite mit einem Kunststoff 4 durchtränkt.
Diese, vorzugsweise aus Polytetrafluoräthylen bestehende Infiltration (Imprägnierung)
füllt die Poren des Sinterkörpers 1 vollständig aus, wobei eine völlig dichte, glatte
Randzone gebildet wird, welche die gleiche Funktion wie der Ring 3 in Fig. 2 hat.
[0015] Fig. 5 zeigt den Grundriss der Ausführungsform gemäss Fig. 4. Die Bezugszeichen entsprechen
denjenigen von Fig. 4. Im übrigen gilt das unter Fig. 3 Gesagte.
Ausführungsbeispiel:
[0016] Es wurden 5 g Titanpulver mit einer Korngrösse zwischen 50 µ und 150
p abgewogen. Eine hohlzylindrische Matrize und ein zylindrischer Stempel aus Elektrographit
(z.B. EK 85 von Ringsdorff-Werke GmbH) von 60 mm Durchmesser wurden mit Bornitrid
eingerieben. Das Titanpulver wurde in die Matrize eingefüllt-, homogen verteilt und
der Stempel aufgesetzt. Das Ganze wurde zunächst während 5 bis 10 Minuten einem Schutzgasstrom
von Argon unterworfen, welcher während des ganzen Vorgangs anhielt. Hierauf wurde
der Anpressdruck des Stempels auf 75 bar erhöht. Die Temperatur wurde mit einer Erwärmungsgeschwindigkeit
von 40°C/min sukzessive auf 820°C erhöht und während 10 Minuten auf diesem Wert gehalten.
Danach wurde die Vorrichtung abgekühlt und der Sinterkörper nach Erreichen von Raumtemperatur
aus der Matrize herausgenommen. Der Titan-Sinterkörper wurde erneut auf 200°C vorgewärmt
und wie folgt auf einer Seite mit dem Katalysator beschichtet. Im vorliegenden Fall
bestand dieser aus einer Pulvermischung von 20 m
ol-% Ru0
2 und 80 mol -% Ir0
2. 93 rel. Gew.-% dieser Pulvermischung wurden mit 7 rel. Gew.-% pulverisierten Tetrafluoräthylens
vermengt und das Ganze (0,5 g) mit der 10- bis 20-fachen Menge (5 bis 10 g) Wasser
versetzt und zu einer Suspension angerührt. Letztere wurde auf die dem Elektrolyt
zugewandte Seite des vorgewärmten Sinterkörpers aufgepinselt und die Flüssigkeit bei
200°C verdampft. Der vorgängig beschriebene Prozess der Oberflächenbeschichtung wurde
noch weitere zwei Male wiederholt. Nun wurde der mit dem Katalysator beschichtete
Sinterkörper in Argonatmosphäre während lh bei 375°C wärmebehandelt.
[0017] Im vorliegenden Ausführungsbeispiel wurde die Randzone des Sinterkörpers mit einem
Füllstoff - in diesem Fall Tetrafluoräthylen in Pulverform - beschichtet. Um ein Eindringen
des letzteren in die Poren des Sinterkörpers zu ermöglichen, wurde dieser während
einer gewissen Zeit einem Vakuum ausgesetzt. Der Vorgang des Beschichtens und Evakuierens
wurde weitere 2 bis 3 Male wiederholt. Zum Schluss wurde der Sinterkörper nochmals
einer Wärmebehandlung 375°C/lh unterworfen. Die Erfindung ist nicht auf dieses Ausführungsbeispiel
beschränkt: Insbesondere kann die Dichtheit der Randzone auch durch Imprägnieren oder
Infiltrieren eines anderen Kunststoffes, beispielsweise eines Epoxyharzes bewerkstelligt
werden.
[0018] Die gemäss obigem Ausführungsbeispiel hergestellten Elektroden besitzen eine besonders
hohe Korrosionsbeständigkeit in oxydierender Umgebung und können deshalb vor allem
als sauerstoffseitige Elektroden eingesetzt werden.
[0019] Das beschriebene Verfahren lässt sich in besonders vorteilhafter Weise bei der Herstellung
von Elektroden für Hochleistungs-Wasserzersetzungsapparate zur Herstellung von Wasserstoff
anwenden. Dank seiner Einfachheit und Wirtschaftlichkeit eignet es sich vorzüglich
zur Herstellung serienmässiger, grossflächiger Elektroden für industrielle Grossanlagen.
[0020] Die auf diese Art hergestellten Elektroden zeichnen sich durch hohe chemische Beständigkeit
und eine günstige Zersetzungsspannung aus.
Bezeichnungsliste
[0021]
1 = Sinterkörper (Ti,- Ti-Legierung)
2 = Oberflächenbeschichtung (Ru02/Ir02)
3 = Ring aus dichtem Material
4 = Kunststoff (Polytetrafluoräthylen) zur Infiltration
1. Elektrode für die Wasserelektrolyse auf der Basis eines Verbundwerkstoffes, dadurch
gekennzeichriet, dass sie aus einem dünnen plattenförmigen, pulvermetallurgisch hergestellten
porösen Sinterkörper (1) aus Titan oder einer Titanlegierung besteht, welcher auf
der dem Elektrolyten zugewandten Seite eine Oberflächenbeschichtung (2) aus einer
Mischung von 20 mol-% RuO2 und 80 mol-% IrO2 trägt.
2. Elektrode nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das zur Herstellung des
Sinterkörpers (1) verwendete Pulver eine Partikelgrösse von 50 bis 150µ aufweist.
3. Elektrode nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Titanlegierung 6 %
Aluminium und 4 % Vanadium enthält.
4. Elektrode nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Sinterkörper(l) auf
seinem ganzen Umfang eine aus kompaktem dichten Material bestehende glatte Randzone
aufweist.
5. Elektrode nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Randzone aus demselben,
jedoch völlig dichten Material wie der Sinterkörper besteht, derart, dass ein Ring
(3) mit allseitig glatter Oberfläche vorhanden ist.
6. Elektrode nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Randzone aus demselben
porösen Material wie der Sinterkörper besteht, dessen Poren durch Infiltration eines
Kunststoffes (4) völlig dicht geschlossen sind.
7. Elektrode nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der zur Infiltration der
Randzone verwendete Kunststoff Polytetrafluoräthylen ist.