[0001] Die Erfindung betrifft Benzothiazol-2(3H)-one der allgemeinen Formel

enthaltende Arzneimittel. In der allgemeinen Formel I bedeutet R ein Wasserstoffatom,
die Methyl-, Methoxy- oder Ethoxygruppe.
[0002] R.F. Hunter und E.R. Parken beschrieben in einer ausschließlich chemischen Arbeit
die Verbindungen 6-Methyl- und 6-Ethoxy- benzothiazol-2(3H)-on (J. chem. Soc. 1935,
Seite 1755), desweiteren das Benzothiazol-2(3H)-on selbst (J. Chem. Soc. 1930, Seite
125). Für die letztere Verbindung ist eine antimikrobielle und fungistatische Wirkung
in der Literatur erwähnt (w.
Nimmich, Pharmazie 19 [4], 281 [1964] .
[0003] Durch die Publikation Friedländer 22/1, Seite 324 (1939) (s. auch Chem. Abstr. 29,
6250 /1935/) wurde das 6-Methoxy-benzo- thiazol-2(3H)-on erwähnt; über eine pharmakologische
Wirkung ist aber nichts ausgesagt worden. Im Schrifttum werden Benzothiazole analog
der allgemeinen Formel I öfters als Zwischenprodukte für die Herstellung von Farbstoffen
und Pharmazeutika genannt.
[0004] Umso überraschender war deshalb das Auffinden einer sehr guten analgetischen Wirkung
neben einer ausgeprägten antipyretischen Wirkung bei einer guten Verträglichkeit bei
den Verbindungen der allgemeinen Formel I. Es kommt hinzu, daß die Verbindungen der
allgemeinen Formel I im Gegensatz zu ähnlich wirkenden Analgetika, z.B. Phenacetin,
eine wesentlich abgeschwächte oder keine Methämoglobin-bildende Wirkung zeigen.
[0005] Die Verbindungen der allgemeinen Formel I lassen sich wie folgt herstellen:
[0006] Ein 2-Amino-thiophenol der allgemeinen Formel

in der R wie oben definiert ist,
wird mit N, N'-Carbonyldiimidazol in einem wasserfreien Lösungsmittel wie Benzol,
Toluol oder anderen Kohlenwasserstoffen oder wie Tetrahydrofuran, Dioxan oder ähnlichen
cyclischen Äthern bei Temperaturen bis zum Siedepunkt des Reaktionsgemisches umgesetzt.
Im allgemeinen genügt es, zur Aufarbeitung das Lösungsmittel im Vakuum zu entfernen
und das Reaktionsprodukt beispielsweise aus 1,2-Dichloräthan, Ethanol oder Methanol
umzukristallisieren.
[0007] Die als Ausgangsmaterialen verwendeten 2-Amino-thiophenole sind literaturbekannt
oder sie lassen sich nach literaturbekannten Methoden herstellen. So erhält man z.B.
das 2-Amino-thiophenol (Siedepunkt: 80-81°C / 3mbar, Schmelzpunkt: 92°C) durch Erhitzen
von 2-Mercaptobenzothiazol mit Natronlauge unter Druck (G.G. Skvortsova, Z.V. Stepanova
und S.M. Tyrina, Zh. Organ. Khim. 2 (9), 1656 [1966], das 2-Amino-5-methylthiophenol
(Schmelzpunkt: 90°C), das 2-Amino-5-methoxy-thiophenol (Schmelzpunkt: 104°C) und das
2-Amino-5-ethoxy-thiophenol (Schmelzpunkt: 104°C) durch Hydrolyse der entsprechenden
2-Amino-benzothiazole mit siedender wässeriger Kalilauge (siehe R.L. Mital und S.K.
Jain, J. Chem. Soc. (C) 1969, 2148 bzw. S.K. Jain und R.L. Mital, Z. Naturforsch.
32 B, 821 [1977]),
[0008] Wie bereits eingangs erwähnt, besitzen die Verbindungen der allgemeinen Formel I
eine sehr gute analgetische und antipyretische Wirkung bei fehlender oder nur geringer
Methämoglobin-bildender Wirkung.
[0010] 6-Ethoxy-benzothiazol-2(3H)-on, = A
[0011] 6-Methoxy-benzothiazol-2(3H)-on und = B
[0012] 6-Methyl-benzothiazol-2(3H)-on = C
[0013] wurden im Vergleich mit Phenacetin =
D auf ihre analgetische Wirkung an der Maus und Ratte, ihre antipyretische Wirkung
an der Ratte, ihre Methämoglobin-bildende Wirkung an der Katze sowie ihre akute Toxizität
an der Maus geprüft.
Wirkung gegen den Wärmeschmerz der Maus
[0014] Die Prüfung erfolgte mit Hilfe einer Modifikation der Versuchsanordnung nach CFIEN
und BECKMAN (Science 113, 631 (1951)) an männlichen Chbb: NMRI (SPF)-Mäusen mit einem
mittleren Gewicht von 20 g. Die "heiße Platte" bestand aus Aluminium und hatte eine
Oberflächentemperatur von 52°C.
[0015] Die Prüfsubstanzen wurden als Verreibung in 1%iger Methylzellulose (0,1 ml/10 g Maus)
per Schlundsonde verabfolgt.
[0016] Vor der Behandlung mit Prüfsubstanzen wurden die Tiere im Abstand von 30 min zweimal
auf die heiße Platte gesetzt. Es wurde ihre individuelle Reaktionszeit ermittelt.
Nach Substanzgabe wurde in Abständen von 30 min die Reaktionszeit erneut gemessen.
[0017] Aus der mit den verschiedenen Dosen der Prüfsubstanzen erzielten gemittelten maximalen
Verlängerung der Reaktionszeit wurde nach linearer Regressionsanalyse nach LINDER
(Statistische Methoden 4. Aufl., pp. 148-162, Birkhäuser, Basel 1964) eine ED
100 mit den Vertrauensgrenzen nach FIELLER (Quart. Journal Pharmacol. 17,. 117-123 (1944))
als die Dosis berechnet, die zu einer 100%igen Verlängerung der Reaktionszeit führte.
[0018] Wirkung gegen den Entzündungsschmerz der Rattenhinterpfote
[0019] Die Prüfung erfolgte mit der Methode nach RANDALL-SELITTO (Arch. int. Pharmacodyn.
111, 409 (1957)) an männlichen Chbb:THOM-Ratten mit einem Gewicht zwischen 100 und
130 g. Die Prüfsubstanzen wurden 135 min nach Auslösung des Hefe- ödems als Verreibung
in 1%iger Methylzellulose per Schlundsonde beigebracht. Weitere 45 min danach wurde
bei den mit Prüfsubstanz behandelten und den nur mit dem Vehikel behandelten Kontrolltieren
die Schmerzschwelle bestimmt und nach linearer Regressionsanalyse nach LINDER (s.o.)
eine ED
50 mit den Vertrauensgrenzen nach FIELLER (s.o.) als die Dosis berechnet, die eine Anhebung
der Schmerzschwelle um 50 % bewirkte.
Antipyretische Wirkung
[0020] Die Prüfung der temperatursenkenden Wirkung erfolgte durch die Kontrolle des Verlaufes
der rektal gemessenen Körpertemperatur von teilweise immobilisierten Chbb:THOM-Ratten
mit einem Gewicht zwischen 125 und 150 g. Die Prüfsubstanzen wurden als Verreibung
in 1%iger Methylzellulose in einem Volumen von 1,0 ml/100 g Tier per Schlundsonde
appliziert.
[0021] Aus den nach Gabe der verschiedenen Dosen der Prüfsubstanz gewonnenen Werten für
die mittlere maximale Temperatursenkung wurde nach linearer Regressionsanalyse nach
LINDER (s.o.) eine ED 1,5°C als die Dosis berechnet, die eine Senkung der Körpertemperatur
um 1,5 C bewirkte.
Bestimmung des Methämocrlobinspiegels an der Katze
[0022] Katzen beider Geschlechter in einem mittleren Gewicht von 2,5 kg erhielten die Prüfsubstanzen
als Verreibung in 1%iger Methylzellulose per Schlundsonde beigebracht (2 ml/kg; die
Schlundsonde wurde mit Aqua bidest. in situ leergespült).
[0023] Blutproben wurden zu verschiedenen Zeiten nach der einmaligen Applikation des Wirkstoffes
per Herzpunktion gewonnen. Die photometrische Registrierung der Hämoglobinspektren
sowie die Bestimmung des Methämoglobingehaltes im Vergleich zur Kontrolle erfolgte
nach LEMBERG und LEGGE (Hematin compounds and bile pigments, Interscience Publishers,
New York,(1949)).
Akute Toxizität an der Maus
[0024] Die Bestimmung der akuten Toxizität erfolgt an Chbb:NMRI (SPF)- . Mäusen beider Geschlechter
in einem mittleren Gewicht von 20 g. Die Prüfsubstanzen wurden als Verreibung in 1%iger
Methylzellulose (0,5 ml/10 g Tier) per Schlundsonde verabfolgt. Die Berechnung der
LD50 erfolgte nach LITCHFIELD und WILCOXON (J. Pharmacol. exp. Ther. 96. 99 (1949))
aus dem Prozentsatz der Tiere, die nach den verschiedenen Dosen innerhalb von 14 Tagen
verstarben.
[0025] Die Verbindungen A bis C erweisen sich gegenüber dem Wärmeschmerz der Maus nach oraler
Gabe als etwa doppelt so wirksam wie das bekannte Phenacetin = Verbindung D (siehe
Tabelle 1). Auch an der Ratte ist die analgetische Wirkung der Verbindungen A bis
C 2 mal bis 5 mal stärker als die des Phenacetins (siehe Tabelle 2).
[0026] Die Verbindungen A bis C zeigen wie das Phenacetin neben der analgetischen eine antipyretische
Wirkungsqualität (siehe Tabelle 3). Während die akute Toxizität der Verbindungen A
bis C weitgehend der des Phenacetins entspricht (siehe Tabelle 5), bleiben die Verbindungen
A bis C im Gegensatz zu Phenacetin entweder gänzlich frei von einer Methämoglobinbildenden
Wirkung oder aber diese Nebenwirkung ist bei ihnen erheblich schwächer ausgeprägt
als bei Phenacetin (siehe Tabelle 4).
[0028] Die nachfolgenden Beispiele sollen die Erfindung näher beschreiben:
Beispiel 1
6-Ethoxy-benzothiazol-2(3H)-on
[0029] 1,69 g (0,01 Mol) 2-Amino-5-ethoxy-thiophenol und 1,78 g (0,011 Mol) N,N'-Carbonyldiimidazol
werden in 100 ml wasserfreiem Benzol 2 Stunden gerührt und anschließend 1 Stunde unter
Rückfluß gekocht. Man filtriert das Reaktionsgemisch, dampft vom Filtrat das Lösungsmittel
bei vermindertem Druck ab, kristallisiert den verbleibenden Rückstand aus 1,2-Dichlor
ethan um und erhält 820 mg (42 % der Theorie) 6-Ethoxy- benzothiazol-2(3H)-on. Schmelzpunkt:
147°C. C
9H
9NO
2S (195,24)
[0030] Ber.: C 55,37 H 4,65 N 7,17 S 16,42
[0031] Gef.: 55,30 4,54 7,05. 16,12
Beispiel 2
Benzothiazol-2(3H)-on
[0032] Hergestellt analog dem Beispiel 1 aus 2-Amino-thiophenol und N,N'-Carbonyldiimidazol
in Tetrahydrofuran; Ausbeute: 79 % der Theorie;
[0033] Schmelzpunkt: 136 - 137°C (Methanol)
[0035] Ber.: C 55,61 H 3,33 N 9,27 S 21,21
[0036] Gef.: 55,60 3,48 9,26 21,00
Beispiel 3
6-Methyl-benzothiazol-2(3H)-on
[0037] Hergestellt analog Beispiel 1 aus 2-Amino-5-methyl-thiophenol und N,N'-Carbonyldiimidazol;
Ausbeute: 50 % der Theorie; Schmelzpunkt: 169 - 170°C (Ethanol).
[0039] Ber.: C 58,16 H 4,27 N 8,48 S 19,40
[0040] Gef.: 58,25 4,20 8,62 19,55
Beispiel 4
6-Methoxy-benzothiazol-2(3H)-on
[0041] Hergestellt analog Beispiel 1 aus 2-Amino-5-methoxy-thiophenol und N,N'-Carbonyldümidazol;
Ausbeute: 47 % der Theorie; Schmelzpunkt: 163,5 - 164°C (1,2-Dichlorethan).
[0043] Ber.: C 53,02 H 3,89 N 7,73 S 17,69
[0044] Gef.: 53,25 3,90 7,65 17,65
[0045] Die Verbindungen der allgemeinen Formel I lassen sich in die üblichen pharmazeutischen
Zubereitungsformen, wie Tabletten, Dragees, Suppositorien, Kapseln oder Säfte einarbeiten.
Die Einzeldosierung beträgt hierbei 20 bis 600 mg für Erwachsene, vorzugsweise 50
bis 300 mg, dies entspricht einer Tagesdosierung von 60 bis 1800 mg, vorzugsweise
von 180 bis 900 mg.
[0046] Die nachfolgenden Beispiele sollen die Herstellung einiger pharmazeutischer Zubereitungen
verdeutlichen:
Beispiel I
[0047] Tabletten mit 50 mg 6-Äthoxy-benzothiazol-2(3H)-on
[0048] Zusammensetzung:
1 Tablette enthält:

Herstellunqsverfahren:
[0049] Aus Kartoffelstärke wird durch Erwärmen ein 10%iger Schleim hergestellt. Die Wirksubstanz,
Milchzucker und die restliche Kartoffelstärke werden gemischt und mit obigem Schleim
durch ein Sieb der Maschenweite 1,5 mm granuliert. Das Granulat wird bei 45°C getrocknet,
nochmals durch obiges Sieb gerieben, mit Magnesiumstearat vermischt und zu Tabletten
verpreßt.

Beispiel II
Dragees mit 50 mg 6-Äthoxy-benzothiazol-2(3H)-on
[0050] Die nach Beispiel I hergestellten Tabletten werden nach bekannten Verfahren mit einer
Hülle überzogen, die im wesentlichen aus Zucker und Talkum besteht. Die fertigen Dragees
werden mit Hilfe von Bienenwachs poliert.
[0051] Drageegewicht: 300 mg
Beispiel III
[0052] Kapseln mit 60 m
g 6-Äthoxy-benzothiazol-2(3H)-on
[0053] Zusammensetzung:
1 Kapsel enthält:

Herstellungsverfahren:
[0054] Der Wirkstoff wird mikronisiert und in Kapseln abgefüllt, letztere werden anschließend
verschlossen.
Beispiel IV
[0055] Suppositorien mit 60 mg 6-Äthoxy-benzothiazol-2(3H)-on
[0056] Zusammensetzung:
1 Zäpfchen enthält:

Herstellungsverfahren:
[0057] Die feinpulverisierte Wirksubstanz wird in der geschmolzenen und auf 40°C abgekühlten
Zäpfchenmasse suspendiert. Man gießt die Masse bei 37°C in leicht vorgekühlte Zäpfchenformen
aus.
[0058] Zäpfchengewicht: 1,7 g
Beispiel V
Tabletten zu 200 mg 6-Äthoxy-benzothiazol-2(3H)-on
[0059] 1 Tablette enthält:
[0060]

Herstellung:
[0061] Die Substanzen werden gleichmäßig gemischt und zu Tabletten verpreßt.
[0062] Tablettengewicht: 650 mg Durchmesser: 13 mm, biplan, beidseitige Facette und einseitige
Teilkerbe.
Beispiel VI
[0063] Tabletten zu 200 mg 6-Äthoxy-benzothiazol-2(3H)-on
[0064] 1 Tablette enthält:
[0065]

Herstellung:
[0066] Die Wirksubstanz, der Milchzucker und die Maisstärke werden mit einer wäßrigen Lösung
von Polyvinylpyrrolidon gleichmäßig befeuchtet, durch ein Sieb mit 2 mm-Maschenweite
gesiebt und im Umlufttrockenschrank bei 50°C getrocknet. Nach erneuter Siebung durch
1,5 mm-Maschenweite wird Magnesiumstearat zugemischt und die Mischung zu Tabletten
verpreßt.
[0067] Tablettengewicht: 400 mg
[0068] Durchmesser: 11 mm, rund, biplan, beidseitige Facette und einseitige Teilkerbe.
Beispiel VII
Tabletten zu 200 mg 6-Äthoxy-benzothiazol-2(3)-on
[0069] 1 Tablette enthält:
[0070]

Herstellung:
[0071] Die Wirksubstanz, das Codeinphosphat, der Milchzucker und die Maisstärke werden mit
einer wäßrigen Lösung von Polyvinylpyrrolidon befeuchtet, durch ein Sieb von 2,0 mm-Maschenweite
gesiebt, im Umlufttrockenschrank bei 50°C getrocknet, erneut gesiebt durch ein Sieb
mit 1,5 mm-Maschenweite und mit Magnesiumstearat vermischt. Aus dieser Mischung werden
Tabletten gepreßt.
[0072] Tablettengewicht: 400 mg
[0073] Durchmesser: 11 mm, rund, biplan, beidseitige Facette und einseitige Teilkerbe.
Beispiel VIII
[0074] Suppositorien, zu 200 mg 6-Äthoxy-benzothiazol-2(3H)-on
[0075] 1 Zäpfchen enthält:
[0076]

Herstellung:
[0077] Das Hartfett wird geschmolzen. Bei 38°C wird die gemahlene Wirksubstanz in der Schmelze
homogen dispergiert. Es wird auf 35°C abgekühlt und in schwach vorgekühlte Suppositorienformen
ausgegossen.
[0078] Zäpfchengewicht: 1,7 g.
Beispiel IX
[0079] Sus ension mit 200 mg 6-Äthoxy-benzothiazol-2(3H)-on
[0080] 100 ml Suspension enthalten:

Herstellunasverfahren:
[0081] Dest. Wasser wird auf 70°C erhitzt. Hierin wird unter Rühren p-Hydroxybenzoesäuremethylester
und -propylester sowie Glycerin und Carboxymethylcellulose gelöst. Es wird auf Raumtemperatur
abgekühlt und unter Rühren die Wirksubstanz zugegeben und homogen dispergiert. Nach
Zugabe und Lösen des Zuckers, der Sorbitlösung und des Aromas wird die Suspension
zur Entlüftung unter Rühren evakuiert.
[0082] 5 ml Suspension enthalten 200 mg Wirksubstanz.