[0001] Um gefärbte oder ungefärbte Stapelfasergarne für das Stricken einsetzen zu können,
ist es üblich, diese während eines Umspulprozesses mit einem festen Paraffinblock
zu behandeln. Dabei wird auf die Faser eine bestimmte Menge festen Paraffins aufgebracht
und erhält den für den Weiterverarbeitungsprozess nötigen niedrigen Reibungskoeffizienten,
d.h. eine hohe Glätte. Es ist verständlich, dass dieser Vorgang des sogenannten Trockenparaffinierens
in der Praxis nicht unproblematisch ist. Je nach Druck zwischen Faser und Paraffinblock
kann die Auflage an Trockenparaffin schwanken. Das feste Paraffin kann in nachfolgenden
Erhitzungsprozessen (Bügeln, Fixieren) wegsublimieren und damit zum Ausblühen neigen.
Das starre Trockenparaffin verleiht dem Material zwar eine ausreichende Glätte für
die Weiterverarbeitung, ein eigentlicher Weichmachungseffekt ist mit seiner Applikation
jedoch nicht verbunden. Damit besteht für trockenparaffinierte Artikel die Notwendigkeit,
in einer nachträglichen Arbeitsstufe diese Artikel durch Aufbringen eines zusätzlichen
Weichmachers noch weichzumachcn.
[0002] Es stellt sich somit die Aufgabe, Stapelfasergarnen eine für die Weiterverarbeitung
nötige gleichmässige niedrige Reibung, d.h. hohe Glätte in.Verbindung mit zufriedenstellender
Weichheit zu geben. Die Aufgabe wird dadurch gelöst, dass ein Mittel zur Flüssigparaffinierung
von Garnen folgender Zusammensetzung eingesetzt wird:
a) 5 - 20 % Paraffin, Schmelzbereich 45 - 60° C
b) 2 - 10 % eines oder mehrerer Alkylimidazoline der Formel I

wobei R C12-C22-Alkyl, Alkenyl oder Hydroxialkyl,
R1 Wasserstoff oder C1-C22-gesättigtes oder ungesättigtes aliphatisches oder aromatisches Acyl,
R2 Wasserstoff, C1-C4-Alkyl oder Hydroxialkyl, n Zahlen von 2 - 6 und
X ein Halogen-, C1-C4-Alkylsulfat-, C1-C4-Di- alkylphosphat- oder ein C1-C4-Alkylcarboxylat- anion bedeuten.
c) 1 - 5 % eines oder mehrerer Aminoxide der allgemeinen Formel II

wobei R C8-C12-Alkyl oder Alkenyl,
R1 C1-C4-Alkyl,
R2 Wasserstoff oder C1-C4-Alkyl und
n Zahlen von 0 bis 6 bedeuten sowie
d) 5 - 20 % eines oder mehrerer Polyglykoläther der Formel III

wobei R C8-C18-Alkyl oder Alkenyl und
n Zahlen von 3 - 12 bedeuten
und der an 100 Gewichts-% fehlende Rest ist Wasser.
Vorzugsweise wird ein Mittel folgender Zusammensetzung verwendet:
8 - 12 % Paraffin (Fp 50 - 53° C),
3 - 6 % eines Imidazolins der Formel I, wobei R C12-C18-Alkyl, R1 C16-C22-Acyl, R2 Wasserstoff,
X- Cl- oder CH3COO- und
n 2 oder 3 bedeuten,
3 - 5 % eines Aminoxids der Formel II, wobei
R C8-C18-Alkyl oder Alkenyl,
R und R2 Methyl und
n Null bedeuten
6 - 10 % eines Polyglykoläthers der Formel III, wobei R Cocosalkyl (C12-C18-Alkyl und Alkenyl), n Zahlen von 4 - 8 bedeuten, und der an 100 Gew.% fehlende Rest
ist Wasser.
[0003] Die Herstellung der Paraffindispersion erfolgt durch intensives Mischen aller Komponenten
bei Temperaturen von über 70 - 80° C, wobei als besonderer Vorteil hervorzuheben ist,
dass man keinen Homogenisator benötigt.
[0004] Die klaren Dispersionen sind stabil und können mit kaltem Wasser auf die gewünschte
Endkonzentration in einer wässrigen Flotte verdünnt werden. Diese Paraffindispersionen,
die beim Verdünnen mit Wasser lager- und scherstabile Feindispersionen bilden, können
anstelle von festem Trockenparaffin zum Paraffinieren von Stapelfasergarnen aus nativen
und synthetischen Fasern eingesetzt werden. Sie können als pseudokationisch dispergierte
Systeme bezeichnet werden und zeichnen sich durch hohe Substantivität beim Einsatz
in langer Flotte aus. Der pH-Wert der Paraffindispersionen liegt beim Einsatz vorteilhaft
bei 3 - 6 und wird mit Säuren auf diesen Wert eingestellt.
[0005] Die Applikation der Paraffindispersionen erfolgt in üblichen Färbeapparaten, wie
sie zum Färben von Textilgarnen verwendet werden. Gearbeitet wird dabei in Flottenverhältnissen
von 1 : 5 bis 1 : 40 bei Temperaturen von 10 - 90° C. Vorteilhaft erfolgt die Applikation
nach dem Färbeprozess, indem man nach dem Spülen das Garn mit einer Dispersion der
oben beschriebenen Art in verdünnter wässriger Form behandelt, die 0,1 - 2 Gew.%,
vorzugsweise 0,3 - 1 Gew.% des Mittels der oben beschriebenen Zusammensetzung, bezogen
auf das Garngewicht enthält.
[0006] Die auf diese Weise paraffinierten Garne zeigen neben der gewünschten Glätte einen
angenehmen weichen Griff, der die Applikation eines zusätzlichen Weichmachers überflüssig
macht. Durch die in den Systemen eingebauten Dispergiermittel kommt es zu keiner,
das Stricken störenden elektrostatischen Aufladung. Die erfindungsgemässen Paraffindisersionen
enthalten auch keine organischen Solventien, die für die Umwelt, besonders beim Arbeiten
in offenen Apparaten, schädlich sein könnten. Sie enthalten als Gleitkomponente lediglich
das wohlfeile Paraffin und benötigen für die Glättevermittlung und den Weichmachungseffekt
keine zusätzlichen Komponenten, wie z.B. Fettsäureester, die im Vergleich zu Paraffin
teuer sind. Die erfindungsgemässen Paraffindispersionen zeigen eine hohe Substantivität,
verbunden mit einer hohen Netzkraft, die die Applikation auch in kurzen Versuchszeiten
und bei niederer Temperatur ermöglicht.
[0007] Die erfindungsgemässen Dispersionen verleihen Garnen einen hohen Antistatikeffekt
verbunden mit hoher Glätte.
[0008] Die Herstellung der in den folgenden Beispielen beschriebenen Dispersionen erfolgt
durch einfaches Vermischen der einzelnen Komponenten. Prozentangaben sind als Gewichtsprozent
zu verstehen. EO bedeutet Ethylenoxid.
Beispiel 1
[0009] Paraffindispersion bestehend aus 15 Teile Paraffin (Fp. 50 - 53° C), 5 Teile eines
Imidazolins der Formel I, wobei R ein Gemisch aus 45 % C
15 und 55 % C
17-Alkyl, R ein Gemisch aus 45 %
C16 und
55 % C
18-Acyl, R
2 Wasserstoff, n 2 X CH
3CO
2 bedeutet, 4 Teile Cocosalkyldimethylaminoxid, 10 Teile Cocosfettalkohol x 5 EO, 100
Teile E-Wasser. pH-Wert: ca. 4
Beispiel 2
[0010] Paraffindispersion bestehend aus 17 Teile Paraffin (Fp. 50 - 53° C), 7 Teile des
Imidazolins nach Beispiel 1 4 Teile Oleyldiethylaminoxid, 8 Teile Oleylalkohol x 7
EO, 100 Teile E-Wasser. pH-Wert: ca. 4,2
Beispiel 3
[0011] Paraffindispersion bestehend aus 13 Teile Paraffin (Fp. 52 - 54° C), 6 Teile eines
Imidazolins der Formel I, wobei
R ein Gemisch aus 5 % C
13,
30 % C
15' 35 % C
17-Alkyl und 30 % C
17-Alkenyl, R
1 ein Gemisch aus 5 % C
14, 30 % C
16, 35 % C
18-Acyl und 30 % C
1$-Acenyl, R
2 Wasserstoff, n 2 und X Acetat bedeutet, 3 Teile eines Aminoxid der Formel II, wobei
R ein Gemisch aus 70 % C12 und
30 % C
14-Alkyl, R
1 und R
2 Methyl und n 0 bedeutet und 6 Teile Cocosfettalkohol x 6 EO 6 Teile Oleylalkohol
x 5 EO 100 Teile E-Wasser. pH-Wert: 4,5
Beispiel 4
[0012] Paraffindispersion bestehend aus 14 Teile Paraffin (Fp. 52 - 54° C), 2,4 Teile des
in Beispiel 1 verwendeten Imidazolins, 0,6 Teile eines Imidazolins der Formel I, wobei
R ein Gemisch aus 5 % C
13' 30 % C
15' 35 % C
17-Alkyl und 30 % C
17-Alkenyl, R
1 und R
2 Wasserstoff, n 2 und X CH
3COO
- bedeutet, 6 Teile Cocosalkyldimethylaminoxid und 10 Teile C
12/C
14-Alkohol x 10 EO, 100 Teile E-Wasser. pH-Wert: 4,1
Beispiel 5
[0013] In einem Kreuzspulfärbeapparat wurden unter HT-Bedingungen Garne aus 100 %igem PES
nach vorangegangener Dispersionsfärbung und Spülen bei 40° C 30 Minuten lang im Flottenverhältnis
1 : 10 bei pH 5,5 mit den in den Beispielen 1 - 4 beschriebenen Dispersionen in verdünnter
Form behandelt. Diese Dispersionen wurden soweit verdünnt, dass die Konzentration
der Komponenten a) bis d) in der Flotte, bezogen auf das Garngewicht, 2 Gew.% betrug.
Nach dem Trocknen wies das PES-Material einen glatten weichen Griff auf, wie er für
trockenparaffinierte Garne nur unter Zusatz eines kationischen Weichmachers zu erzielen
ist.
[0014] Die Glätte der nassparaffinierten Garne ist sehr hoch. Der Reibungskoeffizient, gemessen
in der DE-OS 24 16 430 besc beschriebenen Messanordnung, ergab bei den Messgeschwindigkeiten
20 und 100 m/Minute folgende Werte:

Das Material liess sich problemlos weiterverarbeiten und wies nach dem Wirken ein
einheitliches homogenes Flächenbild auf.
[0015] An den Strickwaren wurden folgende Antistatikwerte in Meg-Ohm bei 22° C und 65 %
r. F. gemessen:

[0016] Ähnlich günstige Effekte werden erzielt, wenn anstelle von PES-Garnen, Wollgarne,
Baumwollgarne oder PAC-Garne oder Mischungen eingesetzt werden.
1. Mittel zum Nassparaffinieren von Garnen bestehend aus
a) 5 - 20 % Paraffin, Schmelzbereich 45 - 60° C,
b) 2 - 10 % eines oder mehrerer Alkylimidazoline der Formel I

wobei R C12-C22-Alkyl, Alkenyl oder Hydroxialkyl, R1 Wasserstoff oder C1-C22-gesättigtes oder ungesättigtes aliphatisches oder aromatisches Acyl, R2 Wasserstoff, C1-C4-Alkyl oder Hydroxialkyl, n Zahlen von 2 bis 6, und X ein Halogen-, C1-C4-Alkylsulfat-, C1-C4-Dialkylphosphat- oder ein C1-C4-Alkyl- carboxylat-anion bedeuten;
c) 1 - 5 % eines oder mehrerer Aminoxide der allgemeinen Formel II

wobei R C8-C12-Alkyl- oder Alkenyl, R1 C1-C4-Alkyl, R2 Wasserstoff oder C1-C4-Alkyl und n Zahlen von Null bis 6 bedeuten;
d) 5 - 20 % eines oder mehrerer Polyglykoläther der Formel III

wobei R C8-C18-Alkyl- oder Alkenyl und n Zahlen von 3 - 12 bedeuten; und der an 100 Gew.% fehlende
Rest ist Wasser.
2. Mittel nach Anspruch 1 bestehend aus 8 - 12 % Paraffin (Fp. 50 - 54° C) 3 - 6 %
eines Imidazolins der Formel I, wobei R C12-C18-Alkyl, R1 C16-C22-Acyl. R2 Wasserstoff, X- Cl-, und n 2 oder 3 bedeutet; 3 - 5 % eines Aminoxids der Formel II, wobei R C8-C18-Alkyl oder Alkenyl, R1 und R2 Methyl und n Null bedeuten; 6 - 8 % eines Polyglykoläthers der Formel III, wobei
R C12-C18-Alkyl und Alkenyl (Cocosalkyl) und n Zahlen von 4 - 8 bedeuten; und der an 100 Gew.%
fehlende Rest ist Wasser.
3. Verfahren zum Nassparaffinieren von nativen und synthetischen Garnen, dadurch gekennzeichnet,
dass man die Garne im Ausziehverfahren bei pH 3 bis 6 im Flottenverhältnis 1 : 5 bis
1 : 40 bei 10 - 90° C mit einem Mittel nach Anspruch 1 oder 2 behandelt.