[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Schiene für spurgebundene Fahrzeuge, die
keine Neigung zur Riffelbildung aufweist.
[0002] Bei allen Schienenbahnen spielt die Aufrechterhaltung einer einwandfreien Lauf- und
Führungsfläche der Schiene eine wichtige Rolle, wobei dem Problem der Riffelbildung
besondere Bedeutung zukommt.
[0003] Riffeln sind periodische Unebenheiten auf der Schienenoberfläche mit Wellenlängen
von ca. 30 bis 60 mm und Amplituden bis zu ca. 0,4 mm und stellen sich vorzugsweise
auf der Fahrfläche als mehr oder weniger regelmäßige glänzende Berge und Täler dar.
Diese Riffeln vermindern den Fahrkomfort und tragen erheblich zur Beanspruchung der
Fahrzeuge und des Oberbaus bei. Sie bewirken eine vorzeitige Verschlechterung der
Gleislage und erhöhen die Geräuschemission beträchtlich.
[0004] Die Ursachen für die Entstehung der Riffeln entziehen sich bisher weitgehend der
Forschung, und es sind bis heute keine sicheren Abhilfe- und Vorsorgemaßnahmen zur
Vermeidung der Riffelbildung bekannt. Um die schädlichen Auswirkungen zu vermindern,
stellt das Abschleifen der mit Riffeln behafteten Flächen bisher die einzige wirksame
Maßnahme zur Beseitigung der Riffeln dar. Das Abschleifen der Riffeln verkürzt die
Liegedauer der Schienen erheblich und ist mit hohen Schleifkosten verbunden, vor allem,
da die Riffeln nach dem Schleifen sehr bald erneut auftreten.
[0005] Zur Vermeidung der Riffelbildung wurden eine Vielzahl von Verfahren und Maßnahmen
erprobt. So wurde z.B. vorgeschlagen, riffelanfällige Schienen zu glühen, um Spannungen,
die man für die Entstehung von Riffeln verantwortlich hielt, abzubauen. Ferner wurde
versucht, durch metallurgische Maßnahmen bei der Schienenstahlherstellung, insbesondere
in bezug auf Vermeidung oder Verminderung nichtmetallischer Elemente in Schienenstählen,
die Riffelbildung zu beseitigen. Weiterhin wurde gemäß DE-PS 19 03 753 vorgeschlagen,
riffelbehaftete bzw. riffelanfällige Schienen im Bereich der Lauf- und/oder Führungsflächen
ganz oder teilweise auf- bzw. umzuschmelzen, wobei die Um- bzw. Aufschmelzung elektrisch
durch einen Lichtbogen zwischen der zu behandelnden Schiene und einer verbrauchenden
oder nicht verbrauchenden Elektrode erfolgt. Alle diese Verfahren bzw. Maßnahmen brachten
auf die Dauer nicht den angestrebten Erfolg. Auch Maßnahmen zur Verschleißverminderung,
bei denen die Lauf-und/oder Führungsflächen aus vorzugsweise aufgeschweißtem austenitischem
Werkstoff bestehen, hatten auf die Riffelbildung keinen Einfluß.
[0006] Die Fülle von unterschiedlichen Theorien zur Entstehung und Vermeidung der Riffelbildung
läßt sich auch durch das Buch "Die Eisenbahnschiene", Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn,
herausgegeben von Fritz Fastenrath, 1977, belegen. Von Seite 256 bis Seite 288 werden
die verschiedensten Ursachen für die Entstehung von Riffeln diskutiert. Interessant
ist dabei, daß man auch bei Forschungsvorhaben der jüngsten Zeit, z.B. dem Forschungsvorhaben
"Erforschung der Grenzen des Rad/ Schiene-Systems", innerhalb der Voruntersuchungen
zur Riffelbildung den Einfluß der Zusammensetzung des Stahles, aus dem die Schiene
gebildet ist, in die Untersuchungen miteinbezogen hat. Dabei sind insbesondere auf
Seite 271 des vorgenannten Buches folgende Schienen genannt:
[0007] Schiene aus perlitischen Stählen mit 0,7 % Kohlenstoff und je etwa 1 % Mangan und
Chrom
[0008] Schiene aus Zwischenstufenstählen mit 0,3 % Kohlenstoff und 2,5 % Chrom
[0009] Schiene aus kohlenstoffarmen Stählen mit 0,07 % Kohlenstoff und 4,5 % Mangan
[0010] Schiene aus austenitischen Stählen mit Mangan-Gehalten über 10 %
[0011] Aus all diesen Untersuchungen, Vermutungen und Theorien kann man nur den Eindruck
gewinnen, daß letztlich bis heute eine einwandfreie Klärung des Riffelproblems nicht
gelungen ist. Es besteht nach wie vor ein dringendes Bedürfnis, eine Schiene.zu finden,
die keine Neigung zur Riffelbildung aufweist. Die Lösung dieser Aufgabe liegt vorliegender
Erfindung zugrunde.
[0012] Die erfindungsgemäße Schiene, die keine Neigung zur Riffelbildung aufweist, ist dadurch
gekennzeichnet, daß sie im Bereich der Lauf- und/oder Führungsflächen einen metallischen
Werkstoff aufweist, dessen Dehn- bzw. Streckgrenze oberhalb der durch das Rad verursachten
Flächenpressung liegt.
[0013] Dabei hat sich herausgestellt, daß es besonders vorteilhaft ist, wenn die Schiene
im Bereich der Lauf- und/oder Führungsflächen aus einem durch Kaltformung nicht verfestigbaren
Werkstoff besteht.
[0014] Als Werkstoffe haben sich Zusatzwerkstoffe bewährt, die im Schweißzustand martensitisches
Gefüge mit Härten von 40 bis 60 HRC und Streckgrenzen aufweisen, die weit oberhalb
der durch das Rad verursachten Flächenpressungen liegen. Geeignete Zusatzwerkstoffe
-können folgende Zusammensetzung haben:

oder

[0015] Die Herstellung der erfindungsgemäßen riffelfreien Schiene kann dabei auf verschiedene
Weise erfolgen. Als besonders geeignet hat sich die elektrische Auftragsschweißung
zur Herstellung einer solchen Schiene erwiesen. Hierbei wird z.B. die Schiene im Bereich
der Lauf- und/oder Führungsflächen auf 2 bis 3 mm Tiefe und ca. 20 bis 30 mm Breite
mechanisch oder autogen ausgenommen, und die Ausnehmungen werden mit einem Schweißgut
entsprechender Zusammensetzung ausgefüllt. Anschließend wird der Schienenkopf profilgerecht
bearbeitet. Es ist auch möglich, ein Schweißgut ohne Ausnehmung aufzutragen und fahrgerecht
zu beschleifen, so daß die Schweißnaht erhaben über das eigentliche Schienenprofil
hinausragt.
[0016] Es ist aber auch möglich, stabförmige Werkstoffe entsprechender Zusammensetzung in
an sich bekannter Weise in die Schiene einzuwalzen oder auch zu kleben. Ferner ist
es möglich, Werkstoffe entsprechender Eigenschaft und Zusammensetzung mit Hilfe der
bekannten Verfahren aufzuspritzen.
[0017] Es ist auch möglich, die Dehn- bzw. Streckgrenzen normaler Schienenstähle in den
Bereichen der Lauf- und/oder Führungsflächen durch Vergütung so anzuheben, daß sie
oberhalb der durch das Rad verursachten Flächenpressungen liegen. Hierzu eignet sich
z.B. der Plasma-Lichtbogen in besonderem Maße, da er die erforderliche schnelle Erhitzung
mit nachfolgender beschleunigter Abkühlung erlaubt.
[0018] Unabhängig von der speziellen Arbeitsweise ist es nur wesentlich, Werkstoffzonen
zu schaffen, deren Dehn- bzw. Streckgrenzen im Bereich der Lauf- und/oder Führungsflächen
oberhalb der durch das Rad verursachten Flächenpressungen liegen.
[0019] Ausgedehnte Versuche und Erprobungen der erfindungsgemäßen Schiene haben gezeigt,
daß auch über einen längeren Beobachtungszeitraum keine Riffeln'aufgetreten sind,
wobei sich bei in einem Parallelgleis verlegten Schienen bekannter Zusammensetzung
und üblicher Dehn- bzw. Streckgrenzen deutliche Riffeln bildeten. Es wurde auch der
Versuch unternommen, innerhalb einer verriffelten Strecke ein längeres Schienenstück
durch die erfindungsgemäße Schiene zu ersetzen; anschließend wurden die angrenzenden,
verbliebenen verriffelten Schienen plangeschliffen. Es zeigte sich bereits nach kurzer
Zeit, daß die erfindungsgemäße Schiene riffelfrei blieb, während die angrenzenden
Schienen wieder Riffeln bekamen. Das gleiche Ergebnis wurde erzielt, als man anstelle
der verriffelten und dann plangeschliffenen Schienen neue Schienen herkömmlicher Zusammensetzung
wechselweise mit erfindungsgemäßen Schienen verlegte. Die konventionellen Schienen
zeigten Riffelbildung, die dazwischen verlegte erfindungsgemäße Schiene verriffelte
im Beobachtungszeitraum nicht.
[0020] Die erfindungsgemäßen Schienen bieten sich deshalb besonders in den Gleisteilen an,
welche besonders beansprucht werden und starke Riffelbildungen zu erwarten sind.
1. Riffelfreie Schiene für spurgebundene Fahrzeuge, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schiene im Bereich der Lauf- und/oder Führungsflächen einen metallischen Werkstoff
aufweist, dessen Dehn- bzw. Streckgrenze oberhalb der durch das Rad verursachten Flächenpressung
liegt.
2. Schiene gemäß Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schiene im Bereich
der Lauf- und/oder Führungsflächen aus einem durch Kaltformung nicht verfestigbaren
Werkstoff besteht.
3. Schiene gemäß Patentansprüchen 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Werkstoff
im Bereich der Lauf-und/oder Führungsflächen martensitisches Gefüge und eine Härte
von 40 bis 60 HRC aufweist.
4. Schiene gemäß einem oder mehreren der Patentansprüche l.bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß der Werkstoff folgende Zusammensetzung aufweist:
5. Schiene gemäß einem oder mehreren der Patentansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß der Werkstoff folgende Zusammensetzung aufweist: