[0001] Pyrolysebenzin ist ein Nebenprodukt bei der Äthylen-Erzeugung durch Dampfspaltung
von Benzin im Röhrenofen. Es siedet im Bereich von 30 bis 220°C und enthält abhängig
von der chemischen Beschaffenheit des Einsatz--Benzins 45 bis 60 Gew.-% Benzol, Toluol
und Xylol, darüberhinaus noch 10 bis 15 Gew.-% höhersiedende Aromaten. Daneben sind
noch Anteile an ungesättigten Verbindungen wie Olefine, Diolefine und Polymerisat
im Pyrolysebenzin enthalten, die durch die Bromzahl, Dienzahl und den Gum--Test bestimmt
werden.
[0002] Wegen der Eigenschaft sehr schnell hochmolekulare, zur Verharzung neigende Produkte
zu bilden, wird das Pyrolysebenzin in bekannter Weise am Ende des chemischen Prozesses
in einer Steamcracker-Anlage einer katalytischen Selektivhydrierung unterzogen, bei
der bevorzugt die polymerisationsfähigen Diolefine (Styrole und Indene) hydriert werden.
[0003] Dieses vorhydrierte Pyrolysebenzin wird als Rohstoff für die Aromatengewinnung eingesetzt.
Dabei kommen Verfahren zur Anwendung, die von der Gewinnung des primär vorhandenen
Benzols durch Extraktion oder Extraktivdestillation bis zu den katalytischen und thermischen
Entalkylierungsverfahren reichen.
[0004] All diese bekannten Verfahren machen eine zweite Hydrierstufe erforderlich, bei der
alle nichtaromatischen Verbindungen voll hydriert werden, unabhängig von dem anschließend
anzuwendenden Benzol-Gewinnungsverfahren. Um einen Teil des Hydrier-Wasserstoffs einzusparen,
wird das selektiv vorhydrierte Pyrolysebenzin in einer mehrstufigen Vordestillation
von den niedriger als Benzol und den höher als 160°C siedenden Anteilen abgetrennt.
' Durch diese Maßnahme kann Hydrierwasserstoff und Energie eingespart werden.
[0005] Es wurde nun gefunden, daß die Benzolgewinnung aus Pyrolysebenzin erheblich zu verbessern
ist, wenn man die Vortrennung und Anreicherung der Benzolaromatenfraktion mit durch
Hydrierung nicht stabilisiertem Pyrolysebenzin durchführt.
[0006] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird das Pyrolysebenzin nicht erst am Ende des
Verfahrens insgesamt aufgearbeitet, sondern ein Anteil von 60 bis 70 % der Gesamtmenge,
der als Sumpfprodukt des Direktkühlers anfällt nach dem Abtrennen des Prozeßwassers
sofort in einer Trennbehälterbenzin-Kolonne von dem höher als 160°C siedenden Anteil
abgetrennt. Die Kopffraktion enthält die monocyclischen Aromaten bis zum kP < 145°C
und mehr als 90 % des Styrols. Bei der Apparateauslegung ist als wichtige Vorschrift
zu beachten, daß die Verweilzeit so kurz wie möglich, d.h. kleiner als 30 Minuten
insgesamt gehalten werden sollte, um die Gumbildung im unhydrierten Produkt möglichst
gering zu halten.
[0007] Das Sumpfprodukt kann in einer nachfolgenden Destillation mit einem Siedeschnitt
von etwa 210°C von einem hochsiedenden Rückstand abgetrennt werden. Im Kopfprodukt
der Kolonne sind Indene und Allylaromaten angereichert, die auf Grund dieses Aufarbeitungsweges
einen sehr geringen Anteil an Cyclopentadien enthalten und für die Herstellung bestimmter
Polymerisationsharze technisches Interesse besitzen.
[0008] Das Äthylen-Spaltgas wird in einem 4 bis 5-stufigen Verdichter auf 28 bar verdichtet.
Sowohl an diesen Verdichterstufen wie auch im Sumpf der C4-Kolonne im Trennteil der
Anlage, fallen weitere Fraktionen an, wobei die Kondensate der Verdichterstufen das
Benzol stark angereichert enthalten.
[0009] Diese Fraktionen werden mit dem Kopfprodukt der Kolonne zusammengefaßt und ohne Zwischenlagerung
in der Kolonne in eine C
5-Fraktion und einen Benzol-Toluol-Xylol-Herzschnitt (BTX ) getrennt.
[0010] Dieser BTX -Herzschnitt enthält jetzt nur noch einen geringen Anteil an ungesättigten
aliphatischen Kohlenwasserstoffen. Er kann nach bekannten Verfahren mit weniger als
30 % des nach üblichen Verfahren erforderlichen Wasserstoffes olefin- und diolefinfrei
hydriert und in der Benzol-Gewinnungsanlage als Rohstoff eingesetzt werden.
[0011] Die C
5 -Fraktion, die die wesentlichen Anteile der Olefine und Diolefine enthält, wird nach
unserem erfindungsgemäßen Verfahren unhydriert in den Steamcracker zur Äthylenerzeugung
zurückgeführt. Diese Fraktion eignet sich jedoch, wie wir gefunden haben, nur im Mischungsverhältnis
von 1 bis 50 Gew.-% mit Naphtha als Rohstoff für die Dampfspaltung im Röhrenofen.
Bei noch höheren Anteilen wird die Laufzeit der Röhrenspaltöfen und der nachgeschalteten
Kühler durch Koksablagerung zu stark verkürzt, ein Anteil bis zu 10 Gew.-% an C
5 -Fraktion erwies sich für das Co--cracken als betrieblich vorteilhaft.
[0012] Das Spaltspektrum dieser C
5 -Fraktien unterscheidet sich nun überraschenderweise erheblich von den bekannten
Spaltbildern der gesättigten Kohlenwasserstoffen, wie die Tabelle zeigt:

[0013] Das Spaltbild der reinen C
5-Fraktion wurde rechnerisch ermittelt aus Co-crackversuchen, die in verschiedenen
Mischungsverhältnissen mit Naphtha (von 0 bis 50 %) und verschiedenen Spaltschärfen
durchgeführt wurden.
[0014] Die Analyse des C
5+-Kondensats aus einem Co-crackversuch mit 50 % C
5- -Fraktion und 50 % Naphtha und als Kontrollversuch mit 100 % Naphtha zeigt für das
durch Differenzbildung ermittelte Spaltbild von reiner C
5- -Fraktion eine starke Produktverschiebung:

[0015] Die Bildung von Benzol nimmt sehr stark zu, ebenfalls die Bildung von C
4- und C
5-Olefinen und Diolefinen.
1. Verfahren zur Gewinnung von Benzol aus Pyrolysebenzin durch Extraktion und Entalkylierung,
dadurch gekennzeichnet, daß die Vortrennung und Anreicherung der Benzolaromatenfraktion
mit unhydriertem Pyrolysebenzin durchgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Vortrennung schon bei
den im Verfahrensfluß anfallenden Teilfraktionen des Trennbehälterbenzins, der Verdichterkondensate
und dem Sumpfablauf der C4+ -Kolonne erfolgt.
3. Verfahren nach Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Trennbehälterbenzin
gesondert destilliert wird.
4. Verfahren nach Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Trennbehälterbenzin-Kopffraktion
mit den anderen Teilfraktionen des unhydrierten Pyrolysebenzins zusammengeführt und
in nur einer Kolonne in ein benzolaromatenreiches Sumpfprodukt und ein annähernd benzolfreies
Kopfprodukt getrennt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß man ein benzolaromatenreiches
Sumpfprodukt mit bis zu 10 Gew.-% Styrol und alkylierte Styrole abtrennt.
6. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß durch nochmalige Destillation
aus diesem Sumpfprodukt eine zu mehr als 40 Gew.-% angereicherte Fraktion von α,β-ungesättigten
Benzolaromaten abgetrennt wird.
7. Verfahren nach Ansprüchen 4 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß das benzolaromatenreiche
Sumpfprodukt nicht mehr als 10 Gew.-% an Olefinen und Diolefinen enthält und nach
der Hydrierung der ungesättig-- ten, nichtaromatischen Doppelbindungen direkt in einer
Benzolanlage als Einsatzstoff verarbeitet werden kann.
8. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Kopfprodukt mit einem
Anteil von mindestens 50 Gew.-% ungesättigten aliphatischen Kohlenwasserstoffen ohne
hydrierende Zwischenbehandlung zu den Ausgangsstoffen dem Äthylen-Steamecracker zugeführt
wird.
9. Verfahren nach Ansprüchen 4 und 8, dadurch gekennzeichnet, daß diese Kohlenwasserstoff-Fraktion
als Cocrackkomponente mit Benzin in einem Mischungsanteil bis zu 50 Gew.-%, bevorzugt
bis zu 10 Gew.-% als Einsatzbenzin für den Äthylen-Steamcracker eingesetzt wird.