(19)
(11) EP 0 024 703 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
11.03.1981  Patentblatt  1981/10

(21) Anmeldenummer: 80105000.6

(22) Anmeldetag:  22.08.1980
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3D21H 1/48, D06M 10/00, B65D 3/00, B05C 9/08, B01D 39/18
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH FR GB IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 22.08.1979 DE 2933998

(71) Anmelder:
  • Morton Thiokol GmbH
    D-2800 Bremen 21 (DE)
  • Dürr GmbH
    D-70435 Stuttgart (DE)

(72) Erfinder:
  • Römer, Manfred
    D-2800 Bremen (DE)
  • Zeh, Werner
    D-7440 Nürtingen (DE)

(74) Vertreter: Abitz, Walter, Dr.-Ing. et al
Patentanwälte Abitz & Partner Postfach 86 01 09
81628 München
81628 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Herstellung von Filtermaterialien


    (57) Imprägnierte Papier- oder Vliessubstrate werden hergestellt, indem die Substrate mit einer Lösung oder Dispersion eines durch Elektronenstrahlen härtbaren Harzes und/oder Monomeren imprägniert werden, worauf das Lösungsmittel entfernt und die Härtung des imprägnierten Substrats durch Elektronenbestrahlung bewirkt wird. In der hierzu verwendeten Vorrichtung sind, wie in der Zeichnung dargestellt, der Teil (C) zur Entfernung des Lösungsmittels und die Bestrahlungsvorrichtung (D) zu einem Bauaggregat vereint.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft die Imprägnierung von Vlies- oder Papiermaterialien mit härtbaren Harzen und deren anschliessende Härtung. Derart behandelte Vlies- oder Papiersubstrate weisen im Vergleich mit den unbehandelten Substraten verbesserte mechanische Eigenschaften und eine verbesserte chemische Widerstandsfähigkeit auf. Sie können auf verschiedenen Gebieten Einsatz finden und sind beispielsweise als Filtervliese oder Filterpapiere sowie zur Herstellung von Filtermaterialien, wie beispielsweise öl-und Luftfilter für Kraftfahrzeuge, besonders geeignet.

    [0002] Bisher wurden Filtervliese mit unvernetzten Phenolharzen getränkt, die anschliessend bei erhöhter Temperatur vernetzt bzw. gehärtet wurden. Eine derartige Verfahrensweise weist verschiedene Nachteile auf, die vorwiegend durch den aufwendigen Härtungsvorgang bedingt werden. So muss die Härtung bei hohen Temperaturen in der Grössenordnung von 160 bis 180°C erfolgen, ausserdem werden Härtungszonen von 30 bis 50 m Länge und Verweilzeiten von 60 bis 80 Minuten benötigt, was zu einem hohen Energieaufwand, zu einem hohen apparativen Aufwand und zu einer starken Umweltbelastung durch die bei der Auskondensation freiwerdenden Phenolharzdämpfe führt.

    [0003] Die Erfindung hat sich daher die Aufgabe gestellt, an wirtschaftliches Verfahren zur Belegung von Vlies- und Papiersubstraten mit Harzen bereitzustellen, das bei geringem Energieaufwand und geringem apparativen Aufwand durchführbar ist und zu Endprodukten mit überlegenen Eigenschaften führt.

    [0004] Es hat sich im Rahmen der Erfindung gezeigt, dass zur Erreichung dieses Ziels die Verwendung von durch Elektronenstrahlen härtbaren Harzen geeignet ist.

    [0005] Bekanntlich können verschiedene Polymere durch energiereiche Strahlung, beispielsweise durch UV-Strahlung, α-, ß- und V-Strahlung vernetzt werden. Derartige Vernetzungsreaktionen wurden bisher beispielsweise bei der Härtung von Lacken ausgenutzt.

    [0006] Im Rahmen der Erfindung wurde nunmehr gefunden, dass die Elektronenstrahlhärtung auch auf die Belegung von Vlies-und Papiersubstraten anwendbar ist, wobei es auch möglich wird,eine Teilbelegung unter Beibehaltung einer Restpermeabilität der behandelten Substrate zu erzielen.

    [0007] Die Erfindung betrifft daher ein Verfahren zur Herstellung von mit Harzen belegten Papier- oder Vliessubstraten, durch Imprägnieren der Substrate mit einem Harz- und/oder Monomer und anschliessende Härtung. Das erfindungsgemässe Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass man das Substrat mit einer Lösung oder Dispersion mindestens eines durch Elektronenstrahlung härtbaren Harzes und/oder Monomeren tränkt und die Härtung durch Elektronenstrahlung bewirkt. Das Lösungsmittel wird vor dem Härten entfernt.

    [0008] Beim erfindungsgemässen Verfahren wird das zu behandelnde Substrat zunächst mit einer Lösung oder Dispersion, bevorzugt einer Lösung, eines Harzes oder Monomeren in einer geeigneten inerten organischen Flüssigkeit getränkt.

    [0009] Als Monomere oder Harze kommen durch Elektronenstrahlung härtbare Verbindungen in Frage. Besonders geeignete Monomere sind polyacrylierte und/oder polymethacrylierte Polyole, wobei polyacrylierte Polyole wegen der grösseren Reaktionsgeschwindigkeit bevorzugt sind.

    [0010] Polyole, die den erfindungsgemäss verwendbaren Monomeren zugrundeliegen, können gerad- oder verzweigtkettig sein und in der Kette ein oder mehrere Heteroatome, z.B. in Form von Sauerstoffbrücken, enthalten. Sie weisen vorzugsweise 2 bis etwa 10, insbesondere 5 bis 9 und besonders bevorzugt 5 oder 6 Kohlenstoffatome auf. Sie enthalten bevorzugt 2 bis etwa 5 und insbesondere 2, 3 oder 4 Hydroxylfunktionen. Bevorzugte Beispiele für derartige Polyole sind:

    Trimethylolpropan, Pentaerythrit bzw. Pentaerythritol, Hexandiol, insbesondere Hexan-1,6-diol und Polyäthylenglykole oder Propylenglykole, wie Triäthylenglykol oder Tripropylenglykol.



    [0011] Die Hydroxylgruppen der genannten Polyole können gänzlich oder teilweise durch Acrylsäure und/oder Methacrylsäure verestert sein.

    [0012] Spezielle Beispiele für erfindungsgemäss einsetzbare Monomere sind Trimethylolpropantriacrylat, Hexandioldiacrylat, Pentaerythritoltetraacrylat, Pentaerythritoltriacrylat, Hexan-1,6-dioldiacrylat, Diäthylenglykoldiacrylat, Triäthylenglykoldiacrylat, Tetraäthylenglykoldiacrylat, Tripropylenglykoldiacrylat, 2-Hydroxäthylacrylat, 2-Hydroxypropylacrylat, Hexandiolmonoacrylat und Butandiolmonoacrylate und die entsprechenden Methacrylate oder gemischten Acrylat-Methacrylate.

    [0013] Die Monomeren können allein oder im Gemisch, gegebenenfalls mit hoch- oder niedrigmolekularen Präpolymerisaten eingesetzt werden.

    [0014] Besonders geeignete Monomere sind Pentaerythritoltriacrylat bzw. Pentaerythritolacrylat-Gemische mit einem durchschnittlichen Veresterungsgrad von 3 bis 3,3 und mit einer Viskosität von 600 bis 1200 mPa.s (gemessen bei 20°C mit dem Brookfield-Viskosimeter, Typ RVT).

    [0015] Als Harze kommen hoch- oder niedrigmolekulare Harze oder Oligomere in Frage, die in den verwendeten inerten organischen Flüssigkeiten löslich sind. Beispiele hierfür sind lösliche Polyurethanacrylate, gebildet aus den vorgenannten hydroxyfunktionellen Acrylatmonomeren.

    [0016] Bevorzugt liegt das Molekulargewicht solcher Harze oder Oligomerer im Bereich von 800 - 8000 und ihre Viskositäten gehen von 1000 - 50000 mPa.s. Der Gehalt an acrylisch und/ oder methacrylisch ungesättigten Monomereinheiten beträgt beispielsweise 2 - 6 pro Molekül.

    [0017] Derartige Harze werden nach üblichen Verfahrensweisen hergestellt, beispielsweise wie in der DE-OS 25 30 896 und der DE-OS 25 42 314 beschrieben. Beispielsweise wird ein Polyol mit einem Diisocyanat zur Reaktion gebracht. Der erreichte Gehalt an freien NCO-Gruppen wird dann abgesättigt mit hydroxyfunktionellen Acrylat- oder Methacrylatmonomeren. Der Fachmann kann Mengen und Reaktionsbedingungen so wählen, dass die gewünschten Molekulargewichte und der gewünschte Gehalt an acrylisch und/oder methacrylisch ungesättigten Monomereinheiten erzielt werden. Die Viskositäten können beispielsweise durch entsprechende Verdünnung der Harze mit Monomeren variiert werden.

    [0018] Als Ausgangsmaterialien für die als Harze bzw. Oligomere beispielsweise verwendbaren Polyurethan-Acrylate können folgende Rohstoffe zum Einsatz kommen:





    [0019] Im folgenden ist ein Beispiel für eine spezielle Rezeptur angegeben:



    [0020] Das hieraus erhaltene Produkt wird 50%ig in Hexandiol-1,6- diacrylat gelöst.



    [0021] Geeignete inerte organische Flüssigkeiten zur Auflösung oderDispersion der Monomeren oder Harze sind übliche inerte organische Lösungsmittel, wie aliphatische Alkohole mit beispielsweise 1 bis 6 Kohlenstoffatomen, insbesondere Methanol und Äthanol, aliphatische Ketone mit beispielsweise 3 bis 6 Kohlenstoffatomen, insbesondere Dimethylketon und Methyläthylketon, sowie Ester, insbesondere Essigsäurealkylester mit beispielsweise 1 bis 4 Kohlenstoffatomen im Alkylteil, z.B. Methylacetat und Äthylacetat. Diese Lösungsmittel können entweder allein oder im Gemisch eingesetzt werden.

    [0022] Das Monomere und/oder Harz wird in dem Lösungsmittel zur Tränkung der Vlies- bzw. Papiersubstrate in Konzentrationen von 1,0 bis 50 Gew.%, bezogen auf die Summe des Gewichts von Monomeren und/oder Harz und Lösungsmittel, eingesetzt. Die Lösungen enthalten somit 1,0 bis 50 Gew.teile Monomeres und/oder Harz und 99 bis 50 Gew.teile Lösungsmittel. Bevorzugte Bereiche liegen bei 2,0 bis 40 Gew.teilen Monomerem und/oder Harz und 98,0 bis 60 Gew.teile Lösungsmittel. Beispielsweise können 10, 20, 30, 40 oder 50 Gew.teile Monomeres und/oder Harz und 90, 80, 70, 60 bzw. 50 Gew.teile Lösungsmittel verwendet werden. Die Konzentration des Monomeren und/oder Harzes in dem Lösungsmittel hängt letztlich von dem gewünschten Belegungsgrad des Substrats mit dem Monomeren bzw. Harz ab.

    [0023] Das zu behandelnde Substrat kann in beliebiger Weise mit der Lösung bzw. der Dispersion des Monomeren und/oder Harzes in den genannten Lösungsmitteln imprägniert werden. Bevorzugt führt man eine Tauchbehandlung durch. Anschliessend an die Tauchbehandlung durchläuft das Substrat eine Abtropfzone sowie eine Trockenzone, in der je nach dem Lösungsmittel Temperaturen von etwa 120 bis 140°C eingehalten werden. Aus der Trocknungszone wird das Lösungsmittel in reinem Zustand zurückgewonnen und kann erneut für den gleichen Zweck oder für andere Zwecke eingesetzt werden.

    [0024] Die Menge des auf dem Substrat verbleibenden Harzes bzw. Monomeren ist unabhängig von der Tauchzeit in der Lösung und hängt lediglich von der Konzentration der verwendeten Lösung ab. Die Konzentration der eingesetzten Lösung richtet sich daher innerhalb der vorstehend angegebenen Bereiche nach dem gewünschten Belegungsgrad bzw. den gewünschten Eigenschaften, wie z.B. dem Permeationsgrad des herzustellenden Vlies- oder Filtermaterials. Bevorzugte Bereiche für die Belegung liegen je nach dem Verwendungszweck des Endproduktes bei 5 bis 45 Gew.%, insbesondere bei 5 bis 40 Gew.%, beispielsweise bei 10 bis 25 Gew.% oder bei 15, 25 oder 45 Gew.%, bezogen auf die Masse des Substrats. Je nach der Art des verwendeten Vliesstoffs oder Papier- bzw. Filterpapiermaterials ergeben im allgemeinen folgende Harz/Oligomer-Konzentrationen die im folgenden aufgeführten Belegungen (gemessen als Vliesmassenerhöhung in %):





    [0025] Überraschenderweise hat sich gezeigt, dass die so vorbehandelten Vlies- bzw. Papiermaterialien lagerungsstabil sind. So können beispielsweise behandelte Vlies- oder Papierbahnen in Form von Rollen transportiert und gelagert werden. Selbst wenn derartige Rollen in seitlich stehender Form über längere Zeiträume vor der Vernetzung gelagert werden, wird keine Wanderungstendenz des imprägnierten Materials aufgrund der Schwerkraft beobachtet, vielmehr verbleibt das aufgebrachte ungehärtete Monomere bzw. Harz in gleichmässiger Weise über das Substrat verteilt.

    [0026] Hierdurch ergibt sich der Vorteil, den Tränkungs- und den Härtungsvorgang zeitlich getrennt und gegebenenfalls an verschieden Orten durchführen zu können. Auch eröffnet sich die Möglichkeit, die so vorbehandelten Substrate vor der eigentlichen Härtung einer Zwischenverarbeitung zu unterziehen. Beispielsweise können die getränkten und abgetrockneten "Mutterrollen" mittels üblicher Schneide-und/oder Faltwerkzeuge beliebig zu konfektionierten Produkten verarbeitet werden. Auch ist es möglich, schon jetzt Klebestellen mittels für diese Zwecke üblicher Klebstoffe auszubilden. Dabei bietet sich die Möglichkeit, Klebstoffe einzusetzen, die gleichzeitig mit den aufgebrachten Tränkharzen bzw. Tränkmonomeren durch die spätere Einwirkung von Elektronenstrahlen ausgehärtet werden. Selbstverständlich ist es auch möglich, die getränkten "Mutterrollen" direkt, gegebenenfalls nach zwischenzeitlicher Lagerung, dem Härtungsvorgang zu unterziehen und die eigentliche Konfektionierung zur endgültig gewünschten Form, z.B. durch Schneiden, Falten und/oder Kleben, nach dem Härtungsvorgang vorzunehmen. überraschenderweise hat sich gezeigt, dass die erfindungsgemäss gehärteten Materialien besonders gut verarbeitbar sind. Sie lassen sich beispielsweise leicht zu gefalteten Formen verarbeiten, wobei im Vergleich mit den konventionell mit Phenolharzen behandelten und gehärteten Produkten die Neigung zur Bildung von Bruchstellen vermindert wird. Hierdurch wird neben der verbesserten mechanischen und chemischen Widerstandsfähigkeit auch die Bildung unerwünschter Stäube verhindert. Derartige Stäube stellen bei der Verarbeitung neben den sich hieraus ergebenden Reinigungsproblemen zusätzlich ein Gesundheitsrisiko dar, da phenolische Produkte zu den cancerogenen Substanzen zu rechnen sind.

    [0027] Die erfindungsgemäss getränkten Vlies- bzw. Papiermaterialien werden schliesslich vor oder nach einer möglichen Konfektionierungsbehandlung gehärtet. Die Aushärtung des ungesättigten Acrylatharzes erfolgt durch Radikalkettenpolymerisation, die zu einem Kettenwachstum mit hohem dreidimensionalem Verzweigungsgrad führt. Um die Radikalkettenpolymerisation zu bewirken, werden die der Tränk-, Abtropf- und Trocknungsbehandlung unterzogenen Substrate einer kurzfristigen Bestrahlung mit energiereichen Strahlen von geringer Dosis unterworfen. Man bedient sich hierzu bevorzugt einer Elektronen- bzw. ß-Strahlung. Die Strahlung kann durch übliche Elektronenquellen erzeugt werden. Im allgemeinen bedient man sich ein- oder mehrstufiger Elektronenbeschleuniger. Es hat sich als besonders günstig erwiesen, den Härtungsvorgang unter Verwendung.der nachstehend beschriebenen erfindungsgemässen Vorrichtung durchzuführen.

    [0028] Bei der Verwendung ein- oder mehrstufiger Elektronenbeschleuniger haben sich Beschleunigungsspannungen von etwa 150 bis 500 kV als geeignet erwiesen. Im allgemeinen lassen sich Beschleunigungsspannungen von 200 kV oder Beschleunigungsspannungen von 150 bis 200 kV mit gutem Erfolg einsetzen.

    [0029] Im Rahmen der Erfindung hat es sich gezeigt, dass die Eindringtiefe der Elektronenstrahlung vom spezifischen Gewicht des imprägnierten Substrats, also von Substrat + imprägniertem Monomerem und/oder Harz, abhängt. So reicht beispielsweise eine Elektronenspannung von 150 bis 180 kV dazu aus, in ein erfindungsgemäss imprägniertes Substrat mit einem spezifischen Gewicht von 1 in eine Tiefe von etwa 120 µm bis 160 µm einzudringen.

    [0030] Die Härtungsgeschwindigkeit ist abhängig von der angewendeten Bestrahlungsdosis. Im allgemeinen haben sich Dosierungen von 0,1 bis etwa 16 Mrad, vorzugsweise 0,1 bis 10 Mrad, und besonders bevorzugt von 1 bis etwa 10 oder von 4 bis 8 Mrad als zufriedenstellend zur Erzielung günstiger Produktionsgeschwindigkeiten erwiesen.

    [0031] In der Praxis wird im allgemeinen das erfindungsgemäss imprägnierte Substrat, gegebenenfalls in konditionierter Form, bahnförmig unter einem Inertgas, wie beispielsweise Stickstoff, an einem Fenster vorbeigeführt, aus dem die Elektronenstrahlung austritt. Der Abstand des Substrats von dem Austrittsfenster liegt im allgemeinen bei 10 bis 50 mm. Bei dieser Arbeitsweise werden je nach der Nutzbreite des eingesetzten Elektronenbeschleunigers bei den vorstehend angegebenen Dosierungen Produktionsgeschwindigkeiten erzielt, die in der Praxis zwischen 30 und 60 m pro Minute liegen. Durch diese kurzen Reaktionszeiten bzw. hohen Produktionsgeschwindigkeiten gestaltet sich das erfindungsgemässe Verfahren besonders vorteilhaft.

    [0032] Das erfindungsgemässe Verfahren lässt sich auf sämtliche üblichen Vlies- und Papiermaterialien anwenden. So können beispielsweise erfindungsgemäss Vlies- und Papiermaterialien auf Cellulosebasis sowie auf Kunststoffbasis mit Harzen belegt werden. Geeignet sind beispielsweise Filterpapiere auf Cellulose- oder Kunststoffbasis sowie Vliesmaterialien auf Cellulose- und Kunststoffbasis, wie sie für die Herstellung von Ölfiltern in der Kraftfahrzeugindustrie, von Luftfiltern in der Vergaser- bzw. Kraftfahrzeugindustrie oder von technischen Filtern für verschiedenste Zwecke, beispielsweise für hydraulische Systeme, sowie andere technische Zwecke, z.B. Klimaanlagen, verwendet werden. Als besonders günstig hat sich das erfindungsgemässe Verfahren bei Anwendung auf Produkte mit einem Cellulosegehalt oder auf Cellulosebasis erwiesen. Dabei stört ein Ligningehalt der Cellulose nicht. Ein besonderer Vorteil, der sich bei der Verwendung von Materialien auf der Basis reiner Cellulose ergibt, liegt darin, dass die erhaltenen Produkte praktisch weiss bleiben, so dass sich bei Verwendung der fertiggestellten Produkte als Filtermaterialien eine Indikatorwirkung auf eventuelle Verschmutzungen des Filters ergibt. Eine derartige Indikatorwirkung ist bei der konventionellen Belegung mit Phenolharzen nicht möglich, da mit Phenolharzen keine weisse Färbung beibehalten wird, sondern Verfärbungen bis zur dunkelbraunen Farbe auftreten.

    [0033] Ebenfalls lassen sich bestimmte, dem Verwendungszweck angepasste Einfärbungen der Filterpapiere herstellen, welche als Indikator bei grösserer Lagerhaltung fungieren können (Beispiel: Luftfilter blau, Ölfilter grün, Kraftstoff gelb).

    [0034] Durch die erfindungsgemässe Verfahrensweise lassen sich je nach der Menge der Belegung der eingesetzten Substrate mit Harzen völlig imprägnierte undurchlässige Produkte bis zu Produkten herstellen, die in Abhängigkeit vom eingesetzten Ausgangssubstrat und der Menge der Teilbelegung eine steuerbare Restpermeabilität aufweisen und somit beispielsweise als Filtermaterialien für die verschiedensten Zwecke, beispielsweise als öl- oder Luftfilter in der Kraftfahrzeugindustrie sowie als Filter für weitere technische Zwecke, wie etwa hydraulische Systeme oder Klimaanlagen Verwendung finden können. Dabei erweisen sich die erfindungsgemäss belegten Substrate als widerstandsfähig gegen mechanische, chemische und Temperaturbeeinflussungen. Die auspolymerisierten Tränkharze liegen als Resite vor, d.h. sie sind in organischen Lösungsmitteln unlöslich und nicht mehr schmelzbar, was beispielsweise für den Einsatz in Kraftfahrzeugen bei hohen Motortemperaturen günstig ist.

    [0035] Gegenüber der konventionellen Belegung mit Phenolharzen zeichnet sich das erfindungsgemässe Verfahren vor allem durch den geringeren Energieaufwand, d.h. durch den Wegfall hoher Härtungstemperaturen und durch die Verringerung des apparativen Aufwands (es sind keine langen Ofenkanäle mehr erforderlich) sowie durch die erhöhte Durchsatzgeschwindigkeit aus. Darüber hinaus ergeben sich keine Gefährdung von Umwelt und Arbeitsplätzen durch die Ent- wicklung schädlicher Dämpfe, da bei der Polymerisation der erfindungsgemäss eingesetzten Tränkharze keine niedrigmolekularen Spalt- bzw. Reaktionsprodukte freigesetzt werden. Weitere Vorteile liegen darin, dass die erhaltenen getränkten Zwischenprodukte lagerungsstabil sind und keiner Massenwanderung unterliegen. Im Gegensatz zur bisherigen Belegung mit Phenolharzen lassen sich die eingesetzten Lösungsmittel leicht zurückgewinnen und können für verschiedenste Zwecke weiterverwendet werden. Die erhaltenen Produkte sind besonders stabil und unterliegen keinen Verfärbungen. Zudem fällt beim erfindungsgemässen Verfahren die thermische Belastung der Substrate weg. Es können daher empfindlichere Substrate als bisher eingesetzt werden. Veränderungen der eingesetzten Vliesmaterialien durch die ionisierende Wirkung der Elektronenstrahlen wurden nicht festgestellt.

    [0036] Eine kürzeste Behandlungszeit bei geringer Raumbeanspruchung der für das erfindungsgemässe Verfahren benötigten Anlage ergibt sich, wenn mindestens das Entfernen des Lösungsmittels und die Elektronenbestrahlung des Substrats - gegebenenfalls auch das Tränken oder Beschichten mit dem Lösungsmittel bzw. mit einer Lösung aus Imprägnier-und Lösungsmittel - bei vorzugsweise kontinuierlich durchlaufendem Substratband in aufeinanderfolgenden Arbeitsgängen vorgenommen wird..

    [0037] Des weiteren bezieht sich die Erfindung auf eine Vorrichtung zur Ausübung des erfindungsgemässen Verfahrens.

    [0038] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel für eine solche Vorrichtung schematisch dargestellt.

    [0039] In einem - in der Praxis mehrteiligen - Gehäuseaggregat ist A eine Zufuhr- oder Vorratskammer oder -station für ein zu behandelndes Materialband oder Substrat f, z.B. ein auf eine Vorratsrolle 10 aufgewickeltes Band aus einem Vlies- oder Papier-Filtermaterial, B ein Tauchbad zum Durchtränken des Substrats mit einem in einem Lösungsmittel gelösten Imprägniermittel bzw., sofern das Materialband f bereits mit Imprägniermittel beschichtet zugeführt wird, mit dem Lösungsmittel, C eine Kammer zum Wiederentfernen des Lösungsmittels unter Verwendung einer oder mehrerer Düsen 11, D ein die Bestrahlungsvorrichtung 12 mit Elektronenbeschleuniger 13, Scanner 14 und Bestrahlungskanal 15 enthaltendes Bestrahlungs-Gehäuseteil und E eine Auslaufkammer oder -station für das behandelte Material- oder Substratband f.

    [0040] Entsprechend dem Ausführungsbeispiel wird das mit einer bestimmten Geschwindigkeit von der Vorratsrolle 10 ablaufende Materialband f kontinuierlich durch die Gehäuseteile oder -kammern bzw. -stationen A bis E hindurchgeführt. Im Tauchbad B wird das Substrat zunächst mit dem in einem geeigneten Lösungsmittel gelösten strahlenvernetzbaren Imprägniermittel, z.B. einem Acrylharz, durchtränkt. Das Lösungsmittel hat hierbei die Aufgabe, das Eindringen des Imprägniermittels in das' Substrat zu ermöglichen und damit eine Transportfunktion für das Imprägniermittel zu erfüllen. Anschliessend wird das weiterlaufende durchtränkte Substrat in der Kammer C - gegebenenfalls nach Durchlaufen einer Abtropfzone - durch Anblasen mittels der Düsen 11, z.B. Heissluftdüsen, die von einem in oder am Gehäuseaggregat angeordneten Gebläse beliefert werden können, wieder von dem Lösungsmittel befreit. Es kann daher unmittelbar danach durch den mit einem Inertgas, z.B. Stickstoff, gefüllten Bestrahlungskanal 15 des Bestrahlungsgehäuseteils D geführt werden, in welchem das Imprägniermittel durch Elektronenbestrahlung vernetzt und das Substrat dadurch gehärtet und versteift wird.

    [0041] Als besonders wirtschaftlich hat sich für den vorerwähnten Zweck eine Elektronenbestrahlung mit einer Beschleunigungsspannung von 150 bis 200 kV erwiesen. Zur Beschleunigung der Polymerisation und des dadurch bewirkten Erhärtungsvorganges ist eine grossflächige Bestrahlung mit in Laufrichtung verbreitertem, im Scanner 14 aufgefächertem Strahlbereich vorgesehen. Bei einer Bestrahlungsdauer von etwa 0,05 bis 0,5 sec kann dadurch eine Laufgeschwindigkeit des Materialbandes f von z.B. 30 bis 60 m/sec erreicht werden. Diese Bestrahlung reicht im allgemeinen aus, um eine Eindringtiefe mit einer Vernetzung von z.B. 120 bis 160 g/m2 in der imprägnierten Schicht zu erzielen.

    [0042] In der schematischen Zeichnung sind einfache Wege des Substratbandes f durch die Kammern B, C und E dargestellt. Durch zusätzliche Umlenkungen können diese Wege je nach Anforderung verlängert werden. Die Erfindung ist auch nicht unbedingt darauf beschränkt, dass das Material- oder Substratband erst im Tauchbad B oder in einer anderen geeigneten Auftragsvorrichtung mit dem Imprägniermittel unter Verwendung eines Lösungsmittels durchtränkt bzw. beschichtet wird. Ist das auf die Vorratsrolle 10 aufgespulte oder in sonstiger Weise zugeführte Material- oder Substratband bereits mit einem Imprägniermittel äusserlich beschichtet, braucht gegebenenfalls das Tauchbad B nur das erforderliche Lösungsmittel zu enthalten. Sofern das Band bereits in einem Zustand zugeführt wird, in dem es bereits mit einem gelösten Imprägniermittel behandelt worden ist, kann das Tauchbad B auch ganz entfallen. Auch kann A und/oder B ein Teil des gemeinsamen Gehäuseaggregats bilden.

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    [0043] Nach der erfindungsgemässen Verfahrensweise wurde ein Filterpapier unter folgenden Bedingungen behandelt:



    [0044] Man erhält ein als Filtermaterial brauchbares Produkt, das keine Verfärbung aufweist. Bei den vorstehend angegebenen Zeiten für den Tauchvorgang, das Abtropfen und Abdampfen handelt es sich um Laborwerte, die in der industriellen Praxis verkürzt werden können.

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    [0045] Herstellung eines Oligomeren, das für die Vliestränkung (Papier etc.) geeignet ist.

    a) Rezeptur:



    [0046] 


    b) Herstellungsvorschrift:



    [0047] Pos. 1 und Pos. 2 werden in einen 2 1-Dreihalskolben gegeben.

    [0048] Der Kolben ist ausgerüstet mit einem Kondensator (wassergekühlt), einem Rührwerk mit Patentstopfen, der es erlaubt, während des Herstellungsvorganges den Kolben mit Stickstoff abzudecken (wegen der NCO/Wasser-Reaktion), sowie einem Thermometer für die Temperaturführung.

    [0049] Pos. 1 und 2 werden auf 75°C unter Rühren für 2 Stunden erhitzt.

    [0050] Nun wird die NCO-Zahl bestimmt, NCO-Soll = 6,24 % ± 0,1 %.

    [0051] Ist der NCO-Wert erreicht, werden 5 bis 20 ppm Nitrobenzol zugegeben (Thermostabilisator für 4-Hydroxybutylacrylat) und die Pos. 3 zugesetzt.

    [0052] Die Temperatur wird nun für 3 Stunden bei 75°C gehalten.

    [0053] Nach 3 Stunden wird die NCO-Zahl bestimmt, NCO-Soll = 0,00 %.

    [0054] Ist kein freies NCO mehr vorhanden, wird die Pos. 4 zugegeben und gründlich gemischt. Nach dem Mischen wird der Reaktorinhalt auf ca. 40°C abgekühlt und das Harz abgefüllt.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Herstellung eines imprägnierten Papier-oder.Vliessubstrats unter Verwendung von Harz und/oder Monomer als Imprägnierungsmittel und mit dem Imprägnieren nachfolgendem Härten des Substrats, dadurch gekennzeichnet, dass man das Substrat mit mindestens einem durch Elektronenstrahlen härtbaren gelösten oder dispergierten Harz und/oder Monomer tränkt oder beschichtet und danach die Härtung durch Elektronenbestrahlung bewirkt.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass man Harze und/oder Monomere auf der Basis von Acrylsäure- und/oder Methacrylsäureestern mit Polyolen einsetzt.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass man das Imprägnierungsmittel vor dem Einsatz durch ein harzlösendes oder -dispergierendes, im wesentlichen als Transportmittel für das Harz und/oder Monomer dienendes Lösungsmittel löst oder dispergiert, hierauf das Lösungsmittel wieder entfernt und anschliessend das Substrat der Elektronenbestrahlung aussetzt.
     
    4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass man eine Lösung oder Dispersion mit einer Konzentration von 1 bis 50 Gew.% und vorzugsweise 10 bis 50 Gew.% an Harzen und/oder Monomeren, bezogen auf das Gewicht der Lösung oder Dispersion, einsetzt.
     
    5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Substrat mit beschleunigten freien Elektronen bestrahlt wird, durch die eine mindestens annähernd der Stärke des Substratbandes entsprechende Eindringtiefe der Strahlung erreicht wird.
     
    6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass man bei einer Dosis der Elektronenbestrahlung von 0,1 bis 16 Mrad und vorzugsweise von 1 bis 10 Mrad arbeitet.
     
    7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Bestrahlungsbreite der Breite des Substratbandes - insbesondere zur effektiven Energieausnutzung - durch Fokussierung der Elektronenstrahlen anpassbar ist.
     
    8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Bestrahlung des Vliesstoffbandes - insbesondere zur Anpassung an verschiedene chemische Reaktionsmechanismen des Substrates - mittels einer in Laufrichtung des Bandes verbreiterten Bestrahlung bzw. Strahlenwirksamkeit vorgenommen wird.
     
    9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Entfernen des Lösungsmittels und das Bestrahlen in unmittelbar aufeinanderfolgenden Arbeitsgängen bei durch beide Arbeitsgänge durchlaufendem Substratband vorgenommen wird.
     
    10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass auch das Tränken oder Beschichten des Substratbandes mit dem Lösungsmittel bzw. mit dem Imprägnier-und dem Lösungsmittel in zusammenhängender Arbeitsgangfolge mit dem Entfernen des Lösungsmittels und dem Bestrahlen bei durch alle diese Arbeitsgänge durchlaufendem Substratband vorgenommen wird.
     
    11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Lösungsmittel mittels Anblasens des Substrats durch einen Luft- oder Gasstrom, z.B. Heissluftstrom, entfernt wird.
     
    12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das aus dem Substrat entfernte Lösungsmittel einer weiteren Verwendung zugeführt wird.
     
    13. Vorrichtung zur Ausübung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung (C) zum Entfernen des Lösungsmittels und die Vorrichtung (D) zum Bestrahlen des vom Lösungsmittel befreiten Substratbandes zu einem gemeinsamen baulichen Aggregat vereinigt sind.
     
    14. Vorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass das gemeinsame bauliche Aggregat auch die Vorrichtung (B) zum Tränken oder Belegen des Substrats mit dem Lösungsmittel bzw. mit dem Imprägnier- und Lösungsmittel umfasst.
     
    15. Vorrichtung nach Anspruch 13 oder 14, gekennzeichnet durch Führungsmittel, durch die das Substratband (f) in laufendem Zustande von einer Zufuhr- oder Vorratsstelle (10) - gegebenenfalls durch ein Tauchbad (B) oder einer entsprechenden Beschichtungsvorrichtung - der Vorrichtung (C) zum Entfernen des Lösungsmittels und anschliessend der Vorrichtung (D) zum Bestrahlen zugeführt wird.
     
    16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 13 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass zum Entfernen des Lösungsmittels Düsen (11) zum Anblasen des Substratbandes (f) mittels Luft- oder Gasstrahlen vorgesehen sind.
     
    17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 13 bis 16, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung einen Elektronenbeschleuniger (13), ein Elektronenstrahl-Ablenksystem (14) für zwei zueinander senkrechte Richtungen (in Laufrichtung und quer zur Laufrichtung des Substrates) sowie ein Elektronenstrahl-Austrittsfenster (Lenard-Fenster) zum aufgefächerten Bestrahlen des Substratbandes aufweist.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht