[0001] Die Erfindung betrifft eine Blutsenkungsvorrichtung, die ein durchsichtiges, dicht
unterhalb ihres oberen Endes mit einer Eichmarke versehenes Senkungsröhrchen umfaßt.
Ein solches Senkungsröhrchen wird bis zur oberen Eichmarke mit Blut gefüllt und dann
in vertikaler Lage aufgestellt. In dem in bekannter Weise vorher ungerinnbar gemachten
Blut senken sich jetzt die roten Blutkörperchen allmählich ab, so daß im obenen Raum
das Blutserum verbleibt. Die Grenze zwischen dem unteren, die Blutkörperchen enthaltenden
Teil und dem darüber befindlichen Blutserum wird nach einer gewissen Zeit oder in
gewissen Zeitabständen beobachtet und die sich daraus ergebende Senkungsgeschwindigkeit
für diagnostische Zwecke benutzt.
[0002] Um vergleichbare Messungen durchführen zu können, muß bei allen Proben die gleiche
Standhöhe in den Senkungsröhrchen vorhanden sein. Das wird durch Füllen bis zu der
Eichmarke am oberen Ende des Röhrchens erreicht. Debei muß aus untere Ende der Flüssigkeitssäule
definiert begrenzt werden. Dies geschieht bei einer bekannten Blutsenkungsvorrichtung
durch ein Verschlußstück mit Ventil am unteren Ende des Senkungsröhrchens, das nach
dem seitlichen Einbringen des Blutes mittels einer Spritze oder dergleichen verschlossen
wird. Diese'bekannte Blutsenkungsvorrichtung ist wegen des Ventils kostspielig und
wird deshalb mehrfach verwendet, wobei aber die Reinigungsarbeiten zeitraubend sind.
[0003] Es ist ferner eine Blutsenkungsvorrichtung bekanntgeworden, die eine Füllkappe aus
Kunststoff aufweist, in die das mit Eichmarke versehene Senkungsröhrchen luftdicht
eingeschoben wird. Das Röhrchen wird in diese Füllkappe bis zum unteren Ende eingeschoben,
so daß das untere Ende der Blutsäule damit definiert begrenzt ist. Gleichzeitig wird
das in der Füllkappe befindliche Blut durch das eingeschobene Senkungsröhrchen verdrängt
und weicht über die Bohrung des Röhrchens nach oben aus.
[0004] In der Füllkappe befindet sich ebenfalls eine Eichmarke und es ist erforderlich,
daß die Füllkappe exakt bis zu dieser Eichmarke gefüllt wird. Das dann eingefüllte
Blutvolumen ist so bemessen, daß es beim Einschieben des zugehörigen Senkungsröhrchens
bis zur Eichmarke an deren oberem Ende steigt. Dies erfordert ein sehr genaues Einfüllen
des Blutes in die Füllkappe. Außerdem müssen exakt kalibrierte Senkungsröhrchen verwendet
werden, die nicht nur hinsichtlich ihrer lichten Weite, also ihres Füllvolumens, sondern
auch hinsichtlich ihrer Wandstärke wegen der Verdrängungswirkung völlig gleichmäßig
sein müssen.
[0005] Dennoch schließt der Hersteller dieser Blutsenkungsvorrichtung nicht aus, daß das
Blut beim Einschieben des Senkungsröhrchens über die Eichmarke hinweg steigt. Um das
zu korrigieren, ist bei der bekannten Vorrichtung eine Lüftung durch seitliches Wegbiegen
des Senkungsröhrchens innerhalb der etwas elastischen Füllkappe möglich. Falls dabei
aber der Blutspiegel wieder unter die Eichmarke sinkt, kann nicht mehr korrigiert
werden und der ganze Vorgang muß durch Herausziehen des Senkungsröhrchens, erneutes
Anfüllen mit Blut und dann Einschieben des Senkungsröhrchens wiederholt werden. Diese
bekannte Vorrichtung ist zwar preiswerter als die eingangs erwähnte Blutsenkungsvorrichtungen
mit Ventil, dafür aber umständlich in der Handhabung.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Blutsenkungsvorrichtung der eingangs
genannten Art zu schaffen, die einfach und billig in der Herstellung und zusätzlich
einfach in der Bedienung ist und keine besonderen Anforderungen an die Gleichmäßigkeit
der Wandstärke der Blutsenkungsröhrchen stellt.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das Blutsenkungsröhrchen in
seinem unteren Teil luftdicht und verschiebbar von einer Verdrängerhülse umgeben ist,
die wiederum luftdicht und verschiebbar von einem rohrförmigen, unten geschlossenen
Gefäß umgeben wird, das die Blutprobe aufnimmt.
[0008] Das Gefäß wird mit Blut gefüllt, wobei es auf eine genaue Dosierung nicht ankommt.
Dann wird das Senkungsröhrchen mit seinem unteren Ende in dieses Gefäß eingeschoben,
wobei sich die Verdrängerhülse bereits oberhalb des unteren Endes des Senkungsröhrchens
auf diesem befinden kann. Zweckmäßig ist der Abstand zwischen Unterkante des Senkungsröhrchens
un der Unterkante der Verdrängerhülse etwa gleich der Höhe des Gefäßes oder etwas
geringer. Wenn jetzt das Senkungsröhrchen in das mit Blut gefüllte Gefäß eingebracht
wird, befindet sich die Verdrängerhülse mit ihrer Unterkante etwa an der Oberkante
des Gefäßes oder taucht bereits geringfügig in das Gefäß ein. Sobald dann das Senkungsröhrchen
auf dem Boden des Gefäßes aufsteht, wird die Verdrängerhülse weiter in das Gefäß eingeschoben.
Dabei verdrängt sie einen Teil des im Gefäß befindlichen Blutes, das nun über den
infolge Unregelmäßigkeiten der Unterkante des Senkungsröhrchens stets vorhandenem
Spalt zwischen diesem und dem Gefäß durchdrängt und im Inneren des Senkungsröhrchens
aufsteigt. Die Verdrängerhülse wird so lange abwärts bewegt, bis das Blut im Senkungsröhrchen
die Eichmarke am oberen Ende erreicht hat. Sollte man dabei die Verdrängerhülse etwas
zu weit abwärts bewegt haben, so daß das Blut über die Eichmarke hinaussteigt, kann
man diesen Fehler mühelos dadurch korrigieren, daß man die Verdrängerhülse wieder
vorsichtig aufwärts bewegt, wobei allerdings das Senkungsröhrchen festgehalten werden
muß, damit es nach wie vor auf dem Boden des Gefäßes aufsteht.
[0009] Zweckmäßig wird das Gefäß aus einem durchsichtigen Werkstoff, beispielsweise Glas
oder Kunststoff, hergestellt und kann zusätzlich mit einer Eichmarke versehen werden,
damit man nur so viel Blut einfüllt, wie es zum sicheren Einstellen erforderlich ist.
[0010] Die Verdrängerhülse wird gegebenenfalls aus einem weichelastischem Werkstoff hergestellt
und dichtet dann schon aufgrund seiner Elastizität innen und außen ab. Vorzugsweise
sind aber auf der Innenwand und/oder der Außenwand der Verdrängerhülse Dichtungslippen
angeformt.
[0011] Um dem Senkungsröhrchen in dem weiteren Gefäß an dessen Boden eine seitliche Führung
zu geben, was die anschließende Handhabung der Vorrichtung erleichtert, ist dort auf
der Innenseite des Gefäßes eine trichterförmige Verengung vorgesehen. Diese Verengung
kann auch dadurch geschaffen werden, daß ein ringförmiger Einsatz mit trichterförmiger
Erweiterung in das Gefäß eingesetzt wird.
[0012] In Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, am oberen Ende des Gefäßes ein Außengewinde
anzubringen und die Verdrängerhülse mit einem Flansch und einer einstückig mit diesem
verbundenen Stellhülse zu versehen, die die Verdrängerhülse mit Abstand umgibt und
mit Innengewinde versehen ist, das zum Außengewinde auf dem oberen Ende des Gefäßes
paßt. Die Zuordnung ist dann so getroffen, daß nach dem Aufsetzen des Senkungsröhrchens
auf dem Boden des Gefäßes zunächst die Verdrängerhülse durch Ergreifen ihres Flansches
bzw. der umgebenden Stellhülse abwärts geschoben wird, und zwar so weit, daß dadurch
das Blut im Senkungsröhrchen bis dicht unterhalb der Eichmarke gestiegen ist. In dieser,
vorher ermittelten Lage der Teile zueinander greift dann das Gewinde der Stellhülse
in das Außengewinde des Gefäßes ein. Eine weitere Abwärtsbewegung der Verdrängerhülse
ist dann durch Drehen der Stellhülse möglich. Durch diese Drehung wird eine äußerst
feinfühlige Einstellung des Blutspiegels im Senkungsröhrchen auf die Höhe der Eichmarke
ermöglicht.
[0013] Die Erfindung wird nachstehend in Ausführungsbeispielen anhand der Zeichnung näher
erläutert: Dabei zeigen:
Fig. 1 einen Schnitt durch eine erfindungsgemäße Blutsenkungsvorrichtung im Betrieb
und
Fig. 2 einen Schnitt durch eine abgewandelte Ausführungsform.
[0014] Die in Fig. 1 dargestellte Vorrichtung besteht aus einem unten geschlossenen rohrförmigen
Gefäß 1 aus transparentem Kunststoff, einem an beiden Enden offenen Senkungsröhrchen
3 aus Glas mit einer Eichmarke 4 unterhalb des oberen Endes und einer zwischen Gefäß
1 und Senkungsröhrchen 3 befindlichen Verdrängerhülse 2 aus weichelastischem Kunststoff.
[0015] Die Verdrängerhülse ist auf ihrer Innenseite mit zwei Dichtungslippen 5 und 6 versehen.
In gleicher Weise befinden sich auf dem Außenmantel der Verdrängerhülse 2 zwei Dichtungslippen
7 und 8. Die Verdrängerhülse 2 ist leicht gegenüber dem Senkungsröhrchen 3 und dem
Gefäß 1 verschiebbar; sie stellt aber wegen der vorgenannten Dichtungslippen einen
dicht eingepaßten Verdrängerkolben dar, der durch Abwärtsbewegen in den Ringspalt
zwischen dem Senkungsröhrchen 3 und Gefäß 1 eindringt und das darin befindliche Blut
verdrängt, so daß es über die Unterkante des Senkungsröhrchens 3 in dieses eindringt
und entsprechend darin ansteigt. Die Einstellung des Blutspiegels in Höhe der Eichmarke
4 ist in einfacher Weise möglich. Falls der Blutspiegel versehentlich zu hoch gekommen
ist, kann man diese Fehleinstellung mühelos durch geringfügiges Abwärtsbewegen der
Verdrängerhülse 2 -bei festgehalenem Senkungsröhrchen 3 - korrigieren.
[0016] Bei der in Fig. 2 dargestellten Ausführungsform ist das Gefäß 1a an seinem unteren
Ende innen trichterförmig bei 13 verengt und stellt bei 14 eine Führung für das eingebrachte
Senkungsröhrchen 3a dar. Anstelle der in Fig. 2 dargestellten Verdickung 15 kann auch
bei einem Gefäß gemäß Fig. 1 ein entsprechender Einsatzring verwendet werden.
[0017] Bei dieser Ausführung erstreckt sich vom oberen Ende der Verdrängerhülse 2a ein Flansch
9 radial nach außen, der wiederum eine Stellhülse 10 so trägt, daß diese die Verdrängerhülse
2a im Abstand konzentrisch umgibt. Der Innendurchmesser der Stellhülse 10 und der
Außendurchmesser des Gefäßes 1a sind aufeinander abgestimmt und die Stellhülse ist
mit einem Innengewinde versehen, das in ein Außengewinde 12 am oberen Rand des Gefäßes
1a eingreifen kann. Die Zuordnung und Bemessung der Teile ist dabei so vorgenommen,
daß vom Eintauchen der Verdrängerhülse bis zum Eingriff des Gewindes gerade so viel
Blut verdrängt wurde, daß die Eichmarke am oberen Teil des Senkungsröhrchens fast
erreicht ist. Anschließend wird dann durch Drehen der Stellhülse 10 der Blutspiegel
genau auf die Eichmarke gebracht.
1. Blutsenkungsvorrichtung, die ein durchsichtiges, dicht unterhalb ihres oberen Endes
mit einer Eichmarke versehenes Senkungsröhrchen umfaßt, wobei die eingefüllte Blutsäule
an ihrem unteren Ende definiert begrenzt ist,
gekennzeichnet durch
eine luftdicht und verschiebbar den unteren Teil des Senkungsröhrchens (3) umgebende
VerdrängerhUlse (2) und ein diese luftdicht und verschiebbar umgebendes, die Blutprobe
aufnehmendes, rohrförmiges, unten geschlossenes Gefäß (1).
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Abdichtung des Senkungsröhrchens (3) gegenüber der Verdrängerhülse (2) durch
Dichtungslippen (5, 6) an deren Innenwand erfolgt.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Abdichtung der Verdrängerhülse (2) gegenüber dem Gefäß (1) durch Dichtungslippen
(7, 8) an der Außenwand der Verdrängerhülse (2) erfolgt.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 3,
gekennzeichnet durch
eine trichterförmige Verengung (13, 14) des Innenraumes des Gefäßes (1a) an dessen
unterem Ende zur Führung und Halterung des unteren Endes des Senkungsröhrchens (3a).
5. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 4,
gekennzeichnet durch
ein Außengewinde (12) am oberen Ende des Gefäßes (1a) und eine mit dem entsprechenden
Innengewinde (11) versehenen Stellhülse (10), die über einen Flansch (9) einstückig
mit der Verdrängerhülse (2a) verbunden ist und diese mit Abstand umgibt.