[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von mit Dispersionsfarbstoffen
lichtecht gefärbten, latexbeschichteten (gummierten), vulkanisierten textilen Flächengebilden
aus Polyesterfasern.
[0002] Für den Seenotdienst wurden bisher Schwimmwesten oder Schlauchboote aus gefärbtem,
mit einer Gummierung versehenem Polyamidgewebe eingesetzt. Da Farbton und Leuchtkraft
dieser Färbungen von vornherein vorgeschrieben sind, wird die Auswahl der dafür verwendbaren
Farbstoffe zusätzlich noch dadurch eingeschränkt, daß bei einer Anzahl von aufgrund
der obigen Anforderungen für geeignet angesehenen Farbstoffen die Lichtechtheiten
der Färbungen nach DIN 54 004 nur maximal die Note 1-2 erreichen. Schon nach wenigen
Stunden Sonneneinwirkung ist eine aus solchem Gewebe hergestellte Schwimmweste oder
hergestelltes Schlauchboot im Farbton total verschossen und nicht mehr gebrauchstüchtig,
da gerade die Farbe dieser Gegenstände ein wichtiges Kriterium für ihren Gebrauch
darstellt. Bemühungen, echtere Färbungen auf Polyamidgewebe zu erhalten, scheiterten
an der eingeschränkten Farbstoffauswahl und den Vorschriften über Farbe und Leuchtkraft
der Färbungen.
[0003] In neuerer Zeit ist es gelungen, Färbungen mit Dispersionsfarbstoffen, die in Farbton
und Leuchtkraft den amtlichen Anforderungen entsprechen, auf Geweben oder sonstigen
textilen Flächengebilden aus Polyesterfasern herzustellen.
[0004] Diese Färbungen weisen eine deutlich bessere Lichtechtheit als die Färbungen auf
Polyamidfasern auf (Note 4 nach DIN 54 004).
[0005] Beim Beschichten eines so gefärbten Gewebes aus Polyesterfasern mit einer Gummierung
zeigt sich jedoch, daß das üblicherweise in der Beschichtungsmasse (Gummierungsmasse)
enthaltene Lösemittel (beispielsweise Toluol) den Farbton der Färbung stark verändert
und die Egalität der Färbung durch teilweises Anlösen des Farbstoffes und teilweise
Farbstoffzerstörung zunichte macht.
[0006] Es wurde nun gefunden, daß man mit Dispersionsfarbstoffen lichtecht gefärbte, latexbeschichtete
(gummierte), vulkanisierte Flächengebilde aus Polyesterfasern herstellen kann, indem
man auf das gefärbte trockene oder feuchte Polyesterfasermaterial eine wäßrige, vulkanisiermittelhaltige
Latexdispersion aufbringt, trocknet und vulkanisiert und anschließend in bekannter
Weise eine lösemittelhaltige Beschichtungsmasse oder eine wäßrige Dispersion eines
Beschichtungsmittels für die nächste Schicht aufbringt.
[0007] Das Aufbringen der wäßrigen, vulkanisiermittelhaltigen Latexdispersion erfolgt zweckmäßig
durch Aufklotzen.
[0008] Das Trocknen nach erfolgtem Aufbringen der genannten Latexdispersion erfolgt zweckmäßig
bei 100 - 140°C und das sich daran anschließende Vulkanisieren zweckmäßig in Heißluft
von etwa 150°C während etwa 3 bis 7 Minuten. Im Anschluß daran kann eine übliche lösemittelhaltige
Beschichtungsmasse (Gummierungsmasse) oder eine wäßrige Dispersion eines Beschichtungsmittels
als nächste Schicht aufgebracht, beispielsweise aufgerakelt, und dann vulkanisiert
werden,ohne daß im Falle des Aufbringens einer lösemittelhaltigen, beispielsweise
toluolhaltigen Beschichtungsmasse, die an sich gegen das Lösemittel empfindliche Färbung
beeinträchtigt wird.
[0009] Es war überraschend und nicht vorhersehbar, daß durch die einfache, im Laufe der
Gewebeausrüstung durchführbare Maßnahme, die erste Gummierungsschicht aus wäßriger
Dispersion aufzuklotzen und zu vulkanisieren, ein Schutz der Färbung erhalten wird,
wodurch das nachträgliche Aufbringen der beispielsweise üblichen, lösemittelhaltigen
Gummierungsmasse ermöglicht wird, ohne daß die Färbung durch das Lösemittel beeinträchtigt
wird. Es war ferner überraschend und nicht vorhersehbar, daß durch den aus wäßriger
Dispersion aufgebrachten ersten Latexfilm die notwendige enge Verbindung zwischen
der eigentlichen Gummierung und der Faser nicht gestört wird, und daß auch die Bindung
der verschiedenen Latexschichten untereinander nicht beeinträchtigt wird.
[0010] Der wäßrigen Dispersion kann, wenn es sich als zweckmäßig oder notwendig erweisen
sollte, noch ein die Haftung Polyesterfaser/Latexfilm begünstigendes Haftmittel zugesetzt
werden. Notfalls kann auch das gefärbte Polyesterfasermaterial entsprechend vorbehandelt
werden.
[0011] Als textile Flächengebilde aus Polyesterfasern, die erfindungsgemäß beschichtet werden,
kommen beispielsweise solche aus Polyäthylenterephthalatfasern in Betracht.
[0012] Als Beschichtungsmittel für den aus wäßriger Dispersion aufgebrachten Film kommen
Naturlatex, Syntheselatex, Butadien-Dispersionen oder auch Butadien/Styrol-Dispersionen
in Frage. Diesen Dispersionen können die üblichen Vulkanisiermittel bereits zugesetzt
sein oder zugesetzt werden.
[0013] Bei Durchführung des Verfahrens wird zweckmäßigerweise wie folgt vorgegangen:
Das mit Dispersionsfarbstoffen gefärbte und gründlich reduktiv nachgereinigte textile
Flächengebilde aus Polyesterfasern wird mit der wäßrigen Latexdispersion, die noch
die notwendigen Vulkanisierhilfsmittel enthält, geklotzt. Dabei liegt die Flottenaufnahme
bei 30-50 %.
[0014] Danach wird bei 100-140°C getrocknet und zur Vulkanisierung 3-7 Minuten bei Temperaturen
bei etwa 150°C mit Heißluft behandelt. Danach werden die weiteren Gummischichten auf
bekannte Weise in der bisher üblichen, lösemittelhaltigen Form aufgebracht und vulkanisiert,
ohne daß die Färbunq eine Veränderung erfährt. Wie schon erwähnt, kann anstelle einer
lösemittelhaltigen Beschichtungsmasse auch eine wäßrige Dispersion eines Beschichtungsmittels
für eine weitere Schicht aufgebracht werden, beispielsweise die zur Herstellung der
ersten Schicht eingesetzte wäßrige Dispersion.
[0015] Gleichermaßen wird auch bei spinngefärbten Polyestertextilien vorgegangen.
[0016] Die erste Latexauflage aus wäßriger Dispersion kann auch auf die vom Färben her noch
feuchte Ware aufgebracht werden, wodurch ein Trocknungsprozeß eingespart wird. Vor
dem Aufbringen der lösemittelhaltigen Beschichtungsmasse muß jedoch sorgfältig getrocknet
werden. Bringt man für die nächste (zweite) Schicht wiederum eine wäßrige Dispersion
eines Beschichtungsmittels auf, so kann von einem sorgfältigen Trocknen der ersten
Schicht abgesehen werden.
[0017] Das Verfahren ist nicht auf empfindliche Färbungen von textilen Polyesterflächengebilden,
wie beispielsweise Warnfarben beschränkt, sondern läßt sich überall dort einsetzen,
wo spinngefärbte oder mit Dispersionsfarbstoffen gefärbte Gewebe oder sonstige textile
Flächengebilde aus Polyesterfasern gummiert werden sollen.
Beispiel 1
[0018] Mit einer rotorangen Warnfarbe, die 0,22 % des Farbstoffes der Formel CH
2-CHOH-CH
3

und 0,28 % des Farbstoffes der Formeln

enthält, gefärbtes und reduktiv nachgereinigtes Gewebe aus Polyäthylenterephthalatfasern,
soll gummiert werden. Zu diesem Zweck wird das getrocknete Gewebe mit einer wäßrigen
Dispersion enthaltend
[0019] 130 g/1 Naturlatex und 50 g/1 Vulkanisiermittel (z.B. Vulkanisierpaste 151 E /Metallgesellschaft,
Franfurt/M) mit einer Auflage von 40 % geklotzt und bei 120°C getrocknet. Dann wird
5 Minuten in Heißluft von 150°C vulkanisiert.
[0020] Anschließend werden, wie üblich, in zwei Arbeitsgängen zwei weitere Schichten üblicher,
lösemittelhaltiger Gummierungsmasse aufgerakelt und ebenfalls vulkanisiert.
[0021] Man erhält ein einwandfrei gummiertes Gewebe, dessen Färbung keine Beeinträchtigung
erfahren hat. Gegenüber einem gleichen Gewebe aus Polyamidfasern (mit Säurefarbstoffen
gefärbt) weist es eine deutlich bessere Lichtechtheit auf und entspricht den sonstigen
amtlichen Anforderungen.
[0022] Wird das gefärbte Polyestergewebe direkt mit der lösemittelhaltigen Gummierungsmasse
gerakelt und vulkanisiert, erleidet die Färbung Einbußen an ihrer Brillanz. Ferner
wird durch Farbstoffmigration und Farbstoffzerstörung die Färbung unegal und unbrauchbar.
Beispiel 2
[0023] Ein mit Dispersionsfarbstoffen oliv gefärbtes Gewebe aus Polyesterfilamenten soll
gummiert werden. Das Gewebe ist vom Färben her noch feucht und weist nach der Teilentwässerung
noch einen Feuchtegehalt von 15 % auf. Man klotzt das Gewebe mit einer wäßrigen Dispersion
enthaltend 150 g/l Syntheselatex und 30 g/l Vulkanisiermittel (z.B. Vulkanisierpaste
151 E)
[0024] Nach dem Klotzen beträgt der Feuchtegehalt 50 %. Man trocknet bei 110°C und vulkanisiert
6 Minuten bei 150°C.
[0025] Die folgenden lösemittelhaltigen Gummierungsschichten werden gemäß Beispiel 1 aufgerakelt
und vulkanisiert.
[0026] Man erhält eine einwandfreie, haltbare Gummierung, deren ursprüngliche Olivfärbung
nicht beeinträchtigt ist.
Beispiel 3
[0027] Ein mit Dispersionsfarbstoffen blau gefärbtes Gewebe aus Polyesterfilamenten für
Freizeitartikel soll gummiert werden. Zu diesem Zweck wird das trockene Gewebe mit
einer wäßrigen Dispersion enthaltend 200 g/l einer bereits Vulkanisierhilfsmittel
enthaltenden Latexdispersion (
z.B. (R)
Revultex MR)
bei einer Flottenaufnahme von 30 % geklotzt und bei 135°
C getrocknet. Nach dem Vulkanisieren der Klotzung durch 5-minütiges Erhitzen auf 150°C,
werden die weiteren lösemittelhaltigen Gummierungsschichten wie üblich aufgerakelt
und vulkanisiert.
[0028] Man erhält eine haltbare Gummierung ohne Beeinträchtigung der ursprünglichen Blaufärbung.
[0029] Wird das blaugefärbte Gewebe direkt mit der lösemittelhaltigen Gummierungsmasse gerakelt
und diese vulkanisiert, so wird die egale Blaufärbung durch Anlösen unegal und der
Farbstoff wird teilweise zerstört, so daß eine unbrauchbare Ware erhalten wird.
Beispiel 4
[0030] Ein mit Dispersionsfarbstoffen blau gefärbtes Gewebe aus Polyesterfilamenten für
Freizeitartikel soll gummiert werden. Zu diesem Zweck wird das trockene Gewebe mit
einer wäßrigen Dispersion enthaltend 200 g/l einer bereits Vulkanisierhilfsmittel
enthaltenden Latexdispersion (z.B. (R)
Revultex MR)
bei einer Flottenaufnahme von 30 % geklotzt und bei 135°C getrocknet. Nach dem Vulkanisieren
der Klotzung durch 5-minütiges Erhitzen auf 150°C, wird die vorstehend genannte wäßrige
Latexdispersion wie angegeben nochmals aufgeklotzt und vulkanisiert.
[0031] Man erhält eine haltbare Gummierung ohne Beeinträchtigung der ursprünglichen Blaufärbung.
(R) = Registriertes Warenzeichen der Revertex LTD.
1. Verfahren zur Herstellung von mit Dispersionsfarbstoffen lichtecht gefärbten, latexbeschichteten,
vulkanisierten Flächengebilden aus Polyesterfasern, dadurch gekennzeichnet, daß man
auf das gefärbte trockene oder feuchte Polyesterfasermaterial eine wäßrige, vulkanisiermittelhaltige
Latexdispersion aufbringt, trocknet und vulkanisiert und anschließend in bekannter
Weise eine lösemittelhaltige Beschichtungsmasse oder eine wäßrige Dispersion eines
Beschichtungsmittels für die nächste Schicht aufbringt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die wäßrige, vulkanisiermittelhaltige
Latexdispersion aufklotzt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige, vulkanisiermittelhaltige
Latexdispersion 150-200 g/1 dispergierbaren Latex enthält.
4. Verfahren nach Ansprüchen 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß als Latexdispersion
eine Naturlatex-Dispersion eingesetzt wird.
5. Verfahren nach Ansprüchen 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß als Latexdispersion
eine Syntheselatex-Dispersion eingesetzt wird.
6. Verfahren nach Ansprüchen 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß als Latexdispersion
eine Butadien-Dispersion eingesetzt wird.
7. Verfahren nach Ansprüchen 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß als Latexdispersion
eine Butadien/Polystyrol-Dispersion eingesetzt wird.
8. Verfahren nach Ansprüchen 1-7, dadurch gekennzeichnet, daß man nach dem Aufbringen
der wäßrigen Latexdispersion bei 100-140°C trocknet.