[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf einen Tonerde and Hilfsstoffe enthaltenden
Vorratsbunker für eine Einschlagvorrichtung zum Brechen der erstarrten Kruste eines
Elektrolyseofens, insbesondere zur Herstellung von Aluminium.
[0002] Für die Gewinnung von Aluminium durch Elektrolyse von Aluminiumoxid wird dieses in
einer Fluoridschmelze gelöst, die zum jrössten Teil aus Kryolith besteht. Das kathodisch
abgeschie-3ene Aluminium sammelt sich unter der Fluoridschmelze auf dem Kohleboden
der Zelle, wobei die Oberfläche des flüssigen Aluniniums die Kathode bildet. In die
Schmelze tauchen von oben Anoden ein, die bei konventionnellen Verfahren aus amorphem
Kohlenstoff bestehen. An den Kohleanoden entsteht durch die elektrolytische Zersetzung
des Aluminiumoxids Sauerstoff, der sich mit dem Kohlenstoff der Anoden zu C0
2 und CO verbindet. Die Elektrolyse findet in einem Temperaturbereich von etwa 940
- 970° C statt.
[0003] Im Laufe der Elektrolyse verarmt der Elektrolyt an Aluminiumoxid. Bei einer unteren
Konzentration von l - 2 Gew.-% Aluminiumoxid im Elektrolyten kommt es plötzlich zum
Anodeneffekt, der sich in einer Spannungserhöhung von beispielsweise 4 - 4,5 V auf
30 V und darüber auswirkt. Spätestens dann muss die Kruste eingeschlagen und die Aluminiumoxidkonzentration
durch Zugabe von neuem Aluminiumoxid (Tonerde) angehoben werden.
[0004] Die Zelle wird im normalen Betrieb üblicherweise periodisch bedient, auch wenn kein
Anodeneffekt auftritt. Ausserdem muss bei jedem Anodeneffekt die Badkruste eingeschlagen
und die Tonerdekonzentration durch Zugabe von neuem Aluminiumoxid angehoben werden,
was einer Zellenbedienung entspricht.
[0005] Zur Zellenbedienung ist über lange Jahre die Kruste aus erstarrter Schmelze zwischen
den Anoden und dem Seitenbord der Elektrolysezelle eingeschlagen und anschliessend
neues Aluminiumoxid zugegeben worden. Diese heute noch weitgehend angewandte Praxis
stösst auf zunehmende Kritik wegen Verschmutzung der Luft in der Elektrolysehalle
und der äusseren Atmosphäre. Die Forderung nach Kapselung der Elektrolyseöfen und
die Behandlung der Abgase ist in den letzten Jahren zunehmend zur zwingenden Notwendigkeit
geworden. Eine maximale Zurückhaltung der Elektrolysegase durch Kapselung kann jedoch
nicht gewährleistet werden, wenn eine klassische Längsseitenbedienung zwischen den
Anoden und dem Seitenbord der Oefen erfolgt.
[0006] In neuerer Zeit sind deshalb die Aluminiumhersteller immer mehr zur Bedienung in
der Ofenlängsachse übergegangen. Nachdem Einschlagen der Kruste erfolgt die Tonerdezugabe
entweder lokal und kontinuierlich nach dem "Point-Feeder"-Prinzip oder nicht kontinuierlich
über die ganze Ofenlängsachse verteilt. In beiden Fällen ist auf der Elektrolysezelle
ein Vorratsbunker für die Tonerde angeordnet. Entsprechendes gilt für die von der
Anmelderin in jüngerer Zeit vorgeschlagene Querbedienung der Elektrolyseöfen (
DE-Patent
Nr. 27 31 908).
[0007] Die bekannten auf den Elektrolyseöfen angeordneten Vorratsbunker bzw. Tonerdesilos
sind in Form von Trichtern oder Behältern mit einem trichterförmigen Unterteil ausgebildet.
Der Inhalt des oder der auf dem Ofen angeordneten Behälter(s) deckt im allgemeinen
einen 1 - 2 fachen Tagesbedarf.
[0008] Während des Elektrolyseprozesses verarmt der schmelzflüssige Elektrolyt nicht nur
an Tonerde, sondern auch an Hilfsstoffen, beispielsweise Kryolith und/oder Aluminiumfluorid,
d.h. Flussmitteln. In diesem Falle sind drei Arten bekannt, dem Bad die benötigten
Hilfsstoffe zuzuführen:
- Die Ofenkapselung wird geöffnet und die Hilfsstoffe werden beim Einschlagen der
Kruste, manuell oder mit mobilen Bedienungsvorrichtungen zugeführt.
- Die Hilfsstoffe werden über die Förderleitung für die Tonerde in den Vorratsbunker
geführt.
- Die Hilfsstoffe werden in einer separaten Förderleitung einem über dem Schlagmeissel
liegenden hohlen Gehäuse zugeführt, von wo sie in das Bad gelangen können (DE-AS 2
135 485).
[0009] Alle bekannten Ausführungsformen für die Zugabe von Hilfsstoffen weisen jedoch Nachteile
auf:
- Jedes zusätzliche Oeffnen der Ofenkapselung belastet die Hallenatmosphäre und bedeutet
daher eine Verschlechterung der Arbeitsplatzhygiene.
- Werden die Hilfsstoffe in einem geschlossenen System in einen Vorratsbunker geschüttet,
so kann es bis zu einem Tag oder länger dauern, bis sie dem Bad zugeführt werden.
Ein optimaler Ofengang ist nicht mehr gewährleistet.
- Die Anordnung von separaten Förderleitungen, Druckbehältern, Dosiergeräten und Ausläufen
bedingt einen bedeutenden finanziellen und technischen Mehraufwand.
[0010] Die Erfinder haben sich deshalb die Aufgabe gestellt, einen Vorratsbunker für eine
Einschlagvorrichtung zum Brechen der erstarrten Kruste eines Elektrolyseofens und
ein Verfahren zum Zuführen der Tonerde zu schaffen, welche ohne wesentliche Mehrkosten
ein zeitlich nicht verzögertes Zuführen von Hilfsstoffen in geschlossenem Materialfluss
erlauben.
[0011] Die Aufgabe wird erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass der Vorratsbunker in einen
grossen Behälter für Tonerde und einen kleinen Behälter für die Hilfsstoffe unterteilt
ist, Und unter den Behältern ein Abschlussschieber, eine Dosiervorrichtung und ein
gemeinsames, zur Einschlagstelle in der Kruste führenden Auslaufrohr angeordnet sind.
[0012] Zweckmässig verzweigt sich die vom Druckbehälter mit Tonerde und/oder Hilfsstoffen
gespiesene Förderleitung kurz vor dem oder unmittelbar nach dem Eintritt in einen
mit einem Deckblech versehenen Vorratsbunker. Ein Ende der verzweigten Förderleitung
befindet sich über dem grossen Behälter für die Tonerde und ist mit mehreren Auslassstutzen
versehen. Die andere Verzweigung der Förderleitung endet über dem kleinen Behälter
für die Hilfsstoffe und ist, je nach Dimension dieses kleinen Behälters, mit einem
oder mehreren Auslassstutzen versehen. Die beiden Endstücke der Förderleitung liegen
vorzugsweise auf einer Horizontalebene. In der Verzweigung oder kurz nachher sind
geeignete Umleitungs- bzw. Absperrorgane vorgesehen, welche folgende Fördermöglichkeiten
erlauben:
- Das Fördergut fliesst durch beide Endstücke in beide Behälter
- Das Fördergut fliesst durch ein Endstück in den grossen oder in den kleinen Behälter
- Beide Endstücke sind für das Fördergut abgeschlossen.
[0013] Nach einer anderen Variante der Erfindung ist im oberen Bereich eines mit einem Deckblech
versehenen Vorratsbunkers ein mit mehreren Auslassstutzen versehenes Ende einer Förderleitung
für die Zufuhr von Tonerde bzw. Hilfsmitteln angeordnet. Der kleine Behälter für die
Hilfsstoffe liegt direkt unter dem in Förderrichtung letzen Auslassstutzen des Förderrohres
für die Tonerde. In der Abzweigung der Auslassstutzen oder in den Auslassstutzen sind
Umleitungs- bzw. Absperrorgane vorgesehen. Besonders geeignet ist in allen Varianten
der Einsatz von Rohrstücken mit Druckluftförderung und Verzweigungen davon, wie in
der am 28. August 1979 von der Anmelderin hinterlegten CH-Pat.-Anm.7854/79,(Titel:
Vorrichtung zum Beschicken von Elektrolyseöfen und Verfahren zu deren Betrieb) beschrieben.
In diesem Fall kann mindestens ein Teil der Umleitungs- bzw. Absperrorgane in der
Förderleitung durch solche in der Druckluftleitung ersetzt werden.
[0014] Das Volumen des kleinen Behälters liegt bevorzugt zwischen 0,5 und 25 Vol.-%, vorzugsweise
5 - 20 Vol.-%, des Gesamtvolumens des Vorratsbunkers.
[0015] Nach einer ersten Ausführungsvariante des Vorratsbunkers sind der grosse und der
kleine Behälter durch eine ungefähr vertikal angeordnete, ebene Scheidewand, welche
entfernt werden kann, getrennt.
[0016] Nach einer zweiten Ausführungsvariante ist der kleine Behälter rohrförmig ausgebildet.
Dieser fohrförmige Behälter kann, vertikal oder leicht schräg, in den Vorratsbunker
gestellt werden. Er hat die folgenden Vorteile:
- ortsunabhängige Anordnung im Silo
- bessere Raumausnützung
- in der Höhe verstellbar, das Mischverhältnis kann durch Hochziehen des Rohres eingestellt
werden.
[0017] Die Prozesssteuerung erfolgt durch eine zentrale EDV-Anlage, welche auch die Zufuhr
der Hilfsstoffe, vorzugsweise in den ebenfalls für die Tonerdebeschickung verwendeten
Druckbehälter, auslöst und steuert. Die Hilfsstoffe können jedoch auch in einen wesentlich
kleineren, in die Förderleitung für die Tonerde mündenden Druckbehälter gegeben werden.
[0018] Die Hilfsstoffe sind im schmelzflüssigen Elektrolyten besser löslich, wenn sie nicht
ausschliesslich als solche, sondern vermischt mit Tonerde zugegeben werden, beispielsweise
2 Teile Hilfsstoff und 1 Teil Tonerde.
[0019] Beispiele von erfindungsgemässen Ausführungsformen werden anhand der Zeichnung schematisch
dargestellt. Es zeigen:
- Fig. 1 eine Ansicht einer Beschickungsvorrichtung mit vertikaler, ebener Scheidewand
im Vorratsbunker
- Fig. 2 eine Ansicht einer Beschickungsvorrichtung mit rohrförmigem kleinem Behälter
im Vorratsbunker.
[0020] In Fig. 1 ist ein Vorratsbunker 10 mit einem grossen Behälter 12 für die Tonerde
und einem kleinen Behälter 14 für die Hilfsstoffe, wie z.B. Kryolith, Aluminiumfluorid
und gemahlene Flusskrusten, dargestellt. Die beiden Behälter sind durch eine vertikal
angeordnete, ebene Scheidewand 16 getrennt. Der den Vorratsbunker nach unten begrenzende
Abschlussschieber 20 kann ein- oder zweiteilig ausgebildet sein. Ein in der Ebene
der Scheidewand 16 zweigeteilter Abschlussschieber 20 kann als Mischorgan eingesetzt
werden, indem die beiden Schieberhälften je nach gewünschtem Anteil verschieden weit
herausgezogen werden.
[0021] An der Unterseite des Vorratsbunkers ist ein Flansch 22 ausgebildet, welcher mit
der Dosiervorrichtung 24 verbunden ist. Diese Dosiervorrichtung ist beispielsweise
nach einer in der CH-Pat.Anm. 2064/79 beschriebenen Ausführungsform als Tonerdeschublade
ausgebildet. In einem begrenzten Dosierraum wird durch ein Kolbensystem pro Hub eine
bestimmte Menge Tonerde bzw. Hilfsstoff, z.B. 1 kg, in das Auslaufrohr 26 gestossen.
Ueber den unteren schrägen Teil des Auslaufrohrs fällt das ausgestossene Material
auf die vom Meissel durchstossene Stelle der Kruste.
[0022] Im oberen Teil des Vorratsbunkers ist ein Ende der Förderleitung 30 vom Druckbehälter
zum Vorratsbunker 10 gezeichnet. Die Auslassstutzen 34 dieses Endstücks münden alle
in den grossen Behälter 12 für die Tonerde. Das andere, auf derselben Horizontalebende
liegende Endstück, das über den Auslassstutzen 32 in den kleinen Behälter 14 mündet,
ist in Fig. 2 gezeichnet, wo das über dem grossen Behälter endende Rohrstück weggelassen
ist.
[0023] Der in Fig. 2 dargestellte Tonerdebunker 10 unterscheidet sich, auch in bezug auf
die Zufuhr und den Wegfluss von Tonerde bzw. Hilfsstoffen, von Fig. l lediglich durch
die anders gestaltete Unterteilung in einen grossen Behälter 12 und einen kleinen
Behälter 14. Dieser kleine Behälter ist durch eine Rohrwandung 18 abgegrenzt. Der
letzte Auslassstutzen 32 der Förderleitung 30 ist oberhalb des rohrförmigen Behälters
14 angeordnet. Ein gegebenenfalls einzustellendes Mischverhältnis zwischen Tonerde
und Hilfsstoffen kann nicht nur mit einem zweiteiligen Abschlussschieber 20, sondern
auch durch Anheben des Rohres 14 erreicht werden.
[0024] Ist der Elektrolyt an Hilfsstoffen verarmt und z.B. alkalisch oder zu sauer geworden,
und beide Behälter mit Tonerde gefüllt, so wird der Abschlussschieber 20 derart eingestellt,
dass nur Tonerde aus dem kleinen Behälter ausfliesst. Das Rohrstück für die Tonerde
mit den Auslassstutzen 34 wird verschlossen, die benötigten Hilfsstoffe in den Druckbehälter
eingeführt und über die Förderleitung 30 und den Auslassstutzen 32 in den kleinen
Behälter 14 geführt. Bei für diesen kleinen Behälter geöffnetem
Abschlussschieber 20 werden die Hilfsstoffe, gegebenenfalls mit einem Anteil Tonerde,
über die Dosiervorrichtung 24 und das Auslaufrohr 26 in den Fluss geleitet. Dieses
Verfahren ist jedoch nur zweckmässig, wenn das Volumen des kleinen Behälters, verglichen
mit dem Gesamtvolumen des Vorratbunkers, klein ist, weil sonst bis zum Entleeren zu
viel Zeit verstreichen kann.
[0025] Bei der Chargierung mit Tonerde kann deshalb der Auslaufstutzen 32 oder die Eintrittsöffnung
in den kleinen Behälter 14 geschlossen werden, sodass alle Tonerde in den grossen
Behälter
12 geführt wird. Der kleine Behälter 14 bleibt leer und kann jederzeit für die rasche
Zufuhr von Hilfsstoffen zum Bad verwendet werden.
[0026] Die abgeschrägte Behälterwand 28 muss mindestens dem Schüttkegelwinkel des am schlechtesten
fliessenden Materials entsprechen.
[0027] Bei allen Ausführungsformen des Vorratsbunkers werden die
Prozessschritte zum Zuführen von Tonerde und Hilfsstoffen, zum Einstellen des Abschlussschiebers
20 und zum Betätigen der Dosiervorrichtung 24 vorzugsweise mittels einer zentralen
EDV-Anlage ausgelöst und gesteuert.
1. Vorratsbunker für eine Einschlagvorrichtung zum Brechen der erstarrten Kruste eines
Elektrolyseofens, insbesondere zur Herstellung von Aluminium,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Vorratsbunker (10) in einen grossen Behälter (12) für Tonerde und einen kleinen
Behälter (14) für die Hilfsstoffe unterteilt ist, und unter den Behältern (12, 14)
ein Abschlussschieber (20), eine Dosiervorrichtung (24) und ein gemeinsames, zur Einschlagstelle
in der Kruste führendes Auslaufrohr (26) vorgesehen sind.
2. Vorratsbunker nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der grosse und der
kleine Behälter (12, 14) durch eine vertikale, ebene Scheidewand (16) getrennt sind.
3. Vorratsbunker nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Scheidewand (16)
hochziehbar ist.
4. Vorratsbunker nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der kleine Behälter
(14) in Form eines Rohres ausgebildet und in den Vorratsbunker (10) gestellt ist.
5. Vorratsbunker nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Rohr (18) hochziehbar
ist.
6. Vorratsbunker nach einem der Ansprüche 1- 5, dadurch ge kennzeichnet, dass das
Volumen des kleinen Behälters (14) 0,5 - 25 Vol.-%, vorzugweise 5 - 20 Vol.-%, des
gesamten Volumens des Vorratsbunkers (10) ausmacht.
7. Vorratsbunker nach einem der Ansprüche 1 - 6, dadurch gekennzeichnet, dass der
Vorratsbunker (10) mit einem Deckblech geschlossen ist, und unterhalb davon die Förderleitung
(30) für Tonerde und Hilfsstoffe von einer Verzweigung unmittelbar vor oder nach dem
Eintritt in den Tonerdebunker (10) in zwei blind endenden, aber mit Auslassstutzen
versehenen Rohrstücken in den grossen bzw. kleinen Behälter (12, 14) geführt ist,
wobei mindestens ein Auslassstutzen (32) des einen Rohrendstückes im Bereich des kleinen
Behälters (14), und mehrere Auslassstutzen (34) des anderen Rohrendstücks im Bereich
des grossen Behälters (13) angeordnet sind.
8. Vorratsbunker nach einem der Ansprüche 1 - 6, dadurch gekennzeichnet, dass der
Vorratsbunker (10) mit einem Deckblech geschlossen ist, und unterhalb davon die Förderleitung
(30) für Tonerde und Hilfsstoffe, blind endend, aber mit Auslassstutzen versehen,
in den Vorratsbunker (10) geführt ist, wobei der letzte Auslassstutzen (32) im Bereich
des kleinen Behälters (14), die übrigen Auslassstutzen (34) im Bereich des grossen
Behälters (12) angeordnet sind.