[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Diaphragmen für elektrochemische
Zellen aus faserförmigem Material und einem organischen Bindemittel sowie nach einem
derartigen Verfahren hergestellte Diaphragmen.
[0002] Diaphragmen für elektrochemische Zellen müssen neben einer ausreichenden Porosität
und einer guten chemischen Widerstandsfähigkeit gegenüber den verwendeten Medien insbesondere
auch eine hohe mechanische Stabilität aufweisen. Zur Verwendung in Brennstoffelementen
sind deshalb beispielsweise hochreine Asbestfasern und Kunststoffe enthaltende Asbestmembranen
bekannt, bei denen der Kunststoff ein Bindemittel aus Methacrylsäureester, Polysulfonen,
chlorsulfoniertem Polyäthylen oder Chloropren in Mengen von 0,5 bis 6 Gew.-%, insbesondere
1,5 bis 3 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht der Asbestfasern, ist (DE-PS 15 96 241).
Bei der Herstellung der Asbestmembranen wird dabei der Kunststoff den Asbestfasern
in Form einer wäßrigen Dispersion beigemischt.
[0003] Aus der DE-PS 16 71 902 ist ein Verfahren zur Herstellung einer gasdichten Membran
hoher mechanischer Festigkeit aus faserförmigem Asbest- oder Kohlematerial und einem
Kunststoffbindemittel für elektrochemische Zellen, insbesondere Brennstoffelemente,
bekannt, bei dem beim Herstellen der Membran aus dem Fasermaterial diesem ein Butadien-Styrol-Acrylnitril-Copolymerisat
mit einem Anteil des Copolymerisats von 6 bis 15 Gew.-%, bezogen auf das Fasermaterial,
beigegeben wird und wobei nach der Bildung der Membran die Nitrilgruppen des Copolymerisats
zu Carboxylgruppen.verseift werden.
[0004] Die Anforderungen an die Diaphragmen bezüglich der chemischen und mechanischen Beständigkeit
werden bei höheren Betriebstemperaturen, bedingt durch Sauerstoff und Elektrolytflüssigkeit,
noch größer. Eine zusätzliche erschwerende Komponente ergibt sich durch die relativ
hohen Betriebsgasdrücke.
[0005] Asbestdiaphragmen haben sich beispielsweise in H
2/0
2-Brennstoffelementen mit alkalischem Elektrolyten gut bewährt, bei Betriebstemperaturen
über 80°C gibt das Asbestmaterial jedoch nennenswerte Mengen Silikate an die Elektrolytflüssigkeit
ab, die die Aktivität des als Anodenkatalysator verwendeten Raney-Nickels erniedrigen.
Darüber hinaus erleiden die Diaphragmen durch den Angriff der Elektrolytflüssigkeit
eine Einbuße hinsichtlich der mechanischen Stabilität. Dies kann auch durch die Verwendung
dicker Diaphragmen mit einem hohen Bindemittelgehalt, die im übrigen andere nachteilige
Eigenschaften besitzen, nur zum Teil ausgeglichen werden. Aufgabe der Erfindung ist
es, ein Verfahren der eingangs genannten Art in der Weise auszugestalten, daß es die
Herstellung von Diaphragmen für elektrochemische Zellen erlaubt, die relativ dünn
sind, gleichzeitig aber auch bei hohen Betriebstemperaturen auf Dauer eine ausreichende
chemische und mechanische Stabilität besitzen.
[0006] Dies wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß Kaliumtitanat zusammen mit Polytetrafluoräthylen
und einem Styrol-Butadien-Copolymeren aus einer Suspension auf ein Netz mit einer
Maschenweite etwa zwischen 0,1 und 0,4 mm aufgebracht wird.
[0007] Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens können - unter Verwendung von Kaliumtitanat
- in reproduzierbarer Weise dünne, gasdichte, chemisch und mechanisch stabile Diaphragmen
hergestellt werden. Dabei ist es aber wesentlich, daß das Kaliumtitanat zusammen mit
einem speziellen Bindemittel auf ein Netz mit einer bestimmten Naschenweite abgeschieden
wird. Es hat sich nämlich gezeigt, daß sich aus Kaliumtitanat allein oder auch aus
Kaliumtitanat und einem der gängigen Bindemittel, wie Polytetrafluoräthylen, keine
gasdichten Diaphragmen herstellen lassen. Bei Kaliumtitanat, das laugebeständig ist,
handelt es sich - in chemischer Hinsicht - im wesentlichen um
K2Ti6013.
[0008] Bei einer Kaliumtitanatbelegung von 19 mg/cm
2 beträgt beispielsweise die Dicke eines nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
Diaphragmas - einschließlich Stütznetz - lediglich 0,4 mm. Dabei ist die Kaliumtitanatschicht
fest mit dem Netz verankert und sehr stabil: Selbst beim Knicken tritt keine Rißbildung
auf. Im übrigen ist die Tatsache, daß sich aus Kaliumtitanat mechanisch derart stabile
Diaphragmen herstellen lassen, ziemlich überraschend. Kaliumtitanat weist zwar, ebenso
wie Asbest, eine Faserstruktur auf, im Gegensatz zu Asbest, der mehr fiederartig strukturiert
ist, besteht das Kaliumtitanat aber aus glatten und sehr kurzen Nadeln.
[0009] Vorzugsweise wird beim erfindungsgemäßen Verfahren ein Netz mit einer Maschenweite
von etwa 0,2 mm verwendet. Die verwendeten Netze bestehen aus laugebeständigem Material,
vorzugsweise dienen dazu laugebeständige Kunststoffe und Metalle, insbesondere Nickel.
[0010] Die erfindungsgemäßen Diaphragmen weisen im allgemeinen einen Bindemittelgehalt etwa
zwischen 10 und 30 Gew.-% auf, bezogen auf Kaliumtitanat; vorzugsweise beträgt der
Gehalt an Bindemittel etwa zwischen 15 und 25 Gew.-%. Das Bindemittel selbst besteht
vorteilhaft zu 30 bis 60 Gew.-% aus Polytetrafluoräthylen und zu 40 bis 70 Gew.-%
aus dem Styrol-Butadien-Copolymeren; dabei ergänzen sich die beiden Komponenten zu
100 %. Die Belegungsdichte der erfindungsgemäßen Diaphragmen an Kaliumtitanat beträgt
vorteilhaft etwa zwischen 10 und 30 mg/cm
2, vorzugsweise etwa zwischen 15 und 25 mg/cm .
[0011] Anhand von Beispielen soll die Erfindung noch näher erläutert werden.
Diaphragmen-Herstellung
[0012] 2g Kaliumtitanat werden in 300 ml Wasser aufgerührt und mit 0,29 g einer 60 %igen
wäßrigen Suspension von Polytetrafluoräthylen (PTFE) und 0,4 g einer 43,5 %igen wäßrigen
Suspension eines Styrol-Butadien-Copolymeren (SB) versetzt. Die dabei erhaltene Suspension
wird in eine Nutsche (Durchmesser: 11 cm) gegossen, auf deren Siebboden sich ein Filterpapier
und darauf ein Nickelnetz mit einem Drahtdurchmesser von 0,125 mm und einer Maschenweite
von 0,2 mm befindet. Nach dem Absaugen wird das Nickelnetz mitsamt dem Filterkuchen
in einer Photopresse getrocknet. Das trockene Diaphragma wird anschließend noch bei
150°C mit einem Druck von 500 N/cm
2 gepreßt.
Bestimmung des sogenannten "bubble point"
[0013] Zur Bestimmung der Gasdichtigkeit der Diaphragmen wird ein mit einer Öffnung und
einem Gaseinleitungsrohr versehener Hohlkörper verwendet, dessen Öffnung durch ein
Diaphragma verschlossen wird. Das Diaphragma wird dabei nach außen durch eine Lochplatte
abgestützt. Die gesamte Anordnung wird in ein mit Wasser gefülltes Becherglas getaucht
und nach einer Verweilzeit von ca. 15 min wird dem Hohlkörper durch das Gaseinleitungsrohr
Wasserstoff mit zunehmendem Druck solange zugeführt, bis am Diaphragma die ersten
Gasblasen zu beobachten sind, d.h. ein Gasdurchtritt durch das Diaphragma erfolgt.
[0014] Die bei diesen Untersuchungen an Diaphragmen mit unterschiedlicher Belegungsdichte
an Kaliumtitanat erhaltenen Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengefaßt.

Bestimmunz der Permeabilität
[0015] Zur Bestimmung der Durchlässigkeit der Diaphragmen für Elektrolytflüssigkeit bzw.
Wasser dient ebenfalls die beschriebene Anordnung. In diesem Fall wird dem Hohlkörper
durch das Gaseinleitungsrohr Wasser unter Überdruck zugeführt. Der Überdruck wird
dabei durch eine Wassersäule von 88,7 cm in einer Bürette erzeugt. Die Permeabilität
wird anhand der durch das Diaphragma (Fläche: 12,6 cm
2) tretenden Wassermenge bestimmt. Bei diesen Untersuchungen ergibt sich die hohe Permeabilität
von 400 cm
3/cm
2·h·bar.
Bestimmung der elektrochemischen Eigenschaften
[0016] Die elektrochemischen Eigenschaften der erfindungsgemäßen Diaphragmen werden in einer
Halbzelle mit fixierter Lugginkapillare getestet, wobei ein Hg/Hg0-Element als Referenzelektrode
dient. Als Elektrolytflüssigkeit wird 6 m KOH verwendet, die Betriebstemperatur beträgt
80°C. Die Diaphragmen dienen dabei als Deckschicht für Sauerstoffelektroden. Das Elektrodenmaterial
für die Umsetzung des Sauerstoffes ist ein dotierter Silberkatalysator, der Betriebsgasdruck
des Sauerstoffes beträgt 2 bar.
[0017] Bei den Untersuchungen ergab sich, daß der ohmsche Anteil des Widerstandes zwischen
der Sauerstoffelektrode und der Lugginkapillare, der mit einem Milliohmmeter bestimmt
wird, 250 mΩ beträgt. Beim Einsatz eines Asbestdiaphragmas ergibt sich ein Wert von
210 mΩ. Die Widerstandserhöhung um 40 mΩ bei der Verwendung eines Kaliumtitanat-Diaphragmas
dürfte im wesentlichen dem Spannungsabfall an dessen Stütznetz zuzuschreiben sein.
Beim Vergleich der Potentiale der Sauerstoffelektrode zeigt sich, daß die IR-korrigierten
Werte bei Kaliumtitanat- und Asbestdiaphragmen nahezu identisch sind. 6 Patentansprüche
1. Verfahren zur Herstellung von Diaphragmen für elektrochemische Zellen aus faserförmigem
Material und einem organischen Bindemittel, dadurch gekennzeichnet, daß Kaliumtitanat
zusammen mit Polytetrafluoräthylen und einem Styrol-Butadien-Copolymeren aus einer
Suspension auf ein Netz mit einer Maschenweite etwa zwischen 0,1 und 0,4 mm aufgebracht
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß ein Netz mit einer Maschenweite
von etwa 0,2 mm verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet , daß ein Netz aus laugebeständigem
Kunststoff oder Metall, insbesondere Nickel, verwendet wird.
4. Diaphragma, hergestellt nach dem Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß der Bindemittelgehalt etwa zwischen 10 und 30 Gew.-%, vorzugsweise
etwa zwischen 15 und 25 Gew.-%, beträgt, bezogen auf Kaliumtitanat.
5. Diaphragma nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittel zu 30 bis
60 Gew.-% aus Polytetrafluoräthylen und zu 40 bis 70 Gew.-% aus Styrol-Butadien-Copolymerem
besteht.
6. Diaphragma nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet , daß die Belegungsdichte
an Kaliumtitanat etwa zwischen 10 und 30 mg/cm2, vorzugsweise etwa zwischen 15 und 25 mg/cm2, beträgt.