[0001] Die Erfindung betrifft ein Elektronenstrahlerzeugersystem für eine Kathodenstrahlröhre
mit
a) einer Kathode
b) einer Steuerelektrode und
c) einer Anode mit einer Aperturblende.
[0002] Ein solches Elektronenstrahlerzeugersystem ist bekannt und beispielsweise in "Philips
Technische Rundschau", 29. Jahrgang, Nr. 11/12, S. 334 bis 344 im Rahmen einer Farbfernsehkamera
beschrieben. Die Steuerelektrode ist dabei ein Wehnelt-Zylinder. Das Elektronenstrahlerzeugersystem
hat einen üblichen Triodenaufbau: Kathode, Wehnelt-Zylinder, Anode. Die von der Kathode
emittierten Elektronen streuen für jedes Oberflächenelement nach einer Maxwell'schen
Geschwindigkeitsverteilung und nach einer Lambert'schen Kosinusverteilung in ihrer
Richtung und werden durch die fokussierende Wirkung von Wehnelt-Zylinder und Anode
in einem Bündelknoten fokussiert. Die vor der Anode liegende Aperturblende blendet
einen Teil des Elektronenstrahls aus. Die die Aperturblende passierenden Elektronen
werden über ein elektromagnetisches Linsensystem als Punkt auf dem Bildschirm bzw.
auf dem Target, wenn es sich um eine Bildaufnahmeröhre handelt, abgebildet. Durch
elektronisch gesteuerte Ablenkung tastet der Elektronenstrahl den Bildschirm bzw.
das Target zeilenweise ab. Beim Zellenrücklauf, d.h. während er jeweils vom Ende einer
abgetasteten Zeile zum Anfang der nächsten Zeile abgelenkt wird, muß er abgeschaltet
werden. Dies besorgt der Wehnelt-Zylinder als Steuerelektrode mit Hilfe eines angelegten
negativen Potentials.
[0003] Die von der Kathode emittierten Elektronen haben eine Geschwindigkeitsverteilung,
die nicht nur das Ausbilden eines Punktes im Bündelknoten und über die dann unvermeidlichen
Linsenfehler auf dem Bildschirm bzw. Target erschwert sondern vor allem bei der Bildaufnahmeröhre
eine schlechte Strahlannahme verursacht. Das bedeutet: ein Anteil schneller Elektronen
im Elektronenstrahl sorgt dafür, daß einerseits ein Targetpunkt im ausgeglichenen
Zustand nicht auf Kathodenpotential liegt, sondern darunter. Andererseits ist dieser
Anteil aber nicht groß genug, um den Targetpunkt nach einer Belichtung schnell wieder.auf
dieses niedrige Potential zu bringen, vor allem dann, wenn nur ein kleines Signal
auf diesen Punkt gefallen ist. Das Target wird dadurch träge. Der Anteil an schnellen
Elektronen im Elektronenstrahl wird noch dadurch größer, daß im Bündelknoten durch
Impulsübertragung weitere Elektronen beschleunigt werden.
[0004] Die Nachteile des Triodenaufbaus treten noch mehr zutage, wenn zum Zweck einer guten
Bildauflösung der Kathode hohe Stromdichten zugemutet werden müssen. Und dies umsomehr,
als Elektronen mit großen Austrittswinkeln auszublenden sind, wenn man nicht große
Linsenfehler in Kauf nehmen will. Die erforderlichen hohen Anodenspannungen vergrößern
darüber hinaus die Linsenfehler.
[0005] Um den Anteil an schnellen Elektronen zu verringern ist in "IEE Transactions on Electron
Devices", Vol. ED-18, No. 11, Nov. 1971, S. 1087 bis 1093 vorgeschlagen, die Ausbildung
eines Bündelknotens zu vermeiden und nur einen laminaren Elektronenbahnverlauf vorzusehen.
Erreicht wird dies durch einen Triodenaufbau mit sehr geringen Abständen zwischen
den Elektroden. Dies ist notwendig, damit auch bei geringer Anodenspannung ein genügend
großer Anteil an laminar strömenden Elektronen durch die Aperturblende gelangt. Dadurch,
daß kein Bündelknoten vorhanden ist, gibt es keine Wechselwirkung zwischen den Elektronen.
Durch den geringeren Anteil an schnellen Elektronen im Elektronenstrahl ist die Strahlannahme
besser. Linsenfehler sind ebenfalls geringer. Nachteilig ist aber die aufwendige und
ungünstige Geometrie und die hohe Strombelastung der Kathode.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Elektronenstrahlerzeugersystem
anzugeben, das eine hohe Auflösung ermöglicht und den Anteil an schnellen Elektronen
gering hält. Der technische Aufwand und die Belastung der Kathode sollen dabei niedrig
sein.
[0007] Zur Lösung dieser Aufgabe werden bei einem Elektronenstrahlerzeugersystem der eingangs
genannten Art erfindungsgemäß folgende Merkmale vorgeschlagen:
d) gegen die Elektronenstrahlrichtung gesehen vor der Kathode befindet sich eine Strahlfokussierelektrode;
e) davor befindet sich als Steuerelektrode eine zusätzliche Steuer- und Fokussierelektrode;
f) der Elektronenstrahl wird laminar ohne Ausbildung eines Bündelknotens gebündelt.
[0008] Mit einem solchen Elektronenstrahlerzeugersystem läßt sich ein parallel gebündelter
Elektronenstrahl mit punktförmigem Querschnitt und mit geringem Anteil an schnellen
Elektronen, aber hoher Stromstärke erzeugen. Die Bildauflösung ist gut, ohne daß die
Kathode sehr belastet werden muß. Dadurch ist eine hohe Lebensdauer der Kathode gewährleistet.
Das Vermeiden eines Bündelknotens ist an sich schon bei der Pierce-Elektronenkanone
(vergl. beispielsweise "Proceedings of the IRE", 1955, S. 307 bis 315) bekannt. Eine
Fokussierelektrode mit bestimmtem Öffnungswinkel sorgt für eine gute Stromverdichtung
bei laminarer Strömung. Zurgunsten einer hohen Auflösung kann eine sehr kleine Aperturblende
verwendet werden, ohne daß der größte Stromanteil ausgeblendet werden muß. Die Linsenfehler
können klein gehalten werden, weil die Anodenspannung nur gering zu sein braucht.
Beim erfindungsgemäßen Elektronenstrahlerzeugersystem garantiert die zusätzliche Steuer-
und Fokussierelektrode das sonst mit einer Pierce-Elektronenkanone nicht mögliche
Abschalten des Elektronenstrahls während des Zeilenrücklaufs. Die benötigten Bauteile
sind einfache - ausgenommen die Aperturblende - Blechteile ohne Abstands- und Toleranzprobleme.
[0009] Nach einer vorteilhaften Ausgestaltung ist die Anode in ihrem Zentrum als Rohr ausgebildet,
das von der zusätzlichen Steuer- und Fokussierelektrode umgeben ist. Die laminare
Strömung ist dadurch besser zu erreichen. Das Rohr wirkt als Saugrohr für die Elektronen.
[0010] Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung liegt die Mündung des Rohrs vor der
Kathode im Bereich der axialen Ausdehnung der zusätzlichen Steuer- und Fokussierelektrode.
In praktischen Versuchen hat sich diese Dimensionierung als optimal herausgestellt.
[0011] Die Zeichnung zeigt schematisch ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Elektronenstrahlerzeugersystems.
[0012] Mit 1 ist eine thermionische Kathode bezeichnet. Mit 2 eine Fokussierelektrode mit
einem Öffnungswinkel von etwa 30°. Dabei besteht die Fokussierelektrode 2 aus völlig
planem Blech. Der Öffnungswinkel wird nur durch die Wände ihrer Öffnung gebildet.
Davor ist eine zusätzliche Steuer- und Fokussierelektrode 3 aus planem Blech mit zentraler
Öffnung angeordnet. Wieder davor befindet sich eine Anode 4,.die in ihrem Zentrum
als koaxiales Rohr 5 ausgebildet ist. Däs:_ Rohr 5 ragt mit Abstand in die Öffnung
der zusätzlichen Steuer-und Fokussierelektrode 3 hinein und endet innerhalb des axialen
Überlappungsbereiches. Vor der Anode 4 befindet sich als dünnes Goldplättchen eine
Aperturblende 6, gehalten durch ein Blechteil 7, das mit dem Rand der Anode 4 verbunden
ist.
[0013] Die Fokussierelektrode 2 bündelt zusammen mit der zusätzlichen Steuer- und Fokussierelektrode
3 und mit der Anode 4 laminar die von der Kathode 1 emittierten Elektronen. Der gebündelte
Elektronenstrahl gelangt in das als Saugrohr wirkende Rohr 5 und tritt durch eine
feine Öffnung der Aperturblende 6 als laminarer Elektronenstrahl mit punktförmigem
Querschnitt aus. Dadurch, daß weitgehend alle von der Kathode 1 emittierten Elektronen
zur Bildung des Elektronenstrahls beitragen, ist zur Ausbildung eines starken Elektronenstrahlstroms
nur eine geringe Anodenspannung ( 4 100 V) nötig. Linsenfehler und Kathodenbelastung
sind deshalb gering. Die Bildauflösung ist durch die gute Abbildungsmöglichkeit eines
starken und komprimierten laminaren Elektronenstrahls hoch. Die Strahlannahme ist
gut, weil der Anteil an schnellen Elektronen gering ist. Durch ein angelegtes negatives
Potential sperrt die zusätzliche Steuer- und Fokussierelektrode 3 den Elektronenstrahl
während des Zeilenrücklaufs.
1. Elektronenstrahlerzeugersystem für eine Kathodenstrahlröhre mit
a) einer Kathode
b) einer Steuerelektrode und
c) einer Anode mit einer Aperturblende,
gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
d) gegen die Elektronenstrahlrichtung gesehen vor der Kathode (1) befindet sich eine
Strahlfokussierelektrode (2);
e) davor befindet sich als Steuerelektrode eine zusätzliche Steuer- und Fokussierelektrode
(3);
f) der Elektronenstrahl wird laminar ohne Ausbildung eines Bündelknotens gebündelt.
2. Elektronenstrahlerzeugersystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß die
Anode (4) in ihrem Zentrum als Rohr (5) ausgebildet ist, das von der zusätzlichen
Steuer- und Fokussierelektrode (3) umgeben ist.
3. Elektronenstrahlerzeugersystem nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet , daß die
Mündung des Rohrs (5) vor der Kathode (1) im Bereich der axialen Ausdehnung der zusätzlichen
Steuer- und Fokussierelektrode (3) liegt.