[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß Oberbegriff des Anspruches 1 sowie einer
Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0002] Die Trocknung und Vorerhitzung von Kokskohle erfolgt derzeit in ein- oder mehrstufigen,
meist jedoch zweistufigen Flugstromapparaten. Ein Flugstromapparat besteht aus einem
in der Regel senkrecht stehenden Flugstromrohr und einem oder mehreren nachgeschalteten
Zyklonen, in denen die Gas/Feststofftrennung vorgenommen wird. Das Wärmeträgergas
wird gewöhnlich in einer Brennkammer erzeugt und mit rückgeführten Brüden gemischt.
Bei der Vorerhitzung von Kokskohle ist zunächst meistens eine Kohlenfeuchte von ca.
10 % auszutreiben; nachfolgend wird gewöhnlich eine Vorerhitzung auf ca. 200
0 C angestrebt. - In einer einstufigen Apparatur ist derzeit lediglich eine Vorerhitzung
nur erreichbar, wenn gleichzeitig sehr hohe Gaseintrittstemperaturen und sehr lange
Flugstromrohre verwendet werden.
[0003] Es ist nun ein Verfahren zur Trocknung und Vorerhitzung von Kokskohle in einem einzigen
Flugstromrohr vorgeschlagen worden, in welchem in an sich bekannter Weise ein heißer
Gasstrom, der die am unteren Ende des Flugstromrohre eingespeiste, gemahlene, feuchte
Kohle mitreißt, aufsteigt und aus dem am oberen Ende des Flugstromrohres 'die gesamte
getrocknete und vorerhitzte Kohle aus dem Gasstrom ausgesondert wird und die gröberen
Kornfraktionen des Einsatzgutes an mindestens einer Stelle im Flugstromrohr abgeschieden
und unmittelbar nachfolgend wieder in das nur noch die feineren Kornfraktionen enthaltende
Flugstromrohr eingespeist werden Patent... (Patentanmeldung P 28 41 088.0). Des weiteren
ist eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens vorgeschlagen worden, die
darin bestand, daß das Flugstromrohr in dem Bereich, in dem die gröberen Kornfraktionen
abgeschieden werden sollen, einen gekrümmten Verlauf aufweist und in einen nicht an
der Krümmungsseite angesetzten, in die weitere Flugstromstrecke führenden Hauptabzweig
für Gas und die feineren Kornfraktionen sowie einen dem gekrümmten Verlauf folgenden
Nebenabzweig für die gröberen Kornfraktionen besitzt und bei dem am Ende des Nebenabzweiges
eine Vorrichtung zur Wiederaufgabe der gröberen Kornfraktionen in die weitere Flugstromstrecke
angeordnet ist.
[0004] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, das genannte Verfahren zu verbessern
und eine vereinfacht und weniger verschleißanfällig Vorrichtung zur Durchführung dieses
Verfahrens zu schaffen.
[0005] Die Aufgabe wird bezüglich des Verfahrens durch die kennzeichnenden Merkmale des
Anspruches 1 und bezüglich der Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens durch
die kennzeichnenden Merkmale der Ansprüche 5 bzw. 6 gelöst.
[0006] Da der Wärme- und Stoffübergang im Flugstromrohr umso rascher erfolgt, je höher die
Realtivgeschwindigkeit der einzelnen Kohlekörner gegenüber dem Trägergas ist, wurden
bisher Vorrichtungen in ein Flugstromrohr eingebaut, die die Feststoffe in gröbere
und feinere Kornfraktionen separieren, die gröberen Kornfraktionen abbremsen und sie
wieder zu den feineren in das Flugstromrohr einschleusen. Durch die erneute Einschleusung
der gröberen Kornfraktionen werden diese wieder beschleunigt und der Wärmeübergang
auf sie erhöht, so daß si am oberen Ende des Flugstromrohres die gleiche Endtemperatur
erreichen wie die feineren Kornfraktionen. - Zum Wiedereinschleusen der gröberen Kornfraktionen
in das Flugstromrohr ist eine Wiederaufgabevorrichtung vorgeschlagen worden, vor welcher
die Kohle in aller Regel völlig abgebremst wird. Da sie an dieser Stelle jedoch noch
feucht ist, kommt es vor oder innerhalb dieser Vorrichtung unter Umständen zu Anbackungen
und möglicherweise zur völligen Verstopfung. Außerdem führt die an dieser Stelle noch
vorhandene Feuchtigkeit zu starker Korrosion, was zu einem hohen Verschleiß der entsprechenden
Vorrichtungsteile führt.
[0007] Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß den genannten Nachteilen abgeholfen
werden kann, wenn der Gasstrom im Flugstromrohr an einer oder mehreren Stellen jeweils
in zwei Teilströme aufgeteilt wird, von denen der größere Teilstrom aus der ursprünglichen
Richtung abgelenkt wird und der kleinere Teilstrom zunächst in seiner Richtung belassen
wird. Der größere Teilstrom reißt die feineren Kornfraktionen aufgrund ihrer geringeren
Trägheit mit, während der kleinere Teilstrom die gröberen Kornfraktionen mit sich
nimmt. Wird der kleinere Teilstrom nun umgelenkt und dem größeren in annähernd entgegengesetzter
Richtung zu diesem wieder zugeführt, so werden die gröberen Kornfraktionen, die er
mit sich führt, um annähernd 180
0 umgelenkt und in das weitere Flugstromrohr mitgerissen, d. h. erneut beschleunigt.
[0008] Es hat sich weiterhin gezeigt, daß die Durchführung dieses Verfahrens auf zwei alternativen
Wegen möglich ist. Der erste Weg ist der, daß der kleinere Gasstrom, der die gröberen
Kornfraktionen mit sich rührt, in einer Art Beipaß zur Hauptstromstrecke des Flugstromrohres
geführt wird. Der zweite Weg ist der, daß der die gröberen Kornfraktionen mit sich
führende Teilstrom in einem richtungskonstanten, totlaufenden Rohrende Wirbel bildet,
in denen die Aufwärtsbewegung der Kohlekörper abgebremst wird. Aufgrund ihrer Schwerkraft
fallen diese Körner dann wieder nach unten und werden von dem allgemeinen Gasstrom
mitgerissen und somit erneut beschleunigt. - Bei der erstgenannten Möglichkeit ist
es besonders vorteilhaft, die Gasmenge des zweiten Teilstromes je nach Verfahrensbedingungen
zu variieren; dies kann durch an sich bekannte Vorrichtungen, z. B. Drosselklappen,
geschehen. Auf diese Weise ist es möglich, das Spektrum der gröberen Kornfraktionen
zu beeinflussen. Schließlich wird durch ein völliges Verschließen der genannten Drosselvorrichtung
eine Situation erreicht, die der zweiten vorgeschlagenen Möglichkeit entspricht, nämlich
daß der zweite Teilstrom in einem totlaufenden Rohrende Wirbel bildet und die in diesem
Rohrende abgebremsten Kornfraktion aufgrund ihrer Schwerkraft wieder nach unten fallen
und im allgemeinen Gasstrom erneut in das weitere Flugstromrohr mitgerissen werden.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren hat sich als besonders wirkungsvoll erwiesen, wenn
die zuvor separierten gröberen Kornfraktionen vor ihrer Wiedervereinigung in den Hauptstrom
annähernd senkrecht nach unten sinkt, da dann die nachfolgende Beschleunidung besonders
intensiv ist.
[0010] Die Wirbelausbildung des kleineren Teilstromes und somit der gröberen Kornfraktionen
gemäß der zweiten Alternative ist besonders günstig, wenn das entsprechende, zunächst
richtungskonstante totlaufende Rohrstück gegenüber dem Flugstromrohr querschnittserweitert
ist.
[0011] Es hat sich schließlich als besonders vorteilhaft erwiesen, daß abgezweigte Rohrstück
gegenüber dem Flugstromrohr vor und nach der Separiervorrichtung querschnittsverjüngt
auszubilden, und zwar in der Art, daß der alte Querschnitt erst nach der Wiedervereinigung
der beiden Gasströme erreicht wird.
[0012] Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden Figuren näher erläutert, ist aber nicht
auf die dortigen Ausführungsformen beschränkt:
Figur 1 zeigt eine erfindungsgemäße Vorrichtung gemäß den Ansprüchen 5 und 8 bis 10
Figur 2 zeigt mit drei kleineren Variationen eine erfindungsgemäße Vorrichtung gemäß
den Ansprüchen 6, 7, 9 und 10
Figur 3 zeigt eine alternative Lösung zu Figur 2 gemäß den Ansprüchen 6, 7 und 9
[0013] Bei allen drei Figuren handelt es sich um Vertikalschnitte durch ein Flugstromrohr.
[0014] Bei einer Ausführung der erfindungsgemäßen Vorrichtung nach Figur 1 strömt das Gas/Feststoffgemisch
mit.hoher Geschwindigkeit durch Flugstromrohr 1 und erfährt eine plötzliche Richtungsänderung
durch den Abzweig 2. Die unterschiedliche Trägheit gröberer und feinerer Kornfraktionen
bewirkt, daß die feineren Kornfraktionen der Richtungsänderung des Hauptgasstromes
folgen, während die gröberen Kornfraktionen ihre alte Bewegungsrichtung beibehalten.
Letztere werden dann durch ein gekrümmtes Rohrstück 4 aus ihrer ursprünglichen Bahn
abgelenkt und in den Wiedereinschleusungskanal 5 geleitet. Durch die Schwerkraft der
Patikel, ihre Reibung am Rohrbogen 4 und die Drosselung des Gasstromes wird ihre Geschwindigkeit
erheblich verringert und gleichzeitig die Bewegungsrichtung geändert, so daß sie eine
neue Beschleunigung erfahren, wenn sie in den weiteren Verlauf des Flugstromrohres
6 wieder eingespeist werden. Während der Beschleunigungsphase ist die gewünschte hohe
Relativgeschwindigkeit gegenüber dem Gasstrom vorhanden, was zu einer Erhöhung der
Wärmeübertratung führt. Mittels Drosselklappen 7 kann der Querschnitt des Beipasses
verändert werden. Soweit diese Drosselklappe auf der Innenseite des Rohrbogens angebracht
ist, wird durch sie einerseits-der Kohlestrom, der aufgrund der Zentrifugalbeschleunigung
an der Außenwand des Bogens entlangfliegt, nicht behindert, andererseits wird dadurch
dem Trägergas aber ein ausreichend hoher Widerstand geboten und somit der Umfang der
Kornfraktionen bestimmt, der durch den Beipass separiert wird. Je stärker die Drosse-
. lung ist, umso weniger feine Kornfraktionen gelangen in den Beipass. Mit einer solchen
Klappe kann der Trägergasteilstrom, der den Weg durch den Beipass nimmt, auf ein Minimum
reduziert werden; mechanische Belastungen des körnigen Gutes werden jedoch weitgehend
vermieden.
[0015] Nach den Figuren 2 und 3 wird ebenfalls das mit hoher Geschwindigkeit im Flugstromrohr
strömende Gas/Feststoffgemisch plötzlich abgelenkt, wobei das Gas durch die plötzliche
Richtungsänderung nur die feineren Kornfraktionen mitreißen kann. Es tritt sofort.in
das nachfolgende Flustromrohr wieder ein. Währenddessen werden die gröberen Kornfraktionen,
die aufgrund ihrer Trägheit ihre Bewegungsrichtung nicht so schnell ändern können,
in ein totendendes Rohrstück 8 geschleudert und dort in wirbelnde Bewegung versetzt
und völlig abgebremst bzw. mit einer eventuell vorhandenen Restgeschwindigkeit prallen
die Partikel auf das Ende des totlaufenden Rohrstückes und werden so aus ihrer Flugrichtung
abgelenkt. In freiem Fall fallen sie nun aus dem Totraum in der zum Gasstrom entgegengesetzten
Richtung zurück und werden an der Abzweigstelle von dem von unten aufsteigenden Gasstrom
mitgerissen und dem weiteren Verlauf des Flugstromrohres zugeführt.
[0016] Bei einem Flugstromrohr zur Trocknung und Vorerhitzung von Kokskohle von 30 m Länge
und einem Durchmesser von 0,45 m, das mit einer Vorrichtung entsprechend Figur 1 etwa
in mittlerer Höhe ausgerüstet wurde, sind folgende Werte gegenüber demselben Flugstromrohr
ohne die erfindungsgemäße Vorrichtung bei sonst gleichen Bedingungen, nämlich bei
einem Trägergasstrom von 4,75 m
3/sec, einer Trägergasgeschwindigkeit von 30 m/sec und einem Durchsatz an Kohlepartikeln
- Durchmesser 0 bis 6 mm - von 2,8 kg/sec, ermittelt worden:

[0017] Es ist deutlich zu erkennen, daß durch die Separation der Kohle und ihre erneute
Beschleunigung die Verweilzeit eines Kohlepartikels im Flugstromrohr wesentlich erhöht
wird. Das führt zu einem besseren Wärmeaustausch zwischen Trägergas und Kohlestrom,
was sich in der Verringerung der Temperaturdifferenz deutlich zeigt. Die Entalpie
des Trägergasstromes wird somit wesentlich besser ausgenutzt. Es treten daher niedrigere
Eintritts- und Austrittstemperaturen des Wärmeträgergases auf, was geringere Abgasverluste
zufolge hat.
1. Verfahren zur Trocknung und Vorerhitzung von Kokskohle in einem einzigen Flugstromrohr,
in welchem in an sich bekannter Weise ein heißer Gasstrom, der die am unteren Ende
des Flugstromrohres eingespeiste, gemahlene, feuchte Kohle mitreißt, aufsteigt und
am oberen Ende des Flugstromrohres die gesamte getrocknete und vorerhitzte Kohle aus
dem Gasstrom ausgesondert wird und die gröberen Kornfraktionen des Einsatzgutes an
mindestens einer Stelle des Flugstromrohres abgeschieden und unmittelbar nachfolgend
wieder in das nur noch die feineren Kornfraktionen enthaltende Flugstromrohr eingespeist
werden, dadurch gekennzeichnet, daß der Gasstrom in zwei Teilströme aufgeteilt wird,
indem die größere Gasmenge als erster Teilstrom unter Mitnahme der feineren Kornfraktionen
aus der ursprünglichen Richtung abgelenkt wird und die kleinere Gasmenge als zweiter
Teilstrom unter Mitnahme der gröberen Kornfraktion zunächst in seiner Richtung belassen,
nachfolgend umgelenkt und mit dem ersten Teilstrom in annähernd entgegengesetzter
Richtung zu diesem wieder vereint wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Gasmenge des zweiten
Teilstromes, das Spektrum der gröberen Kornfraktion beeinflussend, geändert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite Teilstrom in
wirbelnde Bewegungen versetzt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite
Teilstrom bei Vereinigung mit dem ersten Teilstrom annähernd senkreich nach unten
strömt.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem oder mehreren der Ansprüche
1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß ein im wesentlichen vertikal verlaufendes Flugstromrohr
bei einem abzweigenden Rohrstück ein zunächst richtungskonstantes Teilstück aufweist,
welches nachfolgend gekrümmt und mit dem weiteren Verlauf des abgezweigten Rohrstückes
in annähernd entgegengesetzer Richtung zu dessen Verlauf wieder vereint ist.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
daß ein im wesentlichen vertikal verlaufendes Flugstromrohr bei einem abzweigenden
Rohrstück ein im wesentlichen richtungskonstantes, totlaufendes Rohrstück aufweist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das bei der Abzweigung
zunächst richtungskonstante Rohrstück gegenüber dem Flugstromrohr querschnittserweitert
ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das zunächst richtungskonstante
Rohrstück eine Drosseleinrichtung für den Gasstrom aufweist.
9. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß das bei der Abzweigung zunächst richtungskonstante Rohrstück bei der Wiedervereinigung
mit dem weiteren Verlauf des abgezweigten Rohrstückes annähernd senkrecht nach unten
gerichtet ist.
10. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 5 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß das abgezweigte Rohrstück gegenüber dem Flugstromrohr bis nach der Wiedervereinigung
mit dem zunächst richtungskonstanten Rohrstück querschnittsverjüngt ist und im weiteren
Verlauf wieder den alten Querschnitt des Flugstromrohres aufweist.