[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Polierkörper, bestehend aus einem zentralen
Tragkörper und einem diesen umgebenden Polierring aus imprägniertem Textilmaterial
in Form von geschichtet hochkant stehenden und ggf. gefalteten Geweben und/oder Vliesen
und/oder Kordeln, das mit seinen Kanten, Rändern oder Enden so am Werkstück angreift,
daß dieses in den Polierkörper eindringt.
[0002] Die bekannten unimprägnierten Polierkörper in Form von Scheiben oder Ringen aus.
geschichteten oder gefalteten Baumwoll- oder Sisalgeweben, wie auch Bürsten aus Sisalkordeln,
besitzen für die ihnen gestellte Aufgabe eine ausreichende und erwünschte Weichheit
und Anpassungsfähigkeit. Diese ist nicht nur notwendig bei der Feinbearbeitung kompliziert
geformter Werkstücke, wie Stoßstangen, Radkappen, Löffel , sanitäre Armaturen usw.,
sondern auch beim Polieren von Blechen, weil hier zur Erzeugung eines Hochglanzes
eine flächige Berührung notwendig ist. Diese unimprägnierten Polierkörper sind jedoch
insoweit nachteilig, als die Polierkosten durch die geringen Standzeiten und die schlechte
Ausnutzung der Polierpasten aufgrund schlechter Haftung auf den Polierkörpern erheblich
sind. Aus diesem Grunde wurden die Polierkörper schon imprägniert, siehe z.B. DDR
-WP 10
4747 und DE-AS 28 39 725.
[0003] Das Imprägnieren der bekannten textilen Polierkörper kann sowohl vor der Formung
an der laufenden Textilbahn vorgenommen werden als auch durch entsprechende Behandlung
des fertig geformten Polierkörpers. In beiden Fällen wird das Textilmaterial des Polierkörpers
einheitlich über eine ganze Fläche imprägniert. Diese Maßnahmen haben im großen Umfange
in der einschlägigen Industrie Eingang gefunden. Sie sind jedoch mit dem Nachteil
behaftet, daß nur wenige mehr oder weniger geeignete Imprägniermittel benutzt werden
können, die zudem nur bis zu einer bestimmten Grenze des Verhältnisses textiler Rohstoffe
zu Imprägniermittel eingesetzt werden können. Dies hat seinen Grund darin, daß im
Falle der praeimprägnierten Textilbahnen eine ausreichende Flexibilität erhalten bleiben
muß, um diese in die für den Polierkörper erforderliche Fältelung, Wellung oder ähnliches
bringen zu können. Auch im Falle des Imprägnierens des fertigen Polierkörpers kann
nur eine relative geringe Menge des Imprägniermittels eingebracht werden, weil sonst
die Nachgiebigkeit und Anpassungsfähigkeit an das Werkstück verloren geht, was auch
für die praeimprägnierten Bahnen gilt. Die wie geschildert hergestellten Polierkörper
besitzen gegenüber den nichtimprägnierten zwar eine erhöhte Standzeit und zum Teil
auch eine verbesserte Haftung und damit Ausnutzung der Polierpasten, erfüllen jedoch
wegen stark reduzierter Anpassungsfähigkeit nicht die Wünsche und Anforderungen der
Industrie. Insbesondere bei kompliziert geformten Teilen, beispielsweise sanitären
Armaturen, wo eine sehr hohe Anpassungsfähigkeit des Polierkörpers verlangt wird,
kann nur eine sehr weiche, d.h. geringe, Imprägnierung eingebracht werden, woraus
eine relativ geringe Standzeit und damit hohe Polierkosten resultieren. Hinzu kommt,
daß zur Erreichung des Poliereffektes in einer annehmbaren Arbeitszeit mit relativ
hohen Umfangsgeschwindigkeiten des Polierwerkzeuges gearbeitet werden muß, woraus
eine scheinbare Zunahme der Härte der polierend Peripherie des Schleifwerkzeugs resultiert.
[0004] Um einen guten Poliereffekt zu erzielen,ist es notwendig, daß die Einzelfäden des
Polierwerkzeugs im Bereich der Arbeitsfläche sich öffnen (sog. Aufpinseln). Dieser
Effekt geht bei der bekannten Imprägnierung weitgehend verloren, weil die Primärfasern
innerhalb der Fäden und die Einzelfäden in sich miteinander verklebt sind.
[0005] Bei flächig beanspruchten Schleif- oder Polierkörpern, d.h. bei Scheiben oder Bändern,
die senkrecht zu ihrer Hauptoberfläche auf das Werkstück gedrückt werden, ist bereits
eine rasterförmige Imprägnierung bekannt. Diese dient jedoch nur dem Zweck, den Abtransport
der Späne und die Zufuhr von Schmier- und Kühlmittel zu verbessern.
[0006] Demgegenüber liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, Polierkörper der eingangs
erläuterten Gattung, bei dem also das Textilmaterial in Richtung seiner Hauptebene
mit Gewebekanten oder Kordelenden voraus auf das Werkstück gedrückt wird, zu schaffen,
der trotz der Imprägnierung genügend weich und anschmiegsam ist, um ein Eintauchen
des Werkstücks und eine gute Anlage des Polierkörpers an räumlich gebogene Werkstückoberflächen
zu ermöglichen und trotzdem hohe Standzeiten zu gewährleisten.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch eine flächenhaft unterbrochene und/oder
gerasterte Imprägnierung des Textilmaterials.
[0008] Der erfindungsgemäße Polierkörper hat eine hohe Standzeit und schmiegt sich trotzdem
überraschend eng auch an sehr verwickelte Oberflächen an. Das Werkstück taucht tief
in den Polierkörper ein, so daß sich die Bearbeitung praktisch nicht von derjenigen
mit unimprägnierten Polierkörpern unterscheidet. Überraschenderweise hat sich ferner
gezeigt, daß bei dem erfindungsgemäßen Polierkörper auch solche Imprägniermittel bei
der Bearbeitung kompliziert geformter Teile verwendbar werden, die bislang bei Totalimprägnierung
allenfalls bei glatten Flächen einzusetzen waren, und teilweise auch zu Imprägnierungen
führten, die für jeden Poliereinsatz zu hart sind. Ferner wird es durch die erfindungsgemäße
Ausbildung möglich, solche Imprägniermittel einzusetzen, die nach den herkömmlichen
Imprägnierverfahren für Polierkörper nicht anwendbar sind. Zu nennen sind hier Naturharze,
Duroplaste, Thermoplaste, Elastomere u.a. mehr, gefüllt oder ungefüllt, die im Ausgangszustand
zu hochviskos sind. Nach den herkömmlichen, flüssigen Imprägnierverfahren ist eine
Imprägnierung mit solchen Stoffen nur dann möglich, wenn größere Mengen organischer
Lösungsmittel eingesetzt werden, was die Imprägnierungen bislang so verteuerte, daß
eine Anwendung nicht in Frage kam.
[0009] Beispiele erfindungsgemäßer Polierkörper bzw. der Ausbildung der Imprägnierung sind
den Fig. 1 bis 17 der Zeichnung zu entnehmen.
[0010] Die Fig. 1 und 2 zeigen Muster von Geweben aus textilen Rohstoffen mit einer punktförmig
gerasterten Imprägnierung, wobei diese sowohl auf dem Gewebe aufliegen kann, als auch
in die Tiefe der Gewebeschicht eingedrungen sein kann.
[0011] Die Fig. 3 und 4 zeigen eine weitere Möglichkeit der Imprägnierung in Form eines
Kreuzmusters.
[0012] In den Fig. 5 und 6 sind zwei weitere Möglichkeiten einer Raster-Imprägnierung in
Form von geraden und gekreuzten Linien gezeigt. Hierzu ist zu bemerken, daß solche
Raster auch in wellenförmigen Linien oder anderen, z.B. Kreisen, verlaufen können.
[0013] Die Fig. 7 und 8 zeigen schematisierte Sisalgewebe mit Imprägnierungen, wie sie etwa
den Imprägnierungen nach Fig. 1 bis 4 entsprechen.
[0014] Die Fig. 9 bis 11 verdeutlichen die Möglichkeiten der Aufbringung der Imprägnierung
auf im Schnitt gezeigte Gewebebahnen. Nach Fig. 9 kann die Imprägnierung in eine Gewebebahn
eingedrungen sein, sie kann hiernach aber auch zwischen zwei Gewebebahnen liegen.
[0015] Fig. 10 zeigt die beidseitig aufgesetzte Imprägnierung an einer Gewebebahn, wobei
das Imprägnier-Raster versetzt angeordnet ist. Fig. 11 schließlich zeigt eine einseitig
aufgesetzte Imprägnierung an einer Textilbahn.
[0016] Weitere Kombinationen sind beispielsweise dadurch möglich, daß die Imprägnierung
von einer Seite eingedrungen ist, von der anderen Seite aufgesetzt, daß die Imprägnierung
auf der einen Seite linienförmig eingedrungen ist, auf der anderen Seite punktförmig
aufgesetzt und dgl. mehr.
[0017] Die Fig. 12 und 13 zeigen punktförmig imprägnierte Kordeln, wobei diese im Falle
der Fig. 12 geflochten, im Falle der Fig. 13 gedreht sind. Der untere Teil der Fig.
12 und 13 soll verdeutlichen, daß es nach der Erfindung nicht nur möglich ist, die
fertige Kordel zu imprägnieren, sondern auch die Einzelfäden vor der Formung der Kordel
zu imprägnieren.
[0018] Die Fig. 14 und 17 zeigen Ausführungsbeispiele von erfindungsgemäßen Polierkörpern,
hergestellt aus dem Textilmaterial nach einigen der Fig. 1 bis 13.
[0019] Die Fig. 14 zeigt einen aus Tuchbahnen gefalteten Polierring, der als solcher oder
auch zu Walzen zusammengesetzt verwendet werden kann.
[0020] Fig. 15 zeigt einen Polierring, der entweder nur aus praeimprägnierten Sisallagen
oder geschichtet aus Sisal-und Tuchlagen aufgebaut sein kann. Es können hier die einzelnen
Lagen alle oder teilweise gefaltet, gerollt oder anderes vorgeformt und zu einem Ring
zusammengelegt sein. Auch kann hier nachträglich eine Steppung entlang konzentrischer
Linien erfolgen.
[0021] Fig. 16 zeigt eine lamellenförmige Anordnung der vorimprägnierten Textilbahnen, während
Fig. 17 den erfindungsgemäßen Aufbau einer Bürste aus vorimprägnierten Kordeln verdeutlicht.
[0022] Die vorstehenden Beschreibungen anhand der Figuren stellen nur beispielsweise Formgebungen
von Polierkörpern dar, ohne Begrenzung hinsichtlich der Kombination der nach verschiedenen
Möglichkeiten vorimprägnierten textilen Rohstoffe.
[0023] Als textile Grundstoffe für den erfindungsgemäßen Polierkörper sind verwendbar Gewebe
aus Baumwolle, Sisal, Jute, Wolle oder anderen textilen Rohstoffen, mit den unterschiedlichsten
Fadenstellungen, Flächengewichten, Garnnummern, Stapellängen der Einzelfaser usw.
Auch sind Mischgewebe möglich; auch solche aus bzw. unter Verwendung von Synthesefasern.
Dies gilt ebenso für die imprägnierten geflochtenen oder gezwirnten Kordeln. Schließlich
ist auch die Verwendung von Wirrfaservliesen aus o.a. textilen Grundstoffen möglich.
[0024] Als Imprägniermittel kommen in Frage Duroplaste wie Phenol-, Kresol-, Furfurol-,
Harnstoff-, Melamin-, u.a. Harze, Thermoplaste, wie PVC, PVA, PVAc; PVB, Polyamide,
Polycarbonat u.a., Elastomere, wie beispielsweise Polyurethane, ABS, PPE, Thiokol,
u.a., ferner Naturharze, wie Schellak, Bitumen, Baumharze, schließlich auch anorganische
Bindemittel, wie Wasserglas und sonstige.
[0025] Den vorgenannten Imprägniermitteln können vor der Imprägnierung Schleif- und Polierpartikel
zugemischt werden, um die Polierarbeit zu unterstützen. Hier sind zu nennen, feine
Schleifkörnungen, Polierrot, Poliergrün, Ceroxid, Poliertonerde und andere.
[0026] Vorteilhafterweise enthalten die Imprägniermittel auch Zusätze aus Polierhilfsmitteln.
Dies sind besonders lipophile Stoffe, die die Pastenhaftigkeit erhöhen und damit die
Ausnutzung der Polierpasten verbessern, ferner solche Stoffe, die direkt in den Poliervorgang
eingreifen, beispielsweise kleine Hohlkügelchen aus organischem Material, welche mit
Schleifpaste gefüllt sind. Besonders für Hochglanzpolituren hat es sich als zweckmäßig
erwiesen, beispielsweise Baumwollgewebebahnen mit punktförmiger Raster-Imprägnierung
im noch klebrigen Zustand im Hochspannungsfeld mit kurzen Baumwollfasern zu beflocken.
Hier sind auch andere Faserarten denkbar, um gezielt bestimmte Polieraufgaben zu erfüllen.
[0027] Ein besonders günstiger Effekt hinsichtlich der Anpassungsfähigkeit des Polierkörpers
an Profile und unregelmäßig geformte Werkstücke bei hoher und schneller Polierwirkung
ergibt sich dann, wenn die Raster-Imprägnierung auf die Gewebebahn nur relativ locker
aufgeschmolzen oder aufgeschweißt wird oder im Falle von Duroplasten nur bis in den
B-Zustand überführt wird. Während des Polierens bleibt so im Untergrund des Polierkörpers
die notwendige Weichheit und Nachgiebigkeit bestehen, während die Imprägnierstoffe
in der Polierzone durch die beim Poliervorgang auftretende Wärme verschweißen bzw.
in den C-Zustand übergehen und so den Polierdruck in vorteilhafter Weise unterstützen.
Durch entsprechende Auswahl der Imprägniermittel kann auch eine Steuerung in umgekehrter
Richtung dadurch erfolgen, daß der Polierkörper im Untergrund weniger nachgiebig ist
und die entsprechend ausgewählten Imprägniermittel im Bereich der Polierzone erweichen
und der Polierkörper als Ganzes sich in seine Einzellagen aufteilt und auffächert.
Dieser Effekt tritt besonders dann auf, wenn das Imprägniermittel nur zu einem geringen
Teil aus Bindemittel besteht und zu einem großen Teil aus Polierhilfsmitteln.
1. Polierkörper bestehend aus einem zentralen Tragkörper und einem diesen umgebenden
Polierring aus imprägniertem Textilmaterial in Form von geschichtet hochkant stehenden
und ggf. gefalteten Geweben und/oder Vliesen und/oder Kordeln, das mit seinen Kanten,
Rändern oder Enden so am Werkstück angreift, daß dieses in den Polierkörper eindringt,
gekennzeichnet durch eine flächenhaft unterbrochene und/oder gerasterte Imprägnierung
des Textilmaterials.
2. Polierkörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß die Imprägnierung das
Textilmaterial durchdringt und/oder auf dem Textilmaterial aufliegt.
3. Polierkörper nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet , daß die Imprägnierung
Poliermittel und/oder Polierhilfsmittel enthält.
4. Polierkörper nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet , daß das flächenhaft
unterbrochen und/oder gerastert imprägnierte Textilmaterial zusätzlich mit einer Totalimprägnierung
versehen ist.
5. Polierkörper nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet , daß die Imprägniermittel
sich durch die Arbeitswärme verändernde Stoffe sind.
6. Polierkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet , daß das
Imprägniermittel ein Duroplast im A-Zustand ist, welcher nach der Applikation in diesem
Zustand verbleibt oder im B- oder C-Zustand, insbesondere mit Endaushärtung in der Polierzone.
7.Polierkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet , daß das
Imprägniermittel ein Thermoplast ist und als Schmelze aufgebracht ist.
8. Polierkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet , daß das
Imprägniermittel ein Elastomer ist, welches nach der Applikation ausvulkanisiert wird
oder unvulkanisiert bleibt mit Ausvulkanisation in der Polierzone.
9. Polierkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet , daß das
Imprägniermittel ein anorganisches Bindemittel ist.
10. Polierkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet , daß die
Imprägnierung nur auf einer Seite des Textilmaterials, beidseitig und/oder zwischen
zwei Bahnen vorgesehen ist.
11.Polierkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet , daß eine
eindringende als auch eine aufliegende Imprägnierung aufeinanderfolgen.
12. Polierkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet , daß die
Imprägnierung im noch klebrigen Zustand mit Faserstoffen und/oder Poliermitteln oder
dergleichen belegt ist.