[0001] Die Erfindung betrifft eine Stranggiesskokille zum Giessen von Stahl, mit einer den
Formhohlraum bildenden Wandung hoher Wärmeleitfähigkeit aus Kupfer oder einer Kupferlegierung,
die einen bis knapp unter den Badspiegelbereich reichenden Einsatz aus einem Metall
mit niedrigerer Wärmeleitfähigkeit aufweist.
[0002] In den, den Formhohlraum bildenden Wänden von Stranggiesskokillen treten während
des Betriebes thermische Spannungen auf. Diese Spannungen können zu schädlichen Deformationen
der Kokillenwandung führen und dadurch auch die Qualität des gegossenen Stranges beeinträchtigen.
Die Kokillen sind ferner einer mechanischen Beanspruchung durch Abrieb ausgesetzt
und müssen von Zeit zu Zeit nachbearbeitet werden.
[0003] Bei oszillierenden Stranggiesskokillen kommt es durch die schroffe Erstarrung des
Metalls im Meniskusbereich zur Ausbildung von sogenannten Oszillationsmarken und anderen
Giesswellen, was oftmals nachteilige Folgen, wie Risse und Durchbrüche, mit sich bringt.
[0004] Zur Erhöhung der Standzeit von Kokillen ist es bekannt (US-PS 3 302 251), auf die
Kokillenwände dünne Schichten aus einem Metall höherer Abriebfestigkeit, wie z.B.
Chrom oder Molybdän, elektrolytisch aufzubringen bzw. aufzuspritzen. Derartige Schichten
neigen jedoch zum Abplatzen und erhöhen die Lebensdauer der Kokille nicht in dem gewünschten
Ausmass. Da nach einer gewissen Anzahl von Güssen die Wände nachbearbeitet werden,
müssen diese Schichten jeweils neu aufgebracht werden, was unwirtschaftlich ist.
[0005] Es ist ferner eine Stranggiesskokille bekannt(AT-PS 322756), die aus einem Grundkörper
aus Kupfer und einem, in diesen Grundkörper form- und kraftschlüssig eingefügten Einsatz
aus einem Material geringerer Wärmeleitfähigkeit als das Material des Grundkörpers
besteht. Als Material für einen derartigen Einsatz werden Legierungen aus Kupfer-Chrom
oder Kupfer-Kobält-Beryllium oder gesinterte Pulvermischungen angegeben. Dadurch sollte
eine Regulierungsmöglichkeit des Wärmedurchganges in Abhängigkeit von der Kokillenhöhe
erzielt werden. Die Festlegung des Einsatzes in einer entsprechend geformten Nut der
Kokillenwand kann z.B. durch Explosivplattieren erfolgen, wobei eine unmittelbare
metallische Verbindung angestrebt wird. Um ein Herausplatzen bzw. Abplatzen des Einsatzes
aus oder von der Kokillenwand oder ein Verziehen zu verhindern, sollten die Ausdehnungskoeffizienten
des Einsatzmaterials und des Kokillenwerkstoffes aufeinander abgestimmt werden. Obwohl
sich dadurch die Gefahr des Abplatzens gegenüber Kokillen, die nur mit einer durch
Spritzen oder elektrolytisch aufgebrachten dünnen Schicht versehen sind, vermindert,
ist eine befriedigende Haltbarkeit einer derartigen Kokille und damit die angestrebte
Qualitätsverbesserung des Stranges nicht gegeben. Während der Kokillenreise ändert
sich nämlich die Schichtdicke des Einsatzes durch Nachbearbeitung und/oder Abrieb,
wodurch sich auch die Unterschiede der mittleren Temperaturen in dem Grundmaterial
und dem Einsatz ändern. Dadurch treten trotz der ursprünglichen Abstimmung der Ausdehnungskoeffizienten
durch die erhebliche thermische Beanspruchung, insbesondere durch Temperaturwechsel,
Spannungen auf, die zu Verwerfungen der zusammengesetzten Kokillenwand, zu Ablösungen
der aufgebrachten Schicht und zur Qualitätsverminderung des gegossenen Stranges führen.
Die erwähnte Verbindung des Einsatzes mit dem Grundkörper durch Explosivplattieren
gibt nur eine wenig tiefe metallische Bindung und ist zudem relativ teuer. Mit einem
über die ganze Kokillenlänge reichenden Einsatz wird überdies die Gesamtwärmeabfuhr
verringert, was zu einer ungenügenden Krustendicke beim Austritt des Stranges aus
der Kokille führen kann.
[0006] Es ist Aufgabe der Erfindung, eine Stranggiesskokille zu schaffen, die es erlaubt,
hohe Betriebstemperaturen im Badspiegelbereich an der, den Formhohlraum bildenden
Kokillenwandinnenfläche zu erzielen, die Erstarrung im Meniskusbereich zu beeinflussen
und dadurch insbesondere die Oszillationsmarkenbildung zu reduzieren. Gleichzeitig
sollten nachteilige Folgen für die Kokille ausgeschaltet und dadurch neben der positiven
Auswirkung auf das Gussprodukt auch die Standzeit der Kokille erhöht werden. Ferner
sollte die Herstellung der Kokillenwandung vergleichsweise wirtschaftlicher sein.
[0007] Diese Aufgabe wird bei einer Kokille der eingangs beschriebenen Art gelöst durch
eine Vielzahl von streifenförmig, elektronenstrahlgeschweissten, mit Abstand zueinander
angeordneten zahnartigen Verbindungen von Einsatz und Wandung. Mit einer derart aufgebauten
Kokillenwand aus den erfindungsgemäss verbundenen Materialien sind höhere Betriebstemperaturen
an der Kokilleninnenwandfläche im Badspiegelbereich möglich, ohne dass es zu Verwerfungen
oder Abplatzungen der Wand bzw. des Einsatzes kommt. Durch die Vielzahl der streifenförmigen
Verbindungen wird eine zusammengesetzte Wand geschaffen, die die auftretenden Spannungen
ohne Schädigungen aufnehmen kann. Wesentlich dafür ist die Kombination aus geometrischer
Verzahnung des Einsatzes in der Kupferwand einerseits und der vergleichsweise, gegenüber
z.B. Explosiv-Verfahren, tiefergehenden metallischen Verbindung durch das Elektronenstrahl-Schweissen
andererseits. Durch die streifenförmig,elektronenstrahl-geschweissten, mit Abstand
zueinander angeordneten zahnartigen Verbindungen entsteht gleichsam eine Uebergangsschicht
zwischen Einsatz und Wandung, die die, bei den entstehenden Temperaturunterschieden
auftretenden Spannungen ohne Schädigungen an der Kokillenwand aufnehmen kann. Die
Verzahnung kann den bei unterschiedlichen Giessbedingungen, z.B. bei einer Aenderung
der Giessgeschwindigkeit, auftretenden Temperatur- und Spannungsänderungen besser
folgen, so dass die Kokillenwand nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Dies wird
unterstützt dadurch, dass die zwischen den streifenförmigen Schweissverbindungen verbleibenden,
aneinander grenzenden Flächen von Einsatz und Kupferwand miteinander nicht verbunden
sind, was den Wärmeübergang reduziert.
[0008] Durch die, mit der erfindungsgemässen Kokille erzielbaren höheren Betriebstemperaturen
der Kokilleninnenwand im Meniskusbereich, bis etwa 700
OC,je nach Material und Dicke der eingeschweisstenEinsatzplatte, erfolgt eine vorteilhafte
Erstarrung im Bereich des Meniskus nach der Kokillenwand. Die in diesem Bereich erstarrende
Randzone des Stranges weist weniger-tiefe Oszillationsmarken auf
[0009] So ergibt sich bei Anwendung der erfindungsgemässen Kokille, beispielsweise beim
Giessen von nichtrostenden, austenitischen Stahlgütenmit hoher Schwindung ein grosser
wirtschaftlicher Vorteil, da die sonst üblichen ausgeprägten Oszillationsmarken beträchtlich
gesenkt werden und sich dadurch die Schleifverluste weitgehend reduzieren lassen.
Die Erfindung bringt ebenfalls Vorteile beim.Giessen von Brammen oder Knüppeln aus
Stahl mit ca. 0,1 % Kohlenstoff, da dieser Stahl wegen seiner relativ hohen Festigkeit
bei hohen Temperaturen bei seiner Erstarrung weniger an der Kokillenwand anliegt,
wodurch tiefe Oszillationsmarken gebildet werden. Die nun möglichen hohen Innenwandtem
peratu- ren im Badspiegelbereich an der Kokille führen dazu, dass dieser Stahl im Meniskusbereich
in geringerem Ausmass erstarrt und dadurch flachere Oszillationsmarken entstehen.
Beim Giessen von grösseren Strangformaten unter Giesspulver tritt die Erstarrung von
Schlacke an der Kokillenwand wegen der nun höheren Wandtemperatur weniger auf, so
dass auch dies zu einer Verbesserung der Oberflächenqualität des Stranges führt.
[0010] Durch die erfindungsgemässe Verbindung wird eine zusammengesetzte Kokillenwand auf
wirtschaftliche Weise hergestellt, die es auch erstmals ermöglicht, ein metallurgisch
günstiges Giessverfahren bei hoher Standzeit der Kokille durchzuführen.
[0011] Gemäss einem vorteilhaften Merkmal verlaufen die streifenförmigen Verbindungen quer
zur Längsachse der Kokille, da die Temperaturunterschiede in Längsrichtung der Kokillenwand
besonders hoch sind. Ferner kann dadurch die schädliche Spaltbildung zwischen Einsatz
und Grundmaterial entlang des unteren Endes der eingesetzten Platte, die bei anderen
Verbindungen auftritt, wirksam vermieden werden, indem an dieser Stossstelle zur Erzeugung
einer quer zur Kokillenlängsachse verlaufenden Verbindung die erste durchgehende,
streifenförmige Elektronenstrahlschweissung angebracht werden kann.
[0012] Nach einem weiteren vorteilhaften Merkmal besteht der Einsatz aus nichtrostendem
Stahl. Die Dicke des Einsatzes für eine Plattenkokille soll vorteilhaft mindestens
4 mm sein. Die untere Grenze richtet sich nach der gewünschten Oberflächentemperatur
im Badspiegelbereich. Die Dicke des Einsatzes vor dem ersten Guss wird-so bemessen,
dass bei einer üblichen Anzahl von etwa 5 - 8 Nachbearbeitungen von je einem Millimeter
noch genügend Wandstärke des Einsatzes bleibt, um die höheren Betriebstemperaturen
zu erreichen. Sie liegt daher für grössere Formate bei ca. 14 mm.
[0013] Nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung soll die Tiefe der zahnartigen Verbindung
etwa deren gegenseitigen Abstand voneinander entsprechen.
[0014] Die Erfindung wird für ein Beispiel anhand einer Figur näher beschrieben.
[0015] Diese zeigt in perspektivischer und geschnittener Darstellung eine oszillierende
Stranggiesskokille 1 zum Giessen von Stahlbrammen 5. Die Kokille 1 weist eine, den
Formhohlraum bildende Wandung 2 aus einer Kupferlegierung mit hoher Wärmeleitfähigkeit
auf. Diese Wand 2 besitzt Schlitze 4, in denen das Kokillenkühlwasser strömt, das
die vom gegossenen Strang 5 abgegebene Wärme aufnimmt und abführt.
[0016] In einer Ausnehmung der Wand 2 ist ein plattenförmiger Einsatz 6 aus nichtrostendem
Stahl mit wesentlich niedrigerer Wärmeleitfähigkeit (ca. 12 kcal/m h C) als die Kupferwand
(ca. 330 kcal/m h
0C) eingesetzt. Dieser Einsatz reicht vom oberen Kokillenrand bis knapp unter den Badspiegel
8 des Stranges 5. Die Verbindung des Einsatzes 6 mit der Kupferwand 2 wurde durch
Elektronenstrahlschweissung im Vakuum hergestellt. Dabei wurden eine Vielzahl von,
mit Abstand 7 voneinander angeordneten Verbindungen 9 streifenförmig und quer zur
Kokillenlängsachse aufgebracht. Diese durchgehenden Streifen sind im oberen Teil der
Kokille durch strichlierte Linien angedeutet. Ihr gegenseitiger Abstand 7 von ca.
5 mm entspricht dabei etwa der Tiefe 11 der zahnartigen Verbindungen 9. Somit ergeben
sich in Längsrichtung der Kokille eine Vielzahl von Verbindungen 9, zwischen denen
sich aneinanderstossende Flächen 10 von Einsatz 6 und Wand 2 befinden, an denen keine
metallische Verbindung besteht. Die Dicke 12 der eingesetzten Stahlplatte 6 beträgt,
bereits nach einigen Nachbearbeitungen, etwa 5 mm, deren Länge 160 mm. Bei einer Einstellung
des Badspiegels während des Giessens auf etwa 100 mm von der Kokillenoberkante reicht
der Einsatz also knapp bis unter den Badspiegel 8.
[0017] Die damit, gemäss dem vorliegenden Beispiel erzielte stahlseitige Wandtemperatur
im Meniskusbereich 14 beträgt etwa 650
0C. Die mit dieser Kokille erzeugten Stränge wiesen nur schwach ausgeprägte Oszillationsmarken
auf, waren frei von Rissen,und an der Kokille konnten weder schädliche Deformationen
noch Abplatzungen festgestellt werden. Mit der nicht gezeichneten Schlacke bzw. dem
Giesspulver traten keine Probleme auf.
[0018] Die elektronenstrahlgeschweissten,zahnartigen Verbindungen zwischen Einsatz und Wandung
können auch oder zusätzlich parallel zur Kokillenlängsachse oder aber auch schräg
zueinander hergestellt werden. Als Einsatzmaterial mit niedrigerer Wärmeleitfähigkeit
können neben dem erwähnten nichtrostenden Stahl auch gewöhnlicher Kohlenstoffstahl
oder andere Metalle Verwendung finden.
[0019] Die Erfindung ist selbstverständlich nicht auf die Anwendung für Brammenkokillen
beschränkt, sondern kann auch bei Vorblock- oder Knüppelkokillen angewendet werden.
So kann z.B. bei der Herstellung von Knüppelkokillen zuerst in die Kupferwandung der
Einsatz aufgeschweisst, hernach die zusammengesetzte Wandung zur Kokillenform gebogen
und entlang ihrer Länge verschweisst werden.
1. Stranggiesskokille zum Giessen von Stahl, mit einer den Formhohlraum bildenden
Wandung hoher Wärmeleitfähigkeit aus Kupfer oder einer Kupferlegierung, die einen
bis knapp unter den Badspiegelbereich reichenden ' Einsatz aus einem Metall mit niedrigerer
Wärmeleitfähigkeit aufweist, gekennzeichnet durch eine Vielzahl von streifenförmig
elektronenstrahlgeschweissten, mit Abstand (7) voneinander angeordneten, zahnartigen
Verbindungen (9) von Einsatz (6) und Wandung (2).
2. Stranggiesskokille nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die streifenförmigen
Verbindungen (7) quer zur Längsachse der Kokille (1) verlaufen.
3. Stranggiesskokille nach Patentanspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der
Einsatz (6) aus rostfreiem Stahl besteht.
4. Stranggiesskokille nach Patentanspruch 3 zum Giessen von Stahlbrammen, dadurch
gekennzeichnet, dass die Dicke (12) des Einsatzes (6) mindestens 4 mm beträgt.
5. Stranggiesskokille nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Tiefe
(11) der zahnartigen Verbindungen (9) etwa dem Abstand (7) entspricht.