[0001] Es ist bekannt, Fasern aus thermoplastischen Polymerisaten oder Mischungen von thermoplastischen
Polymerisaten herzustellen. In der Regel werden Fasern durch Schmelzspinnen oder durch
Spinnen aus Lösungsmitteln hergestellt. Für die Weiterverarbeitung, insbesondere zu
Vliesen, Gewirken oder Geweben, die ihrerseits als Verbund- und Füllmaterial Verwendung
finde sollen, weisen derartige Fasern aber zu starke textile Eigenschaften auf. Das
heisst, derartige Fasern weisen eine zu grosse Reiss- oder Bruchdehnung auf.
[0002] Es wird, um eine hohe Verstärkungswirkung zu erzielen, eine Faser benötigt, die eine
hohe Reissfestigkeit bei geringster Reiss- oder Bruchdehnung aufweist.
[0003] Ziel der Erfindung ist es, solches Fasermaterial herzustellen und entsprechend der
obigen Beschreibung zum Einsatz zu bringen.
[0004] Erfindungsgemäss erfolgt das mit einem Verfahren nach Patentanspruch 1. Es hat sich
gezeigt, dass sich bevorzugt extrudierte Folien, Schläuche oder Bänder aus einem Mischpolymerisat
des Acrylnitrils mit Estern der Acrylsäure, beispielsweise Acrylsäuremethylester oder
Acrylsäureäthylester, Estern der Methacrylsäure, beispielsweise Methacrylsäuremethylester
oder Methyacrylsäureäthylester,(wobei die Ester der Acryl- oder Methacrylsäure mit
2 bis 6 Kohlenstoffatomen in der Alkoholgruppe bevorzugt werden) Styrol, Methylstyrol,
Vinylchlorid, Vinylidenchlorid, Vinylpyridin, Vinylester, Vinyläther,(wobei die Vinylester
oder Vinyläther mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen neben der Vinylgruppe bevorzugt werden)
wie beispielsweise Vinylacetat, Methylvinyläther oder Aethylvinyläther, und/oder polymerisierbare
Kohlenwasserstoffe, beispielsweise Äthylen, Propylen, Buten-1, Isobuten, Penten-1,
Hexen-1, 2-Methylbuten-1, 2-Methylpenten-1, 4-Methylpenten-1 oder Inden, nach dem
erfindungsgemässen Verfahren zu Fasern verarbeiten lassen.
[0005] 15Als Mischpolymerisate gemäss obiger Beschreibung sind demzufolge Polymerisate aus
Acrylnitril und einer oder mehrerer genannter Verbindungen zu verstehen.
[0006] 20Das Mischpolymerisat kann gegebenenfalls auch Füllstoffe und Pigmente, wie Russ, Ti0
2, Kreide, Hochofenschlacke etc., enthalten.
[0007] Von besonderer Bedeutung sind Mischpolymerisate, die durch eine Pfropfungsreaktion
eines wie vorstehend definierten Mischpolymerisates auf eine vorgelegte Elastomerphase
erhalte wurden. Die Elastomerphase kann beispielsweise hauptsächlich Anteile von Butadien
mit Acrylnitril, Styrol und/oder Isopren enthalten.
[0008] Mischpolymerisate, die auf einer Pfropfungsreaktion beruhen, weisen eine verbesserte
Schlagzähigkeit auf; damit kann auch das Reckverhältnis erhöht werden und es resultieren
Fasern mit höherer Festigkeit.
[0009] Die feinverzeigte, verästelte Struktur der einzelnen Faser prädestiniert das erfindungsgemäss
hergestellte Produkt für Einsatzgebiete, die unter der Bezeichnung Nonwovens bekannt
sind. Durch die polaren Gruppen des Mischpolymerisates wird eine äusserst gute Haftung,
beispielsweise an cellulosehaltigen Produkten oder in Laminierharzen, erreicht. Diese
Hafteigenschaften prädestinieren die genannten gespleissten Faser als Verstärkungs-
und Füllmaterial in Formkörpern aller Art. Die Steifheit der einzelnen Faser wiederum
betont derartige Anwendungsmöglichkeiten.
[0010] Zur Ausführung des Verfahrens wird beispielsweise mit einem Extruder, welcher mit
einer Breitschlitzdüse oder einem Blaskopf ausgerüstet ist, oder mit einem Kalander
zu Schläuchen oder Folien und Bändern extrudiert oder kalandriert. Die Verarbeitungstemperatur
richtet sich nach dem zum Einsatz gelangenden Mischpolymerisat und kann vom Fachmann
individuell nach den Erfordernissen der Praxis ermittelt werden. Die Schläuche, Folien
oder Bänder kühlt man auf Temperaturen ab, . die 10 bis 70°C über der Glasumwandlungstemperatur
liegen und reckt dann auf einem Abzugswerk um das 2- bis 20-fache. Das dem eingesetzten
Mischpolymerisat optimal entsprechende Reckverhältnis kann leicht durch Versuche ermittelt
werden. Grund sätzlich gilt die Regel, dass die Neigung zum Spleissen sich mit abnehmender
Reckungstemperatur, zunehmendem Reckungsgrad und mit Erhöhung der Reckgeschwindigkeit
vergrössert.
[0011] Die Schläuche, Folien oder Bänder können nach dem Extrudier-oder Kalandrierprozess
auf die entsprechenden Temperaturen gekühlt und dann gereckt werden. Es ist aber auch
möglich, die Produkte nach dem Extrudieren oder Kalandrieren zu kühlen, zu lagern
und nachträglich wieder auf die notwendigen Temperaturen zu erwärmen und dann zu recken.
[0012] Die gereckten Schläuche, Folien oder Bänder werden auf an sich bekannte Weise gespleisst.
Die derart verarbeiteten erfin-5 dungsgemässen Mischpolymerisate weisen eine aussergewöhnlich
gute Spleissfähigkeit auf. So kann das Spleissen beispielsweise durch Nadeln mit Nadelwalzen,
Kardieren, Verdrillen, ritzen, Quetschen, Reiben, Bürsten oder Behandlung mit Wasserstrahl,
Ultraschall oder Druckluft erfolgen.
[0013] Diese extrudierten und gereckten Folien, Schläuche oder Bänder können, geschnitten
im Stapel von 2 bis 40 mm Länge, gespleisst werden, oder die Folien, Schläuche oder
Bänder können zu Endlosfasern gespleisst und diese gegebenenfalls im Stapel von 2
bis 40 mm Länge geschnitten werden.
[0014] In einer zweckmässigen Ausführungsform spleisst man mit einer Oeffnungsmaschine.
Oeffnungsmaschinen sind aus der Textilindustrie bekannt und gehören zur Gruppe der
Reissmaschinen, eie beispielsweise textile Abfälle und unsaubere Baumwolle oder Baumwollabfälle
für neue Verwendungszwecke aufschliessen, d.h. wieder in eine feinfasrige Form zurückführen.
[0015] Unter der Gruppe der Oeffnungsmaschinen wird bevorzugt eine
5Sägezahn-Oeffnungsmaschine angewendet. Besonderes Merkmal letzteren Gerätes ist, dass
der sogenannte Oeffnungs-Tambour mit einer sägezahnartigen Oberfläche versehen ist.
Durch die Anwendung von Oeffnungsmaschinen werden die Fasern in Form von Stapelfaserflocken
erhalten. Die Fasern liegen dann in feinster Form und anisotrop vor.
[0016] Der Schutz der Erfindung erstreckt sich auch über die Fasern, hergestellt nach dem
erfindungsgemässen Verfahren.
[0017] Die Fasern werden in Form von Vliesen, Netzen, Gewirken oder Geweben verwendet. Dabei
ist die Verwendung der Faser als solche, in kurz- oder langfasriger Form, in keiner
Weise ausgeschlossen.
1. Verfahren zur Herstellung von Fasern aus thermoplastischen Mischpolymerisaten des
Acrylnitrils, dadurch gekennzeichnet, dass man Mischpolymerisate mit 45 bis 96 Gew.%
Acrylnitril, die hergestellt wurden durch eine Pfropfungsreaktion auf ein vorgelegte
Elastomerphase, in einem Schmelzverfahren zu Folien, Bändern oder Schläuchen verarbeitet,
diese anschliessend bei Temperaturen, die 10 bis 70° C über der jeweiligen Glasumwandlungstemperatur
liegen, durch Recken uniaxial orientiert und aufspleisst.
12. Verfahren gemäss Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass man Mischpolymerisate,
enthaltend 45 bis 96 Gew.% Acryl nitril und 4 bis 55 Gew.% Ester der Acrylsäure, Ester
der Methacrylsäure, Styrole, Vinylchlorid, Vinylidenchlorid, Vinylpyridin, Vinylester,
Vinyläther und/oder polymerisierbare Kohlenwasserstoffe, anwendet.
3. Verfahren gemäss Patentansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass man die
Folien, Bänder und Schläuche um das 2- bis 20-fache uniaxial reckt.
4. Verfahren gemäss Patentansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass man das
Aufspleissen mit einer Oeffnungsmaschine vornimmt.
5. Verfahren gemäss Patentansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass man das
Aufspleissen mit einer Sägezahn- öffnungsmaschine vornimmt.
6. Fasern, hergestellt nach einem der Verfahren gemäss Patentansprüchen 1 bis 5.
7. Verwendung von Fasern gemäss Patentanspruch 6 in Form von Vliesen, Netzen, Geweben
oder Gewirken.