[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Ermitteln der Filterstromgrenze
eines Elektrofilters, das z.B. über ein Thyristorstellglied aus einem Wechselstromnetz
gespeist ist und bei dem die Steuerspannung des Stellgliedes abhängig von Filterbetriebswerten
bis. zu einer vorgegebenen Filterstromgrenze änderbar ist.
[0002] Mit diesem Oberbegriff wird auf ein Steuerverfahren Bezug genommen, wie es beispielsweise
in der Siemens-Zeitschrift 1971, S. 567 - 572 näher beschrieben ist.
[0003] Da die Wirksamkeit eines Elektrofilters etwa mit dem Quadrat der anliegenden Spannung
steigt, muß man bestrebt sein, die Filterspannung so hoch wie möglich einzustellen.
Die Durchbruchsfestigkeit des Gases begrenzt allerdings diese Spannung nach oben.
Da es außer dem Durchbruch selbst kein Kriterium für die maximal mögliche Spannung
gibt, müssen in bestimmten Zeitabständen Durchbrüche herbeigeführt werden, um diese
Grenze abzutasten. Da sich die Durchbruchsgrenze sehr schnell ändern kann, muß relativ
häufig abgetastet werden.
[0004] Bei einer derartigen durchschlagabhängigen Regelung muß dafür gesorgt werden, daß
die Strombelastbärkeit der Anlage nicht überschritten wird. Bei der bekannten Anordnung
wird durch eine einstellbare Strombegrenzung bei Erreichen des eingestellten Wertes
ein weiteres Ansteigen der Steuerspannung verhindert. Steigt der Strom wegen einer
Verkleinerung des Staubwiderstandes an, dann bewirkt die Strombegrenzung ein langsames
Absenken der Steuerspannung, bis der Strom auf seinen eingestellten Wert abgesunken
ist.
[0005] Neben dieser Nennstrombegrenzung ist noch eine andere Art der Filterstrombegrenzung
von Interesse. Unter bestimmten Betriebsbedingungen des Elektrofilters, z.B. in Sinteranlagen
oder im Bypassbetrieb im Zementwerk kann entweder ein Filterspannungsmaximum oder
auch eine Filterspannungssättigung eintreten. Hier 'ist das Ziel der Funktion "Strombegrenzung"
das Maximum bzw. die Sättigung festzustellen, um unnötig hohe Filterströme zu verhindern.
[0006] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, die vom Betriebszustand des
Filters abhängige Filter- . stromgrenze so zu bestimmen, daß sich ein optimales Verhältnis
von Abscheiderleistung zum Energieaufwand ergibt.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß während des Filterbetriebes
in vorgegebenen Zeitabständen die Steuerspannung selbsttätig in vorgegebenen Schritten
bis zu einem Minimalwert und von hier aus wieder bis zum ursprünglichen Wert geändert
wird, daß dabei fortlaufend die Verhältnisse von Änderung der Filterspannung zu Änderung
der Steuerspannung und Änderung der Filterspannung zur Änderung des Filterstromes
berechnet werden und daß beim Unterschreiten vorgegebener Grenzwerte dieser Verhältnisse
oder bei einer Vorzeichenänderung zweier aufeinanderfolgender Verhältniswerte der
jeweils zugehörige Filterstrom die Filterstromgrenze bestimmt.
[0008] Auf diese Weise lassen sich Sättigungserscheinungen bzw. Maximalwerte der Filterspannung
erkennen, ab denen eine weitere Steigerung der Energiezufuhr zum Filter, d.h. Stromerhöhung,
keine wesentliche Erhöhung der Abscheiderleistung mehr ergibt.
[0009] Das Erkennen derartiger Grenzwerte ist im Hinblick auf einen wirtschaftlichen Betrieb
des Elektrofilters von großem Interesse.
[0010] Vorteilhafterweise wird die Filterstromgrenze, ab der eine weitere Steigerung der
Filterleistung verhindert wird, etwa so gewählt, daß sie 3 bis 15% über dem Filterstrom
liegt, an dem die vorstehend erwähnten Kriterien vorliegen.
[0011] Vorteilhafterweise werden ferner die zu jedem Schritt gehörigen Werte von Filterstrom
und Filterspannung gespeichert und die daraus bestimmbare Filtercharakteristik angezeigt.
Dies gibt zum einen dem Bedienungspersonal einen Aufschluß über das Betriebsverhalten
des Filters und kann andererseits von Interesse für übergeordnete Optimierungsstrategien
mehrerer Filter sein. Bei der Aufnahme der Filtercharakteristik wird ferner vorteilhafterweise
das Verhältnis von Änderung der Filterspannung und Änderung des Filterstromes zur
Änderung der Steuerspannung berechnet. Ergibt sich, daß die relative Änderung der
Filterspannung bei einer Änderung der Steuerspannung größer ist als die Änderung des
Filterstromes, so wird bei Durchschlägen des Filters eine definierte Spannungsabsenkung
vorgenommen. Ergibt sich der umgekehrte Fall, so wird bei Durchschlägen eine definierte
Stromabsenkung vorgenommen. Auf diese Weise kann entschieden werden, ob als Reaktion
auf einen Durchbruch zweckmäßigerweise der Strom oder die Spannung um einen vorgegebenen
Betrag abzusenken ist, damit man z.B. im Rahmen der vorgegebenen Durchschlagshäufigkeit
bleibt.
[0012] Vorteilhafterweise werden ferner bei Vorhandensein mehrerer hintereinander oder parallelgeschalteter
Filter die Zeitpunkte für die Aufnahme der Filtercharakteristik so gewählt, daß jeweils
nur. bei einem Filter die Steuerspannung variiert wird. Sei z.B. angenommen, daß die
Filtercharakteristik alle 15 Minuten aufgenommen wird und die Aufnahme jeweils eine
Sekunde dauert, ist einzus hen, daß hierdurch der Abscheidebetrieb praktisch nicht
berührt wird.
[0013] Anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles sei die Erfindung
näher erläutert; es zeigen:
Figur 1 das elektrische Schaltungsschema einer Filteranlage mit Steuerung,
Figur 2 zwei Filtercharakteristiken, d.h. Abhängigkeit von Filterspannung und Filterstrom
und
Figur 3 den Verlauf der Filterspannung in Abhängigkeit von der Steuerspannung am Stellglied.
[0014] Bei der in Figur 1 gezeigten Anordnung wird das Elektrofilter 1 über Hochspannungsgleichrichter
2, Hochspannungstransformator 3 und ein aus antiparallelgeschalteten Thyristoren bestehendes
Thyristorstellglied 4 aus einem Wechselspannungsnetz 6 gespeist. In Abhängigkeit von
Filterbetriebswerten, wie z.B. Primärstrom und Primärspannung, Sekundärspannung, Sekundärstrom
und Zahl der Durchschläge im Filter, wird durch einen Regler 5 die Steuerspannung
U
St für das Thyristorstellglied 4 so bestimmt, daß sich optimale Filterbetriebswerte
ergeben. Eine Steuerung dieser Art ist beispielsweise in dem eingangs genannten Aufsatz
beschrieben. Im Zuge der heutigen Digitalisierung der Technik ist es von Vorteil,
wenn dieser Regler 5 heute als digitaler Regler ausgebildet wird, d.h. im wesentlichen
aus einem Mikrocomputersystem besteht.
[0015] Zusätzlich zu dem gerade beschriebenen Filter sind noch weitere Filter 7 und 8 angedeutet.
Die Digitalregler 5 der einzelnen Filter verkehren über einen Datenbus 92 mit einem
übergeordneten Leitrechner 9, dem eine Anzeige 91 zugeordnet ist. Vom Leitrechner
9 her können die einzelnen Betriebsparameter und Einstellwerte vorgegeben werden und
gegebenenfalls Optimierungsstrategien für die Filter berechnet werden.
[0016] Die Funktion Filterstrom 'als Funktion der Scheitelspannung bzw. des arithmetischen
Mittelwertes oder des Effektivwertes der Filterspannung sei nachfolgend als Filtercharakteristik
bezeichnet. Sie ist u.a. von dem momentanen Betriebsverhältnissen des Elektrofilters
abhängig und muß daher zyklisch, z.B. im Abstand von 15 Minuten ermittelt werden,
und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem nicht gerade die Durchschlagsgrenze abgetastet
wird.
[0017] Bei der Aufnahme der Filtercharakteristik wird zunächst die aktuelle Steuerspannung
U
St gespeichert und dieser Wert nach Abschluß der Filtercharakteristikaufnahme erneut
an den Thyristorsteller 4 ausgegeben. Gleichzeitig werden die zugeordneten Werte von
Filterspannung und Filterstrom gespeichert. Anschließend wird zu Beginn jeder Halbwelle
der Primärspannung die Steuerspannung um ein konstantes Inkrement ΔU
St vermindert bis zum Erreichen eines Minimalwertes von z.B. 1 Volt, der durch die untere
mögliche Steuerspannung gegeben ist. Anschließend wird die Steuerspannung U
St von diesem Minimalwert mit dem gleichen Inkrement wieder bis zum aktuellen Wert am
Beginn der Aufnahme hochgefahren. Sei z. B. angenommen, daß die gesamte Filtercharakteristik
in 32 Stützpunkte unterteilt sei, was für die normalen Betriebsverhältnisse völlig
ausreicht, so ist dabei mit einer Maximaldauer von etwa 0,5 bis 1 Sekunde für die
Aufnahme der Filtercharakteristik zu rechnen.
[0018] Die jeder Steuerspannung U
St zugeordneten Werte der Filterspannung U
Fi , F
i+1 usw. und des Filterstromes I
F werden während der Absenkphase gespeichert und mit den entsprechenden Werten der
Hochlaufphase arithmetisch gemittelt. Die hieraus berechnete Charakteristik kann dann
in der Anzeige 91 angezeigt werden.
[0019] Nach Erreichen des Anfangswertes der Steuerspannung wird geprüft, ob die Filterstrombegrenzung
verändert werden muß und der aktuelle Umschaltpunkt zwischen Strom- und Spannungsabsenkung
bei Durchschlägen berechnet. In diesem Zusammenhang sei noch bemerkt, daß beim Auftreten
eines Durchschlages während der Aufnahme der Filtercharakteristik die normale Spannungs-
bzw. Stromabsenkungsroutine eingreift und die Aufnahme der Charakteristik abgebrochen
wird, da während des eigentlichen Durchschlages keine brauchbaren Verhältniswerte
berechenbar sind.
[0020] In Figur 2 sind zwei Filtercharakteristiken, d.h. Filterstrom I
F in Abhängigkeit von der Filterspannung U
F aufgetragen, und zwar zeigt die Kurve a eine Filtercharakteristik mit einem Spannungsmaximum
und die Kurve b eine Filtercharakteristik mit Sättigungserscheinungen. Eine Filterspannungssättigung
liegt vor, wenn,

oder - vgl. Figur 3 -

ist Wobei Δ U
Fi, Δ I
Fi und Δ U
Sti normierte Inkremente von Filterspannung, Filterstrom und Steuerspannung im Meßpunkt
i sind, mit Δ ≤ i ≤ 32
[0021] Als Schwellwert sei z.B.ε= 0,005 vereinbart. Wird also während der Aufnahme der Filtercharakteristik
dieser Wert ε unterschritten, so wird in diesem Fall der maximale Filtergrenzstrom
auf den Wert T
Fmax = X . I'
F begrenzt, wobei I'
F derjenige Wert ist, an dem; das betreffende Kriterium festgestellt wurde und x zwischen
103% und 115% gewählt ist.
[0022] Ein Filterspannungsmaximum liegt vor, wenn das Vorzeichen eines Filterspannungsinkrementes
ungleich dem Vorzeichen des nächsten Filterspannungsinkrementes bei veränderter Steuerspannung
ist (vgl. Kurve a), d.h. also Vorzeichen


oder

wobei mit i die Abtastpunkte der Filtercharakteristik bezeichnet sind. Auch in diesem
Fall wird dermaximale Filterstrom auf den Wert begrenzt: I
Fmax = X .
I'
F
[0023] Der maximale Filterstrom sowie die ihm zugeordneten Werte der Filter-und der Steuerspannung
werden gespeichert. Sie begrenzen z.B. den Stellbereich einer Rauchgasdichteregelung
oder das Abtasten der Durchschlagsgrenze.
[0024] Zusätzlich kann noch aus der Aufnahme der Filtercharakteristik der Ums-haltpunkt
festgelegt werden, d.h. der Punkt, ab dem bei einem Durchschlag vorteilhafterweise
eine definierte Spannungs- oder Stromabsenkung vorgenommen werden soll. Der als Kriterium
für diese Wahl angenommene Umschaltpunkt wird dadurch ermittelt, daß das Verhältnis
von Änderung der Filterspannung zur Änderung der Steuerspannung und das Verhältnis
von Änderung des Filterstromes zur Änderung der Steuerspannung berechnet wird und
daß diese beiden Verhältniswerte miteinander verglichen werden. Ergibt sich eine relativ
größere Reaktion des Filterstromes als der Filterspannung bei Änderung der Steuerspannung,
so wird bei Durchschlägen mit definierter Stromabsenkung gearbeitet, da dies dann
verfahrenstechnisch günstiger ist. Das umgekehrte gilt, falls die relative Spannungsänderung
höher als die relative Stromänderung bei Änderung der Steuerspannung ist.
1. Verfahren zum Ermitteln der Filterstromgrenze eines Elektrofilters, das über ein
Stellglied aus einem Wechselstromnetz gespeist ist und bei dem die Steuerspannung
des Stellgliedes abhängig von Filterbetriebswerten bis zu einer vorgegebenen Filterstromgrenze
änderbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß während des Filterbetriebes in vorgegebenen
Zeitabständen die Steuerspannung (ÜSt) in vorgegebenen Schritten ( Δ USt) bis zu einem Minimalwert und von hier aus wieder bis zum ursprünglichen Wert geändert
wird, daß da-bei fortlaufend die Verhältnisse von Änderung der Filterspannung (UF)
zur Änderung der Steuerspannung und Änderung der Filterspannung zur Änderung des Filterstromes
(IF) berechnet werden und daß bei Unterschreiten vorgegebener Grenzwerte (ε) dieser Verhältnisse
oder bei einer Vorzeichenänderung zweier aufeinanderfolgender Verhältniswerte der
jeweils zugehörige Filterstrom (I'F) die Filterstromgrenze (IFmax) bestimmt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Filterstromgrenze (IFmax) zu etwa 3 bis 15% über demjenigen Filterstrom (I'F) liegt, bei dem eines der Kriterien erfüllt ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die zu jedem Schritt gehörigen
Werte von Filterstrom (IF) und Filterspannung (UF) gespeichert werden und die resultierende Filtercharakteristik angezeigt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei Vorhandensein mehrerer
hintereinander oder parallelgeschalteter Filter (1, 7, 8) die Zeitpunkte für die Aufnahme
der Filtercharakteristik so gewählt sind, daß jeweils nur bei einem Filter die Steuerspannung
(USt) variiert wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Verhältnis von Änderung
der Filterspannung (UF) und Änderung des Filterstromes (IF) zur Änderung der Steuerspannung (USt) berechnet wird und durch den jeweils größeren relativen Wert festgelegt ist,. ob
als Reaktion auf die Durchschläge des Filters eine definierte Spannungs- oder Stromänderung
durchgeführt wird.