[0001] Dinitroanthrachinone üben eine günstige Wirkung bei bestimmten Verfahren zur Gewinnung
und Bleichung von Zellstoff aus Lignocellulosematerialien wie Holz, Stroh und Bagasse
aus, wenn sie in Mengen von 0,001 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das Trockengewicht des
Lignocellulosematerials, eingesetzt werden.
[0002] Die Dinitroanthrachinone liegen im allgemeinen in Form von Pulvern vor. Die Anwendung
derartiger pulverförmiger Dinitroanthrachinone in Verfahren zur Gewinnung von Zellstoffen
aus Lignocellulosematerialien und deren Bleichung bereitet jedoch Schwierigkeiten.
Setzt man die pulverförmigen Dinitroanthrachinone dem aufzuschließenden Lignocellulosematerial
unmittelbar zu, so gelangen die feineren Anteile der Dinitroanthrachinone leicht staubförmig
in die Umgebung. Auf diese Weise werden sie nicht nur der zugedachten Verwendung entzogen,
sondern führen auch zur Belästigung der in der Nähe der Zugabestelle arbeitenden Menschen
und können sogar Staubexplosionen verursachen. Außerdem ist wegen der relativ geringen
Mengen der benötigten Dinitroanthrachinone eine gleichmäßige Verteilung schwierig.
Eine gleichmäßige Verteilung der Dinitroanthachinone ist jedoch zur Erzielung einer
einheitlichen Zellstoffqualität unerläßlich.
[0003] Eine gleichmäßige Verteilung der Dinitroanthachinone wird auch dadurch erschwert,
daß diese in Wasser und in den in der Zellstoffgewinnung verwendeten wäßrigen Aufschlußlösungen
im allgemeinen.nicht nur sehr wenig löslich sind, sondern auch schlecht benetzt werden.
Infolge der schlechten Benetzung lassen sich die feineren Anteile der pulverförmigen
Dinitroanthrachinone nicht oder nur schlecht einrühren und schwimmen stattdessen unbenetzt,
gegebenenfalls unter Einschluß von Luft, auf der Oberfläche.
[0004] Da Dinitroanthrachinone ein relativ hohes spezifisches Gewicht haben (z.B. hat 2.7-Dinitroanthachinon
bei 20°C ein spezifisches Gewicht von 1,558 g/cm
3), setzen sich die gröberen Anteile der pulverförmigen Dinitroanthrachinone, beim
Einrühren in Wasser oder in die Aufschlußlösung, rasch ab und bilden nach kurzem Stehen
am Gefäßboden eine kompakte, nur mit Schwierigkeiten wieder aufwirbelbare Schicht.
Die Zugabe der Dinitroanthrachinone direkt zur Kochlauge, in die Mischung von Lignocellulosematerialien
und Kochlauge oder in Form einer Anschlämmung in Wasser ist also kein Weg, die erforderliche
gleichmäßige Verteilung der Dinitroanthrachinone zu erreichen.
[0005] Es wurde nun gefunden, daß sich die vorstehend beschriebenen Schwierigkeiten bei
der Anwendung der Dinitroanthrachinone vermeiden lassen, wenn man diese in Form bestimmter
Dispersionen einsetzt. Diese Dispersionen werden dadurch erhalten, daß man Dinitroanthrachinone
in feinverteilter Form zusammen mit Tensiden in Wasser und/oder organischen, mit Wasser
mischbaren Flüssigkeiten, deren Siedepunkt über 80°C liegt, dispergiert.
[0006] Die Erfindung betrifft daher Dispersionen von Dinitroanthrachinonen für die Verwendung
in Verfahren zur Gewinnung von Zellstoff aus Lignocellulosematerialien, die dadurch
gekennzeichnet sind, daß sie Dinitroanthrachinone in feinverteilter Form, Tenside
und Wasser und/ oder organische, mit Wasser mischbare Flüssigkeiten, deren Siedepunkt
über 80°C liegt, enthalten.
[0007] Im Rahmen der Erfindung werden unter dem Begriff "Zellstoffgewinnung" alle Verfahren
und Verfahrensstufen verstanden, bei denen auf Lignin in Lignin und Cellulose enthaltenden
Materialien auf chemische Weise eingewirkt wird. Beispiele hierfür sind alkalische,
neutrale und saure Aufschlußverfahren für Lignocellulosematerialien wie Holz, Stroh,
Bagasse und Gräser, sowie Bleichverfahren für teilweise oder weitgehend aufgeschlossene
Lignocellulosematerialien.
[0008] Als Vertreter der erfindungsgemäß zu dispergierenden Dinitroanthrachinone kommen
auch Dinitroanthrachinone in Betracht, die zusätzlich zu den Nitrogruppen einen oder
mehrere weitere Substituenten aufweisen.
[0009] Als Vertreter der erfindungsgemäß zu dispergierenden Dinitroanthrachinone seien beispielsweise
genannt:
1.5-, 1.6-, 1.7-, 1.8-, 2.6- und 2.7-Dinitroanthrachinon; 1.3-Dinitro-4-aminoanthrachinon;
1.5-Dinitro-4.8-dihydroxy-anthrachinon; 1.8-Dinitro-4.5-dihydroxy- anthrachinon.
[0010] Unter Dinitroanthrachinonen sind im Rahmen der vorliegenden Erfindung auch partiell
kernhydrierte Derivate von Dinitroanthrachinonen und/oder deren tautomere Formen zu
verstehen.
[0011] Bevorzugt enthalten die erfindungsgemäßen Dispersionen Mischungen-von unsubstituierten
Dinitroanthrachinonen. Solche Mischungen fallen.beispielsweise bei der technischen
Nitrierung von Anthrachinon und/oder Mononitroanthrachinonen an. Insbesondere können
die erfindungsgemäßen Dispersionen Mischungen von Dinitroanthrachinonen enthalten,
die anfallen, wenn man Anthrachinon in technischem Maßstab dinitriert oder Mononitroanthrachinongemische
nitriert und aus den dabei anfallenden Nitrierungsprodukten die als Farbstoffzwischenprodukte
wertvollen Isomeren, z..B. 1-Nitro-, 1.5-Dinitro- und/oder 1.8-Dinitroanthrachinon
abtrennt. Diese letztgenannten Mischungen enthalten als wesentliche Bestandteile 1.5-,
1.6-, 1.7-, 1.8-, 2.6- und 2.7-Dinitroanthrachinon. Als Dinitroanthrachinone besonders
bevorzugte Mischungen enthalten beispielsweise 0 bis 3 Gew.-% 1-Nitroanthrachinon,
5 bis 12 Gew.-% 1.5-Dinitroanthrachinon, 15 bis 35 Gew.-% 1.6-Dinitroanthrachinon,
15 bis 35 Gew.-% 1.7-Dinitroanthrachinon, 15 bis 50 Gew.-% 1.8-Dinitroanthrachinon,
0,5 bis 3 Gew.-% 2.6-Dinitroanthrachinon und 0,5 bis 3 Gew.-% 2.7-Dinitroanthrachinon.
[0012] Die erfindungsgemäß zu dispergierenden Dinitroanthrachinone bestehen vorzugsweise
zu 80 Gew.-% aus Teilchen einer Korngröße unter 10um, insbesondere unter 5um.
[0013] Als Tenside kommen für die erfindungsgemäßen Dispersionen kationische, nichtionische
und vor allem anionische Tenside in Frage.
[0014] Als kationische Tenside seien beispielsweise quarternäre langkettige und/oder oxethylierte
Amine, quarternäre Pyridiniumverbindungen oder langkettige Phosphoniumverbindungen
genannt. Langkettig bedeutet dabei eine Kohlenstoffkette mit mindestens 4 C-Atomen,
vorzugsweise mit mindestens 6 C-Atomen.
[0015] Beispiele für kationische Tenside sind insbesondere:
Trimethyl-hexadecyl-ammoniumbromid, Cetyl-pyridiniumbromid, Lauryl-dimethylbenzyl-ammoniumchlorid,
Monoester des Triethanolamins mit Stearinsäure als ameisensaure oder essigsaure Salze,
N-Lauryl-methylbenzimidazol-chlorhydrat und Dodecyl-trimethyl-phosphoniumbromid.
Ein großer Teil dieser Verbindungen und weitere in Betracht kommende kationische
Tenside sind z.B. in K. Lindner, Tenside-Textilhilfsmittel-Waschrohstoffe, Band 1,
Seiten 963-1041 (1964), beschrieben.
[0016] Als nichtionische Tenside kommen beispielsweise Anlagerungsprodukte von Alkylenoxiden,
insbesondere Ethylenoxid, an höhere Fettsäuren, Alkohole, Phenole, Säureamide, Mercaptane,
Amine oder Alkylphenole, in Frage. Die Anlagerungsprodukte können beispielsweise aus
5 bis 50 Mol Alkylenoxid und 1 Mol Fettsäure, Alkohol, Phenol, Säureamid, Mercaptan,
Amin oder Alkylphenol, die mindestens 4, vorzugsweise mindestens 6 C-Atome aufweisen,
erhalten werden. Als nichtionogene Tenside kommen auch Anlagerungsprodukte von Alkylenoxiden,
insbesondere Ethylenoxid, an Polypropylenoxid oder an Zucker, sowie oxethylierte und
nichtoxethylierte Zuckerderivate, wie Fettsäureester des Pentaerythrits oder der Saccharose,
in Frage.
[0017] Beispiele für nichtionogene Tenside sind insbesondere:
Anlagerungsprodukte von 5 bis 20 Mol Ethylenoxid an Stearinsäure, Oleylalkohol, Polypropylenglykol,
Nonylphenol, ölsäureamid und Dodecylamin.
[0018] Ein großer Teil dieser Verbindungen und weitere in Betracht kommende nichtionogene
Tenside sind z.B. in N. Schönfeldt, Grenzflächenaktive Ethylenoxid-Addukte, Seiten
42 bis 95 (1976) und in K. Lindner, Tenside-Textilhilfsmittel-Waschrohstoffe, Band
1, Seiten 837 bis 917 (1964), beschrieben.
[0019] Vorzugsweise enthalten die erfindungsgemäßen Dispersionen anionische Tenside. Als
anionische Tenside kommen beispielsweise Alkylsulfonate, sulfatierte ungesättigte
höhere Fettsäuren, Sulfonate von Polycarbonsäureestern, Alkylbenzolsulfonate, sulfatierte
aliphatische Alkohole, mit einer anorganischen mehrbasigen Säure, wie Phosphorsäure
oder insbesondere Schwefelsäure, in saure Ester überführte Anlagerungsprodukte von
Ethylenoxid an höhere Amine, Säuren, Phenole oder Alkohole, sowie Ligninsulfonate
oder Derivate von Ligninsulfonaten, Kondensationsprodukte aus aromatischen Sulfonsäuren
und Formaldehyd und Polyphosphate in Frage.
[0020] Beispiele für anionische Tenside sind insbesondere:
Natriumdodecylsulfonat, Natriumlaurylsulfat, Natriumdodecylbenzolsulfonat, Natriumdibutylnaphthalinsulfonat,
saure Schwefelsäureester des Anlagerungsproduktes von 2 Mol Ethylenoxid an 1 Mol Nonylphenol,
Natriumdioctylsulfosuccinat, Kondensationsprodukte aus Kresol, 2-Naphthol-6-sulfonsäure
und Formaldehyd, sowie Sulfonsäuren von Naphthalin, Terphenyl oder Ditolylether.
[0021] Ein großer Teil dieser Verbindungen und weitere in Betracht kommende anionische Tenside
sind in K. Lindner, Tenside-Textilhilfsmittel-Waschrohstoffe, Band 1, Seiten 571 bis
835 (1964), beschrieben.
[0022] Die erfindungsgemäßen Dispersionen enthalten als Tenside besonders bevorzugt Ligninsulfonate
und/oder Kondensationsprodukte aus aromatischen Sulfonsäuren und Formaldehyd.
[0023] Die erfindungsgemäßen Dispersionen können auch Mischungen von anionischen und nichtionischen
Tensiden enthalten.
[0024] Als Dispersionsmittel werden für die erfindungsgemäßen Dispersionen Wasser und/oder
organische, mit Wasser mischbare Flüssigkeiten verwendet, deren Siedepunkt über 80°C,
vorzugsweise über 100°C, liegt.
[0025] Als solche Flüssigkeiten kommen vor al-lem mehrwertige Alkohole, ferner flüssige
Säureamide, in Betracht. Beispielsweise seien genannt: Di-, Tri- und Polyole wie Ethylenglykol,
Propylenglykol, Glycerin, und deren Ether wie Glykolmonoethylether, Diethylenglykolmonomethylether
und Diethylenglykolmonoethylether; als Säureamide Formamid und Dimethylformamid. Diese
organischen Flüssigkeiten wirken nicht nur als Dispergiermittel sondern dienen bei
ihrer gemeinsamen Verwendung mit Wasser zugleich als Mittel zur Herabsetzung der Frostempfindlichkeit
der Dispersionen. In den erfindungsgemäßen Dispersionen können Wasser und organische
Flüssigkeiten in beliebigen Mischungsverhältnissen vorliegen. Der Gehalt der erfindungsgemäßen
Dispersionen an diesen organischen Flüssigkeiten beträgt vorzugsweise 5 bis 20 Gew.-%,
bezogen auf das Gewicht der Gesamtdispersion.
[0026] Die erfindungsgemäßen Dispersionen können beispielsweise 30 bis 70 Gew.-% Dinitroanthrachinone
in feinverteilter Form, 0,5 bis 30 Gew.-% Tensid oder Tensidgemisch und mindestens
30 Gew.-% Wasser und/oder organische, mit Wasser mischbare Flüssigkeit enthalten.
Vorzugsweise enthalten die erfindungsgemäßen Dispersionen 45 bis 65 Gew.-% Dinitroanthrachinone
in feinverteilter Form, 1 bis 10 Gew.-% Tensid oder Tensidgemische und mindestens
35 Gew.-% Wasser und/ oder organische, mit Wasser mischbare Flüssigkeit.
[0027] Die erfindungsgemäßen Dispersionen können zusätzlich zu den vorstehend genannten
Komponenten weitere Stoffe enthalten, beispielsweise Konservierungsmittel, Eintrocknungsverhinderungsmittel
und/oder Mittel zur Stabilisierung von Dispersionen.
[0028] Als Konservierungsmittel kommen Stoffe in Frage, welche z.B. die Schimmelbildung
und/oder den Bakterienbefall verhindern. Hierfür.sind übliche Konservierungsmittel
geeignet, z.B. Pentachlorphenolnatrium, Additionsprodukte von Paraformaldehyd an araliphatische
Alkohole wie Benzylalkohol und/oder Formaldehydlösungen. Die Konservierungsmittel
können den erfindungsgemäßen Dispersionen beispielsweise in Mengen von 0 bis 3 Gew.-%,
vorzugsweise in Mengen von 0,05 bis 0,5 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht der Dispersion
zugesetzt werden.
[0029] Als Eintrocknungsverhinderungsmittel kommen übliche lösliche Eintrocknungsverhinderungsmittel
wie Polyalkylenglykole, z.B. Polyethylenglykole, mit Molekulargewichten von 200 bis
2000, und Polyhydroxyalkylurethane sowie, vorzugsweise, die bereits als Dispersionsmittel
bzw. als Mittel zur Herabsetzung der Frostempfindlichkeit beschriebenen organischen,
mit Wasser mischbaren Flüssigkeiten in Betracht. Die Eintrocknungsverhinderungsmittel
können den erfindungsgemäßen Dispersionen beispielsweise in Mengen von.2 bis 20, vorzugsweise
5 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht der Dispersion, zugesetzt werden.
[0030] Als Mittel, die eine Stabilisierung der Dispersionen bewirken, seien beispielsweise
genannt: hochdisperse Kieselsäure, Magnesium- und Aluminium-Silikate, Möntmorillonite,
die auch organische Basen enthalten können, Kreide und/oder Verdickungsmittel wie
Methylcellulose, Hydroxymethylcellulose, Hydroxyethylcellulose, Carboxymethylcellulose,
sowie Polyacrylate und/ oder Polymethacrylat und/oder deren Mischpolymerisate, Polyvinylalkohole,
sowie Kombinationen der genannten Stoffe. Die Stabilisierungsmittel können den erfindungsgemäßen
Dispersionen beispielsweise in Mengen von 0 bis 2, vorzugsweise 0,1 bis 1 Gew.-%,
bezogen auf das Gesamtgewicht der Dispersion, zugesetzt werden.
[0031] Die erfindungsgemäßen Dispersionen können z.B. in der Weise hergestellt werden, daß
man das zu dispergierende Dinitroanthrachinon, das Tensid bzw. das Tensidgemisch,
Wasser und/oder die organische, mit Wasser mischbare Flüssigkeit, deren Siedepunkt
über 80°C liegt und gegebenenfalls Stabilisierungsmittel im gewünschten Verhältnis
gemischt, einem üblichen Naßzerkleinerungsapparat zugeführt. Geeignete Naßzerkleinerungsapparate
sind z.B. Kneter, Knetschnecken, Kugelmühlen, Rotor-Stator-Mühlen, Dissolver, Korundscheibenmühlen
und Schwingmühlen. Vorzugsweise werden schnell laufende Rührwerksmühlen mit Mahlkörpern
verwendet, deren Mahlkörper vorzugsweise einen Durchmesser von 0,1 bis 10 mm aufweisen.
Die Mahlung erfolgt vorzugsweise solange, bis die Dinitroanthrachinon-Partikel zu
mindestens 80 Gew.-% eine Korngröße unter 10um, vorzugsweise unter 5gm aufweisen.
Die Konservierungsmittel und/oder Eintrocknungsverhinderungsmittel können der Dispersion
vor oder nach der Mahlung zugesetzt werden.
[0032] Falls die erfindungsgemäßen Dispersionen in Zellstoffgewinnungsverfahren eingesetzt
werden sollen, die in alkalischem Medium durchgeführt werden, kann es vorteilhaft
sein, den Dispersionen kleine Mengen eines alkalisch reagierenden Stoffes zuzusetzen.
Solche alkalisch reagierenden Stoffe sind z.B. wäßrige Natronlauge oder wäßrige Kalilauge.
Diese Stoffe können den Dispersionen in Mengen von 0 bis 2 Gew.-%, bezogen auf das
Gesamtgewicht der Dispersion, zugesetzt werden.
[0033] Die erfindungsgemäßen Dispersionen werden in Verfahren zur Gewinnung von Zellstoff
aus Lignocellulosematerialien verwendet. Die erfindungsgemäßen Dispersionen können
bei der Zellstoffgewinnung vor der Kochung, vorteilhaft jedoch bereits vor der Imprägnierung
zugesetzt werden, in der das Lignocellulosematerial bei einer Temperatur von 80 bis
100°C mit der wäßrigen Lösung der Aufschlußchemikalien imprägniert wird. In den Fällen,
in denen die wäßrige Lösung der Aufschlußchemikalien auch als Fördermedium zur Beschickung
der Imprägnierer und/oder Kocher mit dem Lignocellulosematerial dient, können die
erfindungsgemäßen Dispersionen sowohl in die rücklaufende Lösung oder in die mit Hackschnitzeln
beladene Lösung als auch unmittelbar in den Imprägnierer oder Kocher eindosiert werden.
[0034] Die erfindungsgemäßen Dispersionen werden beim Einsatz in Verfahren zur Zellstoffgewinnung
im allgemeinen in einer Menge von 0,001 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht des
Lignocellulosematerials, eingesetzt.
[0035] Mit Hilfe der erfindungsgemäßen Dispersionen wird die gewünschte Feinverteilung der
Dinitroanthrachinone in den Aufschlußflüssigkeiten erreicht. Die erfindungsgemäßen
Dispersionen sind stabil und pumpfähig, d.h. sie können mit Hilfe geeigneter Pumpen,
beispielsweise Schlauchquetschpumpen, Exzenterschneckenpumpen oder Kolbenpumpen dosiert
und durch Rohrleitungen gefördert werden. Infolge ihrer Stabilität können sie mehrere
Wochen oder sogar Monate gelagert werden, ohne daß sich die dispergierten Stoffe absetzen
bzw. aufschwimmen bzw. nur sowenig absetzen oder aufschwimmen, daß sie mit einfachen
Mitteln, z.B. langsam laufenden Rührern, wieder in den dispergierten Zustand gebracht
werden können. In Form der erfindungsgemäßen Dispersionen lassen sich die Dinitroanthrachinone
durch einfache Volumen- oder Mengenmessung dosieren.
[0036] Durch die Verwendung der erfindungsgemäßen Dispersionen in Verfahren zur Zellstoffgewinnung
einschließlich der Zellstoffbleichung kann die günstige Wirkung der Dinitroanthrachinone
optimal genutzt werden.
[0037] Es ist als ausgesprochen überraschend zu bezeichnen, daß die erfindungsgemäßen Dispersionen
die Anforderungen für den Einsatz bei der Zellstoffgewinnung einschließlich der Zellstoffbleichung
vollständig erfüllen, da wegen der geringen, doch nicht vernachlässigbaren Löslichkeit
der Dinitroanthrachinone in Wasser mit deren Rekristallisation unter Teilchenvergrößerung
zu rechnen war und deshalb nicht erwartet werden konnte,. daß der feinverteilte Zustand
und damit stabile Dispersionen über längere Zeit aufrechterhalten werden können.
[0038] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur Gewinnung von ` Zellstoff aus
Lignocellulosematerialien in Gegenwart.von Dinitroanthrachinonen, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß man die Dinitroanthrachinone in Form der erfindungsgemäßen Dispersionen anwendet.
[0039] Die Verfahren zur Zellstoffgewinnung aus Lignocellulosematerialien als solche werden
in an sich bekannter Weise durchgeführt. Beispielsweise können diese Verfahren durchgeführt
werden, indem man Lignocellulosematerialien in einer Sulfitlösung, die sauer, neutral
oder alkalisch sein kann, digeriert und der Digerierlösung vor oder nach Zugabe des
Lignocellulosematerials die erfindungsgemäßen Dispersionen zusetzt. Man kann die erfindungsgemäßen
Dispersionen auch in den bekannten Zellstoffgewinnungsverfahren einsetzen, die als
Kraft-Verfahren, Soda-Verfahren und Polysulfid-Verfahren bezeichnet werden. Man kann
die erfindungsgemäßen Dispersionen weiterhin in dem bekannten Sauerstoff-Alkali-Verfahren
zur Zellstoffgewinnung und/oder in den für die Zellstoffgewinnung bekannten Bleichverfahren
einsetzen.
[0040] Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens werden infolge der gleichmäßigen Verteilung
der Dinitroanthrachinone in der Aufschlußlösung Zellstoffe besonders einheitlicher
Qualität erhalten.
BeisDiel 1
[0041] 600 g einer technischen Mischung von Dinitroanthrachinonen (Zusammensetzung: 30,7
Gew.-% 1.8-, 27,1 Gew.-% 1.6-, 23,0 Gew.-% 1.7-, 10,0 Gew.-% 1.5-, 1,1 Gew.-% 2.7-,
1,0 Gew.-% 2.6-Dinitroanthrachinon; 0,7 Gew.-% 1-Nitroanthrachinon und 6,4 Gew.-%
sonstige Nitroanthrachinone), 318 g Wasser, 60 g Ethylenglykol und 20 g eines Kondensationsproduktes
aus 1 Mol Naphthalinsulfonat und 1 Mol Formaldehyd und 2 g eines Konservierungsmittels
auf Basis einer formaldehydabspaltendep Verbindung werden in einem Dissolver (hochtouriges
Rührwerk) vorgemischt und in einer Rührwerksmühle vermahlen, bis 80 % des Dinitroanthrachinons
eine Korngröße unter 10µm aufweist.
[0042] Es wird eine fließfähige, stabile Dispersion des Dinitroanthrachinongemisches erhalten.
Die Dispersion ist pumpbar und läßt sich ohne Schwierigkeiten in Holzaufschlußlaugen
des Sulfit-, Kraft- und Sodaprozesses einrühren.
Beispiel 2
[0043] 500 g einer Mischung von Dinitroanthrachinonen (Zusammensetzung: 33 Gew.-% 1.6-,
21,7 Gew.-% 1.8-, 21,6 Gew.-% 1.7-, 6,5 Gew.-% 1.5-, 1,9 Gew.-% 2.6- und 1,8 Gew.-%
2.7-Dinitroanthrachinon und 1,4 Gew.-% 1-Nitroanthrachinon) werden mit 480 g Ethylenglykol
und 20 g Natriumdinaphthylmethansulfonat in einem Dissolver vorgemischt und anschließend
in einer Perlmühle vermahlen, bis 80 % des Dinitroanthrachinongemisches eine Korngröße
unter 5gm aufweist.
[0044] Es wird eine stabile pumpfähige Dispersion erhalten, die sich ohne Schwierigkeiten
pumpen und in Holzaufschlußlaugen des Sulfit-, Kraft- und Sodaprozesses verteilen
läßt.
Beispiel 3
[0045] 600 g der in Beispiel 1 beschriebenen Dinitroanthrachinon-Mischung, 60 g Ethylenglykol,
313 g Wasser und 20 g Natriumdinaphthylmethansulfonat werden wie in Beispiel 1 beschrieben
vermahlen. Die Suspension wird mit Aluminiumsilikat verdickt und mit 3 g 50 %iger
Natronlauge alkalisch gestellt.
[0046] Es wird eine pumpfähige, stabile Dispersion erhalten.
Beispiel 4
[0047] 600 g der in Beispiel 1 beschriebenen Mischung von Dinitroanthrachinonen wird mit
60 g Propylenglykol, 315 g Wasser und 20 g Ligninsulfonat wie in Beispiel 1 beschrieben
vermahlen. Die Suspension wird mit einem Konservierungsmittel auf Basis eines Formaldehydadditionsproduktes
an Benzylalkohol versetzt und mit 3 g 50 %iger Natronlauge alkalisch gestellt.
[0048] Es wird eine stabile, fließfähige Dispersion erhalten, die sich in den Holzaufschlußlaugen
des Kraft- und Sodaprozesses verteilen läßt.
1) Dispersionen von Dinitroanthrachinonen für die Verwendung in Verfahren der Zellstoffgewinnung,
dadurch gekennzeichnet, daß sie die Dinitroanthrachinone in feinverteilter Form, Tenside
und Wasser und/oder flüssige organische mit Wasser mischbare Verbindungen, deren Siedepunkt
über 80°C liegt, enthalten.
2) Dispersionen gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Dinitroanthrachinone
zu mindestens 80 Gew.-% aus Teilchen einer Korngröße unter 10µm bestehen.
3) Dispersionen gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Dinitroanthrachinone
zu mindestens 80 Gew.-% aus Teilchen einer Korngröße unter 5gm bestehen.
4) Dispersionen gemäß Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß sie als Tenside
anionische Tenside enthalten.
5) Dispersionen gemäß Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß sie als anionische
Tenside Ligninsulfonate und/oder Kondensationsprodukte aus aromatischen Sulfonsäuren
und Formaldehyd enthalten.
6) Dispersionen gemäß Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß sie als organische,
mit Wasser mischbare Flüssigkeiten, deren Siedepunkt über 80°C liegt, Di-, Tri- und
Polyole und/oder deren Ether und/oder Säureamide enthalten.
7) Dispersionen gemäß Ansprüchen 1 bis 6, enthaltend 30 bis 70 Gew.-% Dinitroanthrachinone,
0,5 bis 30 Gew.-% Tenside und mindestens 30 Gew.-% Wasser und/oder organische, mit
Wasser mischbare Flüssigkeiten, deren Siedepunkt über 80°.C liegt.
8) Dispersionen gemäß Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß sie zusätzlich
Konservierungsmittel, Eintrocknungsverhinderungsmittel und/oder Mittel zur Stabilisierung
von Dispersionen enthalten.
9) Verfahren zur Herstellung der Dispersionen gemäß Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß man Dinitroanthrachinone, Tenside und Wasser und/ oder organische, mit Wasser
mischbare Flüssigkeiten, deren Siedepunkt über 80°C liegt, miteinander vermahlt, bis
die Dinitroanthrachinone zu mindestens 80 Gew.-% aus Teilchen mit einer Korngröße
unter 10ym bestehen.
10) Verwendung der Dispersionen gemäß Ansprüchen 1 bis 8 in Verfahren zur Gewinnung
von Zellstoff aus Lignocellulosematerialien.
Patentansprüche für folgende(n) Vertragsstaat(en) : AT
1) Verfahren zur Herstellung von Dispersionen von Dinitroanthrachinonen für die Verwendung
in der Zellstoffgewinnung, dadurch gekennzeichnet, daß man Dinitroanthrachinone mit
Tensiden und Nasser und/oder flüssigen, organischen, mit Wasser mischbaren Verbindungen,
deren Siedepunkt über 80°C liegt, vermahlt.
2) Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Dinitrcanthrachinone
mit den Tensiden und dem Wasser und/oder den flüssigen organischen Verbindungen vermahlt,
bis die Dinitroanthrachinone zu mindestens 80 Gew.-% aus Teilchen mit einer Korngröße
unter 10 µm bestehen.
3) Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Dinitroanthrachinone
mit den Tensiden und dem Wasser und/oder den flüssigen organischen Verbindungen vermahlt,
bis die Dinitroanthrachinone zu mindestens 80 Gew.-% aus Teilchen mit einer Korngröße
unter 5 µm bestehen.
4) Verfahren gemäß Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man als Tenside
anicnische Tenside verwendet.
5) Verfahren gemäß Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man als anionische
Tenside Ligninsulfonate und/oder Kondensationsprodukte aus aromatischen Sulfonsäuren
und Formaldehyde verwendet.
6) Verfahren gemäß Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man als organische,
mit Kasser mischbare Flüssigkeiten, deren Siedepunkt über 80°C liegt, Di-, Tri- und
Polycle und/oder deren Äther und/oder Säureamide verwendet.
7) Verfahren gemäß Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man Dinitroanthrachinone,
Tenside und Wasser und/oder organische, mit wasser mischbare Flüssigkeiten, deren
Siedepunkt über 80°C liegt, in einer solchan Menge anwendet, daß die Dispersionen
30 bis 70 Gew.-% Dinitroanthrachinone, 0,5 bis 30 Gew.-% Tonside und mindestens 30
Gew.-% Kasser und/oder oraganische, mit Wasser mischbare Flüssigkeiten enthalten.
8) Verfahren gemäß Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß man zusätzlich
zu den angerebenen Komponenten noch Konservierungsmittel, Eintrocknungsverhinderungsmittel
und/oder Mittel zur Stabilisierung von Dispersionen verwendet.
9) Verwendung der gemäß Ansprüchen 1 bis 8 hergestellten Dispersionen in Verfahren
zur Herstellung von Zellstoff aus Lignocellulosematerialien.