(19)
(11) EP 0 031 161 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
01.07.1981  Patentblatt  1981/26

(21) Anmeldenummer: 80108071.4

(22) Anmeldetag:  19.12.1980
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3D21H 5/10
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH FR GB IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 20.12.1979 DE 2951486

(71) Anmelder: GAO Gesellschaft für Automation und Organisation mbH
D-81307 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Devrient, Ludwig
    D-8011 Vaterstetten (DE)

(74) Vertreter: Kador & Partner 
Corneliusstrasse 15
80469 München
80469 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Gegen Fälschungen und Verfälschungen geschütztes Sicherheitspapier


    (57) Es wird ein Sicherheitspapier beschrieben, das in seinem Inneren zerquetschbare Mikrokapseln enthält, die einen Leukofarbstoff (1) und gegebenenfalls einen Farbakzeptor (2) enthalten.
    Beim Zerquetschen der Leukokapseln reagiert der Leukofarbstoff mit dem Farbakzeptor unter Farbbildung oder- änderung. Ein Unterschriftszug kann auf diese Weise unverfälschbar im Inneren der Papiermasse sichtbar gemacht werden.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein gegen Fälschungen und Verfälschungen geschütztes Sicherheitspapier, das mit zerquetschbaren Mikrokapseln, die einen Leukofarbstoff enthalten und einem mit dem Leukofarbstoff unter Farbbildung oder -änderung reagierenden Farbakzeptor ausgerüstet ist. Die Erfindung betrifft darüberhinaus ein Verfahren zur Herstellung eines derartigen Sicherheitspapiers.

    [0002] Im wirtschaftlichen Verkehr werden Geldwerte und Ansprüche auf solche Geldwerte oft durch auf Papier gedruckte oder geschriebene Dokumente dargestellt. Derartige Dokumente können z. B. Banknoten, Schecks oder Aktien sein. In diesen sowie in allen anderen Fällen, bei denen bedruckten oder geschriebenen Dokumenten erhöhte Bedeutung zukommt (Urkunden, Pässe, Fahrt- oder Flugausweise von hohem Wert), muß darauf geachtet werden, daß der Inhalt solcher Dokumente entweder gar nicht oder doch nur sehr schwer verändert werden kann. Man erreicht dies in der Regel dadurch, daß Manipulationen an einem solchen Dokument sichtbare Spuren hinterlassen, welche den Veränderungsversuch erkennen lassen. Zu diesem Zweck benutzt man auch Reagenzien, welche dem Papier zugesetzt werden. Solche Reagenzien sprechen auf viele Verfälschungsversuche mit chemischen Mitteln gut an. Es fehlt jedoch häufig eine Sicherung gegen Änderungsversuche durch mechanisches Radieren.

    [0003] Es ist zwar bekannt, Wertdrucke mittels komplizierter Hintergrundmuster auch gegen mechanische Radierversuche abzusichern, wobei diese Hintergrundmuster so ausgebildet sind, daß sie durch Radierversuche irreversibel verändert oder zerstört werden. Manipulationen sind dadurch für jedermann ohne Hilfsmittel erkennbar.

    [0004] Derartige Sicherungstechniken lassen sich aber insbesondere bei maschinell verarbeitbaren Wertdrucken, wie Schecks und dergleichen, in den Bereichen, in denen Manipulationen bevorzugt vorgenommen werden (z. B. OCR-Zeile), nur begrenzt einsetzen, da in vielen Fällen durch derartige Hintergrundmuster die Lesbarkeit der maschinell zu verarbeitenden Daten gestört wird.

    [0005] Es ist außerdem bekannt, Papier gegen mechanisches Ra- . dieren dadurch zu sichern, daß man es aus drei verschieden gefärbten Lagen zusammenfügt. Radiert man auf der äußeren weißen Lage eines solchen Papiers, so tritt die Farbe der darunterliegenden Schicht deutlicher hervor, womit der Radierversuch offenkundig wird. Solche Papiere sind nur auf eigens dafür hergestellten Maschinen unter relativ hohem Aufwand zu fertigen. Nachteilig ist, daß durch die Färbung der Schichten und die damit verbundene Undurchsichtigkeit die Einbringung eines Wasserzeichens erschwert, wenn nicht völlig nutzlos gemacht wird.

    [0006] Es ist ferner bekannt, ein Papier dadurch gegen Radieren zu sichern, daß man es mit möglichst geringer Dichte herstellt. Ein solches Papier besteht dann aus einem ziemlich lockeren Faserverband, in welchem Radierversuche größere Zerstörungen anrichten. Auf diese Weise ist zwar der Radierversuch sichtbar, doch hat ein derart voluminös gearbeitetes Papier in der Regel nicht die für die meisten Anwendungszwecke geforderten Festigkeitswerte.

    [0007] Eine weitere Möglichkeit zum Schutz von Wertpapieren gegen mechanisches Radieren wird in der DE-PS 16 596 beschrieben. Danach ist bereits ein Sicherheitspapier für Schecks und ähnliche Anwendungen bekannt, welches aus zwei aufeinandergeklebten Papierschichten besteht und welches auf den Innenflächen einen Farbdruck trägt. Bei mechanischen Radierversuchen wird die entsprechende Papierschicht abgetragen und dadurch dünner; deshalb treten die Linien des Innendruckes deutlicher hervor und die Manipulation wird erkennbar. Weil der Innendruck auch mit empfindlichen Anilinfarben ausgeführt wird, welche bei Anwendung von Radierflüssigkeiten auslaufen, ist derartiges Sicherheitspapier auch gegen chemisches Radieren geschützt. Papier nach dieser Erfindung erfüllt allerdings keineswegs die Anforderungen, die heutzutage an Sicherheitspapier gestellt werden. Zusammengeklebtes Papier ist in seinen Schichten spaltbar und damit relativ leicht zu fälschen und zu verfälschen.

    [0008] Die Verwendung von Mikrokapseln zum Schutz von Wertpapieren und Ausweisen ist in der DE-OS 23 23 076 beschrieben: Die Mikrokapseln sind dazu mit Flüssigkristallen gefüllt, welche bei bestimmten, dem Wertpapier zumutbaren Temperaturen einen Farbumschlag zeigen. Diese Kapseln haben dabei nur die Funktion eines Echtheitsmerkmals; mit seiner Hilfe sollen Falsifikate von echten Wertpapieren unterschieden werden. Dazu wird das Wertpapier einer entsprechenden Temperatur ausgesetzt, wobei die ansonsten unsichtbaren Mikrokapseln durch ihren Farbumschlag sichtbar werden.

    [0009] Bei dieser Prüfung werden die Mikrokapseln nicht zerquetscht, ihre Hüllen können deshalb sehr stabil ausgeführt werden. Das bekannte mit den Mikrokapseln beschichtete Wertpapier schützt allerdings in keiner Weise gegen mechanische Radierversuche und auch als Echtheitsmerkmal dürften diese Mikrokapseln nur von geringem Wert sein, weil der Farbumschlag gemessen an den branchenüblichen Anforderungen zu langsam erfolgt und die erzielbaren Farbkontraste nicht ausreichend sind.

    [0010] Es ist schließlich bekannt, ein Wertpapier oder Sicherheitspapier dadurch abzusichern, daß man auf seiner Oberfläche mikroverkapselte Leukofarbstoffe aufbringt, wie dies aus der Technik der Kopierpapiere bekannt ist. Das Aufbringen geschieht entweder vollflächig durch Aufstreichen oder aber mit geeigneten Druckmaschinen von sehr niedrigem Anpreßdruck. Radiert man an den so geschützten Stellen, so wird durch den mechanischen Druck das Mikrokapselgefüge zerstört, und der Farbstoff tritt aus. Durch Reaktion mit bestimmten Farbakzeptoren entsteht eine sichtbare Färbung, welche den Radierversuch nachweist.

    [0011] Eine derartige Sicherung von Wertpapieren wird z. B. in der DE-PS 26 000 781 beschrieben. Danach werden Eintrittskarten, Flugtickets oder Fahrkarten mit einer Bechichtung versehen, welche aus einer Drucklackfarbe und eingebetteten Mikrokapseln mit Leukofarbstoff besteht. Diese Beschichtung bedeckt nur einen Teil der Oberfläche des Wertpapiers und hat zudem die Form eines Musters, das vorzugsweise aus Streifen oder Wellenlinien besteht. Das Muster.befindet sich an der Stelle, die für die Bestempelung oder die Beschriftung des Wertpapiers vorgesehen ist und bedeckt auch diese nicht vollständig. Bei der Beschriftung werden entsprechend dem verwendeten Muster die vom Schriftzeichen getroffenen Mikrokapseln zerstört, der auslaufende Leukofarbstoff reagiert mit dem im Papiergefüge vorhandenen Farbakzeptor und wird aufgrund der nachfolgenden Farbreaktion sichtbar. Anschließend ist eine Änderung der aufgeschriebenen Information nur möglich, wenn die Beschichtung vollständig abgetragen wird.

    [0012] Das bekannte Papier erfüllt nicht alle Wünsche, die man an Sicherheitspapier stellt, das gegen mechanisches Radieren geschützt ist. Die Mikrokapseln befinden sich ausschließlich an der Oberfläche des Papiers und damit nahezu in derselben Ebene wie die aufgedruckte Information. Deshalb werden Verfälschungen nicht genügend erschwert. Wenn man nämlich nur eine genügend dicke Schicht der Oberfläche abträgt, so entfernt man gleichzeitig die Information und das diese sichernde durch die Mikrokapseln bewirkte Abbild dieser Information in der Oberflächenbeschichtung; trotzdem bleibt das Papier an dieser Stelle noch dick genug, um anschließend eine neue gefälschte Information aufbringen zu können. Gelingt es gar mit chemischen oder mechanischen Mitteln die Oberflächenbeschichtung abzulösen, so entfernt man mit ihr gleichzeitig auch die darüber gedruckte Information, ohne daß die eigentliche Papiermasse angegriffen wird. Da dem Fachmann . die Technologie der Herstellung und des Auftragens von Beschichtungen mit Mikrokapseln, die Leukofarbstoffe enthalten, bekannt ist, kann anschließend eine neue Beschichtung aufgebracht und danach die gefälschte Information eingeschrieben werden. Aus dem gleichen Grunde stellt die bekannte Sicherung keinen Schutz gegen Totalfälschungen dar. Ein weiterer Nachteil hängt ebenfalls mit der Anordnung der Mikrokapseln auf - der Papieroberfläche zusammen. Die Beschichtung liegt damit nicht nur.in der Ebene der größten mechanischen Belastungen, sondern sie ist auch den Einwirkungen von Oberflächenverletzungen, wie Kratzen etc.., besonders ausgesetzt. Alle diese Effekte führen zu unbeabsichtigten Verfärbungen des Sicherheitspapiers durch die Belastungen, denen es im Umlauf unterworfen ist.

    [0013] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein durch Mikrokapseln gegen Radieren wirkungsvoll gesichertes Papier zu schaffen. Dabei soll das Vorhandensein der Mikrokapseln gleichzeitig die Echtheit des Sicherheitspapiers gewährleisten, also Totalfälschungen ausschließen und die Einbringung weiterer Echtheitsmerkmale, wie z. B. Wasserzeichen, ermöglichen. Das Sicherheitspapier soll weiterhin so beschaffen sein, daß es durch die beim Umlauf auftretenden Belastungen nicht unbeabsichtigt verfärbt wird.

    [0014] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die Mikrokapseln und der Farbakzeptor im Inneren der Papiermasse vorliegen.

    [0015] Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Sicherheitspapiers sind Gegenstand der Unteransprüche.

    [0016] Die Herstellung des erfindungsgemäßen Sicherheitspapiers erfolgt in an sich bekannter Art und Weise auf einer Papiermaschine; bereits vor der Blattbildung mischt man aber dem Papierstoff sowohl mikroverkapselte Leukofarbstoffe als auch den Reaktionspartner, d. h. Farbakzeptor bei. Letzterer kann gegebenenfalls auch mikroverkapselt vorliegen. Voraussetzung dieses Herstellungsverfahrens ist, daß Wandstärke und Festigkeit der Mikrokapseln mit den das Papier mechanisch belastenden Produktionsvorrichtungen so abgestimmt sind, daß während der Papierherstellung (einschließlich der - verschiedenen Preß- und Trockenvorgänge) die Mikrokapseln nicht zerstört werden.

    [0017] Gemäß eines bevorzugten Verfahrens wird das Papier auf einer Doppelsiebmaschine derart hergestellt, daß der mikroverkapselte Leukofarbstoff in einer von einem ersten Sieb abgenommenen Bahn eingelagert ist, während sich der Farbakzeptor in einer weiteren, von einem zweiten Sieb abgenommenen Bahn befindet. Die Bahnen werden anschließend noch vor ihrer Trocknung vereinigt und zusammengegautscht.

    [0018] Das nach dem genannten bevorzugten Herstellungsverfahren erzeugte Wertpapier zeichnet sich durch besondere Vorteile aus. Beim Beschriften des Papiers werden die Mikrokapseln zerstört, die sich unter den Schriftzeichen befinden; die Farbreaktion findet aber hauptsächlich in der Grenzebene statt, die durch den zweilagigen Herstellungsprozeß gegeben ist. Nur in dieser Ebene sind nämlich beide Reaktionspartner, davon mindestens einer mikroverkapselt, in enger Nachbarschaft vorhanden. Bei der Beschriftung entsteht deshalb ein Ebenbild der aufgetragenen Information in einer inneren Ebene des Dokumentes. Dieses ist naturgemäß nicht abzutragen, ohne das Papiergefüge nachhaltig und deutlich erkennbar zu zerstören. Weil das Einbringen der Mikrokapseln in der geschilderten Weise den ganzen apparativen Aufwand sowie das besondere know-how der Sicherheitspapierherstellung voraussetzt, ist schon die Farbreaktion in einer bestimmten inneren Ebene des Sicherheitspapiers ein zuverlässiges Kennzeichen für seine Echtheit, ähnlich wie diese z. B. auch durch einen Sicherheitsfaden nachgewiesen wird.

    [0019] Ferner bedeutet die Einbettung der Mikrokapseln in das Papier gleichzeitig einen mechanischen Schutz für die Kapseln. In den äußeren Schichten, welche naturgemäß besonderen Belastungen ausgesetzt sind, befinden sich in der Nähe der Mikrokapseln keine Reaktionspartner, mit denen der Farbstoff bei unbeabsichtigtem Beschädigen der Kapseln reagieren könnte. Obwohl die reaktionsfähigen Kapseln im Inneren des Wertpapiers durch das Papier selbst relativ gut geschützt sind, bewirkt der während des Beschreibens auf sie einwirkende vergleichsweise hohe Druck die sichere Zerstörung der Mikrokapseln. Entfernt man an einem erfindungsgemäßen Wertpapier die aufgetragene Information durch mechanisches Radieren, so bleibt dessen Abbild in der inneren Schicht trotzdem sichtbar und weist damit auf eine eventuelle Fälschung deutlich hin.

    [0020] Auf die geschilderte Weise hergestelltes Sicherheitspapier ist bedruckbar, ohne daß dabei die Mikrokapseln zerstört werden; es eignen sich die für den Wertdruck üblicherweise verwandten Druckverfahren mit Ausnahme des Stahltiefdruckverfahrens.

    [0021] Durch passende Gestaltung der relativen Dicken beider Papierschichten kann schließlich erreicht werden, daß die Farbreaktionszone mehr auf der Vorderseite oder mehr auf der Rückseite des Blattes zu liegen kommt. Legt man beispielsweise die Reaktionszone hauptsächlich auf die Rückseite des Blattes, so wird ein Fälschungsversuch auf der Vorderseite zunächst scheinbar gelingen. Erst eine Inspektion der Blattrückseite ließe den Fälschungsversuch erkennen. Andererseits würde eine Verlegung der Reaktionsschicht auf der Vorderseite des Blattes jeden Verfälschungsangriff sofort sichtbar machen.

    [0022] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Beispielen und der beigefügten Zeichnung näher erläutert.Darin zeigen:

    Fig. 1a einen Querschnitt durch ein erfindungsgemäßes Sicherheitspapier, einlagig, mit gleichmäßiger Verteilung von mikroverkapseltem Leukofarbstoff und Farbakzeptor im Papiervolumen vor der Beschriftung,

    Fig. 1b einen Querschnitt durch ein erfindungsgemäßes Sicherheitspapier, einlagig, mit gleichmäßiger Verteilung von Leukofarbstoff und Farbakzeptor im Papiervolumen nach der Beschriftung,

    Fig. 2a einen Querschnitt durch ein erfindungsgemäßes Sicherheitspapier, zweilagig, mit gleichmäßiger Verteilung von mikroverkap- seltem Leukofarbstoff in der einem Teilvolumen des Sicherheitspapiers und gleichmäßiger Verteilung des Farbakzeptors in einem anderen Teilvolumen des Sicherheitspapiers vor der Beschriftung,

    Fig. 2b einen Querschnitt durch ein erfindungsgemäßes Sicherheitspapier nach Fig.-2a, jedoch nach der Beschriftung,

    Fig. 3a einen Querschnitt durch ein erfindungsgemäßes Sicherheitspapier, zweilagig, mit mikroverkapseltem Leukofarbstoff in der durch Zusammenfügung der beiden Lagen gekennzeichneten Ebene und mit dem Farbakzeptor in einem Teilvolumen des Sicherheitspapiers vor der Beschriftung,

    Fig. 3b einen Querschnitt durch ein erfindungsgemäßes Sicherheitspapier nach Fig. 3a, jedoch nach der Beschriftung,

    Fig. 4a einen Querschnitt durch ein erfindungsgemäßes Sicherheitspapier, zweilagig, mit mikroverkapseltem Leukofarbstoff und Farbakzeptor ausschließlich in der durch die Zusammenfügung der beiden Lagen gekennzeichneten Ebene vor der Beschriftung,

    Fig. 4b einen Querschnitt durch ein erfindungsgemäßes Sicherheitspapier, nach Fig. 4a, jedoch nach der Beschriftung,

    Fig. 5 eine Doppelsiebpapiermaschine.


    Beispiel 1:



    [0023] Im einfachsten Falle stellt man aus Wasser, 50 % Fichtensulfitzellstoff und 50 % Kiefersulfatzellstoff (gebleicht) durch Mahlung im Holländer einen Faserstoffbrei von 3 % Stoffdichte und einem Mahlgrad von 50 SR her. Diesem Papierstoff wird in üblicher Weise 5 % Titandioxyd als Füllstoff zugesetzt. Ferner fügt man 1 % eines sauren Silikates (z. B. Copisil der Firma Süd-Chemie AG) und ein mikroverkapseltes Leukofarbstoffsystem zu. Das Mikrokapselsystem wird in bekannter Weise dadurch erhalten, daß man z. B. eine 10 %ige Lösung von Leukomalachitgrün in einem substituierten Naphtalinkohlenwasserstoff löst. Ein Teil dieser Lösung wird in drei Teilen Wasser unter Zusatz von einem viertel Teil Hautleim emulgiert. Nachfolgend stellt man den pH-Wert auf neutral und fügt ein Gemisch aus Formalin und Glyoxal in einer Menge von 3 % bezogen auf die Gesamtmasse der Mischung zu. Man läßt zunächst bei Zimmertemperatur reagieren und erwärmt schließlich auf 50 - 60° C.

    [0024] Von der so erhaltenen Mikrokapselsuspension werden 3 % dem Faserstoff zugesetzt.

    [0025] Man bildet aus der Stoffsuspension in an sich bekannter Weise auf einem Drahtsieb ein Blatt, welches anschließend abgegautscht und getrocknet wird. Beim Abgautschen ist darauf zu achten, daß der Liniendruck nicht zu hoch gewählt wird. Dies bedeutet, daß das Blatt mit erhöhtem Feuchtigkeitsgehalt in die Trockenpartie einlaufen muß.

    [0026] Fig. 1a zeigt ein derart hergestelltes Sicherheitspapier schematisiert vor der Beschriftung. Im gesamten Papiervolumen sind sowohl mikroverkapselte Leukofarbstoffe 1 als auch saures Pigment 2 als Farbskzeptor und Reaktionspartner benachbart vorhanden.

    [0027] Bei der Beschriftung bzw. Bestempelung werden unter dem Schriftzeichen 4 die Mikrokapseln zerquetscht, der Leukofarbstoff tritt aus und reagiert mit den sauren Pigmenten der Nachbarschaft. Fig. 1b zeigt schematisch die danach durch das gesamte Papiervolumen gehende Verfärbung 3.

    [0028] Dies bedeutet, daß der Schriftzug quer durch die ganze Stoffmasse bis auf die Rückseite des Blattes sichtbar wird. Ein Radierversuch wäre also nur dann erfolgreich, wenn er die gesamte Papiermasse unter Hinterlassen eines Loches entfernen würde. Jeder andere Radierversuch führt ebenfalls zum Ansprechen der Sicherung und zu einer großflächigen grünen Verfärbung der verfälschten Stelle.

    Beispiel 2:



    [0029] Von Hand oder vorzugsweise auf einer Doppelsieb-Papiermaschine (Fig. 5) bildet man zwei Hälften Papierstoff 9, 10.

    [0030] Der einen Hälfte setzt man das saure Silikat zu, der anderen Hälfte die nach Beispiel 1 hergestellte Mikrokapselsuspension. Zunächst wird auf diesem Sieb 11 in bekannter Weise aus dem das saure Silikat enthaltenden Papierstoff ein Blatt 12 von etwa 30 g/m2 flächenbezogener Masse hergestellt. Dieses Blatt kann ohne besondere Vorsichtsmaßnahme abgegautscht und weiter bearbeitet werden. Auf einem zweiten Sieb 13 stellt man ein Blatt von 50 g/m2 flächenbezogener Masse aus dem Stoff her, welcher die Mikrokapseln 1 enthält. Beide Blätter werden in feuchtem Zustand zusammengeführt und aufeinander gegautscht. Nach dem Trocknen erhält man ein Papier, welches bei etwa 3/8 seiner Dicke eine Berührungszone 5 zwischen saurem Silikat und Mikrokapseln enthält; dies ist in Fig. 2 schematisch im Querschnitt gezeigt.

    [0031] Es ist der besondere Vorteil dieser Ausführung der Erfindung, daß bei der Beschriftung ein durch die Farbreaktion hervorgerufenes Bild der Beschriftung hier nur in einer bestimmten inneren Ebene 5 entsteht, daß die innere Ebene in weiten Grenzen durch entsprechende Wahl der Lagendicke bei der Papierherstellung im Papiervolumen verschiebbar ist und daß diese innere Ebene nicht durch Manipulation wie Spaltung etc. freigelegt werden kann.

    [0032] Wegen der Unzugänglichkeit der im Papierinneren entstandenen Muster, die auch nicht durch eine Papierdurchfärbung simuliert werden können, dienen diese in gleicher Weise wie Sicherheitsfäden und ähnlicher Einlagerungen im Papiervolumen als wertvolles Echtheitskennzeichen.

    [0033] Durch die spezielle Wahl der Lage der Reaktionszone im Papiervolumen kann das Sicherheitsmuster mehr an die beschriftete Oberfläche oder mehr an die Rückseite des Sicherheitspapiers gerückt werden und so auf der Papiervorderseite auffällig oder weniger auffällig in Erscheinung treten.

    [0034] Ein Entfernen des Musters durch mechanisches Radieren ist ohne augenfällige Zerstörung des Papiers nicht möglich, das Muster wegen der umschließenden und damit schützenden Papiermasse nicht veränderbar.

    Beispiel 3:



    [0035] Auf-einer Doppelsiebpapiermaschine wird wie bei Beispiel 2 Papier aus zwei Hälften Papierstoff hergestellt. Im Gegensatz zu den Beispielen 1 und 2 wird der mikroverkapselte Leukofarbstoff jedoch nicht der Pulpe beigemischt, sondern nach dem Schöpfen und vor der Vereinigung der beiden Bahnen mittels einer geeigneten Vorrichtung 8 zwischen diese gespritzt (7). Die Mikrokapseln werden dabei vorzugsweise in einer Flüssigkeit suspendiert und durch Düsen auf die Papierbahn geblasen. Ähnliche Vorrichtungen sind als Tintenstrahlschreiber bekannt. Das Aufsprühen oder Aufblasen der unsuspen- dierten trockenen Mikrokapseln ist'aber ebenso denkbar. Der Farbakzeptor bzw. Reaktionspartner wird wie in Beispiel 2 wieder einer Hälfte des Papierstoffs beigemischt.

    [0036] Das so hergestellte Sicherheitspapier ist in Fig. 3 schematisch dargestellt.

    [0037] Papier nach dieser Ausführung der Erfindung ist dadurch charakterisiert, daß die Reaktionszone noch schmäler ausfällt als dies bei Papieren nach Beispiel 2 der Fall ist.

    [0038] Der erhöhte apparative Aufwand bei der Papierherstellung wird durch zwei Vorzüge aufgewogen, welche für eine Reihe von Anwendungen besondere Bedeutung haben. Zum einen ist dieses Wertpapier in besonders hohem Maße gegen unbeabsichtigte und störende Farbreaktion geschützt, weil sich die Mikrokapseln tatsächlich nur in der genannten Ebene befinden; zum zweiten gestattet es nur die Vorrichtung 8 unter produktionsgerechten Bedingungen die Mikrokapseln in Form von Mustern, seien es Streifen, seien es Wellenlinien oder dergleichen in das Papier zu bringen. Sicherheitspapier mit derartigen Mustern hat den großen Vorzug in besonders sicherer und eleganter Weise entwertet werden zu können. Dazu wird das Sicherheitspapier zwischen zwei Preßwalzen hindurchgezogen; dabei werden alle Mikrokapseln zerstört und das Muster deutlich sichtbar. Das Sichtbarwerden des Musters ist gleichzeitig ein Indiz für die Echtheit des Sicherheitspapiers. Versuche, diese Entwertung rückgängig zu machen oder durch Radieren zu verbergen sind aussichtslos. Die Begrenzung der erfindungsgemäßen Sicherungsmittel auf eine Teilfäche ist ferner eine sehr wirksame Maßnahme, die ästhetische Qualität des Sicherheitspapiers auch bei härteren Belastungen zu erhalten.

    Beispiel 4:



    [0039] Ähnlich wie in Beispiel 3 wird auf einer Doppelsiebpapiermaschine Sicherheitspapier hergestellt, wobei allerdings das saure reaktionsfähige Pigment nicht wie in Beispiel 3 einer Hälfte des Papierstoffs zugesetzt wird, sondern ebenso wie die Mikrokapseln durch die Vorrichtung 8 zwischen die beiden Lagen des Papiers gespritzt wird.

    [0040] Das so gefertigte Papier ist in Fig. 4 schematisch dargestellt. Die Farbreaktionszone ist gegenüber Beispiel 3 noch schmaler geworden, die Vorzüge sind die gleichen, sie treten nur noch pointierter in Erscheinung. Ihnen steht ein nochmals erhöhter apparativer Aufwand bei der Papierherstellung gegenüber.

    [0041] Selbstverständlich ist die Erfindung nicht auf die vorstehend beschriebenen Beispiele begrenzt.

    [0042] Man kann die Mikrokapseln auch mit einem Stoff füllen, der erst nach der Reaktion mit seinem Partner eine Fluoreszenzemission im sichtbaren Bereich des optischen Spektrums aufweist. Diese Eigenschaft kann zusätzlich zu einer sichtbaren Verfärbung verwendet werden, man kann sie aber auch vorteilhaft ohne weitere sichtbare Verfärbung zur Sicherung von Wertpapieren benutzen. Geeignete Farbstoffe und Reaktionspartner sind in der FR-PS 1.456.784 beschrieben.

    [0043] Ein derartig gesichertes Wertpapier besitzt den Vorzug in einer inneren Ebene ein unsichtbares Muster seiner Beschriftung zu tragen, welches z. B. bei Beleuchtung mit ultraviolettem Licht visuell erkennbar wird.

    [0044] Die erfindungsgemäßen Sicherungsmittel dienen nicht nur zum Schutz gegen Verfälschungen durch mechanisches Radieren, sondern gewährleisten auch die Echtheit des Sicherheitspapiers. Dies wird besonders augenscheinlich, wenn man an Totalfälschungen denkt, die mittels Farbkopiergeräten vorgenommen werden und die mit zunehmender Häufigkeit beim Einlauf von geldwerten Papieren beobachtet werden. Derartige Fälschungen sind auch visuell leicht von Originalen zu unterscheiden, die nach Beispiel 2, 3 oder 4 hergestellt worden sind und ein farbiges Bild der aufgeschriebenen Information in einer inneren Ebene des Papiervolumens besitzen.


    Ansprüche

    1. Gegen Fälschungen und Verfälschungen geschütztes Sicherheitspapier, das mit zerquetschbaren Mikrokapseln, die einen Leukofarbstoff enthalten und einem mit dem Leukofarbstoff unter Farbbildung oder -änderung reagierenden Farbakzeptor ausgerüstet ist,.dadurch gekennzeichnet , daß die Mikrokapseln (1) ünd der Farbakzeptor (2) im Inneren der Papiermasse vorliegen.
     
    2. Sicherheitspapier nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß auch der Farbakzeptor (2) mikroverkapselt ist.
     
    3. Sicherheitspapier nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet , daß die Leukofarbstoffe (1) nur in einer bestimmten Schicht des Papiers vorliegen.
     
    4. Sicherheitspapier nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet , daß auch der Farbakzeptor (2) in einer bestimmten Schicht des Papiers vorliegt, die der die Leukofarbstoffe (1) enthaltenden Schicht benachbart ist.
     
    5. Sicherheitspapier nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet , daß die Leukofarbstoffe (1) und der Farbakzeptor (2) zusammen nur in einer bestimmten Schicht des Papiers vorliegen.
     
    6. Sicherheitspapier nach den Ansprüchen 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet , daß die Leukofarbstoffe (1) oder der Farbakzeptor (2) nur in bestimmten flächigen Teilbereichen des Papiers vorhanden sind (ist).
     
    7. Sicherheitspapier nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet , daß die Teilbereiche die Form geometrischer Muster aufweisen.
     
    8. Verfahren zur Herstellung eines Sicherheitspapiers nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet , daß der mikroverkapselte Leukofarbstoff und Farbakzeptor der Pulpe vor der Blattbildung zugesetzt wird.
     
    9. Verfahren zur Herstellung eines Sicherheitspapiers auf einer Doppelsiebmaschine nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet , daß der mikroverkapselte Leukofarbstoff der Pulpe einer Bahn und der Farbakzeptor der Pulpe der anderen Bahn zugegeben wird.
     
    10. Verfahren zur Herstellung eines Sicherheitspapiers auf einer Doppelsiebmaschine nach einem der Ansprüche 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet , daß die Leukofarbstoffe vor dem Vereinigen der zwei Bahnen zwischen diese eingebracht werden.
     
    11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet , daß die Leukofarbstoffe mittels Düsen zwischen die Bahnen gesprüht werden.
     
    12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet , daß die Leukofarbstoffe in einer Flüssigkeit suspendiert mittels Düsen zwischen die Bahnen gesprüht werden.
     
    13. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet , daß die Leukofarbstoffe mittels der Düsen in Form von Mustern oder Linienzügen aufgebracht werden.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht