[0001] Es ist in der britischen Patentschrift 10 52 625 beschrieben, daß man farbige Druckmuster,
die mittels sublimierbaren Farbstoffen hergestellt wurden, von einem Hilfsträger auf
anodisch oxydiertes Aluminium übertragen kann.
[0002] Aus den französischen Patenten 12 23 330 der Filatures Prouvost Masurel & Cie., Toubaix,
France, und 13 34 829 der Imperial Chemical Industries Ltd
. ist es ebenfalls bekannt, daß diese Transferdruckmethode zum Färben von synthetischem
Material, insbesondere von Textilmaterialien aus linearen Polyestern geeignet ist.
Die auch als Trockenfärbung bekannte Transferdruckmethode, wonach die Farbstoffe auf
das trockene Material in Dampfform aufgebracht werden, ergibt bekanntlich auf natürlichen
Materialien, wie Wolle und Baumwolle, keine brauchbaren Drucke. Ferner ist zur befriedigenden
reibungslosen Übertragung der mit sublimierbaren Farbstoffen hergestellten Drucke
vom Hilfsträger auf das zu bedruckende endgültige Material eine sorgfältige Auswahl
der zu verwendenden Farbstoffe unerläßlich; es müssen nämlich Farbstoffe verwendet
werden, die sehr ähnliche Sublimiereigenschaften aufweisen, da man sonst nur unscharfe
Drucke erhält.
[0003] Aus der DE-AS 19 12 632 ist ein Naßtransferverfahren zum Bedrucken von Wolle und/oder
Cellulose mit faserreaktiven Farbstoffen bekannt, bei dem Hilfsträger und Textilmaterial
bei Temperaturen von mindestens 100°C während 20 bis 220 Sekunden in Kontakt gebracht
werden.
[0004] Dieses Verfahren ist jedoch nicht für eine kontinuierliche Arbeitsweise geeignet,
weil es auf kontinuierlich arbeitenden Anlagen keine einwandfreien Drucke liefert.
Die vorliegende Erfindung betrifft nun ein kontinuierliches Färbe- und Druckverfahren
für Textilmaterial aus Wolle und/oder Cellulose mit faserreaktiven Farbstoffen, das
dadurch gekennzeichnet ist, daß man das Textilmaterial im nassen Zustand auf der einen
Seite mit einem Hilfsträger, der mit farbigen Zeichnungen oder einem Uni-Muster aus
faserreaktiven Farbstoffen versehen ist und auf der anderen Seite mit einer erhitzten
Unterlage kurzzeitig in.Kontakt hält, wobei die Temperatur so gewählt wird, daß kein
Sieden der auf dem Textilmaterial befindlichen Lösungsmittel, insbesondere also Wassers,
auftritt.
[0005] Als Hilfsträger verwendet man beim vorliegenden Verfahren z.B. eine dünne Metallfolie,
insbesondere eine dünne Aluminiumfolie oder, was aus ökonomischen Gründen noch vorteilhafter
ist, eine Papier- oder Cellophanfolie oder ein Papierband. Auf diesen Träger werden
nach den üblichen in der Pa
pierdruckerei bekannten Verfahren die Farbstoffe in Form von wäßrigen oder organisch-wäßrigen
Tinten gegebenenfalls zur Herstellung mehrfarbiger Zeichnungen oder Motive aufgetragen
und getrocknet. Zum eigentlichen Transferdruck wird der so bedruckte Hilfsträger mit
den zu bedruckenden nassen Materialien in Kontakt gebracht und 15 bis 60 Sekunden
auf maximal 98°C erhitzt. Dadurch werden die auf dem Hilfsträger aufgebrachten Drucke
auf das zu färbende Textilmaterial übertragen. In der Regel genügt eine Kontaktzeit
von 30 sec. bei 85 bis 98°C, vorzugsweise 90 bis 95°C, unter atmosphärischem Druck.
[0006] Es ist vorteilhaft, eine Anordnung zu wählen, worin das nasse Material von unten
erwärmt wird, z.B. von einem beheizten Zylinder.
[0007] Als faserreaktive Farbstoffe sind z.B. die in der DE-AS 19 12 632 beschriebenen geeignet.
[0008] Besonders bevorzugt werden Reaktivfarbstoffe mit Halogentriazinylresten, die Phenoxy-,
Alkoxy- oder Alkoxyalkoxyreste tragen können, mit heterocyclischen Resten, mit Sulfonylabgangsgruppen
und mit fluorhaltigen Heterocyclen.
[0009] Wie bereits erwähnt, können die Farbstoffe wie oben angegeben auf den Hilfsträger
aufgebracht werden und dieser kann dann zum Transferdruck verwendet werden.
[0010] Die nach vorliegendem Verfahren zu färbenden oder bedruckenden Materialien können
in Form von Geweben, Gewirken oder Vliesen (non woven) sowie als Folien oder Filme
vorliegen. Es kommen vor allem Baumwollgewebe oder Gewirke, Viscose, Cello
phanfolien und dergleichen in Betracht. Die keratinischen Materialien, wie Wolle, müssen
chloriert sein, die Klotzflotte sollte so sauer sein, daß ein pH von 2, z.B. durch
H
2S0
4, erreicht wird. Cellulosehaltige Materialien, wie Baumwolle und Viskose, sind vorteilhaft
mit der zur Fixierung der faserreaktiven Farbstoffe nötigen Menge Alkali und gegebenenfalls
eines Katalysators getrennt oder zusammen mit der zur Erreichung des nassen Zustandes
vorgesehenen Menge Wasser zu versehen.
[0011] Am zweckmäßigsten verfährt man so, daß man die zu färbenden Textilmaterialien zuerst
mit der Klotzflotte imprägniert (z.B. durch Auffoulardieren), die überschüssige Menge
der Klotzflotte z.B. durch Abquetschen entfernt und die so erhaltene nasse Ware mit
dem bedruckten Hilfsträger zwischen beheiztem Zylinder und Druckdecke
Dreßt.
[0012] Nach Entfernung des Hilfsträgers können die bedruckten Materialien zwecks besserer
Fixierung der Farbstoffe einer Dämpfung oder Thermofixierung auf trockenem Wege unterworfen
werden. Durch Nachwaschen können dann nicht fixierte Farbstoffanteile und eventuelle
Hilfsmittel entfernt werden.
[0013] Nach vorliegendem Transferdruckverfahren erhält man auch auf nach üblichen Direktdruckmethoden
schwer zu bedruckenden Materialien wertvolle Drucke, deren Echtheit denjenigen ebenbürtig
ist, die sonst mit faserreaktiven Farbstoffen erhältlich sind.
[0014] In den nachfolgenden Beispielen bedeuten die Teile, sofern nichts anderes angegeben
wird, Gewichtsteile, die Prozente., Gewichtsprozente, und die Temperaturen sind in
Celsiusgraden angegeben. Zwischen Gewichtsteil und Volumteil besteht das gleiche Verhältnis
wie zwischen Gramm und Milliliter.
Arbeitsvorschrift
[0015] Ein naßfestes Papier (65 - 70 g/m
2) wird mit einer wäßrigen Druckpaste bedruckt, die in 1000 Teilen x Teile eines hochreaktiven
Reaktivfarbstoffes und 400 Teile 5%iges Natriumalginat enthält.
[0016] Nach dem Trocknen ist der Hilfsträger fertig, der unbegrenzt haltbar ist.
[0017] Das zu bedruckende Substrat, ein chloriertes Wollgewebe, wird mit einer wäßrigen
Klotzflotte behandelt, die in 1000 Teilen 13 Teile eines Verdickungsmittels auf Basis
einer Hydroxyäthylcellulose, 10 Teile eines nichtionogenen Netzmittels, 10 Teile eines
Egalisierumittels auf Basis eines aliphatischen Oxäthylierungsproduktes und soviel
10%ige Schwefelsäure enthält, daß sich ein pH von 1.5 bis 2 einstellt. Die Flottenaufnahme
sollte 110 % betragen.
[0018] Anschließend werden der Hilfsträger und das vorbehandelte Wollgewebe zusammen zwischen
einem auf maximal 95°C erhitzten Zylinder und einer angepreßten Druckdecke durchlaufen
gelassen. Die Kontaktzeit mit dem Zylinder sollte ungefähr 30 Sekunden betragen. Anschließend
wird der Hilfsträger entfernt und das Wollgewebe mit Sattdampf zwischen 10 und 15
Minuten gedämpft. Nach dem Auswaschen und Trocknen erhält man einen einwandfreien
Druck.
[0019] Als Farbstoffe sind z.B. geeignet: Gelb:

oder C.I. 18971 Rot :

Blau: C.I. 61205
1. Kontinuierliches Färbe- und Druckverfahren für Textilmaterial aus Wolle und/oder
Cellulose mit faserreaktiven Farbstoffen, dadurch gekennzeichnet, daß man das Textilmaterial
im nassen Zustand auf der einen Seite mit einem Hilfsträger, der mit farbigen Zeichnungen
oder einem Uni-Muster aus faserreaktiven Farbstoffen versehen ist, und auf der anderen
Seite mit einer erhitzten Unterlage kurzzeitig in Kontakt hält, wobei die Temperatur
so gewählt wird, daß kein Sieden der auf dem Textilmaterial befindlichen Lösungsmittel
auftritt.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man einen Hilfsträger aus
naßfestem Papier verwendet.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Transfertemperatur im Bereich von 85 bis 98°C liegt.
4. Verfahren gemäß Anspruch 1 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Transfertemperatur
zwischen 90 und 95°C liegt.
5. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kontaktzeit zwischen
Hilfsträger und Textilmaterial 15 bis 60 Sekunden beträgt.
6. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man Cellulosematerialien
bedruckt, die mit einer alkalischen Lösung naß gemacht wurden.
7. Verfahren gemäß Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das zu bedruckende feuchte
Substrat Harnstoff enthält.