[0001] Die Erfindung betrifft Bearbeitungskörper für die Oberflächenbehandlung von Werkstücken
nach dem Gleitschleifverfahren, bestehend aus einer plastischen Masse wie Keramik
oder Kunststoff, die mit oder ohne eingemischte Schleifpartikel zu geometrischen Körpern
vergossen oder verpreßt und anschließend verfestigt ist.
[0002] Derartige Körper werden, ggfs. zusammen mit flüssigen Bearbeitungsmitteln, zur Oberflächenbehandlung
von Werkstücken (z.B. Entgraten, Schleifen, Polieren etc.) eingesetzt. Unter Gleitschleifen
versteht man ein Verfahren, bei dem eine Schüttung aus Bearbeitungsmitteln und Werkstücken
in einem Arbeitsbehälter einer Vibrations-und Umwälzbewegung unterworfen wird. Die
abtragende oder auch lediglich glättende Oberflächenbehandlung wird durch Reibung
infolge Relativbewegung zwischen den Werkstücken und den Bearbeitungskörpern erreicht.
Das Gleitschleifverfahren kann durch Auswahl entsprechender Verfahrensparameter und
nach Größe, Form und Materialbeschaffenheit geeigneter Bearbeitungskörper auf eine
Vielzahl von Oberflächenbehandlungsarten und beliebige Werkstücke abgestimmt werden,
sofern letztere nicht infolge ihrer Größe für dieses Verfahren ungeeignet sind.
[0003] Das Gleitschleifverfahren ist wesentlich wirtschaftlicher als die Oberflächenbehandlung
einzelner Werkstücke.. Es hat sich insbesondere bei der Massenfertigung von Kleinteilen
daher weitgehend durchgesetzt. Dennoch ist man bestrebt, das Gleitschleifverfahren
weiterzuverbessern. Ein Teil dieser Bemühungen ist auf die Bearbeitungskörper gerichtet,
die sich im Betrieb abnutzen und daher ständig ergänzt bzw. erneuert werden müssen.
Berücksichtigt man, daß der Kostenaufwand für die Bearbeitungskörper nicht selten
bis zu 40 % der Gesamtkosten einer Gleitschleifbearbeitung ausmacht, so ist es verständlich,
daß man erhebliche Anstregungen unternimmt, um Bearbeitungskörper mit höherer Schleifleistung
und längerer Standzeit zu entwickeln. Dabei sind jedoch verschiedene
--einschränkende Bedingungen zu beachten. Die Standzeit ist beispielsweise nicht dadurch
beliebig zu erhöhen, daß Bearbeitungskörper von wesentlich größerer Härte verwendet
werden. Neben der Größe und Form der Bearbei - tungskörper muß nämlich auch die Härte
ihres Materials auf das Material der Werkstücke und die Art der Oberflächenbehandlung
abgestimmt werden. Auch die Schleifleistung, die im wesentlichen von der Flächenpressung
zwischen Bearbeitungskörper und Werkstück abhängt, kann nicht beliebig gesteigert
werden, weil die Bearbeitungskörper hinsichtlich Größe, Form und spezifischem Gewicht
ihres Materials für den jeweiligen Bearbeitungsvorgang optimiert werden müssen.
[0004] Wegen der Fülle der zu berücksichtigenden und einander widersprechenden Einflußgrößen,
ist die bisherige Entwicklung der Schleifkörper nur vergleichsweise langsam vorangekommen.
Die wahrscheinlich ältesten Bearbeitungskörper für das Gleitschleifverfahren sind
die Polierkugeln, bei denen der verhältnismäßig hohen Standzeit eine sehr geringe
Schleifleistung gegenübersteht. Demgegenüber haben erfahrungsgemäß Zylinderabschnitte
mit kreisförmigem oder dreieckigem Querschnitt zwar eine höhere Schleifleistung, dafür
aber eine geringere Standzeit. Bei Bearbeitungskörpern in Pyramidenform ist das Verhältnis
noch weiter zugunsten der Schleifleistung verschoben. An dieser Entwicklung ist abzulesen,
daß man sich bemüht hat, Bearbeitungskörper zu schaffen, deren Schnittkantenlänge
bezogen auf ihre Oberfläche bzw. ihr Volumen vergrößert ist. Dies gilt jedoch nur
für neuwertige Bearbeitungskörper, weil ihre Schnittkanten im Gebrauch durch Abnutzung
gerundet werden, so daß deren Effektivität schnelllachläßt. Außerdem mußte bei dieser
Entwicklungsrichtung eine erhebliche Einbuße an Standzeit hingenommen werden. Dies
gilt tendenziell unabhängig von der Härte für alle Materialien, die für die Herstellung
von Bearbeitungskörpern in Betracht kommen.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde Bearbeitungskörper zu schaffen, mit denen
das Gleitschleifverfahren insgesamt wirtschaftlicher durchgeführt werden kann, ohne
daß die hier gewonnenen Vorteile durch eine komplizierte Herstellung der Bearbeitungskörper
wieder verloren gehen. Die gesuchten Bearbeitungskörper
'sollen eine hohe Schleifleistung bei gleichzeitig guter Standzeit aufweisen.
[0006] Zur Lösung dieser Aufgabe. werden Bearbeitungskörper der eingangs geschilderten Art
vorgeschlagen, die dadurch gekennzeichnet sind, daß die Oberfläche der geometrischen
Körper eine Mehrzahl von nut- oder näpfchenförmigen Vertiefungen aufweist. Zweckmäßigerweise
bestehen die Bearbeitungskörper aus Abschnitten eines stranggepreßten Materialstranges,
der auf der Strangoberfläche zur Preßrichtung parallele nutförmige Vertiefungen aufweist.
Vorzugsweise bestehen sie aus Abschnitten eines stranggepreßten Materialstranges,
dessen Querschnitt im wesentlichen einer einfachen geometrischen Fläche (z.B. Kreis,
Dreick, Quadrat etc.) entspricht, die am Umfang verteilt nach innen weisende Einbuchtungen
aufweist.
[0007] In weiterer Ausbildung des Erfindungsgedankens ist vorgesehen, daß die Abschnitte
senkrecht zur Preßrichtung des Materialstranges verlaufende Schnittebenen aufweisen.
Ferner können die Schnittebenen unter einem Winkel von wenigstens 30° zur Preßrichtung
des Stranges verlaufen. Schließlich ist es möglich, die beiden Schnittebenen entweder
so anzuordnen, daß sie parallel zu einander verlaufen oder daß die vordere und hintere
Schnittfläche mit der Preßrichtung einen gleichgroßen Winkel aufweisen, zu-einander
jedoch um 180° um die Preßachse gedreht angeordnet sind. Die nutförmigen Vertiefungen
können mit unterschiedlicher Breite und Tiefe ausgebildet werden. Sie haben zweckmäßigerweise
einen halbkreis-oder U-förmigen Querschnitt. Nach einer weiteren Variante des Erfindungsgedankens
können die Bearbeitungskörper aus einzeln gegossenen oder gepreßten geometrischen
Körpern bestehen, die auf allen Oberflächen nut- oder näpthenförmige Vertiefungen
aufweisen.
[0008] Es ist ohne weiteres ersichtlich, daß bei Anwendung des Erfindungsgedankens die Schnittkantenlänge
eines Bearbeitungskörpers gegebener Größe und Grundform wesent- .licherhöht werden
kann, was gleichbedeutend mit einer entsprechenden Erhöhung der Schleifleistung ist.
Überraschenderweise hat sich herausgestellt, daß die erfindungsgemäßen Bearbeitungskörper
etwa die gleiche Standzeit aufweisen, wie solche gleicher geometrischer Grundform,
jedoch ohne nut- oder näpfchenförmige Vertiefungen. Die erhebliche Verbesserung der
Schleifleistung bei im wesentlichen gleichbleibender Standzeit wird darauf zurückgeführt,
daß die erfindungsgemäßen Bearbeitungskörper ein gänzlich anderes Verschleißverhalten
zeigen. Infolge der größeren Schnittkantenlänge wirken sie bei im übrigen gleichbleibenden
Verfahrensbedingungen wesentlich häufiger mit höherer Flächenpressung auf die Werkstücke
ein, woraus die höhere Schleifleistung resultiert. Hinzu kommt, daß die nut- oder
näpfchenförmigen Vertiefungen als Abflußkanäle für das von den Werkstücken einerseits
und durch Verschleiß an den Bearbeitungskörpern andererseits abgetragene Material
wirken, wodurch eine weitere Verbesserung der Schleifleistung und eine Verminderung
der Abnutzung der Bearbeitungskörper erzielt wird. Hinzu kommt ein weiterer nicht
unerheblicher Vorteil, der darin besteht, daß für ein bestimmtes Schüttvolumen insgesamt
eine geringere Schleifkörpermasse erforderlich ist. Das durch die nut- oder näpfchenförmigen
Vertiefungen "eingesparte" Material wirkt sich beim Schüttvolumen der Bearbeitungskörper
praktisch nicht aus, stellt andererseits eine nicht unerhebliche Ersparnis bei der
Herstellung der Bearbeitungskörper dar. Bei' der Anwendung der erfindungsgemäßen Bearbeitungskörper
hat sich ferner herausgestellt, daß die Verringerung des Gewichts eines bestimmten
Bearbeitungskörpers durch Materialersparnis an den Vertiefungen keine Nachteile mit
sich bringt. Vielfach war man davon ausgegangen, daß der Übergang auf spezifisch leichtere
Materialien für die Herstellung der Bearbeitungskörper zwangsläufig zu Nachteilen
führen müsse, weil auf diese Weise die spezifische Flächenpressung vermindert würde.
Dieser Effekt ist selbstverständlich auch bei den erfindungsgemäßen Bearbeitungskörpern
zu berücksichtigen, er wird jedoch durch die wesentlich größere Schnittkantenlänge
mehr als ausgeglichen.
[0009] Schließlich ist die höhere Schleifleistung der erfindungsgemäßen Bearbeitungskörper
auch darauf zurückzuführen, daß der gesamte Abrieb von Werkstücken und Bearbeitungskörpern
den Eingriff der Schleifkanten am Werkstück wesentlich weniger beeinträchtigt als
bei Bearbeitungskörpern ohne nut- oder näpfchenförmige Vertiefungen, in denen sich
der Abrieb vorübergehend ansammeln und durch die er von der jeweiligen Schleifstelle
abgeführt werden kann.
[0010] Weitere Einzelheiten und Vorteile des Erfindungsgedankens werden anhand der in den
Figuren dargestellten Ausführungsbeispiele näher erläutert.
Figur 1 zeigt einen Bearbeitungskörper mit dreiecksförmigem Querschnitt.
Figur 2 zeigt einen Bearbeitungskörper mit quadratischem Querschnitt.
Figur 3 zeigt einen Bearbeitungskörper mit kreisförmigem Querschnitt.
Figur 4 zeigt verschiedene Anordnungen der Schnittebenen.
[0011] Der in Figur 1 dargestellte Bearbeitungskörper 1 besteht aus einem Abschnitt eines
stranggepreßten Materialstranges mit im wesentlichen dreiecksförmiger Querschnittsfläche,
wobei in die Strangoberfläche parallel zur Preßrichtung nutförmige Vertiefungen 2
eingeformt sind. Der Bearbeitungskörper 1 ist durch senkrecht zur Preßrichtung geführte
Schnitte vom stranggepreßten Materialstrang abgelängt worden.
[0012] In den Figuren 2 und 3 sind Bearbeitungskörper 1 mit quadratischer bzw. kreisförmiger
Querschnittsfläche dargestellt. Auch sie besitzen parallel zur Preßrichtung nutförmige
Vertiefungen 2 und sind durch Schnitte senkrecht zur Preßrichtung vom Materialstrang
abgelängt.
[0013] In Figur 3 ist ein längerer Abschnitt eines Materialstranges 3 dargestellt und durch
den Pfeil 4 die Preßrichtung angedeutet. Ferner sind durch strichpunktierte Linien
verschiedene mögliche Schnittrichtungen S1 bis S5 für die Abteilung der einzelnen
Bearbeitungskörper von dem Materialstrang angedeutet. Durch die Schnitte 1 bis 3 werden
zueinander parallele Schnittebenen gebildet und die entstandenen Bearbeitungskörper
haben in der Seitenansicht eine rhombische Querschnittsfläche. Durch die Schnitte
S3 bis S5 werden Schnittebenen gebildet, die mit der Preßrichtung den gleichen Winkel
bilden, zueinander jedoch eine um 180° um die Preßachse gedrehte Lager aufweisen.
Auf diese Weise können. Bearbeitungskörper hergestellt werden, die in der Seitenansicht
eine trapez- oder dreiecksförmige Querschnittsfläche aufweisen.
[0014] Wegen der besseren Übersicht wurde in Figur 4 auf die Darstellung der nutförmigen
Vertiefungen verzichtet. Es ist ohne weiteres ersichtlich, daß durch entsprechende
Wahl der Querschnittsform des Stranges und die Anordnung der Schnittebenen eine Vielzahl
geometrischer Körper unterschiedlicher Form hergestellt werden können. Auf diese Weise
ist es möglich, die Form der Bearbeitungskörper in jedem Einzelfall auf die Oberflächenbehandlung
von Werkstücken optimal anzupassen. Selbstverständlich können auf diese Weise auch
Bearbeitungskörper mit beliebig großer Quer- und Längsabmessung hergestellt werden.
[0015] Geht man einmal davon aus, daß beispielsweise bei einem Bearbeitungskörper gemäß
Figur 1 die Seitenkanten des gleichseitigen Dreiecks die Länge 1 und die Erstreckung
des Bearbeitungskörper in Preßrichtung ebenfalls die Länge 1 aufweist, so ist die
Gesamtlänge der Schnittkanten bei einem Bearbeitungskörper nach dem Stand der Technik
gleich 9. Bei einem Bearbeitungskörper gemäß
[0016] Figur 1 mit jeweils drei nutförmigen Vertiefungen auf den drei Strangoberflächen
beträgt die Gesamtlänge der Schnittkanten dagegen 27. Die für die Schleifleistung
maßgebende Schleifkantenlänge ist demnach 3 mal so lang wie bei einem Bearbeitungskörper
nach dem Stand der Technik. Wie bereits erwähnt, kann auf diese Weise die Schleifleistung
erheblich gesteigert werden, ohne daß die Standzeit der Bearbeitungskörper verringert
wird. Es hat sich ferner herausgestellt, daß bei Bearbeitungskörpern gemäß der Erfindung
auch die Schleifeffektivität länger erhalten bleibt als bei solchen nach dem Stand
der Technik. Dies ist sehr wahrscheinlich damit zu erklären, daß auch bei starker
Abnutzung der Bearbeitungskörper, die sich dabei immer mehr der Kugelform annähern,
von den durch die nutförmigen Vertiefungen erzeugten Schleifkanten selbst bis zu sehr
hohen Abnutzungsgraden immer noch Teillängen aktiv bleiben. Die erfindungsgemäßen
Bearbeitungskörper weisen also nicht nur eine bessere Schleifleistung im Neuzustand
auf, sie behalten die höhere Schleifleistung auch bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie
- weil zu klein geworden - aus der Schüttung von Bearbeitungskörpern im Arbeitsbehälter
abgetrennt werden müssen. Insgesamt gesehen läßt sich demnach mit den erfindungsgemäßen
Bearbeitungskörpern die Oberflächenbehandlung von Werkstücken wesentlich wirtschaftlicher
durchführen.
1. Bearbeitungskörper für die Oberflächenbehandlung von Werkstücken nach dem Gleitschleifverfahren,
bestehend aus einer plastischen Masse, wie Keramik oder Kunststoff, die mit oder ohne
eingemischte Schleifpartikel zu geometrischen Körpern vergossen oder verpreßt und
anschließend verfestigt ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberfläche der geometrischen
Körper eine Mehrzahl von nut- oder näpfchenförmigen Vertiefungen aufweist.
2. Bearbeitungskörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie aus Abschnitten
eines stranggepreßten Materialstranges bestehen, der auf der Strangoberfläche zur
Preßrichtung parallele nutförmige Vertiefungen aufweist.
3. Bearbeitungskörper nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß sie aus Abschnitten
eines stranggepreßten Materialstranges bestehen, dessen Querschnitt im wesentlichen
einer einfachen geometrischen Fläche (z.B. Kreis, Dreieck, Quadrat etc.) entspricht,
die am Umfang verteilt nach inner weisende Einbuchtungen aufweist.
4. Bearbeitungskörper nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Abschnitte
senkrecht zur Preßrichtung des Materialstranges verlaufende Schnittebenen aufweisen.
5. Bearbeitungskörper nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß ihre Schnittebenen
unter einem Winkel von wenigstens 30° zur Preßrichtung des Stranges verlaufen.
6. Bearbeitungskörper nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß ihre beiden Schnittebenen
parallel zu-einander verlaufen.
7. Bearbeitungskörper nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die vordere und
hintere Schnittfläche mit der Preßrichtung einen gleichgroßen Winkel aufweisen, zueinander
jedoch um 180°um die Preßachse gedreht angeordnet sind.
8. Bearbeitüngskörper nach einem der Ansprüche 2 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß
nutförmige Vertiefungen unterschiedlicher Breite und Tiefe vorgesehen sind.
9. Bearbeitungskörper nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß
die Vertiefungen einen halbkreis- oder U-förmigen Querschnitt aufweisen.
10. Bearbeitungskörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie aus einzeln
gegossenen oder gepreßten geometrischen Körpern bestehen, die auf allen Oberflächen
nut- oder näpfchenförmige Vertiefungen aufweisen.