[0001] Bei den für Tiefbohrungen notwendigen Bohrgestängen werden für Richtbohrungen nichtmagnetisierbare
Schwerstangen und Gestängeteile benötigt, um eine Beeinflussung der Meßgeräte zu vermeiden,
die in die Bohrung der Gestänge eingeführt werden.
[0002] Für solche Schwerstangen wurden früher ausschließlich Monel K - Legierungen mit mindestens
63 % Nickel, mindestens 25 % Kupfer und maximal 5 % Aluminium verwendet, die sich
als verläßlich unmagnetisch erwiesen haben und dabei gleichzeitig die erforderlichen
Festigkeitseigenschaften besitzen.
[0003] Neben diesen kostspieligen Legierungen wurde versucht, zur Herstellung nichtmagnetisierbarer
Schwerstangen austenitische Stähle zu verwenden. Dabei sind bei Schwerstangen aus
den üblichen 18/8 Chrom-Nickel-Stählen oft Schwierigkeiten infolge deren ungünstigen
unmagnetischen Verhaltens eingetreten. Überdies waren die Festigkeitseigenschaften
dieser Werkstoffe unzureichend.
[0004] Zur Beseitigung dieser Nachteile sind für nichtmagnetisierbare Schwerstangen austenitische
Stähle auf der Basis Mangan-Chrom vorgeschlagen worden, die sehr stabil austenitisch
sind und sich darüber hinaus besonders gut verfestigen lassen (AT-PS 214.466). Bei
der Herstellung von homogenen, aus einem Stück bestehenden Schwerstangen aus diesen
Stählen wird üblicherweise so vorgegangen, daß durch ein Kaltverformen höhere Festigkeiten
erzielt werden. Bei diesem Vorgang werden die Schwerstangen zuerst über die ganze
Länge kaltverformt und abschließend die Enden, welche die Verbindungsgewinde enthalten,
noch zusätzlich einer Ver - formung unterzogen, um diesen höher beanspruchten Teilen
der Schwerstange die notwendigen Festigkeitseigenschaften zu geben. Der Guß wird also
warmgeschmiedet, dann erfolgt eine Wärmebehandlung, der eine Kaltverformung folgt,
wobei eine Querschnittsreduktion im Ausmaß von etwa 10 % stattfindet, wonach das Schmiedestück
überdreht und die Bohrung vorgenommen wird. Dieser Hohlzylinder wird dann mit den
erforderlichen Gewinden u. dgl. versehen.
[0005] Die so hergestellten Schwerstangen entsprechen in ihren Eigenschaften durchaus den
üblichen Anforderungen im Ölfeld. Sie haben aber den Nachteil, daß sie gegen die Korrosionsangriffe
beispielsweise von aggressiven Chloridlösungen, die in Bohrlöchern z.B. in Salzstöcken
öfters auftreten, nicht genügend beständig sind und zu Spannungsrißkorrosion neigen.
Es können dadurch Brüche eintreten, die dann unangenehme und kostspielige Ausfälle
verursachen.
[0006] Zur Vermeidung dieser Art von Korrosion wurde versucht,beständigere Legierungen für
Schwerstangen heranzuziehen, welche, wie die AT-PS 308 793 zeigt, die Zusammensetzung:
max. 0,07 % Kohlenstoff, bis 1,00 %Silizium, 0,50 - 2,00 % Mangan, 20,00 - 25,00 %
Chrom, 10,00 - 15,00 % Nickel, 0,05 - 0,50 % Stickstoff, Rest Eisen und übliche Begleitelemente
aufweisen. Schwerstangen aus diesen Legierungen neigen auch bei Einsatz aggressiver
Spülmittel viel weniger zu Spannungsrißkorrosion, haben aber den Nachteil, verhältnismäßig
kostspielig zu sein.
[0007] Wie sich im praktischen Bohrbetrieb ergeben hat, sind aber alle diese verschiedenartigen
Vorschläge nicht immer in ausreichendem Maße geeignet, ein Auftreten von Spannungsrißkorrosion
gänzlich auszuschalten.
[0008] Eingehende Untersuchungen haben nun gezeigt, daß sich die Spannungsrißkorrosion bei
Schwerstangen aus austenitischen Stählen auch bei den kostengünstigeren Mangan-Chrom-Stählen
sicher vermeiden läßt, wenn man im Oberflächenbereich insbesondere des Hohls Druckeigenspannungen
aufbringt.
[0009] Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren zur Herstellung von spannungsrißkorrosionsbeständigen,
nichtmagnetisierbaren Schwerstangen aus austenitischen Stählen, welches dadurch gekennzeichnet
ist, daß im Oberflächenbereich insbesondere des Hohls der Schwerstangen Druckeigenspannungen
durch Einwirkung mechanisch, elektrisch oder chemisch ausgelöster Stoß- bzw. Druckenergie
hervorgerufen werden.
[0010] Dieses Aufbringen von Druckeigenspannungen wird bevorzugt durch mechanisches Kaltverdichten
der Oberflächen mittels Hämmern, Kugelstrahlen oder Rollieren erreicht.
[0011] Die Druckeigenspannungen können aber auch vorteilhaft durch Unterwasser-Funkenentladung
oder durch Auslösung von Detonationswellen hervorgerufen werden.
[0012] Mit dem erfindungsgemäßen Aufbringen von Druckeigenspannungen können die von der
vorhergehenden Bearbeitung herrührenden Zugeigenspannungen, die für das Auftreten
der Spannungsrißkorrosion primär verantwortlich sind, im für den Korrosionsangriff
entscheidenden Oberflächenbereich beseitigt werden. Das erfindungsgemäße Verfahren
kann mit Erfolg auf alle austenitischen Stahllegierungen angewendet werden.
[0013] Es hat sich gezeigt, daß Bearbeitungsmethoden, bei welchen das Verdichten der Oberfläche
der Bohrung durch mechanische Einwirkung in Richtung etwa senkrecht zur Oberfläche
erfolgt, für den angestrebten Abbau der Zugeigenspannungen und den Aufbau von Druckeigenspannungen
am vorteilhaftesten sind. Dementsprechend sind-Kugelstrahlen, ein Vorgang, bei welchem
ähnlich dem Sandstrahlen ein Strahl von Stahlkugeln gegen die Oberfläche gerichtet
wird, und Hämmern für die Behandlung der Schwerstangen besonders bevorzugt.
[0014] Am günstigsten ist es, wenn das Werkzeug, welches die Druckeigenspannungen aufbringt,
in der Bohrung der Schwerstange vorgeschoben, die Stange jedoch gedreht wird. Auf
diese Weise wird ein besonders gleichmäßiges Verdichten der zu bearbeitenden Hohloberfläche
erreicht.
[0015] Da die Bohrungen der Schwerstangen im Durchmesser verhältnismäßig klein sind, die
Stangenlängen jedoch mindestens 9,15 m betragen, wurde für das erfindungsgemäße Verdichten
der Oberfläche durch Hämmern eine spezielle Vorrichtung entwickelt, welche nach dem
Prinzip eines Preßluft-Schlagwerkzeuges arbeitet. Diese Vorrichtung zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens ist gekennzeichnet durch einen in einem Gehäuse angeordneten,
vorzugsweise preßgasbetriebenen, Schlaghammer, dessen Kopfteil zur Übertragung der
axialen Schlagbewegung einen Schlagbolzen trägt, welcher an mindestens zwei, vorzugsweise
drei oder vier, in Führungsrippen des Gehäuses beweglich gelagerten, mit radial nach
außen gerichteten Schlagmeißeln versehene, die axiale in eine im wesentlichen radiale
Schlagbewegung umwandelnde, Gelenkplatten anschlägt. Besonderer Vorteil dieser erfindungsgemäß
einzusetzenden Vorrichtung ist ihr konstruktiv einfacher Aufbau, der ein Auswechseln
von Lagern, Meißeln und anderen Verschleißteilen völlig unproblematisch macht; darüber
hinaus zeichnet sich die Vorrichtung durch große Robustheit aus. Schließlich kann
das Werkzeug schmal gebaut sein und so leicht zur Bearbeitung von Bohrungen verschiedener,
insbesondere auch kleiner Bohrweiten eingesetzt werden. Vorteilhaft ist bei dem Werkzeug
das Gehäuse mit einem in das Hohl einführbaren Rohr, vorzugsweise dem zur Herstellung
des Hohls dienenden Bohrrohr, durch eine lösbare Verbindung verbunden.
[0016] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Vorrichtung ist vorgesehen, daß die Führungsrippen
des Gehäuses symmetrisch angeordnet und daß die Gelenkplatten mittels zwischen je
zwei einander zugeordneten Führungsrippen angeordneten Lagerbolzen gelenkig gelagert
sind. Durch diese Ausbildungsform läßt sich ein einfacher Aufbau bei gleichzeitig
hoher Arbeitspräzision erreichen.
[0017] Im allgemeinen haben die Gelenkplatten etwa Rechteckform. Insbesondere um deren Gewicht
ohne wesentliche Festigkeitseinbuße zu verringern, wird es bevorzugt, die Gelenkplatten
im wesentlichen rechteckförmig und die dem Schlagmeißel abgekehrte Seite der Platten
vorzugsweise.abgeschrägt auszubilden.
[0018] Zur Verminderung des Verschleißes ist es vorteilhaft, wenn der Schlagmeißel aus Hartmetall
gefertigt ist.
[0019] Anhand der Zeichnung wird die erfindungsgemäße Vorrichtung im folgenden näher erläutert:
[0020] Es zeigen: Fig. 1 einen Längsschnitt durch die Vorrichtung, welche sich im Hohl einer
Schwerstange befindet; Fig. 2 eine Vorderansicht eines dreistrahlig und Fig. 3 eine
Vorderansicht eines vierstrahlig ausgebildeten Werkzeuges.
[0021] In Fig. 1 ist der mit Preßluft betriebene Schlaghammer dargestellt. Dieser ist im
Gehäuse 2 fix eingebaut, dessen eines Ende mittels Gewinde 3 und Führungshülse 4 mit
einem Bohrrohr 5 verbunden ist. Durch dieses führt die Leitung 6 für die Preßluftzufuhr.
In den Kopfteil 7 des Schlaghammers 1 ist ein Schlagbolzen 8 mit entsprechendem Einsteckende
9 eingegeführt. Dieser Schlagbolzen 8 wird zusätzlich in der Führung 10 des Gehäuses
2 geführt und überträgt die axiale Schlagbewegung des Schlaghammers 1 auf die Gelenkplatten
11. Diese sind um Lagerbolzen 12 beweglich in den symmetrisch angeordneten Führungsrippen
13 des Gehäuses 2 angeordnet. Die Bolzen 12 sind mit Sicherungsscheiben 14 gesichert.
Die Gelenkplatten 11, deren Anzahl, wie Fig. 2 zeigt, 3 Stück, aber je nach Größe
des Gehäuses, wie Fig. 3 zeigt, auch 4 Stück (dies ist von der zu bearbeitenden Bohrungsgröße
abhängig) betragen kann, übertragen die Axialbewegung des Schlagbolzens 8 in eine
Radialbewegung. Die in den Gelenkplatten 11 eingebauten Schlagmeißel 15 z.B. aus Hartmetallhämmern
mit der hohen Schlagfrequenz des Schlaghammers 1 auf die Oberfläche 16 der Bohrung
der Schwerstange und bewirken so die gewünschte Kaltverdichtung der Oberfläche. Bezüglich
der Größenordnung der Schlagfrequenz kann angegeben werden, daß sich für die Ausführung
mit 3 Schlagmeißeln eine solche von 6000 - 8000 Schlägen/min und für diejenige mit
4 Schlagmeißeln eine solche von 4000 - 5000 Schlägen/min gut bewährt hat.
1. Verfahren zur Herstellung von spannungsrißkorrosionsbeständigen, nichtmagnetisierbaren
Schwerstangen aus austenitischen Stählen, dadurch gekennzeichnet, daß im Oberflächenbereich
insbesondere des Hohls der Schwerstangen Druckeigenspannungen durch Einwirkung mechanisch,
elektrisch oder chemisch ausgelöster Stoß- bzw. Druckenergie hervorgerufen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Druckeigenspannungen
mittels Hämmern, Kugelstrahlen oder Rollieren hervorgerufen werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Druckeigenspannungen
durch Unterwasser-Funkenentladung hervorgerufen werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Druckeigenspannungen
durch Auslösung von Detonationswellen hervorgerufen werden.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den Ansprüchen 1 und 2, gekennzeichnet
durch einen in einem Gehäuse (2) angeordneten, vorzugsweise preßgasbetriebenen Schlaghammer
(1), dessen Kopfteil (7) zur Übertragung der axialen Schlagbewegung einen Schlagbolzen
(8) trägt, welcher an mindestens zwei, vorzugsweise drei oder vier, in Führungsrippen
(13) des Gehäuses(2) beweglich gelagerten, mit radial nach außen gerichteten Schlagmeißeln
(15) versehene, die axiale in eine im wesentlichen radiale Schlagbewegung umwandelnde
Gelenkplatten (11) anschlägt.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Gehäuse (2) mit einem
in das Hohl (16) einführbaren Rohr, vorzugsweise dem Bohrrohr (5), lösbar verbunden
ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Führungsrippen
(1-3) des Gehäuses (2) symmetrisch angeordnet sind.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Gelenkplatten
(11) mittels zwischen je zwei einander zugeordneten Führungsrippen (13) angeordneten
Lagerbolzen (12) gelenkig gelagert sind.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Gelenkplatten
(11) im wesentlichen rechteckförmig ausgebildet sind, wobei die dem Schlagmeißel (15)
abgekehrte Seite der Platten (11) vorzugsweise abgeschrägt ist.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß der
Schlagmeißel (15) aus Hartmetall gefertigt ist.