[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aufbereitung von chlorierten Kohlenwasserstoffen
in der Chemischreinigung unter Verwendung von Alkalialuminiumsilikaten, wobei die
Lösungsmittel während des üblichen Filtrationsvorganges von Pigmentverschmutzungen
befreit und gleichzeitig im Lösungsmittel vorhandene Säurespuren beseitigt werden.
[0002] Die in der Chemischreinigung verwendeten Lösungsmittel vom Typ chlorierte Kohlenwässerstoffe
werden vom Hersteller gegen vorzeitige Zersetzung durch Luft, Licht, Wärme und Feuchtigkeit
stabilisiert und gelangen so in den Handel. Als Stabilisatoren werden vorzugsweise
Aminverbindungen verwendet.
[0003] In der Praxis der Chemischreinigung werden die verschmutzten Lösungsmittel destilliert
und das.Kondensat über einen Wasserabscheider vom überdestillierten Wasser abgetrennt.
Die Abluft der Chemischreinigungsmaschine wird zur Lösungsmitteladsorption durch ein
Aktivkohlefilter geführt und dieses Filter durch Ausblasen mit Wasserdampf wieder
regeneriert. Auch das hierbei gewonnene Lösungsmittel wird im Wasserabscheider vom
Wasser getrennt und dann in einen Auffangbehälter übergeführt.
[0004] Beide Maßnahmen führen zu einem Destillat, das mit steigender Zahl der Rückgewinnungsvorgänge
zunehmend an Stabilisator verarmt und dann auf Grund von Säurebildung zu Korrosionen
der Chemischreingungsmaschinen führt, wodurch kostspielige Reparaturen notwendig werden.
Zur Vermeidung dieser Schwierigkeiten wird daher eine laufende Überwachung des pH-Wertes
empfohlen. Fällt der pH-Wert des Lösungsmittels unter 6, so wird eine Aufarbeitung
des gesamten Lösungsmittels unerläßlich. Bei Verwendung von Trichlor- oder Tetrachlorethylen
muß zunächst die gesamte Reinigungsanlage mit Sodalösung durchgespült und danach das
Lösungsmittel unter Zusatz von Schlämmkreide oder gelöschtem Kalk destilliert und
mit Lösungsmittel vermischt werden. 1,1,1-Trichlorethan wird mit Sodalösung neutralisiert
und nach Abtrennung der wäßrigen Schicht und Destillation mit frischem Lösungsmittel
vermischt. Diese Arbeiten sind sehr zeitaufwendig und werden deshalb vom Chemischreiniger
nur äußerst ungern vorgenommen.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die in der Chemischreinigung verwendeten
Lösungsmittel ohne besonderen Arbeitsaufwand hinsichtlich des pH-Wertes so einzustellen,
daß Korrosionen an den Maschinenteilen vermieden werden.
[0006] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß man anstelle des in der Chemischreinigung
üblichen Filterpulvers (Kieselgur) ein Alkaliionen enthaltendes Aluminiumsilikat einsetzt
oder dieses in Mischung mit Kieselgur verwendet.
[0007] Gegenstand der Erfindung ist demgemäß ein Verfahren zur Aufbereitung von chlorierten
Kohlenwasserstoffen in der Chemischreinigung durch Filtration und Destillation, dadurch
gekennzeichnet, daß die Filtermasse ganz oder zum Teil aus einem feinteiligen, wasserunlöslichen,
gebundenes Wasser enthaltenden Aluminiumsilikat der allgemeinen Formel

in der Kat ein Alkalimetallion, x eine Zahl von o,7 bis 1,5, y eine Zahl von o,8 bis
6, vorzugsweise 1,3 bis 4, bedeuten, mit einer Partikelgröße von im wesentlichen 1
bis 1oo µ, die eine röntgenamorphe oder eine kristalline Struktur aufweisen, besteht.
[0008] Die anspruchsgemäß verwendeten Aluminiumsilikate sind amorphe oder kristalline natürliche
oder synthetische Produkte. Letztere sind bevorzugt, weil sie sich in bekannter Weise,
z.B. durch gegenseitige Fällung wäßriger Lösungen von Alkalialuminaten mit Lösungen
von Alkalisilikaten herstellen lassen, wobei das Verhältnis Kat
2O : A1
20
3 : Si0
2 innerhalb der durch die allgemeine Formel angegebenen Zusammensetzung gesteuert werden
kann. Amorphe oder kristalline Aluminiumsilikate entstehen durch geeignete Behandlung
der gefällten Produkte.
[0009] Bevorzugt verwendet werden kristalline Aluminiumsilikate, bei denen Kat Natrium bedeutet.
Insbesondere haben sich folgende Produkte als geeignet erwiesen:
Zeolith NaA:
[0010] Ein typisches, gut geeignetes Produkt in Pulverform hat die Zusammensetzung:0,99
Na
2O · 1,00 Al
2O
3 · 1,83 SiO
2 · 4,0 H
20 (= 20,9 % H
20); Kristallform: kubisch mit stark abgerundeten Ecken und Kanten; mittlerer Teilchendurchmesser
(für den Bereich 0 - 30
/u, d.h. alle Teilchen sind kleiner als 30µ): 5,4µ.
Zeolith HS (Hydrosodalith):
[0011] Ein typisches, gut geeignetes Produkt in Pulverform hat die Zusammensetzung 1,31
Na
2O · 1 A1203 · 1,95 SiO
2 · 2,7 H
20 (
= 13,9 % H
20)
[0012] Kristallform: Kugelhaufen mittlerer Teilchendurchmesser (für den Bereich 0 - 30µ)
4,2
/u.
Zeolith NaA/HS-Gemisch:
[0013] Ein typisches, durch direkte Synthese erhaltenes Mischprodukt hat die Zusammensetzung:
1,11 Na
2O · 1 Al
2O
3 · 1,89 SiO
2 · 3,1 H
20 (
= 16,4 % H
2O);
[0014] Kristallstruktur: Gemisch aus Zeolith NaA und Zeolith HS im Verhältnis von ca. 1
: 1;
[0015] Kristallform: abgerundete Kristallite; mittlerer Teilchendurchmesser (für den Bereich
0 - 30µ) 5,6µ.
[0016] Die Zolithe können auch mit anderen Teilchengrößen hergestellt werden, beispielsweise
mit Teilchengrößen im Bereich von 20 - 50µ. Es hat sich jedoch gezeigt, daß die Filtrationswirkung
mit zunehmender Teilchengröße nachläßt.
[0017] Die Produkte sind auf Grund ihres Gehaltes an austauschbaren Alkaliionen imstande,
die durch Zersetzung der Chlorkohlenwasserstoffe gebildeten Säuren zu neutralisieren.
[0018] Die Aluminiumsilikate werden vorzugsweise im Gemisch mit dem für Filtrationszwecke
üblicherweise verwendeten Kieselgur eingesetzt. Vorzugsweise wurden 5 - 50 Gew.% an
Aluminiumsilikat, bezogen auf die Gesamtmischung verwendet.
[0019] Das Filterpulvergemisch wird bei Ein- oder Mehrchargenfiltern zum Anschwemmen in
den Nadelfänger der Reinigungsmaschine gegeben und dann wie üblich angeschwemmt. Die
Reinigung der Textilien erfolgt in den in der Praxis üblichen Ein- oder Mehrbad-Verfahren
bei gleichzeitiger Anwendung eines handelsüblichen Reinigungsverstärkers, wobei.das
erste und/oder auch das zweite Bad durch Filtration von den nicht im Lösungsmittel
gelösten Verschmutzungen befreit wird. Gleichzeitig wird sauer reagierendes Lösungsmittel
wieder in den schwach alkalischen Bereich übergeführt. Eine Überwachung des Lösungsmittels
und die umständliche Aufbereitung des sauren Lösungsmittels entfällt somit, wodurch
die Arbeit für den Chemischreiniger erheblich erleichtert wird.
[0020] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich insbesondere zur Regenerierung von Trichlorethylen,
Tetrachlorethylen oder 1,1,1-Trichlorethan.
Beispiel 1
[0021] In einer 18 kg-Chemischreinigungsanlage, die mit einem Aktivkohlefilter zur Lösungsmittel-Rückgewinnung
und einem Mehrchargen-Schleuderfilter ausgestattet war, wurde ein Reinigungsversuch
mit Tetrachlorethylen durchgeführt. Der pH-Wert des Lösungsmittels im Reintank betrug
5,5; nach Zugabe von 3 g/1 eines handelsüblichen Reinigungsverstärkers (Lanadol multi
(R) wurde ein pH-Wert von 5,8 gemessen. Nach Zudosierung eines Filterpulvergemisches,
bestehend aus 1500 g Kieselgur und 75 g des oben angegebenen Natriumaluminiumsilikates
vom Typ Zeolith NaA in den Nadelfänger der Reinigungsanlage wurde das Filter angeschwemmt
und dann wie üblich 18 kg Herrenanzüge im Zweibad-Verfahren bei gleichzeitiger Filtration
des zweiten Bades gereinigt und fertiggestellt. Nach Beendigung des Filtrationsvorganges
wurde der Filterdruck bestimmt und eine Probe des Lösungsmittels zur pH-Bestimmung
entnommen. Die gefundenen Werte sind in Tabelle 1 enthalten. Insgesamt wurden 20 Chargen
Textilien gereinigt, wobei eine Dosierung von 360 g des handelsüblichen Reinigungsverstärkers
jeweils zum zweiten Bad erfolgte.
[0022] Zum Vergleich wurde in der beschriebenen Reinigungsanlage eine gleichartige Reinigung
unter Zugabe von 1575 g Kieselgur, ohne Natriumaluminiumsilikat, durchgeführt. Es
wurden ebenfalls 20 Chargen Textilien gereinigt. Die pH-Werte der Flotte sowie die
Filterdruckwerte finden sich ebenfalls in Tabelle 1.
[0023]

Aus der Tabelle ist ersichtlich, daß bei Anwendung von Natriumaluminiumsilikat als
Filterpulverkomponente der pH-Wert aus dem sauren Bereich in den alkalischen Bereich
übergeführt wird ohne daß sich die Filterleistung spürbar vermindert.
Beispiel 2
[0024] In einer 9 kg-Chemischreinigungsmaschine, die mit einem Mehrchargen-Kerzenfilter
ausgestattet war, wurde das im Reintank befindliche 1,1,1-Trichlorethan zunächst in
die Trommel und in das entleerte Filter gepumpt. Zur homogenen Vermischung zirkulierte
dieses Lösungsmittel 5 Minuten. Der pH-Wert des Lösungsmittels betrug 5.2. Nach Zugabe
von 3 g/1 eines handelsüblichen Reinigungsverstärkers (Lanadol plus
(R))betrug der pH-Wert 5.6.
[0025] Anschließend wurden 400 g Kieselgur mit 400 g des oben angegebenen Natriumaluminiumsilikats
Zeolith HS vermischt, in den Nadelfänger der Reinigungsanlage gegeben und das Filter
angeschwemmt.
[0026] In der so vorbereiteten Chemischreinigungsanlage wurden 12 Chargen zu je 8 kg weiße
und hellfarbige Textilien im Einbad-Verfahren bei gleichzeitiger Filtration gereinigt,
wobei ca. 3o Vol.% der Reinigungsflotte jeweils ausdestilliert wurden. Der Lösungsmittelverlust
wurde durch Ergänzung aus dem Destillattank (Reintank) wieder ausgeglichen. Bei der
zweiten und den folgenden Chargen wurden jeweils 16o g des Reinigungsverstärkers nachgesetzt.
Nach Beendigung des Reinigungsvorganges wurde der pH-Wert des Lösungsmittels und der
Filterdruck ermittelt. Die Werte sind in Tabelle 2 enthalten.
[0027] Zum Vergleich wurden in der beschriebenen Reinigungsanlage 12 Chargen zu je 8 kg
weiße und hellfarbige Oberbekleidung gereinigt und fertiggestellt, wobei jedoch als
Filterpulver lediglich 8
00 g Kieselgur eingesetzt wurden.
[0028] Die ermittelten pH- und Filterdruckwerte finden sich ebenfalls in Tabelle 2.

[0029] Wie aus Tabelle 2 ersichtlich ist, wird der pH-Wert des Lösungsmittels durch das
Natriumaluminiumsilikat als Filterhilfsmittel vom sauren in den schwach alkalischen
Bereich verschoben.
Beispiel 3
[0030] In der in Beispiel 1 beschriebenen Chemischreinigungsanlage wurde als Lösungsmittel
Trichlorethylen eingesetzt. Als Filterpulver wurde eine Mischung aus 1500 g Kieselgur
mit 150 g des oben angegebenen Gemisches aus etwa gleichen Teilen Zeolith NaH und
Zeolith HS verwendet. Die anderen Bedingungen entsprachen Beispiel 1. Gereinigt wurden
insgesamt 15 Chargen stark verschmutzter Textilien. Die pH- und die Filterdruckwerte
sind in Tabelle 3 aufgeführt.
[0031] Zum Vergleich wurde eine entsprechende Reinigung, jedoch lediglich auf 165
0 g Kieselgur als Anschwemmfilter, durchgeführt. Die Ergebnisse der pH- und Filterdruckmessungen
finden sich ebenfalls in Tabelle.3.

[0032] Aus der vorstehenden Tabelle ist ersichtlich, daß durch die Anwendung des Natriumaluminiumsilikates
als Filterhilfsmittel das Trichlorethylen aus dem sauren in den alkalischen Bereich
übergeführt wird ohne Verschlechterung der Filterleistung der Reinigungsanlage.
Beispiel 4
[0033] In der in Beispiel 1 beschriebenen Chemischreinigungsanlage wurde als Lösungsmittel
Tetrachlorethylen eingesetzt. Als Filterpulver wurde ein Gemisch, bestehend aus 1300
g Kieselgur und 300 des oben angegebenen Zeoliths HS verwendet. Die anderen Bedingungen
waren die gleichen wie in Beispiel 1. Gereinigt wurden jedoch 16 kg Popelinemäntel
im Zweibad-Verfahren bei gleichzeitiger Filtration des zweiten Bades. Insgesamt wurden
12 Chargen nach dieser Arbeitsweise gereinigt und bei der ersten, vierten, achten
und zwölften Charge jeweils eine Flottenprobe nach Beendigung des Filtrationsvorganges
zur pH-Wertbestimmung entnommen (vgl. Tabelle 4).
[0034] Zum Vergleich wurde ein Reinigungsversuch in gleicher Weise, jedoch mit 16oo g Kieselgur
als Anschwemmfilter, durchgeführt. Die gemessenen pH-Werte sind ebenfalls in Tabelle
4 angegeben.

[0035] Es ist erkennbar, daß bei Anwendung des Zeoliths HS als Filterpulverbestandteil der
pH-Wert des sauren Lösungsmittels in den alkalischen.Bereich überführt wird.
Beispiel 5
[0036] In der in Beispiel 1 beschriebenen Chemischreinigungsanlage wurde als Lösungsmittel
Tetrachlorethylen eingesetzt. Der pH-Wert des Lösungsmittels im Reintank betrug nach
Zugabe von 3 g/l eines handelsüblichen Reinigungsverstärkers (Lanadol universal
(R)) 5,6. Als Filterpulver wurden 1575 g eines Natriumaluminiumsilikates (Gemisch eines
Zeolith NaA, Zeolith NaX und Zeolith HS) mit einem Verteilungsmaximum im Bereich 20
- 40 µ eingesetzt und dann wie üblich 18 kg Hosen im Einbad-Verfahren bei gleichzeitiger
Filtration gereinigt und wie üblich fertiggestellt. Beim Abpumpen der Flotte in die
Destillierblase wurde eine Probe zur Bestimmung des pH-Wertes entnommen.
[0037] Zum Vergleich wurde in der gleichen Reinigungsanlage nach Ausdestillation der Gesamtflotte
und erneuter Zugabe von 3 g/l des gleichen Reinigungsverstärkers ein Anfangs-pH-Wert
von 5,8 ermittelt. Danach wurde eine gleichartige Reinigung unter Zugabe von 1575
g Kieselgur durchgeführt. Auch hier wurde nach Ablauf der Reinigung eine Flottenprobe
zur pH-Wertbestimmung entnommen. Die Werte sind in Tabelle 5 enthalten.

[0038] Es ist erkennbar, daß bei Verwendung des Natriumaluminiumsilikats als Filterpulver
das Lösungsmittel in den alkalischen Bereich überführt wird.
1. Verfahren zur Aufbereitung von chlorierten Kohlenwasserstoffen in der Chemischreinigung
durch Filtration und Destillation, dadurch gekennzeichnet, daß die Filtermasse ganz
oder zum Teil aus einem feinteiligen, wasserunlöslichen, gebundenes Wasser enthaltenden
Aluminiumsilikat der allgemeinen Formel

in der Kat ein Alkalimetallion, x eine Zahl von o,7 bis 1,5, y eine Zahl von o,8 bis
6, vorzugsweise 1,3 bis 4, bedeuten, mit einer Partikelgröße von im wesentlichen 1
bis 1oo p, die eine röntgenamorphe oder eine kristalline Struktur aufweisen, besteht.
2. Verfahren nach Anspruch 1 unter Verwendung eines Aluminiumsilikats der angegebenen
allgemeinen Formel, worin Kat Natrium ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2 unter Verwendung eines synthetischen Aluminiumsilikats.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3 unter Verwendung eines kristallinen Aluminiumsilikats.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4 unter Verwendung von Zeolith NaA oder Zeolith HS
oder deren Mischungen.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5 unter Verwendung einer Mischung aus einem Aluminiumsilikat
der angegebenen allgemeinen Formel und Kieselgur, wobei der Anteil des Aluminiumsilikates
an der Gesamtmischung 5 - 50 Gew.% beträgt.
7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6 zur Regenerierung von Trichlorethylen, Tetrachlorethylen
oder 1,1,1-Trichlorethan.