[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Gerät zum kontinuierlichen Nachweis von sehr
geringen Mengen von Tritium in einem Gasgemisch, z. B. im Produktgas einer zentralen
Gasversorgung, insbesondere einer nuklear beheizten Kohlevergasungsanlage. Das Gerät
ist in erster Linie für methanhaltige Gase gedacht, ist aber auch geeignet für Gase,
die C0
2, C
2H
6 oder C
3H
8 enthalten.
[0002] Bei nuklear beheizten Kohlevergasungsanlagen soll sichergestellt werden, daß radioaktive
Gase, insbesondere Tritium aus dem Kernreaktor nicht mit dem Produktgas auf dem Wege
durch die Gasleitungen zu einem Verbraucher gelangen können. Auch bei nicht nuklear
beheizten Kohlevergasungsanlagen oder bei solchen Gasversorgungsanlagen, die sowohl
natürliches Erdgas als auch mit Kernenergie aus Kohle hergestelltes Methan verarbeiten
und an einen Verbraucher leiten, ist es von Interesse, ob das Produkt nachweisbare
Mengen von Tritium oder anderen radioaktiven Gasen enthält.
[0003] Zum Nachweis der von Tritium ausgehenden β-Strahlung sind Proportional-Durchflußzähler
bekannt, in denen ein konstanter und von Tritium völlig freier Methan-Strom durch
einen geschlossenen Zählraum geleitet wird, in dem mehrere Zähldrähte elektrisch isoliert
aufgehängt sind. Gegenüber dem zu prüfenden Gas haben diese Zählräume ein Fenster,
das mit einer sehr dünnen Metallfolie verschlossen ist. Die durch dieses Fenster in
den Zählraum eindringende β-Strahlung ionisiert das im Zählraum vorhandene Methan
und läßt kurzzeitig einen elektrischen Strom zwischen Zähldrähten und Gehäuse fließen.
Weiterhin sind Geräte bekannt, bei denen ein Gemisch aus Methan und dem zu prüfenden
Gas bei Atmosphärendruck und geringer Geschwindigkeit durch einen Zählraum fließt.
Diese Geräte haben eine maximale Empfindlichkeit von etwa 2.10-9
Ci/m
3 pro Impulse/min (z. B. DE-OS 25 00 510.1). Wenn man sich z. B. zum Ziel setzt, eine
Tritiumkonzentration von 10 pCi/g Gas noch signifikant nachweisen zu können, so ergeben
sich Meßzeiten von etwa einer Stunde, um eine deutliche Trennung von der stets vorhandenen
Untergrundstrahlung zu gewährleisten. Da aber die Durchlaufzeit des Produktgases in
einer nuklearen Kohlevergasungsanlage vom Reaktor bis zum Eintritt in das Versorgungsnetz
nur 10 Minuten beträgt, wäre die hiermit erreichbare Meßzeit zu lang.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist ein Gerät zum kontinuierlichen Nachweis von
sehr geringen Mengen von Tritium in einem Gasgemisch, insbesondere im Produktgas einer
zentralen Methanversorgung. Dieses Gerät soll eine möglichst kurze Ansprechzeit haben.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Gerät nach dem ersten Anspruch vorgeschlagen.
Wenn man den Zählraum direkt von dem Gasgemisch unter hohem Druck durchströmen läßt,
wird die bei radioaktiver Verseuchung mögliche Zahl der Impulse/min erheblich erhöht
und die oben erwähnte dünne Folie vermieden. Da die oben erwähnte Meßzeit von einem
zu prüfenden Gas bei Atmosphärendruck ausging, verringert sich jetzt die Meßzeit etwa
im Verhältnis des Gasgemischdruckes zum Atmosphärendruck. Mit einem Gasgemischdruck
von beispielsweise 6 bar ergibt sich eine Meßzeit von etwa 10 Minuten. Den gewünschten
hohen Druck kann man mit einem Kompressor erzeugen, der einen Teilstrom des Gasgemisches
aus der Hauptleitung entnimmt und nach der Messung wieder in die Hauptgasleitung zurückbefördert.
Zweckmäßiger erscheint es, für eine Produktgasanlage das Meßgerät nicht, wie üblich,
unmittelbar im Anschluß an die Produktionsanlage vorzusehen, sondern erst dort, wo
das Produktgas auf den gewünschten Netzdruck verdichtet wird und dementsprechend unter
einem hohen Druck verfügbar ist. Die Meßleitung von der Hauptgasleitung bis zum Meßgerät
sollte möglichst kurz sein, damit nicht in der Meßleitung ein Teil des Tritiums durch
die Rohrwand nach außen diffundiert und damit keine zusätzlichen Zeitverluste entstehen.
Druck, Temperatur und Geschwindigkeit des Gases im Zählraum sollten kontrollierbar
sein. Um die Auswertung der Messung zu vereinfachen, erscheint es zweckmäßig, diese
Werte konstant zu halten. Alle drei Werte sind von Bedeutung für den durch den Zählraum
fließenden Gasstrom. Die Einhaltung einer maximalen und minimalen Gasgeschwindigkeit
im Zählraum ist außerdem von Bedeutung, weil einerseits die dünnen und sehr empfindlichen
Zähldrähte nicht beschädigt werden dürfen und andererseits die Gastransportzeit von
Bedeutung ist für die Meßzeit. Weiterhin erscheint es zweckmäßig, den Zählraum mit
einer Abschirmung gegen die natürliche Strahlung aus der Umgebung zu versehen, weil
die hier zu messende Tritiumaktivität bereits im Bereich des natürlichen Strahlenpegels
liegt.
[0006] Die im zweiten Anspruch vorgeschlagene Anordnung von parallel angeströmten Zähldrähten
vermeidet eine zu große Belastung dieser Zähldrähte bei hohen Geschwindigkeiten.
[0007] Die im dritten Anspruch vorgeschlagene Beheizung des Zählraums dient dazu, den Zähler
in Abständen durch erhöhte Temperatur in Verbindung mit anderen Maßnahmen von eventuellen
Tritiumablagerungen zu befreien, die die Messung verändern könnten.
[0008] Der im vierten Anspruch vorgeschlagene keramische Formkörper soll den Zähler elektrisch
und thermisch gegen das Gehäuse isolieren, sowie die Adsorption von Tritium klein
halten.
[0009] Da bei hohem Druck turbulente Strömungen die notwendigerweise sehr dünnen Zähldrähte
zerstören könnten, sieht der fünfte Anspruch zur Vergleichmäßigung der Strömung im
Zählraum eine Lochplatte vor, die in Strömungsrichtung vor dem Zählraum angeordnet
ist. Außerdem wird in diesem Anspruch vorgeschlagen, die Zähldrähte in mehreren parallelen
Ebenen parallel zur Strömungsrichtung anzuord-
nen. Dadurch wird das Zählraumvolumen weitgehend ausgenutzt. Dabei erscheint es sinnvoll,
die Zähldrähte einer Ebene jeweils elektrisch leitend zu verbinden, da dann der Verlauf
des elektrischen Feldes günstig für eine hohe
Ansprechwahrscheinlichkeit ist. Je nach den Betriebsanforderungen ist aber auch eine
andere Schaltung der Zähldrähte möglich.
[0010] Die Figuren 1 bis 3 zeigen mögliche Ausführungsbeispiele der Erfindung.
Figur 1 zeigt die konstruktive Ausführung eines Tritium-Zählers im Längsschnitt.
Figur 2 zeigt einen Querschnitt durch Figur 1.
Figur 3 zeigt in schematischer Darstellung eine Anordnung von drei parallelen Tritium-Zählern
und eine Schaltung zur Auswertung der Meßsignale.
[0011] Das zylindrische Gehäuse 1 ist mit einem Deckel 2 an den Zufluß 3 und mit einem Deckel
4 an den Abfluß 5 angeschlossen und enthält einen außen ebenfalls zylindrischen keramischen
Formkörper 6, der einen metallischen, rechteckigen Zählraum 7 umschließt. Dieser Zählraum
ist an beiden Enden offen und enthält in drei zur Strömungsrichtung parallelen Ebenen
mehrere Zähldrähte 8, 9 und 10, die im Zählraum 7 isoliert befestigt sind. Die Zähldrähte
einer Ebene sind jeweils miteinander leitend verbunden und an eine Leitung angeschlossen,
die durch eine hochspannungsfeste Isolierung 11 nach außen geführt ist. Außerhalb
des Zählraumes 7 aber innerhalb des keramischen Formkörpers 6 ist eine elektrische
Beheizung 12 vorgesehen, deren Anschlüsse durch eine Isolierung 13 aus dem Gehäuse
1 herausgeführt sind. In Strömungsrichtung vor dem Formkörper 6 ist eine kreisförmige
Lochplatte 14 angeordnet, die die Strömung vergleichmäßigen soll.
[0012] In Figur 3 sind drei vollständige Nachweisgeräte strömungstechnisch parallel geschaltet.
In der Hauptleitung 30 ist ein Kompressor 31 angeordnet, der das aus einer Gasfabrik
beispielsweise mit 1,7 bar austretende Produktgas auf den Druck einer Ferngasleitung
von beispielsweise 70 bar verdichtet. Jedes der drei Gehäuse 1 ist sowohl auf seiner
Zuflußseite mit einem Druckregulierventil 32 und einem Absperrventil 33 als auch auf
seiner Abflußseite mit einem Druckregulierventil 34 und einem Absperrventil 35 ausgestattet.
Außerdem sind die Verbindungs
= leitungen zur Hauptleitung 30 mit je einem Absperrventil 36 und 37 verschließbar.
Mit dieser Schaltung ist gewährleistet, daß die drei Geräte, solange der Kompressor
31 Produktgas ins Gasversorgungsnetz liefert, ständig mit dem notwendigen Gasdruck
versorgt sind. Damit sind also diese Geräte unabhängig von besonderen Kompressoren.
Durch die Parallelschaltung von im Beispiel drei Geräten wird gewährleistet, daß ein
einzelnes Gerät ausgewechselt und inspiziert werden kann, während die beiden anderen
Geräte weiterhin den Tritium-Gehalt überwachen. In der Figur 3 nicht dargestellt,
aber für den praktischen Betrieb sehr zweckmäßig ist es, wenn anstelle eines Nachweisgerätes
zwei Geräte hintereinander geschaltet sind. Bei dieser Anordnung kann man die Anzeige
beider Geräte miteinander vergleichen und bei evtl. unterschiedlichen Anzeigen auf
Meßfehler schließen. Außerdem kann man jeweils eins der beiden Geräte beispielsweise
mit einer künstlichen Strahlungsquelle prüfen.
[0013] Im übrigen ist die Konstruktion- und Betriebsweise von Proportionaldurchflußzählern
in "Kernphysikalische Meßverfahren" von Hubert Neuert, erschienen 1966 im G. Braun-Verlag,
Karlsruhe, beschrieben, insbesondere auf den Seiten 328, 410 und folgenden Seiten.
Daher kann an dieser Stelle auf die Beschreibung einer elektrischen und elektronischen
Schaltung zur Auswertung der Meßsignale verzichtet werden.
1. Gerät zum kontinuierlichen Nachweis von sehr geringen Mengen von Tritium in einem
Gasgemisch, welches aus einem von dem Gas durchströmbaren Zählraum (7) und mehreren
in diesem Raum elektrisch isoliert aufgespannten Zähldrähten (8, 9, 10) besteht, mit
deren Hilfe die durch radioaktive Strahlung im Zählraum entstehenden Ionen als elektrische
Impulse gezählt werden, gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
a) Der Zählraum (7) ist in einem direkt von dem Gasgemisch unter hohem Druck durchströmbaren
Gehäuse (1) angeordnet.
2. Gerät nach Anspruch 1 gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
a) Die Zähldrähte (8, 9 und 10) sind parallel zur Strömungsrichtung im Zählraum (7)
angeordnet.
3. Zähler nach Anspruch 1 gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
a) Der Zählraum (7) ist mit einer elektrischen Beheizung (12) umgeben.
4. Gerät nach Anspruch 1 gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
a) Der Zählraum (7) ist von einem keramischen Formkörper (6) umgeben.
5. Gerät nach Anspruch 1 gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
a) Die Zähldrähte (8, 9, 10) sind in mehreren parallelen Ebenen parallel zur Strömungsrichtung
angeordnet, wobei die Zähldrähte einer Ebene jeweils elektrisch leitend verbunden
sind.
b) In Strömungsrichtung vor dem Zählraum (7) ist eine Lochplatte (14) angeordnet.