[0001] Die Erfindung betrifft eine Anordnung zur Erzeugung von gebündelten Elektronenstrahlen
in einem Vakuum-Entladungsgefäss, vorzugsweise Fernsehbildröhre oder Oszillographenröhre,
mit einem Elektronenstrahlerzeugersystem mit Elektroden verschiedener durch ein Widerstandsteilersystem
erzeugbarer Potentiale.
Stand der Technik
[0002] Es ist bekannt, die Hochspannung führenden Elektroden von Vakuum-Entladungsgefässen
mittels sehr hochohmigen Widerständen mit der Schaltungsmasse zu verbinden, um nach
dem Ausschalten der Betriebsspannung eventuelle Wandbeläge des Vakuum-Entladungsgefässes,
die auf eine hohe Spannung aufgeladen sind und nach Art einer Leydener Flasche eine
Kapazität bilden, zu entladen, um bei eventuellen Handhabungen am Entladungsgefäss
oder der angeschlossenen Schaltung elektrische Unfälle zu vermeiden. Bei Fernsehbildröhren
sind diese hochohmigen Widerstände als sogenannte "Bleeder" allgemein bekannt.
[0003] Im Katalog "Kaskaden und Baugruppen" Band 2-78/79 der Firmengruppe Roederstein werden
auf Seite 12 Silizium-Hochspannungs
- kaskaden für die Hochspannungserzeugung in Farbfernsehgeräten angeboten, die in ihrem
Inneren, eingegossen in Kunstharz, einen Bleeder enthalten. Der Bleeder ist hier Teil
eines Widerstandsteilersystems, das zur Erzeugung der Fokusspannung der Farbbildröhre
dient. Der Bleeder R
1 bildet mit einem ebenfalls mit in das Kunstharz eingegossenen Widerstand R
2, dessen nach aussen geführter Fußpunkt über einen Schichtdrehwiderstand nach Masse
geführt ist, einen Spannungsteiler, an dem die Fokusspannung abgegriffen wird.
[0004] So gut auch die hochspannungsführenden Widerstände im Inneren der Kaskade gegen äussere
Einflüsse wie Verstaubung, Feuchtigkeit, Beschädigung usw. geschützt sind, so groß
sind doch noch die Nachteile, die im anschliessenden schaltungstechnischen Aufwand
liegen.
[0005] Von dem die Fokusspannung erzeugenden Bauteil wird ein relativ langes, gut hochspannungsisoliertes
Kabel bis zum Fokusanschluß an der Farbbildröhre benötigt.
[0006] Ein solches Kabel ist nicht nur teuer, sondern es hat vor allem die unangenehme Eigenschaft,
bei energiereichen Hochspannungsüberschlägen im Inneren der Bildröhre als Antenne
für sehr hochfrequente Schwingungen zu wirken, deren Magnetfelder in Leiterplatten
und anderen Verkabelungen hohe Spannungen und starke Ströme induzieren, die die dort
befindlichen Halbleiter (Transistoren, IC's, Dioden, usw.) zerstören. Um diese Antennenwirkung
zu reduzieren, ist es üblich, unmittelbar an den Anschlußstiften der Farbbildröhre
Funkenstrecken zur Ableitung der internen Hochspannungsüberschläge und Schutz- bzw.
Dämpfungswiderstände anzubringen (vgl. z.B. DBP 11 92 245).
[0007] Ein weiterer Nachteil ist die Kompliziertheit von Fassung und Sockel für die Farbbildröhre.
Bekanntlich sind am Sockel der Farbbildröhre zahlreiche Anschlußstifte auf engem Raum
angebracht. Unter diesen Anschlußstiften befindet sich der Anschluß der Fokuselektrode,
die eine Spannung von einigen 1000 Volt führt (meist etwa 7000 Volt). Dies führt zu
Isolationsproblemen bei Fassung und Sockel. Fassung und Sockel der Farbbildröhre sind
auf die Dauer starker Verschmutzung ausgesetzt. Ausserdem ist mit Feuchtigkeitseinwirkung
zu rechnen, vor allem dann, wenn bei der Anlieferung eines Farbfernsehgerätes dieses
vorher z.B. in einem Lieferwagen im Winter längere Zeit in der Kälte gestanden hat
und dann bei einem Kunden in ein warmes Wohnzimmer gebracht wird und das Gerät dort
betaut. Fassung und Sockel müssen daher für den Fokusanschluß ein aufwendiges Kammersystem
haben, das den Fokusanschluß umhüllt und für ausreichend lange Kriechstrecken sorgt,
um einen Funkenüberschlag zu verhindern. Für den Fokusanschluß ist ein spezieller
zusätzlicher Stecker notwendig.
[0008] Da im Inneren der Farbbildröhre im Elektronenstrahlerzeugersystem die Anoden und
die Fokussierelektrode dicht benachbart sind, wird bei einem Hochspannungsüberschlag
in der Bildröhre, der meist von der Anode ausgeht, die Fokussierelektrode mit voller
Energie getroffen, und es ist daher aussen an der Bildröhrenfassung eine sehr aufwendige
Schutzfunkenstrecke und ein spezieller teurer Schutzwiderstarid notwendig zum Auffangen
der energiereichen Entladung.
Aufgabe
[0009] Es besteht die Aufgabe, durch eine grundsätzlich andere Anordnung alle oben angeführten
Nachteile zu vermeiden und im ganzen zu einer kostenmässig günstigeren Anordnung zu
kommen.
Lösung der Aufgabe
[0010] Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß das Widerstandsteilersystem im Inneren des Vakuum-Entladungsgefässes
im Vakuum angebracht ist.
Vorteile
[0011] Dadurch, daß nur'noch das erdseitige Ende über den Sockelstift des Vakuum-Entladungsgefässes
nach aussen geführt ist und an diesem Sockelstift eine kleinere Spannung anliegt,
werden die Isolationsprobleme gemildert und Bildröhrenfassung und -Sockel werden einfacher.
[0012] Das für die Zuführung der Fokusspannung notwendige Hochspannungskabel entfällt. Es
wird durch ein einfaches Kabel mit einer normalen Isolation ersetzt. Die teuere 7
kV-Funkenstrecke kann durch eine wesentlich billigere ersetzt werden. Für den Schutzwiderstand
genügt eine preiswerte Normalausführung.
[0013] Fassung und Sockel können wesentlich vereinfacht werden. Der spezielle zusätzliche
Stecker kann entfallen. Der Anschluß für den äusseren Schichtdrehwiderstand kann innerhalb
der Fassung den übrigen Anschlüssen gleichgestellt werden. Sondermaßnahmen sind nicht
mehr notwendig.
Erläuterung der Erfindung
[0014] An den nachstehenden Ausführungsbeispielen soll die vorliegende Erfindung näher erläutert
werden.
Abbildung 1 zeigt den Stand der Technik.
Abbildung 2 zeigt ein Aufbauschema für das Elektronenstrahlerzeugersystem mit aufgesetztem
Bleeder.
Abbildung 3 zeigt eine innere Verbindung des Bleeders mit den Elektroden des Elektronenstrahlerzeugersystems
für den Fall, daß lediglich die Fokusspannung von aussen eingestellt werden soll.
Abbildung 4 zeigt einen justierbaren Bleeder mit einer solchen Verbindung mit den
Elektroden des Elektronenstrahlerzeugersystems derart, daß die Fokusspannung durch
internen Abgleich und die Schirmgitterspannung durch äussere Einstellung justierbar
wird.
[0015] Abbildung 1 zeigt den Stand der Technik. Ein Vakuum-Entladungsgefäss, in diesem Beispiel
eine Farbbildröhre 1, enthält eine Sockelbeschaltung 2, in der Anschluß-Kontakte für
die Heizung, die Kathoden, das Gitter 1 und das Gitter 2 (Schirmgitter) angeordnet
sind.
[0016] Innerhalb dieser Sockelbeschaltung liegt auch der Anschluß 3 für den Fokus (G
3), wofür jedoch ein besonderer Hochspannungsstecker erforderlich ist. Am kegelförmigen
Teil der Farbbildröhre liegt der Anschlußkontakt 4 für die Anodenspannung, die etwa
25 kV beträgt.
[0017] In einer Hochspannungserzeugereinheit 5 wird aus einer zugeführten Wechselspannung
eine hohe Gleichspannung von etwa 25 kV erzeugt. Die Hochspannungserzeugereinheit
enthält in diesem Falle z.B. eine sogenannte Kaskade und einen Spannungsteiler, bestehend
aus den Widerständen R
1 und R
2 zur Erzeugung der Fokusspannung von etwa 7 kV. An den Fußpunkten des Widerstandes
R
2 ist von aussen ein Schichtdrehwiderstand 6 angeschlossen, mit dem die Fokusspannung
auf den erforderlichen Wert innerhalb der gegebenen Toleranzen eingestellt werden
kann.
[0018] Da bei Hochspannungsüberschlägen innerhalb der Farbbildröhre meist die Fokus-Elektrode,
das Gitter 3, getroffen wird, ist eine Schutzanordnung notwendig, die aus der Funkenstrecke
7 und dem Schutzwiderstand 8 besteht.
[0019] Dieser Schaltung haften die schon eingangs erwähnten Nachteile Abbildung 2 zeigt
die erfindungsgemässe Anbringung des Bleeders R
1 + R
2 im Inneren der Farbbildröhre 1 entlang dem Elektronenstrahlerzeugersystem. Der Bleeder
ist beispielsweise eine nach der bekannten Technik der Dickschichtschaltkreise auf
einem Substrat 9 angebrachte, vorzugsweise mäanderförmige Schicht aus einer leitenden
Paste, die auf dem Substrat eingebrannt ist. Die Widerstandsschicht hat Anschlußstellen
lo, 11 und 12. Die Anschlußstelle lo ist mit einem Sockelstift 13 verbunden. Die Anschlußstelle
11 ist mit der Fokus-Elektrode G
3 und die Anschlußstelle 12 mit der Anode A verbunden.
[0020] Das Elektronenstrahlerzeugersystem, das aus den einzelnen Elektroden besteht, wird
(hier nicht gezeichnet) durch 2 Längsstreben zusammengehalten. Auf einer dieser Längsstreben
läßt sich der Bleeder-Widerstand ohne weiteres entweder direkt oder als Bauteil getrennt
unterbringen.
[0021] Dadurch, daß sich der Bleeder im Vakuum befindet, ist er vollkommen geschützt gegen
äussere Einflüsse, die zu einer Veränderung der Widerstände führen können.
[0022] Auch das Potential-Gefälle entlang dem Bleeder paßt sich in etwa dem Potential-Gefälle
im Elektronenstrahlerzeugersystem an. Die Verbindungen von den Anschlußstellen lo,
11 und 12 an die zugehörigen Elektroden sind vorteilhaft kurz.
[0023] Die Teile 14 und 15 der Widerstände R
l und R
2 sind in der Form ihrer Bedruckung so ausgeführt, daß sie in bekannter Weise durch
einen seitlich in das Mäander eingeführten Laserstrahl eingeschnitten werden können,
wodurch die Widerstände R
1 und/oder R
2 in ihrem Wert veränderbar sind.
[0024] Es besteht also der große Vorteil, daß die Bleeder-Widerstände R
1 und R
2 auch nach dem Einbau in das Bildrohr im betriebsmässigen Zustand in gewissen Grenzen
abgeglichen werden können, indem durch das Glas hindurch ein Laserstrahl auf die Widerstände
geschickt wird.
[0025] Die Abbildungen 3 und 4 zeigen verschiedene Schaltungs-Möglichkeiten. In Abbildung
3 wird durch den hier angeschlossenen Drehwiderstand 6 über die Bleeder-Widerstände
R
1 und R
2 lediglich die Fokusspannung abgeglichen.
[0026] Die Schaltung ist die gleiche wie nach dem Stand der Technik Abbildung 1, jedoch
entfallen hier vorteilhafterweise die bereits eingangs beschriebenen Bauelemente,
wie z.B. die Spezialfunkenstrecke 7 (Abb. 1), der Hochlastwiderstand 8, der besondere
Anschlußstift 3 mit den dazugehörigen speziellen Steckern, das Hochspannungskabel
als Zuführung zu G3, usw.
[0027] Ausserdem kann wegen der am Fußpunkt von R
2 anliegenden kleineren Spannung ein normaler Anschlußstift 16 im Sockel der Farbbildröhre
benutzt werden.
[0028] Abbildung 4 zeigt die Möglichkeiten, die sich aus einem nachträglichen Abgleich der
Bleeder-Widerstände R
1 und R
2 ergeben. Im Gegensatz zu Abbildung 3 ist hier auch das Schirmgitter G
2 an den Anschlußstiften 16 angeschlossen. Mit dem Schichtdrehwiderstand 17 kann jetzt
die Schirmgitterspannung und damit der sogenannte "Cut-off-Punkt" der Farbbildröhre
eingestellt werden.
[0029] Dadurch, daß jetzt mit dem Schichtdrehwiderstand 17 das Fußpunkt-Potential des Bleeder-Widerstands
R
2 bestimmt ist, muß eine Möglichkeit geschaffen werden, das Spannungsteiler-Verhältnis
zwischen R
1 und R
2 so zu ändern, daß die Fokussier-Spannung an G
3 stimmt. Dazu ist ein Abgleich von R
1 und/oder R
2 notwendig. Dieser kann - wie oben beschrieben - mittels eines Laserstrahls im betriebsfertigen
Zustand der Farbbildröhre vorgenommen werden derart, daß die individuellen Toleranzen
des Elektronenstrahlerzeugersystems dadurch optimal ausgeglichen werden.
1. Anordnung zur Erzeugung von gebündelten Elektronenstrahlen in einem Vakuum-Entladungsgefäss,
vorzugsweise Fernsehbildröhre oder Oszillographen-Röhre mit einem Elektronenstrahlerzeugersystem
mit Elektroden verschiedener durch ein Widerstandsteilersystem erzeugbarer Potentiale,
dadurch gekennzeichnet , daß das Widerstandsteilersystem im Inneren des Vakuum-Entladungsgefässes
im Vakuum angebracht ist.
2. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß das Widerstandsteilersystem
mit dem Elektronenstrahlerzeugersystem eine bauliche Einheit bildet.
3. Anordnung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet , daß ein oder mehrere
Anschlußpunkte des Widerstandsteilersystems mit Sockelstiften des Vakuum-Entladungsgefässes
verbunden sind.
4. Anordnung nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet , daß das Widerstandsteilersystem
aus der Reihenschaltung zweier Widerstände besteht, deren Endanschlüsse mit der Anode
und einem Sockelstift und deren Verbindungspunkt der beiden Widerstände mit der Fokussierelektrode
des Elektronenstrahlsystems verbunden sind.
5. Fernsehbildröhre nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet , daß der Sockelstift,
der zum Gitter 2 führt, mit dem der Anodenseite entgegengesetzten Endanschluss des
Widerstandsteilersystems verbunden ist.
6. Verfahren zum Abgleich eines Widerstandsteilersystems einer Anordnung nach Anspruch
1 bis 5, dadurch gekennzeichnet , daß ein oder mehrere Widerstände des Widerstandsteilersystems
während des Betriebes des Vakuum-Entladungsgefässes von aussen durch die Glaswand
hindurch mittels eines Laserstrahls abgeglichen werden.