[0001] Die Erfindung betrifft Verfahren zur Verstärkung von Papier- und Pappmaterialien
mit wäßrigen Lösungen von Copolymeren aus Acrylnitril, Acrylamid und Acrylsäure.
[0002] Bahnen aus Wellpappe, Behälter oder Schachteln aus Wellpappe, Schachteln aus Pappmaterialien
oder anderen Arten von Papier oder Pappmaterialien haben keine ausreichende Festigkeit,
insbesondere Wasserfestigkeit, die für viele Einsatzzwecke gefordert wird.
[0003] Bei der Herstellung von Verstärkungspappmaterialien ist es bereits bekannt, zur Verbesserung
der Wasserfestigkeit das gewellte Pappmaterial in Bahnenform in eine Polycarbonatlösung
einzutauchen, um das gewellte Pappmaterial zu imprägnieren oder beschichten. Dieses
Verfahren hat jedoch den Nachteil, daß das Polycarbonat nun schwierig in Methylenchlorid
oder Ethylenchlorid aufzulösen ist.
[0004] Nach der US PS 3 479 213 werden zum Verstärken von Papier oder Wellpappe Lösungen
von verschiedenen, insbesondere thermoplastischen Harzen wie Polystyrolen in Lösungsmitteln
oder in Lösungsmittelgemischen verwendet :wie z.B. Xylol und weiteren Lösungsmitteln,
die in ganz bestimmten Verhältnissen eingesetzt werden müssen. Die Rückgewinnung der
Lösungsmittel ist schwieirig und aufwendig. Außerdem ist Xylol leicht brennbar. Für
kontinuierliche Arbeitsweisen eignen sich daher solche Systeme nicht.
[0005] In der DAS 2 345 982 werden Polymerisate auf Basis Styrol, Acrylnitril, Butadien
und Acrylat in einem Halogenkohlenwasserstoff gelöst und Papier- oder Pappmaterialien
zur Verstärkung mit dieser Lösung behandelt. Ein großer nachteil dieses Verfahren
ist, daß die Produkte in organischen Lösungsmitteln gelöst werden müssen, deren physiologische
Wirkungen nicht ganz unbedenklich sind.
[0006] Ein weiterer Nachteil der Verwendung der wasserunlöslichen Substanzen ist, daß das
Papiermaterial vor der Behandlung auf einen Wassergehalt von unter 5 % getrocknet
werden muß, um ein Diffundieren der organischen Lösungen in das Papier zu erreichen.
Diese Nachtrocknung verbietet sich schon aus wirtschaftlichen Gründen.
[0007] Weiter ist aus der DAS 1 182 047 bekannt, daß wasserlösliche Copolymerisate, bestehend
aus 55 bis 94 Gew.-% Acrylsäureamid und/oder Methacrylsäureamid und 45 bis 6 Gew.-%
Estern ungesättigter Carbonsäuren mit 1 - 4 Kohlenstoffatomen enthaltenen Alkoholen,
zur Verbesserung der Fettundurchlässigkeit und zur Erhöhung der Beständigkeit gegen
lösungsmittelhaltige Lacke und Paraffinschmelzen von Papieren eingesetzt werden können.
Für viele Einsatzgebiete reicht die Festigkeit des so imprägnierten Papiermaterials
aber nicht aus.
[0008] Dies gilt auch für das Papier, das gemäß der DOS 2 741 753 mit Alkali- oder Erdalkalisalzen
von Copolymerisaten aus (Meth)acrylsäure, Acrylnitril und/oder Acrylamid und gegebenenfalls
(Meth)acrylsäureestern imprägniert wird.
[0009] überraschenderweise gelingt es nun, die Festigkeit von Papiermaterialien noch entscheidend
zu verbessern, wenn man die Oberfläche der Materialien mit wäßrigen Lösungen von Copolymerisaten
aus Acrylnitril, Acrylamid und Acrylsäure behandelt. Da keine Alkali- oder Erdalkalimetallsalze,
insbesondere Ca- oder Mg Salze, der Copolymeren, eingesetzt werden müssen, gelingt
es außerdem, Abwässerprobleme zu vermeiden.
[0010] Gegenstand der Erfindung sind daher Verfahren zur Oberflächenbehandlung von Papier-,
Pappe- und
Kartonmaterialien mit wäßrigen Lösungen von Copolymerisaten von (Meth)acrylsäurederivaten
und ggf. üblichen Zuschlägen, dadurch gekennzeichnet, daß man als Co- polymerisate
aus

einsetzt, wobei die Summe aus 1) - 3) 100 Gew.-% ergeben muß.
[0011] Die Herstellung der erfindungsgemäß verwendeten Co-polymerisatlösung kann durch bekannte
Hydrolyse-Reaktionen des Polyacrylnitrils in Wasser bei erhöhten Temperaturen erfolgen.
Die Herstellung dieser wasserlöslichen Co-polymerisate aus wasserunlöslichen Polyacrylnitril
durch Hydrolyse, wird in der DTPS 1 207 086 und in der DTPS 2031 972 beschrieben.
[0012] Die erfindungsgemäße wäßrige Lösung soll 0.,5 - 40 Gew.-%. vorzugsweise 3 - 30 Gew.-%
des Copolymeren enthalten.
[0013] Außerdem werden vorzugsweise die verschiedenen, in der Papierindustrie üblichen Additive
in die erfindungsgemäß zu verwendende Co-polymerlösung eingearbeitet.
[0014] Zu nennen ist die Zugabe von Stärke- und Carboxymethylcellulose Produkten, die eine
Verminderung der Staubbildung oder eine verbesserte Filmbildung auf der Oberfläche
des Papiers oder des Pappmaterials bewirken können. Weiterhin können auch bei Bedarf
Farbstoffe und Pigmente, sowie Füllstoffe, z.B. Kaolin, Kreide und Titandioxid, je
nach individuellem Verwendungszweck in die Harzlösung eindispergiert werden.
[0015] Soll z.B. die Naßfestigkeit eines Papiers oder Pappmaterials erhöht werden, so können
ebenfalls kationenaktive Naßfestmittel in die Harzlösung eingebracht werden. Auch
kann durch Zugabe von geringen Mengen Vernetzungsmittel (z.B. Formaldehyd und Epichlorhydrin)
eine erhöhte Wasserundurchlässigkeit nach dem Trocknen des Papiers und Pappenmaterials
erreicht werden.
[0016] Schließlich können auch in die Harzlösung geeignete kationenative Verbindungen, die
mit den Acrylsäuregruppen der Harzlösung keine Unverträglichkeit hervorrufen, eingebracht
werden, um bei z.B. dichteren Papiersorten ein noch besseres Aufziehen auf die anionenaktiv
geladene Faseroberfläche und Bindung 'an diese zu erreichen. Zu nennen sind quarternäre
Ammoniumverbindungen wie z.B. 3-Chlor-2-Hydroxypropyl-Trimethyl-Ammoniumchlorid, modifizierte
Polyamidoamine oder auch wasserlösliche Polyacrylamide.
[0017] Für Papierlagen und Wellbahnen, wie Materialien zur Herstellung von Wellpappe und
anderen entsprechenden Papier- und Pappmaterialien, die nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren behandelt werden, ist eine Vortrocknung unter einem Restfeuchtigkeitsgehalt
von 10 % nicht erforderlich.
[0018] In der Papierindustrie, z.B. bei der Herstellung von Wellstoffpapieren, erfolgt die
Oberflächenbehandlung vorzugsweise durch Aufsprühung von Lösungen auf die Oberfläche
des noch nassen Papiervlieses auf dem Papiermaschinensieb, bei modernen und größeren
Papiermaschinen, überwiegend über eine Oberflächenleimpresse in der Trockenpartie.
[0019] Die wäßrige Polymerlösung wird vorzugsweise auf beiden Seiten der Papierbahn in Mengen
von 0,5 - 25 g/m
2 Copolymerisat aufgetragen.
[0020] Nach der Oberflächenveredelung der Papierbahn erfolgt eine übliche und umweltfreundliche
Trocknung der Papierbahn in der Trockenpartie der Maschine bis auf eine Restfeuchtigkeit
von 4 - 8 %.
[0021] Es ist auch möglich eine Schaumemulsion, die durch Einarbeiten von Luft (gegebenenfalls
nach Zusatz von Schaumstabilisatoren) in die wäßrige Harzlösung erhalten wird, über
Auftragsaggregate auf die Papierbahn oberflächlich aufzutragen. Geeignete Aggregate
zum Auftragen von Schaum auf Papier-, Pappe oder Kartonmaterialien sind u.a. die Leimpresse,
Sprühdüsen, Walzen mit geeigneten Rakeln. Ein großer Vorteil des Schaumaufträgers
im Vergleich zum Lösungsauftrag ist die geringe Steigerung des Feuchtigkeitsgehaltes
der Papierbahn, wodurch einer Steigerung der Reaktionsgeschwindigkeit bis zu 30 %
erreicht werden kann.
[0022] Das erfindungsgemäße Verfahren ist sowohl auf Wellpapiermaterialien als auch auf
anderen Arten von Papier oder Pappmaterialien unterschiedlichster Flächengewichte
anwendbar. Die wäßrige Harzlösung dringt in das zu behandelnde Papier oder Pappmaterial
ein, ohne daß irgendein Durchdringungsmittel erforderlich wäre, so daß das Material
innerhalb einer sehr kurzen Zeit ausreichend mit der wäßrigen Harzlösung imprägniert
ist und eine gute Festigkeit- und Wasserbeständigkeit aufweist.
[0023] Das erfindungsgemäß behandelte Material eignet sich auch gut für die Herstellung
von Schachteln und Behälter. Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren können auch für
die Wellpappenherstellung verstärkte Kern-und/oder Decklagen kontinuierlich hergestellt
und anschließend gewellt werden.
Beispiel 1
[0024] Auf einer Versuchsmaschine der Firma Jagenberg, Typ: Laboranlage, wird ein nicht
oberflächenbehandelter Wellenstoff mit einem Flächengewicht von 123 g/m
2 mit einer Restfeuchte von 5 % und einer Arbeitsbreite von 30 cm und einer Geschwindigkeit
von 4m/min durch ein Auftragsbad geführt, in dem ein 7 Gew.-%ige wäßrige Lösung eines
Copolymerisats, bestehend aus 3 Gew.-% Acrylnitril, 47 Gew.-% Acrylsäure und 50 Gew.-%
Acrylamid enthalten ist.
[0025] Nach Abquetschung des beidseitig behandelten Wellenstoffpapieres schließt sich eine
Trocknung in einem Trockenkanal bei 150°C an. Das aufgewickelte und oberflächenbehandelte
Papier hat eine Restfeuchtigkeit von 5 % und ein Flächengewicht von 131 g/m
2, das einem Auftrag von 7,5 g/m
2 beidseitig entspricht.
Beispiel 2
[0026] Es wird eine 7 gew.-%ige, wäßrige Copolymerisat. Lösung wie in Beispiel 1 beschrieben,
mit Hilfe eines Küchenmixers und durch Zusatz einer geringen Menge (1 %) eines üblichen
Emulgators in die Schaumform überführt.
[0027] Der Schaum, der nach 30 sec. Rühren im Küchenmixer erhalten wird, ist über 15 Min.
stabil und zeigt eine Volumenzunahme von mindestens 20 % im Vergleich zu der 7 Gew.-%igen
Copolymerisat-Lösung.
[0028] Dieser Schaum wird wie in Beispiel 1 angegeben auf Wellenstoffpapier beidseitig aufgetragen.
Die Restfeuchtigkeit beträgt 5 %, das Flächengewicht wird mit 132 g/m
2 und der Auftrag mit 8,4 g/m
2 ermittelt.
Vergleichsbeispiel 1
[0029] Auf derselben wie im Beispiel 1 beschriebenen Versuchsmaschine wird eine verdünnte
aufgeschlossene und auf 7 Gew.-% eingestellte Maisstärkesuspension für die Oberflächenbeschichtung
von Wellenstoffpapier analog Beispiel 1 benutzt. Die Restfeuchtigkeit nach dem Trocknungsvorgang
des so mit Maisstärke behandelten Wellenstoffpapiers beträgt ebenfalls 5 %, das Flächengewicht
wird mit 133 g/m" ermittelt, das einem Auftrag von 9,4 g/m
2 beidseitig entspricht.
[0030] Zur Charakterisierung der Festigkeitseigenschaften werden folgende physikalische
Daten nach angegebenen Standardmethoden ermittelt. Als 0-Probe wird der nicht behandelte
Wellenstoff für die physikalischen Messungen herangezogen.
1. Messung des CMT-Wertes nach DIN 53 143 als wesentliche Meßgröße zur Bestimmung
des Flachstauchwiderstandes an labormäßig gewellten Papieren.
2. Messung der Berstfestigkeit (Mullentest nach DIN 53141).
3. Die Bestimmung der Wasseraufnahme nach Cobb nach DIN 53132.
[0031] In Tabelle I sind die Untersuchungsergebnisse zusammengefaßt. In Tabelle II der Untersuchungen
der Steifigkeit gemessen nach DIN 53121 enthalten.
Vergleichsbeispiel 2 (gemäß DAS 1 182 047, Beispiel 1)
[0032] Auf derselben wie im Beispiel 1 beschriebenen Versuchsmaschine wird eine 7 gew.-%ige
wäßrige Lösung eines Copolymerisats, bestehend aus 80 Teilen Metacrylsäureamid und
20 Teilen Acrylsäureethylester mit einem K-Wert von 45, beidseitig wie im Beispiel
1 beschrieben, auf Wellenstoff aufgetragen. Die Restfeuchtigkeit beträgt 5 %, das
Flächengewicht wird mit 132 g/m
2 ermittelt. Der beidseitige Auftrag beträgt 8,
4 g/
m2.
[0033] In den Tabelle I und II sind wieder die Untersuchungsergebnisse der physikalischen
Messungen angegeben.
Vergleichsbeispiel 3 (gemäß DOS 27 41 753)
[0034] Es wurde ein Copolymerisat gemäß Beispeil 1 der DT-OS 2 741 753 mit Calciumhydroxid
in das entsprechende Salz überführt. Eine 7 Gew.-%ige Copolymerisat-Salz-Lösung wird
wie im Beispiel 1 auf Wellenstoff (Papier) beidseitig, aufgetragen. Die Restfeuchtigkeit
beträgt 5 %, das Flächengewicht wird mit 131 g/m
2 und der Auftrag mit 7,5 g/m
2 ermittelt.
[0035] In den Tabellen I und II sind die physikalischen Werte des so behandelten Papiers
eingetragen.

1) Verfahren zur Verbesserung der Festigkeit von Papier-,-Pappe- oder Kartonmaterialien
indem man die Oberfläche dieser Materialien mit wäßrigen Lösungen von Copolymerisaten
von (Meth)-acrylsäurederivaten und ggf. üblichen Zuschlagstoffen behandelt, dadurch
gekennzeichnet, daß man als Copolymerisate aus
1) 0,1 - 10 Gew.-% Acrylnitril
2) 30 - 70 Gew.-% Acrylamid und
3) 30 - 60 Gew.-% Acrylsäure und/oder Methacrylsäure, die gegebenenfalls ganz oder
teilweise in Form ihres Ammoniumsalzes vorliegen können,
wobei die Summe aus 1) - 3) immer 100 Gew.-% ergeben muß, einsetzt.
2) Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Copolymerisat aus 0,1
- 7 Gew.-% der Komponente 1, 35 - 65 Gew.-% der Komponente 2, und 30 - 60 Gew.-% der
Komponente 3, verwendet wird.
3) Verfahren nach Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige Lösung
0,5 - 40 Gew.-% des Copolymerisats enthält.
4) Verfahren nach Ansprüchen 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Copolymerisat
in Mengen von 0,5 - 25 g/m2 aufgetragen wird.
5) Verfahren nach Ansprüchen 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige Polymersatlösung
aufgesprüht oder in Form einer Schaumemulsion auf die zu behandelnde Oberfläche aufgebracht
wird.