[0001] Die Erfindung betrifft ein trägerloses Carbonmaterial mit einer Farbschicht, bei
der die Farbanteile in einer aus Kunstharz bestehenden Bindemittelschicht dispergiert
sind, und mit einer die Farbschicht rückseitig abdeckenden Kunstharz-Deckschicht.
[0002] Derartige Carbonmaterialien dienen in Schreib- und Druckwerken zur Schrifterzeugung,
z. B. als Schreibbänder in Schreibmaschinen oder als sog. Drucktücher (das sind breitbahnige
Bänder) in Schnelldruckern. Sie sind, bedingt durch den Aufbau der Farbschicht, mehrfach
überschreibbar.
[0003] Bei den herkömmlichen Carbonmaterialien ist die Farbschicht auf einem Träger aus
Papier, Folie oder Gewebe aufgebracht. Das hat sich in der Praxis für nicht allzu
hohe Ansprüche an die Schriftqualität auch durchaus bewährt. Ausgeprägt gute S,chriftqualitäten
können mit diesen herkömmlichen Carbonmaterialien jedoch nicht erzeugt werden, weil
sie sich im Augenblick des Anschlags nicht gut genug an die anschlagende Type anschmiegen
und dadurch keinen konturenscharfen Typenabdruck ergeben. Außerdem begrenzt ihre verhältnismäßig
große Dicke auch die nutzbare Bandlänge, die in einer vorgegebenen Spule oder Kassette
untergebracht werden kann.
[0004] Es hat nicht an Versuchen gefehlt, ein trägerloses Carbonmaterial zu entwickeln,.welches
dünner und typenschmieg- . samer ist und dadurch die Nachteile der herkömmlichen Carbonmaterialien
beseitigt. Die in der DE-PS 12 13 438 beschriebene Möglichkeit, vollständig auf einen
Träger zu verzichten und das Material nur aus einer Farbschicht allein herzustellen,
hat sich jedoch nicht als praktikabel erwiesen, weil es nicht gelingt, der Farbschicht
eine ausreichende Reißfestigkeit zu geben. Außerdem kann bei einem nur aus einer Farbschicht
bestehenden Material die Farbe auch leicht auf der Typenseite austreten, was unerwünscht
ist. Deshalb sieht die genannte Schrift auch vor, auf der Rückseite der Farbschicht
des.trägerlosen Materials noch eine zusätzliche dünne Kunstharz-Deckschicht aufzubringen.
Dafür sind zwei Alternativen angegeben, nämlich zum einen ein Kunstharz, das in Lösung
auf die fertig ausgebildete Farbschicht aufgebracht und anschließend getrocknet wird,
und zum anderen eine separate Kunstharz-Folie, die nachträglich auf die fertig ausgebildete
Farbschicht aufkaschiert wird.
[0005] Durch eine nachträglich aufkaschierte Folie, die bei der DE-PS 12 13 438 aus Polyäthylen
besteht, wird auch dann, wenn sie nur eine geringe Dicke hat, im Prinzip wieder ein
mit einem Träger versehenes Carbonmaterial gebildet, mit allen dessen Nachteilen.
Polyäthylen ist zwar ausreichend fest, besitzt andererseits aber keine gute Typenschmiegsamkeit
und ist außerdem auch nicht rückstellfähig genug, d. h. es verformt sich beim Anschlag
überwiegend plastisch und nicht elastisch. Ähnliche Nachteile weisen auch andere Folienmaterialien
auf.
[0006] Aber auch mit einer in Lösung aufgebrachten Kunstharz-Deckschicht ist das gesteckte
Ziel bislang nur unvollkommen erreicht worden. Gemäß der DE-PS 12 13 438 besteht diese
Deckschicht aus dem gleichen Kunstharz, aus dem auch das Bindemittel der Farbschicht
besteht, und zwar vorzugsweise aus Polyamid. Mit einer solchen Deckschicht ist zwar
eine gute
Typenschmiegsamkeit, aber dagegen keine ausreichende Festigkeit erreichbar, es sei
denn, die Schichtdicke der Deckschicht wird so groß gewählt, daß sie sich der Schichtdicke
üblicher Träger annähert und dann wieder die Nachteile der herkömmlichen Materialien
annimmt. Aus diesem Grunde konnte ein trägerloses Carbonmaterial, das mit einer in
Lösung aufgebrachten Deckschicht versehen ist, bislang nur in Schreibmaschinen-Kassetten,
bei denen das Band nur einmal in einer Richtung (mit überlappenden Anschlagbereichen)
durchläuft, zum Einsatz gebracht werden, nicht aber in anderen Schreibsystemen, bei
denen ein Band oder Drucktuch mehrfach hin und zurück transportiert wird und einer
sehr viel höheren mechanischen Beanspruchung unterliegt.
[0007] Mit der Erfindung soll ein trägerloses Carbonmaterial mit einer in Lösung aufgebrachten
rückseitigen Deckschicht dahingehend verbessert werden, daß es sowohl eine gute Typenschmiegsamkeit
als auch eine gute Festigkeit.besitzt und universell in allen Schreib- und Druckwerken
eingesetzt werden kann.
[0008] Dieses Ziel wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß die Deckschicht aus einem
lösungsmittel-löslichen, nicht-reaktiven Polyurethanharz besteht.
[0009] Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, daß die Materialauswahl für die Deckschicht
ein entscheidendes
Krite- rium für die Brauchbarkeit des trägerlosen Carbonmaterials darstellt. überraschend
ist mit einem lösungsmittel-löslichen, nicht-reaktiven Polyurethanharz, das in Lösung
aufgebracht und anschließend physikalisch getrocknet ist, ein Material gefunden worden,
das eine gute Typenschmiegsamkeit (infolge-guter Werte für die Zugdehnung und die
Elastizität) mit einer guten Festigkeit in sich vereinigt. Überdies geht es auch einen
hervorragenden Verbund mit einer ein anderes Kunstharz-Bindemittel, z. B. Polyvinylchlorid,
Polyvinylacetat oder Polyamid enthaltenden Farbschicht ein, was bei unterschiedlichen
Materialien für die Deckschicht und die Farbschicht keineswegs selbstverständlich
ist.
[0010] Lösungsmittel-lösliche, nicht-reaktive Polyurethanharze, die in verschiedenen Typen
im Handel angeboten werden, stellen eine spezielle Stoffgruppe dar. Sie sind vollständig
ausreagiert, weisen aber gegenüber einem üblichen ausreagierten Polyurethanharz, das
dreidimensional vernetzt und in Lösungsmitteln unlöslich ist, eine überwiegend lineare
Struktur auf, ggf. mit verzweigten Seitenketten, und besitzen in der Regel auch ein
geringeres Molekulargewicht. Sie können.aus aromatischen oder aliphatischen Kohlenwasserstoffen
abgeleitet sein. Alle Typen dieser speziellen Stoffgruppe sind für die Zwecke der
Erfindung geeignet.
[0011] Da die Anforderungen, die an ein trägerloses Carbonmaterial gestellt werden, bei den
verschiedenen Schreib- und
Druckwerken unterschiedlich sind, ist es wünschenswert, die Eigenschaften des Carbonmaterials
optimal an.den vorgesehenen Einsatzbereich (also z. B. als Drucktuch, als Schreibband
auf Spulen oder als Kassetten-Band) anzupassen. Dabei ist es aus den schon eingangs
geschilderten Gründen unzweckmäßig, eine Erhöhung beispielsweise der Festigkeit durch
Vergrößerung der Schichtdicke der Deckschicht zu bewirken. Um dennoch eine Anpassung
der Eigenschaften des Carbonmaterials an den jeweiligen Einsatzbereich zu ermöglichen,
ist im weiteren Verfolg des Erfindungsgedankens vorgesehen, die Deckschicht noch mit
geringen Mengen eines cyclischen Triisocyanurates, das freie NCO-Gruppen aufweist,
zu modifizieren.
[0012] Triisocyanurate mit freien NCO-Gruppen (nachfolgend auch als NCO-Isocyanurat bezeichnet)
sind Polyisocyanate, die sich von der Isocyanursäure ableiten, indem deren drei H-Atome
durch Kohlenwasserstoffreste ersetzt sind, die ihrerseits freie NCO-Gruppen tragen.
Sie reagieren mit reaktiven OH-Gruppen zu einem hochfesten Polyurethanharz, das dreidimensional
vernetzt und in reinem Zustand auch sehr spröde ist.
[0013] Im Rahmen der Erfindung wird dieses NCO-Isocyanurat der das lösungsmittel-lösliche,
nicht-reaktive Polyurethanharz enthaltenden Lösung zugesetzt. Mit dem Polyurethanharz
kann es dabei nicht mehr reagieren (da dieses keine NCO-reaktiven OH-Gruppen mehr
enthält), aber es reagiert z. B. mit Wasser aus der Luft oder dem Lösungsmittel zu
einem dreidimensionalen Polyurethan-Netzwerk, das die Schicht aus dem lösungsmittel-löslichen,
nicht-reaktiven Polyurethanharz durchdringt und damit zusätzlich verfestigt, ohne
daß eine Erhöhung der Schichtstärke erforderlich ist.
[0014] Mit steigendem Zusatz an NCO
-Isocyanurat ergibt sich eine zunehmende Belastbarkeit des Carbonmaterials gegenüber
den im Gebrauch auftretenden Kräften, insbesondere Zugspannungen, zugleich aber auch
eine etwas abnehmende Elastizität der Deckschicht. Diese Erscheinung kann durch Weichmacher-Zugaben
ausgeglichen werden, wobei als Weichmacher vorzugsweise Stoffe aus der Gruppe der
Phthalsäureester infrage kommen. Es hat sich überraschenderweise gezeigt, daß eine
derartige Weichmacher-Zugabe die Elastizität günstig im Sinne einer besseren
Ty-penschmiegsamkeit beeinflußt, ohne sich negativ auf die Zugbelastbarkeit oder auf
die Farbschicht hinsichtlich deren Intensität, Ergiebigkeit oder Alterungsstabilität
auszuwirken. Damit gelingt es im Ergebnis, bei gleichbleibender Schichtstärke der
Deckschicht deren Typenschmiegsamkeit und deren Festigkeit weitgehend unabhängig voneinander
einzustellen.
[0015] Nachfolgend wird die Erfindung in Ausführungsbeispielen näher erläutert.
[0016] Bei allen Ausführungsbeispielen wurde ein Material zugrundegelegt, das sich aus einer
18 µm dicken Farbschicht und einer 15 µm dicken Deckschicht zusammensetzte. Zur Herstellung
dieses Materials wurde zunächst die Deckschicht-Lösung auf einen Hilfsträger (Folie
oder abhäsiv ausgerüstetes Papier) aufgebracht und physikalisch getrocknet..Auf die
völlig trockene Deckschicht wurde dann die Farbschicht-Lösung aufgetragen und ebenfalls
physikalisch.getrocknet. Vorzugswei-; se kam dabei für die Deckschicht und die Farbschicht
das gleiche Lösungsmittel zum Einsatz.
[0017] Nach dem Trocknen der Farbschicht konnte das Carbonmaterial vom Hilfsträger abgezogen
und auf die gewünschte Breite geschnitten werden. Dabei war es' unerheblich, ob Abziehen
und Schneiden des Materials in einem Arbeitsgang erfolgte oder ob zwischen Abziehen
und Schneiden des Materials zunächst noch eine Jumborolle gewickelt wurde, beide Wege
waren von der Beanspruchbarkeit des Bandes her gleichermaßen gut gangbar. Auf keinen
Fall war es (im Gegensatz zum Material gemäß der eingangs diskutierten DE-PS 12 13
438) erforderlich, das Material auf dem Hilfsträger zu zerschneiden, so daß der Hilfsträger
zur Wiederverwendung kommen konnte.
[0018] Die Rezeptur der Farbschicht war in allen Beispielen gleich, und zwar wie folgt:

[0019] Es handelte sich hierbei um eine übliche Rezeptur, bei der sich nach dem Trocknen
ein mikrozellulärer offenporiger Bindemittel-Schwamm ergibt, dessen Poren mit dem
öligen Farbanteil gefüllt sind. Die Bindemittel-Lösung war eine 25 %ige Lösung von
Polyvinylchloridacetat-Copolymer in Methyläthylketon.
[0020] Bei der Deckschicht wurden sowohl die "Grundrezeptur" (also eine unmodifizierte Polyurethanharz-Lösung)
als auch modifizierte Rezepturen gemäß den folgenden Beispielen eingesetzt:
Beispiel 1
[0021] Grundrezeptur der Deckschicht-Lösung:

[0022] Das PUR-Harz war dabei in diesem und in allen folgenden Beispielen ein lösliches
nicht-reaktives aromatisches lineares Polyurethan der Firma Bayer AG, Leverkusen,
mit der Handelsbezeichnung "Desmolac 2100".
[0023] Ein mit dieser Grundrezeptur der Deckschicht hergestelltes und für viele Einsatzbereiche
geeignetes Schreibband hatte folgende Eigenschaften:

[0024] Die Streckkraft ist gleich der Kraft, die vom Band ohne Formveränderung aufgenommen
wird, und damit ein Maß für die Festigkeit, während die Reißdehnung ein Maß für die
Elastizität des Bandes ist.
Beispiel 2
[0025] Modifizierte Rezeptur der Deckschicht-Lösung:

[0026] Als NCO-Isocyanat kame dabei und in allen folgenden Beispielen das von der Bayer
AG, Leverkusen, unter der Bezeichnung "Haftvermittler 2005" gelieferte Produkt zur
Anwendung.
[0027] Ein mit einer derartig modifizierten Deckschicht hergestelltes Schreibband hatte
folgende Eigenschaften:

[0028] Durch die Modifikation hat sich also gegenüber der Grundrezeptur die Streckkraft
erhöht, die Reißdehnung hingegen etwas erniedrigt, ohne jedoch unerwünscht niedrige
Werte angenommen zu haben.
Beispiel 3
[0029] Abwandlung der Rezeptur der Deckschicht-Lösung gemäß Beispiel 2:

[0030] Ein mit dieser etwas stärker modifizierten Rezeptur hergestelltes Schreibband hatte
folgende Eigenschaften:

[0031] Die Streckkraft hat sich als Folge der stärkeren Modifikation gegenüber dem Beispiel
2 noch weiter erhöht, aber zugleich ist die Reißdehnung auf verhältnismäßig geringe
Werte abgefallen, die für manche Einsatzbereiche unerwünscht niedrig sind.
Beispiel 4
[0032] Abwandlung der Rezeptur der Deckschicht-Lösung gemäß Beispiel 3:

[0033] Palatinol 0 ist ein Weichmacher aus der Gruppe der Phthalsäureester.
[0034] Ein mit dieser weichgemachten Deckschicht hergestelltes Schreibband hatte folgende
Eigenschaften:

[0035] Durch den Weichmacher ist somit die Reißdehnung des Bandes gegenüber dem Beispiel
3 wieder verbessert und auf ausreichende Werte gebracht worden, und zugleich ist eine
gegenüber der geringeren Modifikation gemäß Beispiel 2 erhöhte Streckkraft vorhanden.