[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft optronisch deckende Nebel, nämlich solche,die
im Radarstrahlenbereich und im IR-Bereich absorbieren und reflektieren.
[0002] Nebel des Standes der Technik weisen insgesamt den Nachteil auf, daß sie zu schützende
Objekte nicht zuverlässig vor Infrarotsichtgeräten oder Radaranlagen zu verbergen
imstande sind.
[0003] Wünschenswert ist insbesondere eine Absorption im Bereich von 3 bis 14 µm.
[0004] Die vorliegende Erfindung löst diese Aufgabe durch die Verwendung eines an sich bekannten
Primärnebels auf Basis von Halogendonatoren, Metallpulvern und Oxiden oder auf Basis
von rotem Phosphor, in dem ein Sekundärnebel aus organischen oder anorganischen Säuren
oder deren Ammonium-, Alkali- oder Erdalkalisalzen oder Mikroballons dispergiert wird.
[0005] Primärnebel sind bekannt, z.B. sind in der DE-PS 24 51 701 und in der US-PS 3 471
345 Mischungen aus Halogendonatoren und Metallpulvern und Oxiden beschrieben, aus
der
DE-PS 2 048 583 und aus der US-PS 3 607 472 sind Nebel bekannt, die roten Phosphor verwenden.
[0006] In einem solchen Primärnebel wird ein zweites Aerosol erzeugt. Dabei treten die Teilchen
beider Systeme zusammen und es bilden sich Körper einer Größe ≥ 8 µ, die eine erheblich
gesteigerte Absorptionswirkung im fraglichen Wellenlängenbereich entfalten. Unter
Absorption soll hier die Summe aus Streuung, Reflexion und Absorption verstanden sein.
[0007] Von besonderem Vorteil ist, daß man von bekannten Nebelmischungen ausgehen kann,
um diese bedarfsweise zu modifizieren, d.h. durch Verwendung von Sekundärteilchen
mittels Agglomeration gewünschte Teilchendurchmesser herzustellen.
[0008] Diese Zusammenlagerung geschieht dann, wenn als Sekundärsatz Stoffe verwendet werden,
die entweder zu elektrischer Polarisation und elektrostatischer Aufladung in dem Ladungszustand
der Metallhalogenidnebel entgegengesetzten Sinne neigen oder aber reaktiv sind gegenüber
starken Säuren, wie Chlorwasserstoffsäure (anhydrolysierte'Metallhalogenide).
[0009] Beide Effekte können vorteilhafterweise auch zusammen vorliegen.
[0010] überraschenderweise ist es sogar möglich, Feststoffteilchen im Primär- oder Trägernebel
zu suspendieren. Das Verhältnis von Trägergasvolumen zu Feststoffgewicht bestimmt
dabei Ausdehnung und Beständigkeit der Nebel. Diese Nebel sind überraschend stabil
und erreichen einen erheblich längeren Schwebezustand, als theoretisch angenommen
werden kann. Vermutlich spielen hier elektrostatische Aufladungen eine entscheidende
Rolle.
[0011] Als Primärnebel können vorteilhafterweise solche aus Halogendonatoren, Metallpulvern
und Oxiden oder auf Basis von rotem Phosphor verwendet werden. Nebelmischungen aus
flüssigen, langsam hydrolysierenden Metallhalogeniden sind besonders vorteilhaft.
Als Anhalt kann dabei folgende Zusammensetzung dienen:

[0012] Als Heizreaktion wird hierbei die Umsetzung zwischen Aluminium und Halogendonator
benutzt. Geeignete Metalle sind Silicium, Zinn, Zink, Eisen, Titan, Kupfer, Zirkon,
die auch als Legierungen oder als Oxide einsetzbar sind.
[0013] Als Halogendonatoren kommen hauptsächlich in Frage Hexachloräthan Chlorparaffine
Difluortetrachloräthan Decabromdiphenyl Polyvinylchlorid.
[0014] Geeignete Abbrandmoderatoren sind Stoffe, die den Zerfall des Halogendonators katalysieren,
wie Kupfer-, Eisen-, Chrom- und Vanadiumoxide.
[0015] Als Sekundärnebel haben sich folgende Stoffe als besonders wirksam erwiesen:
organische oder anorganische Säuren oder deren Ammonium-, Alkali- oder Erdalkalisalze,
organische Ester anorganischer Säuren, Mikroballons oder Kunststoffteilchen.
[0016] Zu bevorzugen sind bei den anorganischen Substanzen Salze, deren Anion und Kation
aus mehreren Atomarten besteht, wie z.B.
1. Ammoniumsalze der Schwefel-, Phosphor-, Vanadin- und Wolframsäuren,
2. Ammoniumsalze der Silicofluor- und Borfluorwasserstoffsäure.
[0017] Als Ester sind beispielsweise zu nennen aromatische Phosphorsäureester,-aliphatische
Kieselsäureester, aromatische Schwefelsäureester.
[0018] Als Kunststoffe bieten sich wegen guter Verfügbarkeit und ausgeprägter Absorptionswirkung
an:
fluorierte hochmolekulare Kohlenwasserstoffe, Phenolharze, Polycarbonate, Polysiloxane
die gut in gewünschter Korngröße und -verteilung herzustellen sind. Weiterhin kommen
Mikroballons aus Glas, Keramik, Phenolharzen und Polycarbonaten in Frage.
[0019] Die im Prinzip ebenfalls verwendbaren organischen oder anorganischen Stäube können
zwar ebenfalls mit geringer Dichte und gleichem mittleren Durchmesser und guter Wirksamkeit
verblasen werden, sie haben jedoch den Nachteil erhöhter Sinkgeschwindigkeiten. Dieser
Nachteil läßt sich aufheben durch Verwendung der oben genannten Mikrohohlkörper. Diese
Mikroballons, die eine ideale kugelige Form und spezifische Oberflächen von etwa 0,3
bis 0,4 m
2/g und eine Partikeldichte von 0,1 bis 0,3 g cm
-3 besitzen, weisen eine deutlich niedrigere Sinkgeschwindigkeit als die erwähnten Stäube
auf.
[0020] Während die Ausbringung des Primärnebels auf die bekannte Art, d.h. durch Abbrennen
der verdichteten Masse vor sich geht, kann der Sekundärnebel durch Sublimation, wobei
die Reaktionswärme des Primärnebels ausgenutzt werden kann, und durch Verblasen mit
pyrotechnischen Kaltgasgeneratoren, wobei der Sekundärnebel entweder Bestandteil der
Gasgeneratormasse sein kann oder aber in einer der bekannten Art und Weise ausgeblasen
wird, hergestellt werden.
[0021] Die Mischung der beiden Nebelwolken erfolgt durch die Turbulenz, die beim Abbrennen
des Primärnebels und der Ausbringung des Sekundärnebels entsteht. Es ist daher auch
naheliegend, daß beide Nebelquellen dicht beieinander abgebrannt werden.
[0022] Ein weiterer erwünschter, jedoch zur Infrarotdeckung nicht unbedingt erforderlicher
Effekt,tritt bei der Reaktion der beschriebenen, erfindungsgemäßen Salze mit der aus
der Hydrolyse der Metallhalogenide entstehenden Halogenwasserstoffsäure auf. Hierbei
tritt eine Umschichtung unter Bildung von relativ schwach dissoziierten Säuren geringer
Giftigkeit und neutralen Salzen auf. Da diese Reaktionen vielfach leicht exotherm
sind, tritt zu der ausgeprägten Absorption eine leichte Emission der Wolke. Hierdurch
entstehen Wolken von besonders vorteilhafter Tonwirkung gegenüber Wärmebildgeräten,
da vielfach eine Abgrenzung der Nebelwolke gegenüber der Umgebung nicht mehr möglich
ist, d.h. kein Kontrast mehr vorhanden ist.
[0023] Diese Kontrastbildung ist ein besonderer Nachteil bei verblasenen Wolken nach dem
Stand der Technik.
Beispiele:
[0024] 1. Ein Wärmebildgerät (WBG) mit einer Optik und einem Detektor für den 8 - 14 µm-Bereich
und einer Temperaturauflösung von 0,2°C wurde meßtechnisch so ausgerüstet, daß sowohl
eine Bildschirmdarstellung möglich als auch über Vergleichsmessungen mit einem Referenzstrahler
Ziel- und Umgebungstemperatur zu ermitteln und digital auszuwerten waren.
[0025] Bei einer Zielentfernung von 150 m und einer Zieltemperatur von 35°C wurden zwischen
Ziel und WBG verschiedene Nebelwolken erzeugt, deren Absorptionswirkungen meßtechnisch
ausgewertet wurden.
[0026] Bei einer durchgestrahlten Schichtdicke von 5 bis 10 m, einer Windgeschwindigkeit
von 3 bis 6 m/sec betrug die berechnete Nebelkonzentration vor dem Ziel 0,8 bis 1,2
g/m
3.
[0027] Abb. 1 zeigt die Transmissionszeit-Kurve von zwei Zielen für ein pyrotechnisches
Primärnebel-System mit folgender Zusammensetzung:

[0028] Die Transmission J/Jo erreicht keine brauchbaren Werte, d.h. solche von 0 bis 0,1.
[0029] 2. Mit derselben Meßanordnung und unter denselben Bedingungen wurden verschiedene
Sekundärnebel auf eine der bekannten Arten verschwelt, verdampft oder verblasen.
[0030] Die mittlere Transmission ist in folgender Tabelle aufgetragen.

[0031] Die Transmission erreichte in keinem Fall Werte, die eine völlige Absorption der
Zielstrahlung bedeutete. Eine typische Transmissionskurve für Na-Cyclohexylsulfamat
ist in Abb. 2 aufgetragen.
[0032] 3. Abb. 3 zeigt die Kurve eines erfindungsgemäßen Kombinationsnebels aus dem pyrotechnischen
Nebel des Beispiels 1 und eines Ammoniumborats im Massenverhältnis 2:1.
[0033] Die Transmission erreichte Werte von < 0,1, wodurch der synergistische Effekt bewiesen
wird. Ähnliche Ergebnisse wurden auch mit den anderen Sekundärnebeln erhalten.
1. Verfahren zur Erzeugung von optronisch deckenden Nebeln,
dadurch gekennzeichnet,
daß man einen an sich bekannten Primärnebel aus Halogendonatoren, Metallpulvern und/oder
Oxiden oder auf der Basis von rotem Phosphor erzeugt und in diesen Primärnebel einen
Sekundärnebel aus organischen oder anorganischen Säuren oder deren Ammonium-, Alkali-oder
Erdalkalisalzen oder organischen Estern anorganischer Säuren oder Mikroballons oder
Kunststoffteilchen dispergiert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Primärnebel Nebelmischungen
aus flüssigen, langsam hydrolysierenden Metallhalogeniden eingesetzt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein Reaktionsprodukt aus
Halogendonatoren und Silicium und/oder Silicium enthaltenden Verbindungen und/oder
Zinn und/oder Zinn enthaltenden Verbindungen eingesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß zur Herstellung des
Sekundärnebels Aminoessigsäure, Borsäure, Borfluorwasserstoffsäure, Sulfaminsäure,
Cyclohexylsulfaminsäure, Zimtsäure, Citronensäure, Weinsäure oder deren Salze, insbesondere
Ammoniumsalze der Phosphorsäuren allein oder in Mischungen miteinander eingesetzt
werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man den Primärnebel
durch Abbrennen der verdichteten Massen erzeugt und in diesem den Sekundärnebel unter
Ausnutzung der Reaktionswärme des Primärnebels sublimiert.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß den Mischungen Abbrandmoderatoren,
wie Cu, Fe, Cr, V oder deren Oxide, zugesetzt werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß Mikroballons aus Kunststoff
oder Glas oder Keramik verwendet werden.
8. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß Kunststoffteilchen
aus fluorierten hochmolekularen Kohlenwasserstoffen Phenolharzen, Polycarbonaten oder
Polysiloxanen verwendet werden.
9. Verfahren nach Anspruch 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Sekundärnebel
durch Verblasen mit pyrotechnischen Kaltgasgeneratoren, wobei die Nebelmasse Bestandteil
der Generatormasse sein kann, erzeugt wird.
10. Nebelsatz zur Erzeugung von im IR- und/oder Radarbereich absorbierenden Nebeln,
gekennzeichnet durch einen Primärnebelsatz aus Halogendonatoren, Metallpulvern und
Oxiden, vorzugsweise unter Verwendung von Silicium oder Silicium enthaltenden Verbindungen,
oder Zinn und/oder Zinn enthaltenden Verbindungen, oder auf Basis von rotem Phosphor
und einem Sekundärnebelsatz auf Basis von anorganischen oder organischen Säuren oder
deren Ammonium-, Alkali- oder Erdalkalisalze, oder Mikroballons aus Kunststoff oder
Glas oder Keramik oder Kunststoffteilchen aus fluorierten hochmolekularen Kohlenwasserstoffen
Phenolharzen, Polycarbonaten oder Polysiloxanen.
11. Nebelsatz nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Sekundärnebelsatz Aminoessigsäure,
Borsäure, Borfluorwasserstoffsäure, Sulfaminsäure, Cyclohexylsulfaminsäure, Zimtsäure,
Citronensäure, Weinsäure, Phosphorsäure oder deren Salze oder Mikroballons oder Kunststoffteilchen
enthält.
12. Nebelsatz zur gemeinsamen Verwendung mit Nebelsätzen aus Halogendonatoren Metallpulvern
und Oxiden oder auf Basis von rotem Phosphor, gekennzeichnet durch einen pyrotechnischen
Kaltgasgenarator, der zusätzlich organische oder anorganische Säuren oder deren Ammonium-,
Alkali- oder Erdalkalisalze oder Mikroballons oder Kunststoffteilchen enthält.
13. Nebelsatz nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß er Borsäure, Borfluorwasserstoffsäure,
Sulfaminsäure, Cyclohexylsulfaminsäure, Zimtsäure, Citronensäure, Weinsäure, Phosphorsäure
oder deren Salze, insbesondere Ammoniumsalze der Phosphorsäuren enthält.