[0001] Koaxial benachbart gelagerte Strangführungsrollen in einer Stahl-Stranggießanlage
für Brammen
[0002] Die Erfindung betrifft koaxial benachbart, unabhänigig voneinander gelagerte Strangführungsrollen
in einer Stahl-Stranggießanlage für Brammen.
[0003] .Die Führungsrollen von Stranggießanlagen sind bei jeder Umdrehung durch den auf
die Strangkruste wirkenden ferrostatischen Druck einer hohen mechanischen Wechselbeanspruchung
ausgesetzt, welche bei Brammenanlagen über 100 Tonnen pro Rolle betragen kann. Eine
zusätzliche Beanspruchung der Rollen wird durch die schockartige Temperaturerhöhung
der Rollenoberfläche bei jedem Kontakt mit dem heißen Strang bewirkt. Diese mechanischen
und thermischen Beanspruchungen erfordern je nach Festigkeit des Rollenmaterials einen
bestimmten Rollendurchmesser.
[0004] Der jeweilige Rollendurchmesser bedingt einen bestimmten Mindestabstand und damit
die Größe der ungestützten Flächen zwischen aufeinanderfolgenden Rollen. Die wechselseitige
Abhängigkeit zwischen zulässiger Rollenbelastung, der Strangbreite, der Krustendicke,
des ferrostatischen Drucks, des Rollendurchmessers und des Abstandes aufeinanderfolgender
Rollen begrenzt bei großen Gießformaten die Gießgeschwindigkeit, da schädliche Ausbauchungen
und Durchbrüche vermieden werden müssen. Stränge mit Breiten von beispielsweise über
2 m Breite und mindestens 150 mm Dicke benötigen entweder kostspielige Strangführungsgerüste
oder können bei' senkrechter oder bogenförmiger Strangführung nur mit relativ kurzem
flüssigem Kern bzw. nur mit relativ geringer Geschwindigkeit gegossen werden.
[0005] Um ein Abgießen von Strängen größerer Breite bei höherer Gießgeschwindigkeit zu ermöglichen,ist
es bereits bekannt, an Stelle durchgehender Führungsrollen mehrfach gelagerte Führungsrollen
zu verwenden. Eine bekannte Strangführungsrolle besteht aus mehreren Rollenabschnitten,
deren einseitige Zapfen in Ausnehmungen des benachbarten Rollenabschnittes eingeschraubt
sind, wobei zwischen den Rollenabschnitten jeweils ein Stützlager vorgesehen ist.
Durch die Rollenabschnitte verläuft ein Kühlkanal. (DE-AS 2 420 514) Bei dieser konstruktiv
aufwendigen Strangführungsrolle gestaltet sich die Montage und das Auswechseln der
Rollen umständlich und zeitraubend. Da die Verbindungszapfen starken Biegebeanspruchungen
ausgesetzt sind können die Rollenabschnitte zur Verringerung der Lagerstellen nicht
wesentlich verlängert werden. Ein weiterer Nachteil dieser Führungsrolle ist es, daß
an der Verbindungsstelle zwischen Rolle und Zapfen der Wärmeübergang behindert wird,
so daß eine gleichmäßige Kühlung über die Rollenlänge nicht gewährleistet ist.
[0006] Es ist weiterhin eine Strangführung bekannt, wobei über die Strangbreite jeweils
zwei Führungsrollen koaxial benachbart gelagert sind. (DE-AS 25 44 556) Bei dieser
kostengünstigen Bauweise können die Führungsrollen schneller ein- und ausgebaut werden.
Nachteilig ist hierbei jedoch, daß bei einseitig nur an einer Rolle anliegendem Strang
die koaxial benachbarte andere Rolle stehenbleibt und wegen einseitiger Überhitzung
durch den Strang thermisch hoch beansprucht wird. Dadurch wird in diesem Bereich die
Brandrißbildung gefördert und die Rolle trotz Kühlung zur Strang hin durchgebogen.
Bei erneutem Kontakt mit dem Strang werden die Lager stark beansprucht. Der unrunde
Lauf der Führungsrolle kann zu einer ungleichmäßigen Abstützung des Stranges und damit
zu Strangfehlern führen. Weiterhin ist das Kühlsystem bei zwei benachbarten Rollen
aufwendig.
[0007] Mit der Erfindung sollen die Nachteile der bekannten Strangführungen vermieden werden.
Ihre Aufgabe ist die Schaffung einer konstruktiv einfachen, wartungsfreundlichen und
kostengünstigen Strangführung mit koaxial benachbart, unabhängig voneinander gelagerten
Führungsrollen,. wobei eine ungleichmäßige thermische Beanspruchung von gekühlten
Führungsrollen vermieden und eine gleichmäßige,gute Strangabstützung gewährleistet
ist, ohne daß überhöhte Rollen- und Lagerbelastungen zu stärkerem Verschleiß führen.
Dadurch soll die Standzeit solcher Rollen mit ihren Lagern verlängert werden.
[0008] Nach der Erfindung wird dies dadurch erreicht, daß im Bereich der Strangbahn eines
Brammenstranges einander benachbarte Lagerzapfen zweier gekühlter Strangführungsrollen
durch eine auf die Lagerzapfen aufsteckbare Kupplungsscheibe verbunden sind und diese
Kupplungsscheibe beidseitig mit den Lagerzapfen zusammenwirkende Mitnehmerflächen
für die Drehbewegung aufweist.
[0009] Dadurch wird erreicht, daß sich die koaxial benachbart unabhängig voneinander gelagerten
Strangführungsrollen unabhängig von einseitigem Strangkontakt fortlaufend drehen und
nicht mehr auf einer Seite durch den Strang überhitzt werden. Auf diese Weise wird
die Lebensdauer der Führungsrollen und Lager verlängert und eine gleichmäßige Strangabstützung
gewährleistet.
[0010] Gemäß einem weiteren Merkmal der Erfindung ist die Kupplungsscheibe zur Aufnahme
flach ausgebildeter Mitnehmer der Führungsrollen in der Art einer Oldham-Kupplung
beidseits mit einem Schlitz versehen, die senkrecht zueinander verlaufen, wobei der
Außendurchmesser der Kupplungsscheibe gleich oder größer ist als der Durchmesser der
Rollenzapfen. Diese Kupplung ermöglicht auch den Ausgleich größerer Achsabweichungen
der benachbarten Führungsrollen.
[0011] Die Abstützung des Gießstranges kann gemäß einem weiteren Merkmal der Erfindung dadurch
zusätzlich verbessert werden, daß die Kupplungsscheibe einen gleichen Außendurchmesser
aufweist wie die zugeordneten koaxial benachbarten Führungsrollen. Auf diese Weise
wird der durch die benachbart angeordneten Rollenlager bedingte ungestützte Bereich
auf. die Breite des Gehäuses eines Rollenlagers reduziert.
[0012] An den benachbarten Lagerzapfen der Führungsrollen können alternativ Vierkantzapfen
angeordnet sein, denen an jeder Seite der Kupplungsscheibe eine entsprechende Ausnehmung
zugeordnet ist.
[0013] Der Vierkantzapfen kann vorteilhaft mit bombierten Seitenflächen ausgestaltet werden,
um die Flächenpressung bei radialen Verlagerungen zu vermindern.
[0014] Eine Vereinfachung der Kühlmittelführung in das Rolleninnere kann dadurch erreicht
werden, daß die Kupplungsscheibe und/oder die benachbarten Rollenzapfen Einrichtungen
zur Verbindung der Kühlmittelführungen von einer Rolle zur benachbarten Rolle aufweisen.
Man erhält so die Möglichkeit bei im Gegenstrom geführtem Kühlmittel die Anschlüsse
für beide Rollen raumsparend am äußeren Zapfen einer Führungsrolle anzuordnen. Man
kann das Kühlmittel aber auch in einer Richtung durch beide Rollen strömen lassen,
wenn der äußere Zapfen einer Rolle mit einem Zufluß und der äußere Zapfen der anderen
Rolle mit einem Abfluß versehen wird.
[0015] Zur Erzielung einer guten Innenkühlung ist der Kühlmittelkanal im Bereich der Kupplungsscheibe
zu einer Ringnut erweitert.
[0016] Die Strangabstützung wird schließlich dadurch weiter verbessert, daß die Lager von
in Stranglaufrichtung aufeinanderfolgenden Führungsrollen in Achsrichtung gegeneinander
versetzt sind.
[0017] In der Zeichnung sind Ausführungsbeispiele der Erfindung dargestellt. Es zeigen:
Fig. 1 schematisch die Seitenansicht einer Stranggießanlage,
Fig. 2 einen aus mehreren koaxial benachbart gelagerten Führungsrollen bestehenden
Abschnitt der Strangführung,
Fig. 3 einen anderen aus mehreren koaxial benachbart gelagerten Führungsrollen bestehenden
Abschnitt der Strangführung,
Fig. 4 im Teilschnitt zwei benachbart gelagerte Führungsrollen mit einer zwischengeordneten
Kupplungsscheibe gemäß Fig. 2,
Fig. 5 die Ansicht der Kupplungsscheibe gemäß Fig. 4,
Fig. 6 im Teilschnitt zwei benachbart gelagerte Führungsrollen mit einer zwischengeordneten
Kupplungsscheibe gemäß Fig. 3,
Fig. 7 einen Querschnitt gemäß der Schnittlinie in Fig. 6.
[0018] In der in Fig. 1 dargestellten Stranggießanlage ist eine einer Kokille 1 nachgeordnete
bogenförmige Strangführung durch aufeinanderfolgend angeordnete Führungsrollen 2 und
3 gebildet. Die Führungsrollen 3 sind angetrieben.
[0019] Die Fig. 2 und 3 zeigen Ausschnitte zweier alternativer Ausbildungen der Rollenführung.
In beiden Ausbildungen sind jeweils zwei Strangführungsrollen 2a, 2b, 3a, 3b, bzw.
2c, 2d, 3c, 3d koaxial benachbart in je zwei Lagern 4, 5 und 6, 7 bzw. 8, 9 und 10,
11 unabhängig voneinander gelagert. Die Führungsrollen 2a und 2b
- bzw. 2c und 2d sind mit je einem inneren Kanal 12 zum Durchfluß eines Kühlmittels
versehen, wobei an den äußeren Zapfen der Rollen Drehdurchführungen 13, 14 angeordnet
sind. Die angetriebenen Strangführungsrollen 3b und 3d sind mit einem Antriebsflansch
15 versehen. Hierbei erfolgt die Innenkühlung der koaxial gelagerten Führungsrollen
3a, 3b bzw. 3c, 3d nach dem Umkehrprinzip in zwei konzentrischen Kanälen 16, 17, wobei
die Zu- und Ableitung des Kühlmittels durch eine doppelte Drehdurchführung 18 an den
äußeren Zapfen der Führungsrollen 3a bzw. 3c erfolgt. Sowohl in der Ausbildung nach
Fig. 2 als auch nach der Ausbildung in Fig. 3 sind die benachbarten Lager 5, 6 bzw.
9, 10 aufeinanderfolgender Führungsrollen zur besseren Abstützung des Stranges in
Achsrichtung gegeneinander versetzt.
[0020] Gemäß Fig. 2 ist zwischen den Führungsrollen 2a, 2b bzw. 3a, 3b je eine Kupplungsscheibe
19 angeordnet. Dieser Bereich ist vergrößert in den Fig. 4 und 5 dargestellt. Die
Verbindung der Führungsrollen 2a und 2b sowie 3a und 3b erfolgt nach dem Prinzip der
Oldham-Kupplung, die einen Ausgleich von Achsabweichungen ermöglicht. Dazu ist die
Kupplungsscheibe 19, wie Fig. 5 zeigt, auf beiden Seiten mit je einem Schlitz 20 und
21 versehen, die senkrecht zueinander verlaufen. An den Zapfen der Führungsrollen
2a, 2b, 3a, 3b sind flach ausgebildete Mitnehmer 22 bzw. 23 angeordnet, die in die
Schlitze 20, 21 der Kupplungsscheibe 19 passend-eingeschoben sind. Der Durchmesser
der Kupplungsscheibe 19 ist größer als die größte Höhe der Mitnehmer 22 und 23. Auf
diese Weise werden ausreichend starke Kraftübertragungsquerschnitte 24, 25 und 26,
27 gewährleistet.
[0021] Die Kühlmittelkanäle 12 der Führungsrollen 2a und 2b, 3a, 3b sind durch ein in die
Rollenzapfen dichtend eingesetztes Rohrstück 28 verbunden.
[0022] Zum Schutze der Wälzlager 29, 30 sind die Lager 5, 6 an der Strangseite mit je einem
durch die Bleche 31, 32 gebildeten Kühlmantel 33, 34 versehen. Die Bleche 31, 32 sind
zur Abschirmung über die Kupplungsscheibe 19 geführt.
[0023] Bei der Ausführung gemäß Fig. 3 ist je eine Kupplungsscheibe 35 zwischen den Lagern
9 und 10 der Führungsrollen 2c, 2d bzw. 3c, 3d angeordnet. Diese Ausführung ist im
Ausschnitt vergrößert in den Fig. 6 und 7 dargestellt. Danach ist die Kupplungsscheibe
35 beidseits mit Bohrungen 36 zur Zentrierunq auf den Zapfen der Rollen 2c, 2d, 3c,
3d versehen. Zur Drehmomentübertragung sind die Zapfen mit je einem Vierkant 37 versehen,
die in je eine entsprechende Ausnehmung 38 der Kupplungsscheibe 35 passen. Die Kühlkanäle
16 der koaxialen Führungsrollen 2c, 2d, 3c, 3d sind durch in eine Durchgangsbohrung
der Kupplungsscheibe 35 eingesetzte Rohrstücke 39, 40 verbunden, die dichtend in den
Kühlkanälen 16 eingeschoben sind. Zwischen den Rohrstücken 39, 40 ist die Kupplungsscheibe
35 zur Kühlung durch eine Ringnut 41 erweitert.
[0024] Der Außendurchmesser der Kupplungsscheibe 35 ist gleich den Außendurchmessern der
benachbarten Führungsrollen 2c, 2d bzw. 3c, 3d. Dadurch wird der Gießstrang zwischen
den Lagern 9, 10 durch die Kupplungsscheibe 35 abgestützt, wodurch der unges iützte
Bereich auf die Breite eines Lagers 9 bzw. 10 beschränkt wird.
[0025] Zur Abdichtung ist die Kupplungsscheibe 35 auf jeder Seite mit einer Ringnut 42 versehen,
in die je ein Lagerring 43 eingreift.
[0026] Die Kupplungsscheibe (19 bzw. 35) kann auch ringförmig gestaltet sein, wobei die
Mitnehmerflächen z.B. als Innenverzahnung ausgebildet sind.
1. Koaxial benachbart, unabhängig voneinander gelagerte Strangführungsrollen in einer
Stahl-Stranggießanlage für Brammen,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Bereich der Strangbabn eines Brammenstranges einander benachbarte Lagerzapfen
zweier gekühlter Strangführungsrollen (2a, 2b, 3a, 3b, 2c, 2d, 3c, 3d) durch eine
auf die Lagerzapfen aufsteckbare Kupplungsscheibe (19 bzw.35) verbunden sind und diese
Kupplungsscheibe beidseitig mit den Lagerzapfen zusammenwirkende Mitnehmerflächen
für die Drehbewegung aufweist.
2. Strangführungsrollen nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kupplungsscheibe (19) zur Aufnahme flach ausgebildeter Mitnehmer (22, 23)
der Führungsrollen (2a, 2b, 3a, 3b) in der Art einer Oldham-Kupplung beidseits mit
einem Schlitz (20, 21) versehen ist, die senkrecht zueinander verlaufen, wobei der
Außendurchmesser der Kupplungsscheibe größer ist als die Durchmesser der Rollenzapfen.
3. Strangführungsrollen nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kupplungsscheibe (35) einen gleichen Außendurchmesser aufweist, wie die zugeordneten
koaxial benachbarten Führungsrollen (2c, 2d, 3c, 3d).
4. Strangführungsrollen nach Anspruch 1 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß an den benachbarten Lagerzapfen der Führungsrollen (2c, 2d, 3c, 3d) Vierkantzapfen
(37) angeordnet sind, denen an jeder Seite der Kupplungsscheibe (35) eine entsprechende
Ausnehmung (38) zugeordnet ist.
5. Strangführungsrollen nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß eine der benachbarten Führungsrollen (3b, 3d) mit einem Antrieb versehen ist.
6. Strangführungsrollen nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kupplungsscheibe (19 bzw. 35) und/oder die benachbarten Rollenzapfen Einrichtungen
zur Verbindung der Kühlmediumzu- und -abführung von einer Rolle zur benachbarten Rolle
aufweisen.
7. Strangführungsrollen nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kühlmittelführung (16) im Bereich der Kupplungsscheibe zu einer Ringnut (41)
erweitert ist.
8. Strangführungsrollen nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Lager (5, 6 bzw. 9, 10) von in Strangrichtung aufeinanderfolgenden Führungsrollen
(2a, 2b, 3a, 3b bzw. 2c, 2d, 3c, 3d) in Achsrichtung gegeneinander versetzt sind.