[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Rührwerkskugelmühle zum Herstellen von Dispersionen
fester Stoffteilchen mit Flüssigkeiten, insbesondere zum Herstellen von Farben, mit
mindestens einem unter Überdruck stehenden Mahltopf, welcher zum Teil mit einem Mahlmittel
gefüllt ist, am unteren Ende einen Zulauf für das zu behandelnde Gut sowie am oberen
Ende einen Auslauf für das Fertiggut und vor dem Auslauf ein Sieb zum Zurückhalten
des Mahlmittels aufweist, wobei in den Mahltopf ein antreibbares Mahlwerk hineinragt.
[0002] Rührwerkskugelmühlen, die in der Fachwelt auch unter der Bezeichnung "Sandmühlen"
Eingang gefunden haben, dienen zum Mahlen und gleichzeitig Mischen eines Gutes, wie
beispielsweise Farben, die aus einem Gemisch von Bindemitteln, Pigment, Lösungsmittel
und ggfs. weiteren Zusatzstoffen bestehen können. Durch Wirkung der in dem Mahltopf
vorhandenen Mahlmittel, z.B. Glaskugeln, und des angetriebenen Mahlwerkes wird das
Gut einer Reibung, Friktion und Scherwirkung unterworfen. Dabei besteht das Mahlwerk
je Mahltopf aus mindestens einer von oben in den Mahltopf eintauchenden Welle, auf
welcher eine Anzahl mit Abstand voneinander angeordneter Scheiben bekannter Konstruktion
sitzen.
[0003] Bei Rührwerkskugelmühlen muß man nun zwei Arten unterscheiden, nämlich die eine Mühlenart,
die ohne Überdruck gefahren wird, so daß der Mahltopf am oberen Ende offen ist und
frei mit der Atmosphäre in Verbindung steht, so daß das Fertiggut nach Durchströmen
durch einen Siebkopf frei austreten kann. Die andere Art der Rührwerkskugelmühlen
wird unter Überdruck bis beispielsweise etwa drei bar gefahren. Bei dieser Mühlenart
ist am oberen Ende des Mahltopfes ein Auslauf in Form eines Rohrstutzens fest angeordnet.
Auf der Eingangsseite dieses Rohrstutzens ist ein Sieb vorgesehen, welches zum Zurückhalten
des Mahlmittels bestimmt ist. Die Maschenweite des Siebes ist also kleiner gehalten
als die Teilchen des Mahlmittels.
[0004] Durch den Überdruck im Innern des Mahltopfes soll gegenüber der erstgenannten Mühlenart
eine intensivere Dispersionswirkung und gleichzeitig ein höherer Durchsatz erzielt
werden. In der Praxis haben sich aber gerade hier Schwierigkeiten aufgetan.
[0005] Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß die Schwierigkeiten in der Hauptsache
dadurch entstehen, daß bei Druckbeaufschlagung die Mahlkörper des Mahlmittels gewissermaßen
aufschwimmen, d.h. sich in verstärktem Maße im oberen Raum des Mahlkopfes sammeln
und sich vor die verhältnismäßig kleine etwa dem Auslauf entsprechende Siebfläche
setzen.
[0006] Demgemäß liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, in einfacher Weise die oben aufgezeigten
Schwierigkeiten zu beseitigen, eine Vergleichmäßigung der Mahlwirkung des Mahlmittels
innerhalb des Mahltopfes sowie eine stände Reinigungswirkung in bezug auf das Sieb
und damit eine Erhöhung der Dispersionswirkung und des Durchsatzes zu erreichen.
[0007] Die gestellte Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das Mahlwerk etwa
in Höhe des Siebes mit einem ebenfalls angetriebenen Rotationskörper versehen ist,
welcher derart ausgestaltet ist, daß ein Freihalten des Siebes von Zusammenballungen
der Mahlkörper des Mahlmittels erfolgt, und daß das Sieb mit einem auf der Auslaufseite
liegenden Auslaufraum über einen Umfang von etwa 180
0 in bezug auf den Rotationskörper erweitert ist. Auf diese Weise wird erreicht, daß
vor allem die Mahlkörper des Mahlmittels ständig nach unten bewegt werden, so daß
der obere Ballungsraum der Mahlkörper aufgelöst und die Siebfläche frei gehalten wird
und das Fertiggut abfließen kann. Durch die wesentliche Vergrößerung der Siebfläche
wird die spezifische Durchtrittsbelastung der Siebfläche wesentlich verkleinert, ohne
daß eine Herabsetzung des Innendruckes erforderlich ist.
[0008] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0009] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung im Schema dargestellt,
und zwar zeigen
Figur 1 eine perspektivische Ansicht einer Rührwerkskugelmühle mit zwei nebeneinander
angeordneten Mahltöpfen,
Figur 2 einen Vertikalschnitt durch das obere Ende eines Mahltopfes gemäß Schnittlinie
II - II in Figur 3 und
Figur 3 einen Horizontalschnitt zu Figur 2 gemäß Schnittlinie III-III in Figur 2.
[0010] Bei dem in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiel einer Rührwerkskugelmühle
handelt es sich gemäß Figur 1 um eine Mehrkammermühle, wobei also zwei Mahltöpfe 1
mit Abstand nebeneinander angeordnet sind. Die Erfindung gilt aber auch gleichermaßen
für Rührwerkskugelmühlen mit nur einem oder mit mehr als zwei Mahltöpfen. Im Innern
des Maschinenständers 15 bzw. Maschinengehäuses befindet sich der Antrieb, der über
Getriebe mit den vertikal verlaufenden Wellen des Mahlwerkes verbunden ist. Beim vorliegenden
Ausführungsbeispiel ist in jedem Mahltopf 1 eine vertikale Welle 8 vorgesehen, auf
welcher mit Abstand übereinander eine Anzahl von Scheiben 16 angeordnet ist, die das
übliche Mahlwerk bilden.
[0011] Die Mühle ist mit Manometern 17 und 18, Amperemetern 19, einer Drehzahlverstellung
20 für den Antrieb u. dgl. ausgestattet. Ferner ist der Mahltopf zum Kühlen und/oder
Heizen mit einem Mantel 21 umgeben. Das zu behandelnde Produkt wird durch eine Rohrleitung
22 zugeführt und über eine Ansaugpumpe 23 sowie weitere Rohr- bzw. Schlauchleitungen
24 zu einem Zulauf 2 am unteren Ende des Mahltopfes geführt. Am oberen Ende des Mahltopfes
befindet sich der Auslauf 3. Bei dem Ausführungsbeispiel nach Figur 1 mit zwei Mahltöpfen
kann der Auslauf 3 des ersten Mahltopfes über eine Rohr- bzw. Schlauchleitung 25 mit
dem Zulauf 2 am unteren Ende des zweiten Mahltopfes verbunden werden, so daß das Fertiggut
erst am Auslauf des zweiten Mahltopfes austritt. Der Druck im Innern des vorbeschriebenen
Leitungssystems und der Mahltöpfe kann ebenfalls geregelt werden, und zwar etwa bis
zu drei bar.
[0012] Wie aus den Figuren 2 und 3 hervorgeht, ist das Mahlwerk 4 oberhalb der obersten
Mahlwerksscheibe 16, etwa in Höhe des Siebes 5, mit einem Rotationskörper 6 versehen,
welcher derart ausgestaltet ist, daß eine Förderung etwa in Richtung der Pfeile 26,
also nach unten hin entgegen der Strömungsrichtung des Gutes und des Mahlmittels erfolgt.
Der Rotationskörper 6 sitzt mit seiner Nabe 9 auf der Welle 8 des Mahlwerks 4. Von
der Nabe 9 gehen mehrere schräg gestellte Rippen 10 aus, und zwar sind diese Rippen
derart schräg gestellt, daß bei Umlauf etwa in Richtung des Pfeiles 27 (Figur 3) die
Vorderkante 10a oben und die rückseitige Kante 10b unten liegt. Die äußeren Enden
der schräg gestellten Rippen 10 sind von einem gemeinsamen äußeren zylindrischen Ring
11 gehalten. Auf seinem Umfang, vorzugsweise auf der äußeren Zylinderfläche des Ringes
11, ist der Rotationskörper 6 mit Vorsprüngen 6a, vorzugsweise mit radial nach außen
weisenden.Rippen, Stegen, Noppen oder gewindeartigen Gängen versehen.
[0013] Wie insbesondere Figur 3 verdeutlicht, ist das Sieb 5 mit einem auf der Auslaufseite
liegenden Auslaufraum 7 über einen Umfang von etwa 180° in bezug auf den Rotationskörper
6 erweitert bzw. vergrößert. Vorteilhafterweise besitzt der Mahltopf 1 einen rechteckigen,
wiederum bevorzugt einen quadratischen Querschnitt. Bei dieser Ausgestaltung besteht
das Sieb 5 aus zwei äußeren ebenflächigen Siebflächen 5a, 5b und einem dazwischen
befindlichen zylindrischen Siebteil 5c. Außerhalb der gesamten Siebfläche sind Auslaufräume
7 gegenüber der Innenwandung des Mahltopfes frei gelassen.
[0014] Eine vorteilhafte Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Konstruktion besteht darin,
daß das Sieb 5 mittels eines Siebrahmens 12 leicht auswechselbar an einem abgedichteten
Decker 13 gehalten ist. Die Dichtungen sind mit dem Bezugszeichen 28 versehen. An
dem Deckel befindet sich dann der Auslaufstutzen 14. Das Lösen und Festspannen des
Deckels 13 kann in einfacher Weise mit Schraubenbolzen 29 vorgenommen werden, die
über Drehgelenke 31 zum Öffnen des Deckels nach außen geschwenkt werden können bzw.
zum Festspannen des Deckels durch Schraubenmuttern 30 festgespannt werden können.
[0015] In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung ist jeder Mahltopf 1 in bezug auf den Ständer
bzw. das Gehäuse der Rührwerkskugelmühle derart angeordnet, daß dessen vertikale Längskante
la (Figur 1), zu deren beiden Seiten sich das Sieb 5 erstreckt, nach der Bedienungsseite
zu liegt. Die Rechteckflächen des Mahltopfes verlaufen also nicht wie üblich parallel
bzw. senkrecht zu den Seitenflächen des Maschinenständers 15, sondern unter einem
Winkel von 45°. Die Bedienungsperson, die sich also auf der Vorderseite der Rührwerkskugelmühle
befindet, kann besonders einfach den auf der Vorderseite liegenden Deckel 13 öffnen
und wieder schließen.
1. Rührwerkskugelmühle zum Herstellen von Dispersionen fester Stoffteilchen mit Flüssigkeiten,
insbesondere zum Herstellen von Farben, mit mindestens einem unter Überdruck stehenden
Mahltopf, welcher zum Teil mit einem Mahlmittel gefüllt ist, am unteren Ende einen
Zulauf für das zu behandelnde Gut sowie am oberen Ende einen Auslauf für das Fertiggut
und vor dem Auslauf ein Sieb zum Zurückhalten des Mahlmittels aufweist, wobei in den
Mahltopf ein antreibbares Mahlwerk hineinragt,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Mahlwerk (4) etwa in Höhe des Siebes (5) mit einem ebenfalls angetriebenen
Rotationskörper (6) versehen ist, welcher derart ausgestaltet ist, daß ein Freihalten
des Siebes von Zusammenballungen der Mahlkörper des Mahlmittels erfolgt, und daß das
Sieb mit einem auf der Auslaufseite liegenden Auslaufraum (7) über einen Umfang von
etwa 1800 in bezug auf den Rotationskörper (6) erweitert ist.
2. Rührwerkskugelmühle nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Rotationskörper derart ausgestaltet ist, daß eine Förderung entgegen der Strömungsrichtung
des Gutes und der Mahlmittel erfolgt.
3. Rührwerkskugelmühle nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Rotationskörper (6) eine auf der Welle (8) des Mahlwerkes (4) sitzende Nabe
(9), mehrere radial von der Nabe nach außen verlaufende schräg gestellte Rippen (10)
und einen äußeren zylindrischen Ring (11) aufweist.
4. Rührwerkskugelmühle nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Rotationskörper (6) auf seinem Umfang mit Vorsprüngen (6a), vorzugsweise Rippen,
Stegen, Noppen oder gewindeartigen Gängen, versehen ist.
5. Rührwerkskugelmühle nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Mahltopf (1) einen rechteckigen, vorzugsweise quadratischen Querschnitt aufweist,
daß das Sieb (5) zwei äußere ebenflächige, unter Freilassen von Auslaufräumen (7)
gegenüber der Innenwandung des Mahltopfes (1) gehaltene Siebflächen (5a, 5b) und dazwischen
eine zylindrische Siebfläche (5c) aufweist.
6. Rührwerkskugelmühle nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Sieb (5) mittels eines Siebrahmens (12) leicht auswechselbar an einem abgedichteten Deckel (13) gehalten ist, und daß an
dem Deckel ein Auslaufstutzen (14) angebracht ist.
7. Rührwerkskugelmühle nach Anspruch 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß jeder Mahltopf (1) derart angeordnet ist, daß dessen vertikale Längskante (la),
zu deren beiden Seiten sich das Sieb (5) erstreckt, nach der Bedienungsseite zu liegt.