[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Mittel in Form einer Dispersion für
die flammhemmende Ausrüstung von Polyacrylnitrilfasern enthaltendem Textilmaterial,
auf ein Verfahren zur Herstellung des Mittels und auf die Verwendung des Mittels,
bevorzugt für permanente flammhermende und wasserabweisende Ausrüstung von Storen-
und Markisengeweben.
[0002] Neben anderen bewährten Einsatzgebieten werden Chemiefasern aus Polyacrylnitril (PAN)
aufgrund ihrer hervorragenden Licht- und Wetterbeständigkeit für die Herstellung von
Geweben für Sonnenstoren, Markisen, Zelten, Tropenbeklaidung, Regenmäntel und von
Gardinen, allein oder im Gemisch mit anderen natürlichen und/oder Chemiefasern, bevorzugt.
[0003] Für die meisten derartigen Verwendungszwecke werden heute neben guten textilen Eigenschaften
auch flammhemmende Eigenschaften bzw. schlechte Brenn- oder Entflammbarkeit verlangt.
Insbesondere bei textilen Flächengebilden, die in öffentlichen Bauten, wie Krankenhäusern,
Schulen, Verwaltungsgebäuden und dergleichen zum Einsatz gelangen, ist die flammhemmende
Wirkung vorteilhaft. Dies gilt insbesondere für Sonnenstoren- und Markisengewebe.
Es ist selbstverständlich, dass gerade bei derartigen Geweben, die ständig sämtlichen
Witterungseinflüssen ausgesetzt sind, die flammhemmende Wirkung bzw. schlechte Entflamm-
und Brennbarkeit, permanent und wetterbeständig sein muss.
[0004] Storen- und Markisengewebe auf Basis von PAC-Fasern sind zwar auf dem Markt bereits
erhältlich, vermögen die gestellten Anforderungen jedoch nicht vollständig zu befriedigen,
da sie einerseits nicht das gewünschte Ausmass einer flammhemmenden Wirkung aufweisen
und andererseits durch die flammhemmende Ausrüstung einen wesentlichen Teil ihres
textilen Aussehens verloren haben.
[0005] Dem Fachmann aus der Textilveredlung und insbesondere auch dem Hersteller von Textilveredlüngsmitteln
ist es bekannt, dass es bisher nicht möglich war, zur Hauptsache aus PAN-Fasern bestehende
Textilmaterialien unter Erhaltung ihrer textilen Eigenschaften permanent flammhemmend
auszurüsten, wobei sogar eine derartige nicht-permanente Ausrüstung nur in beschränktem
Ausmass möglich ist.
[0006] Aus den bereits erwähnten Gründen besteht jedoch erhebliches Interesse an einer permanenten
flammhemmenden Ausrüstung von PAN-Fasern enthaltenden Textilmaterialien, die in der
Textilveredlungsindustrie unter Einsatz der dort bereits vorhandenen Einrichtung auf
einfache Art und unter Erhaltung der textilen Eigenschaften des behandelten Textilmaterials
appliziert werden kann.
[0007] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Mittel zu schaffen, dessen Verwendung
die Lösung der gestellten Aufgabe ermöglicht.
[0008] Es wurde nun gefunden, dass eine Kombination von Antimontrioxid mit bestimmten licht-
und wetterechten organischen Verbindungen in einem härt- oder gelierbaren Bindemittel
eine nachträgliche flammhemmende Ausrüstung von PAN-Fasern enthaltendem Textilmaterial
ermöglicht, durch welche die textilen Eigenschaften nicht beeinträchtigt werden und
die gute und permanente flammhemmende Eigenschaften ergibt.
[0009] Das erfindungsgemässe Mittel ist im Patentanspruch 1 und das Verfahren zur Herstellung
des Mittels ist im Patentanspruch 4 definiert.
[0010] Die besten Effekte einer permanent flammhemmenden Ausrüstung unter Verwendung des
erfindungsgemässen Mittels werden auf Textilmaterialien aus Fasergemischen erzielt,
die zur Hauptsache PAN-Fasern und daneben natürliche und/oder andere Chemiefasern
enthalten. Hierfür bevorzugte Mischungskomponenten sind Baumwolle als natürliche Faser
und von den Chemiefasern PES-, PA- und insbesondere halogenhaltige PAM-Fasern, wie
"Dralon" C,"Acrilan" SEF und "Dolan" spez.
[0011] Das erfindungsgemässe Mittel ermöglicht in Abhängigkeit von dessen Anwendungskonzentration
die Erzielung einer flammhemmenden Ausrüstung, die den europäischen Normen, beispielsweise
SNV 198 898 und DIN 4102 B2, entspricht.
[0012] Es hat sich gezeigt, dass die bei konventionellen Verfahren zur flammhemmenden Ausrüstung
häufig auftretenden Nachteile, wie Herabsetzung der Licht- und Wetterechtheit
des behandelten Textilmaterials, erhöhte Korrosionsgefahr und dergleichen, bei Verwendung
des erfindungsgemässen Mittels nicht auftreten.
[0013] Zusätzliche, heute im allgemeinen übliche Anforderungen, wie wasserabweisende, fungizide
und bakterizide Ausrüstung, mit oder ohne gleichzeitige Füllung und/oder Anfärbung
mit organischen und/oder anorganischen Pigmenten, können durch Kombination der entsprechenden
Mittel mit dem erfindungsgemässen Mittel bei dessen Verwendung für die flammhemmende
Permanentausrüstung ohne weiteres erfüllt werden.
[0014] Die flammhemmende Wirkung des erfindungsgemässen Mittels ergibt sich aus der Kombination
von Antimontrioxid mit einer licht- und wetterechten organischen Halogenverbindung,
wie N,N-Aethylen-bis-tetrabrom-phthalimid oder Dekabromdiphenyloxid. 0038090
[0015] Die permanente Wirkung bzw. Beständigkeit der flammhemmenden Ausrüstung ergibt sich
aus der Verwendung eines durch eine Wärmebehandlung bei 160°C härt- oder gelierbaren
Bindemittels. Bei härtbaren Bindemitteln kann die Härtung durch Vernetzung, Kondensation,
physikalische Trocknung oder Vulkanisation erfolgen. Bevorzugte Bindemittel sind solche
auf Basis einer Dispersion eines Acrylharzes, wie "Primal" von Rohm und Haas, oder
eines Vinylidenchlorids, wie. "Diofan" der BASF.
[0016] Ein bevorzugtes Dispergiermittel ist beispielsweise das Natriumsalz eines Copolymers
von Diisobutyl und Maleinsäure.
[0017] Falls Permanent-Hydrophobierungsmittel mitverwendet werden sollen, ist hierfür beispielsweise
eine Lösung auf Basis von Fluorkohlenwasserstoff oder von Siliconen geeignet.
[0018] Für die Mitverwendung geeignete Pigmente sind beispielsweise "Unispers" und ''Oremasin"
von Ciba-Geigy.
[0019] Für die Herstellung des erfindungsgemässen Mittels in Form einer wässrigen Dispersion
ist die Verwendung von enthärtetem Wasser als Dispersionsmedium von Vorteil.
[0020] Bei Verwendung eines organischen Lösungsmittels als Dispersionsmedium sind beispielsweise
Ketone oder aromatische oder aliphatische Kohlenwasserstoffe,einzeln oder im Gemisch
untereinander, geeignet.
[0021] Bei der Herstellung des erfindungsgemässen Mittels ist ausserdem die in den Patentansprüchen
6 - 8 angegebene Reihenfolge der Zugabe und Verarbeitung der einzelnen Komponenten
unbedingt einzuhalten. Das Vermahlen und Vordispergieren der organischen Halogenverbindung
und des Antimontrioxids in Gegenwart des Dispergiermittels in der Gesamtmenge des
für die jeweilige Ausführungsform des Mittels zum Einsatz gelangenden Dispersionsmediums
im ersten Verfahrensschritt bis zu einer Korngrösse von höchstens 1 µm kann in einer
Kugel-, Kolloid- oder Perlreibmühle erfolgen.
[0022] Im zweiten Verfahrensschritt wird die im ersten Verfahrensschritt erhaltene Vordispersion
vorgelegt und das Bindemittel langsam zugegeben und eingerührt, wobei zweckmässig
ein normales Rührwerk geringer Tourenzahl zum Einsatz gelangt. Das Rühren wird fortgesetzt,
bis eine homogene Dispersion erzielt ist. Falls Pigmente, Permanent-Hydrophobierungsmittel
und gegebenenfalls weitere Zusatzmittel mitverwendet werden sollen, müssen diese in
der angegebenen Reihenfolge unter langsamer Zugabe in die nach Zusatz des Bindemittels
erhaltene homogene Dispersion eingerührt und so lange gerührt werden, bis wiederum
eine homogene Dispersion erzielt ist. Für einen Ansatz von 100 kg der Imprägnierflotte
wird hierbei eine Rührdauer von etwa 10 min benötigt.
[0023] Eine solcherart hergestellte Imprägnierflotte kann für die Imprägnierung und flammhemmende
Ausrüstung von beliebigen, zur Hauptsache PAN-Fasern enthaltenden Textilmaterialien,
wie lose Fasern, Garne, Gewebe, Gewirke, Nonwovens, nach dem im Patentanspruch 7 definierten
Verfahren auf bekannte Art zum Einsatz gelangen.
[0024] Besonders bevorzugt wird die Verwendung des erfindungsgemässen Mittels für permanente
flammhemmende und wasserabweisende Ausrüstung von Gewebe für Sonnenstoren und Markisen.
[0025] Im nachstehenden wird eine derartige Ausrüstungsbehandlung eines Gewebes aus gleichen
Gewichtsanteilen PAN-und.PAM-Fasern beispielsweise erläutert:
Das Ausgangsgewebe wird auf gebräuchliche Art bei 70 - 80°C alkalisch oder sauer ausgewaschen
und auf einer Spannrahme bei etwa 100°C getrocknet.
[0026] Anschliessend wird das gewaschene und getrocknete Gewebe mittels eines 2- oder 3-Walzen-Foulards
mit einer wie vorstehend beschrieben hergestellten Imprägnierflotte in Form einer
homogenen Dispersion der nachstehenden Zusammensetzung imprägniert, auf der Spannrahme
bei 100°C getrocknet und danach einer Wärmebehandlung bei 160°C unterzogen. Das nun
permanent flammhemmend und wasserabweisend ausgerüstete Gewebe kann dann aufgerollt
und der Weiterverarbeitung zu Sonnenstoren oder Markisen zugeführt werden.
[0027] Die Imprägnierflotte enthielt die nachstehend angeführten Komponenten, die in den
angegebenen Mengenanteilen wie folgt zu einer homogenen wässrigen Dispersion verarbeitet
wurden, wobei die Mengenanteile der einzelnen Komponenten in Gewichtsteilen (T) ausgedrückt
sind:
26 T der licht- und wetterechten organischen Halogenverbindung N,N-Aethylen-bis-tetrabromphthalimid
und 15 T Antimontrioxid wurden in Gegenwart von 1 T des Natriumsalzes eines Copolymers
von Diisobutyl und Maleinsäure als Dispergiermittel und von 24 T enthärtetem Wasser
in einer Kolloidmühle auf eine Korngrösse von etwa 0,9 um gemahlen, wobei eine wässrige
Dispersion erhalten wurde.
[0028] Die erhaltene wässrige Vordispersion wurde in einem Behälter mit einem gewöhnlichen,
mit niedriger Tourenzahl angetriebenen Ankerrührer vorgelegt,und unter Rühren wurden
als Bindemittel 40 T einer wässrigen Acrylharzdispersion "Primal" langsam zugegeben,und
das Rühren wurde bei niedriger Tourenzahl so lange fortgesetzt, bis eine homogene
Dispersion erhalten wurde.
[0029] In die erhaltene Dispersion wurden dann nacheinander und unter fortgesetztem Rühren
bei niedriger Tourenzahl und langsamer Zugabe zuerst 3 T eines feindispersen wässrigen
Pigmentteigs "Unispers" und danach 5 T eines Permanent-Hydrophobierungsmittels in
Form einer Lösung von Fluorkohlenwasserstoff eingerührt,und das Rühren bei niedriger
Tourenzahl wurde so lange fortgesetzt, bis eine homogene wässrige Dispersion vorlag.
[0030] Der flammhemmende Effekt des solchermassen ausgerüsteten Gewebes erfüllte die Anforderungen
der Prüfnorm der SNV 198 898.
1. Mittel in Form einer Dispersion für die flammhemmende Ausrüstung von Polyacrylnitrilfasern
enthaltendem Textilmaterial, dadurch gekennzeichnet, dass es 30 - 60 Gewichtsteile
eines härt- oder gelierbaren Bindemittels, 15 - 40 Gewichtsteile einer licht- und
wetterechten organischen Halogenverbindung, 10 - 20 Gewichtsteile Antimontrioxid und
0,5 - 1 Gewichtsteil eines Dispergiermittels, und als Dispersionsmedium Wasser oder
ein organisches Lösungsmittel enthält.
2. Mittel nach Anspruch l, dadurch gekennzeichnet, dass es zusätzlich 2 - 5 Gewichtsteile
organisches oder anorganisches Pigment oder ein Gemisch solcher Pigmente enthält.
Mittel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch-gekennzeichnet, dass es zusätzlich 3 - 6 Gewichtsteile
eines Permanent-Hydrophobierungsmittels enthält.
4. Mittel nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass es
als Dispersionsmedium entweder enthärtetes Wasser oder ein Keton oder einen aromatischen
oder aliphatischen Kohlenwasserstoff oder ein Gemisch solcher Kohlenwasserstoffe enthält.
5. Mittel nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass es
ein durch Vernetzung, Kondensation, physikalische Trocknung oder Vulkanisation härtbares
Bindemittel enthält.
6. Verfahren zur Herstellung eines Mittels nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass man in einem ersten Verfahrensschritt die organische Halogenverbindung und das
Antimontrioxid in Gegenwart des Dispergiermittels im gesamten, den Restanteil des
Mittels ausmachenden Mengenanteil des Dispersionsmediums bis zu einer Korngrösse von
höchstens 1 µm mahlt und dispergiert, und dass man der erhaltenen Vordispersion unter
Rühren bei niedriger Tourenzahl zumindest das Bindemittel langsam zusetzt und bei
niedriger Tourenrührt.
7. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass man im zweiten Verfahrensschritt
in die Bindemittel enthaltende Dispersion organisches oder anorganisches Pigment bei
niedriger Tourenzahl einrührt und das.Rühren bis zur Erzielung einer homogenen Dispersion
weiterführt.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass man im zweiten Verfahrensschritt
in die Bindemittel und gegebenenfalls Pigment oder ein Pigmentgemisch enthaltende
Dispersion ein Permanent-Hydrophobierungsmittel bei niedriger-Tourenzahl einrührt
und das Rühren bis zur Erzielung einer homogenen Dispersion weiterführt.
9. Verwendung eines Mittels nach Anspruch l für'die flammhemmende Ausrüstung von Polyacrylnitrilfasern
enthaltenden Textilmaterialien, dadurch gekennzeichnet, dass man das gewaschene und
getrocknete Textilmaterial mit dem Mittel imprägniert, bei 100°C trocknet und danach
einer Wärmebehandlung bei 160°C unterzieht.
10. Verwendung nach Anspruch 9 für die flammhemmende Ausrüstung von flächenförmigen,
neben mindestens 50 Gew.% Polyacrylnitrilfasern Baumwolle und/oder andere, insbesondere
halogenhaltige Chemiefasern enthaltenden Textilmaterialien.
ll. Verwendung nach Anspruch 9 oder 10 eines nach Anspruch 8 hergestellten Mittels
für permanente flammhemmende und wasserabweisende Ausrüstung von Storen- und Markisengeweben.