[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufbringen von Isolierschichten auf Stahl-
bzw. Eisen-Blech oder -Band durch Auftrocknen eines Nitrat und Phosphat enthaltenden
Bades bei erhöhten Temperaturen.
[0002] Es ist bekannt, zwecks elektrischer Isolierung auf Stahlblech oder -band eine anorganische
nichtmetallische Deckschicht aufzubringen. Die Deckschicht kann durch-chemische Verfahren,
d.h. durch Reaktion mit der Metalloberfläche, aufgebracht werden. Beispielsweise wird
durch Reaktion mit einer Lösung, die Phosphat enthält, ein Phosphatüberzug aufgebracht.
Hierbei ist es möglich, die Reaktion mit der Phosphatierungslösung im Tauch- oder
Spritzverfahren durchzuführen. Man kann auch einen.Film einer solchen Lösung auf die
Oberfläche aufbringen und auftrocknen bzw. unter erhöhter Temperatur einbrennen.
[0003] Als Grundmaterial für die Beschichtung dient üblicherweise Siliziumstahl oder niedriggekohlter
Stahl, der dann z.B. in Form von Lamellen zum Bau von Elektromotoren, Generatoren
und dergleichen verwendet wird. Es sind auch andere Eisenqualitäten als Grundmaterial
einsetzbar. Im Folgenden werden sie summarisch als Stahlblech oder -band bezeichnet.
[0004] Die erzeugten Phcsphatschichten sollen die elektrische Leitfähigkeit zwischen benachbarten
Stahlteilen möglichst weitgehend reduzieren. Sie sollen hart, glatt und von glasiger
Beschaffenheit sein sowie eine hohe Feuchtigkeitsbeständigkeit und einen guten elektrischen
Widerstand aufweisen. Schließlich erwartet man von den Phosphatschichten eine gute
Haftung auf der Stahloberfläche, geringe.Staubbildung, Verträglichkeit mit anderen
Komponenten, hohe Temperaturbeständigkeit unter Beibehaltung der guten Eigenschaften
der Phosphatschicht und eine günstige Beeinflussung des Stanzverhaltens von Stahlblech
oder -band.
[0005] Aus der DE-PS 856 544 ist ein Verfahren zur Herstellung von isolierenden Überzügen
auf Lamellen bekannt, bei dem man mit einer Lösung, die Monophosphat, z.B. des Zinks,
zusammen mit Chlorat oder zusammen mit Chlorat und Nitrat in einem bestimmten Gewichtsverhältnis
enthält, behandelt und bei einer Temperatur oberhalb des Siedepunktes der Lösung einbrennt.
[0006] Zur Erhöhung des elektrischen Widerstandes können zusätzliche Deckschichten, z.B.
von Harzen, Lacken, Papier und dergleichen, aufgebracht werden.
[0007] Bei den bekannten Verfahren.ist insbesondere nachteilig, daß die Auftrocknung der
Behandlungslösung mit ca. 5 min sehr langwierig ist und zudem einen hohen Energieaufwand
erfordert.
[0008] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zum Aufbringen von Isolierschichten auf
Stahl- bzw. Eisen-Blech und/oder -Band durch Auftrocknen eines Nitrat und Phosphat
enthaltenden Bades bei erhöhten Temperaturen bereitzustellen, das die bekannten, insbesondere
vorgenannten Nachteile nicht aufweist und zu.Phosphatschichten führt, die hervorragende
elektrische und mechanische Eigenschaften haben und im übrigen die vorstehend genannten
Erwartungen voll erfüllen.
[0009] Die Aufgabe wird gelöst, indem das Verfahren der eingangs genannten Art entsprechend
der-Erfindung in der Weise ausgestaltet wird, daß man auf Stahl- bzw. Eisen-Blech
oder -Band mit einem Bad, dessen Nitrat- und Phosphatgehalt insgesamt 10 bis 50 Gew.-%
beträgt, bei einer maximalen Objekttemperatur von 93 bis 204 °C eine Phosphatschicht
von höchstens 4,31 g/m
2 Schichtgewicht aufbringt.
[0010] Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens gelingt es, Phosphatschichten bei niedrigen
Temperaturen und kurzer Behandlungsdauer - etwa in der Größenordnung von 30 sec -
aufzutrocknen. Dadurch ist es möglich, in vorhandenen Anlagen mit wesentlich höheren
Durchsatzleistungen zu arbeiten. Darüber hinaus ist der Chemikalienverbrauch aufgrund
des geringen erforderlichen Schichtgewichtes niedrig.
[0011] Eine weitere Reduktion des Chemikalienverbrauchs ist erreichbar, wenn man in bevorzugter
Ausgestaltung der Erfindung Phosphatschichten mit einem Schichtgewicht von maxima1
3,23 g/m
2 aufbringt. Je nach Anforderung sind noch geringere Schichtgewichte, etwa bis 2,15
g/m
2, möglich.
[0012] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung des Verfahrens besteht darin, Stahlblech
oder -band mit einem Bad in Berührung zu bringen, in dem das Gewichtsverhältnis von
Phosphat zu Nitrat wenigstens 1:1 ist.
[0013] Die günstigen Eigenschaften der Phosphatschichten, insbesondere deren elektrischer
Widerstand, können verbessert werden, wenn man das Stahlblech oder -band mit einem
Bad in Berührung bringt, das eine wirksame Menge Zink, vorzugsweise 3 bis 20 Gew.-%,
enthält. Eine Mitverwendung von Zink ist insbesondere dann empfehlenswert, wenn Schichten
mit Schichtgewichten unter 3,23 g/m
2 aufgebracht werden sollen.
[0014] Eine weitere Verbesserung der Phosphatschichtausbildung läßt sich erzielen, wenn
das erfindungsgemäße Verfahren derart weitergebildet wird, daß man das Stahlblech
oder -band mit einem Bad in Berührung bringt, das eine wirksame Menge Nickel, vorzugsweise
0,1 bis 7 Gew.-%, enthält und/oder dessen Phosphatgehalt wenigstens 30 Gew.-% und
dessen Nitratgehalt wenigstens 10 Gew.-% ausmacht.
[0015] Damit eine hinreichend intensive Reaktion zwischen Stahlblech oder -band und Behandlungsbad
stattfindet bzw. bei Gegenwart von schichtbildendem Kation, insbesondere Zink, eine
Abscheidung von Zinkphosphat im Behandlungsbad unterbleibt, ist es zweckmäßig, dieses
mit einem pH-Wert unterhalb 3 anzuwenden. Ein niedrigerer pH-Wert des Bades verstärkt
außerdem die Haftung und Qualität der Phosphatschicht.
[0016] Weiterhin ist es vorteilhaft, Stahlblech oder -band mit einem Bad in Kontakt zu bringen,
das zusätzlich Füllmaterial, wie kolloidale Kieselsäure, vorzugsweise in Mengen von
0,5 bis 10 Gew.-%, enthält. Anstelle von oder zusammen mit kolloidaler Kieselsäure
können auch Glimmer, Talk und ähnliche Füllstoffe, eingesetzt werden. Auch ist eine
Mitverwendung von Tensiden möglich bzw. zweckmäßig.
[0017] Grundsätzlich kann das phosphatschichtbildende Bad lediglich Nitrat und Phosphat
enthalten. Die Einbringung dieser Komponenten geschieht in an sich üblicher Weise
in Form löslicher Phosphat- bzw. Nitratverbindungen. Sofern das zur Anwendung kommende
Bad weitere Komponenten, wie Zink und Nickel, enthalten soll, geschieht deren Einbringung
ebenfalls über wasserlösliche Salze, wie z.B. Zinknitrat oder Nickelnitrat..Es ist
jedoch auch möglich, das Zink als saures Zinkphosphat und das Nitrat in Form von Salpetersäure
einzubringen. Auch die Verwendung von beispielsweise Zinkoxid in Verbindung mit Säuren
ist möglich.
[0018] Die Aufbringung des Bades geschieht auf an sich übliche Weise. Insbesondere geeignete
Methoden sind Rollenauftrag, Tauchverfahren und Abquetschrollen, Tauchverfahren und
Luftmesser sowie elektrostatische Abscheidung. Die geeignete Wahl der Aufbringungsmethode
kann insbesondere von der Form des zu beschichtenden Teiles abhängig sein. Beispielsweise
wird man elektrostatische Überzugsmethoden dann anwenden, wenn eine Coilbehandlung
vorgesehen ist, während Abquetschrollen dann üblicherweise eingesetzt werden, wenn
ausgestanzte Teile der Beschichtung unterworfen werden.
[0019] Die Trocknungsdauer wird derart bemessen, daß die Phosphatschicht auf dem abgekühlten
Werkstück keinerlei klebende Eigenschaften mehr aufweist. Üblicherweise sind die Auftrocknungszeiten
für die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erzeugten Phosphatschichten kleiner als
1 min, meistens in der Größenordnung von 30 sec.
[0020] Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erzeugten Phosphatschichten enthalten üblicherweise
wenigstens 10 Gew.-% Nitrat und wenigstens 30 Gew.-% Phosphat. Der Phosphatanteil
kanr gegebenenfalls bis 80 Gew.-% erreichen. Nitrat und Phosphat sollten zusammen
mindestens 50 Gew.-% ausmachen. Zu hohe Nitratgehalte, d.h. solche von etwa 35 Gew.-%,
können den elektrischen Widerstand der Schicht nachteilig beeinflussen. Sie sollten
daher vermieden werden.
[0021] Sofern das aufzutrocknende Bad noch Zink, Nickel und/oder Füllstoff enthält, ergeben
sich ihre Gehalte in der Schicht aus der Konzentration im Behandlungsbad.
[0022] Der elektrische Widerstand der erzeugten Schichten ist derart, daß - ermittelt nach
der Methode gemäß ASTM A 344-68 - der Stromfluß 0,03 A/cm
2 nicht überschreitet.
[0023] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können vomCoil abgewickeltes Band, Blech oder
bereits ausgestanzte Lamellen beschichtet werden. Auch ist eine nochmalige Beschichtung
von Lamellen, die aus bereits mit einer Schicht versehenem Coil-Material gestanzt
worden sind, möglich.
[0024] Die Erfindung wird anhand der nächfolgenden Beispiele beispielsweise und näher erläutert.
Beispiel 1
[0025] Zur Beschichtung diente ein Behandlungsbad mit folgender Zusammensetzung:

[0026] Der Feststoffgehalt der Lösung betrug etwa 38 Gew.-%.
[0027] Durch Abquetschrollen-Auftrag mit gerillten Hartgummirollen wurde ein Flüssigkeitsfilm
auf Siliziumstahlbleche der Abmessungen 10,16 x 25,40 cm derart aufgebracht, daß die
zuge-'hrte Feststoffmenge 3,23 g/m
2 entsprach. Dann wurde der Film eingebrannt, indem die Bleche in einen auf 288 °C
aufgeheizten Ofen gebracht und innerhalb etwa 30 Sekunden auf eine maximale Objekttemperatur
von 149 °C aufgeheizt wurden.
[0028] Nach Entfernung der Bleche aus dem Ofen und Abkühlung zeigte die aufgebrachte Phosphatschicht
keinerlei Klebrigkeit und besaß hervorragende elektrische Widerstands-Eigenschaften.
Beispiel 2
[0029] Zum Einsatz kam ein Bad der Zusammensetzung:

[0030] Der Feststoffgehalt des Bades betrug etwa 40 Gew.-%.
[0031] Die Beschichtung und Auftrocknung erfolgte unter den gleichen Bedingungen,wie in
Beispiel 1 angegeben. Es wurden Bleche erhalten, die keinerlei Klebrigkeit besaßen
und hervorragende elektrische Widerstands-Eigenschaften aufwiesen.
1. Verfahren zum Aufbringen von Isolierschichten auf Stahl- bzw. Eisen-Blech oder
-Band durch Auftrocknen eines Nitrat und Phosphat enthaltenden Bades bei erhöhten
Temperaturen, dadurch gekennzeichnet, daß man auf Stahl- bzw. Eisen-Blech oder -Band
mit einem Bad, dessen Nitrat- und Phosphatgehalt insgesamt 10 bis 50 Gew.-% beträgt,
bei einer maximalen Objekttemperatur von 93 bis 204 °C eine Phosphatschicht von höchstens
4,31 g/m2 Schichtgewicht aufbringt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man eine Phosphatschicht
von höchstens 3,23 g/m2 aufbringt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man das Stahl- bzw.
Eisen-Blech oder -Band mit einem Bad in Berührung bringt, in dem das Gewichtsverhältnis
von Phosphat zu Nitrat wenigstens 1:1 beträgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß man das Stahl-
bzw.. Eisen-Blech oder -Band mit einem Bad in Berührung bringt, das eine wirksame
Menge Zink, vorzugsweise 3 bis 20 Gew.-%, enthält.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß man das Stahl- bzw. Eisen-Blech oder -Band mit einem Bad in Berührung bringt,
das eine wirksame Menge Nickel, vorzugsweise 0,1 bis 7 Gew.-%, enthält.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch qekennzeichnet, daß man das Stahl- bzw. Eisen-Blech oder -Band mit einem Bad in Berührung
bringt, dessen Phosphatgehalt wenigstens 30 Gew.-% und dessen Nitratgehalt wenigstens
10 Gew.-% beträgt.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch qekennzeichnet,
daß man das Stahl- bzw. Eisen-Blech oder -Band mit einem Bad in Berührung bringt,
dessen pH-Wert unterhalb 3 liegt.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß man das Stahl- bzw. Eisen-Blech oder -Band mit einem Bad in Berührung bringt,
das zusätzlich Füllmaterial, wie kolloidale Kieselsäure, vorzugsweise in Mengen von
0,5 bis 10 Gew.-%, enthält.