[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum Dimensionsstabilisieren von flächenförmigem
Textilmaterial durch Behandeln mit Polydiorganosiloxanen mit endständigen, zur Vernetzung
befähigten Gruppen, insbesondere Hydroxylgruppen aus wäßrigem System mit einem speziellen
Vernetzungsmittel.
[0002] Aus der GB-PS 14 34 017 (entspricht DE-OS 23 35 751) ist ein Verfahren zur Behandlung
von Keratinfasern mit Polydiorganosiloxanen mit endständigen, an Siliciumatome gebundenen
Hydroxylgruppen und aminoalkylsubstituierten Alkoxysilanen bekannt. Diese Mischung
kommt bevorzugt zusammen mit einem weiteren Silanderivat, nämlich einem Alkyltrialkoxy-oder
einem Tetraalkoxysilan zum Einsatz. Die Behandlung erfolgt vorzugsweise aus organischem
Lösungsmittel. Ein solches Verfahren kann aber häufig nicht angewandt werden, da die
maschinellen Voraussetzungen für die Ausführung eines Lösungsmittel-Verfahrens nicht
gegeben sind. Eine Behandlung aus wäßrigem System ist nach diesem Verfahren praktisch
nicht möglich, da, wie aus der GB-PS 15 27 578 hervorgeht, selbst die Lösungen der
Komponenten in wasserunlöslichen Lösungsmitteln äußerst hydrolysenempfindlich sind,
sogar gegen den in der normalen Luftatmosphäre vorhandenen Wasserdampf. Dies macht
sich in einer ungenügenden Lagerstabilität der Produkte bemerkbar. Aber auch die Stabilität
der Ausrüstungsflotten genügt damit den Anforderungen der Praxis nicht.
[0003] Ein ähnliches Verfahren, jedoch allgemein zur Behandlung von Textilfasern, das besonders
für Synthesefasern geeignet ist, bei dem zwingend das oben erwähnte weitere Silanderivat
mitverwendet wird, ist aus der GB-PS 14 85 769 bekannt geworden. Auch dieses Verfahren
ist aber zur Anwendung aus wäßrigem System nur sehr bedingt geeignet, da auch hier
die zur Ausrüstung verwendeten Flotten instabil sind, wie in der DE-OS 27 28 597 bestätigt
wird. Nach der zuletzt genannten Offenlegungsschrift ist zwar eine Ausrüstung mit
einer wäßrigen Emulsion eines Organopolysiloxans möglich, wobei die Vernetzung mit
einem Organosiloxan mit mindestens 3 siliciumgebundenen Wasserstoffatomen erfolgt.
Hierzu ist aber außerdem zwingend ein Härtungskatalysator erforderlich. Auch lassendie
hiernach erzielten Ausrüstungseffekte, insbesondere deren Chemisch-Reinigungsbeständigkeit,
zu wünschen übrig.
[0004] Es wurde nun gefunden, daß mit einer speziellen Auswahl einer Gruppe von aminoalkyl-substituierten
Alkoxyalkylsilanen, die als Vernetzungsmittel wirken, überraschend stabile Flotten
mit Emulsionen von Diorganopolysiloxanen erhalten werden, die endständige, zur Vernetzung
befähigte Gruppen, insbesondere Hydroxylgruppen enthalten. Damit ist es möglich, problemlos
Textilmaterial aller Art mit wäßrigen Emulsionen der genannten Siloxane zu behandeln,
um diesen Dimensionsstabilität zu verleihen.
[0005] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Dimensionsstabilisieren von flächenförmigen Textilmaterialien
durch Behandeln mit Polydiorganosiloxanen mit endständigen, an Siliciumatome gebundenen
zur Vernetzung befähigten Gruppen, insbesondere Hydroxylgruppen, wobei die Organoreste
in den Polydiorganosiloxanen überwiegend Alkylreste mit 1 bis 3 C-Atomen, insbesondere
Methylreste sind, und einem Vernetzungsmittel aus wäßrigem System mit anschließender
Vernetzung ist dadurch gekennzeichnet, daß man als Vernetzungsmittel ein Aminoalkyl-dialkoxy-alkylsilan
der Formel

dessen Eigenkondensate und bzw. oder dessen Teilhydrolysate verwendet, wobei R einen
einwertigen, aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff und gegebenenfalls Sauerstoff
aufgebauten Aminoalkylrest, der mindestens eine Aminogruppe aufweist und über eine
Silicium-Kohlenstoff-Bindung an das Silicium-Atom gebunden ist, R' einen Alkylrest
mit 1 bis 4 C-Atomen, X einen Alkylrest mit 2 bis 4, insbesondere 3 C-Atomen oder
einen Alkoxyalkylrest mit 3 bis 8 C-Atomen, bedeuten.
[0006] Die organischen Substituenten in den Polydiorganosiloxanen sind Alkylreste, wie Methyl-,
Äthyl- oder Propylreste. Ein Teil der Reste können auch Aryl- wie Phenylreste sein.
Die endständigen, zur Vernetzung befähigten Gruppen können beispielsweise verätherte
oder veresterte, insbesondere aber freie Hydroxylgruppen sein. Bevorzugt sind Polydiorganosiloxane
mit endständigen, an Silicium gebundenen Hydroxylgruppen, die überwiegend als Organoreste
Methylreste enthalten, insbesondere Polydimethylsiloxane mit Viskositäten von 4 000
bis 100 000 mPa.s.
[0007] Nach einer besonderen Ausführungsform der Erfindung können als Polydiorganosiloxane
auch solche verwendet werden, die als Organorest mindestens einen Rest enthalten,
der aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff und gegebenenfalls Sauerstoff aufgebaut
ist, mindestens eine Aminogruppe enthält und über eine Kohlenstoff-Bindung an ein
Silicium- atom des Polydiorganosiloxans gebunden ist. Diese aminoalkylsubstituierten
Polydiorganopolysiloxane sind beispielsweise zugänglich durch Umsetzung von Polydiorganosiloxanen
mit endständigen Hydroxylgruppen mit Aminoalkyl-dialkoxy-alkyl-silanen der Formel
(I), wie aus der DE-OS 27 28 597 hervorgeht.
[0008] Die Aminoalkyl-dialkoxy-alkyl-silane genügen der allgemeinen Formel

wobei R einen einwertigen aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff und gegebenenfalls
Sauerstoff aufgebauten Rest, der mindestens eine Aminogruppe aufweist und über eine
Silicium-Kohlenstoff-Bindung an das Silicium-Atom gebunden ist, R' ein Alkylrest mit
1 bis 4 C-Atomen, X ein Alkylrest mit 2 bis 4, insbesondere 3 C-Atomen oder einen
Alkoxyalkylrest mit 3 bis 8 C-Atomen bedeuten. Verbindungen dieser Art sind bekannt
und können beispielsweise durch Anlagerung von Alkyldichlorsilanen an Allyl- oder
Methallylchlorid, anschließender Alkoxylierung der Silicium-gebundenen Chloratome
mittels Alkohol sowie schließlich Umsetzung des erhaltenen α-Chloralkyl-dialkoxy-alkylsilans
mit Aminen in die Verbindungen der Formel I überführt werden (siehe z.B. DE-AS 11
82 832). Die erhaltenen Umsetzungsprodukte können nach Abtrennung des in der letzten
Stufe entstandenen Amin-Salzes ohne weitere Reinigung in dem erfindungsgemäßen Verfahren
als Vernetzungsmittel eingesetzt werden. Als einzelne Verbindungen, die beispielsweise
nach diesem Verfahren zugänglich sind und in technischer Qualität eingesetzt werden
können, seien beispielsweise genannt:

Von diesen Verbindungen sind diejenigen bevorzugt, in denen R den Rest

bedeutet, wobei R'' ein Alkylenrest mit 3 oder 4 C-Atomen ist. Hierunter fallen die
oben.aufgeführten Verbindungen I b), I c), I d) und I e). Diese Verbindungen vereinigen
leichte Herstellbarkeit und hohe Wirksamkeit in sich. Die genannten Aminoalkyl-dialkoxyalkylsilane
der Formel (I) können auch bereits bei ihrer Herstellung teilweise mit sich selbst
kondensieren oder auch in teilhydrolysierter Form vorliegen. Ihre Wirksamkeit wird
hierdurch nicht beeinträchtigt. Nach der GB-PS 14 34 017 ist es bevorzugt, Aminoalkylalkoxysilane
mit 3 Alkoxygruppen einzusetzen, offensichtlich weil hierdurch eine dreidimensionale
Vernetzung des Poly-. diorganopolysiloxans mit den endständigen Hydroxylgruppen bewirkt
werden soll, was eine verbesserte Schrumpfbeständigkeit des behandelten Keratinmaterials
erwarten läßt. Dem gleichen Zweck dürfte die Mitverwendung der dritten Komponente,
nämlich des Alkyltrisalkoxy- bzw. Tetraalkoxysilans, also eines Silanderivates mit
3 oder 4 funktionellen Gruppen dienen. Die gleichen Überlegungen gelten auch zu dem
Stande der Technik, wie er sich aus der GB-PS 14 85 769 ergibt, wobei jedoch zusätzlich
noch bevorzugt ein metallorganischer Siloxankondensationskatalysator mitverwendet
wird.
[0009] Auch nach der DE-OS 27 28 597 wird zwingend eine dreidimensionale Vernetzung herbeigeführt,
da hier als Vernetzungskomponente ein Organosiloxan mit mindestens 3 siliciumgebundenen
Wasserstoffatomen im Molekül zusammen mit einem Siloxanhärtungskatalysator eingesetzt
wird.
[0010] Aufgrund des Standes der Technik konnte nicht erwartet werden, daß die Verwendung
eines Aminoalkyl-dialkoxy-alkylsilans, also einer Verbindung mit nur 2 funktionellen
Gruppen als Vernetzungsmittel für Polydiorganosiloxane mit endständigen Hydroxylgruppen
zu einer besseren Dimensionsstabilität der damit behandelten Textilien führen würde
als bei Verwendung von Vernetzungsmitteln, die zu einer dreidimensionalen Vernetzung
führen. Es mußte überraschen, daß die ausgewählte Gruppe von Aminoalkyl-dialkoxy-alkyl-silanen,
deren Eigenkondensate und auch Teilhydrolysate als Vernetzungsmittel so wirksam sind,
daß auf die Mitverwendung von weiteren härtend oder vernetzend wirkenden Komponenten
verzichtet werden kann, ja sich sogar teilweise nachteilig auswirkt. So werden beispielsweise
bei zusätzlicher Mitverwendung eines Methylwasserstoffpolysiloxans nur ungenügende
Filzfreieffekte auf Wolle erzielt. Dagegen können auch rein katalytisch wirkende Siloxanhärtungskatalysatoren,
wie die bekannten metallorganischen Verbindungen mitverwendet werden, sie üben keinen
nachteiligen Einfluß aus, sind aber auf der anderen Seite auch entbehrlich.
[0011] Die Herstellung der Emulsionen der Polydiorganosiloxane kann unter Verwendung der
dem Fachmann geläufigen Emulgatoren in üblicher Weise erfolgen.
[0012] Für die Emulgierung der-Polydiorganosiloxane werden dabei nicht-ionische und kationische
Emulgatoren bevorzugt, da hierbei Emulsionen erhalten werden, die mit weiteren zur
Textilveredlung üblichen Hilfsmitteln, wie Mitteln zur Verbesserung der Knitterfestigkeit
und den dazu erforderlichen Katalysatoren, des Griffes, der Flammfestigkeit, der Hydrophobierung
und dergleichen im allgemeinen verträglich sind.
[0013] Als nichtionogene Emulgatoren kommen beispielsweise Polyvinylalkohol, die Äthylenoxydumsetzungsprodukte
von Alkylphenolen, höheren Fettsäuren, Fettalkoholen, Fettsäureamiden und Fettaminen
in Frage, letztere auch in Form ihrer Salze mit anorganischen oder organischen Säuren.
[0014] Als kationische Emulgatoren sind vor allem quaternäre Ammoniumverbindungen zu nennen.
Beispiele für solche Verbindungen sind: Cetyl-oder Laurylbenzyldimethylammoniumchlorid,
Hexadecyl-(dichlorbenzyl)-dimethylammoniumchlorid, Octadecyloxymethyl- und Hexadecyloxymethylpyridiniumchlorid
sowie Lauryloxymethyl-N-ß-hydroxyäthylmorpholiniumchlorid. Aber auch Epoxy-Amin-Kondensate,
wie sie beispielsweise in der GB-PS 10 71 162 beschrieben sind, kommen als kationaktive
Emulgatoren in Betracht. Selbstverständlich können die Emulgatoren auch in Mischung
untereinander eingesetzt werden.
[0015] Häufig ist es angebracht, die Polydiorganosiloxane, besonders wenn sie Viskositäten
über 5 000 mPa-s aufweisen, zuvor in einem organischen Lösungsmittel zu lösen. Als
Lösungsmittel kommen hierfür vor allem wasserunlösliche wie Toluol, Benzinfraktionen
mit einem Siedebereich von etwa 80 bis 180°C sowie chlorierte Kohlenwasserstoffe in
Betracht. Aber auch eine Emulgierung ohne Lösungsmittel ist möglich, wenn man beispielsweise
nach dem Verfahren der GB-PS 15 23 678 arbeitet.
[0016] Emulsionen der genannten Polydiorganosiloxane sind handelsüblich, sie weisen in der
Regel einen Gehalt von 25 bis 60 Gewichtsprozent emulgiertes Polydiorganosiloxan auf.
Aber auch Emulsionen mit einem.höheren Gehalt an emulgiertem Polydiorganosiloxan sind
bekannt und für den erfindungsgemäßen Zweck brauchbar. Die erfindungsgemäß einzusetzenden
Vernetzungsmittel bilden zwar, gegebenenfalls in Form ihrer Salze mit Wasser Dispersionen.
Diese sind aber so grobdispers, daß eine genügend gleichmäßige Verteilung in der Polydiorganosiloxan-Emulsion
nicht immer gewährleistet ist. Diese ungenügend feine Verteilung würde zu Ungleichmäßigkeiten
bei den Ausrüstungseffekten führen. Deshalb werden sie zweckmäßigerweise mit Hilfe
von nicht-ionischen Emulgatoren, wie sie auch zur Herstellung von Polydiorganosiloxan-Emulsionen
verwendet werden, in stabile Emulsionen überführt. In der Flotte wird dann die Emulsion
des Polydiorganosiloxans mit der Emulsion des Vernetzungsmittels vereinigt. Von Fall
zu Fall ist es aber auch möglich, die im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens eingesetzten
Vernetzungsmittel in die zweckmäßigerweise etwas verdünnte Emulsion des Organopolysiloxans
sorgfältig einzurühren.
[0017] Wie bereits kurz erwähnt, können den Behandlungsflotten noch Siloxan-Härtungskatalysatoren
auf Basis metallorganischer Verbindungen zugefügt werden. Diese sind dem Fachmann
geläufig. Erwähnt seien deshalb nur allgemein Organozink-, -titan- und bevorzugt -zinnverbindungen.
Diese werden in handelsüblicher Form eingesetzt.
[0018] Die Behandlungsflüssigkeiten, enthaltend das Polydiorganopolysiloxan, die erfindungsgemäß
einzusetzenden Vernetzungsmittel, gegebenenfalls die metallorganische Verbindung sowie
gegebenenfalls weitere, übliche Hilfsmittel können auf das zu behandelnde Textilmaterial
in üblicher Weise aufgebracht werden, beispielsweise durch Sprühen oder Klotzen. Besonders
rationell ist es jedoch, die genannten Substanzen im Auszugsverfahren auf das Textilmaterial
aufzubringen. Dabei wird das zu behandelnde Textilmaterial in kurzer oder langer Flotte
behandelt und nimmt dabei aufgrund seiner Substantivität die in der Flotte enthaltenden
Substanzen auf, bis ein Gleichgewicht zwischen Faser und den Substanzen in der Flotte
erzielt ist. Durch Steuerung der Temperatur, durch Zusätze von Elektrolyten oder pH-Regulatoren,
aber auch schon durch die Wahl der zur Emulgierung der Polydiorganosiloxane verwendeten
. Emulgatoren kann das Gleichgewicht zugunsten der Ablagerung der Substanzen auf der
Faser verschoben werden, was beispielsweise mit kationischen Emulgatoren begünstigt
wird. Von den erfindungsgemäß zu verwendenden Vernetzungsmitteln werden im allgemeinen
0,2 bis 50, insbesondere 3,5 bis 35 Gewichtsteile, bezogen auf das Polydiorganosiloxan
eingesetzt. Das erfindungsgemäße Verfahren wird so ausgeführt, daß je nach den Anforderungen
an die Effekte auf dem behandelten Material ca. 0,2 bis 4 Gewichtsprozent Polysiloxan
abgelagert werden. Das Aushärten des auf das Fasermaterial aufgebrachten Behandlungsmittels
erfolgt durch Trocknen und gegebenenfalls Erhitzen vorzugsweise bei Temperaturen von
80°C bis 170
0C, wobei durchaus auch ein Trocknen bei 80°C zur Einleitung der Vernetzung ausreichen
kann, wenn für das behandelte Textilmaterial genügend Zeit zu einer Nachreaktion zur
Verfügung steht. Von dieser Variante macht man vor allem bei Textilmaterialien Gebrauch,
die Keratinfasern enthalten oder aus solchen bestehen.
[0019] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren können flächenförmige Textilmaterialien aller
Art behandelt werden. Diese können in Form von Vliesen, Geweben oder Gewirken vorliegen.
Sie können aus Fasern natürlicher Herkunft oder aus Synthesefasern hergestellt sein.
Selbstverständlich können die flächenförmigen Textilmaterialien auch aus Mischungen
von Synthesefasern und natürlichen Fasern bestehen. Von den natürlichen Fasern sind
Fasern auf Basis von Cellulose, einschließlich Regeneratcellulosefasern sowie Keratinfasern,
insbesondere Wolle zu nennen.
[0020] Bei den synthetischen Fasern seien genannt: Fasern auf Basis Polyamid, Polyacrylnitril,
Polyester und Polyolefin. Die Materialien können dabei beispielsweise auch aus gekräuseltem
oder gezwirntem Garn hergestellt sein, so daß die hieraus hergestellten Gewebe oder
Gewirke dehnbar sind. Unter dem Begriff Dimensionsstabilität ist zu verstehen, daß
die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren behandelten Gewebe und Gewirke auch nach
dem Waschen und Chemisch-Reinigen naß- und formstabil bleiben. Bei Flächenerzeugnissen,
die von vornherein eine gewisse Dehnbarkeit aufweisen, werden durch das erfindungsgemäße
Verfahren das Rückformvermögen verbessert und eine hohe Sprungelastizität verliehen.
Bei Erzeugnissen aus Cellulosefasern ist zusätzlich eine Ausrüstung mit knitterarmmachenden
Kunstharzen angebracht, besonders wenn die Ausrüstung im Foulardverfahren durchgeführt
wird. Erzeugnisse, die überwiegend aus Wolle bestehen, werden durch das erfindungsgemäße
Verfahren filzfrei ausgerüstet. Darüber hinaus weisen die erfindungsgemäß ausgerüsteten
flächenförmigen Textilmaterialien einen sehr weichen, spezifischen Griff auf und ihre
Vernähbarkeit wird verbessert. Die Prüfung der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
ausgerüsteten Wolltextilien erfolgt nach den JWS-Prüfmethoden Nr. 185 und Nr. 186.
Nach diesen Methoden werden der Relaxations- und Filzschrumpf gemessen. Der Relaxationsschrumpf
gibt dabei die Formveränderung an, die sich beim bloßen Naßmachen der Ware einstellt
und sich aus Spannungen ergibt, denen der Artikel während der Bearbeitung ausgesetzt
war. Der Filzschrumpf ist die Formveränderung, die sich beim Waschen durch den Einfluß
von Wasser, Wärme und Bewegung ergibt. Nach der angegebenen Prüfmethode wird die Ware
zuerst mit Meßmarken versehen und danach in einer Flotte, die ein Phosphatpuffergemisch
und ein nichtionogenes Waschmittel enthält, spannungslos eingelegt (Flottenverhältnis
1 : 15). Um auch eine eventuell verzögerte Relaxation festzustellen, folgt dann ein
kurzes Bewegen der Teststücke. Danach werden die Muster gespült, zentrifugiert, in
flachem Zustand getrocknet und gemessen (Relaxationsschrumpf). Anschließend werden
die Muster bei 40
0 C und einem Flottenverhältnis von 1 : 15 ohne Netzmittelzusatz gewaschen, geschleudert,
getrocknet und abermals gemessen. Die linearen Schrumpfungen werden nach folgenden
Formeln bestimmt:



Der Flächenschrumpf ergibt sich aus folgender Formel:

Bei geringen Schrumpfungen kann A außer acht gelassen werden. Anzumerken ist noch,
daß die ausgerüsteten Wollmuster nach dem Kondensieren vor der Prüfung im allgemeinen
2 bis 3 Tage ausgelegen haben, Die Prüfungen werden nach kurzem Dämpfen und einer
weiteren Ausliegezeit von 3 bis 4 Stunden vorgenommen. Auf diese Weise werden Schwankungen
in den Meßergebnissen weitgehend vermieden.
[0021] Für die Beurteilung des Stretchvermögens von Maschenware ist die bleibende Dehnung
maßgebend. Um diese bestimmen zu können, ist es zunächst erforderlich, die Gesamtdehnung
zu bestimmen.
a) Prüfung der Gesamtdehnung in trockenem Zustand.
[0022] Ein Probestück (150 x 20 mm in elastischer Richtung ausgestanzt) wird auf einem Du
Pont-Dehnungsmesser senkrecht auf einer Länge von genau 100 mm eingespannt, dann langsam
mit 500 g belastet, 5 Sekunden bei dieser Belastung belassen und sodann wieder entlastet.
Der Vorgang wird noch viermal wiederholt. Danach wird die Gesamtlänge unter Belastung
am Maßstab in mm abgelesen.
[0023] Berechnung:

b) bleibende Dehnung im trockenen Zustand.
[0024] Auf einem Muster (150 x 120 mm) wird die Meßstrecke (genau 100 mm) signiert. Dieses
Muster wird auf 80 % seiner Gesamtdehnung gedehnt und im gedehnten Zustand mit Hilfe
von Reißzwecken auf einem glatten, flachen Brett befestigt. Nach 1 Stunde Streckung
wird entlastet und der Prüfling 1 Stunde senkrecht nach unten hängen gelassen. Danach
wird die bleibende Gesamtlänge in mm gemessen.
[0025] Berechnung:

Die in den folgenden Beispielen genannten Vernetzungsmittel werden, soweit nichts
anderes vermerkt, jeweils in technischer Qualität eingesetzt.
Beispiel 1
[0026] Nach der im Beispiel 1 der GB-PS 15 23 678 beschriebenen Methode wird eine Emulsion
aus einem Siloxancopolymeren, hergestellt nach Beispiel 1 der DE-OS 27 28 597, mit
einer Viskosität von 7 000 mPa-s bei 20°C, unter Verwendung von 8 Gew.%, bezogen auf
das Siloxancopolymere, Octylphenolpolyglykoläther (durchschnittlich 10 Mol Äthylenoxyd
je Mol Octylphenol) als Emulgator hergestellt. Diese wird anschließend auf einen Gehalt
von 27 Gew.% Polysiloxan verdünnt (Emulsion A).
Flotte I
[0027] 125 g der Emulsion A werden auf ca. das Doppelte ihres Volumens mit Wasser verdünnt,
nach Zugabe von 2 g 60%iger Essigsäure werden.20 g des Vernetzungsmittels I c) sorgfältig
eingerührt und dann mit Wasser auf ein Volumen von 1 Liter aufgefüllt.
Flotte II
[0028] Zu 125 g der Emulsion A werden nach Verdünnen mit Wasser 15 g einer 36%igen Emulsion
eines Methylwasserstoffpolysiloxans (Viskosität 30 mPa.s bei 20°C) sowie 1 g einer
20%igen Emulsion von Dibutylzinndilaurat zugefügt und auf 1 Liter aufgefüllt.
[0029] Mit diesen Flotten wird je 1 Muster eines Woll-Jersey-Stoffes (ca. 30
0 g/m
2) auf eine Flottenaufnahme von 80 % foulardiert, weitgehend spannungslos 20 Minuten
bei 100°C getrocknet und anschließend 5 Minuten auf 125
0C erhitzt.
[0030] Das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren mit der Flotte I behandelte Muster weist
nach der vorne angegebenen Methode eine Relaxations-Schrumpfung von nur 4,6 % und
eine Filzschrumpfung von 6,3 % auf. Demgegenüber beträgt die Relaxations-Schrumpfung
bei dem mit der Flotte II behandelten Muster 9,2 % und die Filzschrumpfung 18,6 %.
Beispiel 2
[0031] Analog Beispiel 1 wird eine 35%ige Emulsion eines Dimethylpolysiloxans mit endständigen
Hydroxylgruppen (Viskosität ca. 5 000 mPa.s) unter Verwendung von 6 % (bezogen auf
Organopolysiloxan) Fettsäurepolyglykolester mit durchschnittlich 10 gebundenen Äthylenoxydeinheiten
als Emulgator hergestellt (Emulsion B).
Flotte III
[0032] Zu 100 g der Emulsion B werden nach Verdünnen mit Wasser im Verhältnis 1 : 1 und
nach Zugabe von 2 g 60%iger Essigsäure 15 g des im Beispiel 1, Flotte I verwendeten
Vernetzungsmittels, sorgfältig eingerührt, nach weiterem Verdünnen 15 g der bereits
erwähnten Dibutylzinndilauratemulsion zugefügt und schließlich auf ein Volumen von
1 Liter aufgefüllt.
Flotte IV
[0033] Anstelle des in der Flotte III eingesetzten Vernetzungsmittels werden 15 g einer
Verbindung der Formel

(technisch rein) verwendet.
[0034] Mit den Flotten III und IV werden, wie im Beispiel 1 beschrieben, die gleichen Woll-Jersey-Muster
ausgerüstet, und zwar
a) sofort nach dem Ansetzen der Flotten
b) nach zweistündigem Stehen der Flotte
c) nach sechsstündigem Stehender Flotte.
[0035] Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengefaßt.

[0036] Hieraus geht eindeutig hervor, daß die Wirksamkeit der Flotte mit dem erfindungsgemäßen
Vernetzungsmittel (Flotte III) auch nach 6 Stunden noch einwandfrei erhalten bleibt,
während die Wirksamkeit der Flotte IV bereits nach 2 Stunden deutlich abnimmt, was
sich in einer deutlichen Verschlechterung der Filzschrumpfungswerte bemerkbar macht.
Beispiel 3
[0037] Nach der im Beispiel 5 der GB-PS 14 04 356 beschriebenen Methode wird eine 35%ige
Emulsion eines Dimethylpolysiloxans mit endständigen Hydroxylgruppen (Viskosität 120
000 mPa·s bei 20
0C) unter Verwendung von 20 %, bezogen auf Polysiloxan, eines äthoxylierten Alkylamins
mit durchschnittlich 16 C-Atomen im Alkylrest und durchschnittlich 10 Mol Äthylenoxydeinheiten
je Mol Fettamin, in Form des Hydrochlorides, hergestellt (Emulsion C).
Flotte V
[0038] Entsprechend den Angaben bei Flotte III wird unter Verwendung der Emulsion C (anstelle
der Emulsion B) eine Ausrüstungsflotte hergestellt.
[0039] Mit dieser Flotte werden 2 Muster des gleichen Woll-Jersey-Stoffes, wie im Beispiel
1 beschrieben ausgerüstet. Das eine Muster (Muster A) wird lediglich 15 Minuten bei
100°C getrocknet und dann 4 Tage liegen gelassen; das andere Muster (Muster B) wird
im Anschluß an die Trocknung 5 Minuten bei 125°C kondensiert. Zusätzlich werden beide
Muster dreimal mit Perchloräthylen (ohne Reinigungsverstärker) chemisch gereinigt
(Muster AR bwz. BR). Sodann werden die Relaxations- und Filzschrumpfung bestimmt.
Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengefaßt.

[0040] Hierdurch ist gezeigt, daß zur vollständigen Vernetzung eine Trocknung des behandelten
Musters genügt, wenn es anschließend einer ausreichenden Zeitspanne für eine Nachreaktion
überlassen wird.
Beispiel 4
[0041] Nach der in der im Beispiel 1 der GB-PS 15 23 678 beschriebenen Methode wird aus
einem Dimethylpolysiloxan mit endständigen Hydroxylgruppen (Viskosität 5 000 mPa.s
bei 20°C) mit 9 % eines kationischen Emulgators (araliphatische quaternäre Ammoniumverbindung),
bezogen auf Organopolysiloxan, eine Emulsion hergestellt, die auf einen Gehalt von
27 % an Organopolysiloxan eingestellt wird (Emulsion D). Mit dieser Emulsion werden
Textilmaterialien aus Synthesefasern, und zwar eine Polyacrylnitril-Wirkware mit einem
Quadratmeter-Gewicht von 150 g und eine Polyester-Wirkware mit einem Quadratmetergewicht
von 180 g nach dem Ausziehverfahren behandelt. 4 % der Emulsion D, bezogen auf das
Gewicht des zu behandelnden Textilmaterials, werden mit Wasser verdünnt und 0,4 %
(bezogen auf das Gewicht des Textilmaterials) des im Beispiel 1 verwendeten Vernetzungsmittels,
angeteigt mit einem Fettsäurepolyglykolester mit 10 Äthylenoxydeinheiten (5 % bezogen
auf Vernetzungsmittel) unter Rühren zugefügt. Nach Zugabe von 0,4 % (bezogen auf das
Gewicht des Textilmaterials) der ebenfalls im Beispiel 1 verwendeten Dibutylzinndilaurat-Emulsion
wird die Flotte auf einen pH-Wert von 7,5 eingestellt.
[0042] Das Ausziehverfahren wird bei einem Flottenverhältnis von 1 : 25 mit der Polyacrylnitril-Ware
bei 40°C durchgeführt. Bereits nach 30 Minuten ist die Flotte klar, d.h. das Siloxan
und das Vernetzungsmittel sind vollständig auf die Ware aufgezogen. Der End-pH-Wert
der Flotte beträgt 8,6.
[0043] Nach spannungslosem Trocknen wird während 10 Minuten auf 120°C erhitzt.
[0044] Die Stretchprüfung ergibt für die bleibende Dehnung einen Wert von 5,5 %. Dieser
Wert wird weder durch eine dreimalige Wäsche bei 40°C noch durch eine dreimalige Reinigung
mit Perchloräthylen beeinträchtigt.
[0045] i Bei der Polyester-Ware wird in gleicher Weise verfahren. Jedoch beträgt hier die
Flottentemperatur 20°C. Auch hier ist die Flotte bereits nach 30 Minuten klar.
[0046] Bei der Stretchprüfung ergibt sich für die bleibende Dehnung ein Wert von 1,5 %,
der ebenfalls wasch- und chemischreinigungsbeständig ist.
Beispiel 5
[0047] Mit der im Beispiel 1 beschriebenen Emulsion wird gemäß den Angaben im Beispiel 4
der Woll-Jersey-Stoff (300 g/m2) bei 20°C im Ausziehverfahren behandelt. Zum Vernetzen
diente in einer Menge von 0,6 %, bezogen auf das Warengewicht, das Vernetzungsmittel
I d). Die Flotte war ebenfalls bereits nach einer halben Stunde erschöpft. Das Muster
wurde 10 Minuten auf 100°C und anschließend 2 Minuten auf 140°C erhitzt. Der Jersey-Stoff
ist hervorragend schrumpffrei und hat nichts von seiner Elastizität eingebüßt.
Beispiel 6
[0048] Eine 35%ige Emulsion, hergestellt nach Beispiel 5 der GB-PS 14 04 356 wird zum Ausrüsten
eines Polyester/Zellwoll-Gewebes (50 : 50; m
2-Gewicht 350 g) im Ausziehverfahren verwendet. Von der Emulsion werden 5 %, vom Vernetzungsmittel
I e) 0,6 %, jeweils bezogen auf Warengewicht, eingesetzt. Man erhält ein glattes Tuch
mit sehr gutem Rückformvermögen.
Beispiel 7
[0049] Zur Ausrüstung eines Baumwoll-Stretch-Artikels nach dem Ausziehverfahren wird die
Emulsion des Beispieles 1 verwendet. Von dieser werden 5 %, vom Vernetzungsmittel
I b) 0,6 %,jeweils bezogen auf Warengewicht, eingesetzt. Bei einem Anfangs-pH-Wert
von 5,5 und bei einer Temperatur von 20° C ist die Flotte nach ca. 40 Minuten ausgezogen.
[0050] Der Stretch-Artikel wird weitgehend spannungslos getrocknet und während 5 Minuten
bei 140°C kondensiert.
[0051] Der Artikel weist einen sehr angenehmen weichen Griff auf. Sein Rückformvermögen
ist sehr gut.
1. Verfahren zum Dimensionsstabilisieren von flächenförmigen Textilmaterialien durch
Behandeln mit Polydiorganosiloxanen mit endständigen, an Siliciumatome gebundenen
zur Vernetzung befähigten Gruppen, insbesondere Hydroxylgruppen, wobei die Organoreste
in den Polydiorganosiloxanen überwiegend Alkylreste mit 1 bis 3 C-Atomen, insbesondere
Methylreste sind, und einem Vernetzungsmittel aus wäßrigem System mit anschließender
Vernetzung, dadurch gekennzeichnet, daß man als Vernetzungsmittel ein Aminoalkyl-dialkoxy-alkylsilan
der Formel

dessen Eigenkondensate und bzw. oder dessen Teilhydrolysate verwendet, wobei R einen
einwertigen, aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff und gegebenenfalls Sauerstoff
aufgebauten AminoalkylRest, der mindestens eine Aminogruppe aufweist und über eine
Silicium-Kohlenstoff-Bindung an das Silicium-Atom gebunden ist, R' einen Alkylrest
mit 1 bis 4 C-Atomen, X einen Alkylrest mit 2 bis 4, insbesondere 3 C-Atomen oder
einen Alkoxyalkylrest mit 3 bis 8 C-Atomen, bedeuten.
2. Verfahren nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Polydiorganosiloxane
solche verwendet werden, die als Organorest mindestens einen Rest enthalten, der aus
Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff und gegebenenfalls Sauerstoff aufgebaut ist,
mindestens eine Aminogruppe enthält und über eine Kohlenstoff-Bindung an ein Siliciumatom
des Polydiorganosiloxans gebunden ist.
3. Verfahren nach den Patentansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß man als
Vernetzungsmittel ein solches verwendet, in dem der Aminoalkylrest der Zusammensetzung

entspricht, wobei R" einen Alkylenrest mit 3 oder 4 C-Atomen bedeutet.
4. Verfahren nach den Patentansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die flächenförmigen
Textilmaterialien zumindest zum Teil aus Keratinfasern bestehen..
5. Verfahren nach den Patentansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die flächenförmigen
Textilmaterialien zumindest zum Teil aus Synthesefasern bestehen.
6. Verfahren nach den Patentansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die flächenförmigen
Textilmaterialien nach dem Ausziehverfahren behandelt werden.