(19)
(11) EP 0 039 820 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
18.11.1981  Patentblatt  1981/46

(21) Anmeldenummer: 81103179.8

(22) Anmeldetag:  28.04.1981
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3B22D 11/10
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH FR GB IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 08.05.1980 DE 3017548

(71) Anmelder: SMS SCHLOEMANN-SIEMAG AKTIENGESELLSCHAFT
D-40237 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Hansen, Herbert
    D-4000 Düsseldorf 12 (DE)
  • Hoffmann, Rudolf
    D-4150 Krefeld (DE)

(74) Vertreter: Pollmeier, Felix, Dipl.-Ing. 
Patentanwälte HEMMERICH-MÜLLER-GROSSE-POLLMEIER Eduard-Schloemann-Strasse 55
40237 Düsseldorf
40237 Düsseldorf (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Transporteinrichtung zur vollkontinuierlichen Versorgung einer Stranggiessanlage mit Metallschmelze


    (57) Eine Transportvorrichtung zum Schnellwechsel von Gießpfannen (8, 8a) zur vollkontinuierlichen Versorgung von Stranggießanlagen mit Metallschmelze, mittels eines hin-und herfahrbaren Gießwagens (2), der nur mit einer Aufnahme einer einzelnen Gießpfanne versehen ist und in der von der Gießposition (5) entfernten Außer-Betrieb-Stellung (6) über einer Stütze (13,14) steht, von der eine entleerte Gießpfanne (8a) übernommen werden kann. DerGießwagen ist an seiner der Stütze zugewandten Seite offen und wird schnell in Gießstation zurückgefahren, um eine gefüllte Gießpfanne (8) vom Kran zu übernehmen, der danach die leere Gießpfanne von der Stütze übernimmt und abtranspor-




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Transporteinrichtung zur vollkontinuierlichen Versorgung einer Stranggießanlage mit Metallschmelze mittels Gießwagen und darin absetzbaren Gießpfannen.

    [0002] Um einen Seguenzguß, also das ununterbrochene (vollkontinuierliche) Vergießen des Inhalts von mehreren Gießpfannen nacheinander in die Kokillen einer Ein- oder Mehrstranganlage durchführen zu können, sind verschiedene Einrichtungen zur Bereitstellung der Metallschmelze bekannt. ("Stahlstrang-Gießanlagen" von Dr. Ing. Baumann, erschienen im Verlag Stahl Eisen 1976, Seiten 208 bis 215), wobei sich die beiden gebräuchlichsten Systeme dadurch auszeichnen, daß einmal die Pfannen von zwei verfahrbaren Gießwagen und zum anderen von einem sogenannten Pfannendrehturm aufgenommen werden.

    [0003] In beiden Fällen wird der flüssige Stahl zunächst in Gießpfannen von den Konvertern zu den Stranggießanlagen transportiert, wozu meist der so oder so vorhandene Hallenkran dient.. Beim Einsatz eines Pfannendrehturms, der entweder mit einem starren, um die feste Drehsäule verschwenkbaren Tragarm und zwei Aufnahmen oder mit zwei individuell voneinander um eine Drehsäule verschwenkbaren Tragarmen mit je einer Pfannenaufnahme ausgeführt ist, wird stets aus der Pfanne des über die Kokille gedrehten Tragarmes gegossen. Der andere Tragarm ist dabei in einer Außer-Betrieb -Stellung, wo dann, wenn der Inhalt der gieBenden Pfanne vergossen ist, eine gefüllte Pfanne eingehängt und im Austausch gegen die geleerte Pfanne über die Kokille geschwenkt wird. Der Hallenkran macht danach den Arm mit der leeren Gießpfanne wieder frei.

    [0004] Bei der Betriebsweise mit zwei Gießwagen erfolgt die Zuführung der Gießpfannen hinsichtlich des Pfannenwechsels wie vorstehend für einen Pfannendrehturm geschildert, lediglich mit dem Unterschied, daß der Transport nicht auf einer kreisbogenförmigen Schwenkbahn, sondern auf einer linearen Fahrbahn vorgenommen wird. Stets wird während der Gießpfannen-Wechselzeiten, die möglich gering zu halten sind, der Gießbetrieb grundsätzlich über Zwischenbehälter als Pufferstation aufrechterhalten.

    [0005] Beide Gießpfannen-Wechselsysteme haben sich in der Praxis hervorragend bewährt und garantieren den vollkontinuierlichen Betrieb einer Stranggießanlage. Die Einplanung von zwei Gießwagen oder eines Pfannendrehturmes setzt aber eine ausreichend große Gießbühne und damit entsprechend großzügig ausgelegte Abmessungen der Gießhalle voraus.

    [0006] Unter der Voraussetzung, daß eine Gießpfanne mittels eines Krans bis über die Kokille der Stranggießanlage herangeführt werden kann, liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, einen vollkontinuierlichen Stranggießbetrieb auch dann durchführen zu können, wenn die Platzverhältnisse einer Gießhalle die Verwirklichung üblicher Bereitstellungssysteme, z. B. eines Pfannendrehturmes oder eines Doppel-Gießwagens, nicht zulassen. Mit anderen Worten: Es soll selbst bei möglichst kompakt und unter Beanspruchung nur eines minimalen Platzbedarfes gebauten Stranggießanlagen ein vollkontinuierlicher Strangguß möglich sein.

    [0007] Diese Aufgabe wird gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß nur ein zur Aufnahme einer einzelnen Gießpfanne ausgebildeter Gießwagen vorhanden ist, der aus der Gießposition bis in eine Außer-Betrieb-Stellung verfahrbar ist, in der die entleerte Gießpfanne unter derartiger Änderung ihrer Höhenlage relativ zum Gießwagen von einer die Gießpfanne bodenseitig tragenden Stütze übernehmbar ist, daß der an seiner der Stütze zugewandten Seite offene Gießwagen leer in die Gießposition zurückfahrbar ist. Bei dieser Lösung braucht der Fahrweg für den einzigen Gießwagen lediglich etwas mehr als den Durchmesser einer Gießpfanne zu umfassen, womit ein extrem kleiner Platzbedarf für die Transportvorrichtung gemäß der Erfindung eingestellt ist. Die einzige Voraussetzung zum schnellen Wechsel von Gießpfannen besteht darin, daß beim Wegfahren einer entleerten Pfanne eine gefüllte Gießpfanne am Kran hängend über der Gießposition vorhanden sein muß, um diese gefüllte Gießpfanne schnell auf den leer zurückkehrenden Gießwagen absetzen zu können. Während dieser Wechselzeit wird wie bekannt aus dem Zwischenbehälter gegossen.

    [0008] Die Änderung der Höhenlage der entleerten Gießpfanne relativ zum Gießwagen in der Außer-Betrieb-Stellung kann dadurch erfolgen, daß die die entleerte Gießpfanne übernehmende Stütze heb- und senkbar ist, beispielsweise aus einem hydraulischen Hubzylinder besteht, der zur Vergrößerung seiner Tragfläche mehrere sternförmig verteilt angeordnete Ausleger aufweist. über diesen Hubzylinder kann die entleerte Gießpfanne einfach aus den am Gießwagen angeordneten oben offenen Aufnahmen für die Tragzapfen der Gießpfanne ausgehoben werden.

    [0009] Die Stütze kann aber auch unbeweglich sein, wenn der Gießwagen selbst mit einer Hebe- und Senkvorrichtung für eine eingehängte Gießpfanne versehen ist. Eine solche Hebe- und Senkvorrichtung ist zum Bewegen einer in Gießposition befindlichen Gießpfanne wünschenswert; sie braucht zum Absetzen einer entleerten Gießpfanne auf die Stütze im Rahmen der Erfindung lediglich hinsichtlich des Hubes so weit ausgelegt zu werden, daß nach dem Absetzen einer entleerten Gießpfanne auf die Stütze die Aufnahmen für die Tragzapfen der Gießpfanne soweit absenkbar sind, daß der Gießwagen leer in Gießposition zurückfahren kann.

    [0010] Eine weitere Möglichkeit der Übergabe einer entleerten Gießpfanne auf die in Außer-Betrieb-Stellung befindliche Stütze unter Änderung der Höhenlage der Gießpfanne besteht darin, daß die halb offenen Aufnahmen am Gießwagen für die Tragzapfen der Gießpfanne über ca. 90° um eine Schwenkachse schwenkbar sind, die unterhalb der Mittenachse der Tragzapfen verläuft. Da bei einer derartigen Schwenkbewegung die halb offenen Aufnahmen in eine Schwenklage gelangen, in der sie zur Seite hin offen sind, kann der Gießwagen nach der Übernahme der entleerten Gießpfanne durch die unbewegliche Stütze sofort wieder in Gießposition zurückfahren. Die erforderliche Absenkbewegung zum übergeben der Gießpfanne an die Stütze erfolgt dabei über den Viertelkreisbogen mit dem Radius des Abstandes zwischen der Schwenkachse und der Mittenachse der Tragzapfen der Gießpfanne. Selbstverständlich muß bei dieser Lösung sichergestellt sein, daß die senkrechte oder nahezu senkrechte Lage der halb offenen Aufnahmen beim Absetzen und Halten einer frisch gefüllten Gießpfanne fixiert ist.

    [0011] Die Funktionsweise der bisher beschriebenen Transportvorrichtung kann auch umgekehrt werden, indem eine gefüllte Gießpfanne auf die Stütze abgesetzt wird, der Hallenkran im Anschluß hieran die entleerte Gießpfanne aus der Gießposition übernimmt und der dann freie Gießwagen die gefüllte Gießpfanne von der Stütze abholt, wobei ebenfalls eine Relativbewegung der Höhe nach zwischen Gießpfanne und Gießwagen erforderlich ist, um die gefüllte Gießpfanne in dem Gießwagen einzuhängen.

    [0012] In der Zeichnung ist der Gegenstand der Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels dargestellt, das auf eine heb-und senkbare Stütze in der Außer-Betrieb-Stellung abgestellt ist. Es zeigt 4

    Fig. 1 die Seitenansicht der erfindungsgemäßen Gießpfannen-Transporteinrichtung, und

    Fig. 2 die Draufsicht von Fig. 1.



    [0013] Die Ansicht nach Fig. 1 gibt die Anordnung der insgesamt mit 1 bezeichneten GieBpfannen-Transportvorrichtung auf der Gießbühne einer Ein- oder Mehrstranggießanlage wieder. Das eigentliche Strangführungsgerüst mit Kokille ist dabei nicht gezeichnet.

    [0014] Die Gießwagen-Transporteinrichtung 1 besteht aus einem verfahrbaren Gießwagen 2, der mittels Rädern 3 auf einer Fahrbahn 4 zwischen einer Gießposition 5 und einer Außer-Betrieb-Stellung 6 bewegt werden kann. Die Fahrbahn 4 befindet sich in einer gewissen Höhe über der Gießbühne und ruht auf Trägern 7, wobei die Träger 7 in einem Bereich der Gießbühne angeordnet sind, der für die reine Gießtätigkeit nicht benötigt wird. Die Fahrbahn 4 selbst ist bis in den Gießbereich vorkragend ausgebildet, so daß eine im Gießwagen 2 abgesetzte Gießpfanne 8 über eine Auslaßöffnung die Stahlschmelze in den nur schematisch angedeuteten Zwischenbe-. hälter 9 abgeben kann.

    [0015] Wie in Fig. 1 abgebildet, befindet sich der Gießwagen 2 mit der Gießpfanne 8 auf der Fahrbahn 4 in der äußersten, von Anschlägen 10 begrenzten Fahrstellung über dem Zwischenbehälter. In dieser Gießposition wird die Stranggießanlage unter Einschaltung des Zwischenbehälters während der gesamten Dauer des Sequenzgusses mit flüssigem Stahl aus den Gießpfannen versorgt, die z.B. durch eine Stopfen- und Schieberregelung die gewünschte Stahlmenge freigeben. Geht der Inhalt der gießenden Pfanne 8 zur Neige, schafft der nicht dargestellte Hallenkran eine neu gefüllte Pfanne heran und behält diese zunächst mit den Gehängeschlaufen 11 im Krangeschirr in einer Bereitstellung oberhalb der Gießposition 5.

    [0016] Wenn der'Inhalt der Gießpfanne 8 vergossen ist, wird die Versorgung der Anlage mit Stahlflüssigkeit für eine kurze Zeit durch den Vorrat des Zwischenbehälters 9 aufrechterhalten. Es folgt dann ein schneller Austausch der geleerten Pfanne 8 gegen die im Kran hängende neue Gießpfanne. Da die Versorgung mit nur einem Gießwagen 4 durchgeführt wird, fährt der Wagen ein kurzes Stück bis in die unmittelbar neben oder hinter der Gießposition befindliche Außer-Betrieb-Stellung 6, wo die Fahrbahn 4 durch weitere Anschläge 12 begrenzt ist. Wie strichpunktiert gezeichnet, steht der Gießwagen 4 mit der leeren Gießpfanne 8a mittig über einern unterhalb der Fahrbahn angeordneten Hubzylinder 13. Beim Beaufschlagen des Hubzylinders 13 fährt der Kolben des Zylinders aus und hebt mit mehreren sternförmig verteilt angeordneten Auslegern 14 (Fig. 2), die am Boden der Gießpfanne 8a angreifen, die Gießpfanne aus den oben offenen Aufnahmen 15 des Gießwagens 4 heraus. Der Gießwagen ist somit wieder frei und fährt bis in die Gießposition, so daß die vom Kran bereitgehaltene gefüllte Gießpfanne mit ihren Gehängeschlaufen 11 nun in die Aufnahme 15 des Gießwagens abgesetzt werden kann.

    [0017] Der Hallenkran übernimmt danach noch die vom Hubzylinder 13 angehobene leere Gießpfanne 8a und transportiert sie ab. Der Hubzylinder 13, der im Zusammenspiel mit einer geleerten Pfanne betrieben werden sollte, was den Vorteil bringt, daß er damit auch lediglich für das Leergewicht einer Gießpfanne ausgelegt sein muß, fährt dann bis zur nächsten Betriebsbereitschaft wieder in seine in Fig. 1 dargestellten entlasteten Ausgangslage.


    Ansprüche

    1. Transporteinrichtung zur vollkontinuierlichen Versorgung einer Stranggießanlage mit Metallschmelze mittels Gießwagen und darin absetzbaren Gießpfannen, dadurch gekennzeichnet, daß nur ein zur Aufnahme einer einzelnen Gießpfanne (8, 8a) ausgebildeter Gießwagen (2) vorhanden ist, der aus der Gießposition (5) bis in eine Außer-Betrieb-Stellung (6) verfahrbar ist, in der die entleerte Gießpfanne (8a) unter derartiger Änderung ihrer Höhenlage relativ zum Gießwagen von einer die Gießpfanne bodenseitig tragenden Stütze (13, 14) übernehmbar ist, daß der an seiner der Stütze zugewandten Seite offene Gießwagen leer in die Gießposition zurückfahrbar ist.
     
    2. Transporteinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Stütze (13, 14) heb- und senkbar ist.
     
    3. Transporteinrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Stütze aus einem hydraulischen Hubzylinder (13) besteht.
     
    4. Transporteinrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Hubzylinder (13) zur Vergrößerung seiner Tragfläche mehrere sternförmig verteilt angeordnete Ausleger (14) aufweist.
     
    5. Transporteinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Stütze (14) unbeweglich ist und der Gießwagen mit einer Hebe- und Senkvorrichtung für die eingehängte Gießpfanne versehen ist.
     
    6. Transporteinrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die halb offenen Aufnahmen (15) am Gießwagen (2) für die Tragzapfen der Gießpfanne über ca. 90° um eine Schwenkachse schwenkbar sind, die unterhalb der Mittenachse der Tragzapfen verläuft.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht