[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Einrichtung zum Herstellen kolloidaler Gemische,
insbesondere vergiess- bzw. verspritzbarer kolloidaler Wasser-Zement-Gemische, die
Zuschläge enthalten können, sowie ein Verfahren zu deren Betreiben.
[0002] Die Entwicklung kolloidaler Wasser-Zement-Gemische zum Herstellen von kolloidalem
Beton, sei es auf reiner Wasser-Zement-Basis, oder in Gegenwart von Zuschlägen, erfordert
spezifische Mischanlagen. In der Tat werden solche Gemische hergestellt, indem man
generell in die innig miteinander vermengten Gemisch-Komponenten Energie einleitet.
Unter dem Einfluss der eingeleiteten Energie werden die einzelnen Zementpartikel weitgehend
benetzt und man kann das Gemisch in einen kolloidalen Zustand überführen, in einen
Zustand also, in welchem weder flüssiges Wasser, noch feste Zementpartikel als solche
vorliegen, sondern ein innig vermengtes,. homogenes Gemisch, das in einer einzigen
Phase existi.ert.
[0003] Das Einleiten von Energie in ein anfänglich vorliegendes ZweiPhasen-System, bestehend
aus Wasser sowie darin suspendiertem festen Zement, wird selbstverständlich am besten
vermittels eines geeigneten Rührers vollzogen.
[0004] So kann man bspw. gemäss den in der DE-OS 27 18 236 beschriebenen Verfahren in einem
Mischer Zement und Wasser in einem Verhältnis von 0,25-0,6 während eines Zeitraumes
von etwa 2 Minuten mit einer Rührer-Umfangsgeschwindigkeit von etwa 300 m/Minute vormischen
und dann mindestens 8 Minuten lang einer Massenbeschleunigung von mindestens 2 g (g
= 9,81 m/sec2) aussetzen.
[0005] Weiter hat die Anmelderin in ihrer LU 81.524 ein Verfahren beschrieben, dessen Merkmale
darin bestehen, dass man in einem Mischer einen auf die Zementmenge bezogenen Anteil
von 25-60 % Wasser mittels eines Rührers in eine Drehbewegung solcher Art versetzt,
dass die Umfangsgeschwindigkeit am Aussendurchmesser des Rührers mi,n 1500 m/Minute
beträgt, dass man den Mischer mit Zement beschickt, dass man die Drehbewegung des
Rührers beibehält oder auf höchstens die Hälfte der Umfangsgeschwindigkeit drosselt
und dem Gemisch einen Anteil von bis zu 2 Teilen Sand pro Zementmenge. mit einem Feuchtigkeitsgrad
von 5-15 % so zuführt, dass der Sand in das Zentrum des durch das Rühren gebildeten
trichterförmigen Profils des Mischgutes gelangt.
[0006] Es wurde festgestellt, dass die Zugabe von Sand überraschenderweise bewirkt, dass
weniger hochwertige Zemente, die sich wohl gut kolloidieren lassen aber des öfteren
Gemische ohne ausrei.chendes Haftvermögen ergeben, unter den erfindungsgemässen Bedingungen
verwendet werden können, was unbestreitbare Vorteile sowohl in Punkto Gestehungskosten
als auch hinsichtlich der Versorgung an Rohstoffen mit sich bringt.
[0007] Solcherart hergestellte kolloidale Wasser-Zement-Gemische, mit oder ohne Zuschläge,
dienen insbesondere zum Beschi-chten von Formteilen aus Stahl, wie Leitungsrohren,
Kesseln, Behältern u.dgl. Sie können auch dazu herangezogen werden die teuren zum
Schutz gegen Korrosion verwendeten Anstriche, Farben, Lacke oder Kunststoffüberzüge
bspw. auf der Basis organischer Polymerer, preisgünstig zu ersetzen. Hierbei besteht
einer der Hauptvorteile dieser Gemische darin, dass die zu beschichteten Formteile
aus Stahl keiner Oberflächenbehandlung, z.B. durch Sandstrahlen, bedürfen , die einen
hohen Faktor bei der Berechnung der Gestehungskosten für den konventionellen Korrosionsschutz
darstellt.
[0008] Allerdings ist erwiesen, dass bereits geringfügige Abweichungen von den einzelnen
Verfahrensbedingungen, wie z.B. eine zu hohe oder zu niedrige Sandfeuchtigkeit, oder
eine nicht verfahrensgerechte Zuführung des Sandes zum Scheitern des Herstellungsprozesses
führen.
[0009] So kann im Fall einer nicht verfahrensgerechten Zugabe des Sandteiles das Mischgut
an der Wandung des Mischers hochsteigen und abbinden, während sich um die Rührerflügel
ein Hohlraum bildet in welchem diese wirkungslos rotieren.
[0010] Weiter darf man, um ein frühzeitiges Abbinden des Mischgutes zu vermei.den, die Mischzeit
nicht überschreiten; gleichzeitig ist es notwendig, das Mischen und Rühren möglichst
lange und intensiv zu betreiben, da dies die unabdingbare Voraussetzung zur Kolloidierung
selbst darstellt.
[0011] Das Ziel der Erfindung besteht darin, eine Einrichtung vorzuschlagen, die die Herstellung
kolloidaler Gemische gemäss den gewonnenen Erkenntni.ssen in der Verfahrensweise erlaubt
und die zum Teil widersprüchlichen Bedingungen zu erfüllen gestattet.
[0012] Dieses Ziel wird voll erreicht durch die erfindungsgemässe Einrichtung, die in der
Hauptsache einen Mischbehälter, eine Wassersowie eine Feststoffzufuhr-Vorrichtung
und einen Flügel-Rührer begreift und die dadurch gekennzeichnet ist, dass ein vorzugsweise
über dem Mischbehälter angeordnetes Antriebaggregat mit dem Rührer feststehend über
ei.ne Welle verbunden ist, die einen am unteren Ende fest anliegenden und am oberen
Ende offenen Schutzmantel aufweist, wobei das Wasserzufuhrrohr in den offenen Teil
des Schutzmantels zielt und dass der Mischbehälter heb- und senkbar so angeordnet
ist, dass in Höchststellung das Verhältnis zwischen, Gesamtdurchmesser des Flügel-Rührers
und dem des Mischbehälters in der mittleren Flügelebene 1:1,15 bis 1:2 beträgt.
[0013] Die der Erfindung zugrundeliegende Idee stützt sich auf die Beobachtung, dass die
besten Resultate hinsichtlich der Qualität des hergestellten Kolloidgemisches dann
zu erzielen sind, wenn das Mischgut im Verlauf des Misch- und Rührvorganges im Behälter
die Form einer stehenden Welle annimmt, deren Profil an eine Lemniskate erinnert.
Innerhalb dieser Form erfahren die Materialteilchen eine Beschleunigung, die zu einer
weitgehenden Desintegration führt; letztere ist dafür verantwortlich, dass es überhaupt
zu einer Kolloidierüng kommt.
[0014] Diese Beschleunigung der Teilchen kann man durch eine entsprechend hohe Rührgeschwindigkeit
herbeiführen, wobei jedoch zu beachten ist, dass das Ueberschreiten einer gewissen
Geschwindigkeitsgrenze, die vom jeweiligen Zustand des Materials, von der Konfiguration
des Mischbehälters und von der Ausbildung des Rühreres, insbesondere der Flügel abhängt,
dazu führt, dass das Mischgut an der Behälterwand hochsteigt und abbindet, während
sich um die Rührerflügel ein Hohlraum bildet, in welchem diese wirkungslos rotieren.
[0015] Geht man davon aus, dass konventionelle Rührer mit geneigten Flügeln eine bestimmte
Beschleunigung der Teilchen bewirken, so ist es erfindungsgemäss sinnvoll, sich nicht
durch das oben erwähnte Geschwindigkeitsmaximum eingrenzen zu lassen, sondern ein
Mehr an Beschleunigung dadurch herbeizuführen, dass man mehrere Beschleuniger vorsieht,
deren Einzelwirkungen kumulativ sind.
[0016] Aus diesem Grunde weist der zu der erfindungsgemässen Vorrichtung gehörende Rührer
eine bzw. mehrere in zur Rührachse- senkrechten Ebenen und mit einem Abstand zueinander
angeordnete Serien von Flügeln gleicher Abmessungen auf, wobei die zu einer Serie
gehörenden Flügel gegenüber den Flügeln der benachbarten Serie um ein Winkel-mass
von annähernd 60° versetzt sind, jeder Flügel zur besagten Ebene und entgegen der
Rührer-Drehrichtung eine Neigung von annähernd 12° aufweist und der Höhenstand zwischen
zu benachbarten Serien gehörenden Flügeln zumindest dem Dickenmass eines Flügels entspricht.
[0017] Während bei Verwendung eines einstöckigen Rührers, also eines Rührers, der eine gewisse
Anzahl Flügel aufweist die alle in einer Ebene liegen, der Beschleunigungseffekt ledi.glich
Funktion der Drehzahl und des Flügel-Neigungswinkels ist, bietet ein mehrstöckiger
Rührer den Vorteil, dass der Beschleunigung von Null auf einen ersten Wert eine weitere
Beschleunigung nachgeschaltet ist, die von einem bereits relativ hohen Wert ausgeht.
[0018] Zum Schutz des Rührwerkes vor Verschmutzungen durch abgebundene Kolloidgemischreste,
bzw. zur Erleichterung der Reinigung, dient erfindungsgemäss der die Rührerwelle umgebende
Schutzmantel.
[0019] In der Tat genügt es, wie erfindungsgemäss vorgesehen, das Wasser in den Mantel zu
leiten um zu bewirken, dass das Rührwerk von Verunreinigungen befreit bzw. freigehalten
wird und zwar wird man nach erfolgter Kolloidierung den Behälter absenken und horizontal
verfahren, den entleerten oder auch einen neuen Behälter ein-und auffahren, den Rührer
in Bewegung setzen und das Wasser für die nächste Charge einführen. Di.e Tatsache
dass der Schutzmantel an de Rührerwelle fest anliegt und daher mitdreht, bewirkt einen
Schleudereffekt, der zur Reinhaltung der Welle sowie des Getriebes beiträgt.
[0020] Die erfindungsgemässe Einrichtung besitzt ferner eine Vorzug, der sich in der Verfahrensweise
bei der Herstellung kolloidaler Gemische und insbesondere in Bezug auf die Frage der"
Endpunktbestimmung äussert. Zur Bestimmung des Zeitpunktes, zu welchem das Gemisch
voll durchkolloidiert ist und nach welchem ein weiteres Rühren nichts mehr zur Produktqualität
beiträgt und nur die Gefahr eines Abbindens vergrössert, genügt es in der Tat, die
Leistungsaufnahme des Rührerantriebes zu verfolgen.
[0021] Der Rührer wird erfindungsgemäss mit einer Umfangsgeschwindigkeit am Aussendurchmesser
von zumindest 500 und vorzugsweise 1500 m/min betrieben. Es konnte erwiesen werden,
dass vor Erreichen des kolloidalen Zustandes, d.h. bei. Anwesenheit einer Fest- neben
einer Flüssigphase im Gemisch, die Leistungsaufnahme des elektrischen Antriebs unregelmässig
ist, wobei die Schwankungen an einem Amperemeter beobachtet werden können, insbesondere
wenn letzterer eine laufende Schrei.beranzeige aufweist. Die Schwankungen nehmen zu
einem bestimmten Zeitpunkt ein jähes Ende, was darauf hinweist, dass sich im Behälter
ein kolloidales Einphasensystem befindet. Zu diesem Zeitpunkt und nicht etwa nach
Ablaufen einer bestimmten Rührzeit empfielt es sich, das Rühren sofort abzustellen
und das kolloidierte Produkt weiterzuverarbeiten.
[0022] Zur bildhaften Darstellung dienen die Zeichnungen die in nicht einschränkender Weise
in Fig.1 eine mögliche Ausführungsform der erfindungsgemässen Vorrichtung, und in
Fig.2 eine bevorzugte Anführungsform eines erfindungsgemässen Rührwerkes zeigen.
[0023] Man erkennt den Behälter ( 1 ), der zwecks Zugang zum Rührwerk (10) eine aufklappbare
Bodenpartie ( 2 ) aufweisen kann. Der Behälter ( 1 ) ist heb- und senkbar an geeigneten
Hubvorrichtungen (20) angeordnet. Das Rührwerk (10) zeigt eine einstöckige Flügelausführung
(11). An der Welle (12) des Rührwerks (10) befindet sich der in der Obenpartie offene
Schutzmantel (13). In die offene Obenpartie des Mantels (13) zielt die Wasserzufuhr-Vorrichtung
(14): Der Elektromotor (30) ist mit einer nicht dargestellten Messvorrichtung ausgerüstet,
die es erlaubt, die Leistungsaufnahme und insbesondere deren Schwankungen zu verfolgen.
Es ist ohne weiteres möglich, die Messvorrichtung mit einem Modul zu kopplen, das
optisch und/oder akutisch anzeigt wann die Leistungsaufnahme ohne Schwankungen verläuft
und das Rührwerk dann ggf. abschaltet. Zur Verringerung des insbesondere bei mehrstöckigen,
breiten Rührern auftretenden hohen Anfahrmomentes wird eine nicht gezeigte Flüssigkeitskupplung
zwischen Rührwerk und Antrieb geschaltet.
[0024] In Fig.2 erkennt man ein zweitstöckiges Rührwerk, das je 3 Flügel pro Ebene aufweist.
In jeder Ebene sind die Flügel um 120° gegeneinander versetzt; die beiden Flügelserien
sind wiederum um 60° gegeneinander versetzt.
[0025] Die erfindungsgemässe Einrichtung bietet gegenüber bekannten Einrichtungen Vorteile,
die sich in 2 Weisen äussern können:
Erstens ist es möglich kolloidale Gemische herzustellen indem man die für konventionelle
Vorrichtungen notwendigen und oft kritischen Rührgeschwindigkeit bequem und risikolos
herabsetzen kann. Dies ergibt auch Ersparnisse, was die apparative Ausrüstung insbesondere
die Nennleistung des Motors anbelangt, der das Rührwerk antreibt.
[0026] Zweitens ist es möglich, die üblichen Rührgeschwindigkeiten ohne Bedenken weit unter
die kritische Geschwindigkeit zu senken und gleichzeitig die Dauer des Kolloidierprozesses
drastisch herabzusetzen. Dies trägt dazu bei, dass bei optimaler Qualität des Endproduktes
jedes Risiko eines vorzei.tigen Abbindens des Materials ausgeschaltet wird.
1. Zur Herstellung kolloidaler Gemische, insbesondere Wasser-Zement-Gemische mit und
ohne Zuschläge geeignete Einrichtung, die in der Hauptsache einen Mischbehälter, eine
Wasser- sowie eine Feststoffzufuhr-Vorrichtung und einen Flügel-Rührer begreift und
di.e dadurch gekennzeichnet ist, dass ein vorzugsweise über dem Mischbehälter angeordnetes
Antriebsaggregat mit dem Rührer feststehend über eine Welle verbunden ist, die einen
am unteren Ende fest anli.egenden und am oberen Ende offenen Schutzmantel aufweist,
wobei das Wasserzufuhrrohr in den offenen Teil des Schutzmantels zielt und dass der
Mischbehälter heb- und senkbar so angeordnet ist, dass in Höchststellung das Verhältnis
zwischen dem Gesamtdurchmesser des Flügel-Rührers und dem des Mischbehälters in der
mittleren Flügelebene 1:1,15 bis 1:2 beträgt.
2. Einrichtung nach dem Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Rührer eine bzw.
mehrere in zur Rührerachse senkrechten Ebenen und mit einem Abstand zueinander angeordnete
Serien von Flügeln gleicher Abmessungen aufweist, wobei die zu einer Serie gehören
den Flügel gegenüber den Flügeln der benachbarten Serieum ein Winkelmass von annähernd
60° versetzt sind, jeder Flügel zur besagten Ebene und entgegen der Rührer-Drehrichtung
eine Neigung von annähernd 12° aufweist und der Höhenstand zwischen zu benachbarten
Serien gehörenden Flügeln zumindest dem Dickenmass eines Flügels entspricht.
3. Einrichtung nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet dass sich zum Verringern
des Anfahrmomentes zwischen dem Rührer und dem Antrieb eine Flüssigkeitskupplung befindet.
4. Einrichtung nach den Ansprüchen 1-3, dadurch gekennzeichnet, dass der Rührwerk-Antrieb
eine Messvorrichtung zum kontinuierlichen Bestimmen der Leistungsaufnahme aufweist.
5. Verfahren zum Betreiben der Einrichtung nach dem Ansprüchen 1-4, dadurch gekennzeichnet,
dass man das zu kolloidierende Gemisch rührt indem man das Rührwerk mit einer Umfangsgeschwindigkei.t
am Aussendurchmesser von zumindest 500 und vorzugsweise 1500 m/min. rotiert, dass
man die Leistungsaufnahme des Rührer-Antriebes koninuierlich bestimmt und das Rühren
abbricht, sobald die gemessene Leistungsaufnahme einen plötzlichen Ubergang von einem
schwankenden zu einem praktisch schwankungsfreien Verlauf anzeigt.