[0001] Die Erfindung geht aus von einer Gedächtnislegierung nach der Gattung des Anspruchs
1 und einem Verfahren zu ihrer Herstellung nach'der Gattung des Anspruchs 5.
[0002] Gedächtnislegierungen auf Cu/Zn/Al-Basis sind bekannt (z.B. L. Delaey, E. Aernoudt
und J. Roos, "Das Formerinnerungsvermögen und die hohe Dämpfung in Kupfer-Zink-Aluminium-Legierungen",
Metall, Heft 12, 31. Jahrgang 1977, S. 1325 ff.). Die Herstellung sowie die Eigenschaften
derartiger Gedächtnislegierungen sind verschiedentlich beschrieben worden (z.B. US-PS
4 014 716). Die ursprünglich als Gussbarren vorliegenden Legierungen werden zunächst
warmverformt, wärmebehandelt, kaltverformt und schliesslich einer letzten Wärmebehandlung
und einem Abschreckprozess unterworfen, um die β-Phase bzw. die martensitische Struktur
zu erhalten. Oft müssen diese Operationen wiederholt hintereinander ausgeführt werden,
um zu den End-Abmessungen des Werkstückes zu gelangen.
[0003] Es zeigt sich nun, dass insbesondere bei der Herstellung von Material geringer Querschnittsabmessungen
(Drähte, Bleche) durch das wiederholte Aufheizen zwecks Wärmebehandlung und Warmverformung
sowie Zwischenglühung nach Kaltverformung mit Zinkverlusten durch Verdampfen und mit
beträchtlicher Kornvergröberung gerechnet werden muss.
[0004] Es besteht daher ein grosses Bedürfnis nach einer spezifischen Auswahl von Legierungen
dieses Typs und einem geeigneten Herstellungsverfahren zur Verbesserung der Verformungseigenschaften.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, für die Klasse der Cu/Zn/Al-Gedächtnislegierungen
eine geeignete Gefügeausbildung und Zusammensetzung sowie ein Herstellungs-und Weiterverarbeitungsverfahren
vorzuschlagen, wodurch die Kaltverformbarkeit wesentlich gesteigert und hiermit die
Anzahl der Verfahrensschritte, insbesondere der erforderlichen Zwischenglühungen vermindert
werden'kann.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch die Merkmale der Ansprüche 1 und 5 gelöst.
[0007] Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden Ausführungsbeispiele beschrieben.
Ausführungsbeispiel 1:
[0008] Eine Kupfer-Zink-Aluminium-Legierung wurde wie folgt erschmolzen:

[0009] Diese Mischung wurde in einen Graphitschamottetiegel gegeben und unter Argon sowohl
niedergeschmolzen wie in eine stehende Kokille aus Eisen gegossen. Der Gussbarren
hatte eine Abmessung von 100 mm Durchmesser und 400 mm Höhe und wog 23 kg. Seine Zusammensetzung
stellte sich wie folgt:

[0010] Vom Gussbarren wurde ein Zylinder von 100 mm Durchmesser und 100 mm Länge abgeschnitten
und als Pressbolzen in eine Strangpresse eingesetzt. Das Strangpressen erfolgte bei
einer Temperatur von 700
oC. Es wurde ein Stab von 13,5 mm Durchmesser erzeugt, so dass das Reduktionsverhältnis
1:55 betrug. Durch den hohen Grad der Warmverformung wurde durch anschliessendes Glühen
bei 700
0C während 10 min ein feinkörniges Gefüge gleichachsiger Kristallite einer Mischung
von oC - und /3-Phase erzeugt. Der mittlere Kristallitdurchmesser der α-Phase betrug
5 bis 25 µ. Die metallographische Untersuchung ergab, dass der Volumenanteil an α-Phase
ungefähr 60 % betrug. In der Praxis ist es jedoch zulässig, dass auch 20 % mehr oder
30 % weniger von dieser α-Phase vorliegen. Wird die Glühtemperatur erniedrigt, entsteht
mehr, wird sie erhöht, dann entsteht weniger α-Phase. Der Stab von 13,5 mm Durchmesser
wurde mittels Warm-Rundhämmern zugespitzt und anschliessend durch mehrere aufeinanderfolgende
Ziehmatrizen bis zum Bruch durch Kaltziehen in seinem Durchmesser reduziert. Der Bruch
erfolgte bei einem Durchmesser von 5,2 mm. Die dabei erzielte Querschnittsabnahme
betrug 85 %.
Ausführungsbeispiel 2 :
[0011] Dieses Beispiel soll lediglich zum Vergleich mit dem erfindungsgemässen Beispiel
1 herangezogen werden und bezieht sich auf herkömmliche Verfahren gemäss Stand der
Technik.
[0012] Als Ausgangsmaterial diente die gleiche unter Beispiel 1- angegebene Kupfer-Zink-Aluminium-Legierung.
Ein durch Strangpressen hergestellter Draht von 13,5 mm Durchmesser wurde einer Glühung
bei 820°C während 10 min unterworfen. Dieser Zustand entsprach einem Punkt im β-Mischkristallgebiet.
Nach erfolgter Luftabkühlung wurde ein aus der α und der β-Phase bestehendes grobkörniges
Mischgefüge nach Widmannstätten-Art vorgefunden. Die Kristallite wiesen eine Grösse
von 250 bis 1000 µ auf. Der Stab wurde ebenfalls durch Rundhämmern angespitzt und
durch Kaltziehen bis zum Bruch auf einen Durchmesser von 9,1 mm reduziert. Dies entsprach
einer Querschnittsabnahme von lediglich 54 %.
[0013] Die für dieses Verfahren geeigneten Cu/Zn/Al-Legierungen können aus 2 bis 9 Gew.-%
Al, 15 bis 32 Gew.-% Zn, Rest Cu, insbesondere aber aus 2 bis 6 Gew.-% Al, 21 bis
32 Gew.-% Zn, Rest Cu oder aus 6 bis 9 Gew.-% Al, 15 bis 27 Gew.-% Zn, Rest Cu bestehen.
Die erste, im (α+β)-Phasenraum vorzunehmende Warmverformung soll mindestens 20 % bezogen
auf den ursprünglichen Querschnitt betragen. Sämtliche Glüh- und Warmverformoperationen
werden vorteilhafterweise im Temperaturbereich von 500 bis 800°C durchgeführt.
[0014] Durch das erfindungsgemässe Verfahren wurden Kupfer-Zink-Aluminium-Gedächtnislegierungen
geschaffen, welche eine hohe Kaltverformbarkeit aufweisen und sich insbesondere zur
Verarbeitung auf Blech- und Drahtmaterial eignen.
1. Gedächtnislegierung auf der Basis von Cu/Zn/Al, dadurch gekennzeichnet, dass sie
aus 2 bis 9 Gew.-% Al, 15 bis 32 Gew.-% Zn, Rest Cu besteht, ein heterogenes (α+β)-Gefüge
mit einem Kristallitdurchmesser von 5 bis 25 µ von gleichachsig orientierten Kristalliten
besitzt und eine Kaltverformbarkeit beim Ziehen und Walzen ohne Zwischenglühen von
mindestens 55 % Querschnittsabnahme besitzt.
2. Gedächtnislegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sie aus 2 bis
6 Gew.-% Al, 21 bis 32 Gew.-% Zn, Rest Cu besteht.
3. Gedächtnislegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sie aus 6 bis
9 Gew.-% Al, 15 bis 27 Gew.-% Zn, Rest Cu besteht.
4. Gedächtnislegierung nach Anspruch 1; dadurch gekennzeichnet, dass sie aus 2,8 Gew.-%
Al, 28,7 Gew.-% Zn, Rest Cu besteht.
5. Verfahren zur Erhöhung der Kaltverformbarkeit einer Gedächtnislegierung auf der
Basis von Cu/Zn/Al, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung gegossen, abgekühlt
und in den heterogenen Phasenraum des (α + β )-Gefüges erwärmt wird, derart, dass
mindestens 30 Vol.-% der Kristallite als β-Phase vorliegen, dass die Legierung im
)-Phasenraum um mindestens 20 % bezogen auf den ursprünglichen Querschnitt warmverformt
wird und dass sämtliche darauffolgenden Glüh- und Warmverformoperationen in diesem
besagten heterogenen Phasenraum durchgeführt werden.
6. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Glüh- und Warmverformoperationen
im Temperaturbereich von 500 bis 800°C durchgeführt werden.