[0001] Die Erfindung geht aus von einem Zeitschalter nach der Gattung des Patentanspruchs.
[0002] Thermische Zeitschalter sind schon lange bekannt (DE-PS 705 383, DE-OS.25 44 758).
Sie arbeiten meistens nach dem Prinzip eines Bimetallstreifens oder irgend eines Ausdehnungselementes,
welches seine Form in Funktion der Temperatur nach einer gewissen Zeit verändert,
welche durch die thermischen und elektrischen Kenndaten bestimmt ist. Auf diese Weise
wird die Vorrichtung betätigt, welche den Stromkreis ein- oder ausschaltet.
[0003] Ferner ist die Anwendung von Formgedächtnislegierungen zur Unterbrechung elektrischer
Stromkreise bekannt. Die Temperaturregulierung, bei welcher sich der Gedächtsniseffekt
abspielt, wobei eine Gegenfeder verwendet wird, ist ebenfalls beschrieben worden (CH-PS
616 270, EU 78200393.3).
[0004] Formgedächtnislegierungen an sich sind ebenfalls aus zahlreichen Publikationen bekannt,
welche hier nicht nochmals speziell aufgeführt werden sollen. Es handelt sich dabei
vor allem um die Typen Ni/Ti/Cu, Cu/Al/Ni und Cu/Zn/Al. In der nachfolgenden Tabelle
sind die physikalischen Eigenschaften derartiger Gedächtnislegierungen aufgeführt
und denjenigen vom Bimetallstreifen Fe/Ni gegenübergestellt.

[0005] Die herkömmlichen Zeitschalter zeichnen sich dadurch aus, dass das aktive Element(Bimetallstreifen
oder sich unter Temperatureinfluss ausdehnenden Körper) seine Form bei Temperaturänderungen
nur sehr wenig ändert und diese Aenderung ausserdem kontinuierlich erfolgt. Dadurch
werden die Schalter voluminös und teuer, und die die Einschaltzeit bestimmenden Mechanismen
sind nur unter grossen Schwierigkeiten ausführbar. Zufolge Abwesenheit einer TemperaturHysteresis
des aktiven Elements ist zwecks Sicherstellung der eindeutigen Einschalt- und Ausschaltstellung
des Schalters ein zusätzlicher Mechanismus notwendig. Es besteht daher ein grosses
Bedürfnis zur Verbesserung und Vereinfachung von Zeitschaltern gegenüber den herkömmlichen
Ausführungen.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Zeitschalter anzugeben, welcher bei
möglichst einfachem Aufbau und einem Höchstmass an Genauigkeit und Betriebssicherheit
eine preisgünstige Herstellung gestattet.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch die Merkmale des Patentanspruchs gelöst.
[0008] Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden, durch Figuren erläuterten Ausführungsbeispiele
beschrieben.
[0009] Dabei zeigt:
Fig. 1 eine schematische Darstellung des Schalteraufbaus mit den Stromkreisen in der
Grundstellung (Stromkreis geöffnet),
Fig. 2 eine schematische Darstellung des Schalteraufbaus mit den Stromkreisen nach
Einschalten über einen Druckknopf,
Fig. 3 eine schematische Darstellung des Schalteraufbaus mit den Stromkreisen nach
Einstellung des Gedächtniseffektes und Abfallen des Druckknopfes,
Fig. 4 eine schematische Darstellung eines kombinierten Elementes bestehend aus Druckfeder
aus Gedächtnislegierung und Gegenfeder in der Grundstellung (tiefe Temperatur),
Fig. 5 eine schematische Darstellung eines kombinierten Elementes gemäss Fig. 4 in
der Stellung nach Einstellen des Gedächtniseffektes (hohe Temperatur),
Fig. 6 eine schematische Darstellung eines kombinierten Elementes bestehend aus Biegefeder
aus Gedächtnislegierung und Gegenfeder in der Grundstellung (tiefe Temperatur),
Fig. 7 eine schematische Darstellung eines kombinierten Elementes gemäss Fig. 6 in
der Stellung nach Einstellen des Gedächtniseffektes (hohe Temperatur).
[0010] In Fig. l ist der Aufbau des Zeitschalters in der Grundstellung im Prinzip schematisch
dargestellt. l sind die Stromzuführungsklemmen
' für den Netzanschluss (Gleich-und Wechselstromnetz), 2 die festen Kontakte und 3
das bewegliche Kontaktstück eines Leistungsschalters, über den beispielsweise eine
Lampe als Verbraucher 4 gespeist wird. In der Grundstellung ist der Stromkreis geöffnet.
5 stellen die festen Kontakte und 6 das bewegliche Kontaktstück eines Hilfsschalters
dar, welcher über einen Vorwiderstand das Element 8, bestehend aus einer Gedächtnislegierung
und einer Gegenfeder speist. Auf einer Traverse 9 sitzen die Schaltstifte 10 und 11
für die Betätigung des Leistungs- bzw. Hilfsschalterso 12 ist der Druckknopf für kurzzeitige
(Bruchteil einer Sekunde) Betätigung und 13 der dazugehörige Schaltstift.
[0011] Fig. 2 zeigt die gleiche Schalteranordnung wie Fig. 1, j-doch im Moment der kurzzeitigen
Betätigung des Druckknopfes 12, welcher über den Schaltstift 13 das bewegliche Kontaktstück
3 an die festen Kontakte 2 des Leistungsschalters drückt. Dadurch ist der Stromkreis
geschlossen und der Verbraucher 4 sowie das Element 8 eingeschaltet. Die übrigen Bezugszeichen
entsprechen der Fig. l.
[0012] Fig. 3 zeigt den Schalteraufbau mit den Stromkreisen nach Einstellung des Gedächtniseffektes.
In dieser Stellung sind die Schaltstifte 10 und 11 angehoben, sodass das bewegliche
Kontaktstück 3 des Leistungsschalters gegen die festen Kontakte 2 gedrückt wird, wogegen
das bewegliche Kontaktstück 6 des Hilfsschalters von den festen Kontakten 5 abgehoben
wird. Der Druckknopf 12 mit seinem Schaltstift 13 ist abgefallen. Der Stromkreis über
den Verbraucher 4 bleibt geschlossen.
[0013] Fig. 4 zeigt eine schematische Darstellung einer möglichen Ausführung des Elementes
8 der Fig. 1 in der Grundstellung (tiefe Temperatur). Dieses kombinierte Element besteht
aus einer Druckfeder 14 aus einer Formgedächtnislegierung, welche zum Zweiwegeffekt
befähigt ist, sowie aus einer als Zugfeder ausgebildeten Gegenfeder 15. Die beiden
Federn sind je über eine unten angeordnete feste Platte 16 und eine obere bewegliche
Platte 17 verbunden. Selbstverständlich können die Federn 14 und 15 auch auf eine
andere Art, z.B. koaxial zueinander angeordnet sein. Die von dieser Kombination ausgeübte
Kraft "F", welche im Punkt "A" angreift, ist durch einen nach oben gerichteten Pfeil
angedeutet.
[0014] In Fig. 5 ist das kombinierte Element gemäss Fig. 4 in derjenigen Stellung dargestellt,
die sich nach Einstellen des Gedächtniseffektes ergibt. Durch die von der Druckfeder
14 auf die bewegliche Platte 17 ausgeübte Kraft, befindet sich der ursprünglich in
"A" ruhende Punkt nun in "A'''. Der entsprechende Hub "s" ist in der Zeichnung durch
Pfeilspitzen angedeutet.
[0015] Fig. 6 zeigt eine schematische Darstellung eines kombinierten Elementes bestehend
aus einer Biegefeder 18 aus einer Formgedächtnislegierung und einer als Zugfeder ausgebildeten
Gegenfeder 19 in der Grundstellung (tiefe Temperatur). Die Biegefeder 18 ist im festen
Stück 20 total eingespannt, während die Gegenfeder 19 an ihrem unteren Ende in die
feste Oese 21 eingehängt ist.
[0016] Fig. 7 zeigt in schematischer Darstellung das kombinierte Element gemäss Fig. 6 in
der Stellung nach Einstellen des Gedächtniseffektes (hohe Temperatur). Die Biegefeder
18 ist nach oben gekrümmt, sodas's ihr freies Ende, an dem die Zugfeder 19 angreift,
gegenüber der Grundstellung um den Hub "s" erhöht ist.
Funktionsbeschreibung:
Fig. 1 bis 3
[0017] In der Grundstellung ist der Leistungsschalter 2, 3 geöffnet und es fliesst kein
Strom. Das Element 8 bestehend . aus einer Feder aus Gedächtnislegierung und einer
normalen Gegenfeder befindet sich-auf einer der martensitischen Tieftemperaturphase
entsprechenden Temperatur, welche unterhalb der Umwandlungstemperatur M
s liegt. Durch kurzzeitiges Betätigen (Bruchteil einer Sekunde) des Druckknopfes 12
werden die festen Kontakte2 des Leistungsschalters mittels des beweglichen Kontaktstückes
3 überbrückt und der Verbraucher 4 an das Netz angeschlossen. Gleichzeitig fliesst
über die geschlossenen Kontakte 5 des Hilfsschalters und über den Vorwiderstand 7
ein Strom; welcher das Element 8 entweder auf direktem oder indirektem Wege innert
100-500nsec- erwärmt. Bei Ueberschreitung der Umwandlungstemperatur kippt die Gedächtnislegierung
in die austenitische Hochtemperaturphase um, wobei sie sprunghaft eine beträchtliche
Längenänderung erleidet.
[0018] Im vorliegenden Fall dehnt sich das Element 8 in seiner Längsrichtung aus und schiebt
über die Traverse 9 die Schaltstifte 10 und 11 vertikal nach oben. In diesem Moment
hat die Temperatur des Elementes 8 beispielsweise einen Wert von 120-200°C erreicht.
Der Schaltstift 10 drückt das bewegliche Kontaktstück 3 des Leistungsschalters gegen
die Kontakte 2 und sorgt damit auch nach Abfallen des Druckknopfes 12 für die Aufrechterhaltung
der Stromzuführung zum Verbraucher 4. Gleichzeitig öffnet der Schaltstift 11 den Hilfsschalter
und unterbricht die Stromzuführung zum Element 8. Die weitere Erwärmung hört auf und
der Abkühlungsvorgang beginnt. Nach beispielsweise ca. 200 sea ist die Umwandlungstemperatur
(z.B. ca. 60°C) erreicht und der spontane inverse Gedächtniseffekt stellt sich ein:
Das Element 8 zieht sich sprunghaft zusammen, wobei die Schaltstifte 10 und 11 über
die Traverse 9 nach unten gezogen werden. Das bewegliche Kontaktstück 3 des Leistungsschalters
fällt ab und unterbricht den Stromkreis. Gleichzeitig werden die Kontakte 5 des Hilfsschalters
geschlossen. Damit ist die Ausgangslage (Grundstellung) gemäss Fig. 1 wieder hergestellt.
Der Abkühlungsvorgang dauert beispielsweise im vorliegenden Fall ca. 200 sec
" kann jedoch durch die physikalischen Daten wie Umwandlungstemperatur, Wärmekapazität,
Federeigenschaften etc. des Elementes 8 innerhalb gewisser Grenzen eingestellt werden.
Ausführungsbeispiel 1:
Fig. 4 und 5
[0019] In dieser Ausführungsform bestand das Element 8 gemäss Fig. 1 im wesentlichen aus
einer Druckfeder 14 aus einer Gedächtnislegierung und einer parallelgeschalteten Gegenfeder
15 (Zugfeder). Die Druckfeder aus Gedächtnislegierung weist folgende Kenndaten auf:
[0020]

[0021] Für den Vorwiderstand 7 (Fig. l) wurde ein Widerstandswert von 3,3 Ω gewählt. Die
Netzspannung betrug 220 V ~, die Aufheizdauer für die Druckfeder 14 bis zur Einstellung
des Gedächtniseffektes war 100 msec. Die spontane Längenänderung (Hub "s") betrug
10 mm, wobei der Punkt "A" unter dem Einfluss einer Kraft von 5 N auf den Punkt "A'"
angehoben wurde. Der Wert von 5 N bezieht sich dabei auf die Ueberschusskraft, welche
nach Abzug der Kraft der Gegenfeder im Mittel noch zur Betätigung des Schalters zur
Verfügung stand. Im Augenblick der maximalen Erwärmung bei der Einschaltung des Gedächtniseffektes
betrug die Temperatur der Druckfeder 14 ca. 120°C. Die Zeit bis zum Erreichen des
Umwandlungspunktes von ca. 60°C betrug 200 sec. Diese Zeit wird bestimmt durch die
Abkühlungszeit plus die Zeit, welche notwendig ist, um die Energie zuzuführen, die
die Umwandlung in die martensitische Struktur der Druckfeder 14 herbeiführt.
Ausführungsbeispiel 2:
Fig. 6 und 7
[0023] Die Netzspannung betrug 220 V
~ , die Aufheizdauer für die Biegefeder 18 bis zur Einstellung des Gedächtniseffektes
war 500 msec. Die spontane Längenänderung (Hub "s") betrug 5mm, die mittlere Ueberschusskraft
nach Abzug der Kraft der Gegenfeder 5 N. Die Temperatur der Biegefeder 18 bei Einstellung
des Gedächtniseffektes betrug 200°C. Die gesamte Zeit bis zum Erreichen des Umwandlungspunktes,
wo die β-Phase in den martensitischen Zustand umklappt, wurde mit 200 sec festgestellt.
Die entsprechende Temperatur betrug 120°C.
[0024] Durch die erfindungsgemässe Vorrichtung wurde eine konstruktive Vereinfachung für
Zeitschalter ermöglicht, wobei sich komplizierte Mechanismen wie Uhrwerke und dergleichen
erübrigen. Dank bedeutender Amplitude des Bewegungsablaufs und der Kraftwirkung des
Gedächtniseffektes sowie der Hysteresis in Funktion der Temperatur wird ein genaues
und betriebssicheres Arbeiten des Apparates gewährleistet und die Wartung herabgesetzt.
Bezeichnungsliste
[0025]
1 Stromzuführungsklemmen
2 Feste Kontakte des Leistungsschalters
3 Bewegliches Kontaktstück des Leistungsschalters
4 Verbraucher (Lampe)
5 Feste Kontakte des Hilfsschalters
6 Bewegliches Kontaktstück des Hilfsschalters
7 Vorwiderstand
8 Element aus Gedächtnislegierung und Gegenfeder
9 Traverse
10 Schaltstift für Leistungsschalter
11 Schaltstift für Hilfsschalter
12 Druckknopf
13 Schaltstift des Druckknopfes
14 Druckfeder aus Formgedächtnislegierung (Zweiwegeffekt)
15 Gegenfeder (Zugfeder)
16 Feste Platte
17 Bewegliche Platte
18 Biegefeder aus Formgedächtnislegierung (Zweiwegeffekt)
19 Gegenfeder (Zugfeder)
20 Festes Stück (Einspannstelle)
21 Feste Oese