[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
Ferner bezieht sie sich auf eine Vorrichtung gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs
8.
[0002] Bei der Kühlung eines thermisch hoch beanspruchten Wandbereichs eines metallurgischen
Ofens, insbesondere eines Lichtbogenofens, mit örtlich und zeitlich stark schwankender
thermischer Beanspruchung der Wand besteht das Problem, ein Filmsieden zu verhindern,
d. h. ein Auftreten von dünnen Dampfschichten an der Wärmeaustauschfläche, da diese
stark wärmeisolierend wirken, an dieser Stelle den Wärmeaustausch stark herabsetzen
und es insbesondere bei Wasserkühlkästen, die selbst die Ofenwandung bilden, zu einer
Beschädigung durch örtliche Uberhitzung kommen kann. Um ein Filmsieden zu verhindern,
ist es üblich, die Strömungsgeschwindigkeit des Kühlmittels im Bereich der Wärmeaustauschfläche
zu erhöhen. Dies wird bei der Kühleinrichtung nach der DE-AS 1 108 372 dadurch erreicht,
daß die Kühlflüssigkeit der Wärmeaustauschfläche über mehrere Düsen zugeführt wird,
die knapp oberhalb dieser Fläche liegen. Bei dem metallurgischen Ofen gemäß der DE-OS
27 22 681 wird die hohe Strö- - mungsgeschwindigkeit und damit ein Verdampfen der
Kühlflüssigkeit durch Verengen des Strömungsquerschnittes des Strömungskanals erreicht.
[0003] Bei Kühlwassersystemen mit zwangsgeführten Kühlwasserströmen werden an der Wärmeaustauschfläche
Wärmeübergangskoeffizienten von 1000 bis 3000 W/K·m
2 erreicht, die allerdings Strömungsgeschwindigkeiten von 1 - 3 m/sec erforderlich
machen. Bei wassergekühlten Ofenwänden oberhalb der Schmelzzone und einem Temperaturanstieg
im Kühlwasser von Z 10 K lassen sich unter günstigen Bedingungen spezifische Kühlwasserverbrauchszahlen
von 30 bis 50 1 Wasser/m
2.min erzielen. Im allgemeinen liegen diese Verbrauchszahlen jedoch bei ≈ 100 1 Wasser/m
2·min.
[0004] Diese Verbrauchszahlen führen bei offenen Kühlwassersystemen, vorzugsweise in Ländern
mit Wassermangel, zu einer erheblichen Kostenbelastung des Elektroofenverfahrens.
Bei Verwendung geschlossener Kühlwasserkreisläufe wird die Einrichtung großer Pump-,
Kühl- und Aufbereitungskapazitäten erforderlich.
[0005] Bei Ausnutzung der Verdampfungswärme des Wassers von 2257 KJ/Kg sowie der bei der
Verdampfungskühlung erreichbaren Wärmeübergangskoeffizienten von 10000 bis 20000 W/K.m
2 wäre ein wesentlich wirtschaftlicherer Betrieb möglich.
[0006] Verdampfungskühlsysteme werden bereits in vielfältiger Weise bei technischen Einrichtungen
genutzt. Bei metallurgischen öfen wird diese Kühltechnik beispielsweise an Hochöfen
angewendet. Diese öfen sind infolge der kontinuierlichen Prozeßführung durch weitgehend
stationäre Betriebszustände gekennzeichnet und liefern damit nahezu konstante Wärmestromdichten
an den Wärmeaustauschflächen. Diese Hochofenkühlsysteme können somit wie allgemein
bekannte Abhitzeverwertesysteme betrieben werden. Derartige Verdampfungskühlsysteme,
die stets bei hohen Systemdrücken arbeiten, sind bei chargenweise betriebenen Elektroöfen
nicht einsetzbar, da während des Schmelzverlaufes über die Außenflächen eines Elektroofens
räumlich und zeitlich erheblich schwankende Wärmeströme abgeführt werden müssen.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, bei einem Verfahren bzw. einer Vorrichtung der einleitend
genannten Art trotz starker örtlicher und zeitlicher Schwankungen der thermischen
Beanspruchung unter Ausnutzung der Verdampfungsenthalpie eine gute Kühlung über die
gesamte Wärmeaustauschfläche zu erzielen. Es soll trotz der örtlichen und zeitlichen
Schwankungen der thermischen Beanspruchung ein Filmsieden, das zu einer unzulässig
hohen örtlichen thermischen Beanspruchung der Wärmeaustauschwand führt, sicher verhindert
werden. Ziel der Erfindung ist ferner eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren ist durch die Merkmale des Anspruchs 1, die erfindungsgemäße
Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens durch die Merkmale des Anspruchs 8 gekennzeichnet.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind den übrigen Ansprüchen zu entnehmen.
[0009] Durch die Erfindung lassen sich die Vorteile der Verdampfungskühlung auch für die
Kühlung der Außenflächen eines Elektroofens nutzen. Ein wesentliches Merkmal dieser
Erfindung ist, daß Elektroöfen bei sehr geringem Kühlwasserverbrauch auch unterhalb
der Schmelz- und Schlackenzone gekühlt werden können, ohne daß eine Beeinträchtigung
der Betriebssicherheit gegeben ist.
[0010] Das erfindungsgemäße Kühlsystem arbeitet bei Normaldruck oder einem geringfügig über
1 bar liegenden Druck und gewährleistet die Anpassung an die instationären Betriebszustände
eines Elektroofens, ohne daß gefährliche Kühlwasseransammlungen an der Ofengefäßwand
auftreten.
[0011] Dies wird durch das Auftragen feinverteilter Kühlwassermengen mitaefiniertem'Tropfenspektrum
auf die zu kühlenden Außenflächen erreicht, wobei durch eine Temperaturmeßeinrichtung
gewährleistet ist, daß bei Kühlmittelzufuhr die Außenflächentemperatur stets mindestens
der Siedetemperatur des Wassers entspricht, damit eine spontane Verdampfung des Kühlwassers
eintritt und die Ausbildung zusammenhängender Flüssigkeitsfilme auf der Wärmeaustauschfläche
unterbleibt.
[0012] Im Gegensatz zu bekannten Kühlsystemen, wie zum Beispiel in der Offenlegungsschrift
1 934 486 beschrieben, wird bei der hier dargelegten Kühlung das Auftreten koexistierender
flüssiger und gasförmiger Phasen bewußt vermieden.
[0013] Bei üblichen Verlustleistungen von 29 KW/m
2 bei Elektroöfen im Bereich oberhalb der Schmelze kann mit dieser Technik ein Kühlwasserverbrauch
von 0,6 1 Wasser/m
2· min erreicht werden.
[0014] Der entsprechende theoretische Kühlwasserverbrauch bei einem mit Zwangskonvektion
arbeitenden heutigen Kühlsystem liegt bei 41 1 Wasser/m
2· min.
[0015] Zur Erzeugung feinverteilter Wasserströme sind handelsübliche Präzisionsdüsen, zum
Beispiel Hohlkegel-, Vollkegel- oder Pneumatikzerstäuberdüsen, geeignet. Schwingend-mechanisch
arbeitende Zerstäubereinrichtungen, die beispielsweise mit Ultraschall angeregt werden,
können ebenfalls Anwendung finden.
[0016] Vorzugsweise wird das Kühlmittel mit gleichbleibender Strahlbreite, gleichbleibendem
Tropfenspektrum (0 - 100 µm) und gleichbleibender Tropfengeschwindigkeit (20 - 40
m/sec) auf die zu kühlende Fläche aufgebracht.
[0017] Beispiele für die Verwirklichung des Erfindungsgedankens werden in den nachfolgend
beschriebenen Figuren dargestellt.
[0018] Die Fig. 1 zeigt ein Verdampfungskühlsystem 1 mit geschlossenem Kühlmittelkreislauf.
Der Systemdruck beträgt ungefähr 1 bar. Das Kühlwasser wird durch Zerstäuberdüsen
3 in feinverteilter Tropfenform 4 auf die zu kühlende Fläche 2 aufgebracht. Die zu
kühlende Fläche 2 und eine Befestigungsfläche 26 für die Düsen 3 bilden einen nach
außen abgeschlossenen Raum. Der bei der Verdampfung entstehende Sattdampf wird mittels
einer Sattdampfpumpe 5 durch eine Sattdampfleitung 22 dem Kondensator 6 zugeführt.
Das dabei entstehende kondensierte Kühlmittel wird in einem Behälter 7 gesammelt und
mit einer Flüssigkeitspumpe 8 in einen Druckbehälter 18 gepumpt. Der Druckbehälter
18 gewährleistet bei geöffnetem Ventil 20 einen weitgehend konstanten Flüssigkeitsdruck
in der Zuleitung 19.
[0019] Teile des Kühlmittels, die unkontrolliert kondensieren, werden durch eine Kondensatrückführungsleitung
9 dem Behälter 7 zugeleitet.
[0020] Die Temperatur der zu kühlenden Fläche 2 wird mit einer Vielzahl voneinander unabhängiger
Thermofühler 10 ständig gemessen. Bei einem örtlich begrenzten oder großflächigen
Überschreiten der unteren Grenztemperatur, die der Siedetemperatur des Wassers entspricht,
werden die entsprechend räumlich zugeordneten Zerstäuberdüsen durch öffnen der Ventile
20 betätigt. Das Kühlwasser wird dann mit gleichbleibendem Volumenstrom solange auf
die Oberfläche 2 aufgebracht, bis die untere Grenztemperatur erreicht ist. Die Betriebsweise
der Zerstäuberdüsen 3 ist somit intermittierend. Die Steuerung der Düseneinschaltzeiten
kann durch einen Mikroprozessor 21 erfolgen, der die vielzähligen Temperaturmeßwerte
verarbeitet und in entsprechende Befehle für die Ventilstellglieder umsetzt.
[0021] An Ofenbereichen, die räumlich und zeitlich stark schwankenden Wärmeflüssen ausgesetzt
sind, können, wie in Fig. 1 dargestellt, die Düsen einzeln gesteuert werden. In Gebieten
mit gleichmäßiger Wärmebelastung werden mehrere Düsen gruppenweise gesteuert.
[0022] Nachfolgend werden die Kennzahlen eines Ausführungsbeispiels aufgeführt:

[0023] Die Fig. 2 zeigt die Anwendung des in Fig. 1 dargestellten Kühlverfahrens am Beispiel
der Seitenwand 14 eines Elektrolichtbogenofens. In diesem Beispiel wird das Kühlsystem
auch in Ofengefäßbereichen angewandt, die unterhalb der Badoberfläche 11 liegen. Die
Schmelze 12 befindet sich in einem mit feuerfestem Material 13 ausgemauerten und ausgestampften
aus der Seitenwand 14 und dem Ofenboden 16 gebildeten Ofengefäßunterteil, das aus
Stahl gefertigt ist. Bei einer feuerfesten Neuzustellung des Elektrolichtbogenofens
wird das Ofengefäß entsprechend Fig. 2 bis über die Badoberfläche 11 ausgemauert.
Der mit 15 gekennzeichnete Abschnitt der feuerfesten Ausmauerung wird entgegen der
in Fig. 2 dargestellten Kühltechnik bei herkömmlichen wassergekühlten Wänden aus Sicherheitsgründen
nur teilweise, und zwar von oben her bis zur Badoberfläche 11 gekühlt. Da der Verschleiß
der feuerfesten Baustoffe 13 im wesentlichen auf chemische Umsetzungen mit der flüssigen
Schmelze 12 zurückzuführen und damit stark temperaturabhängig ist, ist bei einer Verwirklichung
des Erfindungsgedankens entsprechend Fig. 2 mit einer erheblichen Verminderung des
Verbrauches an feuerfesten Werkstoffen im Badbereich zu rechnen.
[0024] Durch die gezielte Wärmeabfuhr in dem mit 15 gekennzeichneten Bereich wird die Isotherme
der unteren Reaktionsgrenztemperatur für die chemischen Verschleißreaktionen genügend
weit auf die dem Bad 12 zugewandte Seite der feuerfesten Zustellung verlegt, so daß
eine ausreichende Reststeindicke und damit eine erhöhte Lebensdauer der Auskleidung
erreicht wird.
[0025] Die Fig. 3 zeigt die Anwendung des in Fig. 1 dargestellten Kühlverfahrens am Beispiel
einer im Boden 16 eines Elektroofens eingesetzten Elektrode 17. Die Bodenelektrode
17 besteht aus einem Werkstoff mit geringem spezifischen elektrischen Widerstand und
guter Wärmeleitfähigkeit. Bei den im Schrifttum bekannt gewordenen Bodenelektroden
wurde als Elektrodenwerkstoff vorwiegend Kupfer verwendet.
[0026] Die Bodenelektrode 17 steht in elektrischem Kontakt mit der elektrisch leitenden
Schmelze 12 über eine erstarrte Teilmenge 23 der Schmelze und dient zur Abführung
des elektrischen Stromes von der bei Gleichstrom- und Plasmaöfen im allgemeinen als
Anode dienenden Schmelze 12.
[0027] Gegenüber den bisher bekannten Kühleinrichtungen für derartige-Bodenelektroden, die
ausschließlich mit zwangsgeführtem Kühlwasser arbeiten, führt eine Kühlung nach dem
hier dargelegten Erfindungsgedanken neben einer Herabsetzung der Kühlwasserverbrauchszahlen
insbesondere zu einer bedeutenden Erhöhung der Betriebs- und Arbeitssicherheit.
[0028] Bei dem hier dargestellten Beispiel dient das Stromrohr 24, das über die elektrisch
leitende Befestigungsplatte 26 der Düsen 3 mit der Bodenelektrode 17 verbunden ist,
zugleich als Sattdampfableitung 22. Die Bodenelektrode ist auswechselbar in der zylinderförmigen
Halterung 25 befestigt.
1. Verfahren zum Kühlen von Gefäßteilen eines metallurgischen Ofens, insbesondere
eines Lichtbogenofens, mit einem in den zu kühlenden Wandbereich eingesetzten oder
den Wandbereich bildenden Kühlkasten, der eine Wärmeaustauschfläche enthält, auf die
eine Kühlflüssigkeit aufgesprüht wird,
dadurch gekennzeichnet, daß die räumliche und zeitliche Temperaturverteilung auf der
Wärmeaustauschfläche durch eine Vielzahl unabhängiger Temperaturmeßstellen erfaßt
und entsprechend den erhaltenen Meßwerten großflächig oder örtlich begrenzt Kühlflüssigkeit
nur so lange auf den dem Meßwert zugeordneten Bereich der Wärmeaustauschfläche aufgesprüht
wird, solange der betreffende Meßwert oberhalb des Siedepunktes der Kühlflüssigkeit
liegt und daß die aufgesprühte Menge auf einen Wert begrenzt wird, bei dem es unter
Vermeidung eines zusammenhängenden Flüssigkeitsfilms zu einer spontanen Verdampfung
der Kühlflüssigkeit kommt.
2. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß die Kühlflüssigkeit mit einer
Tropfengröße von maximal 100 µm auf die Wärmeaustauschfläche aufgesprüht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2 dadurch gekennzeichnet, daß die Kühlflüssigkeit
mittels Zerstäuberdüsen auf;die Wärmeaustauschfläche aufgesprüht wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3 gekennzeichnet durch seine Anwendung
zur Kühlung des Deckels eines Elektroofens insbesondere eines Lichtbogenofens.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4 gekennzeichnet durch seine Anwendung
zur Kühlung der Außenflächen des Ofengefäßes eines metallurgischen Ofens unterhalb
der Schmelz- und Schlackenzone.
6. Verfahren nach Anspruch 5 gekennzeichnet durch seine Anwendung zur Kühlung eines
mit dem Schmelzbad in Verbindung stehenden und am Ofengefäß austretenden elektrischen
Kontaktstückes eines Elektroofens. x
7. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 6 dadurch gekennzeichnet, daß die verwendete Kühlflüssigkeit
Wasser ist.
8. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 7, mit
einem in den zu kühlenden Wandbereich eines metallurgischen Ofens, insbesondere eines
Lichtbogenofens eingesetzten oder den Wandbereich bildenden Kühlkasten der eine Wärmeaustauschfläche
und dieser gegenüberliegend eine Einrichtung zum Aufsprühen einer Kühlflüssigkeit
auf die Wärmeaustauschfläche enthält, dadurch gekennzeichnet, daß die Kühlflüssigkeit
durch die Aufsprüheinrichtung auf verschiedene Bereiche der Wärmeaustauschfläche unterschiedlich
dosiert aufsprühbar ist und die Steuerung der Aufsprüheinrichtung durch einen Mikroprozessor
auf der Grundlage von Temperaturmeßwerten erfolgt, die durch eine Vielzahl von über
die Wärmeaustauschfläche verteilt angeordneten Temperaturmeßgebern geliefert wird.