[0001] Die Erfindung geht aus von einem Verfahren zur Herstellung einer Kupferbasis-Gedächtnislegierung
nach der Gattung des Anspruchs 1.
[0002] Gedächtnislegierungen des β-Sondermessingtyrps wurden bisher vorwiegend schmelzmetallurgisch
hergestellt. Ferner sind Verfahren zur pulvermetallurgischen Herstellung derartiger
Legierungen bekannt geworden (z.B. M. Follon, E. Aernoudt, Powder-metallurgically
processed shape-memcry alloys, 5th European Symposium on Powder Metallurgy, Stockholm
1978, S. 275 - 231). Diese meist mit feinen bis sehr feinen Pulvern arbeitenden Methoden
sind ganz allgemein aus der Pulvermetallurgie bekannt. Andererseits sind auch Herstellungsverfahren
bekannt, welche verhältnismässig grobkörnige Pulver als Ausgangsmaterialien verwenden.
Dies gilt vor allem für die Pulvermetallurgie von Titanlegierungen und von Nickelsuperlegierungen
(z.B. G.H.Gessinger, Brown Boveri Research Center, "Titanium powder metallurgy and
composites", Int. Tivankonferenz, Kyoto , Mai 1980; G.H.Gessinger and M.J.Eomford,
"Powder metallurgy of superalloys", International Metallurgical Reviews 1974, Versucht
man, nach den üblichen pulvermetallurgischen Methoden, d.h. durch Mischen, Pressen,
Sintern, ev. abwechslungsweises mehrmaliges Pressen und Sintern von groben Pulvern
aus Kupferlegierungen Werkstücke herzustellen, so erhält man bestenfalls filterähnliche
poröse Gebilde, die für Sonderzwecke bereits seit einiger Zeit im Handel sind. Es
besteht daher ein Bedürfnis nach einem Verfahren, welches kompakte, dichte Erzeugnisse
liefert.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Herstellungsverfahren für Kupferbasis-Gedächtnislegierungen
anzugeben, welches hohe Reproduzierbarkeit mit grösstmöglicher Einfachheit und Wirtschaftlichkeit
verbindet, sich für die Massenerzeugung eignet und homogene, dichte Produkte in Form
von Halbzeug oder Fertigerzeugnissen ermöglicht.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
[0005] Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden, durch Figuren erläuterten Ausführungsbeispiele
beschrieben.
[0006] Dabei zeigt:
Fig. 1 das Fliessbild (Blockdarstellung) der grundsätzlichen Verfahrensschritte,
Fig. 2 das Fliessbild einer Ausführungsvariante des Verfahrens mit zusätzlichem kalt-isostatischem
Pressen und Homogenisieren.
[0007] Grundsätzlich können die groben Pulver (Korngrösse>0,05 durch Plasma-Sphäroidisierung,
Verfahren der rotierenden Elektrode, Zertropfen einer Schmelze mittels Ultraschallanregung,
Verdüsen einer Schmelze unter hoher Geschwindigkeit oder durch jedes beliebige andere
bekannte Verfahren hergestellt werden.
Ausführungsbeispiel I:
Siehe Fliessbild Fig. 1
[0008] Nach dem Verfahren der rotierenden Elektrode wurde ein der endgültigen Legierung
entsprechendes Grobkornpulver folgender Zusammensetzung und Partikelgrösse hergestellt:

[0009] 1500 g des Grobkornpulvers wurde gemischt und unter vakuum in ein metallenes Gefäss
abgefüllt. Im vorliegenden Fall bestand letzteres aus einem dünnwandigen Hohlzylinder
aus rostfreiem Stahl mit den folgenden Abmessungen:

[0010] Der Stahlzylinder wurde mit einem Deckel versehen und unter Vakuum verschlossen und
verschweisst. Die auf diese Weise mit Pulver gefüllte Kapsel wurde einem heiss-isostatischen
Pressvorgang mit folgenden Kenndaten unterworfen:
Isostatischer (hydrostatischer) Druck: 50 MPa

[0011] Nach erfolgtem Pressen wurde der Rohling einer Warmverformung durch Freiformschmieden
bei einer Temperatur von ca. 800°C unterworfen. Dabei wurde im wesentlichen der Durchmesser
des Werkstücks reduziert, so dass schliesslich ein Stab von 18 mm Durchmesser-vorlag.
[0012] Das Verfahren ist.keineswegs auf diese Ausführungsvariante begrenzt. Das Ausgangspulver
kann auch aus Pulvern verschiedener Zusammensetzung bestehen, welche gesamthaft die
Endlegierung ergeben. Der Korndurchmesser (Partikelgrösse) des Pulvers kann prinzipiell
zwischen 0,05 und 0,8 mm liegen. Der beim isostatischen Pressen angewandte Druck kann
je nach Verhältnissen und Grösse des zu erzeugenden Werkstücks 50 bis 300 MPa, die
dazugehörige Presstemperatur je nach Legierung 750 bis 950°C und die Zeitdauer Y2
h bis 5 h betragen. Die Warmverformungsoperation, welche in Schmieden, Pressen, Rundhämmern,
Walzen etc. bestehen kann, wird vorteilhafterweise im Temperaturbereich zwischen 750
und 850°C durchgeführt. Statt eines Gefässes aus rostfreiem Stahl kann auch ein Hohlzylinder
aus Kupfer oder einer duktilen Kupferlegierung zur Einkapselung des Pulvers verwendet
werden.
Ausführungsbeispiel II:
Siehe Fliessbild Fig. 2.
[0013] Nach dem Verfahren der rotierenden Elektrode wurden 2 grobkörnige Vorlegierungspulver
der nachfolgenden Zusammensetzung und Partikelgrösse hergestellt:

[0014] Je 500 g der beiden Pulver wurden gemischt und von der Mischung 800 g unter Vakuum
in einen Gummischlauch von 88 mm Innendurchmesser und 110 mm Länge abgefüllt. Die
Pulvermischung entsprach somit einer Legierung folgender Endzusammensetzung:

[0015] Das im Gummischlauch eingekapselte Pulver wurde einem kalt-isostatischen Pressvorgang
unterworfen:

[0016] Der kalt vorgepresste Rohling wurde nach Entnahme aus dem Gummischlauch in einen
Kupferzylinder folgender Abmessungen eingekapselt:

[0017] Der Kupferzylinder wurde mit einem Deckel versehen und unter Vakuum verschlossen
und verschweisst. Hierauf wurde die auf diese Weise abgeschlossene Kapsel einem heiss-isostatischen
Pressvorgang mit folgenden Kenndaten unterworfen:

[0018] Nach dem Pressen wurde der Rohling einer Warmbehandlung unterworfen, welche in einer
Homogenisierungsglühung unter folgenden Bedingungen entsprach:

[0019] Nach erfolgter Homogenisierung wurde das Werkstück einer Schmiedeoperation ähnlich
Beispiel 1 unterworfen.
[0020] Das Verfahren erschöpft sich nicht in dieser Ausführungsvariante. Als Ausgangspulver
können beliebige Mischungen von Vorlegierungen und/oder Elementarpulver in beliebiger
Anzahl (zwei oder mehr Pulverarten) Verwendung finden. Bedingung ist lediglich, dass
durch das Mischen des Pulvers die gewünschte Endzusammensetzung erzielt wird.
[0021] Statt eines Gummischlauches kann auch ein geeigneter Kunststoffschlauch zum kalt-isostatischen
Pressen, welches vorteilhafterweise bei Drücken von 300 bis 800 MPa während 1 bis
10 min durchgeführt wird, verwendet werden. Die Homogenisierungsglühung kann im Temperaturbereich
von 900 bis 950°C während 1 bis 20 h durchgeführt werden.
[0022] Als Legierungen für dieses Verfahren eignen sich insbesondere solche der nachfolgenden
Zusammensetzung:

[0023] Durch das erfindungsgemässe pulvermetallurgische Verfahren sowie die danach erzeugten
Halbfabrikate und Fertigerzeugnisse wird die Herstellung von Werkstücken aus einer
Gedächtnislegierung des Cu/Al- oder Cu/Al/Ni-Typs ermöglicht, welche gegenüber schmelzmetallurgisch
oder nach herkömmlichen pulvermetallurgischen Methoden hergestellten Körpern eine
bessere Homogenität aufweisen und eine wirtschaftliche Fertigung erlauben.
1. Verfahren zur Herstellung einer Kupferbasis-Gedächtnislegierung auf pulvermetallurgischem
Weg, dadurch gekennzeichnet, dass als Ausgangsmaterial ein grobkörniges Legierungspulver
mit einer Partikelgrösse von 0,05 bis 0,8 mm Korndurchmesser benutzt wird, dass das
Legierungspulver gemischt, in ein Gefäss abgefüllt, unter Vakuum verschlossen und
unter einem Druck von 50 bis 300 MPa im Temperaturbereich von 750 bis 950°C während
Y2 h bis 5 h heiss-isostatisch gepresst wird und dass der Pressling anschliessend
bei einer Temperatur von 750 bis 850°C einer Warmverformungsoperation durch Schmieden,
Pressen, Rundhämmern oder Walzen unterworfen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Ausgangsmaterial ein
Legierungspulver der Endzusammensetzung der Gedächtnislegierung benutzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch l,'dadurch gekennzeichnet, dass als Ausgangsmaterial zwei oder mehrere Vorlegierungspulver
benutzt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Gefäss eine Kapsel
aus rostfreiem Stahl oder Kupfer benutzt und vakuumdicht verschweisst wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Gefäss ein Gummischlauch
benutzt und das Legierungspulver zunächst unter einem Druck von 300 bis 800 MPa während
1 bis 10 min kalt-isostatisch gepresst und der so erhaltene Pressling vor dem heiss-isostatischen
Pressen in einen Kupferzylinder eingekapselt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Pressling nach dem
heiss-isostatischen Pressen und vor der Warmverformungsoperation einer Homogenisierungsglühung
unter Schutzgasatmosphäre im Temperaturbereich von 900 bis 9500C während einer Zeit von 1 bis 20 h unterworfen wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Ausgangsmaterial ein
Legierungspulver benutzt wird, welches in der Endzusammensetzung einer Gedächtnislegierung
mit 10,5 bis 15 Gew.-% Aluminium, 0 bis 6 Gew.-% Nickel, Rest Kupfer entspricht.