[0001] Die Erfindung betrifft ein Gurtungssystem für einen mit vier ebenen, rechtwinklig
zueinander stehenden Membranwänden versehenen Dampferzeuger, wobei das System aus
mehreren, den Dampferzeuger umschliessenden und über dessen Länge verteilten Gurtungen
besteht, von denen jede, Relativdehnungen gegenüber den Membranwänden zulassend, aus
sich über einen Abschnitt des Dampferzeugerumfangs erstreckenden Biegeträgern zusammengesetzt
ist, die an über ihre Länge verteilten Stellen über Druckelemente mit den Membranwänden
verbunden sind, und wobei mindestens einzelne der Biegeträ- ,-er einen rechter Winkel
bilden.
[0002] Aus Fig. 6 der DE-AS 1 959 800 ist ein solches Gurtungssystem bekannt, wobei alle
Gurtungen für einen Dampferzeuger unter sich gleich aufgebaut sind. Jede Gurtung besteht
aus vier je einen rechten Winkel bildenden Biegeträgern mit ungleich langen Schenkeln,
wobei die Schnittstellen zwischen den Biegeträgern an den Stellen angeordnet sind,
in denen die Biegemomente verschwinden. Die einzelnen Biegeträger sind durch selbsthemmende
mechanische Getriebe miteinander verbunden, wodurch die Membranwände von Zugkräften
entlastet werden sollen.
[0003] Dieses Gurtungssystem hat, wie auch die sonst üblichen Systeme, bei denen ausschliesslich
gerade Biegeträger verwendet werden, den Nachteil, dass bei etwa diagonaler Schwingungsanregung,
die z.B. durch Erdbeben hervorgerufen werden kann, die Membranwände im Bereich der
Schnittstellen der Biegeträger erheblichen Biegebeanspruchungen unterworfen werden.
[0004] Es ist Aufgabe der Erfindung, solche zusätzliche Biegebeanspruchungen der Membranwände
auf ein zulässiges Mass zu vermindern.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch die Merkmale des Kennzeichens des Anspruchs
1 gelöst.
[0006] Durch die erfindungsgemäss unterschiedliche Zusammensetzung aufeinanderfolgender
Gurtungen bzw. unterschiedliche Anordnung der Biegeträger in den Gurtungen werden
die genannten, etwa in Diagonalrichtung des Dampferzeugers wirkenden Kräfte in Biegebelastungen
umgesetzt, die sich über grosse Bereiche der Membranwände gleichmässig verteilen und
dementsprechend geringer sind als bei dem bekannten Gurtungssystem. Somit können auch
lokal keine unzulässigen Spannungen auftreten, und zwar ohne dass neue Konstruktionselemente
oder erhebliche konstruktive Verstärkungen nötig wären.
[0007] Es ist schon bekannt, Diagonalkräfte über Dämpfungselemente auf das Kesselgerüst
abzuleiten. Solche Dämpfungselemente sind nachteilig, weil sie verhältnismässig kostspielig
sind, eine Verstärkung des Kesselgerüsts gegen Knickung bedingen und überdies blockiert
werden können, z.B. durch Korrosion.
[0008] Weiter ist bekannt, die Biegeträger innerhalb einer Gurtung über Relativdehnungen
zulassende, jedoch biegesteife Verbindungen zu kuppeln. Eine solche Lösung führt wohl
zum Erfolg, sie ist jedoch verhältnismässig kostspielig.
[0009] Als besonders vorteilhaft bietet sich die Ausführungsform der Erfindung nach Anspruch
2 an, da die Hälfte der insgesamt zur Verwendung kommenden Biegeträger gerade Biegeträger
sind, die in Herstellung, Transport und Montage einfach und damit sehr kostengünstig
sind.
[0010] Einige Ausführungsbeispiele der Erfindung werden in der folgenden Beschreibung anhand
der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen jeweils in schematischer Darstellung:
Fig. 1 die Ansicht eines Dampferzeugers mit einem erfindungsgemässen Gurtungssystem,
Fig. 2 die Draufsicht des Dampferzeugers nach Fig. 1,
Fig. 3 einen Horizontalschnitt nach der Linie III - III in Fig. l,
Fig. 4 bis 6 je eine gegenüber Fig. 2 und 3 abgewandelte Gurtung mit einen rechten
Winkel bildenden Biegeträgern,
Fig. 7 einen Ausschnitt im Bereich zweier aneinanderstossender Membranwände und der
Schnittstelle zweier Biegeträger,
Fig. 8 einen Schnitt nach der Linie VIII - VIII in Fig. 7,
Fig. 9 einen Ausschnitt ähnlich dem in Fig. 7, jedoch im Bereich des Scheitels eines
einen rechten Winkel bildenden Biegeträgers und
Fig. 10 einen Schnitt nach der Linie X - X in Fig. 9.
[0011] Gemäss Fig. 1 bis 3 bilden vier vertikale Membranwände 1,2, 3,4 gleicher Abmessungen
einen vertikalen, im Querschnitt rechteckigen Kanal 5 eines Dampferzeugers. Dieser
Kanal kann an seinem unteren Ende in einen nicht gezeichneten, versteiften Boden übergehen.
Das obere Ende des Kanals kann an einen Kamin anschliessen. Er ist insgesamt von dreizehn
Gurtungen 6 und 7 umgeben, die zusammen ein Gurtungssystem bilden. Jede Gurtung 6
besteht gemäss Fig. 2 aus vier geraden Biegeträgern 12 und jede Gurtung 7 aus vier
je einen rechten Winkel bildenden Biegeträgern 14 (Fig. 3). Zwischen den Biegeträgern
12, 14 einerseits und den benachbarten Membranwänden 1 bis 4 andererseits sind, über
die Länge der Biegeträger bzw. über die Breite der Membranwände verteilt, Druckelemente
16 vorgesehen, die im Betrieb des Dampferzeugers gasseitige Druckkräfte von den Wänden
auf die Biegeträger überleiten, ohne dass dabei diese Wände zu hoch auf Biegung beansprucht
werden. Diese Druckkräfte können im Falle von Verpuffungserscheinungen ein Vielfaches
des normalen gasseitigen Ueberdruckes in der Brennkammer des Dampferzeugers betragen.
[0012] Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um die Biegeträger ihrerseits abzustützen, was
weiter unten anhand der Fig. 7 bis 10 erläutert wird.
[0013] Wie Fig. 1 zeigt, ist die Zusammensetzung der aufeinanderfolgenden Gurtungen 6 und
7 unterschiedlich, indem vier gerade Biegeträger 12 der Gurtung 6 mit vier je einen
rechten Winkel bildenden Biegeträgern 14 der Gurtung 7 miteinander abwechseln. Da
die Membranwände 1 bis 4 einer lokalen Ausbiegung aus ihrer Ebene einen gewissen Widerstand
entgegensetzten, wird durch die abwechslungsweise Anordnung gerader und rechtwinkliger
Biegeträger die Dampferzeugerwandkonstruktion gegen diagonal auf sie wirkende Kräfte
erheblich versteift. Durch Diagonalkräfte in den Membranwänden auftretende Spannungen
werden über die Fläche der Wände verteilt, so dass keine unzulässig hohen Spannungsmaxima
auftreten können.
[0014] Gemäss Fig. 4 besteht eine Gurtung aus zwei rechtwinkligen Biegeträgern 17, deren
Schenkel etwa gleich lang sind wie die Breite der benachbarten Membranwände. Eine
solche Gurtung kann jeweils an die Stelle der Gurtungen 7 in Fig. 1 treten. Es kann
aber auch das ganze Gurtungssystem des Dampferzeugers aus Gurtungen gemäss Fig. 4
bestehen, indem die Biegeträger 17 in den aufeinanderfolgenden Gurtungsebenen jeweils
um 90° versetzt angeordnet werden. Der Vorteil der Gurtung nach Fig. 4 liegt darin,
dass der Scheitel der Biegeträger 17 für den Fall von Verpuffungen auf ein kleineres
Biegemoment dimensioniert werden muss als im Falle von Fig. 3. Ausserdem treten bei
Diagonalbelastung in halber Breite der Membranwand in der Biegelinie der Membranwand
keine Wendepunkte auf. Die Biegeträger 17 sind allerdings schwerer und etwas unhandlicher.
Ihre Schenkel können deshalb erst auf der Baustelle miteinander starr verbunden werden.
[0015] Die Gurtungen nach den Fig. 5 und 6 stellen einen Kompromiss zwischen denen nach
den Fig. 3 und 4 dar.
[0016] Gemäss Fig. 5 sind zwei rechtwinklige Biegeträger 18 mit je einem kurzen und einem
langen Schenkel in einer Gurtung vorgesehen. Sie stützen drei Membranwände 1 bis 3,
während die vierte Membranwand 4 durch einen geraden Biegeträger 13 gestützt wird.
Auch diese Gurtung kann abwechslungsweise mit der Gurtung 6 nach Fig. 2 eingesetzt
werden. Sie kann jedoch auch ausschliesslich angewendet werden, indem in aufeinanderfolgenden
Ebenen die kurzen Schenkel der beiden Biegeträger 18 abwechselnd an der Membranwand
2 und an der Membranwand 4 anliegen. Es kann aber auch zweckmässig sein, die kurzen
Schenkel der beiden Biegeträger 18 in aufeinanderfolgenden Ebenen der Reihe nach an
den vier Membranwänden 1 bis 4 anliegen zu lassen. Es kann dabei auf Brenner, Schaulöcher,
Abstützungen der Isolation, Leitungsführung etc. Rücksicht genommen werden.
[0017] Bei der Gurtung nach Fig. 6 ist ein einziger einen rechten Winkel bildender Biegeträger
17 vorgesehen, dessen Schenkel sich jeweils über eine volle Breite der jeweils benachbarten
Membranwand erstrecken, während die beiden anderen Membranwände durch gerade Biegeträger
15 gestützt sind. Auch diese Gurtung kann mit solchen nach Fig. 2 oder mit Gurtungen
derselben oder anderer Art abwechseln, wobei vorzugsweise darauf zu achten ist, dass
die Schnittstellen zwischen den Biegeträgern aufeinanderfolgender Gurtungen jeweils
am Umfang des Dampferzeugers gegeneinander versetzt angeordnet sind.
[0018] In Fig. 7 sind die Enden zweier Biegeträger 17 im Bereich einer Kante 20 der Membranwände
1 und 2 von Fig. 4 gezeigt. Jede Membranwand besteht in diesem Falle aus einer Reihe
vertikaler Rohre 22, die über Stege 23 miteinander gasdicht verbunden sind. Ausserdem
ist in Höhe des Biegeträgers auf der Wandaussenseite ein an den Rohren 22 angeschweisstes
Zugband 24 vorgesehen. Im Bereich der Kante 20 ist auf dem Zugband 24 eine bumerangförmige
Oese 26 angeschweisst, die zwei Bohrungen aufweist. In den beiden Bohrungen steckt
je ein Stift 31, an dem je ein Laschenpaar 28 bzw. 30 angreift. Das andere Ende der
Laschenpaare 28 und 30 ist am benachbarten Ende des Biegeträgers 17 angelenkt. Jede
der beiden Bohrungen in der Oese 26 fluchtet hier mit einer der beiden Rohrreihen
der Membranwand 1 bzw. 2. Es kann zweckmässig sein, diese Bohrungen in der Flucht
der Zugbänder 24 anzuordnen oder nur eine einzige Bohrung vorzusehen, die dann auf
einer 45°-Geraden durch die Kante 20 liegen müsste.
[0019] Die Laschenpaare 28 und 30 bilden Zugelemente, durch die die Biegeträger 17 an die
Membranwände 1 und 2 gefesselt sind. Eine gleiche Verbindung, wie in Fig. 7 dargestellt,
existiert auch an der diametral gegenüberliegenden Kante 20' im Bereich der Membranwände
3 und 4. In Fig. 7 ist überdies ein Druckelement 16 dargestellt. Es besteht aus einem
am Biegeträger 17 angeschweissten U-Profil 33 mit Langloch 34 und einem am Zugband
24 angeschweissten Flachprofil 36 mit Langloch 37. Das Flachprofil 36 ragt zwischen
die beiden Schenkel des U-Profils 33 derart, dass die beiden Langlöcher sich überlappen.
In diesem Ueberlappungsbereich steckt ein Bolzen 38 mit Kopf am oberen Ende und gegebenenfalls
einem Splint am unteren Ende. Das so gebildete Druckelement 16 kann auch gewisse Zugkräfte
übernehmen. Es weist soviel Spiel auf, dass der Bolzen 38 in den Langlöchern leicht
abrollen kann. Treten infolge unterschiedlicher Temperaturen Dehnungsunterschiede
zwischen den Membranwänden und den anliegenden Biegeträgern 17 auf, so stellen sich
die Laschen 28, 30 etwas schräg, was in Fig. 7 mit ausgezogenen und strichpunktierten
Linien für die beiden Extremstellungen der Laschen 30 angedeutet ist. Da die Laschen
möglichst lang ausgebildet sind, hat diese Schrägstellung keinen merklichen Einfluss
auf den Abstand der Biegeträger 17 von der benachbarten Membranwand.
[0020] In Fig. 9 und 10 ist die Scheitelpartie eines rechtwinkligen Biegeträgers 17 von
Fig. 4 im Bereich einer Kante 21 dargestellt. Für den Biegeträger 17 sind zwei I-Profile
verwendet worden, die rechtwinklig zusammengeschweisst sind. Auf der Innenseite dieses
rechten Winkels sind zwei dreieckförmige Oesen 40 mit gegenseitigem Abstand parallel
zur Ebene des Biegeträgers 17 angeschweisst. Sie weisen eine gemeinsame Bohrung 43
auf. Zwischen die beiden Oesen 40 eingreifend, ist auf dem Zugband 24 im Bereich der
Kante 21 eine bummerangförmige Oese 42 mit einer Bohrung 48 angeschweisst. Ein Bolzen
44 steckt in den fluchtenden Bohrungen 43 und 48, der durch einen Kopf 45 am Durchfallen
gehindert wird. Er kann mit einem nicht gezeichneten Splint gesichert sein, wofür
die Bohrung 46 (Fig. 10) vorgesehen ist. In gleicher Weise ist die Verbindung der
Scheitelpartie des anderen Biegeträgers 17 im Bereich der Kante 21 (Fig. 4) ausgebildet.
[0021] Auch gemäss Fig. 9 ist ein Druckelement 16 vorgesehen, das etwa in seiner Mittelstellung
gezeichnet ist, weil im Bereich des Biegeträgerscheitels die Relativverschiebungen
zwischen der Membranwand 3 und dem anliegenden Biegeträger 17 sehr klein sind.
[0022] Es gibt neben den gezeichneten Ausführungsbeispielen eine ganze Reihe von weiteren
Abwandlungsmöglichkeiten. So könnte der Querschnitt des von den Membranwänden umschlossenen
Raumes 5 statt quadratisch eine davon abweichende rechteckige Form aufweisen. Als
Druckelemente 16 könnten auch Pendelstützen vorgesehen sein. Ferner könnte das Zugband
24 direkt auf den Biegeträgern aufliegen.
l. Gurtungssystem für einen mit vier ebenen, rechtwinklig zueinander stehenden Membranwänden
versehenen Dampferzeuger, wobei das System aus mehreren, den Dampferzeuger umschliessenden
und über dessen Länge verteilten Gurtungen besteht, von denen jede, Relativdehnungen
gegenüber den Membranwänden zulassend, aus sich über einen Abschnitt des Dampferzeugerumfangs erstreckenden
Biegeträgern zusammengesetzt ist, die an über ihre Länge verteilten Stellen über Druckelemente
mit den Membranwänden verbunden sind, und wobei mindestens einzelne der Biegeträger
einen rechten Winkel bilden, dadurch gekennzeichnet, dass die Zusammensetzung einer
Gurtung zur Zusammensetzung der benachbarten Gurtung und/oder die Anordnung der Biegeträger
in einer Gurtung zur Anordnung in der benachbarten Gurtung unterschiedlich ist.
2. Gurtungssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass aufeinanderfolgende
Gurtungen abwechselnd sich aus vier geraden und vier einen rechten Winkel bildenden
Biegeträgern zusammensetzen.
3. Gurtungssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Gurtung
mit mindestens einem einen rechten Winkel bildenden Biegeträger vorgesehen ist, dessen
Schenkel etwa die Länge der ganzen Breite der benachbarten Membranwand aufweisen.
4. Gurtungssystem nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass bei Verwendung nur
eines einen rechten Winkel bildenden Biegeträgers in der Gurtung den beiden übrigen
Seiten des Dampferzeugers je ein gerader Biegeträger zugeordnet ist.
5. Gurtungssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Gurtung
vorgesehen ist, die einen geraden Biegeträger und zwei je einen rechten Winkel bildende
Biegeträger mit ungleich langen Schenkeln aufweist, wobei die beiden kürzeren Schenkel
einer Seite des Dampferzeugerumfanges zugeordnet sind.
6. Gurtungssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die
Biegeträger jeweils im Bereich zweier aneinanderstossender Membranwände über Zugelemente
mit den Membranwänden verbunden sind.
7. Gurtungssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die
Druckelemente zusätzlich zur Uebertragung von Zugkräften zwischen den Biegeträgern
und den Membranwänden ausgebildet sind.