(57) Niob-Teile können auf einfache Weise in einem Säuregemisch aus HF,HN0
3, H
2S0
4 und H
20 chemisch poliert werden. Hierbei besteht jedoch die Gefahr einer Anätzung der Flächen,
so daß dieses Verfahren nicht ohne weiteres zum Polieren von für Hochfrequenzanwendungen
vorgesehenen Niob-Teilen wie z.B. von Hohlraumresonatoren verwendet werden kann. Die
Erfindung sieht deshalb vor, daß die Niob-Teile in ein Säuregemisch eingebracht werden,
das eine Mindesttemperatur von 40°C hat, dessen Volumen mindestens das 15 fache des
Volumens des Niob-Materialsb beträgt und das etwa αGew:-% HF, etwa βGew:-% HN0
3, etwa yGew.-% H
2S0
4 und die restlichen Gewichtsprozente H
2O enthält, wobei 5 ≤ α ≤ 10, 11 ≤ β ≤ 26, 36 ≤ γ ≤ 66. Insbesondere können die Niob-Teile
in ein Säuregemisch eingebracht werden, dessen Volumen mindestens das 50fache des
Volumens des Niob-Materials beträgt und das etwa 6,5 bis 8,5 Gew.-% HF, 12,5 bis 19,5
Gew.-% HN0
3 und 46 bis 62 Gew.-% H
2S0
4 enthält.
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum chemischen Polieren von Niob-Teilen,
insbesondere eines Hohlraumresonators,.in einem HF, HNO
3, H2S0
4 und H
20 enthaltenden Säuregemisch.
[0002] Niob wird unter anderem als Material für supraleitende Hohlraumresohatoren verwendet.
Solche Hohlraumresonatoren können insbesondere für Teilchenbeschleuniger vorgesehen
sein. In der supraleitenden Oberfläche dieser Hohlraumresonatoren findet bei deren
Betrieb eine Hochfrequenzabsorption statt. Um diese Absorption und die damit verbundenen
Verluste klein zu halten, sollen die Oberflächenschichten möglichst homogen zusammengesetzt,
möglichst glatt und möglichst frei von Störungen aller Art sein.
[0003] Die bei einer mechanischen Bearbeitung der Nioboberflächen eines Resonators unvermeidlichen
Oberflächenrauhigkeiten mit Rauhtiefen von beispielsweise bis zu 100 µm und mehr müssen
daher in besonderen Polierverfahren beseitigt werden. Zugleich ist es im allgemeinen
erforderlich, Oberflächenschichten von entsprechender Dicke abzutragen, soweit diese
durch die vorhergehende mechanische Bearbeitung hervorgerufene Störungen im Kristallgitter
aufweisen. Diese Störungen führen nämlich ebenfalls zu Verlusten.
[0004] Aus der DE-PS 2 027 156 ist beispielsweise ein Verfahren zum anodischen Polieren
der Niobteile von Hohlraumresonatoren bekannt, bei dem ein H
ZS0
4, HF und H
20 enthaltender Elektrolyt mit einem vorbestimmten Mischungsverhältnis dieser Anteile
verwendet wird. Gemäß dem Verfahren wird bei einer Temperatur zwischen 15 und 50°C
gearbeitet und eine konstante Spannung zwischen 9 und 50 V derart eingestellt, daß
dem Elektrolytstrom überlagerte gedämpfte Stromschwingungen auftreten und spätestens
nach vollständigem Abklingen der Stromschwingungen die Spannung solange abgeschaltet
wird, bis die während der Stromschwingungen aufgebaute Oxidschicht aufgelöst wird.
Diese Verfahrensschritte werden anschließend noch mehrmals durchlaufen. Das bekannte
Verfahren ist zwar sehr gut zum Polieren von Niob-Resonatorflächen geeignet; es ist
jedoch verhältnismäßig aufwendig.
[0005] Dagegen sind rein chemische Polierverfahren wesentlich einfacher durchzuführen. Ein
solches Verfahren zum Polieren von Niob-Flächen ist z.B. aus dem Buch von G. L. Miller:
"Tantalum and Niobium", Verlag Butterworth Scientific Publications, London 1959, Seite
328, bekannt. Danach sollen die zu polierenden Flächen in ein Bad aus einem Säuregemisch
eingebracht werden, das einen Volumenanteil 40%ige Flußsäure (HF), zwei Volumenanteile
konzentrierte, d.h. 69%ige Salpetersäure (HN0
3) und zwei Volumenanteile konzentrierte, d.h. 98%ige Schwefelsäure (H
2S0
4) enthält. Besondere Temperaturverhältnisse sind bei diesem bekannten Verfahren nicht
zu beachten. Mit dieser Säuremischung lassen sich zwar Oberflächenschichten abtragen.
Dabei ist jedoch mehr eine Ätzung als eine Politur der Niob-Flächen zu beobachten.
Das bekannte Verfahren ist deshalb zum Polieren von für Hochfrequenzanwendungen vorgesehenen
Niob-Teilen wie z.B. von supraleitenden Hohlraumresonatoren nicht geeignet.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, das eingangs genannte Verfahren
zum Polieren von Niob-Teilen dahingehend zu verbessern, daß mit ihm die an eine Politur
von Niob-Hohlraumresonatoren zu stellenden Anforderungen zu erfüllen sind, wobei insbesondere
die Gefahr einer Anätzung der Resonatorflächen vermieden wird.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den im Kennzeichen des Hauptanspruchs aufgeführten
Maßnahmen gelöst. Dabei sollen, wie-durch den Hinweis auf ungefähre Werte der einzelnen
Anteile des Säuregemisches zum Ausdruck gebracht ist, bei den genannten Werten Abweichungen
von + 5 % mit eingeschlossen sein.
[0008] Den Maßnahmen nach der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß sich mit einem
HF, HNO
3, H
2SO
4 und H
2O enthaltenden Säuregemisch dennoch ein Polieren der Niobteile eines Hohlraumresonators
vornehmen läßt, falls ganz bestimmte Zusammensetzungen des. Gemisches und bestimmte
Verfahrensparameter eingehalten werden. Der Grund, warum das bekannte Verfahren nicht
zu dem für supraleitende Niob-Hohlraumresonatoren gewünschten Poliereffekt
*führt, ist nämlich darin zu sehen, daß die Reaktion stark exotherm verläuft und insbesondere
von der Größe des Niobvolumens und der Temperatur abhängig ist. Ein kleiner Niobkörper
wie z.B. ein kreisscheibenförmiges Plättchen aus 0,5 mm starkem Niob-Blech mit einem
Durchmesser von 1 cm hat zwar eine entsprechend geringe Wärmemasse und heizt sich
deshalb nach Einbringen in das bekannte Säuregemisch etwas auf. Diese Temperaturerhöhung
ist jedoch im allgemeinen nicht ausreichend, um die für Hochfrequenzanwendungen geforderte
Polierwirkung zu erreichen. Bei einem größeren Niob- körper wie z.B. einem Resonator
wird dem ihn umgebenden Gemisch aufgrund seiner großen Wärmemasse sogar noch Wärme
entzogen, so daß es zu einer unerwünschten Temperaturverminderung an seiner Oberfläche
kommt.
[0009] Die mit der Erfindung erreichten Vorteile bestehen also darin, daß bei dem angegebenen
Mischungsverhältnis aufgrund des vorbestimmten Volumenverhältnisses von Säure zu Niob-Material
und der vorbestimmten Mindesttemperatur eine erhöhte Temperatur an den Oberflächen
der Niob-Teile stets gewährleistet ist. Dabei werden zwar die Korngrenzen leicht angeätzt,
d.h. sie werden sichtbar. Jedoch werden die Körner mit statistischen Orientierungen
nicht unterschiedlich abgetragen; d.h. es ist vorteilhaft keine Stufenbildung an den
Korngrenzen zu beobachten. Die Körner werden deshalb extrem glatt, falls das Niobgitter
nicht durch eine zu starke Kaltverformung sehr stark gestört ist.
[0010] Sollen Niob-Körper mit verhältnismäßig kleinem Oberflächen- zu Volumen-Verhältnis
poliert werden, so wird 'vorteilhaft ein noch größeres Verhältnis des Volumens des
Säuregemisches zu dem Volumen der Niob-Teile vorgesehen. Gemäß einer Weiterbildung
des Verfahrens nach der Erfindung sollen deshalb die Niob-Teile in ein Säuregemisch
eingebracht werden, dessen Volumen mindestens das 50fache des Volumens des Niob-Materials
beträgt.
[0011] Eine besonders gute Polierwirkung wird erreicht, wenn man die Niob-Teile in ein Säuregemisch
einbringt, das etwa 6,5 bis 8,5 Gew.-% HF, 12,5 bis 19,5 Gew.-% HNO
3, 46 bis 62 Gew.-% H
2S0
4 und die restlichen Gewichtsprozente H
20 enthält.
[0012] .Eine ausreichend hohe Temperatur an den zu polierenden Flächen der in das Säuregemisch
eingebrachten Niobteile ist auf alle Fälle gewährleistet, wenn das Säuregemisch eine
Mindesttemperatur von 70°C hat.
[0013] Zur weiteren Erläuterung der Erfindung wird auf die nachstehend beschriebenen Ausführungsbeispiele
verwiesen.
[0014] Bei den zu polierenden Niob-Teilen handelte es sich um einen Hohlraumresonator vom
TM
010-Typ, wie er z.B. in der Veröffentlichung "Cryogenics", Januar 1976, Seite 20, Fig.
6 veranschaulicht ist. Der Resonator war aus etwa 1 mm starkem Niob-Blech zusammengesetzt
und hatte eine axiale Ausdehnung von 50 mm. Die stirnseitigen, lochscheibenförmigen,
etwa 5 mm starken Flanschteile des Resonators mit einem Außendurchmesser von 54 mm
hatten eine zentrale Öffnung von 12 mm Durchmesser für axiale Koppelrohre. Zwischen
den Koppelrohren war der eigentliche zylinderförmige Resonatorhohlraum mit einem -
Innendurchmesser von 25 mm und einer axialen Ausdehnung von 15 mm angeordnet. Das
Resonatorgewicht betrug etwa 195 g, so daß das Volumen etwa 23 cm
3 betrug. Die gesamte Oberfläche der Niob-Teile des Resonators war etwa 175 cm
2 groß. Dieser Resonator wurde in etwa 400 ml einer Säuremischung gemäß der Erfindung
poliert. Die Säuremischung bestand aus 25 Volumenprozent 40 %iger Flußsäure, 25 Volumenprozent
65 %iger Salpetersäure und 50 Volumenprozent 96 %iger Schwefelsäure. Dies entspricht
einer Zusammensetzung des Säuregemisches von etwa 7,3 Gew.-% HF, 14,7 Gew.-% HN0
3, 56,9 Gew.-% H
2S0
4 und 21,1 Gew.-% H
20. Dieses Säuregemisch aus Säuren allgemein gebräuchlicher Konzentrationen wurde frisch
angesetzt, wobei dem Gemisch aus Fluorsäure und Salpetersäure die Schwefelsäure zugesetzt
wurde. Dabei stellte sich vorteilhaft eine anfängliche Temperatur von über 75°C ein.
Da der Polierprozeß sehr schnell abläuft, waren bereits nach 20 Sekunden etwa 70
/um abgetragen, wobei die Innenseite des Resonators glänzend war. Während der Resonator
vor dem Polierprozeß bei einer kritischen Flußdichte B
ac von etwa 25 mT eine Güte Q
o von etwa 7 · 10 hatte, wurde nach der Politur eine Güte Q
o von etwa 4,5 10 bei einer kritischen Flußdichte B
cac von 73 mT gemessen.
[0015] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel wurde ein weiterer Resonator des gleichen
Typs mit denselben Abmessungen wie in dem vorstehenden Beispiel in etwa 400 ml einer
Säuremischung gemäß der Erfindung poliert. Die Säuremischung bestand aus 80 ml 40
%iger Flußsäure, 160 ml 69 %iger Salpetersäure und 160 ml 98 %iger Schwefelsäure.
Dieses Säuregemisch aus Säuren allgemein gebräuchlicher Konzentrationen wurde frisch
angesetzt, wobei dem Gemisch aus Fluorsäure und Salpetersäure die Schwefelsäure zugesetzt
wurde. Dabei stellte sich vorteilhaft eine anfängliche Temperatur von über 75°C ein.
Da der Polierprozeß sehr schnell abläuft, waren bereits nach 30 Sekunden nach 30 µm
abgetragen, wobei die Innenseite des Resonators glänzend war. Während die Resonatorinnenflächen
vor dem Polierprozeß eine mittlere Rauhtiefe von etwa 2,5
/um hatten, wurde nach der Politur eine mittlere Rauhtiefe von weniger als 0,3 µm ermittelt.
[0016] Das Verfahren nach der Erfindung eignet sich also vorzüglich zu einem schnellen und
einfachen Polieren der Oberflächen von Hohlraumresonatoren aus Niob. Es kann selbstverständlich
ebensogut auch zum Polieren beliebiger anderer Niobteile verwendet werden.
1. Verfahren zum chemischen Polieren von Niob-Teilen, insbesondere eines Hohlraumresonators,
in einem HF, HNO3, H2SO4 und H20 enthaltenden Säuregemisch, dadurch gekennzeichnet , daß die Niob-Teile in ein Säuregemisch
eingebracht werden, das eine Mindesttemperatur von 40°C hat, dessen Volumen mindestens
das 15fache des Volumens des Niob-Materials beträgt und das etwa α Gew.-% HF, etwa
β Gew.-% HNO3, etwa γ Gew.-% H2S04 und die restlichen Gewichtsprozente H20 enthält, wobei α zwischen 5 und 10, zwischen 11 und 26 sowie γ zwischen 36 und 66
liegen.
2. Polierverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß die Niob-Teile in
ein Säuregemisch eingebracht werden, dessen Volumen mindestens das 50fache des Volumens
des Niob-Materials beträgt.
3. Polierverfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet , daß die Niob-Teile
in ein Säuregemisch eingebracht werden, das etwa 6,5 bis 8,5 Gew.-% HF, 12,5 bis 19,5
Gew.-% HNO3, 46 bis 62 Gew.-% H2SO4 und die restlichen Gewichtsprozente H20 enthält.
4. Polierverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet , daß
ein Säuregemisch verwendet wird, das etwa 7,3 Gew.-% HF, 14,7 Gew.-% HNO3, 56,9 Gew.-% H2SO4 und 21,1 Gew.-% H20 enthält.
5. Polierverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet , daß
die Niob-Teile in ein Säuregemisch eingebracht werden, das eine Mindesttemperatur
von 70°C hat.
6. Polierverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet , daß
die Niob-Teile in eine frisch angesetzte Säuremischung eingebracht werden, der als
letzte Säure der vorbestimmte Anteil an H2S04 zugesetzt wurde.