[0001] Die Erfindung betrifft eine elektrostatisch ersponnene Faser aus einem polymeren
Werkstoff, die eine stark poröse Oberflächenstruktur aufweist und gegebenenfalls ein
bandförmiges Profil.
[0002] Auf eine Faser der vorstehend angesprochenen Art nimmt DE-OS 20 32 072 Bezug. Sie'wird
erhalten durch das elektrostatische Verspinnen gelöster hochpolymerer Werkstoffe,
beispielsweise eines in einem leicht verdampfenden organischen Lösungsmittel gelösten
Polystyrols, Zelluloseesters oder eines Polycarbonats. Die Fasern wiesen eine mehr
oder weniger zerklüftete Oberflächenstruktur auf, die sich in das Innere der Faser
nicht fortsetzte. Die Festigkeit erreichte nur eine geringe Größenordnung, und eine
technische Verwendung war dadurch nur in solchen Anwendungen möglich, in denen diesbezüglich
keine großen Anforderungen gestellt wurden. DE-OS 20 32 072 nimmt daher lediglich
Bezug auf eine Verwendung in einem Feinststaubfilter, in dem eine Schicht solcher
Fasern zwischen luftdurchlässigen Abdeckschichten eingespannt ist.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine solche Faser in Hinblick auf eine
verbesserte Festigkeit und eine verbesserte Porenstruktur weiter zu entwickeln.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine elektrostatisch ersponnene Faser aus
einem polymeren Werkstoff gelöst, die dadurch gekennzeichnet ist, daß der polymere
Werkstoff eine amorphe oder eine wenigstens teilweise kristallisierte Molekularstruktur
aufweist, daß die Oberflächenstruktur Bestandteil einer geschäumten Schicht ist, und
daß diese einen Faserkern umhüllt, der im wesentlichen frei von Poren ist.
[0005] Das Profil der vorgeschlagenen Faser ist dementsprechend gekennzeichnet durch zwei
Bereiche, die klar voneinander unterschieden sind, und in denen der polymere Werkstoff
in völlig verschiedener Gestalt vorliegt.
[0006] Der Faserkern ist nahezu vollkommen frei von Poren, und eingeleitete Kräfte werden
dadurch gleichmäßig über seinen gesamten Querschnitt abgetragen. Die vorgeschlagenen
Fasern weisen in jedem Falle eine ohne weiteres zu garantierende Mindestzugfestigkeit
auf, die immer gegeben ist.
[0007] Wegen der Abwesenheit von Poren ist es darüberhinaus möglich, diese Festigkeit des
Faserkernes durch Anwendung üblicher Verstreckungsmethoden wesentlich zu steigern.
Nach einer bevorzugten Methode ist es vorgesehen, dem Faserkern die entsprechende
molekulare Orientierung noch während des Erspinnens der Faser und noch vor deren Ablagerung
auf einem Träger zu verleihen. Die auf diese Weise erzielbare Verstrekkung der Faser
kann mit 2- bis 5-fach im Vergleich zu einer normalen elektrostatisch gesponnenen
Faser mit völlig amorpher Molekularstruktur angegeben werden.
[0008] Die den Faserkern umhüllende geschäumte Schicht zeichnet sich durch eine außerordentlich
große Gleichmäßigkeit hinsichtlich der Dicke sowie hinsichtlich der Grö3e und Verteilung
der enthaltenen Poren aus. Die Schicht besteht aus dem selben Werkstoff wie der Faserkern,
der Grad der molekularen Orientierung ist jedoch regelmäßig wesentlich geringer, was
eine thermische Verschweißung zweier aufeinanderliegender Fasern in Abhängigkeit von
dem jeweiligen Werkstoff begünstigen kann. Die in der Schicht enthaltenen Poren können
offen und/oder geschlossenzellig ausgebildet sein. Sofern es sich um offene Poren
handelt, wird es bevorzugt, daß diese bei einem im wesentlichen gleichbleibenden Querschnitt
im wesentlichen senkrecht zur Oberfläche angeordnet sind und die Schicht ganz durchdringen.
Poren dieser Art eignen sich bevorzugt für die Einlagerung sekundärer Stoffe, beispielsweise
einer reinigenden oder desinfizierenden Substanz, wodurch das Anwendungsspektrum der
vorgeschlagenen Fasern in textilen Flächengebilden der verschiedensten Art wesentlich
erweitert wird. Die Poren sind im allgemeinen nicht kompressibel. Eingelagerte Substanzen
werden deshalb nicht beim ersten Gebrauch vollständig herausgewaschen, sondern sie
modifizieren die Eigenschaften eines entsprechend ausgestatteten Flächengebildes nachhaltig
bis zu dessen vollständigem Verschleiß.
[0009] In oder an den Poren können auch Teilchen, Flüssigkeiten oder Gase festgehalten bzw.
adsorbiert werden, die aus einem Trägerstrom abgesondert wurden. Derartige Abscheidemechanismen
sind wegen der in die Tiefe gehenden geschäumten Oberflächenschicht besonders wirksam.
[0010] Die Anfärbbarkeit vnd die Reibechtheit ist aufgrund der mechanischen Verankerung
von Binderfilmen wesentlich besser als bei Polymerfasern mit glatter oder nur leicht
unebener Oberfläche.
[0011] Bei einer Ausführung, bei der die geschäumte Schicht überwiegend geschlossene Zellen
enthält, zeichnen sich die Fasern bei einem geringen spezifischen Gewicht und einer
großen Festigkeit durch eine große Oberflächenweichheit und Fülligkeit aus. Fasern
dieser Art nehmen keine Feuchtigkeit auf, und sind in Abhängigkeit von dem verwendeten
polymeren Werkstoff vollkommen yerrottungsfest. In Verbindung mit üblichen Stapelfasern
eignen sie sich bevorzugt für die Herstellung von textilen Flächengebilden zur Verwendung
in der Bekleidungsindustrie, insbesondere für die Herstellung von wärmedämmenden Bekleidungseinlagen.
[0012] Das Profil der vorgeschlagenen Fasern kann in breitem Rahmen variiert werden. Bevorzugt
ist ein hantelförmiges Profil, d.h. ein Profil, das etwa einer liegenden Acht entspricht
und dessen Breite etwa 2,5 bis 3,5 mal so groß ist wie die größte Dicke. Die Breite
kann im Bereich von 1 bis 12 µ variiert sein. Die Poren sollen bei einem runden Querschnitt
einen Durchmesser von 0,01 bis 0,5 u haben, bevorzugt einen Durchmesser von 0,05 bis
0,2 µ, wobei der Anteil offfener Poren an der Gesamtfläche der Schicht 1 bis 99 %
beträgt, vorzugsweise 10 bis 70 %. Der flächenmäßige Anteil der geschäumten Schicht
am Profil der gesamten Faser beträgt 40 bis 80 %, vorzugsweise 60 %.
[0013] Die vorgeschlagene Faser läßt sich allein oder zusammen mit anderen Fasern zu beliebigen
textilen Flächengebilden verarbeiten, insbesondere zu Geweben oder zu einlagigen oder
mehrlagigen Vliesstoffen. Als andere . Fasern kommen neben natürlichen und synthetischen
Fasern sowohl Stapelals auch Endlosfasern in Betracht. Sofern diese.anderen Fasern
eine starke Kräuselung aufweisen werden Flächengebilde mit großer Elastizität und
Fülligkeit erhalten, was eine bevorzugte Anwendung in bezug auf die Herstellung,von
Absorptionsfiltern oder von Dämpfungsmitteln für Luftschall ermöglicht.
[0014] Die in der Anlage beigefügte Abbildung nimmt Bezug auf eine offenporige Faser der
erfindungsgemäßen Art in 7000-facher bzw. 14000-facher Vergrößerung.
Figur 1 zeigt einen Ausschnitt aus einer solchen Faser in der Draufsicht.
Figur 2 die Faser gemäß Figur 1 in quergeschnittener Darstellung.
[0015] In der Figur 2 ist deutlich zu erkennen, daß die Poren im wesentlichen senkrecht
zur Oberfläche orientiert sind, daß sie die gesamte geschäumte Schicht durchdringen,
und daß die geschäumte Schicht durch eine klare Trennungslinie vom Faserkern unterschieden
ist. Die geschäumte Schicht umhüllt den vollkommen porenfreien Faserkern mit gleichmäßiger
Stärke auf allen Seiten. Die etwas unscharfe Wiedergabe der geschäumten Schicht im
unteren Teil der Abbildung 2 ist auf fotographische Schwierigkeiten bei der Darstellung
des gewählten Maßstabes zurückzuführen.
[0016] Die dargestellte Faser ist eine Polycarbonatfaser, die aus einer Lösung von Polycarbonat
in Methylenchlorid auf elektrostatischem Wege erzeugt worden ist. Vergleichbar gute
Ergebnisse wurden daneben erzielt unter Verwendung von Spinnlösungen der folgenden
Zusammensetzung:
88 Anteile Methylenchlorid und 12 Teile Polystyrol
86 " " " 14 " PVC
1. Elektrostatisch ersponnene Faser aus einem polymeren Werkstoff, die eine stark
poröse Oberflächenstruktur aufweist und gegebenenfalls ein bandförmiges Profil, dadurch
gekennzeichnet, daß der polymere Werkstoff eine amorphe oder eine teilweise orientierte
molekulare Struktur aufweist, daß die Oberflächenstruktur Bestandteil einer geschäumten
Schicht ist, und daß diese einen Faserkern umhüllt, der im wesentlichen frei von Poren
ist.
2. Faser nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die geschäumte Schicht eine im
wesentlichen gleichbleibende Dicke aufweist.
3. Faser nach Anspruch 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß die geschäumte Schicht
offene und/oder geschlossene Poren enthält.
4. Faser nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die offenen Poren bei einem im
wesentlichen gleichbleibenden Querschnitt im wesentlichen senkrecht zur Oberfläche
angeordnet sind.
5. Faser nach Anspruch 3 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Poren bei einem runden
Querschnitt einen Durchmesser von 0,01 bis 0,5 u haben, vorzugsweise einen Durchmesser
von 0,05 bis 0,2 u, und daß der Anteil offener Poren an der Gesamtfläche der Schicht
1 bis 99 % beträgt, vorzugsweise 10 bis 70 %.