[0001] Die Erfindung betrifft einen.Desintegrator zum Feinstzerkleinern von anorganischen
Stoffen mit vornehmlich kristallinem Aufbau und von tiefgekühlten organischen Stoffen,
sowie von entsprechenden Stoffgemischen, mit zwei gegensinnig umlaufend angetriebenen
Rotoren, die mindestens vier alternierend ineinandergreifende konzentrisch in Kranzform
angeordnete Schaufelreihen tragen, die den Stofftransport von innen durch die Schaufelreihen
hindurch nach außen besorgen, wobei die Schaufeln jeweils in Drehrichtung nach vorn
und nach außen geneigt sind.
[0002] Desintegratoren sind bereits in unterschiedlichen Ausführungsformen für die Feinstzerkleinerung
von Materialien vorgeschlagen worden. So soll z.B. bei einem bekannten Verfahren zur
Aufbereitung von feinkörnigem Baustoffrohgut (DE-AS 12 36 915) ein Desintegrator zum
Einsatz gelangen, der so ausgebildet und betrieben werden soll, daß wenigstens drei
aufeinanderfolgende Stöße auf jedes Materialteilchen mit einem Zeitintervall zwischen
zwei aufeinanderfolgenden Stößen von höchstens 0,05 sec gewährleistet sind. Die den
Teilchen durch die Schlagkörper oder durch andere Teilchen versetzten Stöße sollen
hierbei mit einer Geschwindigkeit von wenigstens 1S m/s erfolgen. Durch diese Schlagbehandlung
soll das Material einer Aktivierung unterworfen worden, die dem Material neue und
beträchtlich verbesserte Eigenschaften verleiht. Der hierfür vorgeschlagene Desintegrator
ist mit im Querschnitt kreisrunden Schlagstäben ausgerüstet, die einem außerordentlich
hohen Verschleiß unterliegen. Darüber hinaus sind die Rotoren einseitig, d.h. fliegend
gelagert, so daß die im Interesse einer guten Aktivierung erforderlichen hohen Drehzahlen
wegen hierbei unvermeidbar auftretender gefährlicher Schwingungserscheinungen nicht
erreicht werden können.
[0003] Bei einem bekannten Desintegrator der eingangs angegebenen Gattung (DE-AS 12 96 943)
wird von.der Erkenntnis Gebrauch gemacht, daß sich während des Zerkleinerungsbetriebes
auf den Arbeitsflächen der Schaufeln von selbst eine den Schaufelverschleiß mindernde
Schutzschicht bildet, die aus dem zu zerkleinernden Material besteht. Bei einer Ausführungsform
dieses bekannten Desintegrators sind die Schaufeln im Interesse einer verbesserten
Bildung und Beibehaltung der Schutzschicht an ihren Wirkflächen konkav ausgebildet.
Außerdem können die Eintritts- und Austrittskanten der Schaufeln durch Schneideinsätze
aus hartem abriebfestem Material verstärkt sein. Trotz dieser Maßnahmen unterliegen
auch bei diesem bekannten Desintegrator die Schlagkörper, d.h. die Schaufeln, einem
für den kontinuierlichen Betrieb untragbar hohen Verschleiß, weil die Zerkleinerung
in erster Linie durch die unmittelbare Schlageinwirkung der Schaufeln auf den zu zerkleinernden
Stoff herbeigeführt wird. Außerdem sind auch bei diesem bekannten Desintegrator die
erreichbaren Höchstdrehzahlen durch die ebenfalls einseitige, d.h. fliegende Lagerung
der Rotoren begrenzt, so daß optimale Aktivierungen des Zerkleinerungsgutes nicht
erreichbar sind.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Desintegrator bereitzustellen, dessen
Schaufeln nur einem vergleichbar geringen Verschleiß unterliegen und dessen Rotoren
mit für eine wirksame Feinstzerkleinerung und Aktivierung wünschenswerten hohen Drehzahlen
angetrieben werden können. Dabei soll der Desintegrator für eine technisch einwandfreie
und wirtschaftliche Feinstzerkleinerung einer breiten Palette unterschiedlicher Stoffe
geeignet sein.
[0005] Die gestellte Aufgabe wird ausgehend von einem Desintegrator der eingangs angegebenen
Gattung dadurch gelöst, daß die Schaufeln im wesentlichen nach Art von Radialturbinenschaufeln
gekrümmt ausgebildet sind, wobei sich die Konkavkrümmung jeweils in Drehrichtung vorn
befindet, und daß die Rotoren an jeweils zugeordneten Hohlwellen befestigt sind, die
auf einer gemeinsamen festen Achse drehbar gelagert sind.
[0006] Durch die erfindungsgemäße Ausbildung der Schaufeln ergibt sich im Betrieb des Desintegrators
ein Turboeffekt, dessen unmittelbare Auswirkung darin besteht; daß die Schaufeln für
die zu zerkleinernden Stoffe und den Gas- bzw. Luftdurchsatz hauptsächlich eine Leitfunktion
übernehmen und nur noch zum geringen Teil als Schlagwerkzeuge dienen. Dies bedeutet,
daß die Feinstzerkleinerung überwiegend durch mehrfaches Zusammenprallen der hoch
beschleunigten Teilchen im freien Flug erfolgt, wodurch der Schaufelverschleiß wirksam
herabgesetzt wird. Die Lagerung der Rotoren über Hohlwellen auf einer gemeinsamen
festen Achse erlaubt nicht nur einen schwingungsfreien Hoch-und Dauerlauf des Desintegrators,
sie ermöglicht auch solche Drehzahlen, die dem äußeren Schaufelkranz Umfangsgeschwindigkeiten
in der Nähe der Schallgeschwindigkeit verleihen. Dadurch wird im Zusammenwirken mit
dem erwähnten Turboeffekt eine äußerst wirksame Feinstzerkleinerung und Aktivierung
erzielt, die wegen des herabgesetzten Schaufelverschleisses über wirtschaftlich lange
Betriebszeiträume aufrechterhalten werden kann.
[0007] Der erfindungsgemäße Desintegrator kann zur Feinstzer
= kleinerung praktisch sämtlicher Stoffe aus dem anorganischen Bereich mit vornehmlich
kristallinem Aufbau, sowie über die ganze Härte-Skala nach Mohs bis etwa 9,5 eingesetzt
werden. Aber auch praktisch alle Stoffe aus dem organischen Bereich können mit dem
erfindungsgemäßen Desintegrator feinstzerkleinert werden, wenn diese zuvor in bekannter
Weise durch Behandlung mit flüssigem Stickstoff auf etwa -160 bis -170 °C tiefgekühlt
und entsprechend versprödet werden. Es können auch Gemische aus den angegebenen Bereichen
desintegriert werden, und zwar sowohl trocken als auch naß. Die mit dem erfindungsgemäßen
Desintegrator zerkleinerten Stoffe besitzen einzigartige Eigenschaften hinsichtlich
des Zerkleinerungsgrades und der erzielten Aktivierung. Auffallend ist die Beobachtung,
daß die zerkleinerten Stoffe nicht zum Agglomerieren neigen.
[0008] Besonders gute Ergebnisse werden erzielt, wenn der Neigungswinkel zwischen Schaufelstellung
und Umfangsrichtung-zwischen 20 und 32° beträgt und wenn-die Schaufeln des äußeren
Schaufelkranzes außen eine Abweisfläche besitzen, die mit der Schaufelstellung einen
Winkel von etwa 70° bildet. Durch die letztere Maßnahme wird der Verschleiß an den
besonders verschleißanfälligen Außenkanten der Schaufeln des äußeren Schaufelkranzes
wirksam herabgesetzt. Es hat sich auch gezeigt, daß der
[0009] Verschleiß am Anfang und Ende der Schaufeln durch Anbringung von Verschleißnasen
verringert werden kann. Im übrigen bildet das Zerkleinerungsmaterial auch auf den
Wirkflächen der Schaufeln des erfindungsgemäßen Desintegrators eine verschleißmindernde
Schutzschicht.
[0010] Zusätzlich können die Eintritts- und Austrittskanten der Schaufeln gegen Verschleiß
geschützt sein. Vorteilhaft kann dies dadurch geschehen, daß die Eintritts-und Austrittskanten
der Schaufeln oder ihrer Verschleißnasen mit einem Werkstoff aufgepanzert sind, dessen'
Werkstoffeigenschaften sich aus einer gesetzmäßig abgeleiteten "Hochlage" zwischen
Zerkleinerungsstoff und Schaufelwerkstoff ergeben.
[0011] Bei Verwendung voller Rotorscheiben und vier daran angebrachter Schaufelkränze hat
es sich als vorteilhaft herausgestellt, wenn zwischen dem ersten und dritten sowie
zwischen dem zweiten und vierten Schaufelkranz Entlastungsbohrungen in den Rotorscheiben
angebracht sind. Diese Entlastungsbohrungen sorgen'für einen Druckausgleich zwischen
den einzelnen zwischen den Schaufelkränzen gebildeten Kammern, wodurch der Verschleiß
an den Schaufelstirnflächen und den benachbarten Rotorscheibenbereichen herabgesetzt
wird.
[0012] Vorteilhaft ist das die Rotoren umgebende Gehäuse in der Ebene der festen Achse horizontal
geteilt und ist gegenüber den aus dem Gehäuse herausgeführten Hohlwellen abgedichtet,
mit diesen jedoch nicht kraftschlüssig verbunden. Zweckmäßig ist hierbei die Anordnung
so getroffen, daß das Gehäuse und die die Rotoren über die Hohlwellen lagernde feste
Achse getrennt auf einer gemeinsamen Grundplatte angeordnet sind.
[0013] Die Hohlwellen des Desintegrators können über Flachkeilriemen direkt oder über angeflanschte
Getriebe mit Zwischenkupplung mit den Antriebsmotoren in Antriebsverbindung stehen.
Bei Direktantrieb der Hohlwellen ist zweckmäßig eine Anlaufregelung der Motoren vorhanden.
[0014] Das zur Erfindung gehörende Verfahren zum Betrieb eines Desintegrators ist dadurch
gekennzeichnet, daß die zu zerkleinernden Stoffe dem Desintegrator zwangsdosiert und
mengenregelbar unter Ausnutzung der Schwerkraft aufgegeben und die zerkleinerten Stoffe
nach Maßgabe der Zerkleinerungsleistung unter Ausnutzung der Schwerkraft aus dem Desintegrator
ausgetragen werden, und daß der den Desintegrator durchsetzende Gasstrom zwischen
der Aufgabezone und der Austragszone partiell umgewälzt wird. Dies vorgesehene Umwälzung
ermöglicht dem erfindungsgemäßen Desintegrator das ihm eigentümliche unterschiedliche
Verhalten des Luft- oder Gasstromes bei Leerlauf einerseits und Lastlauf andererseits.
Es hat sich nämlich herausgestellt, daß der Desintegrator bei Leerlauf den Luft- oder
Gasstrom von außen nach innen durchsetzt, während diese Strömungsrichtung bei Lastlauf
in die entgegengesetzte Richtung umschlägt.
[0015] Das Verfahren zum Betrieb des Desintegrators ist weiterhin vorteilhaft dadurch gekennzeichnet,
daß der Desintegrator unter luft- und gasdichtem .Abschluß an der Aufgabe- und Austragszone
in einem geschlossenen Zerkleinerungskreislauf betrieben wird.
[0016] Weiterhin kann verfahrensgemäß vorgesehen sein, daß die Hohlwellenlagerungen des
Desintegrators durch im Kreislauf geführtes Öl geschmiert werden, und daß dieser Olstrom
mit Hilfe seiner Parameter Druck, Temperatur und Menge zur Absicherung und Temperaturregelung
des Desintegrators verwendet wird.
[0017] Weitere Einzelheiten der Erfindung werden nachfolgend anhand der Ausführungsbeispiele
darstellenden schematischen Zeichnungen näher erläutert. Darin zeigt:
Fig. 1 einen Längsschnitt durch einen Desintegrator,
Fig. 2 einen Schnitt durch die Schaufelkränze entsprechend der Linie II-II in Fig.
1,
Fig. 3 einen der Fig. 1 ähnlichen in diesem Fall abgebrochenen Längsschnitt durch
den Desintegrator und
Fig. 4 einen Ausschnitt aus einer Desintegrationsanlage mit einem Desintegrator.
[0018] Zur Erläuterung des grundsätzlichen Aufbaus des Desintegrators wird zunächst auf
die Fig. 1 und 2 Bezug genommen. Auf einer Grundplatte 1 ist über daran angebrachte
seitliche Auflager 2 eine feste, biegesteife und zylindrische Achse 3 unverdrehbar
befestigt. Konzentrisch zur Achse 3 sind zwei Hohlwellen 4 und 5 angeordnet, die jeweils
über zwei mit gegenseitigem Abstand angebrachte geeignete Wälzlager 6 um die Achse
3 drehbar, in axialer Richtung aber unverschiebbar sind. Der getrennte Antrieb der
Hohlwellen 4 und 5 über Flachkeilriemen oder über angeflanschte Getriebe mit Zwischenkupplung,
sowie die beiden Antriebsmotoren sind in Fig. 1 nicht dargestellt.
[0019] In einer zur Achse 3 senkrechten Ebene ist an der Hohlwelle 4 ein allgemein mit der
Bezugszahl 7 bezeichneter rotationssymmetrisch ausgebildeter Rotor befestigt. An der
Hohlwelle 5 ist auf entsprechende Weise ein allgemein mit 8 bezeichneter Rotor befestigt.
Die Rotoren 7 und 8 werden über die jeweils zugehörigen Hohlwellen 4 bzw. 5 gegensinnig
angetrieben, wie die Drehrichtungspfeile 9 bzw. 10 zu erkennen geben. Die Rotoren
7 und 8 besitzen volle Scheiben 11 bzw. 12, an denen die je- ,weils zugeordneten Schaufelkränze
befestigt sind, die in Fig. 1 nur schematisch angedeutet sind. Der Rotor 8 trägt den
ersten oder inneren Schaufelkranz 13 und den dritten Schaufelkranz 14. Am Rotor 7
sind der zweite Schaufelkranz 15 und der vierte oder äußere Schaufelkranz 16 befestigt.
Wie ersichtlich ist, greifen die Schaufelkränze 13 bis 16 alternierend in dem Sinne
ineinander, daß auf jeweils einen Schaufelkranz des einen Rotors ein Schaufelkranz
des anderen Rotors in radialer Richtung betrachtet folgt. Die Schaufelkränze sind
selbstverständlich konzentrisch zueinander und zu den Hohlwellen 4 und 5 sowie zur
festen Achse 3 angeordnet.
[0020] Die Grundplatte 1 besitzt im gezeichneten Beispiel eine Aussparung für den Durchtritt
der Rotoren 7 und 8 und eines die Rotoren umgebenden Gehäuses, das in der Ebene der
festen Achse 3 horizontal geteilt ist und daher aus einem Unterteil 17 und einem Oberteil
18 besteht. Oberteil und Unterteil können auf bekannte nicht näher dargestellte Weise
durch lösbare Verbindungsmittel miteinander verbunden sein. Das Gehäuse ist über sein
Unterteil 17 fest mit der Grundplatte verbunden. Die Hohlwellen 4 und 5, sind bei
19 und 20 abgedichtet aus dem Gehäuse 17, 18 herausgeführt, mit dem sie jedoch nicht
kraftschlüssig verbunden sind. Die Abdichtung an den Hohlwellendurchtritten 19 und
20 kann beispielsweise durch ein unter Druck zugeführtes Sperrgas erfolgen. Auf diese
Weise wird sicher verhindert, daß zu zerkleinernde bzw. zerkleinerte Stoffteilchen
aus dem Gehäuse austreten. Das Gehäuse 17, 18 besitzt einen Einlaufstutzen 21, der
in den Innenraum des Desintegrators einmündet, der von der Rotorscheibe 12, dem Schaufelkranz
13 und einer Gehäusewand begrenzt wird. Am unteren Ende besitzt das Gehäuseunterteil
17 eine Austragsöffnung 22. Pfeile 23 und 24 markieren die Durchsatzrichtung der zu
zerkleinernden Stoffe durch den Desintegrator.
[0021] In Fig. 2 ist von jedem Schaufelkranz 13 bis 16 aus Gründen der Zeichnungsvereinfachung
jeweils nur eine Schaufel dargestellt, die zudem noch in unterschiedlichen Ausführungsbeispielen
eingezeichnet sind. Selbstverständlich können die Schaufeln der verschiedenen Schaufelkränze
auch über einander entsprechende oder ähnliche geometrische Konfigurationen verfügen.
Kennzeichnend ist für alle Schaufeln, daß sie im wesentlichen nach Art von Radialturbinenschaufeln
gekrümmt ausgebildet sind, so daß sich in den von benachbarten Schaufeln eines Schaufelkranzes
gebildeten Kanälen besondere, den erwähnten Turboeffekt ergebende Strömungsbedingungen
ausbilden können. Wie ersichtlich ist, befindet sich die Konkavkrümmung aller Schaufeln
jeweils in Drehrichtung (Pfeile 9 und 10) vorn.
[0022] Die Schaufeln 25 des äußeren Schaufelkranzes 16 sind mit einem nach außen weisenden
und in Drehrichtung hinten befindlichen Vorsprung 26 ausgerüstet, welcher eine äußere
Abweisfläche 27 bildet, die mit der durch die Hilfslinie 28 markierten Schaufelstellung
einen Winkel β von etwa 80° bildet. Der Winkel α zwischen der Schaufelstellung 28
und der durch die Hilfslinie 29 markierten Umfangsrichtung liegt zwischen 20 und 32°.
Dieser Winkelbereich wird auch für die entsprechenden Winkel α der anderen Schaufelkränze
13 bis 15 zur Anwendung gebracht. Die Umfangsrichtung 29 ist die senkrechte auf die
durch die Eintrittskante der Schaufel 25 geführte Radiallinie 30. Die Winkel oC der
Schaufeln der übrigen Schaufelkränze sind entsprechend definiert.
[0023] Am Beispiel der Schaufel 31 des Schaufelkranzes 14 ist die Anbringung von Verschleißnasen
32 und 33 am Schaufeleintritt bzw. am Schaufelaustritt demonstriert. Durch diese Verschleißnasen
32 und 33 wird der Verschleiß der Schaufel 31 in dem Sinne verringert, als die Verschleißnasen
ohne Beeinträchtigung der Schaufelwirksamkeit durch Verschleiß langsam abgebaut werden
können.
[0024] Eine mögliche Schaufelausführung ohne Verschleißnasen ist am Beispiel der Schaufel
34 des Schaufelkranzes 15 dargestellt. Anstelle einteilig hergestellter Schaufeln
25, 31, 34 können auch aus mehreren Teilen zusammengeschweißte Schaufeln verwendet
werden, wie dies am Beispiel der Schaufel 35 des Schaufelkranzes 13 gezeigt ist. In
diesem Fall besteht die Schaufel 35 aus zwei im stumpfen Winkel aneinander geschweißte
Flachstücke 36 und 37. Es können auch mehr als zwei Stücke aneinander geschweißt werden,
um die Schaufelform möglichst einer gekrümmten Schaufelform anzunähern.
[0025] Zum Schutz der Eintritts- und Austrittskanten der Schaufeln gegen Verschleiß können
diese mit einem aufgepanzertem Werkstoff versehen sein, wie das am Beispiel der Schaufeln
34 und 35 jeweils bei 38 schematisch angedeutet ist. Entsprechende Aufpanzerungen
39 können auch an den ggf. vorhandenen Verschleißnasen angebracht sein, wie das anhand
der Verschleißnasen 32 und 33 der Schaufel 31 des Schaufelkranzes 14 angedeutet ist.
[0026] Wie aus Fig. 3 hervorgeht, besitzt die volle Rotorscheibe 11 des Rotors 7 zwischen
den Schaufelkränzen 15 und 16 Entlastungsbohrungen 40 für den Druckausgleich. Entsprechende
Entlastungsbohrungen 41 sind im Rotor 8 angebracht, und zwar in einer die beiden Schaufelkränze
13 und 14 miteinander verbindenden Ringscheibe 42.
[0027] Eine anlagenmäßige Einbindung des Desintegrators geht aus Fig. 4 hervor. Wie daraus
entnehmbar ist, können sich auf der Grundplatte 1 auch die beiden Antriebsmotoren
43 und 44,befinden. Die zu zerkleinernden Stoffe werden über regelbare und zwangsdosierende
Zellradschleusen 45 und 46, ein daran anschließendes Hosenrohr 47, eine Aufgabezone
48 und einen Kompensator 49 dem Zulaufstutzen 21 des Desintegrators zugeführt. Das
zerkleinerte Gut verläßt den Desintegrator über einen Kompensator 50, eine Austragszone
51 und ein Hosenrohr 52 und wird von dort aus zwei weiteren Austrags-Zellradschleusen
53 und 54 zugeleitet. An die Aufgabezone 48 und die Austragszone 51 ist eine Luft-
oder Gasumwälzleitung 55 angeschlossen, in welcher in beide möglichen Strömungsrichtungen
eingezeichnete Pfeile den Strömungsumschlag zwischen Leerbetrieb und Lastbetrieb andeuten.
Die Umwälzleitungen 55 können auch im Desintegratorgehäuse selbst als Strömungskanäle
angebracht sein. Luft oder Inertgas wird dem System bei Lastbetrieb über die Leitung
56 zugeführt. Die Zuführung von Luft oder Gas im Leerlaufbetrieb erfolgt über die
Leitung 57. Etwaiger Luft- oder Gasüberdruck kann aus dem System über die Leitung
58 entweichen, die zu einem Filter führt. Ein Gasanschluß 59 kann auch unmittelbar
in die Umwälzleitung 55 einmünden.
[0028] Aufgrund der geschilderten anlagenmäßigen Anordnung kann der Desintegrator unter
luft- und gasdichtem Abschluß an der Aufgabe- und Austragszone in einem geschlossenen
Zerkleinerungskreislauf betrieben werden, so daß die bei dem Zerkleinerungsvorgang
entstehenden Stäube nicht nach außen dringen können.
[0029] Der erfindungsgemäße Desintegrator wurde beispielsweise zur Zerkleinerung unterschiedlicher
Mineral- stoffe bis zu einer Mohs-Härte von 9.3 bei Durchsätzen zwischen 6 bis 8 t/h
eingesetzt. Mit Hilfe von zwei Kurzschlußläufermotoren wurden dabei die Rotoren gegenläufig
mit einer Drehzahl von 3000 min
1 angetrieben. Der maximale Rotordurchmesser, d.h.der maximale Durchmesser des Rotors
7 am äußeren Schaufelkranz 16 betrug 750 mm. Es waren vier Schaufelkränze mit insgesamt
50 Schaufeln vorgesehen, wobei die Schaufelanzahl von innen nach außen zunahm, und
zwar für den Schaufelkranz 13 neun Schaufeln, für den Schaufelkranz 15 zwölf Schaufeln,
für den Schaufelkranz 14 vierzehn Schaufeln und für den Schaufelkranz 16 fünfzehn
Schaufeln. Die mittlere Körnung des Aufgabegutes betrug etwa 12 mm.
[0030] Die mit dem erfindungsgemäßen Desintegrator erzielbaren Zerkleinerungsergebnisse
werden nachfolgend anhand eines charakteristischen Desintegrationsbeispiels veranschaulicht.
[0031] Zum Einsatz gelangte eine Flugasche aus Lignit-Kohle folgender chemischer Zusammensetzung

[0032] Diese Elektrofilterasche (Efa) hatte eine Korngröße vor der Desintegration von durchschnittlich
200 µm. Die spezifische Oberfläche nach Blaine betrug etwa 4200 cm
2/g. Nach der Desintegration betrug die Korngröße nur noch etwa 20 µm und die spezifische
Oberfläche 9195 cm
2/g. Nach nachfolgender Sichtung beim
[0033] Feinanteil betrug die spezifische Oberfläche 13.360 cm
2/g. Die Verweilzeit der zu zerkleinernden Teilchen im Desintegrator betrug im Durchschnitt
weniger als 1 sec.
[0034] Um den Einfluß der Desintegration bzw. der mechanischen Aktivierung auf die Efa zu
veranschaulichen, wurde nach DIN 1164 ein Versuchsprogramm an Beton-Probekörpern durchgeführt.
Dieser Beton wurde aus einem Zement F 45 mit stufenweiser Abmagerung durch desintegrierte
Efa hergestellt. Der Wasser-Zementwert wurde konstant gehalten. Untersucht wurden
die Druck- und Biegezugfestigkeiten der Probekörper in Abhängigkeit von der Alterung.
[0035] Die den Zeichnungen des Desintegrators beigefügten Diagramme zeigen jeweils die Druck-
und Biegefestigkeiten bei Beimischung nichtdesintegrierter Efa (4200 cm
2/g) unf desintegrierter und gesichteter Efa (13360 cm
2/g). jeweils eine Kurve (a) zeigt den Beton aus 100 %igem F 45 und die andere (b)
einen Beton aus 50 %igem F 45 und 50 % Efa.
[0036] In Diagramm 1 und 2, bei nichtdesintegrierter Efa, lagen die Festigkeiten des Betons
mit 50 % F 45 und 50 % Efa immer erheblich unter denen des Betons mit 100 % F 45.
Hierbei handelt es sich um den typischen Fall, für den Bfa nur als Füllstoff mit entsprechenden
Festigkeitsverlusten Verwendung findet. Im Diagramm 3, nach Desintegration und Sichtung,
ist jedoch zu erkennen, daß Kurve b mit 50 % Efa-Anteil, bereits nach sieben Tagen
die Druckfestigkeit von Beton mit 100 % F 45 (Kurve a) übersteigt. Bereits nach etwa
28 Tagen liegt Kurve b mit ca. 22 größerer Festigkeit über Kurve a und bleibt in diesem
Abstand konstant bis zur Aushärtung von 90 Tagen. Diagramm 4 veranschaulicht ähnliche
Verhältnisse.
[0037] Alle unter Einsatz des erfindungsgemäßen Desintegrators erzielten Proben wiesen keinerlei
Haarrisse auf.
1. Desintegrator zum Feinstzerkleinern von anorganischen Stoffen mit vornehmlich kristallinem
Aufbau und von tiefgekühlten organischen Stoffen, sowie von entsprechenden Stoffgenischen,
mit zwei gegensinnig umlaufend angetriebenen Rotoren, die mindestens vier alternierend
ineinandergreifende konzentrisch in Kranzform angeordnete Schaufelreihen tragen, die
den Stofftransport von innen durch die Schaufelreihen hindurch nach außen besorgen,
wobei die Schaufeln jeweils in Drehrichtung nach vorn und nach außen geneigt sind,
dadurch gekennzeichnet, daß die Schaufeln (25, 31, 34, 35) im wesentlichen nach Art
von Radialturbinenschaufeln gekrümmt ausgebildet sind, wobei sich die Konkavkrümmung
jeweils in Drehrichtung vorn befindet, und daß die Rotoren (7, 8) an jeweils zugeordneten
Hohlwellen (4, 5) befestigt sind, die auf einer gemeinsamen festen Achse (3) drehbar
gelagert sind.
2. Desintegrator nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Neigungswinkel (0() zwischen Schaufelstellung (28) und Umfangsrichtung (29) zwischen 20 und 32 ° beträgt,
und daß die Schaufeln (25) des äußeren Schaufelkranzes (16) außen eine Abweisfläche
(27) besitzen, die mit der Schaufelstellung (28) einen Winkel (/3) von etwa 70° bildet.
3. Desintegrator nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Schaufeln
(31) am Anfang und Ende eine Verschleißnase (32, 33) aufweisen.
4. Desintegrator nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Eintritts-
und Austrittskanten der Schaufeln (31, 34, 35) öder ihrer Verschleißnasen (32, 33)
mit einem Werkstoff (38, 39) aufgepanzert sind, dessen Werkstoffeigenschaften sich
aus einer gesetzmäßig abgeleiteten "Hochlage" zwischen Zerkleinerungswerkstoff und
Schaufelwerkstoff ergeben.
5. Desintegrator nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß bei
Verwendung voller Rotorscheiben (11, 12) und vier daran angebrachter Schaufelkränze
(13 bis 16) zwischen dem ersten und dritten sowie zwischen dem zweiten und vierten
Schaufelkranz Entlastungsbohrungen (41, 40) in den Rotorscheiben (42, 11) angebracht
sind.
6. Desintegrator nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das
die Rotoren (7, 8) umgebende Gehäuse (17, 18) in der Ebene der festen Achse (3) horizontal
geteilt ist und gegenüber den aus dem Gehäuse hinausgeführten Hohlwellen (4, 5) abgedichtet,
mit diesen jedoch nicht kraftschlüssig verbunden ist.
7. Desintegrator nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Gehäuse (17, 18)
und die die Rotoren (7, 8) über die Hohlwellen (4, 5) lagernde feste Achse (3) getrennt
auf einer gemeinsamen Grundplatte (1) angeordnet sind.
8. Desintegrator nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die
Hohlwellen (4, 5) über Flachkeilriemen direkt oder über angeflanschte Getriebe mit
Zwischenkupplung mit den Antriebsnotoren (43, 44) in Antriebsverbindung stehen.
9. Desintegrator nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß bei Direktantrieb der
Hohlwellen (4, 5) eine Anlaufregelung der Motoren (43, 44) vorhanden ist.
10. Verfahren zum Betrieb eines Desintegrators zum Feinstzerkleinern von anorganischen
Stoffen mit vornehmlich kristallinem Aufbau und von tiefgekühlten organischen Stoffen,
sowie von entsprechenden Stoffgemischen, insbesondere unter Verwendung eines Desintegrators
nach den Ansprüchen 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die zu zerkleinernden Stoffe
dem Desintegrator zwangsdosiert und mengenregelbar unter Ausnutzung der Schwerkraft
aufgegeben und die zerkleinerten Stoffe nach Maßgabe der Zerkleinerungsleistung unter
Ausnutzung der Schwerkraft aus dem Desintegrator ausgetragen werden, und daß der den
Desintegrator durchsetzende Gasstrom zwischen der Aufgabezone und der Austragszone
partiell umgewälzt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der den Desintegrator
durchsetzende Gasstrom mindestens teilweise aus einem Inertgas besteht.
12. Verfahren nach den Ansprüchen 10 und 11, dadurch gekennzeichnet, daß der Desintegrator
unter luft- und gasdichtem Abschluß an der Aufgabe- und Austragszone in einem geschlossenen
Zerkleinerungskreislauf betrieben wird.
13. Verfahren nach den Ansprüchen 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Hohlwellenlagerungen
des Desintegrators durch im Kreislauf geführtes Öl geschmiert werden, und daß dieser
ölstrom mit Hilfe seiner Parameter Druck,Temperatur und Menge zur Absicherung und
Temperaturregelung des Desintegrators verwendet wird.