[0001] Die Erfindung betrifft ein fotografisches Material für das Farbdiffusionsübertragungsverfahren
mit einer temporären Sperrschicht, die aus einem als Dispersion in einem organischen
Lösungsmittel aufgetragenen vernetzten Mischpolymerisat besteht.
'
[0002] Es ist bekannt, in mehrschichtigen fotografischen Materialien, insbesondere in lichtempfindlichen
farbfotografischen Aufzeichnungsmaterialien, Zwischenschichten zu verwenden, um die
in den verschiedenen Schichten ablaufenden Entwicklungsvorgänge räumlich voneinander
getrennt zu halten. Bei derartigen Zwischenschichten handelt es sich in der Regel
um für das Entwickleralkali permeable Schichten aus einem hydrophilen Bindemittel,
insbesondere Gelatine.
[0003] Es ist auch bekannt, in fotografischen Materialien Zwischenschichten mit einer temporären
Sperrwirkung zu verwenden, um eine zeitliche Differenzierung der in den verschiedenen
Schichten ablaufenden Entwicklungsvorgänge zu ermöglichen. Solche Schichten werden
erst mit einer gewissen Verzögerung für diffundierendes wäßriges Alkali durchlässig.
Von besonderer Bedeutung sind solche temporären Sperrschichten in farbfotografischen
Aufzeichnungsmaterialien für das Farbdiffusionsübertragungsverfahren, die als farbgebende
Verbindungen beispielsweise sogenannte Entwicklerfarbstoffe enthalten, die eine gewisse
Beweglichkeit in dem alkalischen Entwicklermedium aufweisen und lediglich an den Stellen,
wo Entwicklung stattfindet, bildmäßig immobilisiert werden.
[0004] Desweiteren werden Hilfsschichten mit einer temporären Sperrwirkung gegenüber wäßrigem
Alkali in Kombination mit einer ein saures Polymer enthaltenden Schicht in Form eines
sogenannten Neutralisationssystems verwendet. Durch die saure Polymerschicht wird
nach Ablauf der erforderlichen Entwicklungszeit der pH-Wert in dem zu entwickelnden
farbfotografischen Material auf einen niedrigen Wert abgesenkt, bei dem die Entwicklung
wirkungsvoll unterbrochen wird. Durch die temporäre Sperrschicht wird eine gewisse
Verzögerung der pH-Absenkung bewirkt, so daß die Entwicklung nicht vorzeitig abgebrochen
wird. Die Verwendung von temporären Sperrschichten in Kombination mit einer sauren
Polymerschicht als sogenanntes Neutralisationssystem ist beispielsweise bekannt aus
US 2 584 030, US 2 607 685, 3 419 389, US 3 433 633, US 3 362 819, US 4 088 493, US
4 138 260 und DE-OS 2 716 505.
[0005] 3ei Verwendung von nicht-diffundierenden farbgebenden erbindungen, die erst als Folge
der Entwicklung diffunlierende Farbstoffe bildmäßig in Freiheit setzen, ist es für
die Erzielung einer ausreichenden Farbdichte in dem übertragungsbild besonders wichtig,
daß der an-Eängliche, für die Entwicklung erforderliche hohe pH-wert für eine bestimmte
Zeit nahezu unverändert beibe- halten wird und anschließend möglichst rasch soweit
abgesenkt wird, daß die Entwicklung des Silberhalogeiids abgeschlossen wird und eine
Nachdiffusion diffusionsfähiger Farbstoffe wirksam unterbunden wird. Sperrschichten
mit einem derartigen temporären Sperrverhalten sind beispielsweise bekannt aus DE-OS
2 716 505 und Research Disclosure Nr. 18 452 (August 1979). Bei Verwendung der temporären
Sperrschicht der DE-OS 2 716 505, die als wäßrige Dispersion (Latex) auf die aus organischem
Lösungsmittel vergossene saure Polymerschicht aufgetragen wird und an sich das gewünschte
Sperrverhalten mit einer Aktivierungsenergie für die Durchdringung durch wäßrige alkalische
Lösungen von größer als 18 kcal pro Mol aufweist, besteht ein bisher noch nicht befriedigend
gelöstes Problem darin, daß sie auf jener nur eine unbefriedigende Schichtqualität
liefert. Dies kann beispielsweise dadurch behoben werden, daß zwischen ihr und der
sauren Polymerschicht eine weitere, aus organischer Lösung aufgebrachte temporäre
Sperrschicht mit einer Aktivierungsenergie für die Durchdringung durch wäßrige alkalische
Lösungen von weniger als 18 kcal pro Mol angeordnet wird. Die temporäre Sperrschicht
gemäß Research Disclosure Nr. 18 452 wird demgegenüber aus organischer Phase vergossen,
so daß hinsichtlich der Haftung auf der sauren Polymerschicht keine Probleme entstehen.
Jedoch ist hierbei, um das gewünschte Sperrverhalten zu erzielen, die Zumischung einer
zweiten Polymerkomponente erforderlich.
[0006] Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe besteht darin, ein fotografisches Material
für das Farbdiffusionsübertragungsverfahren anzugeben mit einer aus organischer Phase
aufgetragenen temporären Sperrschicht, die das gewünschte temporäre Sperrverhalten
aufweist (Beibehaltung eines hohen pH-Wertes für eine bestimmte Zeit; danach rasche
Absenkung des pH-Wertes) und dabei einfach zusammengesetzt ist. Solche Sperrschichten
können erfindungsgemäß mit vernetzten Polymeren der nachstehend angegebenen Zusammensetzung
hergestellt werden, die in Form ihrer Dispersion in einem organischen Lösungsmittel
aufgetragen werden.
[0007] Gegenstand der Erfindung ist ein fotografisches Material für das Farbdiffusionsübertragungsverfahren
mit mindestens einer zwischen zwei für Alkali permeablen Schichten angeordneten temporären
Sperrschicht, dadurch gekennzeichnet, daß die temporäre Sperrschicht aus einem als
Dispersion in einem organischen Lösungsmittel aufgetragenen Mischpolymerisat der folgenden
Formel besteht:

worin bedeuten:
S polymerisierte Einheiten von mindestens einem säuregruppenhaltigen Monomer mit einem
copolymerisierbaren ethylenisch ungesättigten Rest;
M polymerisierte Einheiten von mindestens einem säuregruppenfreien Monomer mit einem
copolymerisierbaren ethylenisch ungesättigten Rest;
V polymerisierte Einheiten von mindestens einem Monomer mit mindestens zwei copolymerisierbaren
ethylenisch ungesättigten Resten. Dieses Monomer wird im folgenden auch als Vernetzerverbindung
bezeichnet;
x,y,z die prozentualen Anteile der polymerisierten Monomeren im Mischpolymerisat (in
Mol-%) und zwar im einzelnen:

[0008] Beispiele für Monomere S sind Acrylsäure, Methacrylsäure, Crotonsäure, Vinylessigsäure,
Maleinsäure, Itaconsäure, Acrylamidoglykolsäure, 2-Acrylamido-2-methyl-propansul-
fonsäure, Sulfoethylacrylat, Vinylphosphonsäure, Vinylsulfonsäure.
[0009] Beispiele für Monomere M sind Verbindungen, die eine einzige additionspolymerisierbare
ethylenische Doppelbindung aufweisen, wie Acrylate, Acrylamide, Methacrylate, Methacrylamide,
Allylverbindungen, Vinylester, Vinylether, Crotonate, Styrole, (Meth-)acrylnitril.
Beispiele für Acrylate sind Alkylacrylate wie Methylacrylat, Ethylacrylat, Propylacrylat,
Butylacrylat, Amylacrylat, 2-Ethylhexylacrylat, Octylacrylat, tert.-Octylacrylat,
Chlorethylac-rylat, 2,2-Dimethylhydroxypropylacrylat, 5-Hydroxypentylacrylat, Trimethylolpropanmonoacrylat,
Pentaerythritmonoacrylat, Glycidylacrylat, ferner Benzylacrylat, Methoxybenzylacrylat,
Furfurylacrylat, Tetrahydrofurfurylacrylat und Arylacrylate wie Phenylacrylat. Beispiele
für Methacrylate sind Alkylmethacrylate wie Methylmethacrylat, Ethylmethacrylat, Propylmethacrylat,
Isopropylmethacrylat, Butylmethacrylat, Amylmethacrylat, Hexylmethacrylat, Octylmethacrylat,
4-Hydroxybutylmethacrylat, 5-Hydroxypentylmethacrylat, 2,2-Dimethyl-3-hydroxypropylmethacrylat,
Trimethylolpropanmonomethacrylat, Pentaerythritmonomethacrylat, Glycidylmethacrylat,
ferner Cyclohexylmethacrylat, Benzylmethacrylat, Chlorbenzylmethacrylat, Furfurylmethacrylat
und Tetrahydrofurfurylmethacrylat, sowie Arylmethacrylate wie Phenylmethacrylat, Cresylmethacr-ylat
und Naphthylmethacrylat. Beispiele für Acrylamide sind Acrylamid selbst oder N-Mono-alkyl-
oder N,N-Dialkyl-acrylamide, in denen die Alkylgruppe(n) z.B. (eine) Methyl-, Ethyl-,
Propyl-, Butyl-, t-Butyl-, Heptyl-, Octyl-, Cyclohexyl-, Benzyl- oder Pentylgruppe(n)
ist (sind), z.B. Dimethylacrylamid, N,N-Dibutylacrylamid, Hydroxyethylacrylamid, N-Monoarylacrylamide,
in denen die Arylgruppe z.B. eine Phenyl-, Tolyl- oder Naphthylgruppe ist und N-Hydroxyarylacrylamide
wie Hydroxyphenylacrylamid und gemischte N-Alkyl-N-arylacrylamide, z.B. N-Methyl-N-phenylacrylamid.
Beispiele für Methacrylamide sind Methacrylamid selbst oder N-Monoalkyl- oder N,N-Dialkylmethacrylamide,
deren Alkylgruppe(n) beispielsweise (eine) Methyl-, Ethyl-, t-Butyl-, 2-Ethylhexylgruppe(n)
sind, z.B. Methylmethacrylamid, Hydroxyethylmethacrylamid, Dimethylmethacrylamid,
Dibutylmethacrylamid sowie Cyclohexylmethacrylamid, N-Arylmethacrylamide, in denen
die Arylgruppe beispielsweise eine Phenylgruppe ist, ferner N-Hydroxyethyl-N-methylmethacrylamid,
N-Methyl-N-phenylmethacrylamid und N-Ethyl-N-phenylmethacrylamid. Beispiele für Allylverbindungen
sind Allylester wie Allylacetat, Allylcaproat, Allylcaprylat, Allylacetoacetat, Allyllaurat,
Allylpalmitat, Allylstearat, Allylbenzoat und Allyllactat sowie Allylcyanid und Allyloxyethar-ol.
Beispiele für Vinylether sind Alkylvinylether, wie Hexylvinylether, Octylvinylether,
Decylvinylether, 2-Ethylhexyl-vinylether, Methoxyethyl-vinylether, Ethoxyethylvinylether,
Chlorethylvinylether, 1-Methyl-2,2-dimethylpropyl- vinylether, 2-Ethylbutyl-vinylether,
Hydroxyethylvinylether, Vinylmethylether, Diethylenglycolvinylether, Dimethylaminoethyl-vinylether,
Butylaminoethyl-vinylether, Diethylaminoethyl-vinylether, Benzylvinylether und Tetrahydrofurfurylvinylether;
Vinylarylether wie Vinylphenylether, Vinyltolylether, Vinylchlorphenylet
her, Vinyl-2,4-dichlorphenyl- ether, Vinylnaphthylether und Vinylanthranylether. Beispiele
für Vinylester sind Vinylacetat, Vinylbutyrat, Vinylisobutyrat, Vinyltrimethylacetat,
Vinylvalerat, Vinylcaproat, Vinylchloracetat, Vinyldichloracetat, Vinylmethoxyacetat,
Vinylbutoxyacetat, Vinylphenylacetat, Vinylacetoacetat, Vinyllactat, Vinylpropionat,
Vinyl-ß-phenylbutyrat, Vinylbenzoat, Vinylsalicylat, Vinylchlorbenzoat, Vinyltetrachlorbenzoat
und Vinylnaphthoat. Beispiele für Styrole sind Styrol selbst, ferner Alkylstyrole,
z.B. p-Methyl-styrol, o-Methylstyrol, 2,4-Dimethylstyrol, Trimethylstyrol, p-Butylstyrol,
p-Hexylstyrol, α-Methylstyrol, Decylstyrol, Chlormethylstyrol, Trifluormethylstyrol,
Ethoxymethylstyrol und Acetoxymethylstyrol; Alkoxystyrole wie p-Methoxystyrol, 4-Methoxy-3-methylstyrol
und Dimethoxystyrol; sowie Halogenstyrole, z.B. p-Chlorstyrol, Tetrachlorstyrol, Pentachlorstyrol,
p-Bromstyrol, 2,4-Dibromstyrol, Fluorstyrol, Iodstyrol, Trifluorstyrol, 2-Brom-4-trifluormethylstyrol
und 4-Fluor-3-trifluormethyl- styrol.
[0010] Bevorzugte Vernetzerverbindungen (Monomere V) entsprechen der Formel (II):

worin bedeuten:
n eine ganze Zahl größer als 1, vorzugsweise 2, 3 oder 4;
R1 einen n-bindigen organischen Rest und
R2 ein Wasserstoffatom oder einen Methylrest;
R1 kann beispielsweise einen 2- oder mehrbindigen organischen Rest bedeuten, der aus
Alkylen-, Arylen-, Aralkylen-, Cycloalkylengruppen (bzw. bei mehrbindigen organischen
Resten aus den entsprechenden mehrbindigen Analoga der genannten Gruppen), weiter
Ester-, Sulfonylester-, Amid-, Sulfonamidgruppen, Ethersauerstoff- und Thioetherschwefelatomen
sowie Kombinationen der erwähnten Gruppen und Atome aufgebaut ist. R1 kann beispielsweise sein eine Methylen-, Ethylen-, Trimethylen-, Phenylen-, Phenylendioxycarbonyl-,
4,4'-Isopropylidenbisphenylenoxycarbonyl-, Methylenoxycarbonyl-, Ethylen-dioxycarbonyl-,
1,2,3-Propan-tri-yl-tris-(oxycarbonyl)-, Cyclohexylen- bis(methylenoxycarbonyl)-,
Ethylen-bis(oxyethylen- oxycarbonyl)- oder Ethylidyntrioxycarbonylgruppe,
[0011] Geeignete Vernetzerverbindungen (Monomere V) sind beispielsweise:
Divinylbenzol; Allylacrylat; Allylmethacrylat; N-Allylmethacrylamid; 4,4'-Isopropylidendiphenyldiacrylat;
1,3-Butylendiacrylat; 1,3-Butylendimethacrylat; 1,4-Cyclohexylendimethylendimethacrylat;
Diethylenglykoldimethacrylat; Diisopropylenglykoldimethacrylat; Ethylendiacrylat;
Ethylendimethacrylat; Ethyliäendiacrylat; 1,6-Diacrylamidohexan; 1,6-Hexamethylendiacrylat;
1,6-Hexamethylendimethacrylat; N,N'-Methylenbisacrylamid; Neopentylglykoldimethacrylat;
Tetraethylenglykoldimethacrylat; Tetramethylendiacrylat; Tetramethylendimethacrylat;
2,2,2-Trichlorethylidendimethacrylat; Triethylenglykoldiacrylat; Triethylenglykoldimethacrylat;
Ethylidyntrimethacrylat; 1,2,3-Propantriyltriacrylat; Vinylmethacrylat; 1,2,4-Trivinylcyclohexan,
Tetraallyloxyethan.
[0012] Besonders vorteilhafte Vernetzerverbindungen sind Trivinylcyclohexan, Divinylbenzol,
Tetraallyloxyethan, 1,4-Butylendimethacrylat. Auch können nebeneinander zwei oder
mehrere der genannten Monomere V für die Herstellung der erfindungsgemäßen Mischpolymerisate
verwendet werden.
[0014] Die erfindungsgemäß verwendeten Polymeren lassen sich nach üblichen Emulsions-Polymerisations-Verfahren
herstellen, beispielsweise durch Emulsionspolymerisation eines ethylenisch ungesättigten
Monomers S mit einem mehrfach ungesättigten Monomer V (Vernetzerverbindung) und einem
mono-ethylenisch ungesättigten Monomer M zweckmäßig in Gegenwart einer anionischen
oberflächenaktiven Verbindung beispielsweise Natriumlaurylsulfat oder in Gegenwart
des Natriumsalzes eines sulfonierten Kondensates eines Alkylphenol-Ethylenoxid-Kondensates
(z.B. Alipal, Hersteller General Dyesruff Corp., USA) und dergleichen sowie zweckmäßig
in Gegenwart eines Radikalbildners oder Radikalinitiators, beispielsweise in Gegenwart
eines freie Radikale bildenden Initiators vom Redoxtyp, z.B. in Gegenwart von Kaliumpersulfat-Natriummetabisulfit;
Kaliumpersulfat-Fe ; H
2O
2-Fe
2+ und dergleichen. Beispielsweise können Verfahren angewandt werden, wie sie in der
US-PS 3 072 588 beschrieben werden.
[0015] Die Isolierung der Mischpolymerisate aus der wäßrigen Dispersion kann in üblicher
Weise durch Flock- und anschließende Filtrierprozesse oder durch Eindampfen der Dispersion
erfolgen. Die Flockung kann z.B. durch Zusatz von Säuren, Salzen, mit Wasser mischbaren
Lösungsmitteln oder durch Gefrierkoagulation erfolgen. Dabei scheidet sich das Mischpolymerisat
als separate Phase ab und kann abgetrennt und getrocknet werden.
[0016] Erfindungsgemäß werden die so hergestellten Mischpolymerisate in Form ihrer Dispersion
in organischen Lösungsmitteln aufgetragen um temporäre Sperrschichten zu bilden. Die
Herstellung derartiger Dispersionen erfolgt in einfacher Weise durch Mischen der Mischpolymerisate
mit organischen Lösungsmitteln, wobei bevorzugt Lösungsmittel mit einer quellenden
Wirkung für das Mischpolymerisat verwendet werden. Derartige Lösungsmittel können
einzeln oder aber auch als Gemisch mehrerer Lösungsmittel verwendet werden, wobei
die Auswahl geeigneter Lösungsmittel von der Zusammensetzung der Mischpolymerisate
abhängt. Häufig sind polare Lösungsmittel wie Dimethylformamid, Dimethylsulfoxid,
Aceton, Methylethylketon, Tetrahydrofuran, Dioxan, geeignet. Bei der Redispergierung
der erfindungsgemäßen Mischpolymerisate entstehen organische Dispersionen mit teilchenförmigem
Charakter. Dies ist offenbar für die Erzielung des gewünschten Sperrverhaltens von
entscheidender Bedeutung. Nicht vernetzte Mischpolymerisate, die in den organischen
Lösungsmitteln zu einer klaren Lösung gelöst werden, lassen sich überraschenderweise
nicht zu brauchbaren temporären Sperrschichten verarbeiten. Die Teilchengröße der
erfindungsgemäßen Mischpolymerisate in den organischen Dispersionen liegt im allgemeinen
zwischen 40 und 500nm.
[0017] Zur Herstellung der erfindungsgemäßen temporären Sperrschichten werden erfindungsgemäß
die zuvor beschriebenen vernetzten Mischpolymerisate in Form ihrer Dispersion in den
genannten organischen Lösungsmitteln vergossen, wobei sie zu klaren Schichten auftrocknen.
Die Dicke der erfindungsgemäßen temporären Sperrschichten richtet sich nach dem gewünschten
Sperrverhalten, insbesondere der Sperrzeit, das ist in etwa die Zeitspanne, während
der der für die Entwicklung erforderliche hohe pH-Wert nahezu unverändert beibehalten
bleibt. Im allgemeinen liegt die Dicke der erfindungsgemäßen temporären Sperrschichten
zwischen 0,5 und 10µm.
[0018] Es zeigt sich, daß die so hergestellten temporären Sperrschichten sich problemlos
vergießen lassen und zwar insbesondere dann, wenn sie unmittelbar auf eine saure Polymerschicht
aufgetragen werden, um mit dieser zusammen das Neutralisationssystem zu bilden. Die
erfindungsgemäßen temporären Sperrschichten weisen darüber hinaus die gewünschte temporäre
Sperrwirkung für wäßriges Alkali auf, wobei der Temperaturgradient der Sperrwirkung
gegen wäßriges Alkali durch Änderung des Monomerenverhältnisses und des Vernetzungsgrades
in weiten Grenzen gezielt eingestellt werden kann.
[0019] Zur Ermittlung geeigneter temporärer Sperrschichten kann man sich folgenden Testes
bedienen:
Ein Schichtträger aus Polyethylenterephthalat wird zunächst mit einer polymeren Säureschicht
aus beispielsweise einem Copolymeren aus 70 Gew.-Teilen Acrylsäure und 30 Gew.-Teilen
Butylacrylat aus organischer Lösung beschichtet und getrocknet. Darauf wird die zu
prüfende temporäre-Sperrschicht als Dispersion in einem organischen Lösungsmittel
aufgetragen und ebenfalls getrocknet. Dieses so erhaltene Prüfblatt wird sodann mit
einer unbeschichteten transparenten Polyethylenterephthalatfolie als Deckblatt über
zwei seitlich angebrachte Abstandsstreifen von 130gm Dicke schichtseitig in Kontakt
gebracht, wobei zwischen den beiden Blättern in bekannter Weise mittels zweier Quetschwalzen
eine viskose Alkalilösung mit einem pH-Indikator verteilt wird. Die alkalische Indikatorlösung
kann beispielsweise wie folgt zusammengesetzt sein:

auffüllen mit Wasser auf 100 ml.
[0020] Nach einer bestimmten Sperrzeit erfolgt eine spontan einsetzende, rasche Entfärbung
der Pastenschicht. Der mittlere Zeitwert zwischen beginnender und völliger Entfärbung
der Paste wird als "EZ-Wert" (EZ = Entfärbungszeit) - gemessen in Minuten - definiert.
Aus der Differenz der bei verschiedenen Temperaturen gemessenen EZ-Werte läßt sich
leicht der Temperaturgradient der Sperrwirkung der zu untersuchenden temporären Sperrschicht
ermitteln. Ein Maß für den erforderlichen Temperaturgradienten ist die sogenannte
Aktivierungsenergie Ea. Sie läßt sich aus dem gradlinigen Teil einer Kurve in kcal
pro Mol ermitteln, in der die gefundenen EZ-Werte in logarithmischem Maßstab in Abhängigkeit
von der reziproken Temperatur aufgetragen sind unter Verwendung der folgenden Gleichung:

[0021] Sperrschichten mit einem günstigen temporären Sperrverhalten weisen eine Aktivierungsenergie
zwischen 15 und 30 kcal pro Mol auf.
[0022] Die erfindungsgemäße temporäre Sperrschicht kann in farbfotografischen Materialien
in mehrfacher Hinsicht verwendet werden. Sie kann beispielsweise eingesetzt werden
zwischen zwei lichtempfindlichen Silberhalogenidemulsionsschichten, um bei der Entwicklung
eine zeitliche Differenzierung des Entwicklungsvorganges in den beiden Silberhalogenidemulsionsschichten
zu erreichen. Diese Ausführungsform kommt beispielsweise besonders dann in Betracht,
wenn sogenannte Entwicklerfarbstoffe als farbgebende Verbindungen verwendet werden.
Hierbei handelt es sich bekanntlich um Verbindungen, die in wäßrig-alkalischem Medium
beweglich sind und die als Folge der Entwicklung bildmäßig immobilisiert werden. Sie
enthalten im gleichen Molekül einen chromophoren Rest, der für die Farbgebung verantwortlich
ist, sowie eine Entwicklerfunktion, die zur bildmäßigen Immobilisierung dient. Aufgrund
der Anwesenheit der Entwicklerfunktion, die eine reaktive Gruppe darstellt, sind die
Entwicklerfarbstoffe in der Lage, bei der Diffusion durch nicht zugeordnete Silberhalogenidemulsionsschichten,
deren Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist, zu reagieren und dort ebenfalls festgelegt
zu werden, was zu einer Verschiebung des Farbgleichgewichts im Ubertragsbild führt.
Mit Hilfe der erfindungsgemäßen temporären Sperrschichten kann erreicht werden, daß
in bestimmten Silberhalogenidemulsionsschichten der für die Entwicklung benötigte
hohe pH-Wert erst dann eingestellt wird, nachdem die Entwicklung in anderen Silberhalogenidemulsionsschichten,
die auf dem Diffusionswege der nicht immobilisierten Farbstoffentwickler liegen, im
wesentlichen bereits abgeschlossen ist.
[0023] Weiterhin können derartige temporäre Sperrschichten fotografisch wirksame Verbindungen
eingebettet enthalten, wie beispielsweise Inhibitoren für die Entwicklung von Silberhalogenid,
die erst beim Nachlassen der Sperrwirkung, d.h. mit einer gewissen Verzögerung, in
Freiheit gesetzt werden.
[0024] Eine weitere erfindungsgemäß besonders bevorzugte Verwendung der temporären Sperrschichten
betrifft die Kombination mit sogenannten sauren Polymerschichten unter Ausbildung
eines kombinierten Neutralisationssystems. Ein solches kombiniertes Neutralisationssystem
kann beispielsweise auf einem gesonderten Bildempfangsblatt für das Farbdiffusionsübertragungsverfahren
angeordnet sein, wenn nach der Entwicklung eine Trennung von Bildempfangsblatt und
lichtempfindlichem Material vorgesehen ist. Ein solches Bildempfangsblatt weist beispielsweise
auf einem Schichtträger, der transparent oder opak sein kann, neben dem kombinierten
Neutralisationssystem aus saurer Polymerschicht und erfindungsgemäßer temporärer Sperrschicht
eine Bildempfangsschicht auf. Vorzugsweise ist das kombinierte Neutralisationssystem
zwischen Schichtträger und Bildempfangsschicht angeordnet und zwar in der Weise, daß
die erfindungsgemäße temporäre Sperrschicht der Bildempfangsschicht zugekehrt ist.
Naturgemäß weist ein solches Bildempfangsblatt selbst keine lichtempfindlichen Schichten
auf.
[0025] Die bevorzugte und hauptsächliche Anwendung der erfindungsgemäßen temporären Sperrschicht
liegt jedoch in der Verwendung in Farbdiffusionsübertragungsmaterialien vom integralen
Typ, d.h. in sogenannten Monoblattmaterialien, bei denen eine Trennung von Bildempfangselement
und lichtempfindlichem Element nicht vorgesehen ist. Ein solches farbfotografisches
Aufzeichnungsmaterial weist beispielsweise folgende Schichtelemente auf:
1) einen transparenten Schichtträger,
2) eine Bildempfangsschicht,
3) eine opake reflektierende Schicht (Bildhintergrundschicht),
4) ein lichtempfindliches Element mit mindestens einer lichtempfindlichen Silberhalogenidemulsionsschicht
und mindestens einer dieser zugeordneten farbgebenden Verbindung,
5) eine Bremsschicht (temporäre Sperrschicht),
6) eine saure Polymerschicht,
7) einen transparenten Schichtträger.
[0026] Das integrale Aufzeichnungsmaterial kann dabei in der Weise zusammengesetzt werden,
daß getrennt voneinander zwei verschiedene Teile hergestellt werden, nämlich der lichtempfindliche
Teil (Schichtelemente 1 bis 4) und das Abdeckblatt (Schichtelemente 5 bis 7), die
dann schichtseitig aufeinander gelegt und miteinander verbunden. werden, gegebenenfalls
unter Verwendung von Abstandsstreifen, so daß zwischen den beiden Teilen ein Raum
für die Aufnahme einer genau bemessenen Menge einer Arbeitsflüssigkeit gebildet wird.
Die Schichtelemente 5 und 6, die zusammen das Neutralisationssystem bilden, können
auch, allerdings in vertauschter Reihenfolge, zwischen dem Schichtträger und der Bildempfangsschicht
des lichtempfindlichen Teiles angeordnet sein.
[0027] Es können Mittel vorgesehen sein, um eine Arbeitsflüssigkeit zwischen zwei benachbarte
Schichten des integralen Aufzeichnungsmaterials einzuführen, z.B. in Form eines seitlich
angeordneten, aufspaltbaren Behälters, der bei Einwirkung mechanischer Kräfte seinen
Inhalt zwischen zwei benachbarte Schichten des Materials, im vorliegenden Fall zwischen
den lichtempfindlichen Teil und das Abdeckblatt, ergießt.
[0028] Durch die saure Polymerschicht (Schichtelement 6) wird in bekannter Weise, nachdem
die Entwicklung im wesentlichen abgeschlossen ist, in dem Aufzeichnungsmaterial der
anfangs hohe pH-Wert auf einen niedrigeren Wert abgesenkt, bei dem im wesentlichen
keine Farbstoffdiffusion mehr stattfindet. Durch die erfindungsgemäße Sperrschicht
(Schichtelement 5) wird in Abhängigkeit von der Entwicklungstemperatur der Zeitpunkt
der pH-Absenkung und damit das Ende der Entwicklung gesteuert.
[0029] Unter einer sauren Polymerschicht wird in bekannter Weise eine Bindemittelschicht
verstanden, die polymere Verbindungen mit Säuregruppen, vorzugsweise Sulfo- oder Carboxylgruppen
enthält. Diese sauren Gruppen reagieren mit den Kationen der Verarbeitungsflüssigkeit
unter Salzbildung und erniedrigen hierbei deren pH-Wert. Selbstverständlich sind die
polymeren Verbindungen und damit die sauren Gruppen in der genannten Schicht diffusionsfest
eingelagert. Vielfach stellen die sauren Polymeren Derivate der Cellulose oder Derivate
von Polyvinylverbindungen dar, es können jedoch auch andere polymere Verbindungen
Verwendung finden. Als brauchbare saure Polymere seien beispielsweise erwähnt: Cellulosederivate
mit freier Carboxylgruppe, z.B. Cellulosedicarbonsäurehalbester mit freier Carboxylgruppe,
wie Celluloseacetathydrogenphthalat, Celluloseacetathydrogenglutarat, Ethylcelluloseacetathydrogensuccinat,
Celluloseacetathydrogensuccinathydrogenphthalat, Ether und Ester von Cellulose, die
mit weiteren Dicarbonsäureanhydriden oder mit Sulfonsäureanhydriden, beispielsweise
mit o-Sulfobenzoesäureanhydrid modifiziert sind, Carboxymethylcellulose, ferner Polystyrolsulfonsäure,
Polyvinylhydrogen
phthalat, Polyvinylacetathydrogenphthalat, Polyacrylsäure, gegebenenfalls teilweise
verestert, Acetale von Polyvinylalkohol mit Aldehyden, die durch Carboxy-oder Sulfogruppen
substituiert sind, wie o-, m- oder p-Benzaldehydsulfonsäure oder -carbonsäure, partiell
veresterte Ethylen-Maleinsäureanhydrid-Mischpolymeri- . sate, partiell veresterte
Methylvinylether-Maleinsäureanhydrid-Mischpolymerisate. Die sauren Polymerschichten
können aus organischer Lösung oder in Form wäßriger Dispersionen aufgetragen werden.
Die saure Polymerschicht muß genügend Säuregruppen enthalten, um den pH-Wert der Verarbeitungsmasse
von anfangs 11 bis 14 so weit zu erniedrigen, daß das Material zum Schluß nahezu neutral
oder schwach sauer eingestellt ist (pH-Wert 5 bis 8).
[0030] Das lichtempfindliche Element (Schichtelement 4) ist im Falle eines integralen Aufzeichnungsmaterials
wesentlicher Bestandteil des erfindungsgemäßen fotografischen Materials. Das erfindungsgemäße
fotografische Material kann selbst aber auch nicht lichtempfindlich sein, z.B. wenn
es sich um ein Abdeckblatt (vgl. etwa Schichtelemente 5 bis 7) handelt oder um ein
separates Bildempfangsblatt. Derartige nicht lichtempfindliche Materialien stellen
Hilfsblätter dar, die zu irgendeinem Zeitpunkt mit dem eigentlichen lichtempfindlichen
Aufzeichnungsmaterial in funktionellen Kontakt gebracht werden.
[0031] Das lichtempfindliche Element enthält im Falle eines Einfarbstoffübertragungsverfahrens
eine lichtempfindliche Silberhalogenidemulsionsschicht und dieser zugeordnet eine
farbgebende Verbindung. Dabei kann sich die farbgebende Verbindung in einer zu der
Silberhalogenidemulsionsschicht benachbarten Schicht oder in der Silberhalogenidemulsionsschicht
selbst befinden, wobei im letzteren Fall die Farbe des Bildfarbstoffes bevorzugt so
ausgewählt wird, daß der überwiegende Absorptionsbereich der farbgebenden Verbindung
nicht übereinstimmt mit dem überwiegenden Empfindlichkeitsbereich der Silberhalogenidemulsionsschicht.
Zur Herstellung mehrfarbiger Übertragsbilder in naturgetreuen Farben enthält das lichtempfindliche
Element jedoch drei derartige Zuordnungen von farbgebender Verbindung und lichtempfindlicher
Silberhalogenidemulsionsschicht, wobei in der Regel der Absorptionsbereich des aus
der farbgebenden Verbindung resultierenden Bildfarbstoffes mit dem Bereich der spektralen
Empfindlichkeit der zugeordneten Silberhalogenidemulsionsschicht im wesentlichen übereinstimmen
wird. Günstig für die Erzielung einer möglichst hohen Empfindlichkeit ist es dann
jedoch, wenn jeweils die farbgebende Verbindung in einer separaten Bindemittelschicht
(gesehen in Richtung des bei der Belichtung einfallenden Lichtes) hinter der Silberhalogenidemulsionsschicht
angeordnet ist oder eine Absorption aufweist, die von derjenigen des Bildfarbstoffes
verschieden ist ("verschobene Bildfarbstoffe" - US 3 854 945).
[0032] Die bei der Entwicklung einer Silberhalogenidemulsion entstehenden Entwickleroxidationsprodukte
dürfen sich selbstverständlich nur auf die zugeordnete farbgebende Verbindung auswirken.
Es sind deshalb im allgemeinen in dem lichtempfindlichen Element Trennschichten vorhanden,
die die Diffusion der Entwickleroxidationsprodukte in andere, nicht zugeordnete Schichten
wirksam unterbinden. Diese Trennschichten können z.B. geeignete Substanzen enthalten,
die mit den Entwickleroxidationsprodukten reagieren, beispielsweise nicht diffundierende
Hydrochinonderivate oder, falls es sich bei der Entwicklerverbindung um eine Farbentwicklerverbindung
handelt, nicht diffundierende Farbku
ppler.
[0033] Bei den farbgebenden Verbindungen kann es sich um farbige Verbindungen handeln, die
selbst diffusionsfähig sind und die bei der Behandlung der Schichten mit einer alkalischen
Arbeitsflüssigkeit anfangen zu diffundieren und lediglich an den belichteten Stellen
durch die Entwicklung festgelegt werden. Die farbgebenden Verbindungen können aber
auch diffusionsfest sein und im Verlauf der Entwicklung einen diffundierenden Farbstoff
in Freiheit setzen.
[0034] Farbgebende Verbindungen, die a priori diffusionsfähig sind, sind beispielsweise
bekannt aus DE-PS 1 036 640, DE-PS 1 111 936 und DE-PS 1 196 075. Die dort beschriebenen
sogenannten Farbstoffentwickler enthalten im gleichen Molekül einen Farbstoffrest
und eine Gruppierung, die in der Lage ist, belichtetes Silberhalogenid zu entwickeln.
[0035] Unter den bisher bekannt gewordenen Verfahren zur Herstellung farbfotografischer
Bilder nach dem Farbdiffusionsübertragungsverfahren gewinnen in jüngster Zeit zunehmend
solche an Bedeutung, die auf der Verwendung diffusionsfest eingelagerter, farbgebender
Verbindungen beruhen, aus denen bei der Entwicklung diffundierende Farbstoffe oder
Farbstoffvorläuferprodukte bildmäßig abgespalten und auf eine Bildempfangsschicht
übertragen werden. Derartige nicht diffundierende farbgebende Verbindungen sind beispielsweise
in den folgenden Druckschriften beschrieben:

[0036] In den genannten Druckschriften werden sowohl solche nicht diffundierende farbgebende
Verbindungen beschrieben, die bei Verwendung üblicher negativer Silberhalogenidemulsionen
negative Farbbilder erzeugen, als auch solche die bei Verwendung negativer Silberhalogenidemulsionen
positive Farbbilder erzeugen. Im ersteren Fall bedarf es, falls positive Farbbilder
erwünscht sind, entweder der Verwendung direkt positiver Silberhalogenidemulsionen
oder, bei Verwendung von negativen Emulsionen, der Anwendung eines der bekannten Umkehrverfahren,
z.B. nach dem Silbersalzdiffusionsverfahren (US 2 763 800) oder durch Verwendung von
Verbindungen, die als Folge der Entwicklung Entwicklungsinhibitoren in Freiheit setzen.
[0037] Das erfindungsgemäße fotografische Material kann insbesondere dann, wenn es sich
um ein solches von integralem Typ handelt, in einer besonderen Ausgestaltung des weiteren
eine oder mehrere für wäßrige Flüssigkeiten durchlässige pigmenthaltige opake Schichten
enthalten. Diese können zwei Funktionen erfüllen. Einerseits kann hierdurch der unerwünschte
Zutritt von Licht zu lichtempfindlichen Schichten unterbunden werden und andererseits
kann eine solche Pigmentschicht insbesondere, wenn ein helles oder weißes Pigment
z.B. Ti0
2 verwendet wurden, für das erzeugte Farbbild einen ästhetisch angenehmen Hintergrund
bilden. Integrale farbfotografische Aufzeichnungsmaterialien mit einer solchen Pigmentschicht
sind bekannt, z.B. aus US 2 543 181 und DE-AS 1 924 430. Anstelle einer vorgebildeten
opaken Schicht können auch Mittel vorgesehen sein, um eine solche Schicht erst im
Verlauf des Entwicklungsverfahren zu erzeugen. Entsprechend den beiden erwähnten Funktionen
können derartige Pigmentschichten aus zwei oder mehreren Teilschichten aufgebaut sein,
von denen eine beispielsweise ein weißes Pigment und die andere beispielsweise ein
dunkles, Licht absorbierendes Pigment, z.B. Ruß, enthält.
[0038] Die Bildempfangsschicht (z.B. Schichtelement 2) besteht im wesentlichen aus einem
Bindemittel, das Farbstoffbeizmittel für die Festlegung der diffundierenden sauren
Farbstoffe enthält. Als Beizmittel für saure Farbstoffe dienen vorzugsweise langkettige
quaternäre Ammonium- oder Phosphoniumverbindungen oder tertiäre Sulfoniumverbindungen,
z.B. solche, wie sie beschrieben sind in US 3 271 147 und US-3 271 148. Ferner können
auch bestimmte Metallsalze und deren Hydroxide, die mit den sauren Farbstoffen schwerlösliche
Verbindungen bilden, verwandt werden. Die Farbstoffbeizmittel sind in der Empfangsschicht
in einem der üblichen hydrophilen Bindemittel dispergiert, z.B. in Gelatine, Polyvinylpyrrolidon,
ganz oder partiell hydrolysierten Celluloseestern. Selbstverständlich können auch
manche Bindemittel als Beizmittel fungieren, z.B. Mischpolymerisate oder Polymerisatgemische
von Vinylalkohol und N-Vinylpyrrolidon, wie beispielsweise beschrieben in der DE-AS
1 130 284, ferner solche, die Polymerisate von stickstoffhaltigen quaternären Basen
darstellen, z.B. Polymerisate von N-Methyl-2-vinylpyridin, wie beispielsweise beschrieben
in US 2 484 430. Weitere brauchbare beizende Bindemittel sind beispielsweise Guanylhydrazonderivate
von Alkylvinylketonpolymerisaten, wie beispielsweise beschrieben in der US 2 882 156
oder Guanylhydrazonderivate von Acylstyrol-polymerisaten, wie beispielsweise beschrieben
in der DE-OS 2 009 498. Im allgemeinen wird man jedoch den zuletzt genannten beizenden
Bindemitteln andere Bindemittel, z.B. Gelatine, zusetzen.
Beispiele 1 bis 5
[0039] (Herstellung der Mischpolymerisate 1 bis 5)
Mischpolymerisat 1
[0040] Unter Durchleiten von Stickstoff wird eine Lösung aus 1 kg Wasser, 80 g einer 10
%igen Alkyldiphenyletherdisulfonat-Lösung und 4 g Kaliumperoxodisulfat auf 60°C erwärmt.
Dazu tropft man gleichzeitig eine Mischung aus 196 g Butylacrylat, 24 g Acrylsäure,
8 g 1,2,4-Trivinylcyclohexan, 172 g Styrol und eine Lösung aus 4 g Natriummetabisulfit
in 50 g Wasser innerhalb von 3 Stunden zu. Nach weiteren 4 Stunden Rühren bei 60°C
erhält man einen Latex mit einem Feststoffanteil von 12,2 %.
[0041] Der erhaltene Latex wird mit 200 g konzentrierter Salzsäure versetzt. Das dabei ausgefallene
Mischpolymerisat wird abfiltriert, getrocknet und in 4 kg Methylethylketon redispergiert.
Geringe nicht redispergierte Anteile werden durch Filtration aus der organischen Dispersion
entfernt.
Mischpolymerisat 2
[0042] Die Herstellung erfolgt wie in Beispiel 1 beschrieben. Als Monomer wird ein Gemisch
aus 196 g Butylacrylat, 24 g Acrylsäure, 200 g Styrol und 20 g Trivinylcyclohexan
eingesetzt.
Mischpolymerisat 3
[0043] Die Herstellung erfolgt nach der in Beispiel 1 angegebenen Vorschrift. Es wird ein
Monomergemisch aus 15 g Itaconsäure, 25 g Divinylbenzol, 170 g Acrylnitril und 190
g Ethylacrylat eingesetzt.
Mischpolymerisat 4
[0044] Die Herstellung wird nach der in Beispiel 1 angegebenen Methode durchgeführt. Es
wird ein Monomergemisch aus 35 g Carboxyethylacrylat,.30 g Hexandioldiacrylat, 135
g 2,3-Dichlorbutadien und 200 g Butylmethacrylat eingesetzt.
Mischpolvmerisat 5
[0045] (nicht erfindungsgemäß)
[0046] Die Herstellung wird nach Beispiel 1 unter Verwendung eines Monomergemisches aus
200 g Butylacrylat, 24,4 g Acrylsäure und 175,5 g Styrol durchgeführt.
Beispiel 6
[0047] Auf einen Schichtträger aus Polyethylenterephthalat wurde aus methanolischer Lösung
ein Copolymer aus 70 Gew.-Teilen Acrylsäure und 30 Gew.-Teilen Butylacrylat mit einem
Auftrag von 15 g/m
2 vergossen.
[0048] Darauf wurde das erfindungsgemäße Mischpolymerisat 2 als Dispersion in Methylethylketon
mit einem Auftrag von
6,
5 g/m vergossen.
[0049] Auf das so hergestellte Prüfblatt A wurde ein Tropfen von 10µl 1n KOH aufgebracht,
eine pH-Oberflächenelektrode (Fa. Ingold; Typ HA 403) aufgesetzt und die p
H-Abfallkurve über einen angeschlossenen x/y-Schreiber registriert (Fig. 1, Kurve 1).
Die Kurve zeigt nach einer Sperrzeit von 2 Minuten einen scharfen Knick und fällt
danach steil ab.
Vergleichsbeispiel
[0050] Gießt man, wie oben beschrieben, das unvernetzte Mischpolymerisat 5, das abgesehen
von dem fehlenden Monomer V nahezu das gleiche Monomerverhältnis aufweist wie das
obige Mischpolymerisat 2, auf die saure Polymerschicht auf und registriert den pH-Abfall
unter den gleichen Meßbedingungen, so erhält man eine wesentlich flachere pH-Abfallkurve,
keine ausgeprägte Sperrzeit und keinen scharfen Knick (Fig. 1, Kurve 3).
[0051] Deckblätter mit solch flachem pH-Abfall liefern bei Verarbeitung mit integralen lichtempfindlichen
Elementen, wie sie z.B. entsprechend DE-OS 2 652 464, Beispiel 19 als Sofortbildmaterialien
Verwendung finden, Farbbilder mit wesentlich höheren Minimaldichten, d.h. einen höheren
Farbschleier in den Bildweißen, der die Bildqualität erheblich beeinträchtigt.
Beispiel 7
[0052] Zur Erzielung höher-er Sperrzeiten verwendet man beispielsweise Mischpolymerisate
mit einem geringeren Vernetzungsgrad, wobei das Monomerenverhältnis M/S beibehalten
werden kann.
[0053] Stellt man sich, wie in Beispiel 1 beschrieben, eine Sperrschicht her, die aus dem
schwächer vernetzten Mischpolymerisat 1 besteht, und gießt diese direkt auf die saure
Polymerschicht, so erhält man schon mit wesentlich geringeren Schichtdicken Sperrschichten
mit wesentlich höherer Sperrzeit. So ergibt eine Schichtdicke von 1,4 g/m
2 eine Sperrzeit von 8,2 Minuten (Fig. 1, Kurve 2).
Beispiel 8
[0054] Analoges Sperrverhalten gegenüber Alkali zeigen Schichten mit dem als Dispersion
in einem organischen Lösungsmittel vergossenen Mischpolymerisat 3. Gießt man das Mischpolymerisat
3 in einer Stärke von 3,5 g/m
2 auf eine saure Polymerschicht gemäß Beispiel 6 auf und prüft in der vorbeschriebenen
Weise die Sperrwirkung dieser Schicht mit 1n KOH unter Verwendung einer pH-Oberflächenelektrode,
so findet man eine Sperrzeit von 4,2 Minuten und einen steilen pH-Abfall (Fig. 1,
Kurve 4).
Beispiel 9
[0055] A) Der lichtempfindliche Teil A einer fotografischen Filmeinheit wurde hergestellt,
indem auf einen transparenten Träger aus Polyesterfolie 150µm dick folgende Schichten
nacheinander aufgetragen wurden. Die Mengenangaben beziehen sich dabei jeweils auf
1 m
2. Strukturformeln der Verbindungen I bis IV siehe Anhang.
1. Beizschicht aus 2,7 g einer polymeren Beize aus Copoly-(Styrol - N,N-dimethyl-N-benzyl-methacrylamidobenzylammonium-
chlorid.- Divinylbenzol), Molverhältnis 49/49/2; 2,7 g Gelatine.
2. Weiße Pigmentschicht aus 18 g Titandioxid; 2,6 g Gelatine.
3. Schwarze Pigmentschicht aus 1,9 g Ruß; 2,1 g Gelatine.
4. Blaugrünfarbstoffschicht aus 0,35 g der Verbindung I; 0,35 g Gelatine.
5. Rotsensibilisierte Silberhalogenidemulsionsschicht mit einer unverschleierten,
direkt positiv arbeitenden Silberchloridbromidemulsion aus 1,08 g Silber (0,01 Mol);
1,42 g Gelatine; 0,19 g sec-Octadecylhydrochinonsulfosäure-Kaliumsalz; 0,025 mg 1-p-Formylhydrazinophenyl-3-phenyl-2-thioharnstoff;
0,25 mg 2-Mercapto-5-sulfobenz- imidazol.
6. Zwischenschicht aus 0,5 g 2-Acetyl-5-sec.-octadecyl-hydrochinon; 0,75 g Gelatine.
7. Purpurfarbstoffschicht aus 0,45 g der Verbindung II; 0,45 g Gelatine.
8. Grünsensibilisierte Silberhalogenidemulsionsschicht mit einer unverschleierten,
direkt positiv arbeitenden Silberchloridbromidemulsion aus 1,08 g Silber; 1,42 g Gelatine;
0,19 g sec.-Octadecylhydrochinonsulfonsäure-Kaliumsalz; 0,03 mg 1-p-Formylhydrazinophenyl-3-phenyl-2-thioharnstoff;
0,25 mg 2-Mercapto-5-sulfobenzimidazol.
9. Zwischenschicht identisch mit Schicht Nr. 6.
10. Gelbfarbstoffschicht aus 0,62 g der Verbindung III; 0,62 g Gelatine.
11. Blauempfindliche Silberhalogenidemulsionsschicht mit einer unverschleierten direkt
positiv arbeitenden Silberchloridbromidemulsion aus 1,08 g Silber; 1,42 g Gelatine;
0,08 mg 1-p-Formyl- hydrazinophenyl-3-phenyl-2-thioharnstoff; 0,19 g sec.-Octadecylhydrochinonsulfonsäure-Kaliumsalz;
0,125 mg 2-Mercapto-5-sulfobenzimidazol.
12. Schutzschicht aus 0,6 g Gelatine.
13. Härteschicht aus 0,06 g des Härtungsmittels Verb. IV; 0,6 g Gelatine.
[0056] B) Das Abdeckblatt B mit dem Neutralisationselement, bestehend aus einer sauren Polymerschicht
und einer erfindungsgemäßen temporären Sperrschicht, wurde hergestellt, indem auf
einen transparenten Träger aus 100µm dicker Polyesterfolie nacheinander folgende 2
Schichten aufgetragen wurden:
1. Neutralisationsschicht aus 17 g Mischpolymerisat aus 70 Teilen Acrylsäure und 30
Teilen Acrylsäurebutylester (vgl. FR 2 290 699).
2. Temporäre Sperrschicht aus 0,9 g des Mischpolymerisats 1, dispergiert in Methylethylketon.
[0057] C) Zum Vergleich wurde ein Abdeckblatt C verwendet, das anstelle des Mischpolymerisats
1 als temporäre Sperrschicht das unvernetzte Mischpolymerisat 5 in einer Auftragsstärke
von 0,7 g/m enthielt.
[0058] Jeweils ein Blatt des lichtempfindlichen Teils A und des Abdeckblatts B sowie des
Vergleichs-Abdeckblattes C wurden über zwei seitlich angebrachte Abstandsstreifen
von 100µm Dicke miteinander schichtseitig in Verbindung gebracht, wobei an einem Ende
ein Beutel mit Entwicklerpaste und am anderen Ende eine Falle für überschüssigen Entwickler
angebracht wurden. Der so gebildete Set wurde durch eine Belichtungsvorlage (Graukeil
und Farbauszüge) belichtet, anschließend durch ein Quetschwalzenpaar geführt, wobei
sich die Entwicklerpaste zwischen lichtempfindlichem Teil und Abdeckblatt verteilte.
Die Entwicklerpaste hatte folgende Zusammensetzung:

Nach Ablauf der Entwicklungszeit war durch den transparenten Träger auf der TiO
2-Schicht als Bildhintergrund ein positives Abbild der Vorlage sichtbar.
[0059] Bei der Bildprobe mit dem Deckblatt B wurde - entsprechend dem steileren pH-Abfall
bei gleich guten Maximaldichten - ein wesentlich geringerer Farbschleier in dem Bildweißen
beobachtet als bei dem Vergleichsbeispiel mit Deckblatt C.